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Wer nicht von dreitausend Jahren Sich weiß Rechenschaft zu geben, Bleib im Dunklen, unerfahren, Mag von Tag zu Tage leben. West-östlicher Divan. Vorwort. In einem im Jahre 1904 unter dem Titel „4000 Jahre Pionier-Arbeit in den exakten Wissenschaften" erschienenen Werke haben wir den Ver- such gemacht, einen Abriß der G^chichte der ^Naturwissenschaften und der Technik in Form einer chronologischen Übersicht zu geben. Das vorliegende Buch, für dessen Bearbeitung noch ein dritter Mitarbeiter gewonnen worden ist, verfolgt den gleichen Zweck, jedoch in ausführlicherer und umfassenderer Weise. Die Zahl der Artikel ist von 3600 auf nahezu 13000 gestiegen. Es sind jetzt nicht nur die bahnbrechenden Taten und grundlegenden Er- eignisse, sondern auch die einzelnen Stufen der Entwicklung zur Dar- stellung gelangt, und es ist dadurch der Werdegang einer jeden Schöpfung veranschaulicht worden. Die einzelnen Artikel sind wesentlich ausgeführt worden, so daß sie einander zu einer auch für den Nichtfachmann verständlichen zu- sammenhängenden Oeschichtsdarstellung ergänzen. Sämtliche Angaben sind auf Grund zuverlässigster Quellen geprüft, und dazu nicht nur alle in Betracht kommenden Fachwerke, sondern auch die einschlägigen Zeitschriften und wissenschaftlichen Abhand- lungen der in- und ausländischen Literatur benutzt worden. Angesichts dieser Ausgestaltung des Buches dürfen wir hoffen, daß sich dasselbe in immer weiteren Kreisen als ein selten versagendes Nach- schlagewerk für alle Tatsachen der Naturwissenschaften und der Technik bewähren, und daß es auch für den Forscher — neben seiner Fachlite- ratur — von Wert und Interesse sein wird. — VII — Wie bereits im Vorwort zur ersten Auflage erwähnt worden ist, bildete die umfangreiche Autographensammlung des Herausgebers den Grundstock des Werkes. Diese Entstehung brachte es mit sich, daß nur solche Entdeckungen und Erfindungen Aufnahme fanden, für die ein bestimmter Name nach- weisbar war. Dieser Grundsatz ist auch jetzt beibehalten und nur in den wenigen Fällen davon abgewichen worden, wo es nicht möglich war, den wahren Urheber einer Schöpfung festzustellen, aber unerläßlich schien, die Tat- sache selbst zu berücksichtigen. Noch sei darauf hingewiesen, daß am Schlüsse ein Personen- und ein Sachverzeichnis beigefügt sind, und daß es sich empfiehlt, beim Nach- schlagen von Artikeln diese Verzeichnisse grundsätzlich zu Eate zu ziehen. Im besonderen wird aus dem Sachverzeichnisse der gesamte Plan und die innere Gliederung eines jeden zur Darstellung gelangten Gebietes erhellen und so rasch erkannt werden, was das Buch in jeder einzelnen Frage zu bieten vermag, während ohne Benutzung des Ver- zeichnisses manche Angabe des Buches möglicherweise unaufgefunden bleiben würde. Außer den in der ersten Auflage genannten Herren haben uns auch diesmal zahlreiche Forscher durch Beiträge und durch Bearbeitung ganzer Gebiete gefördert. Es sind dies die Herren: Dr. Otto Antrick, Berlin. Sanitätsrat Dr. Berthold, Eonsdorf. Professor Dr. F. Blumenthal, Berlin. Privatdozent Dr. J. von Braun, Göttingen. Professor Dr. Ed. Buchner, Berlin. Geheimer Eegierungsrat Professor Dr. Diels, Berlin. Professor Dr. Dziobek, Charlottenburg. Geheimer Eegierungsrat Professor Dr. Emil Fischer, Berlin. Dr. Max Ikl^, Berlin. Eisenbahn-Oberingenieur Ludwig Kohlfürst, Kaplitz i.B. Professor Dr. Lehmann-Haupt, Berlin. Dr. K. Löwen fei d, Charlottenburg. Professor Dr. W. Marckwald, Berlin. Professor Dr. Möller, Carlshorst. Dr. Albert Oliven, Berlin. Dr. Aug. Pfaff, Berlin. Hüttenmeister Dr. J. Savelsberg, Papenburg. — VIII — Kommerzienrat Schleifer, Berlin. Dr. H. E. Schmidt, Berlin. Wilh. Schmidt, Helmstedt. Oberingenienr Schnaubert, Berlin. Professor Dr. Semmler, Berlin. Dr. Max Senator, Berlin. Dr. Bobert Stelzner, Berlin. Dr. P. Wich mann, Hamburg. Dr. Wohlwill, Hamburg. Wir verfehlen nicht, ihnen sowie den in der ersten Auflage ge- nannten Herren unseren verbindlichsten Dank auszusprechen. Für Ergänzungen, Berichtigungen und anderweite Batschläge sind wir nach wie vor dankbar und bitten, gütige Zuschriften an Professor Dr. L. Darmstaedter, Berlin W. 62, Landgrafenstraße 18a richten zu wollen. Berlin, im Oktober 1908. Professor Dr. Ludwig Darmstaedter. Professor Dr. Ren6 du Bois-Reymond. Oberst z. D. Carl Schaefer. — IX — InhaltsYerzeichnis. Seite Am Otiranolocltclii Dflntoflww VorohriBtliohe Zeit 1—28 ChriBtliohe Zeit Erstes bis sehntes Jahrhundert 29 — 47 Elftes bis fünfzehntes Jahrhundert 48 — 71 Sechzehntes Jahrhundert 72—104 Siebzehntes Jahrhundert 105 — 159 Achtzehntes Jahrhundert 160—276 Neunzehntes Jahrhundert • • . . . 277—993 Zwanzigstes Jahrhundert 994—1070 B. PtrtOMiivtmlcliiiii 1071—1138 C. Saehvtmichnil 1139—1262 X — Chronologische Darstellung. Vorchristliche Zeit. 3500 Der Hindugelehrte PannlngrltiiM zu Arittuwarum am Ganges soll zuerst Palmenpapier zum Schreiben benutzt haben, in welches die Buchstaben mittels eines Griffels eingedrückt, und alsdann durch Abreiben mit öl und Ruß lesbarer gemacht wurden. („Palmyrabücher*'.) 3000 Ein in Telloh gefundenes Basrelief aus Kalkstein, das unter anderem einen Harfenspieler darstellt, und eine in Bismya aufgefundene Vase aus blauem Seifenstein zeigen, daß den Babyloiittni zu jener Zeit sowohl die elf-, wie die sieben- und fünf saitige Harfe bekannt waren. 2700 Der chinesische Kaiser SNn-nuiif, ,4er Vater der Landwirtschaft, der t Arznei- und Heilktmst", gibt, wie chinesische Quellen anführen, das „Pen* \ king*', eine 165 Heilmittel enthaltende Arzneimittelsammlung heraus und ) erprobt den Geschmack der Krauter und ihre Wirkimg auf den mensch- ' liehen Organismus. Er schreibt auch ein Buch über Pflanzenkunde / (Hon-zo). — Der chinesische Kaiser 8lifii-niiiiK wird als Erfinder des Pfluges genannt. 2668 Der chinesische Kaiser Hwttif-tl und sein Arzt U-pt stellen die ersten Grundgesetze der Heilkunde auf. 2650 Duagl l.| König von ür, südbabylonischer Beherrscher des Zweistromlandes, wird von Nebukadnezar II. (s. 570 v. Chr.) als Urheber einer Gewichts- norm, der schweren babylonischen Mine zu 982,4 g genannt. Aus 2 Sta- tuen, die völlig übereinstimmende Maßstäbe tragen, ergibt sich die baby- lonische Doppelelle zu 990 — 996 mm, fast genau gleich dem Sekundenpendel für den 30. Breitengrad. Da das Wassergewicht des Kubus vom Zehntel der Doppelelle fast genau dem Gewicht der Mine entspricht, liegt hier anscheinend ein geschlossenes Maß- und Gewichtssystem vor, dessen Ein- heiten die Grundlage für die gesamte metrologische Entwicklung des Alter- tums gebildet haben. Dieses Maß- und Gewichtssystem beruht auf dem Prinzip der Sexagesimalteilung von Zeit und Baum. 2630 Nachdem die Seide zuerst unter dem chinesischen Kaiser Fu-hi, dessen Kegierungszeit unbekannt ist, in Gebrauch gekommen war, nehmen der Kaiser Hwang-tl imd de^ssen Gemahlin Hsl-IInf-thl die Zucht der Seiden- raupe auf und fördern durch die Begründung der Weberei und Stickerei die chinesische Industrie. — Unter der Begierung des chinesisohen Kaisers Hwang-tl soll das Rechen- brett, Sw4n-pän, erfunden und das erste arithmetische Werk, Kieou- tschang, verfaßt worden sein. Der angebliche Erfinder des Swän-pän ist der Minister Cheöu-ly. Darmitaedter. 1 — 1 — 2ea0 T. Chr. 2630 Tlen-tscheii erfindet nach Angabe chinesischer Geschichtsschreiber die Tusche, die in Stangen jedoch erst im 3. Jahrhundert v. Chr. in den Handel kommt. 2600 Von ChMpt, ägyptischem König der vierten Dynastie, riihrt die größte der Pyramiden her, die sich südwestlich von Kairo bei dem Dorfe Gizeh auf dem linken Nilufer erheben. Sie war ursprünglich 147 m hoch und an jeder Seite der quadratischen Grundfläche 233 m lang. An ihr sollen nach Herodot 100000 Menschen 20 Jahre lang gearbeitet haben. Die Masse des Mauerwerks betrug ursprünglich 2521000 cbm. Die zweit- größte Pyramide ist die des Königs Chephren, und es sind von Kairo bis zum Fayüm noch die Spuren von 67 Pyramiden nachweisbar. AJle diese Bauwerke sind so scharf orientiert, daß anzunehmen ist, daß an ihre Er- bauung unter anderem auch die Absicht geknüpft war, mittels ihrer Grund- linien die Himmelsrichtungen festzulegen. — Der Chinese Ral-ko fixiert die von Hwang-ti und Li-pe (s. 2668 v. Chr.) auf- gestellten Prinzipien der Heilkunde in seinem Werke „Nai-kiyo", (das innere System), in welchem sich unter anderem die erste, sehr kompU- zierte Theorie des Pulses befindet. ^500 In der von den Amerikanern ausgegrabenen altbabylonischen Tempal- MMIothtk zu Nlppiir finden sich Multiplikationstabellen zum Ablesen größerer Multiplikationen und astronomische Berechnungen über die Sternbilder Skorpion und Jungfrau. 2356 Der Beisbau ist in China schon im 3. Jahrtausend v. Chr. bekannt. Im Jahre 2356 v. Chr. laßt der chinesische Kaiser ilao am Jantsekiang Be- wässerungswerke anlegen und regelt die Verteilung der Einkünfte der Keisfelder. 2260 Im 3. Jahrtausend v. Chr. ist Babylonien bereits mit einem weitver- zweigten und kunstvoll gegliederten Systeme von Kanälen durchzogen, die zum Teil der Entwässerung, zum Teil der Bewässernog dienen und von dem hohen Stande der damaligen Wasserbaukunst Zeugnis ablegen. So rühmt sich namentlich der babylonische Herrscher HammoraMi den Län- dern Sumer und Akkad Wasser durch Kanäle zugeführt zu haben. 2220 Der chinesische Kaiser Yil fördert die Verbreitung der Seidenzucht, indem er weite Landstrecken entwässert, dieselben mit Maulbeerbäumen bepflanzt und Seidenraupen unter die Bevölkerung verteilt. Zu seiner Zeit beherr- schen die Chinesen die Technik der Weinbereitung in vollem Umfange. Doch scheint der Wein damals nur religiösen Opferzwecken gedient zu haben. — Zur Zeit des chinesischen Kaisers Yfl ist den Chinesen der Stahl (Lowe) bekannt. 2206 Der Sohn des chinesischen Herrschers Yü begründet die erste erbliche Dynastie HIa in China. Um diese Zeit wird die chinesische Zeitrechnung derart geregelt, daß sie nunmehr 60 jährige Zyklen umfaßt. Als Anfang der chinesischen Aera wird das Jahr 2637 v. Chr. festgesetzt. 2137 Die Chinesen kennen im 3. Jahrtausend v. Chr. die Vorausberechnung der Sonnenfinsternisse. Denn wie in dem von Confucius verfaßten Schu-klng (Buch der Annalen) berichtet wird, werden die chinesischen Hofastronomen Hi und Ho mit dem Tode bestraft, weil sie die Sonnenfinsternis vom Jahre 2137 v. Chr. (nach Oppolzer*s Berechnung vom 22. Oktober 2137) nicht vorausgesagt haben. 2000 Der König Mmtuh6tep erbohrt einen Brunnen und sein Offizier Se'anch „macht die Täler Hammam&ts zu Krautgarten und seine Höhen zu Wasser- teichen". 1880 Zur Zeit des Königs Stnwosrtt III. (Sesostris) gibt es in Ägypten Bierbraue- reien und Gerbereien. o 1260 T. Chr. 1830 Aimmniliit III., ägyptischer König der 12. Dynastie, erbaut der Über- lieferung nach den großartigen Tempelpalast unweit vom Mörissee in der Landschaft Fayüm, aus dessen Namen Lope-ro-hunt das Wort „Labyrinth** entstanden ist. Die Bauart dieses, nach den Untersuchungen von Flinders Petrie 305 m langen und 278 m breiten Tempelkolosses setzt, wie die der Pyramiden, (s. 2600 v. Chr. Cheops) Dicht unbedeutende mathematisch- technische Kenntnisse voraus. 1750 Der Ägypter Aabmata (ilahmoie) lehrt im „Papyrus Bhind", dem ältesten ägyptischen mathematischen Handbuche, die Berechnung des Flächeninhalts von Feldstücken, deren einschließende Seiten gegeben sind. Er rechnet mit ganzen Zahlen und Stammbrüchen und benutzt eingekleidete Gleichungen ersten Grades mit einer Unbekannten. 1700 Das älteste bekannte Stück von wirklichem Email, d. i. Glas, welches auf Metall aufgeschmolzen und innig mit demselben verbunden ist, ist das Armband derj ägyptischen Königin Aahotop, welches sich im Museum zu Bulak befindet. 1600 In das Jahr 1600 v. Chr. mindestens ist die Ausbildung des Zodiakus (Tierkreises) durch die Babylonltr zu setzen; wahrscheinlich reicht sie aber weiter zurück, vermutlich in ihren Anfängen bis über 3000 v. Chr. 1475 Zur Zeit des Königs Ttiulmotit III. kennt man in Ägypten die Blasebälge. Es geht dies aus einer in Theben aufgefundenen Abbildung hervor, wo bei einem Metallschmelzprozesse ein Ledersack von zwei Männern ab- wechselnd niedergetreten (entleert) und an Stricken wieder hochgezogen (mit Luft gefüllt) wird. — In Ägypten ist zur Zeit des Königs Thutmotit III. die Herstellung der Glas- perlen bekannt. Eine 2 cm dicke Glasperle, welche dem Glasschmucke der Königin Hatasu, der Gemahlin Thutmosis*, angehört hatte, ist von Captain Honey in Theben aufgefimden worden. — Von der im Altertum weit zurückreichenden Kenntnis des Eisens (vgl. auch 2220 v. Chr.) zeugt ein in der großen Cheopspyramide gefundenes Stück Schmiedeeisen und ein unter einer Sphinx in Kamak gefundener Teil einer Sichel. Urkundlich zuerst bestätigt wird der allgemeine Ge- brauch des Eisens in Ägypten durch eine Inschrift aus der Zeit des Ägypter- königs Tliutmosis III. — In den Tributlisten und Beuteverzeichnissen des ägyptischen Königs Tliiit- mosis III., welche sich auf seine in Asien geführten Kriege beziehen, wird von erbeutetem Blei berichtet, — die erste geschichtlich beglaubigte Er- wähnung dieses Metalls. 1425 In dem Grabe des Königs Thulmosis iV. von Ägypten sind eine Anzahl Gewebefragmente gefunden worden, die wohl die ältesten bekannten Webereien darstellen und die keinen Zweifel übrig lassen, daß damals schon aufrechtstehende Webstühle benutzt worden sind. Überraschend ist die Tatsache, daß ein Teil der Farben (Bot und Blau) noch in vollem Glänze leuchten, während andere (Braun und Schwarz) abgeblaßt sind. 1400 Zur Zeit des ägyptischen Königs AniMophlt IV. ist die Schnellwage mit Laufgewicht in Ägypten in Gebrauch. 1250 Zur Zeit des ägyptischen Königs RamtM II. führen die Ägypter im Kriege zweirädrige Streitwagen mit sechsspeichigen Bädern und unmittelbar auf der Achse stehendem Wagenkasten, an welchem die Deichsel unbeweglich befestigt ist. Dieselbe trägt vom ein gepolstertes Joch, das mit Biemen um Brust und Bauch des Pferdes geschnallt wird. — Der ägyptische König RamtM II. vollendet den bereits von seinem Vater Sethos I. begonnenen Bau eines Schiffahrtskanals vom Nil zum Timsah- 1* — 3 — 1170 V. Chr. Sun und von da zum Roten Meere. Der Kanal verfällt später. (Vgl. 610 V. Chr. Necho.) 1170 Zur Zeit des Königs RamsM III. kennt man in Ägypten die Töpferscheibe und den Sonnenschirm. — In Medinet- Abu sind die Spitzen der von RamtM III. errichteten Masten vergoldet. Vermutlich haben diese Masten als Blitzableiter dienen sollen. Jedenfalls sind die Gresetze der Blitzleitung den alten Kulturvölkern keineswegs unbekannt gewesen, wie dies unter anderem die Inschriften des Tempels von Edfu beweisen. Auch eine Inschrift am Tempel von Dendera muß dahin gedeutet werden, daß die neben demselben auf- gerichteten kupferbeschlagenen Holzstangen zum Schutz gegen den Blitz- schlag bestimmt seien. 1160 Unter der Dynastie der Tscheu werden magnetische Wagen gebaut, in deren Vorderteil eine frei schwimmende Magnetnadel Arme und Hände einer kleinen Figur, die nach Süden weist, bewegt. Solche Apparate, „Fse-nan" (Andeuter des Südens) genannt, werden den Gesandten von Tonkin und TonMnchina vom Kaiser Ttchlnf-waiig geschenkt, um ihre Rückkehr durch die großen Ebenen zu sichern. Da« Volk, von welchem die Gesandten kamen, wird nach Richthofens „China*' als „Yue-shang- shi" bezeichnet. 1 150 Wie das „Heilige Buch der Lieder*' erwähnt, läßt der chinesische Herrscher Wu-wang einen zoologischen Garten (Park der Intelligenz) anlegen, der 800 Jahre lang bestanden hat, und Säugetiere, Vögel, Schildkröten undFische enthielt. Es ist dies die erste geschichtliche Erwähnung eines zoologischen Gartens. 1100 Der zu Loy-ang residierende chinesische Kaiser Tsehu-kong findet für die Schiefe der Ekliptik den für jene Zeit auffallend richtigen Wert von 23« Ö2'. 800 Homtr kennt Goldschmiede und Bronzeschmiede und erwähnt schon das geschlagene Gold, da« auch den alten Ägyptern bekannt war. Die Werk- statt des Hephaestos weist Hammer und Zange, Blasebalg und Sohmelz- tiegel, Amboß und Amboßgestell auf. Auch nennt Homer das Zinn, kennt aber seine Eigenschaften nicht genauer. Er erwähnt zweimal das Blei. (Vgl. auch 1476 v. Chr.) — Homtr kennt bereits die Härtbarkeit des Stahles durch Ablöschen in kaltem Wasser, wie aus Od. IX, 391 hervorgeht. (Vgl. auch 1050 n. Chr.) An zahlreichen Stellen werden bei ihm Waffen erwähnt, die wir uns nur als stählerne vorstellen können. (S. a. 2220 und 1475 v. Chr.) — Homtr erwähnt die Töpferscheibe, deren Erfindung dem Korinther Hyperbios oder dem Talos, dem Neffen des Daedalos, beigelegt wird. (Vgl. jedoch 1170 v. Chr. Ramses III.) Er beschreibt die Einrichtung des „Geschirrs** beim Webstuhl und kennt die aus dem Orient stammende Buntwirkerei. Homtr erwähnt bereits den Sandarak, daa Harz einer Thujaart, das zu Räucherpulvem, Bäucherkerzen, Salben und Pfiafltem verwendet wird. Er spricht von den Dämpfen des brennenden Schwefels als von einem Räuche- rungsmittel, das namentlich bei religiösen Zeremonien angewendet wird. Homtr berichtet in der Ilias bereits von der Verwendung des Olivenöls in der Weberei. Jedenfalls dürften die Griechen das erste Volk gewesen sein, das es verstanden hat, Oliven zu öl zu verarbeiten. Er erwähnt den Bemsteinschmuck als phönizisohen Handelsartikel, wie auch schon in mykenischen Gräbern Bemsteinperlen oft in beträchtlicher Anzahl auf- gefunden worden sind. — 4 — 700 V. Chr. 800 Kaohdem man im Altertume anfangs das am nächsten liegende Düngungs- verfahren, bei dem die gewachsene Pflanzensubstanz durch unterpflügen dem Boden einverleibt wird, die* Gründüngung, ausgebildet hatte, geht man schon früh zum Gebrauch der Exkremente der Haustiere, des Stall- düngers, über, den schon HooMr in der Odyssee erwähnt und dem dann die Verwendung der menschlichen Exkremente folgt. . — Homtr spricht wiederholt von Leuchtfeuern an der Meeresküste (Odyssee X, 28; Uias XVIII, 207 und XIX, 375), so daß derartige Seezeichen zu jener Zeit schon allgemein gebräuchlich gewesen zu sein scheinen. — In den indischen Gesetzbüchern des Manu findet sich die früheste Er- wähnung der Baumwolle und deren Kultur, so daß anzunehmen ist, daß diese Gespinstpflanze dort zuerst technisch verwendet worden ist. (S. auch 327 V. Chr.) 763 Das älteste sichere Zeugnis für die Beobachtung einer genau datierbaren Sonnenfinsternis verzeichnen die Awyrftr in der assyrischen „Verwaltungs- liste" (dem „Eponymenkanon mit Beischriften") unter dem 15. Sivan. Es ist dies die totale Finsternis vom 15. Juni genannten Jahres, auf die wahrscheinlich auch der Prophet Arnos (8, 9) Bezug nimmt: „An jenem Tage ist der Spruch des Herrn Jahve, ,will ich die Sonne am Mittag untergehen lassen und auf die Erde am hellen Tage Finsternis senden'." (Vgl. jedoch 2137 v. Chr.) 750 Wie eine um die Zeit des chinesischen Kaisers Plng-wanf hergestellte, aus Eisen gegossene 13 m hohe Pagode beweist, kennt man in China bereits zu dieser Zeit den Eisenguß. 747 Beginn der Aera des babylonischen Königs Nakonaiiar. Diese Aera ist für die geschichtlichen Zeitbestimmungen von Bedeutung, da sich mit ihrer Hilfe nach den von Ptolemäus überlieferten Begententafeln der Zeitpunkt vieler geschichtlich denkwürdiger Ereignisse berechnen läßt. 730 König AbM von Juda erbaut eine Sonnenuhr (Obelisk mit Stufen f). 717 Der Überlieferung zufolge soU der römische König Numa PompHlot ein Mondjahr zu 355 Tagen mit 12 festen Monaten eingeführt haben, in das alle zwei Jahre ein 13. Monat (Schaltmonat Mercedonius) einge- schoben wurde. 700 Nachdem (nach Plinius) zuerst die Erythräer den Bau von Zweireihen- Schiffen (Dieren) — an Stelle der bis dahin üblichen einreihigen Ruder- schiffe — versucht hatten, bauen, wie Thukydides und Diodor berichten, die Korinther unter des AnMlnoklM Leitung die ersten Dreireihenschiffe (Trieren). Übrigens wird die seit Livius herrschende Auffassung, daß unter den Mehrreihenschiffen „mehrere Buderreihen übereinander" zu verstehen seien, neuerdings von Breusing als irrig angefochten. Er deutet die Dieren, Trieren und Penteren nicht als zwei-, drei- und fünfreihige Ruderschiffe, sondern als solche Schiffe, bei denen das einzelne Ruder mit zwei, drei oder fünf Mann besetzt ist. In ähnlicher Weise hat sicli schon früher Thomas Rivius geäußert. — Htsloi von Askra in Böotien schreibt das Lehrgedicht „Werke und Tage", in dem Anweisungen zur rationellen Landbebauung gegeben sind und ein Bauernkalender mitgeteilt wird. — HIsklay König von Juda, läßt zwecks Anlage einer Wasserleitung (s. Altes Test. 2. Könige, Kap. 20, V. 20) zwischen dem Siloah- Teich und der Gihon -Quelle bei Jerusalem einen 531 m langen Felsenkanal herstellen, eine der ältesten geschichtlichen Tunnelbauten. Die Durchbrechung der Felsmassen erfolgt mit Hilfe von Bronze- Werkzeugen. (S. die daselbst L J. 1880 gefundene, jetzt in Konstantlnopel befindliche Inschrifttafel.) X, 700 V, Chr. 700 Wie aus den im Palast von Kujundsohik entdeckten steinernen Abbil- dungen hervorgeht, bedienen sich die Assyrier zur Zeit des Königs Sanfetri^ zum Transport ihrer Steinkolosse auf dem Wasserwege teils der noch heute gebräuchlichen Flöße, die teilweise durch mit Luft gefüllte Säcke getragen werden (Kelleks), teils der von Herodot geschilderten Bundschifie zum Landtransport der Schleife, die durch vorgespannte Sklaven ruck- weise fortbewegt wird. Die Schleife wird mit der Last am hintern Ende durch einen Hebebaum gelüftet und bei der Hebung werden Keile unter den Hebebaum gelegt. 692 Qlaukot von Chios erfindet die Lötung des Erzes wie auch des Eisens {aiSi^Qov x6XXfjots\ die an Stelle des Zusammennietens der getriebenen Stücke tritt. 676 TtriNUiinii von Lesbos begründet die erste Musikschule in Sparta. 620 Die erste römische Brücke ist der Pons Sublicius zu Bom, der am Ende der Begierung des Arcus Mardat entsteht. Die Brückendecke ruht auf hölzernen Pfählen, auf denen ein loser Brückenbelag liegt. — Die erste geschichtlich nachweisbare Brücke auf steinernen Pfeilern, über die bestimmte Nachrichten vorliegen, führte über den Euphrat und ver- band die auf den beiden Ufern des Flusses liegenden Königsburgen Ba- bylons. Die Erbauerin soll NItokrIs» die Mutter Nebukadnezars IL ge- wesen sein. Nach Ktesias war die Brücke 1000 Fuß lang; die Entfernung der Steinpfeiler, auf welchen die Brückcnbalken ruhten, betrug etwa 4 m. Die Pfeiler waran aus Bruchsteinen hergestellt und die Steine durch eiserne, eingebleite Klammem miteinander verbunden. 610 Der ägyptische König Nsclio beginnt, unter Wiederaufnahme des Planes des Königs Bamses IL, (s. 1250 v. Chr.) den Bau eines Schififahrtskanals von Bubastis am Nil nach Patumos am Arabischen Meerbusen, der aber infolge eines Orakelspruchs unvollendet bleibt, und erst hundert Jahre später von dem Perserkönige Darius Hystaspis fortgesetzt wird. 600 Aus dem Jahre 600 v. Chr. sind uns die ersten wissenschaftlichen astro- nomischen Messungen am Himmel (Ortsbestimmungen von Gestirnen) er- halten, welche die Babylonifr ausgeführt haben. — Zur Zeit des ersten japanischen Kaisers iHrnmu .werden Massage und Aku- punktur bereits in Japan geübt. — Phönizische Schiffer unternehmen im Auftrage des ägyptischen Königs Ntcho die erste geschichtlich beglaubigte Umschiff ung Afrikas, indem sie vom Arabischen Meerbusen absegeln und im dritten Jahre der Beise durch die Säulen des Herakles zurückkehren. Die phönizischen Schiffe jener Zeit besitzen, wie aus einem BeUef in Ninive hervorgeht, bereits einen Bammspom, der indes in Form eines eisenbeschlagenen Balkens über Wasser aus dem Schiffskörper hervorragt. — Als ältester römischer steinerner Brückenbau gilt der Pons Salarius über den Tiber, wdohes Werk durch Tarqulnliit Prliciit errichtet wird. Be- stimmte Nachrichten über die Beschaffenheit dieser Brücke liegen nicht vor. (Vgl. 620 V. Chr. Ancus Marcius.) 694 Soloii von Athen führt ein Mondjahr von 12 Monaten mit abwechselnd 29 und 30 Tagen ein. um eine Übereinstimmung dieses nur 364 Tage umfassenden Jahres mit dem Laufe der Sonne herbeizuführen, wird alle 3 Jahre ein Monat zu 30 Tagen eingeschaltet. (Vgl. 540 v. Chr. Kleo- stratos.) — 8olOfli erläßt ein Gesetz, demzufolge jeder Bürger nachweisen mußte, daß er zehn Klafter tief ohne Erfolg gegraben habe, um ein Anrecht auf Mit- benutzung des Nachbarbrunnens zu haben. Das Geheimnis des Bnmnen- — 6 — 550 T. Chr, grabens besitzt in Athen seit Alters ein bestimmtes Gesohlecht der „Brunnengräber** (Pheorjchoi). 590 Eine aus Kyrene stammende, jetzt im Cabinet des M6dailles zu Paris be- ^ findliche Schale zeigt den König ArkMilat von Kyrene, wie er auf einem Schiffe im Hafen das Abwägen und Verfrachten von „Silphium" beauf- sichtigt. Obwohl das Silphium sowohl als Arzneimittel, wie auch als Ge^ würz und Gemüse in der Alten Welt eine ungemein wichtige Rolle spielte, / und die Kyrenenser jene Pflanze auf allen ihren Münzen abbildeten und / derselben den blühenden Wohlstand ihrer Stadt verdankten, ist bis jetzt / noch nicht ermittelt worden, welche Pflanze unter dem Silphium der Alten / zu verstehen ist. — Tarqulnliit Prliciit legt eine Kanalisation zur Entwässerung der Stadt Rom an, die durch Tarquinius Superbus vollendet wird. Durch dieses Kanal- netz wird der sumpfige Boden Roms entwässert; gleichzeitig werden die Abfallstoffe der Stadt durch die Cloaca maxima nach dem Tiber abgeführt. 585 ThalM von Milet findet einige elementare geometrische Sätze (gleichen Seiten eines Dreiecks liegen gleiche Winkel gegenüber; Dreiecke sind be- stimmt durch 1 Seite^und 2 Winkel; die Kreisfläche wird durch den Durch- messer halbiert), und ermittelt die Höhe der Pyramiden aus deren Schatten. — Thaltt beschreibt zuerst im Abendlande die Eigenschaft gewisser Eisen- erze, Eisenspäne und dünne Eisenstücke anzuziehen. Diese Eisenerze er- halten, weil sie bei Magnesia in Lydien gefunden wurden, den Namen Magnete. Die magnetische Kraft nennt er „Seele**, wie er überhaupt eine von der Materie untrennbare Energie unter dem Namen „Seele** annimmt. — TMit gibt eine, indes nur auf Wahrscheinlichkeitsschlüssen beruhende Vor- hersage der Sonnenfinsternis vom Jahre 585. (Nach neueren Berechnungen fand diese Sonnenfinsternis am 28. Mai 585 statt.) Die wahre Ursache der Sonnen- imd Mondfinstemisse ist ihm unbekannt. Er faßt die Erde als eine auf dem Ozean schwebende runde Scheibe auf. Er bezeichnet das Wasser als das Grundprinzip der Dinge. 580 Der Schiffsanker, nach Plinius eine Erfindung des Tyrrheners Eupalamus, war ursprünglich einarmig. Nach Strabo (lib. VII) soll der Skythe Ana- chartit um 580 v. Chr. den zweiarmigen Anker erfunden haben. 570 NabiikutfiimNur II., König von Babylon (der biblische Nebukadnezar), führt die erste Stromkorrektion aus, indem er durch den 600 km langen Kanal Pallakopas die Sumpfgebiete an der Euphratmündung entwässert. — Nabakudorratur 11. veranlaßt die Wiedereinführung der Gewichtsnorm des Königs Dungi. (S. 2650 v. Chr.) — Inschrift auf einem Steingewichte im Betrage der schweren babylonischen Mine zu 982,4 g. 560 Der Baumeister Ghenlpliroii von Knosos auf Kreta bewirkt beim Bau des Artemistempels zu Ephesos die Förtschaffung schwerer steinerner Säulen dergestalt, daß er in den beiden Endflächen jeder Säule eine eiserne Achse durch Bleiverguß befestigt, einen viereckigen, mit entsprechenden Achs- lagern versehenen Holzrahmen herumlegt, und die Säule nach Art einer Chansseewalze durch Fortrollen zum Bauplatze befördert. (S. Vitruvius „De architectura**. Lib. X.) 560 — 529 Kyrot verbindet alle wichtigen Grenzorte seines Kelches mit Susa durch Meldereiter. 550 Mago von Karthago, von Columella der Vater der Agrikultur genannt, schreibt 28 Bücher über Landwirtschaft, die nach der Eroberung von Karthago (146 v. Chr.) der römische Senat ihrer Wichtigkeit wegen in die lateinische Sprache übersetzen läßt. — Zur Zeit des Mago verstehen sich die Karthager bereits auf die Bereitung besonders feiner Weine durch Benutzung des „Ausbruchs**. Das Ver- — 7 — X 660 y. Chr. fahren wird später vergessen; der Tokajer Ausbruch wird zuerst i. J. 1560 erwähnt. 550 Kiitiumi, des Cheraiphron Sohn, verbessert die Transportmethode seines Vaters (s. 560 v. Chr.) zur Fortschaffung schwerer Balken in der Weise, daß er in den Himflächen der Stämme eiserne Zapfen befestigt, und an diesen 12 Fuß hohe Räder derart anbringt, daß der fortzuschleppende Balken gewissermaßen die Achse eines Bäderpaares darstellt. Um das Ganze wird ein viereckiger Rahmen gelegt, vor den Zugochsen gespannt werden. (S. Vitruvius „De architectura**. Lib. X.) — PbokM von Samos schreibt ein Lehrgedicht „Schiffsastronomie*', worin den Schiffern die wichtigsten Sternbilder geschildert werden. Statt des großen Bären wird der kleine als Orientierung nach Norden empfohlen. 547 Anaxlmandrot von Milet schreibt das erste philosophische Buch der griechi- schen Literatur. Er leitet darin alles aus dem Universalprinzip des „Un- endlichen" ab, aus dem das Individuelle in beständiger Emanation entsteht und wohin es zurückkehrt. Er lehrt zuerst die Koexistenz unendlich vieler Welten. Er ist der Begründer der astronomischen Sphären theorie und lehrt die Eonstanz der Bewegung. Er wird als Erfinder des Erdglobus bezeichnet. — Anaxlman^ot entwirft die erste Erdkarte und stellt in Sparta einen Gnomon (Sonnenuhr) auf. — AMUdmandroi spricht klar aus, daß die Menschen von tierähnlichen Vor- _ fahren abstammen und legt damit den Keim zur Deszendenzlehre. 54Ö~KI«ottralM von Tenedos verbessert das von Selon (s. 594 v. Chr.) ein- geführte Mondjahr durch die „Oktaeteris", einen achtjährigen Zyklus, in welchem jedesmal das 3., 5. und 8. Jahr einen Schaltmonat von 30 Tagen erhält. Durch Eudoxos und Eratosthenes noch abgeändert, wird diese Zeitrechnung durch Meton*s Enneadekaeteris (s. 432 v. Chr.) verdrängt. [ 532 Eupallnoi von Megara stellt für die von ihm erbaute Wasserleitung der Stadt Samos einen Tunnel von« 1000 Meter Länge her, indem er von beiden Seiten nach genauem Nivellement den Durchstich beginnt und in dem so hergestellten Tunnel einen Graben anlegt, durch den das Quellwasser der Quelle Leukothea den Leitungsröhren zufließt. Dieser Tunnelbau ist eine der kühnsten technischen Schöpfungen des Altertums. — Pyttiagom von Samos bezeichnet die Zahl als das Prinzip der Dinge. Er stellt die Hauptsätze der mathematischen Zahlentheorie auf, kennt die Primzahlen, bildet den Begriff der mathematischen Reihe aus, unterscheidet arithmetische, geometrische und harmonische Proportionen und legt den Grund zur Theorie der Vieleckszahlen. Die an das rechtwinklige Dreieck mit den Seiten 3, 4 und 5 geknüpfte, von altersher bekannte Tatsache, daß 3* -f~ ^^ = ^* ^^f führfc ihn zur Aufstellung des nach ihm benannten, aber bereits in Indien und wahrscheinlich vorher schon in Babylon bekannten Lehrsatzes, und weiterhin zur Entdeckung des Irrationalen. — Es ist zu beachten, daß Pythagoras selbst nichts geschrieben hat. Es bleibt daher eine offene Frage, inwieweit die seinen Namen tragenden Lehren von ihm selbst, oder aber von seinen Nachfolgern, den Pythagoraeem, herrühren. — Vgl. auch 410 V. Chr. Theodoros. — Pyttiagorai scheint sich die Erde als eine Kugel, die sich gleich der Sonne, dem Mond und den Planeten um ein Zentralfeuer drehe, zu denken. Er soll zuerst erkannt haben, daß der Abendstem (Hesperos) mit dem Morgen- stern (Phosphoros) identisch ist. Pythagorat rühmt bereits die Heilkraft des Anis, der mehrfach auch in \ den hippokratischen Schriften erwähnt wird. Nach dem Abendland kommt der Anis erst 1551. — 8 — X X 490 T, Chr. 532 Tfctwioroi von Samos erfindet angeblich die Bleiwage, das Winkelmaß, die Drehbank und den Schlüssel. Bei dem Tempelbau in Ephesos verwendet er Holzkohle, um den Boden auszutrocknen. Auch soll er den Erzguß, den die Ägypter in uralter Zeit bereits kannten, in Griechenland zuerst geübt haben. — TlMOdorM von Samos übt zuerst die Kunst des Schneidens (Schleifens) der Edelsteine. Indes beschränkt sich die Edelsteinschlelferei zu jener Zeit lediglich auf das Bearbeiten und Glätten der natürlichen Flächen der Steine. (Vgl. 1456, Berquem.) 530 Awudwmiei, Schüler des Anaximandros, lehrt, daß der Mond sein Licht von der Sonne habe. — KtoottrttM von Tenedos stellt Beobachtungen über die Sonnenwende an, indem er die Schatten des Idagebirges beobachtet. Sein Lehrgedicht „Astrologie" gibt Einzelheiten über die Stemphasen des Zodiakus (Skor- pion, Widder, Schütze, Bocke). 522 DemokadM, Sohn eines knidischen Tempelarztes, begründet in Eroton die erste Ärzteschule auf wissenschaftlicher Grundlage. 520 Htkatatot von Milet bereist einen großen Teil der bekannten Welt von HiBpanien bis Indien und von der Donau bis zum Nil und legt die Er- gebnisse seiner Reisen in der jetzt nur noch in Bruchstücken vorhandenen, von Herodot viel benutzten Erdbeschreibung nieder, der auch eine s. Z. berühmte Erdkarte beigegeben war. — Der griechische Geograph Skylax von Karyanda in Karlen unternimmt im Auftrage des Darius Hystaspis eine Entdeckungsreise von der Mündung des Indus bis in das Innere des Arabischen Meerbusens und legt seine Er- fahrungen und Beobachtungen in einem „Periplus" nieder. (Der unter seinem Namen erhaltene Periplus des Mittelmeers stammt nicht von ihm, sondern aus einer späteren Zeit.) — Xeno|MiaiMt von Kolophon führt die versteinerten Überreste von Seetieren auf Bergen, die Abdrücke von Lorbeerblättern in dem Gestein von Faros u. dgl. als Beweis dafür an, daß das Festland periodischen Über- flutungen unterworfen seL 513 Die erste bekannte Schiffbrücke läßt auf seinem Eroberungszuge gegen die Skythen Darius I. von Fersien durch den Baumeister MamlrtklM von Samos über den Bosporus schlagen. Wie die bei seinem Zuge gegen die Griechen von Xerxes 480 v. Chr. über den Hellespont geschlagenen Brücken, besteht diese Brücke aus einzelnen Schiffen, die beiderseits verankert sind. Über sämtliche Schiffe sind Taue von Flachs und Byssus gespannt, die den doppelten Bohlenbelag tragen. Zum Durchfahren bleiben Lücken zwischen den Schiffen offen. 509 Der Dichter ThtOfiilt von Megara erwähnt zuerst die Verwendung des Frobiersteins zur Früfung des Goldes. 500 Im „Ayur Veda'* des indischen Arztes 8u(nita wird der Magnet als ein Mittel gepriesen, um eine eiserne Ffeilspitze auszuziehen. Besonders wirksam ist V, der Magnet» wenn der Ffeil gerade und nicht zu fest im Fleisch ein- gebettet ist. So^mfa gibt die erste bekannte Anweisung, die ganz oder teilweise zer- störte Nase durch Einheilen eines Hautlappens aus der Wange wieder herzustellen, 490 Htraklltos von Ephesos stellt den Satz auf: Alles Irdische fließt, imd nichts beharrt; alles aber wird geregelt durch das ewige Naturgesetz (Logos), das Weltentstehung und Weltuntergang im Großen und Kleinen ordnet. Als Urmaterie betrachtet er das Ätherfeuer, erwähnt zuerst die Erempelwalze. — 9 — A* 486 V. Chr. 486 — 465 Xtrxet bedient Bich zur Verbindung Persiens mit Griechenland in Ruf- weite voneinander aufgestellter Sklaven, welche sich der Reihe nach die zu befördernden Nachrichten zurufen, wobei diese dreißigmal schneller ihr Ziel erreichen als bei der Befördenmg durch Boten. 480 Alkmaton von Kroton begründet die wissenschaftliche Embryologie imd Hygiene. Alkmaton findet, daß jede Empfindung des Körpers durch das Grehim vermittelt und die Bewegung der Glieder vom Gehirn geleitet wird. Er ist der erste Arzt, der Sektionen zu wissenschaftlichen Zwecken vornimmt. So findet er Gänge, die vom Gehirn zu den Augen führen (Sehnerv!) und unterscheidet die verschiedenen Häute des Auges. Erste Theorie der Sinneswahrnehmungen (Glicht, Gehör, Geschmack). — Paraienldet von Elea behauptet die Abhängigkeit des Denkens von der warmen oder kalten Eörperbeschaffenheit. Von ihm stammt die Ein- teilung der Erde in fünf Zonen, die heiße, die zwei gemäßigten und die zwei kalten Zonen. 470 Ltuklppos von Milet erfindet die von Demokritos von Abdera um 420 v. Chr. ausgebildete Atomistik. (Prinzipien, qualitätslose Atome und Vakuum. Mechanische Welterklärung. Entstehung der unzähligen Welten durch Wirbelbewegung. Entstehung der Wahrnehmung durch mechanische Ein- wirkung dünner, von den Objekten abgelöster Häutchen. Sekundäre Ent- stehung der Qualitäten). 464 AiMungorat von Klazomenae entwickelt die Elemente der Pexspektive, und zwar, wie Vitruvius berichtet, unter Bezug auf die Bühnendekorationen einer Schaubühne, die der Baumeister Agatbarchos zur Aufführung der Dramen des Aeschylos in Athen hergerichtet hatte. 460 Anaxagorat gibt zuerst die richtige Erklärung der Nilschwelle (Schmelzen der Schneeberge in Äthiopien), die bereits der Dichter Aeschylos in den „Hikeliden" kennt. — Anaxagorai unterscheidet Kraft (Geist) und Stoff. Die Gestirne sind glühende, aus der Erdregion durch die zentrifugale Kraft der weltbildenden Be- wegung an die Peripherie versetzte ErdmaAsen, die durch den Umschwung glühend werden. Veranlassung zu dieser Hypothese gibt der Meteorstein- fall von Aegospotamoi (468 v. Chr.). — Anaxagorat erkennt in dem Gesicht des Mondes Ebenen, Berge und Schluchten eines unserer Erde entsprechenden Himmelskörpers. — Der Mathematiker OtnopIdM von Chios stellt einen Zyklus von 59 Jahren auf, um Sonnen jähr und Mondlauf auszugleichen. 458 Aaichylot erwähnt in seinem „Agamemnon" den (zu seiner Zeit im per- sischen Reich üblichen) Feuertelegraphen (Angaron), der den Fall Trojas von Insel zu Insel nach Argos gemeldet habe. 450 Empadoklet von Akragas stellt die Sätze auf: Es gibt keine Entstehung aus nichts und kein Vergehen in nichts, sondern nur eine Umwechselung der vier ewigen Elemente (Feuer, Luft, Wasser, Erde) unter dem wech- selnden Einfluß der polaren Kräfte Liebe und Haß (Anziehung, Abstoßimg). — Empedokits erwähnt zuerst die in Griechenland bei Gerichtsverhandlungen zur Abmessung bestimmter Stundenfristen übliche Klepsydra (Wasseruhr). — Empedoklet ist der erste methodische Beobachter der vulkanischen Er- scheinungen Siziliens. Er nimmt eine feuerflüssige Beschaffenheit des Erdinnem an und erklärt damit die Vulkane und die heißen Quellen. Er deutet die auf Sizilien vorkommenden Knochen großer fossiler Säugetiere als Reste eines ausgestorbenen Gigantengeschlechts. — HariNlot von Halikarnassos unternimmt große Reisen nach Südrußland ^Olbia), Griechenland, Kyrene, Unteritalien, Ägypten, Palästina und — 10 — 488 V, Chr. Persien (bis Siisa). Zurückgekehrt legt er die Ergebnisse seiner For- schungen in neun Büchern nieder, welche die politische und die Kultur- geschichte zusammenfassen und namentlich der geographischen Beschreib bung großen Raum gewähren. 450 Htrodot erwähnt in unzweifelhafter Weise die Butter, die bei den Skythen durch starkes Schütteln der Pferdemilch und Absonderung dessen, was sich oben abscheide, gewonnen werde. Daß die Skythen auch die Berei- tung von Käse verstanden, wird von Hippokrates von Kos berichtet. Auch spricht Herodot bereits von einer sechzigblättrigen Rose, womit ohne Zweifel die gefüllte Zentifolie gemeint ist. Die Darstellung des Rosenöls, der Rosenpastillen, des Rosenhonigs, eines Rosenextraktes usw, wird von Dioskorides beschrieben. — HtroM beschreibt das Einbalsamierungs verfahren der Ägypter, die nach dem Herausnehmen des Gehirns und der Ausräumung der Bauchhöhle Palm- wein und Spezereien in die Leibeshohlen schütteten, dieselben mit Myrrhen, Cassia und sonstigen wohlriechenden Substanzen füllten und den Körper 70 Tage lang in Natron legten. Die so präparierte Leiche wurde in Byssusstreifen eingewickelt, die durch Gummieren fest verbunden wurden. Von den Äthiopiern berichtet er, daß sie die Körper der Gestorbenen aus- trocknen ließen, mit einem Gipsüberzuge versahen und bemalten. — Die karthagischen Feldherm Hlmllko und Hanno machen Entdeckungs- fahrten, jener bis an die englischen Zinninseln, Hanno bis nach Sene- gambien und der Guineaküste (Kap Palmas f). — Kteoxenot und DtmoklltM erfinden einen optischen Buchstaben telegraphen, indem sie das Alphabet auf fünf Tafeln zu je fünf Buchstaben verteilen und durch Fackelzeichen (Sichtbarmachen von 1 bis 5 Fackeln) jedesmal zuerst die betreffende Tafel und alsdann den betreffenden Buchstaben kennzeichnen. (Polybios X, 45.) Dieser Buchstabentelegraph wird noch im 3. Jahrhundert n. Chr. angewendet. 444 DIonitiM der Eherne soll zuerst den Gebrauch von Kupfermünzen veran- laßt haben. Euryphon, ältester wissenschaftlicher Arzt der kölschen Schule, erklärt die Krankheit aus Überfüllung des Magens. Htrodlkot von Selymbria verbindet Gymnastik und Heilkunde zur 'latgoXetTt' xixri (Heilgymnastik). Er verordnet grundsätzlich ermüdende Spaziergänge und stellt das Prinzip auf, daß die Nahrungszufuhr in der körperlichen Arbeit ihr Gegengewicht finden müsse. — Herodot erwähnt bereits das Vorkommen und die Gewinnung von Bitu- men (verdicktes Erdöl, Asphalt) im Is, einem Nebenflusse des Euphrat. Auch gibt Herodot Nachrichten über die vermutlich von Darius organi- sierte persische Reichspost (Angareion). — Herodot erwähnt zuerst das in Ägypten \md Griechenland übliche Rechnen auf dem Rechenbrett (Abakos), das bei dem Mangel eines dezi- mal geordneten Ziffemsystems die Addition und Subtraktion erleichtert und in China seit den ältesten Zeiten (s. 2630 v. Chr. Hwang-ti) in Ge- brauch war. 438 PliMlas verwendet nach Plutarch bei der Herstellung des chryselephantinen Zeusbildes Arbeiter, die das Elfenbein zu erweichen und zu strecken verstanden hätten. An einer anderen Stelle behauptet Plutarch, dies sei mit Bier geschehen. Seneca nennt als Erfinder des Verfahrens Demokrit. Vermutlich ist alles Fabel, wie der entsprechende antike Glaube, der Diamant lasse sich durch Bocksblut erweichen, und die gleichfalls Demokrit zugeschriebene Kunst der Färbung der Edelsteine. — 11 — ■X 482 T. Chr, 432 Der Athener Mtton schlägt für die Zeitberechnungen den nach ihm be- nannten Zyklus von 10 Mondjahren (Enneadekaeteris) vor, der 12 gemeine Jahre zu 12 Monaten und 7 Schaltjahre zu 13 Monaten umfaßt, so daß im Mittel ein Jahr = 365,263 Tage ist (s. 640 v. Chr. Eleostratos). 430 Hlppokratü von Chios gibt die nach ihm benannte Konstruktion der „Lunulae Hippokratis*' an, durch die er, freilich irrtümlich, das Problem der Quadratur des Kreises för. gelöst ansieht. Er führt das delische Problem der Würfelverdoppelung auf die planimetrische Forderung zurück: zwischen zwei gegebenen Strecken zwei mittlere Proportionale einzuschalten. Er schreibt das erste griechische Lehrbuch über die Elemente der Mathematik. — Der Bildhauer Kalllmachot soll nach Plinius den Marmorbohrer erfunden haben. — Nach dem Berichte des Pausanias (^EXXddog neQirjyr)aiQ) bringt der Bildhauer Kalllmachot an dem Standbilde der Athene auf der Akropolis von Athen eine goldene, mit öl gespeiste Laterne an, deren Docht aus un verbrenn - lichem karpasischem Steinflachs, das ist Asbest, hergestellt war. (Vgl. auch 77 Plinius, welcher den Asbest gleichfalls für eine Pflanze hält.) 424 Der griechische Geschichtsschreiber Thukyüdtt berichtet (IV, 100), daß sich im Jahre 424 v. Chr. die Böotier vor Delion des Feuers als Angriffs - mittel in folgender Weise bedienten: Am vorderen Ende eines durch eiserne Keifen zusammengehaltenen Holzrohrs war ein Gefäß mit brennen- dem Pech und Schwefel angebracht, am hinteren Ende arbeiteten große Blasebälge, deren Luftstrom das Feuer als starke Stichflamme gegen das Angriffsziel trieb. — Übrigens reicht die Kenntnis derartiger Feuerwerks- künste im Altertum, namentlich bei den Chinesen, noch viel weiter zurück. Doch ist die oft versuchte Deutung als „Pulvergeschütze" eine irrige. 423 Der Lustspieldichter ArittophanM von Athen erwähnt in seiner Komödie „Neq)üai** (2. Akt) das Brennglas (Brennkrystall) und seine Verwendbarkeit zum Feueranzünden. Doch geht aus dem Zusammenhange hervor, daß es sich dabei nicht um eine damals allgemein bekannte Tatsache handelte. \/420 DemokrItM von Abdera pflichtet der Lehre des Empedokles (s. 450 v. Chr.) von der Unzerstörbarkeit der Materie bei und erklärt, alle Veränderung sei nur Verbindung oder Trennung der unteilbaren Elemente der Materie, der Atome, die nur der Gestalt und Größe, nicht aber dem Stoff nach verschieden seien. Dtmokrftoi wird der Überlieferung nach als Erfinder des Gewölbebaus be- zeichnet. Tatsächlich zeigt der altgrieclüsche Mauerbau vor Demokritos keine (jrewölbe, und es wurden die Maueröffnungen lediglich durch über- kragen der einzelnen Steinschichten geschlossen. Doch muß neueren Forschungen zufolge die erste Anwendung der Gewölbe den Etruskern zugeschrieben werden, und auch die altbabylonischen Bauwerke enthalten Gewölbe. HlppUtt von Elis findet die erste, von der Kreislinie verschiedene, nach Entstehung und Eigenschaften mathematisch genau bestimmte krumme Linie. Dieselbe wird später von Dinostratos zur Quadratur des Kreis?s verwendet, und erhält daher den Namen Quadratrix. Hlppokralti von Kos begründet die wissenschaftliche Heilkunde. Er ist der hervorragendste Arzt der koischen Schule und überragt an Schärfe der Beobachtimg alle Ärzte des Altertums; auch ist er ein ausgezeichneter \/ Chirurg. Die wichtigsten und in ihrer Echtheit am besten verbürgten \ seiner Schriften sind: die Aphorismen über Prognose und Therapie; die / \ Abhandlung über Klima, Wasser und Bodenbeschaffenheit und deren Ein- fluß auf die Bewohnerschaft; ein Leitfaden der medizinischen Geographie; die Bücher über Epidemien, über Diät und über Kopfwunden. — 12 — A l\ 400 T. Cht. 420 Hippofcrattt von Kos Bchreibt die erste Abhandlung über die Trepanation, , / die übrigens schon in der ältesten Steinzeit geübt wurde, und gibt genaue y Grundsätze für die Ausführung dieser Operation, die zum Teil heute noch \ zutreffend sind. — Hlppokratü von Eos kennt das auch schon von den alten Ägyptern in der Malerei verwendete Gummi arabicum (ägypt. Kami, griech. Kommi), und benutzt es als Heilmittel. Auch Herodot erwähnt das Gummi arabicum als einen Bestandteil der Schreibflüssigkeit (Tinte^. — PhlMaoti ein Pythagoraeer aus Kroton, stellt ein Weltsystem von 10 Körpern auf: Fixsternsphäre, Sonne, Mond, 5 Planeten, Erde. Gegen- erde. Der ruhende Mittelpunkt dieses beständig kreisenden Systems ist das Zentralfeuer. Die Beihenfolge der Elemente ist: Äther, Feuer, Luft, Wasser, Erde. 4 10 Der Pythagoraeer Thtodorot von Kyrene weist darauf hin, daß die Quadrat- wurzeln aus den Zahlen 3, 5, 7, 11 usw. durch keinen Zahlenwert genau angebbar („oAoyw", nicht aussprechbar) seien, womit zuerst der Begriff des „Irrationalen" in der Mathematik auftritt. Doch hat möglicherweise schon Pythagoras selbst diesen Begriff gekannt. (S. 532 v. Chr. Pythagoras.) 400 Die Pythagoraeer Hlktiai und EkphantM aus Syrakus lehren die Achsen- drehung der Erde, Ekphantos unter Annahme einer Drehung von West nach Ost. (Vgl. Heraklides Pontikos 350 v. Chr.) — Hlppokratü von Kos lehrt die Blutstillung durch Kompression und durcl\ styptische Mittel, wie Alaim, Myrrhe usw. Er unterscheidet in bezug auf die Wundheilung die Vereinigung der Wunden durch einfache Verklebung von jener, welche sich durch eine neu entstehende Zwischen Substanz er gibt. Gegen Verbrennungen empfiehlt er teils zusammenziehende, teils erweichende Mittel. Er ist Erfinder des wissenschaftlichen Heilverbandes, und empfiehlt einen Schienenverband, der locker befestigt ist, damit das Glied ruhen kann, ohne gedrückt zu werden. — Hlppokratei von Kos hat betreffs der Affektionen der Haut die Auffassung, daß dieselben nur Ablagenmgen von Krankheitsprodukten auf der äußeren Oberfläche seien, die ihren eigentlichen Ursprung inneren Zuständen, einer krankhaften Veränderung der Säfte verdankten. Er kennt die Krank- heitserscheinungen der Skrofulöse imd insbesondere auch die Tumoren der skrofulösen Drüsen. — HIppokralM von Kos kennt die angeborenen Luxationen und rechnet die Klumpfüße zu ihnen. Er bewirkt die Geraderichtung mit den Händen und befestigt den Fuß in der erhaltenen Stellung durch einen e:^ärtenden / Verband. Die Bückgrats Verkrümmungen benennt er als Kypho8is,Xordosis U&3 Skoliosis. Er ist ein eifriger Anhänger der Massage und macht An- gaben darüber, wo und wie man sich des Beibens bedienen müsse. — Hlppokratü von Kos und seine Schüler, insbesondere Thessalos und Drako, kennen die Behandlung des Nasenpolypen sowohl durch Ausbrennen als auch durch Abbinden, und seine weitere Behandlung mit Ätzmitteln. — HIppokratM von Kos kennt bereits die vielerlei Störungen der Funktionen des Gresamtorganismus durch Zahn- und Zahnfleischleiden. Um seine Zeit kennt man auch bereits die Befestigung der Zähne mit Golddraht, wie beispielsweise auch das römische Zwölftafelgesetz (449 v. Chr.) eine Bestimmung enthält, die das Begraben mit goldenen Gegenständen ver- bietet, das Gold in den Zähnen aber ausdrücklich von dieser Bestimmung ausnimmt. — HIppokratM von Kos beschreibt den äußern Gehörgang und das Trommel- fell, kennt die akute imd chronische Mittelohreiterung, ihre Kompli- kationen und Gefahren und spricht von den häufig vorkommenden Ver- — 13 — / 400 T, Chr. letzungon der OhrmuBchel und von der Enorpelfraktur, für deren Behand- lung er Vorschriften gibt. 400 Ktetlat von Knidos liefert eine geographische Beschreibung Indiens, be- sonders seiner Tier- und Pflanzenwelt. — KtMlat erwähnt zuerst das Vorkommen von Erdgas in Earamanien. Dies Gas lieferte seinerzeit den Feueranbetern die ewigen Feuer und wurde schon früh als Heizmaterial für den Hausgebrauch angewendet. — Der chinesische Schriftsteller Mh-iM erwähnt in seinen Schriften, daß Stahl entstehe, wenn Schmiedeeisen in flüssiges Gußeisen eingetaucht werde. (S. a. 1722.) 398 TImothMS führt die elfsaitige Harfe in Griechenland ein. (S. 3000 V. Chr.) 390 Archytai von Tarent behandelt die Mechanik mathematisch. Er imter- scheidet arithmetische, geometrische und harmonische Proportionen und löst das delische Problem durch die Methode der Halbzylinder. Er stellt das erste System der Akustik auf, wobei er auf die Abhängigkeit der Tonhöhe von der Schwingungszahl hinweist, und erklärt die ungleiche Bewegung der Gestirne aus dem Widerstände der Luft. Archytas wird von Aulus Gellius als Erfinder des Drachens (von Gellius „fliegende Taube" genannt) bezeichnet. — Wie Plutarch (in „Vita Camilli") berichtet, entsendet der römische Heer- führer Marcus Furius Camlllot den Pontius Cominius als Kundschafter auf daa von den Galliern belagerte römische Kapitol, wobei Cominius zum Durchschwimmen des Tiber Korkstücke unter seiner Kleidimg anbringt. Es ist dies die erste Erwähnung einer Art von Kork-Schwimmweste. 387 Marcus Furius Camlllot führt statt des bisher üblichen ledernen oder ehernen Helms den eisernen ein. — Plato findet die analytische Methode der Geometrie und gibt durch seine Lösimg des delischen Problems der Würfelverdoppelung das erste Beispiel der Bewegungsgeometrie. Er gibt die regulären Polyeder an. — Plato unterscheidet leichtflüssige und schwerflüssige Fluida und teilt die Luft der ersteren Gattung zu. Sie könne sich in Nebel und Wolken ver- wandeln und man müsse annehmen, daß die Elementarteilchen, aus denen jeder Grundstoff bestehe, bei einem solchen Verwandlungsakt auseinander- fallen und sich neu gruppieren. — Plato erwähnt zuerst den Diamanten als einen bei der Goldscheidung aus- krystallisierenden Körper von großer Festigkeit. 381 Eudoxot von Knidos setzt an die Stelle von Meton's neunzehnjährigem Zyklus (s. 432 v. Chr.) einen achtjährigen Schaltzyklus. 378 Phlllppos von Mende in Ägypten, ein Schüler Piatos, soll den Satz ge- funden haben, daß der Außenwinkel eines Dreiecks gleich ist der Summe der beiden gegenüberliegenden Dreieckswinkel. 370 Dlokl« von Karystos, „der zweite Hippokrates'*, verfaßt ein medizinisches Kräuterbuch (vgl. 2700 v. Chr.), schreibt eine berühmte Diätetik und fördert auf Grund von Tiersektionen die Kenntnis der Embryologie. Nach Empedokles sind die vier Elemente des Körpers und die davon abge- leiteten Gegensätze Kalt — Warm Ursache der Krankheiten. Diesen vier Elementen entsprechen bei Diokles vier Säfte: Blut, Schleim, gelbe und schwarze Galle (Humoralpathologie). — Xenophon von Athen gibt in seiner Schrift „Von der Reitkunst** an, daß man das Alter der Pferde an ihren Zähnen erkennen kann. 368 Eudoxot von Knidos gibt mit seinem System der 27 homozentrischen (d. h. konzentrischen) Sphären eine geistreiche Erklärung der Bewegung der Himmelskörper. Seine Lehre, durch Kalippos von Kyzikos — 33 himm- — 14 — 880 T, Chr, lische Hohlkugelsphären — und Aristoteles — 47 Sphären — weiter aus- gebildet» ist in dem astronomischen Gedichte des Aratos: „^aiyd^eva xa/ diooTffula** niedergelegt. (Erhalten in einem Kommentar des Hipparchos.) 368 EoiOKOl von Knidos bildet die Lehre von den Proportionen wissenschaft- lich aus, begründet die Ähnliohkeitslehre, wendet zur Erklärung der Planetenbewegungen die Hippopede (Pferdefessel), eine sphärische Lemnis- kate an und gibt der Exhaustionsmethode ihre wissenschaftliche Vollendung. Er schreibt das älteste Lehrbuch der Stereometrie. 360 Der griechische MilitärschriftsteUer Amm der Taktiker gibt in seinem Werke über Städtebelagerung eine Geheimschrift an, bei welcher ein mehrfach durchlochtes Brett verwendet wird, dessen Löcher — nach Ver- abredung — die Bedeutung der einzelnen Buchstaben des Alphabets haben. Durch die Löcher wird in der Reihenfolge der zu übermittelnden Buchstaben ein Faden gezogen. (S. Aiveiou noXioQxrixix6v vjfSfivtjfia. XXXI.) — Vgl. auch den in Sparta zu Lysanders Zeit gebräuchlichen, von Plutarch (Lysandros 19) erwähnten Geheimbriefetab (Skytale). — AtiMit der Taktiker beschreibt einen Brandsatz aus Pech, Schwefel, Werg, Weihrauch und Kienspänen, der in Feuertöpfen als Wurfgeschoß zur Verwendung kommt. Auch schildert er mörserkeulenartige Brand Werk- zeuge, die auf die Sturm dächer der Belagerer geworfen werden. — AtiMit der Taktiker stellt einen optisch-hydraulischen Telegraphen her, indem er an den beiden zu verbindenden Stationen gleichgroße, mit Ablaßhähnen versehene ^Wassergefäße aufstellt. Mit einer Fackel wird das Zeichen zum öffnen und Wiederschließen der Hähne gegeben, und dabei der Wasserspiegel bis zu bestimmten Marken gesenkt, welche ge- wisse, vorher vereinbarte Nachrichten bedeuten. (S. denbeiPolybio3X,44 enthsJtenen Auszug ausAeneas verlorenem Werke „Von der Belagerungs- kunst" und 1796 Bramah.) 352 Die Architekten Satyrot und Pythll verwenden bei dem Grabmal des Königs Mausolos in Halikamassos Marmorplatten, die augenscheinlich mit einem sägeartigen Werkzeug geschnitten sind. Plinius bemerkt dazu, daß es sich hierbei um Steinsägen gehandelt habe, welche durch Schleifen mit scharfem Sande ihre Wirkung ausübten, so daß demnach hier die Urform der noch jetzt in Gebrauch befindlichen „Schwertsägen" vorläge. 350 Arlttoxtnoi von Tarent wird mit seiner Schrift „Elemente der Harmonie" epochemachend für die wissenschaftliche Behandlung der Musik, indem er die bis dahin allgemein angenommene, auf bloße Zahlen Verhältnisse ge- gründete Theorie der Pythagoraeer verläßt und die Crehörsempfindungen geltend zu machen sucht. — HanüdkliS Pontikos hält ein heliozentrisches Planetensystem für möglich, in Welchem Merkur und Venus die Sonne umkreisen. (Vgl. auch Tycho Brahe.) Seine Lichttheorie ist der erste Keim der Undiüationstheorie. — Der griechische Maler PaiislM von Sikyon bildet die schon von seinem Lehrer Pamphüos geübte Wachsmalerei, imd zwar in ihrer Abart als Enkaustik, in hervorragender Weise aus, indem er farbiges Wachs mit Hilfe glühender Stifte auf hölzerne Tafeln oder gebrannte Tonplatten aufträgt. (S. Plinius „Historia naturalis." Lib. XXXV. — Vgl. auch 1887 P.) 340 WtwiKhmot wird bei dem Versuch, den Würfel zu verdoppeln, d. h. das delische Problem zu lösen, auf die Kegelschnitte geführt. 335 PraxaiorM von Kos kennt bereits die Brucheinklemmimg (Ileus) und empfiehlt i dabei die Laparotomie und Enterotomie. 330 ArlitMOt behandelt zuerst zusammenfassend die Elemente der Kegel- schnitte. (Vgl. 340 V. Chr. Menaechmos.) — 15 — 380 ▼, Chr, 330 Arlstotolts von Stagira, der bedeutendste Naturforscher des alten Griechen- lands, legt die Ergebnisse seiner Forschungen in zahlreichen Schriften (Auscultatio physica; De generatione et cormptione; De coelo; Meteoro- logica; De anima; Historia animaliiun u. a.) nieder. Er schreibt den zuerst von Empedokles angenommenen vier Elementen die folgenden /Qualitäten zu: Feuer trocken und warm, Luft warm und feucht, Wasser feucht und kalt, Erde kalt und trocken. Er stellt die Lehre von der "Wandelbarkeit der Elemente ineinander durch zunehmendes Vorwalten der zweien von ihnen gemeinsamen Eigenschaft — Wasser feucht und kalt in Luft feucht und warm — auf. — ArlttoMat nimmt nach dem Vorgang des Philolaos die Existenz eines Welt- äthers (Quinta essen tia) an. Er führt zum ersten Male als Beweis für die Kugelgestalt der Erde den Umstand an^ daß bei Mondfinsternissen der Schatten der Erde immer kreisförmig ist, da der einzige Körper, der in allen Lagen einen kreisförmigen Schatten wirft, die Kugel sei. — Arlstottlts veranschaulicht in seinen „Mtjzaytxä ngoßX^^ara** seine Beweise durch Zeichnungen und verwendet zu kurzer Bezeichnung von mathe- matischen Größen gelegentlich auch Buchstaben. — ArlttottiM stellt zuerst die später nach Mariotte benannte Hypothese auf, daß alle Wasser in der Erde meteorischen Ursprungs seien, daß ohne Regen die Erde vöUig trocken sein würde und daß das Wasser einen unaufhörlichen Kreislauf ausführe. Er erwähnt, daß destilliertes Meer- wasser (ebenso Wein u. dgL) nur reines Wasser als Niederschlag ergebe. Er kennt die Natur des Taus und des Nordlichts und die Temperatur- abnahme in der Höhe. — Arlttotsles lehrt, daß die Luft den Schall vermittelnd in das Ohr leitet und daß der Schall bei Nacht besser als bei Tage und im Winter besser als im Sommer gehört wird. Er weiß, daß freifallende Körper mit be- schleunigter Geschwindigkeit fallen, und spricht von der Erwärmung der Pfeilgeschosse durch die Reibung der Luft. — ArbtotolM erklärt die Empfindung des Seliens als eine Erschütterung, eine Bewegimg des Mittels zwischen dem Gesicht imd dem gesehenen Gegen - Stande. Der „Versuch des Aristoteles** zeigt eine Täuschung des Tast- sinns: Wenn eine kleine Kugel mit zwei gekreuzten Fingern betastet wird, so hat man das Gefühl von zwei Kugeln. — ArlttotolM macht sich zuerst eine wissenschaftliche Vorstellung über den Schmelzvorgang und kennt die Verschiedenheit der Schmelzpunkte einzel- ner Metalle. Er erwähnt das Verfahren, Eisen aus den Erzen durch mehr- mals wiederholte Schmelzung reiner darzustellen und zuletzt in Stahl zu verwandeln. Er erwähnt ferner zuerst das Quecksilber (ausgießbares Silber). — Aristoteles begründet durch seine Tierkunde die Zoologie und bringt die ihm bekannten etwa 600 Tierformen in ein wissenschafüiches System, indem er Bluttiere und Blutlose unterscheidet, welche Gruppen sich ungefähr mit unseren heutigen Wirbeltieren und Wirbellosen decken. Er stellt Ver- gleiche des Baues des tierischen und menschlichen Körpers an, beschreibt den letzteren wahr und naturgemäß und macht treffende Angaben über das Vorkommen von Mißbildungen bei Menschen und Tieren. Er kennt die wahren Nerven, nicht aber deren Zusammenhang mit dem Gehirn, weiß jedoch, daß das menschliche Gehirn größer als das aller Tiere ist. Er macht die ersten Wahrnehmungen über die Entstehung des Küchleins aus dem Ei. — Arlstotolts beobachtet viele Tierkrankheiten und beschreibt ausführlich deren Erscheinungen. Er kennt die Ruhr und die Finne der Schweine, — lÜ — X- 820 T, Chr, die Wut- und andere Krankheiten der Hunde, den Starrkrampf, den Rotz und die Rehe der Pferde, die Trommelsucht der £lephanten und vieles andere. Aristoteles gilt als Begründer der Zootomie. 330 ArfttottiM erwähnt zuerst die koischen Grewänder, das sind fast durch- sichtige Seidenstoffe, die Pamphile auf Eos aus den Kokons der dort vorkommenden wilden Seidenraupe zu bereiten wußte. — DIades, Ingenieur unter Alexander dem Großen, erfindet die zusammen- legbaren Belagerungstürme (Helepolen), die Sturmbrücken und ,den Mauerbrecher ( Kranich^ . Den schon früher bekannten Sturmbock stellt er auf Räder. — Der Bildhauer Lytistratm von Sikyon ist der erste, der, anstatt frei zu modellieren, von dem Gesicht der abzubildenden Person einen Wachs- abguß nimmt. Nach der Angabe des Plinius soll er auch zuerst Gips- abgüsse der menschlichen Formen genommen haben. PraxaiorM entdeckt den Unterschied zwischen Venen und Arterien und stellt fest, daß die letzteren allein die Eigenschaft haben, zu pulsieren. 327 Auf dem Zuge Alexantfars dtt Qroldii nach Indien werden von einem ihn begleitenden wissenschaftlichen Stabe planmäßige Beobachtungen über fremde Tiere und Pflanzen (z. B. Banane, Reis, Mangrove, Euphorbie) angestellt. Diese Forschungen werden von Aristoteles xmd Theophrastos verwertet. — Naarehot, Flottenführer Alexanders des Großen, fährt vom Indus aus durch das Erythraeische Meer in den Persischen Meerbusen tmd entdeckt die Mündungen des Euphrat und Tigris. 320 Dikatarcbot von Messen e scheint bereits einen Quadranten mit Dioptern besessen zu haben, wie aus der Angabe des Eratosthenes hervorgeht, der sagt, daß Dikaearchos mit dioptrischen Meßinstrumenten Höhenwinkel von Berggipfeln gemessen habe. — DIkaearchot entwirft eine Karte der durch die Feldzüge Alexanders des Großen bekannt gewordenen Ländergebiete. — Eutfemos von Rhodos schreibt die erste Geschichte der Geometrie, Arith- metik und Astronomie, die wichtigste mathematische Geschichtsquelle für die Zeit vor Euküd. — Pytheas von Massilia (Marseille) fährt von Gades nach der Bretagne, die er zuerst sieht, von da nach den Scillyinseln und Britannien durch den St. Georgskanal bis an die Spitze Schottlands und bis zu den Shetlands- inseln, wo er Nachrichten von einer Insel Thule am Polarkreis erhält. Er mißt die Schiefe der Ekliptik (24®) und die geographische Breite seiner Vaterstadt, und bestimmt den Nordpol (genauer als Eudoxos. der den Polarstem dafür angenommen hatte) als sternlosen Punkt des Himmels. Er beschreibt die kurzen Sommernächte der Polargegenden und das Nordlicht und erkennt den Zusammenhang der Gezeiten mit dem Monde. — Thtophrattos von Eresos faßt in seiner kanonisch gewordenen Doxographie ((3reschichte der Physiker von Thaies bis Plato) die Entwicklung der griechischen Physik bis auf seine Zeit historisch -kritisch zusammen. — Thtoplirastos legt einen Pflanzengarten an und liefert in seinen Werken über die Geschichte der Pflanzen und deren Aetiologie eingehende Be- arbeitungen der zu seiner Zeit bekannten Gewächse unter Berücksichtigung ihrer Morphologie und Biologie. Von ihm datieren die Anfänge der Pfianzengeographie. Thtoplirattos erwähnt zuerst unter dem Namen KixcoQrj die ^iichorie (vgl. 1763 Heine). Er kennt die Tollkirsche unter dem Namen Mavögayögag, wie durch Fraas' Untersuchungen endgültig entschieden ist. (Die jetzt Darmstaedter. 2 — 17 — / 820 ▼. Chn gebräuchliche Bezeichnung Belladonna rührt von Matthiolus her). Auch kennt er den Eibisch unter dem Namen 'Ißtoxos; (den Namen Althaea erhält er durch Dioskoridee). Er beschreibt femer den PfirBichbaum, die Pflaume, die Pistazie, den Portulak, das Süßholz, den Traganthstrauch, den Meerrettig, die Melone und den Spargel, der zu seiner Zeit sowohl als Gemüse als auch als Arzneimittel verwandt wird. Thtoplirastot erwähnt, daß Quecksilber durch Zerreiben von Zinnober mit Essig in kupfernen Crefäßen gewonnen werde. 'Er kennt das Verzinnen \^^ des Eisens und beschreibt in seiner Abhandlung „/7e^i x&v Xidmv** die Be- reitung des Bleiweißes. Er hat zuerst sichere Kenntnis von der Existenz mineralischer Kohle, imter der nach der ganzen Fassung der Beschreibung Braunkohle zu verstehen ist. — Thtoplirattos behauptet das Vorkommen von (fossilem) Bernstein an der ligurischen Küste. Er beschreibt das natürliche Feuerzeug (Drehung von hartem Holze auf weichem), das der Hymnus auf Merkur als dessen Er- findung bezeichnet. Er erwähnt das in Makedonien übliche primitive Teerschwelen. — Thtoplirattos bezeichnet es als eine wunderbare Tatsache, daß man in der afrikanischen Wüste Tiefbrunnen 600 Fuß tief erbohrt hat, deren Wasser durch ein Göpelwerk in die Höhe befördert wird. — Nach der Angabe des Thfophrastos war zu seiner Zeit das Gerben des Leders mit der Kinde der Aleppo-Kiefer in Griechenland schon in Ge- brauch. Das unter dem Namen „Cuir d'Alger'* in den Handel kommende französische Leder wird noch heutigentags in ganz gleicher Weise her- gestellt. — Thtophraitot erwähnt den Zimmet, und zwar in zwei Arten: dünnamomum ^ und Cassia. Doch ist dieses Gewürz schon in den frühesten Zeiten X bekannt gewesen und wird bereits in einem chinesischen Kräuterbuche V. J. 2700 V. Chr. aufgeführt. 312 Der Zensor Applin Oantfliif erbaut die erste wirkliche Kunststraße der Römer, die Via Appia, die Rom mit Capua verbindet. Später wird die Straße über Beneventum und Tarentum bis Brundisium verlängert. Sie ist nach ihrer Vollendung 540 km lang bei einer Breite von 8 m. Die Grundlage bestand aus grobem, festgestoßenem Kies und kleinen Feld- steinen, die mit glatten Quadersteinen belegt waren. — Während die Juden ihrer Zeitrechnung ursprünglich keine bestimmte Aera zugrunde legten ( — ihre Chronologie ist vielfach ganz mit der Genea- logie verschmolzen — ), und in der Folgezeit verschiedene Acren, wie die babylonische u. a., einander ablösen, wird später von dem größten Teile der Juden die Aera der Seleukiden angenommen, die mit dem Siege des SslMkot Nlkator bei Gaza, 312 v. Chr., beginnt. Diese Zeitrechnung faßt allmählich so festen Fuß, daß sie auch durch die mit der Befreiung Jerusalems beginnende Aera der Hasmonäer nicht völlig verdrängt wird. (Vgl. jedoch 359 Hillel Hanassi). 310 Aotolykos aus Pitane in Klein- Asien schreibt die älteste Sphärik, ein astro- nomisch-geometrisches Lehrbuch zur mathematiBchen Erläuterung der scheinbaren Bewegung der Himmelskugel. 305 Applin Oaudliil baut die erste Wasserleitung Roms, die Aqua Appia. Die- sdbe beginnt an der Via Praenesüna, wird von da fast vier Stunden unterirdisch geführt, tritt bei der Porta Capena in die Stadt und gießt im Campus Martins ihr Wasser aus. Ihre Kanäle sind durchweg sowohl über als unter der Erde wasserdicht gemauert, und über der Erde auf Unterbauten von Hausteinen oder Ziegeln gebaut imd mit Gewölben übcr- — 18 — / / / 800 V, Chr. epannt. Ähnliche Bauten sind die 200 v. Chr. erhaute Wasserleitung des M. Curius DentatuB, die des M. Agrippa, Augustus u. a. 305 Eplkurot knüpft an die Atomlehre des Demokritos (s. 420 v. Chr.) an und lehrt, daß alle Dinge und Erscheinungen in der Natur zufällige Aggregate von Atomen sind, durch deren verschiedene Beschaffenheit und Verbin- dung die Verschiedenheit der Körper bedingt wird. Die Körper sind der Wiederauflösung ihrer Atome unterworfen. 304 Der athenische Kriegsbaumeister Epfmaehot baut zur Belagerung von Rhodos im Auftrage des Königs Demetrios Poliorketes einen Wandelturm von außerordentlicher Höhe (nach Vitruv 125 Fuß, nach Athenaeos, Diodor und Plutarch 135 Fuß) und 60—70 Fuß Breite. Die durch Haarpolste- rung und Lederüberzug geschützten Wände und Decken des Turmes hielten Steingeschosse von SV« Zentnern Gewicht aus. 300 Soweit aus den bis jetzt aufgefundenen Keilinschriften -Ton tafeln der Babylonltr ersichtlich ist, ist im 3. Jahrhundert v. Chr. auf den babyloni- schen Sternwarten bereits ein regelmäßiger Beobachtungsdienst eingerichtet. Die Astronomen dieser Zeit kennen schon den Mond- und Sonnenlauf in derselben Grenauigkeit, wie ihn etwa 160 Jahre später Hipparchos (s. 146 V. Chr.) angibt; sie berechnen den Stand und die Bewegung von Sonne und Mond mit ziemlicher Sicherheit und bestimmen sowohl Mondfinster- nisse als Sonnenfinsternisse voraus. Ihre Beobachtungskunst ist bis zur Messung kleiner Winkel vorgeschritten ; vermutlich sind sie schon im Be- sitz der Chordenrechnung (Vorläuferin der Trigonometrie) gewesen. — DMüttrlot von Kallatis fertigt ein Verzeichnis sämtlicher in Griechenland beobachteter Erdbeben an, die erste Aufzeichnung dieser Art. Erasittratot von Julis auf Keos nähert sich der richtigen Ansicht vom Kreis- lauf des Blutes und gibt eine gute Schilderung der Chylusgefäße. Die Krankheiten führt er auf Überfüllung der Körperteile mit Flüssigkeiten zurück, wodurch der Zustand der Plethora hervorgerufen wird. Er er- kennt den Unterschied des menschlichen imd tierischen Gehirns (Windungen) und macht Wäge versuche mit Vögeln, um durch den Abzug der Ex- kremente von dem Nahrungsquantum die imsichtbaren Ausdünstimgen festzustellen. EmMratM soll sich zuerst des Katheters zur künstlichen Entleerung der Blase bedient haben. EukIM von Megara faßt die Lehren der früheren griechischen Mathe- matiker in dem klassischen synthetischen Lehrgebäude seiner ZrotxBla (Elemente) zusammen, einem Werke, das an nachhaltiger Wirkung von keinem späteren mathematischen Lehrbuche erreicht worden ist und noch heute in englischen Schulen gebraucht wird. Von besonderer ge- schichtlicher Bedeutung ist das von Euklid behandelte Parallelenaxiom geworden, welches ausspricht, daß sich zwei Gerade auf derjenigen Seite schneiden, auf der die Summe der beiden inneren AnwinkeJ kleiner als 2 R ist. Der Versuch, dieses Axiom durch einen mathematisch beweis- baren Lehrsatz zu ersetzen, hat u. a. zur Erfindung der nichteuklidischen Geometrie geführt. (S. 1826 Lobatschewsky. ) Die Schlußformel der eukli- dischen Beweisführung ,,SjtgQ idet dnodeT^ai** „was zu beweisen war** wird noch heute gebraucht. Der Chinese Htn-Jaku bearbeitet das Werk Nan-kiyo, das von den schwie- rigen Krankheiten handelt. Htrephllot von Chalkedon verfaßt eine durch ihre treffende Nomenklatur und Beschreibung maßgebend gewordene Anatomie und erkennt zuerst in den Nerven die Werkzeuge der Empfindung imd Willenskraft. Er macht 2* — 19 — Sektionen an nienschBchen Leichnamen (v^ 480 v. Chr.) und gibt ein System der Pnlslehre aal rhythmischer Grundlage. ^ ^ 300 WwfWm beschreibt zuerst die Netzhaut des Auges (AfiffißArjatgoeidii^), deren Name Ton dem makroekopischen V^ergleich der betreffenden Haut mit / einem zugezogenen Fischnetz herrührt. — MtfMttMMt verfaßt einen Bericht über das von ihm im Auftrage des Se- leukos Nikator besuchte Indien, wobei er besonders auf die Ethnographie, Fauna und Flora des Landes eingeht. Das Werk bildet die Haupt- quelle des Altertums für die Kenntnis jenes Landes. — MMkat Mkiitr beginnt den Bau des Hafens von Seleukia Pieria, der von Antiochus, Diocletian und Konstantin weiter ausgebaut wird und für das bewunderungswürdigste Werk griechischer Wasserbaukunst galt. Die Verwendung der Gebirgswässer zur Spülung der Hafenbassins, der auf der Ostsdte des Haienbeckens befindliche Felstunnel und die aus großen Quadern angeführte starke Quaimauer sind technische Schöpfungen ersten Banges. — tIralM von Lampsakos, Schüler des Aristoteles, genannt der „Physiker", be- gründet die ExperimentiUphyBik. Er ninunt als GrondstofiFe unendlich teilbare Moleküle an, die durch feinverteilte Vacua getrennt sind. Ein kontinuieriiches Vakuum leugnet er und erklärt die Erscheinungen des Luftdrucks aus dem Horror vacuL Er stellt die Fortpflanzung des Lichtes durch andere Medien (auch Metalle) in Parallele zu der Übertragung der elektrischen Entladungen des Zitterrochens. Als Träger der psychischen Funktion betrachtet er das Pneuma. 290 ArfttyiM und ThMCfearfi bestimmen aus den Zeiten der Sonnenuntergänge zuerst die Zeiten der Position der Fixsterne (in CapeUa, Zwillingen, großem Bär). Die Arbeiten sind bis auf wenige Beobachtungen (wie z. B. eine Stern bedeck ung durch den Mond) verloren gegangen; sie führten aber später durch Hipparch zur Entdeckung des Vorrückens der Nachtgleichen. — Cbartt erbaut den Koloß von Bhodos, eine dem Helios geweihte eherne Statue von 32 m Höhe, die in der Nähe des Hafens der Stadt Rhodos errichtet wird und wahrscheinlich als Seezeichen zu dienen bestimmt war. 281 ArMvclMt von Samos stellt eine neue Beobachtung des Sommersol- stitiums an. 280 Der chaldäische Astronom Bsrotioi, der in Kos lehrte, soll die hemizyklische (hemisphärische t) Sonnenuhr erfunden haben. 276 Aratot von Soloi in Kilikien verfaßt ein hochberühmtes Lehrgedicht „Phae- nomena", worin er die Astronomie populär behandelt und besonders auf die Sternbilder und die Wetterprognose eingeht. 270 ArMvclMt von Samos erfindet die Skaphe, einen als Weiser in einer hohlen Halbkugel dargestellten verbesserten Gnomon. 263 Emmms I. von Pergamon verbessert die Zubereitung der Tierhäute zur Herstellung des fortan nach der Stadt Pergamon genannten Pergaments. Die Herstellung von Pergamentcodices (in Buch-, nicht Rollenform) läßt sich erst in der römischen Kaiserzeit nachweisen und verdrängt die bis dahin gebräuchlichen Papyrusrollen erst seit dem 4. Jahrhundert n. Chr. 260 ArfstarehM von Samos lehrt, daß Sonne und Fixsterne unbeweglich sind» daß sich die Erde in einer schief liegenden Ebene um die Sonne bewegt und gleichzeitig um ihre eigene Achse dreht. Er macht den ersten Ver- such, die Entfernungen der Planeten zu messen und findet, daß die Sonne von uns 19 mal weiter als der Mond entfernt sei, während in Wirklichkeit 386 an Stelle von 19 zu setzen ist. Er mißt nach verbesserter Methode den Durchmesser der Sonne, des Mondes und der Fixstemsphären. — 20 — 250 T. Chi. 260 Der römische Ädil Publius Oaudlut Pulchar läßt eine von ihm gebaute Straße mit Meilensteinen versehen, wie ein i. J. 1872 in den Pontinischen Sümpfen aufgefundener altrömischer Meilenstein beweist, der den Namen des P. Claudius trägt. Der Stein ist mit der Zahl LIII (= 53 d. L etwa 80 km von Rom entfernt) versehen. Ob hier die überhaupt erste An- wendung von Meilensteinen vorliegt, ist unsicher. Jedenfalls ist jener Meilenstein der älteste vorhandene. — Cajus DuiNin macht zuerst die Erfindung eines Baumeisters der römischen Flotte praktisch nutzbar, durch welche man die feindlichen Schiffe, sie mochten sich von vom oder von der Seite nähern, mit großen Haken (Corvus genannt) festhielt und mittels Klappbrücken den Übergang von Verdeck zu Verdeck für Landsoldaten möglich machte. Durch diese Enter- haken hauptsächlich gelingt es ihm, die Karthager bei Mylä zu besiegen. — Ptolfiiiaeos II. PhliadelplNN vollendet den von Necho um 610 v. Chr. (s. d.) zur Verbindung des Nils mit dem Mittelmeer einerseits und dem Roten Meer andrerseits begonnenen und von Darius fortgeführten Kanal. Der Bericht Diodors über diesen Kanal läßt die Vermutung gerechtfertigt er- scheinen, daß dabei Schüttschleusen zur Anwendung gekommen sind. — Sottratot von Knidos baut auf Veranlassimg des Ptolemaeos Soter den ersten bekannten Leuchtturm auf dem östlichen Vorgebirge der Insel Pharos vor Alexandria. Von diesem Standort erhalten die Leuchttürme den Namen „Pbaros" — Der griechische Geschichtsschreiber Tlmaeos von Tauromenion in Sizilien verfaßt einen chronologischen Abriß „Olympiasieger". Die darin zum ersten Male angewendete Zeitrechnung nach Olympiaden wird für die späteren griechischen Crcschichtsschreiber vorbildlich. 259 Zur Zeit des Königs PtoitmaMt PhiiaMphM kennt man in Ägypten die Fabrikation von Samenölen, wie Sesamöl, Leinöl, Rizinusöl und Kürbis- kemöl. Es geht dies aus einem aus der Zeit dieses Königs herrührenden V Pap3rrus hervor. 250 ArchlmedM von Syrakus, der genialste Mathematiker des Altertums und der erste wirkliche Physiker, ist auf den verschiedensten mathematischen Grebieten von bahnbrechender Bedeutung. Er beweist, daß sich die In- halte eines Kegels, einer Halbkugel imd eines Zylinders von gleicher Basis und Höhe wie 1:2:3 verhalten. Er berechnet die Zahl n, die er zwischen 3| und 3|f findet. Er liefert eine Quadratur der Parabel und Ellipse, untersucht die Eigenschaften der nach ihm benannten Spirale und erörtert die Kubatur der Kugel, des Sphäroidee und des Konoides. Seine „Sandes rechnung" streift an die Infinitesimalrechnung. Er ermittelt mittels der Hebelgesetze die Schwerpimkte ebener Flächen und gibt ein Verfahren zur Berechnung von Quadratwurzeln durch Näherung an. — ArchiiiMdet baut, wie aus dem neuerdings von Heiberg entdeckten Palim- psest hervorgeht, auf den Sätzen der Statik eine übersichtliche und hand- liche Methode zur Areal- und Volumbestimmung krummliniger Figuren und Körper auf, die tatsächlich in ihren Grundgedanken mit der heutigen In- tegralrechnung identisch ist. — ArcMoMta schafft die mathematischen Gnmdlagen für die Statik der festen Körper. Er stellt das Gesetz des Hebels auf, wonach zwei an einem Hebel wirkende Kräfte im Gleichgewicht sind, wenn dieselben zueinander im umgekehrten Verhältnisse ihrer Hebelarme stehen. Er erfindet die Schraube ohne Ende, die Wasserschnecke und die komplizierten Flaschen- züge und verfertigt einen Himmelsglobus (Sphaera Archimedis) zur Dar- steUung des Umlaufs der Planeten um die Erde. — 21 — 250 V, Chr, 250 Arcblntitt findet das Gesetz des hydrostatischen Auftriebs, wonach ein Körper in einer Flüssigkeit so viel von seinem Gewicht verliert, als das Gewicht der verdrängten Flüssigkeit beträgt, und entwickelt den Begriff des spezifischen Gewichts, den er zur Analyse von Metallgemischen verwendet. — ArchlUMdes kennt die Refraktion des Lichtstrahls. (Beispiel: Ein auf dem Boden eines leeren Gefäßes liegender, nicht sichtbarer Ring wird nach dem Füllen des Crefäßes mit Wasser infolge der Ablenkung der Licht- strahlen sichtbar.) — Der Chinese Minf-tblM erfindet den HaarpinseL 241 Attalot I. von Pergamon führt die orientalische Goldwirkerei in Griechen- land ein. Diese Kunst, später noch weiter ausgebildet, geht im 15. Jahr- hundert n. Chr. gänzlich verloren. 240 EratottboiMt von Kyrene stellt ein für das ganze Altertum maßgebendes System der Erdkunde auf. Er ist der Schöpfer des Netzes von Längen- und Breitengraden, auf denen die Kartographie der Späteren (Marinos, Ptolemaeus) beruht. Er spricht aus, daß man, da jede Parallele ein Kreis sei, von Iberien nach Indien auf demselben Parallelkreis fahren könne, wenn nicht die Größe des Atlantischen Ozeans Schwierigkeiten mache. Strabo, der diese Äußerung verzeichnet, fügt hinzu, daß man unterwegs möglicherweise auf neue Erdteile stoßen könne. — EratotthMiM konstruiert die Armillarsphäre, ein Instrument für die unmittel- bare Messung der Äquatorkoordinaten, das aus einer Zusammenstellung von drei Kreisen besteht, von denen der erste und zweite als Meridian und Äquator unter rechtem Winkel fest verbimden sind, während sich der ein Diopterpaar tragende dritte Kreis um den zum zweiten Kreis senk- rechten Durchmesser des ersten Kreises (d. i. die Weltachse) dreht. 230 DionyslM von Alexandria ist nach dem Zeugnisse PhUo*s von Byzanz der Erfinder eines Schnellladegeschützes (Schnellkatapelte.) Die Schieß- tätigkeit des Geschützes wird lediglich durch eine fortgesetzte Haspel - drehung geregelt, wobei das Herabfallen der in größerer Zahl auf einmal geladenen Pfeilgeschosse in die Pfeilrinne, das Spannen und das Abziehen selbsttätig erfolgt. 230 Der griechische Mechaniker KtttlMot von Askra benutzt zuerst den Luft- druck zu mechanischen Vorrichtungen. Er erfindet die Wasserorgel (Hydraulis) und steUt eine Wasseruhr mit Zahnradgetriebe her. Auch soll er die Druckpumpe und die Feuerspritze erfunden haben. — KtttlMot ist nach dem Zeugnisse Phüo's von Byzanz der Erfinder eines Luftdruckgeschützes, bei welchem vermittels eines luftdicht schließenden Kolbens die Luft in einem Metallzylinder durch Hebel Wirkung derart ver- dichtet wird, daß beim plötzlichen Auslösen des Druckes eine zum Fort- schleudern des Geschosses ausreichende Triebkraft erzeugt wird. 220 Eratottlitiitt erfindet zur Lösung des delischen Problems der Würfelver- doppelung ein besonderes Instrument, das Mesolabium. (S. seinen noch vorhandenen Brief an Ptolemaeos Euergetes). — Erstotthtntt gibt ein Verfahren an, die Primzahlen zu finden (Sieb des Eratosthenes). Man schreibt, so lautet die Regel, alle ungeraden Zahlen von der 3 an auf. Hierauf streicht man jede dritte Zahl hinter der 3 durch, womit die Vielfachen der 3 entfernt sind. In entsprechender Weise verfährt man mit der 5, und fährt so fort, bis nur noch die Primzahlen übrig bleiben. — Eratottbtntt vollendet (nach Dikaearchos) die Messung des Meridians von — 22 — 200 ▼. Chr, Alexandria bis Syene (5000 Stadien), was für den ganzen Meridian 250000 Stadien = 44260000 m ergibt. 220 NikomtdM erfindet die Konchoide (Mosohellinie) und ein Instrument, um sie zu konstruieren. Er benutzt sie, um zwischen zwei gegebenen Linien zwei stetige Proportionale einzuschalten und einen geraden Winkel in drei Teile zu teilen. 212 ArdiiUMdes vereitelt bei der Verteidigung seiner durch Maroellus belagerten Vaterstadt zwei Jahre hindurch alle Angriffe der Bömer durch seine sinn- reichen Kriegsmaschinen (Strandbatterien) und bringt der römischen Flotte schwere Verluste bei (Aufteilen von Kranen zum Emporheben der feind- lichen Schiffe). Daß er die römischen Schiffe durch Brennspiegel an- gezündet habe, ist unhistorisch. — TUn-tcM-wanf-tl vollendet die Große Mauer, die mit einer Länge von 2450 km das ausgedehnteste Bauwerk des Altertimis darstellt. 210 Apolionlot von Pergae in Pamphylien, „der große Geometer", widmet sein berühmtes Werk über die Kegelschnitte dem Könige Attalos I. von Per- gamon. Apollonios erkennt, daß man alle Kegelschnitte mittels geeignet gelegter Schnittflächen auf ein und demselben Kegel erhalten kann. Durch ihn kommen die Bezeichnungen Hyperbel und Parabel in Gebrauch. Seine Berechnung der Zahl jr = 3,14169 bleibt lange maßgebend, veröffentlicht einen Schnellrechner (Okytokion). I erfindet zur Berechnimg der Gestimbahnen die Epizyklentheorie. — PMIO von Byzanz kennt die Körperlichkeit der Luft, die Elastizität der Metalle, das Hebelgesetz, die Heber und ihre Wirkung, das Gesetz der kommimizierenden Röhren und das Thermoskop (ein Urbild des Thermo- meters), intermittierende Bnmnen, Druckpumpen (Heronsball), mehrfach durchbohrte Hähne, eine eintönige Sirene verbunden mit oberschlächtigem Wasserrade, viele Wasserhebeapparate, darunter einen in Form eines selbsttätigen, senkrechten Eimerbaggers. Er konstruiert eine Art von Taucherglocke und eine Keihe von Automaten (vgl. auch 100 Heron) und erfindet das Cardanische Kreuzgelenk (Cardanische Ringe). Auch stellt er hygroskopische Beobachtungen an. — Philo beschreibt in seiner „Lehre vom Geschützbau'' ein von ihm erfimdenes Pfeilgeschütz mit Keilspannung und einen von ihm verbesserten Erz- spanner, bei welchem neben der Torsionselastizität der Spannnerven die Elastizität metallener Schienen zur Erzeugung der Triebkraft benutzt wird. — Philo erörtert in seiner Schrift über Festungsbau und Festungskrieg (s. Bd. V seiner „Mechanicasyntaxis") die Gestaltung der Festungsfronten (Länge derselben 50 bis 100 m = Bogenschußweite), die verschiedenen Flankierungs- anlagen (Vorzüge der eckigen Flankentürme gegenüber den runden), sowie die Anlage von Außenwerken. Er empfiehlt eine ausgedehntere Anwen- dung des Erdbaus an Stelle des Mauerbaus. — Philo erwähnt zuerst die Eisengallustinte, indem er von einer Art geheimer Schrift spricht, die darin besteht, daß man mit einer Galläpfelauflösung schreibt, die Schrift trocknen läßt und dann die Schriftzüge mit der Lösung eines eisenhaltigen Kupfersalzes betupft. 200 Der Grammatiker Arlstophanes von Byzanz führt an Stelle der bis dahin gebräuchlichen, nur oratorischen Zwecken dienenden Interpunktionen ein neues, mehr dem Satzbau und den Regeln der Grammatik angepaßtes Interpunktionssystem ein, aus welchem sich, nachdem zu Karls d. Gr. Zeit sich auch Wamefried und Alkuin damit beschäftigt hatten, die heutigen Interpunktionen herausbilden. (S. 1495 Aldus Manutius). — 23 — 184 ▼. Chr. 184 Marcus Porcins Cato der Ältere gibt ein viele wertvolle Angaben über die römische Landwirtschaft enthaltendes Buch „De agricultura" heraus. Er äußert darin zuerst den Grundgedanken des Wasserbades, indem er von der Zubereitung von Speisen in irdenen Gefäßen spricht, die in andere Gefäße eingehängt werden, in welchen Wasser im Kochen er- halten wird. — Die aus Kalk imd Sand bestehenden gewöhnlichen Luftmörtel waren wahr- scheinlich schon den alten Ägyptern und Assyriern bekannt. Doch gibt erst Cato eine 'genauere Beschreibung von der Zusammensetzung, Zube- reitung und Anwendung des Luftmörtels, für den er eine Mischung von 1 Teil gelöschtem Kalk und 2 Teilen Sand empfiehlt. Cato erwähnt auch schon Kalkbrennöfen. — Cato beschreibt die römische Hebelpresse und erwähnt den Flaschenzug (Trochlea Graecica). Er empfiehlt für die obere Schere je acht, für die untere je sechs Rollen. Er gibt ein abgekürztes Verfahren zur Fabrikation der Weizenstärke an. 180 DIoklM erfindet die Zissoide (Efeulinie), mit der er eine Lösung des deli- schen Problems versucht. Die Gleichung der Zissoide (y ^ -|- z*) x — ay^ = 0 ist noch gegenwärtig ein beliebtes Beispiel der Anwendimg der Differential- und Integralrechnung auf die Geometrie. — Euments II. von Pergamon läßt zur Wasserversorgung der Burg Pergamon eine mehrere Kilometer lange Druckwasserleitung von einem auf dem Hagios-Georgios-Berge (367 m über dem Meere) befindlichen Sammel- becken nach der Burg (332 m über dem Meere) anlegen, welche auf ihrem Wege eine 172 m über dem Meere gelegene Einsattelung durchlief, so daß demzufolge die Rohrleitung einen Druck bis zu 20 Atmosphären auszuhalten hatte. 170 NypsIkiM von Alexandria verfaßt eine Schrift ,*Aya(poQi?c6<;*\ in welcher sich zuerst die Einteilung des Kreises in 360 Grade sowie eine richtige allgemeine Definition der Polygonalzahlen und die Summenformel für arithmetische Reihen findet. Hypsikles ist der Verfasser des 14. Bucbs der Euklidischen „Elemente". (S. 300 v. Chr.) 168 Paulus AMnlilut läßt in Mazedonien in einer Wüste für seine durstenden Soldaten einen artesischen Bnmnen er bohren. (S. a. 320 v. Chr.) — Daß in Rom bereits im 2. Jahrhundert v. Chr. eine Fleischbeschau be- steht, wird durch die „Acta populi Romani diurna" bewiesen, in denen es heißt: „Der Ädil Tetlniut hat die Kleinschlächter bestraft, weil sie Fleisch an das Volk verkauft haben, das nicht vorher von den Ädilen be- sichtigt war." 159 Der Stoiker KratM von Mallos entwirft einen Erdglobus, auf dem vier halbkreisförmige, durch einen meridionalen und einen äquatorialen Gürtel- ozean geschiedene Inseln eingezeichnet sind. Das Büd dieses in Pergamon aufgestellten Globus wird später das Symbol der Weltherrschaft: in der byzantinischen Zeit wird auf den Globus ein Kreuz gesetzt und derselbe so als Reichsapfel benutzt. (S. a 647 v. Chr.) 150 Schlba-Khojo, ein Diener des Kaisers Bu-tel von China, verwendet zuerst den Tee als Getränk. Von China gelangt der Tee 810 n. Chr. durch den buddhistischen Priester Tenkiyodaschi nach Japan und von da nach Korea. In Europa gedenkt seiner zuerst Giovanni Pietro Maifei. (S. 1588.) — StltakM von Seleukia liefert den Beweis für die heliozentrische Theorie des Aristarchos (s. 260 v. Chr.) und erklärt die Gezeiten aus der rotierenden Erdatmosphäre, deren Bewegung durch die jeweilige Stellung des Mondes bedingt werde. — 24 — 100 T. Chr. 150 Saltukot schließt aus der vermeintlichen Abwesenheit der Gezeiten im Indischen Ozean auf den Abschluß dieses Meeresbeckens durch ein großes Südland. £s ist dies die erste geschichtliche Äußerung über das mut- maßliche Vorhandensein eines Südpolargebiets. 146 Nlppardiot von Nicäa in Bithynien, der größte Astronom des Altertums, begründet die ebene und sphärische Trigonometrie unter Anwendung der Sehnenrechnung. (Sehnentafel. S. 150 Ptolemaeus.) Er entdeckt die Prä- zession (das Vorrücken der Nachtgleichen), erfindet die stereographische Projektion, indem er die Himmelskugel von einem Pole aus auf die Äquatorebene abbildet, und bestimmt zuerst die Mondparallaxe. Er führt die geographische Länge und Breite zur Bestimmung der Lage eines Punktes auf der Erde ein, wobei er als Ausgangspunkt für die Zählung der Längengrade den durch seinen Beobachtungsort, die Insel Bhodos, gehenden Meridian wählt. (Vgl. 1634 Ludwig XIII.) 138 NlkaiMbrot von Kolophon verfaßt zwei Lehrgedichte über Mittel gegen Tier- und Pflanzengifte. 136 Der Chinese Ch6-ko erfindet einen Apparat zur Bestimmung der Stoßrich- tung der Erdbeben (Seismoskop). Der Apparat besteht aus mehreren nach verschiedenen Richtungen hin labil aufgestellten Kugeln, die beim Stoße herabfallen. 135 AttalM PhHomttor, König vonPergamon, erfindet ein bleiweißhaltiges Wund- pflaster. 134 NIpparehM beobachtet das Aufleuchten eines neuen Sternes. 132 Afl^archMM von Knidos beschreibt eingehend den Betrieb der oberägypti- schen Goldbergwerke seiner Zeit. Die Aufbereittmg der Erze wird bereits in einer hippokratischen Schrift erwähnt. 127—114 Der chinesische General Ttcbanf-klin dringt, vom Kaiser Hsia-wuti ausgesandt, bis in die turanischen Lande vor und öfiFnet auch handels- politisch den Weg nach dem Tarymbecken. 126 NIpparehM stellt einen Stemkatalog auf, der 3 Helligkeitsgrade unter- scheidet und den Ort jedes einzelnen Sternes möglichst genau nach Längen- und Breitengraden (und Brüchen von Graden) bestimmt. 101 Wie Plutarch (in „Marius") berichtet, führt der römische Feldherr Gajus Marlin unmittelbar vor der Zimbemschlacht ein Pilum ein, bei dem das Eisen mit dem Schafte nur durch einen eiBemen und einen hölzernen Nagel verbunden ist, von denen der letztere beim Auftreffen des Pilum auf den Feindesschild zerbrechen sollte, um das Pilum für den Gegner unbenutzbar zu machen. Ähnlich ist das cäsarische Pilum eingerichtet, dessen Klinge aus sehr weichem Eisen geschmiedet und nur in der Spitze gehärtet ist, so daß sich diese beim Auftreffen verbiegt und nur mit Mühe aus dem Schilde entfernen läßt. 100 Dtnetriot von Apamea erwähnt zuerst den Diabetes. — PoMMonkM verfaßt, eine Meteorologie, die für die Folgezeit maßgebend wird. — PottMonlM erwägt die Umschiffung Afrikas sowie die Möglichkeit, Indien durch eine Erdumschiffung in westlicher Hichtimg zu erreichen. — PoMliloniot macht eine Erdmessung und verfaßt eine Monographie über den Ozean, in der er auch die Lehre von Ebbe und Flut wissenschaft- lich darstellt. Er legt in dieser Schrift den Grund zu einer neuen Men- schen-, Tier- und Pflanzengeographie, indem er nicht wie Hippokrates und Theophrast an die Differenz der Länder und Kontinente, sondern der Breitengrade anknüpft. Er unterscheidet die gemäßigte und die Tropenzone und berechnet den Durchmesser der Sonne auf 3 Millionen Stadien, die Entfernung des Mondes auf 2 Millionen, die der Sonne auf — 25 — SOO yHlioiiA rcaitfics. Zwsl ILmusiiaiijc meciuwt er aof 240000 Stadien. i^j^> fxr mmaehe Pmstjiuvxi ita||iB ttHlb .«sarr Mar kaastiiehen Auaternzncht Hi« cnCoL Jkjmt3eT3S)mmsBm il mr Bticot ''vm Bo^^e an. 47 Wie <^/fm<««*Hiyrrry äi*r aik «ixiier ^j^ ^a» besten durchgeführten Angriffe dieser Arf im Alt^rsum« cIil Er ui^t emen Minengang bis nnter die :5tadtmaiier Torcp^iiieiu besäen Bt^klisiiixn^shclier mit Werg umwickelt nnd mit Han snd ^«liwet»^ fetriojn snd. K«n Tor dem Sturm ent- zündet, Terbrennen dieselbe mMÜu «nd d^rrh d«i Zusammenbrechen der Htadtmauer bildet sieh «ine Bresefae. .Xach AppianuB.) Über ähnliche Minenangrifle im Altertum berichtet Livii» ^V, XX und XXXVIII). 80 MNkrlMn tou Pontes toH aus Furcht, Ton doi Römern vergiftet zu werden, sich mit Blut tou Enten immunisiert haben, welche längere Zeit mit den damals bekannten Güten gefüu^t worden waren. Diese Angabe ist die Veranlassung, daß die Lehre Ton d^i msehiedenen Immunisierungs- methoden in Frankreich ,J^ Mithridati&me^ genannt wird. "— MIttirMalSt richtet in seiner Residens die ^ste Wassermühle ein. Die Wassermühlen verbreiten sich unter Augustus auch in Italien. 70 Der Naturarzt HiMipliiii von Prusa empfiehlt kalte Abreibimgen, Fasten, Reiten und Schwitzbäder zu Heilzwecken. Seine Panacee ist der Wein. Er soll die Tracheotomie bei Angina ausgeführt haben. Sein auf atomisti- soher Gnmdlage beruhendes System (Solidarpathologie) steht der Humoral- pathologie der Hippokratiker entgegen. tt3 Nachdem sich schon bei den Griechen (nach einer Marmorinschrift von 350 V. Chr.) eine Art von Kurzschrift gebildet hatte, erfindet Marcus 'FuUius Uro die altrömische Kurzschrift, die sich bis zur Karolingerzeit erhält (Tironisohe Noten). iVO Jtnünln von Kition verfaßt für den König Ptolemaeos von Cypern einen Kommentar zu der Schrift des Hippokrates über die Gelenke. Die bei^p^benen Abbildungen veranschaulichen die Behandlungsmethoden bei den vei«ichiedenen Verrenkungen. Das Werk ist wertvoll für die Kennt- ui* der antiken Chirurgie, . , ,. . j. %, ^^ B. iiun der Aera des VlraMtftia. Auf dieselbe gründet sich die mdische v\ V^'"< IJMraiM C«« iuhrt in seinem Lehrgedichte „De rerum natura" ' i e^V:i^v'h:^u d^ Fpikuros (^ 3i>5 v. Chr.) über die Atomenlehre und die v-^-^vcbjL-f ;izd trhAituni: der Welt weiter aus, ,. ^- ^ . ^ , ^h- GA^h BritAnnien und berichtigt die Naehnehten des Fr Nnchitt zuerst «x» eigener Anschauung „ner Fr schlAgt lum Zweck des Rhein- i ArA^rrAch die ^rs4e bekannte Bock- jk ^r'^ri.? »iw rers^riciei^aig des ,lv Tic* ."i^ S::4.-*-?T^ letiwehBung • -. * >i " * " ."^ V"'- - "-^J^ -^^^^ X Jahres - v^t , , V . ^* ^-', **i*iv iv dtp^aX/noTs na&<üv 6td- yv€üoi^** (Diagnostik der Augenkrankheiten) sind verloren gegangen. Nach jenen Schriften ist zu schließen, daß die alten Griechen im wesentlichen nur die Niederdrückung des Stares kannten. Nur gelegentlich lief dieses Verfahren auf eine Zerstückelung hinaus. Beim Milchstar kam es zuweilen bei der Niederdrückung zu einer einfachen Kapselzerschneidung und Ent- — 37 — 167 leerung der Staxmasse. Eine Aiisziehung wurde nur bei weichen und zer- stückelten Staren gewagt. Der Homhautstich und die Extraktion des harten Vollstard waren den Alten unbekannt. 167 CUÜMiut schreibt Werke, über die Arzneimittel „De simplicium medicamen- torum temperaturis et facultatibus" und „De oompositione medlcamen- torum'S die Jahrhunderte hindurch den höchsten Bang behaupten. Nach ihm heißen noch heute Mengungen, wie Pflaster, Salben, sowie Infusa, Decocta usw. „Galenische Arzneimittel". — Qalenut bearbeitet in seiner Schrift „De sanitate tuenda'* die Diätetik des Erwachsenen, des Kindes und des Jünglings. Auch gibt er ein- gehende Vorschriften über das Massieren imd verwendet die Massage viel- fach in Verbindung mit gymnastischen Übungen. Zu seiner Zeit soU es in Rom besondere Ärzte für Massage gegeben haben. Er empfiehlt als erster die klimatische Kur, namentlich auch Seereisen gegen Schwindsucht. 169 QalMius kennt den Unterschied der Arterien und Venen, lehrt, daß die Arterien normalerweise Blut enthalten, dem Luft beigemengt sei, und be- handelt in hervorragender Weise die Lehre von der Blutstillung. Er er- kennt es als zweckmäßig, dem blutenden Teil eine erhöhte Lage zu geben und beschreibt den Druckverband, die Digitalkompression, die Unter- bindung, die Drehung und das Durchschneiden des blutenden Gefäßes. Bei der Wimdheilung unterscheidet er Vereinigung der Wunde durch die eigene Substanz ohne Narbe, einfache Verklebung (Prima intentio) und durch Vermittelung einer Narbe neu entstehende Substanz (Secunda intentio). (Vgl. auch 400 v. Chr.) — QalMiut kennt und beschreibt die Anatomie und Physiologie der Nase. Er beschreibt anatomisch richtig das Verhältnis von Nasenhöhle und Augen höhle, die Lage des Tränennasenkanals und seine Mündung in den Nasen- höhlen. Er nimmt an, die Funktion der Nase sei eine dreifache, zum Durchtritt und der Erwärmung der Luft beim Atmen, zum Abfluß der Exkrete des Gehirns und zur Ventilation des Gehirns, und als Weg für die Gerüche. Er beschreibt eingehend den Kehlkopf imd teilt die inneren Muskeln desselben in solche, die ihn öflnen, und solche, die ihn schließen. Er gibt] der Stimmritze den Namen „Glottis" und stellt Betrachtungen über deren Einrichtungen für Eehlkopfechluß und Tonerzeugung an. — Qalenut unterscheidet die Blasensteine als angewachsene und bewegliche, als harte und weiche, und rät, die weichen Steine durch medikamentöse Behandlimg aufzulösen, während er bei den harten Steinen als einziges Mittel der Heilung die Extraktion durch den Schnitt am Blasenhalse be- trachtet. Er führt die erste Resektion des Brustbeins unter Freilegung des Herzens mit glücklichem Erfolge aus. 180 Unter dem Namen „Phytlologiis" ist eine Klasse von Zusammenstellungen über das zoologische Wissen zu verstehen, deren erste in griechischer Sprache in Alexandria erscheint. Die Werkchen beschreiben teils bekannte» teils sagenhafte Tiere und deuten die Eigenschaften derselben in religiös- christUchem Sinne. Sie werden im Mittelalter vielfach ins Lateinische und auch ins Althochdeutsche übersetzt, sind aber mehr als symbolischo denn als wissenschaftliche Literatur anzusprechen. 193 Wie Tartulllan berichtet, ist der Muschelbyssus, eine fadenförmige Sekretiou der Byssusdrüse zahlreicher Acephalen, zu seiner Zeit zu industrieUen Zwecken, namentlich zu Stickereien und Webereien, verwendet worden. (Vgl. a. 450 V. Chr.) 200 Arttaeos aus Kappadozien gibt an, daß das Blut der Arterien hell, das der Venen dunkel sei. — 38 — 850 210 Caeliut Aurtlianut fördert die Orthopädie. Er empfiehlt zuerst paasive Gymnaetik und Schwimmen bei Gelähmten. 220 textiis Julius Africanus gibt eine Methode an, die Breite eines Flusses ohne unmittelbare Messung durch Absteckung ähnlicher rechtwinkliger Dreiecke zu ermitteln. Das Verfahren wird noch jetzt in der Kriegstechnik (z. B. bei der raschen Feststellung einer Flußbreite) angewendet. 230 Claudius Asilanus von Praeneste erwähnt, daß die betäubenden Eigenschaften des Zitterrochens, die bereits von Aristophanes, Plato, Aristotel^, Straten, Scribonius Largus, Plinius, Plutarch, Galen und Oppian erwähnt worden sind, sich noch geltend machen, wenn man Wasser aus einem Gefäß, in dem sich ein Zitterrochen befindet, über die Hand oder den Fuß gießt. 250 Dlopbantos aus Alexandria befreit die Arithmetik aus den Fesseln der Geometrie und begründet nach ägyptischem Muster eine neue Arithmetik imd Algebra. Er behandelt ganzzahlige Gleichungen mit ganzzahligen Unbekannten. Doch kommt das, was man jetzt unter „Diophantischen Gleichungen" versteht, bei Diophantos selbst nicht vor. Er bezeichnet X mit dem griechischen s, 281 Der römische Kaiser Probus führt die Kultur der Weinrebe am Kheine ein. 284 In Alexandria kommt die Diocletianische Aera, auch Aera der Märtyrer genannt, in Gebrauch, die mit der Thronbesteigung des Kaisers Cajus Vale- rius DIocIetianus (29. August 284) beginnt. Die christlichen Kopten bedienen sich dieser Aera noch jetzt. (Vgl. auch 525 Dionysius.) 290 Der lateinische KirchenschriftsteUer Lucius Coelius Ladantius Firmianus ist der erste, welcher der Glasfenster mit Bestimmtheit Erwähnung tut. Ältere Nachrichten über den Gebrauch der Glasfenster sind unsicher. 300 Dar römische Kaiser Cajus Valerius Diodtüanus richtet eine Art regelmäßiger Taubenpost ein. — Pappos von Alexandria gibt in seinem Sammelwerke „Swaycoy^** eine Be- schreibung von Kurven doppelter Krümmung auf der Kugel, sowie den Fundamentalsatz der für die neuere (projektive) Geometrie maßgebend ge- wordenen Theorie der Doppelverhältnisse. Er erörtert die als „vollständiges** Viereck und Vierseit bezeichnete Kombination von Linien und Pimkten, und behandelt zahlreiche Sätze der Lehre von den Kegelschnitten, dar- unter die Involution von sechs Pimkten. In dem Sammelwerk ist auch die sog. „Aufgabe des Pappos", den Ort zu 3 oder mehreren Geraden zu finden, enthalten, sowie der seit dem 17. Jahrhundert als „Guldin'sche Kegel*' benannte Satz zur Bestimmung des Kaum- und Oberfiächeninhalts eines Umdrehungskörpers. (Vgl. 1640 Guldin.) Pappos versucht, jedoch ohne Erfolg, das Problem der schiefen Ebene durch das Hebelgesetz zu erklären. 325 Das Konzil zu Nicasa setzt das Osterfest auf den Sonntag nach dem Früh- lingsvollmond fest. 340 Der griechische Tierarzt Aptyrtus von Prusa in Bithynien beschreibt eine Anzahl von Tierkrankheiten, wie die Druse, Kuhr, Mauke, Flußgalle, Koller usw. und gibt Mittel zu ihrer Heilung an. Er kennt auch den Kotz, die Dämpfigkeit imd die Kehe der Pferde, imd betont bereits das Fehlen der Gallenblase bei letzteren. 350 Lucius Apul0]us Barbaras erwähnt zuerst die Tormentillwurzel, die Wurzel einer Potentilla die als Pulver oder Aufguß medizinische Verwendung, insbesondere bei Zahnschmerzen findet. — Aemilianus Palladlus erwähnt in seiner Schrift ,,De re rustica" die Ver- wendung von Meeresalgen, Tang und andern Seegewächsen als Dünger- ersatz. Diese Meeresgewächse werden auch heute noch vielfach an den Küsten Frankreichs imd Italiens als Dünger verwendet. — 39 — 850 360 Paliadlut erwähnt in seineT Schrift „De re mstica'' eine Art von Mäh- maschine, welche mit der von Plinius beschriebenen (s. 78) in der Haupt- sache übereinstimmt, so daß sich demzufolge diese Art des Maschinen - mähens mehrere Jahrhunderte hinduroh erhalten zu haben scheint. — Palladlut gibt eine Beschreibung von Arbeiten, welche zur Römerzeit zur Trockenlegung (Drainage) versumpfter Landstrecken ausgeführt wurden. Solche Drainierungsanlagen sind u. a. in Alatri aufgefunden worden. ^ PhilagriM ist der erste, der die vollständige Exstirpation eines Aneurysma vornimmt. Die nach ihm benannte Methode wird lange Zeit völlig ver- lassen, und erst im 17. Jahrhundert von Matthias Gottfried Purmann wieder aufgenommen. 359 Der jüdische Kalender, für den sich weder aus der Bibel, noch aus der älteren jüdischen Literatur übersichtliche Regeln au&tellen lassen, findet die erste systematische Bearbeitung durch den Patriarchen HÜM HanaMl den Jüngeren in Tiberias. Hillel ist auch der Urheber der noch heute gebräuchlichen jüdischen Aera, die von dem Jahre 3761 v. Chr. ausgeht. (Vgl. auch 312 v. Chr. Seleukos Nikator.) 360 Der Bischof Basiilut der Große folgert die Zusammengehörigkeit gewisser durch das Meer getrennter Teile des Festlandes auf Grund zoogeogra- phischer Erwägungen. 361 Orlbatlus gibt in den 70 Büchern seiner 'laxgtxal awaycoyai, von denen 25 Bücher noch erhalten sind, eine Darstellung der gesamten Heilkunde seiner Zeit, der inneren Medizin sowohl als auch der Chirurgie. Er emp- fiehlt zur Wundbehandlung die konstante Irrigation mit Rotwein. 368 Basillus der Große errichtet vor den Toren von Cäsarea in Eappadozien eine Fremdenherberge großen Stils, welche, neben Armenhäusern und Asylen für gefallene Mädchen, auch eine umfangreiche Hospitalanlage mit Ärzten imd Krankenpflegern enthält. Diese Schöpfung ist als der erste Anfang einer geregelten öffentlichen Krankenpflege im bürgerlichen Leben anzusehen. 370 Der Bischof Ambroilut von Mailand unterscheidet die vier sogenannten authentischen Tonleitern, denen Papst Gregor der Große um 600 die vier plagalischen Tonreihen, die im heutigen Sinne indes keine Tonleitern sind, hinzufügt. 378 Der lateinische TKirchenvater Hltronymiis der Heilige erwähnt in seiner Schrift „Wortwechsel zwischen einem Luziferaner und einem Recht- gläubigen", daß beide in den Straßen von Antiochia so lange mit ein- ander disputiert hätten, „bis man Licht auf den Gassen angezündet habe*'. Es ist dies die älteste verbürgte Nachricht über öffentliche Straßenbe- leuchtung. 380 Unter der Dynastie der Tsln besuchen chinesische Schiffe, vom Kompaß geleitet, indische Häfen und die Ostküste von Afrika. — Publius Vcftüus vergleicht in seinem Werke „Digestorum artis mulomedi- cinae libri IV" zuerst die Tierkrankheiten mit den Krankheiten des Menschen, so daß er gewissermaßen als der Begründer der vergleichenden Pathologie anzusehen ist. Er bezieht sich in seinen Darlegungen wieder- holt auf die Pferde der damals gerade in Europa eingedrungenen Hunnen. 385 Der Reitsattel hat sich aus den schon im frühen Altertum vorkommenden sattelähnlichen Vorrichtungen (Decken, Teppichen u. dgl.) allmählich ent- wickelt. Als erste geschichtliche Erwähnung eines wirklichen Sattels gilt eine Verordnung des römischen Kaisers Theodotius I., in welcher das zu- lässige Höchstgewicht der den öffentlichen Postpferden aufzulegenden Reitsättel vorgeschrieben ist. — 40 -^ 447 300 Der römifiohe Geschichtsschreiber Ammianiit Mareeliinus beschreibt Feuer- pfeile (Malleoli), die aus Katapulten abgeschossen werden („Res gestae'* lib. 23). Der Brandsatz dieser Geschosse besteht, wie Vegetius Renatus (in „Epitome rei militaris") angibt, aus Werg, Harz, Schwefel und Erdöl. 390 Der römische Schriftsteller Decimus Magnus Autoniut berichtet von Wasser- mühlen an der Roer, die zum Schneiden von Steinblöcken in Betrieb waren. Eine nähere Beschreibung der Einrichtung dieser Sagemühlen fehlt. Doch geht aus anderweitigen gleichzeitigen Nachrichten hervor, daß man bereits zu jener Zeit Steinsägen kannte, die aus Holzlatten be- standen, an deren Schleifkante Feuersteinspitzen mit Kitt befestigt waren. (Vgl. 352 V. Chr. und 77 n. Chr.) 400 Der römische Schriftsteller Ambrosiua Theodosius MacroMut gebraucht in seinem Werke „Commentarius in Somnium Scipionis" zuerst das Wort „Eküptik". — SyiMilot, Bischof von Ptolemais, erwähnt in einem Brief an Hypatia zum ersten Male das Skalenaraeometer (Volumaraeometer) unter dem Namen Baryllium. Diesem Brief nach zu urteilen muß damals das Instrument neu gewesen sein, so daß dessen Erfindung wohl in die erste Hälfte des 4. Jahrhunderts zu setzen ist. (Andere schreiben das Instrument dem PriscianuB zu.) — Der römische MilitärschriftsteUer Flavius Vtfttlut Ranatns beschreibt optLsche Telegraphen auf den Warttürmen der Festungen, welche aus beweg- lichen Balkenstücken bestehen, denen zwecks Zeichengabe eine ver- schiedene Stellimg gegeben werden konnte und die als die ersten Sema- phoren anzusehen sind. (S. 1763 Edgeworth und 1793 Chappe.) — Flavius Vtgttlut Ranatut erwähnt bereits eine Maschine zum Wasserheben, bei der ein gewöhnlicher Lederblasebalg als Pumpe benutzt wird. Solche Pumpen werden später insbesondere als SohilPspumpen unter dem Namen Sackpumpen (Priesterpumpen, Pumpen ohne Kolben) gebaut. — Flavius Vafttlut Rtnatns beschreibt in seinen „Abhandlungen über die Kriegskunst'' den später als „Nürnberger Schere" bezeichneten Apparat als zusammenlegbare und leicht transportable Festungsleiter für Belage- rungszwecke. Genau nach diesem Prinzip wird zu Anfang des 20. Jahr- hunderts eine Feuerwehrleiter konstruiert, die auf einem Motorwagen steht und durch einen zweiten Motor au^eklappt wird. 405 Der Dichter Aurelius PrudMitlut Clemens vergleicht in seinen Märtyrer- Hymnen die mit mehrfarbigen Glasscheiben gefüllten Bogenfenster der Paulskirohe in Rom mit Wiesen voll Frühlingsblumen. Doch handelt es sich hier anscheinend noch nicht um eine eigentliche Glasmalerei, sondern nur um eine Zusammensetzung verschiedenfarbiger Glasstücke zu einer gewissen koloristischen Wirkung. (Vgl. 880 Ratpert). 409 Während die Glocken anfangs geschmiedet oder getrieben wurden, soll Panllniis, Bischof von Nola, den Glockenguß erfunden haben. Die Kirche in Cimitile bei Nola rühmt sich, den „ältesten Glockenturm in der Christen- heit zu besitzen*'. Ein sicherer Nachweis über die Erfindung des Glocken- gusses ist nicht zu erbringen. 430 Zoslmot von Panopolis gibt der chemischen Forschung einen großen Auf- schwung durch Verbesserung der DestiQation sowie der metallurgischen Prozesse. Durch ihn kommt die Bezeichnung „Chemie" in allgemeinen Gebrauch. 447 CassiuB Ftllx, lateinischer Übersetzer ärztlicher Schriften, gibt an, daß die Verletzung der einen Himhälfte Lähmung der entgegengesetzten Körper- hälfte bedingt. — 41 — 450 450 Olymplodor spricht schon von den — später so genannten — artesischen Brunnen in Ägypten, die eine Tiefe von 200 bis 500 Ellen hätten und das Wasser über der Erdoberfläche ausgössen, woselbst man es zur Be- rieselung der Äcker benutze. (Vgl. auch 320 v. Chr. und 168 v. Chr.) 500 Der indische Astronom Arya-Bhatta fördert die Algebra derart, daß er als der Vater der indischen Algebra bezeichnet werden muß. Er gibt ein Verfahren zum Ausziehen von Quadrat- und Kubikwurzeln an, welche mit dem gegenwärtig gebräuchlichen fast völlig übereinstimmt. — Der Ostgotenkönig Theotferich baut einen Aquädukt bei Spoleto in der Provinz ümbrien, der bei 89 m Kämpferhöhe aus zwei Stockwerken mit 10 unteren Öffnungen von je 21,4 m Spannung und 30 oberen Bogen besteht. 510 Anicius Manlius Severinus BoMhlus gibt in seiner Schrift „De musica'' eine ausführliche, aber zumeist auf ältere griechische Schriftsteller gestützte Abhandlung über die Musik. 520 Der Philosoph Simpllciiis spricht den Grundsatz aus, das Nichtherabfallen der himmlischen Körper werde dadiu-ch bewirkt, daß der Umschwung (die Zentrifugalkraft) die Oberhand habe über den Zug nach unten (die eigene FaUkraft). 525 Der Architekt Anthemlot von Tralles in Lydien ist wahrscheinlich der Verfasser des „Fragmentum mathematicum Bobiense*', in welchem die Ermittelung des Brennpunktes der Parabel behandelt ist. — Der römische Abt Dionytias Exlfaus wendet in seiner Ostertafel vom Jahre 525 an Stelle der Diocletianischen Aera (s. 284) zuerst die nach ihm be- nannte Dionysische Aera an, und wird damit' der Begründer der heutigen christlichen Zeitrechnung. Das erste Jahr derselben ^ läuft vom 1. Januar bis 31. Dezember 754 nach Gründung Roms. Die Geburt Christi setzt Dionysius auf den 25. Dezember des Jahres 1. (Vgl. 715 Beda.) 532 Während die Nachricht, daß Archimedes bei der Belagerung von Syrakus die feindlichen Schiffe diu-ch Brennspiegel in Brand gesteckt habe, als irrig bezeichnet werden muß, berichtet AnthtmiM von Tralles (in seiner Schrift fyTIeQi jiagadö^cov fiijxavrjftdtcov**), daß man im Altertum tatsächlich wiederholt versucht hat, feindliche Schiffe mit großen Brennspiegeln an- zuzünden, die aus einer großen Zahl kleiner Planspiegel zusammengesetzt waren. (Vgl. auch 1747 B.) 532—537 AnthemiM von Tralles imd Isidoros von Milet erbauen im Auftrage Justinians die Sophienkirche in Konstantinopel, die mit ihrer 32 m weiten Kuppel für viele Kirchenkuppeln des Abendlandes vorbildlich wird. Nach- dem dieselbe 558 infolge eines Erdbebens eingestürzt war, wird sie von Isidoros aufs neue hergestellt. 536 Der Feldherr Justinians Btllsar legt während der Belagerung Roms durch die Ostgoten unter Vitiges die ersten öffentlichen Schiffsmühlen auf dem Tiber an. (Vgl. 80 v. Chr. Mithridates.) / 550 Adtius von Amida erwähnt zuerst die Nelken, die übrigens schon von den alten Ägyptern bei podagrischen Beschwerden und als magenstärkendes Mittel gebraucht wurden. Paulus von Aegina bemerkt, daß sie von einem indischen Baume kämen und nicht nur als Medikament, sondern auch zum Würzen der Speisen geeignet seien. AAUus erörtert in seinem Werke „Jatrica** die von ihm beobachteten Epidemien und die zu gleicher Zeit aufgetretenen Epizootien, und er- wähnt, daß die Pest auch die Tiere befallen könne. AStius gibt an, daß im Verlauf der Erhärtung von Nieren Wassersucht eintrete. — 42 — / v V 650 Aiflns schreibt über Geburtshilfe und ist der erste, der ausdrücklich von der Wendung auf die Füße spricht. Dieses Verfahren gerät in Vergessen- heit und "wird erst um 1280 von Amoldus Villanovanus und um 1507 von Antonio Benivieni wieder geübt. Altxantfer von Tralles führt den Rhabarber als Heilmittel ein.' 553 Der griechische Geschichtsschreiber ProkoplM von Cäsarea erwähnt zuerst die Mittemachtssonne. Er berichtet darüber, daß auf der Insel Thule (d. i. Skandinavien) die Sonne im Sommer 40 Tage lang auch um Mitter- nacht über dem Horizonte bleibt. 556 Der Kaiser Juttiiiiail bemüht sich, die Seidenzucht in Griechenland ein- zuführen und errichtet großartige Maulbeerplantagen im Peloponnes, wo- von derselbe den Namen „Morea" erhält. 590 Das dem oströmischen Kaiser MaariklM zugeschriebene, 12 Bände um- fassende Werk über das Kriegswesen („Ars militaris") erwähnt zuerst den Steigbügel. Die Alten kannten den Steigbügel nicht. In allgemeinen Gebrauch gekommen ist er erst zur Zeit des Kaisers Otto I. 593 Die ChliMMn drucken zuerst Bilder und Schrift von Holzstöcken. Von ihnen gelangt diese Kunst durch die Araber nach Europa. Arabische Drucke auf Papier, die bis 1000 n. Chr. zurückreichen, finden sich in der Papyros-Sammlung des Erzherzogs Bainer. 609 VtiMiitiut ForiuiMtut (Venance Fortunat), Bischof von Poitiers, erwähnt zuerst die Chrotta (Crowd, Crouth), ein altbritannisches 3- oder 5 saitiges Streichinstrument, mit SchaUlöchern und Steg, das sich von den im 9. Jahrhundert auftretenden anderweitigen Streichinstrumenten (Lyra, Kubeba, Viella) durch einen vom Wirbelkopf auf beiden Seiten zum Schallkörper hinabreichenden Bügel unterscheidet. 617 Nach Forschungen von Stanislas Julien scheint das Porzellan in China unter einem Kaiser der Dynastie Tang erfunden zu sein. 622 MdiamiiMd flieht am vierten Tage des ersten Kabta (d. i. am 20. Juni 622) von Mekka nach Medina. Nach dieser Flucht (Hidschrat ar nabl — Hedschfa) datiert die mohammedanische Zeitrechnung. Die Einführung dieser Aera erfolgt 17 Jahre später durch den Kalifen Omar, wobei ihr Anfang auf den 15. Juli 622 verlegt wird. 624 IsMonit Hispalensis gibt die erste positive historische Kunde vom Ge- brauche des Hopfens zur Bierbereitung. — Isidonit Hispalensis erwähnt die Eisengallustinte, indem er angibt, daß man Galläpfel zur Tinte (ad incaiistum) verwende. — Isidonit Hispalensis gedenkt zuerst in der von ihm herausgegebenen Enzyklopädie „Originum s. etymologiarum libri XX" der Feder als Schreib- werkzeugs. — Islllonis Hispalensis führt die Benennung „Alumen" für Alaun auf die An- wendung dieser Substanz zum Färben zurück: „Alumen vocatur a lumine, quod lumen coloribns praestat tingendis". Obwohl das indische Zuckerrohr bereits zur Zeit Alexanders d. Gr. im Abendlande bekannt war, findet sich die erste Erwähnung des aus dem Zuckerrohre gewonnenen festen Zuckers erst i. J. 627 n. Chr., in welchem Jahre der oströmische Kaiser Herakilot auf seinem Feldzuge gegen den Perserkönig Chosroes II. bei der Zerstörung eines persischen Königs- schlosses u, a. auch Rohr- Stück zucker erbeutet. 638 Der indische Mathematiker Bndimagupta gibt in seiner Schrift „Brähma- sphuta-siddhänta" zahlreiche Lehren der Mathematik, entwickelt die Elemente der Trigonometrie unter Beifügung einer den späteren Sinus- tafeln entsprechenden Tafel und berechnet den Inhalt des Kreis Vierecks. Er kennt bereits die symbolische Positionsarithmetik, welche den er- — 43 — 645 höhten Wert der einzehien Ziffern durch ihre SteUnng andeutet, und sich der Null bedient, die fehlenden Stellen auszufüllen, wenngleich eine plan- mäßige Durchbildung des Systems bei Brahmagupta noch fehlt. 646 Der arabische Feldherr Amr Ifeii tl Ast stellt unter Benutzung von Arbeiten, die bereits unter Kaiser Trajan begonnen waren (vgl. auch 1250 v. Chr. Bamses II. und 610 v. Chr. Necho), einen Schiffahrtskanal zwischen Kairo und dem Koten Meere her, und benutzt ihn zu Getreidetransporten zwischen El Fostät (Alt- Kairo) und Kolzum. 650 Der arabische Arzt Ahroun erwähnt zuerst mit Sicherheit die Muskatnuß, die dann insbesondere von Isaak Ihn Amran um 900 genauer beschrieben wird. Paniut von iUflna erweitert den Kreis der seit alten Zeiten (s. 400 v. Chr.) gegen Verbrennung (Combustio) gebrauchten Mittel durch eine große An- zahl von Stoffen, die vor allem bezwecken, einen schützenden und lindern- den Überzug herzustellen. Paulut von Ai|lna ist nächst den Hippokratikem der erste Schriftsteller, der die Operation der Herausnahme der Nasenpolypen beschreibt. Er beschreibt femer die StaphyUotomie, Tonsillotomie, Paraoentese des Unter- leibes und die operative Beseitigung des Verschlusses der Vulva und Vagina. Daß er die Gelenkresektionen gekannt hat, steht außer ZweifeL Wie Theophanes berichtet, erfindet der griechische Baumeister Kalihillcot von Heliopolis einen Brandsatz von außerordentlicher Wirksamkeit, der in dem Kampf der Oströmer gegen die Araber — namentlich in der See- schlacht bei Kyzikos — von entscheidender Bedeutung wird. Die große Wirkung dieses „griechischen Feuers" (IIvq vygov oder IIvq i^aXdooiov) be- ruht darauf, daß Kallinikos den bisher angewendeten Brandstoffen (Kohle, Pech, Schwefel, Erdöl u. dgl. — vgl. auch 424 v. Chr. Thukydides, 360 V. Chr. Aeneas und 390 n. Chr. Ammianus Marcellinus) einen neuen Be- standteil (wahrscheinlich ungelöschten Kalk) beimischt, der beim Hin- zutritt von Wasser eine explosionsähnliche Wirkung hervorruft. 681 Das Konzil zu Konttantinoptl führt die byzantinische Weltaera ein, deren Jahresanfang der 1. September und deren 5609. Jahr das erste unserer Zeitrechnung ist, aber vier Monate früher anfängt. Diese Zeitrechnung ist bei den Griechen im Volke vielfach noch jetzt im Grebrauch. 715 Der englische Priester Boda, mit dem Beinamen Venerabilis, führt durch seine Schrift „De sex aetatibus mundi" die Zeitrechnung des Dionysius (s. 525) in die Geschichtsschreibung ein und wendet dieselbe auch in seinen Ostertafeln an. Erst hierdurch erhält die dionysische Aera ihre weitere Verbreitung und ihre Eigenschaft als allgemein christliche Zeitrechnung. Von mitbestimmendem Einflüsse wird auch der Umstand, daß Karl der Große zuerst Urkunden nach ihr datiert. 745 YIrclilus von Salzburg stellt eine richtige Ansicht über die Gestalt der Erde auf. 750 Der arabische Alchimist Qobor (Dschabir) wendet zuerst die Krystallisation I zur Reinigung chemischer Präparate an und beschreibt die Filtration. Er lehrt den Alaun durch Umkrystallisieren reinigen und auch gebrannten Alaun herstellen. Er beschreibt die Darstellung der Schwefelsäure durch Destillation von Alaun, sowie die der Salpetersäure durch Erhitzen eines Gemisches von Salpeter, Kupfervitriol und Alaun, und entdeckt das V Königswasser sowie dessen Fähigkeit, das Gold aufzulösen. Er stellt \ zuerst den Höllenstein und das Sublimat dar, zu dessen Keinigung er sich der Sublimation bedient. Er lehrt die Keinigung des Essigs durch "^ Destillation, kennt den Bleiessig und stellt den Salmiak aus gefaultem Harn und Kochsalz dar. — 44 — 868 750 Qtbir kennt den weißen Arsenik (arsenige Säure), den er durch Verbrennen von Sohwefelarsenik und Auffangen des Sublimats erhält. Er scheint den Eisenvitriol gekannt zu haben; denn er schreibt vor, zur Bereitung des Ätzsublimats »»Vitriolum rubifioatum" zu nehmen, was nur als gerösteter Eisenvitriol gedeutet werden kann. Er versucht zuerst das Kochsalz zum chemischen Grebrauche zu reinigen. — Qtbir lehrt Quecksilber mit Gold, Silber, Blei, Zinn und Kupfer ver- binden und erwähnt, wie ungleich dasselbe die verschiedenen Metalle an- greift. Er stellt Legierungen her und kennt viele Metalloxyde, wie er u. a. eine Vorschrift zur Herstellung von rotem Quecksilberoxyd gibt. Er kennt die Verbindungen der Metalle mit Schwefel und erwähnt, daß Kupfer durch Schwefel gelb, Quecksilber rot gefärbt wird. Er überstreut, um die Oberflächenoxydation geschmolzener Metallmassen zu verhindern, dieselben mit Glaspulver und Borax. 768 In einem Schenkungsbriefe des Frankenkönigs PIpln to KMntn geschieht der Hopfengärten Erwähnung. Es scheint demnach der Hopfen schon damals, wenn auch nur in geringem Maße, angebaut worden zu sein. (S. a. 624 I.) 800 AlkBin, Bischof von Tours, sendet um das Jahr 800 dem Bischof von Salz- burg „ein Schutzdach, damit es Euer verehrungswürdiges Haupt vor Regen- güssen bewahre". Es ist dies die erste geschichtliche Erwähnung des Regenschirms. Über den Sonnenschirm s. 1170 v. Chr. — Der Däne WuHttan erforscht zuerst die baltischen Küsten des heutigen Deutschlands. 805 Karl dar Qrote erläßt das für die Bewirtschaftung seiner Meierhöfe wichtige „Capitulare de villis vel curtis imperatoris". 807 Wie der Biograph Karls des Großen, Einhard, berichtet, sendet Harun al RaichM an Kaiser Karl eine Wasseruhr (Klepsydra, s. 450 und 230 v. Chr.), die aus einem Gefäß besteht, das unten so durchbohrt ist, daß das Wasser in einer bestimmten Zeit abfließt. 810 Karl dar QroSa führt unter Wiederaufnahme der schon bei den Alten ge- bräuchlichen Zwölfteilung der Windrose deutsche Bezeichnungen für die Himmelsrichtungen ein, nämlich: Ostronivint, Ostsundroni Sundostroni, — Sundroni, Sundwestroni, Westsundroni, — Westroni, Westnordroni, Nord- westroni, — Nordroni, Nordostroni, Ostnordroni. (S. Einharti Vita Caroli Magni.) 820 Ata Dtchaftf Mohamad verfaßt eine Schrift „System der Erde*' (Rasm-al- Ardh), worin jeder Ort nach Länge und Breite bestimmt ist. 827 Der Kalif Abdailali al Mamun läßt in der Wüste Sindjar am Roten Meere eine Gradmessung ausführen, bei der zum ersten Male die Meßkette ge- braucht wird. Seine Sternwarte in Bagdad ist bereits mit Astrolabien, Armillarsphären und Quadranten ausgerüstet. 839 Alkliliidl macht die erste Beobachtung eines Durchgangs der Venus durch die Sonnenscheibe. Doch wird die Richtigkeit dieser Angabe neuerdings vielfach bestritten. (Vgl 1639 H.) 850 Padflcm, ein in Verona lebender Priester, konstruiert zuerst Räderuhren, die durch ein Gewicht in Bewegung gesetzt werden. (Vgl. über die An- wendung von Zahnrädern an Wasseruhren 230 v. Chr. Ktesibios.) 860 Der Schwede Gardar Svawartion findet Island und erkennt, indem er es umschifft, dessen Inselnatur. Nach ihm erhält Island urdprünglich den Namen „Gardarshölmi". 868 Der Benediktinermönch Otfrlad zu Weißenburg im Elsaß erwähnt in seiner Evangelienharmonie zuerst die Streichinstrumente Leier und Fiedel. („Sih thas ouh al ruarit — thaz Organa fuarit — lira, ioh fidula — ioh managf altu — 45 — 870 Buegula." Hochdeutsch: „Da rührt sich alles, was Instrumente führt, Leier und Fiedel und mannigfaltige Pfeifen.'*) 870 Der norwegische Edelmann Otimr fährt die norwegische Küste entlang nach Norden und umsegelt das Nordkap. Daß er bis zur Mündung der Dwina im Weißen Meere vorgedrungen sei, wird in neuerer Zeit be- stritten. 878 Die Araber Waliab und Abu 8M gelangen zu Schiff bis nach China. 880 Alfrtd dar Qrote von England erfindet einen Stundenmesser, der auf der gleichmäßig fortschreitenden Verkürzung einer brennenden Kerze beruht. — Ihn KhoriaiNh erwähnt zuerst Kiautschou. Dieser jetzt unansehnliche Ort nordwestlich von Tsingtau, nach welchem das deutsche Pachtgebiet in China seinen Namen hat, war früher, vor der Versandung der Kiautschou- bucht, eine blühende Hafenstadt und namentlich von Bedeutung als Zwischenplatz des arabischen Verkehrs zwischen Schantung und Korea. — Der Mönch Ratptrt von Sankt Gallen feiert die um das Jahr 875 geweihte Frauenmünsterkirche zu Zürich in einem Gredichte, in dem er neben den Deckengemälden und den skulptierten Säulen auch die farbig geschmückten Fenster rühmt. Da die betreffende Stelle des Gredichts auf wirklich gemalte Fenster hindeutet, so liegt hier das erste geschichtliche Zeugnis für das Vorhandensein einer eigentlichen Glasmalerei vor. (VgL 405 Prudentius und 999 Gozbert.) 900 AlMtgnlHt (Mohamed AI Batani), arabischer Statthalter in Syrien, kennt die Exzentrizität der Erdbahn und die Präzession der Tag- und Nacht- gleiche. (S. 146 V. Chr. Hipparchos.) In der Trigonometrie führt er die halbe Sehne des doppelten Winkels statt der ganzen Sehne des einfachen Winkels ein, schafft somit diejenige goniometrische Funktion, die im 12. Jahrhundert „Sinus** genannt wird. (Vgl. aber auch 638.) Auch fügt er die Kotangente (Umbra recta) hinzu. 910 Der flandrische Mönch HucbaM führt die polyphone Musik ein, indem er eine Melodie in transponierter Lage beantwortend wiederholen läßt, ein Prinzip, das später in der Fuge und Sonate wichtig wird (Diaphonie). — Nachdem schon in der altgriechischen Musik die Buchstaben zur Bezeich- nung der Tonhöhe benutzt worden waren (Buchstabentonschrift), wendet HuctaM zuerst die lateinischen Buchstaben A, B, C, D, E, F, G zur Be- zeichnung der sieben Töne der diatonischen Skala an, woraus sich all- mählich die heutige Buchstabenbezeichnung der Tonleiter entwickelt. 945 Mtmidl, der Herodot des Orients, bereist die ganze zu seiner Zeit bekannte Welt und schreibt über dieselbe sein berühmtes Werk „Die goldenen Wiesen**. — Mtmidl beweist zuerst auf experimentellem Wege die schon von Aristoteles behauptete Verdunstung des Wassers aus dem Meere, indem er bei Ver- dampfung einer Salzlösung in einem Destillierkolben feststellt, daß sich dabei süßes Wasser niederschlägt. Der Salzgehalt des Meeres stammt nach ihm von den Flüssen, die während ihres Laufes Salze und Erden auflösen und ins Meer hinabführen. (Vgl. auch 330 v. Chr.) 950 Der arabische Arzt Rhant macht wichtige Untersuchungen über die Pocken und Masern, welche Krankheiten er in einer eingehenden Abhandlung be- schreibt. RbazM gibt eine Beschreibung der Herstellung des Alkohols, erwähnt aber nicht einmal dessen Brennbarkeit. Er ist der erste, der eine Quecksilber- salbe erwähnt. Der Perser Abu Mansiir MuwaflM verfaßt das Werk „Buch der pharmako- logischen Gnmdsätze**, die älteste Arzneimittellehre der Perser. In der- selben wird zuerst die Verwendung des destillierten Wassers zu pharma- — 46 — 1000 zeutischen Zwecken sowie der Gipsverband zur Heilung von Knochen - brüchen erwähnt. 976 Der arabische Geograph Ita Haukil bereist den Orient und gibt eine Be- schreibung seiner ReLse heraus, die sich vielfach auf die Berichte von Balchis (gest. 934) und Istachri (um 950) stützt. 980 Atal Wfhi soll die zweite große Ungleichheit der Mondbahn, die Variation, gefunden haben. (S. 150 P.) Er führt die Tangente (Umbra versa) in die Trigonometrie ein. — Atal Wfhi konstruiert den ersten Mauerquadranten, der an einer in die Mittagsfläche fallenden Mauer festliegt und für Beobachtungen der Crestime zur Zeit ihrer Kulmination sehr vorteilhaft ist. Später wird von Nassir- Eddin ein solcher Quadrant in Kupfer von etwa 3V9 m Radius gebaut, der in Grade und einzelne Minuten geteilt ist und eine in einem stählernen Zapfen drehbare Alhidade mit Dioptern besitzt. — Der Abt OtrUft von Rheims (Papst Sylvester II.) soll die Gewichtsuhren verbessert haben. (YgL 850 Pacificus.) — Die Nonne HnwwHIui im Benediktinerkloster zu Gandersheim gibt in dem Drama „Sapientia" eine Reihe von Zahlenrätseln aus dem Gebiete der Vielecks- und ähnlicher Zahlen, welche als Beitrag zur Entwickelung der Zahlentheorie nicht ohne geschichtliches Interesse sind. 983 Der von Island verbannte Normanne Erik dar Rote (Eirikr hinn Raudi Thorvaldson) entdeckt Grönland, nachdem schon um 900 der isländische Pirat Gunnbjöm von den von ihm entdeckten Danellsinseln aus die Süd- ostküste Grönlands gesehen hatte. 986 Der Isländer Bjame Hwjulhoa erblickt als erster Europäer die Küste Amerikas, indem er zur Aufsuchung seines Vaters, der mit Erik dem Roten nach Grönland gezogen war, in die Nähe des „Weinlandes'S des heutigen Massachusetts und Rhode-Island, gelangt, ohne indes zu landen. 990 Die griechische Prinzessin Endoxla MaknmMItltta, Tochter Kaiser Con- stantins VIII., beschreibt die Entwicklung der Purpurfarbe auf der Wolle unter der Einwirkung der Sonnenstrahlen. (Wiederentdeckt 1684 von WiUiam Cole.) — Ihn Ynnlt stellt auf der vom Kalifen Hakim auf dem Berge Mokattam bei Kairo erbauten Sternwarte astronomische Beobachtungen an und benutzt zu seinen Berechnungen die trigonometrischen Tangenten, für welche er die sog. hakemitischen Tafeln herausgibt. Er bedient sich zuerst zur Zeit- bestimmung der Schwingungen des Pendels. 996 Otrtl>rt von Rheims gibt in seinem Werke „De musica sacra" die älteste bekannte Abbildung eines Streichinstruments, einer einsaitigen Lyra von einer der späteren Gigue (Geige) sehr ähnlichen Form. 999 Wie aus einem Briefe des Abtes Ckizbtrt von Tegemsee hervorgeht, ist um diese Zeit eine Glasmalerwerkstatt im Kloster zu Tegemsee eingerichtet, in der sich die Klosterschüler auf die Herstellung gemalter Fenster ver- stehen. Über das erste geschichtliche Zeugnis^ für die Glasmalerei vgl. 880 Ratpert ' 1000 MfMM der Jüngere spricht von den der Cassiagattung zugehörigen Sennes- blättem, von denen er zwei Arten kennt. Die Sennesblätter werden gegen Augenleiden und Lepra, später auch als Abführmittel benutzt. — 47 - I Elftes bis fünfzehntes Jahrhnndert. 1001 Der Normanne Ltiff, Sohn Erik's des Roten (b. 983), wird auf einer Fahrt nach Grönland an die Küste von Labrador — von ihm Helluland genannt — verschlagen, nnd scheint längs der Küste von Neufundland und Neu- sohottland bis in die Gegend des heutigen New York gelangt zu sein. (S. a. 986.) 1010 All bin Im verfaßt das beste Werk des Mittelalters über Augenkrankheiten. Er soll bei schmerzhaften Operationen betäubende Mischungen zur Linde- /\ rung des Schmerzes benutzt haben, die vermutlich aus Mandragora und Ir-^ Opium bestanden. (S. a. 64, Dioskorides.) 1020 Der Araber AvICMna (Ibn Stna) stellt die Lehre auf, daß die Versteine- rungen lediglich Produkte der sog. „Vis plastica" seien, eines der Natur innewohnenden Triebes, Organisches aus Unorganischem zu erzeugen, wo- bei ihr aber die Kraft gefehlt habe, ihre Schöpfimgen zu beleben. Die Theorie der Vis plastica hat trotz Widerspruch (s. Iöl7 Fracastoro) lange Zeit hindurch gegolten. Avlcanna behandelt in seinem berühmten „Canon medicinae" die Kunst der Zusammensetzung der Medikamente. Avicanna kennt bereits die Kockelskömer, die zu seiner Zeit zur Tötung von Ungeziefer benutzt werden. t025 Alblninl (Abul Rihän Mohamed ben Ahmed) fördert die sphärische Trigo- nometrie und summiert die geometrische Reihe, wobei er das Beispiel der Schachfelderprogression wählt, die, mit Eins beginnend, auf jedem folgen- den Felde eine Verdoppelung vorschreibt. Er löst die Aufgabe der Drei- teilung des Winkels mittels der Konchoide. — Der Benediktinermönch QuMo, genannt Guido von Arezzo (nach neueren Forschungen jedoch gebürtig aus der G^end von Paris), verschmilzt die zu seiner Zeit vorhandenen unvoUkommenen Elemente der Musiknoten- schrift, und erfindet ein Notensystem, das die Grundlage der heutigen Notation bildet. Er fügt der schon vor ihm vorhandenen roten f-Lonie und der gelben c-Linie zwei schwarze Linien hinzu, schreibt die Noten sowohl auf als auch zwischen die Linien, und macht die Tonhöhe durch vorgesetzte Schlüsselbuchstaben leicht erkennbar. 1030 Der Araber AlhaiM (Ibn al Haitam) macht sich eine richtige Vorstellung vom Druck der Luft, dessen Existenz schon Aristoteles kannte. — Aihaztn berechnet zuerst aus den in dem Augenblick, wo die Sonne soeben untergegangen ist, noch beleuchteten Wolken die Höhe der Atmosphäre. Nach demselben Verfahren machen später Kepler, Delahire und Mariotte selbständige Bestimmungen, die eine Höhe von 60—80 km ergeben. — 48 — 1100 /l038 AlhaiM spricht ganz bestimmt aus, daß nicht das Auge die Quelle des / Lichtes sei, sondern daß das Licht von den leuchtenden Gegenstanden aus> gehe. Er wendet zuerst eigentliche Linsen, und zwar in der Form von — Kugelsegmenten, als Vergrößerungsgläser an und kennt die Lage des Brennpunktes bei Hohlspiegeln. Er macht eingehende Untersuchungen über die Reflexion und über die Brechung des Lichtes. 1050 Der griechische Schriftsteller SuMas kennt den Vorgang des Anlassens des Stahls in öl. (VgL auch 800 v. Chr.) — ThoophllHt Presbyter gibt in seiner „Schedula diversarum artium" die erste Vorschrift, das Trocknen des Leinöls auf dem Wege des Kochens zu be- schleunigen. — TNophllus Presbyter beschreibt in seiner ,,Schedula diversarum artium" die Herstellung des Tafelglases durch Blasen imd Strecken, ohne zu er- wähnen, daß es sich dabei um etwas Neues handelt. In der von ihm beschriebenen Herstellungsart erkennt man leicht die Anfänge der Fabri- kation des Zylinder- und Walzenglases, die, allmählich vervollkommnet, jetzt wieder das übliche Verfahren für Gewinnung des Tafelglases ist. — TlMOplilliit Presbyter begründet die Glasmalerei auf technisch -wissenschaft- licher Grundlage. (Über die ersten Anfänge vgl. 405 Prudentius, 880 Ratpert, und 999 Gozbert.) Seine Darlegtmgen lassen erkennen, daß die Glasmaler jener Zeit zugleich Glasmacher, Färben verfertiger, Karton- zeichner und Glaser waren. Theophüus bedient sich ausschließlich des gleichmäßig gefärbten Hüttenglases, auf welches Umrisse und Schatten mit „Sohwarzlot" (Kupferoxyd mit pulverisiertem blauen und roten Glase) aufgetragen und alsdann eingebrannt werden. Das Zuschneiden der Glasstüoke erfolgt mit einem glühenden Eisen. (Das Glasschneiden mit dem Diamanten kommt erst irn^ 16. Jahrhundert in Gebrauch.) 1067 Der Araber OMd •! Btkrl schreibt die erste Geographie der afrikanischen Negerländer. 1070 Adam von Bremen, der erste deutsche Geograph, gibt in seinen „G^sta Hammaburgensis ecclesiae pontificum'* eine Beschreibung von Dänemark, Skandinavien und Rußland. — Simon Stth erwähnt zuerst in Europa den Kampfer, der aus dem Holz des auf Formosa imd in Japan vorkommenden Kampferbaums gewonnen wird, indem man das zerschnittene Holz mit Wasserdampf behandelt und die Dämpfe in passenden Gefäßen verdichtet. 1078 Der Araber Omar Alehaljaml löst kubische Gleichimgen mit Hilfe der Durchschnitte zweier Kegelschnitte, behandelt überhaupt zuerst Gleichun- gen von höherem als dem zweiten Grade systematisch, und unterscheidet zwischen arithmetischer und geometrischer Auflösung der Gleichungen. Er findet die Binomialreihe für ganze positive Exponenten. 1080 Alsahtnivli ein arabischer Arzt, erwähnt zum ersten Male die Bluterkrank- heit (Haemophilie, wie Schönlein die Krankheit nennt) und bezeichnet als deren Hauptsymptom die tödliche Blutung, selbst nach den geringsten — Verletzungen. /llOO AMcMit empfiehlt die Trepanation bei Frakturen und Fissuren des Schädel- gewölbes. Als Bohrer verwendet er den gewöhnlichen Perforativtrepan. — Atalcasis schreibt ein berühmtes Werk über chirurgische Operationen und das Buch „Servitor** über die Bereitimg der Arzneien. ^_ Der Benediktiner TliMpIllllit beschreibt zuerst die Technik des Glocken- gusses, wonach man erst den Lehmkem formt und eine Fettschicht so dick auf denselben aufträgt, daß der Fettmantel dem spätem Metall der Glocke entspricht. Auf den Fettmantel wird wieder Lehm aufgetragen, das Ganze mit Eisenreifen umgeben und in die Gießgrube gesenkt. Das Fett Darmstaedter. ^ — 49 — 1101 wird alsdann herausgeechmolzen und die Glockenspeise in den entstande- nen Hohlraum gegossen. 1101 König Htinrieli I. von England ersetzt die damals als NormalmaB übliche Elle (Gyrd) durch die Länge seines Armes bis zur Spitze des Mittel- fingers (Yard). 1113 Wie J. Büttgenbach mitteilt, spricht bereits die Chronik des Klosters KlotiMTOte im Herzogtum Limburg von einem dort durch die Mönche be- triebenen Steinkohlenbergbau, so daß keinenfalls der Hufschmied Hulloz oder H Ullas in Lüttich, der 1198 Steinkohle gefördert haben soll, als der erste Verwender derselben zu betrachten ist. 1115 Der Kaiser Htinrieli V. verleiht der Stadt Bremen das Recht, Tonnen in der Weser auszulegen imd Baken daselbst aufzustellen. Von da datiert die planmäßige Ausstattung der Nord- und Ostseeküste mit Seezeichen, obwohl man an der guten Bezeichnung der Küstenuntiefen u. dgl. damals kein allgemeines Interesse hatte, da jedes gestrandete Schiff Eigentum der Strandbewohner war. 1121 Der arabische Gelehrte Alkliazliil konstruiert eine sehr empfindliche Sohnell- wage, die er imter dem Namen „Wage der Weisheit*' beschreibt. (S. a. 1400 V. Chr.) Er untersucht das spezifische Gewicht der Flüssigkeiten mittelst eines Araeometers, das ähnlich dem des Synesios war, und wendet zur Bestimmung des spezifischen Gewichts auch ein Gefäß an, das als erstes Pyknometer zu bezeichnen ist, und welchem Homberg (s. 1699) die noch jetzt übliche Form gibt. 1126 Im Karthäuserkloster zu Lillers in der Grafechaft Artelt wird der erste Tiefbrunnen Mitteleuropas erbohrt. Derartige Brunnen, seitdem „arte- sische" genannt, waren indes schon im Altertum bekannt. (Vgl. 320 imd 168 V. Chr., 460 n. Chr.) 1139 Die zuerst im 9. Jahrhundert erwähnte Armbrust erfährt in den folgen- den Jahrhunderten eine wesentliche Vervollkommnung imd wird von so bedeutender Wirkung, daß ihr Gebrauch gegen Christen auf dem von Papst Innomiz II. berufenen zweiten lateranischen Konzil verboten wird. 1140 Mianntt von Stvill« (Johannes Hispalensis) gibt in der von ihm veran- stalteten Übersetzung eines von einem imbekannten Verfasser herstammen- den arabischen Mathematikwerkes ein Verfahren an, die Quadratwurzel mit Hilfe von Brüchen auszuziehen, die mit den späteren Dezimalbrüchen, wenn auch nicht in der Schreibweise, so doch dem Sinne nach überein- stimmen. 1150 Die von Albradit dtm Birtn zwischen 1150 imd 1160 in der Altmark und im HaveUande angesiedelten niederländischen Kolonisten bringen an SteUe des in Mitteldeutschland bis dahin bevorzugten Baus mit natürlichen Steinen die Ziegelfabrikation und den Ziegelsteinbau in Aufnahme und zu hoher technischer VoUkommenheit. — AvMzoar bereichert durch seine Arbeiten die innere Medizin und die Chirurgie. — Der indische Mathematiker Bhatkara Aourya kennt die Anzahl der Kom- binationen von n Elementen zur p-ten Klasse ohne Wiederholung, femer die der Permutationen einer gegebenen Elementengruppe mit und ohne Wiederholung. — Die Zisterzienser Mönche des Klosters Ohltravtlto bei Mailand machen die erste Anwendung der Abfallwässer zur Berieselung von Wiesen. — NIeolaul, Vorsteher der Schule in Salemo, schreibt ein Dispensatorium mit 150 zusammengesetzten Arzneiformeln mit Angabe der medizinischen Kräfte und der Gebrauchsweise , Antidotarium genannt , welches als die erste europäische Pharmakopoe anzusehen ist. (Vgl. 975.) Er ist der — 50 — X- 121 erste, der der Schlafschwämme Erwähnung tut, das sind Schwämme, die mit narkotischen Pflanzensäften getränkt und getrocknet wurden und dann, bevor man sie zur Inhalation gebrauchte, in warmem Wasser an- gefeuchtet wurden. (S. a. 1010.) 1153 EMsl (Scherif al Edrisi) schreibt ein großes geographisches Werk über Nubien „Gleographia nubiensis", in dem er mehrere für die allgemeine Auffassung der Verteilung tierischer Formen auf der Erdoberfläche nicht uninteressante Angaben macht. Doch weist das meiste, wie überhaupt die gesamten zoologischen Kenntnisse der Araber, noch auf Aristoteles hin. 1160 Avtrrhoit beobachtet zuerst in Marokko Sonnenflecke. Freilich sind auch in den chinesischen Annalen viele Sonnenflecke erwähnt, die mit bloßem Auge gesehen und als „Raben in der Sonne" bezeichnet wurden. Avtrrhoit erkennt zuerst die lichtwahmehmende Funktion der Netzhaut. Benevenutus GraplMUt schreibt über Augenheilkunde und ist der be- deutendste Star- Operateur seiner Zeit. 1167 Der Sultan NurMMIn richtet nach Eroberung von Ägypten, um eine Ver- bindung mit den Städten seines großen Reiches zu haben, eine ständige Verbindung vermittels abgerichteter Brieftauben ein und dehnt diesen Luftpostverkehr auch auf ganz Syrien aus. Seine Nachfolger halten diese Einrichtung bis zur Zerstörung Bagdads durch die Mongolen aufrecht. 1180 Rofor von Parma (Ruggiero), der bedeutendste Wundarzt der Salemi- tanischen Schule, behandelt in seiner „Practica chirurgiae" die Lehre von der Wundheilung. 1181 Der provenzalische Troubadour Qnyot dt Provint beschreibt in seinem satirischen Gedichte „La bible" eine Wasserbussole, bestehend aus einer auf Strohhalmen schwimmenden Magnetnadel, — die älteste verbürgte Nachricht im Abendlande über die Verwendimg des Magneten zur Be- stimmung der Himmelsrichtung. Ob hier eine selbständige Erfindimg vorliegt, oder das Verfahren durch Vermittelung der Araber von den Chinesen übernommen ist, ist nicht festzustellen. Daß die Araber um das Jahr 854 den Kompaß gekannt haben, ist nach E. Wiedemanns Forschun- gen unzweifelhaft. 1185 8axo Qrammatlciit gibt die erste Nachricht von dem Geysirn auf Island. „In Island ist eine Quelle, welche durch die Kraft dampfenden Wassers die natürliche Beschaffenheit aller Gegenstände ändert. Was von dem dampfenden Wasser berührt wird, wird hart wie Stein." 1198 Der schon im Altertume (bei Salomo, Homer, Hippokrates u. a.) erwähnte Safran wird durch die Kreuzfahrer nach dem Abendlande gebracht und nach Österreich durch einen Ritter von Rauhtnatt im Jahre 1198 ein- geführt. 1200 AM-tl-Lttlf lehrt in Kairo imd Damaskus Medizin und tut den Ausspruch, daß selbst Galens Angaben gegenüber der eigenen Beobachtung zurück- stehen müssen. 1202 Flkonacd (Leonardo von Pisa) führt den Gebrauch der indischen, soge- nannten arabischen Ziffern im Abendlande ein und spricht in seinem „Liber abaci" zum ersten Male die Reihensummationsformel allgemein in Worten aus. Er behandelt auch die geometrischen Reihen, wenn auch nicht in derselben Allgemeinheit wie die arithmetischen, imd steUt zum ersten Male Aufgaben über die Zinseszinsrechnung auf. 1210 Der Dauphin Hiimbtrt II. von Savoyen hält sich, wie berichtet wird, längere Zeit in Brandes in der Auvergne auf, um zur WiederhersteUimg seiner Gesundheit die frische Luft der Berge einatmen zu können. Es ist dies eines der ersten geschichtlich überlieferten Beispiele einer Luftkur^ 4* — 51 — 1210 1210 Der Erfinder dee Fingerhuts ist unbekannt. Die erste Erwähnung des Fingerhuts geschieht bei WaNtr VM der Vonlwilii, der bei dem Anblicke einer Fingerhutblume eines anderen Fingerhuts gedenkt, „der schmückte den schönsten Finger**. Da hiemach damals auch der botanische Finger- hut (Digitalis) unter diesem Namen bereits allgemein bekannt war, muß die Erfindung des Fingerhuts zeitlich sehr viel weiter zurückliegen. 1220 Flkonacd gibt in seinem Werke „Practica geometriae" einen Wert für n - 1440 : 4Ö8V8 (= 3,1418). Zwei andere Schriften („Liber quadratorum** und „Flos") behandeln die Gleichungen. Von besonderem Interesse ist die Lösung der kubischen Gleichung x» + 2x* + 1^* = 20, für die Fibo- naoci den außerordentlich genauen N&herungswert x = 1®22' 7^^ 42™ 33^ 4^ 40^' angibt, leider ohne zu verraten, wie er ihn erhielt. — Hugo von Uwea führt eine einfache und rationelle Wundbehandlung ein, wegen deren er „Vir mirabilis" genannt wird. Er und sein Sohn Theo- derich sollen, wie Guy de Chauliac berichtet, ihre Patienten bei Opera- tionen in primitiver Weise, wahrscheinlich mit Schlaf schwämmen (s. 1150N.), narkotisiert haben. Für diese einfache, schonende Methode der Wimd- behandlung tritt auch Henri de Monde ville mit Entschiedenheit ein. (S. 1320.). — Jordanus Nsmorarlut« Ordensmeister der Dominikaner, verfaßt mehrere für die Entwicklung der Arithmetik und der gesamten Mathematik bedeut- same Schriften, darunter „Arithmetica decem libris demonstrata", „De triangulis'% „Tractatus de sphaera** u. a. Er gibt neue Methoden zur Lösung algebraischer Gleichungen an. 1225 Raymundus Lullut lehrt die Salpetersäure durch Destillation einer Mischung von Ton und Salpeter darsteUen. 1228 Nachdem das im Altertume vielfach geübte Veredeln der Bäume und Sträucher durch Pfropfen später in Vergessenheit geraten war, erwähnt im Mittelalter zuerst Frtidank (in seiner „Bescheidenheit**) dieses Verfahren wieder. („Wer linden zwiget — zweiget, d. i. propfet — üf den Dom, der hat ir beider reht verlorn.**) — Im Staatsarchiv zu Wien befindet sich eine Urkimde des Kaisers Fritirich II.. betreffend die Entscheidimg der Streitigkeiten des Klosters Goß mit dem Herzog von Kämthen, eine der ältesten noch vorhandenen Urkimden auf Papier. Das Papier ist im vorliegenden Falle ein mit Leinenfasem (Leinenlumpen) gemischtes Baumwollenpapier. 1232 Der Sultan Saladln schenkt dem Kaiser Friedrich II. eine Räderuhr, weiche die Stunden, den Lauf der Sonne, des Mondes und der Sterne anzeigt. Es ist dies die erste sichere Kunde von einer Räderuhr in Deutschland. (S. a. 850 Pacificus.) — Während man sich bis gegen das Ende des 12. Jahrhunderts sowohl im Abendlande wie in China darauf beschränkte, die Wirkung der Brand- gesohosse durch Beimengimg von imgelöschtem Kalk und ähnlichen Stoffen zu den Feuerwerkssätzen zu erhöhen (s. 678 Kallinikos), verwenden, wie der Auszug aus den chinesischen Reichsannalen Tuns-klans-kanf-mu be- richtet, zuerst die Chinesen i. J. 1232 bei der Verteidigung von Pien-king gegen die Mongolen einen wirklichen Explosivstoff, indem hier zum ersten Male dem üblichen Brandsatze (Pech, Schwefel, Kohle u. dgl.) Salpeter zugesetzt wird. Damit ist die Erfindung des Schießpulvers gegeben. Der Erfinder selbst ist nicht zu ermitteln. Möglicherweise war es der chine- sische Heerführer Wei-sching. 1233 Thomas von GMtfmprt gibt in seiner Schrift „De naturis rerum** eine ziemlich richtige Tierbeschreibung, die sich indes vielfach noch an Aristo- teles anlehnt. 1269 gibt er noch eine Sonderschrift über die Bienen heraus. — 52 — 1250 1242 Der maurische Gelehrte Ballak aus Kisgak berichtet, daß sich zu seiner Zeit die Seefahrer des syrischen und indischen Meeres der Magnetnadel als Wegweiser bedienten, indem sie eine magnetische Eisenröhre von Fisch- form (nach anderen Nachrichten einen auf ein Holzkreuz gelegten Magnet- stein) in einer Schale mit Wasser schwimmen ließen. Diese Angabe stimmt fast vollständig mit der von Guyot de Provins (s. 1181) gegebenen Be- schreibung überein. 1245 Giovanni de Piano Garplnli ein Franziskanermönch aus Neapel, reist durch Rußland, die weiten Steppen von Turkestan und gelangt bis Karakorum. 1250 Johannes Actnariiit erwähnt zuerst die Myrobalanen, die ihres Gerbsäure- gehaltes wegen bei der Ruhr angewendet wurden, jetzt dagegen lediglich als Gerbmaterial dienen. Er spricht auch von der Anwendung der Tama- rinden als eines kühlenden Abführmittels, namentlich bei GaUenkrank- heiten. Die Tamarinde ist bereits dem Theophrastos bekannt gewesen, doch wird ihre purgierende Wirkung nicht von ihm erwähnt. — Albtrtos Magnut erwähnt mit Bestimmtheit den grünen Vitriol (Eisenvitriol), ohne sich jedoch über seine Darstellung auszulassen. — Albtrtos Magnus gibt in seinem „Opus naturarum" eine sich vielfach an Aristoteles anlehnende Beschreibung des Tierreichs, das er nach dem Maße des Menschen imd nach dessen seelischer Begabung mißt, das jedoch in der S3rstematischen Durcharbeitung über Thomas von Cantimpr^ (s. 1233) hinausgeht. — Der englische Franziskanermönch Roger Bacon erwähnt die Eigenschaft des Salpeters, mit brennenden Körpern zu verpuffen. (S. auch 1232 T. und 1250 M.) — Roger Bacon stellt durch Versuche die Veränderungen des Gesichtswinkels fest, welche durch konkav oder konvex gekrümmte sphärische Gläser be- wirkt werden, und empfiehlt schwachsichtigen Menschen, ein konvexes Glas auf das Objekt zu legen, womit er den Grundgedanken der BriUe andeutet. (S. 1300 Armati. Vgl. auch 1038 Alhazen.) — Fast gleichzeitig mit der Erfindung des Sohießpulvers in China (s. 1232, Tung-kiang-kang-mu) wird auch im Abendlande bekannt, daß sich den von altersher verwendeten Feuerwerkssätzen (Schwefel, Kohle, Pech u. dgl.) durch Zusatz von Salpeter explosive Eigenschaften verleihen lassen. Martliiit Qrateut gibt in der lateinischen, allein erhaltenen Übersetzung seines griechischen „Feuerbuchs'' folgende Beschreibung von der Zusammen- setzung eines derartigen Explosivstoffes: „Acoipias lib. I sulphuris vivi, lib. II oarbonum vitis vel Salicis, lib. VT salis petrosi. Quae tria subti- liBsime terantnr in lapide marmoreo." (Vgl. auch 1250 Roger Bacon.) — Marthiit Orateos gibt eine eingehende Beschreibung der Darstellung des Terpentinöls, das er unter dem Namen „Aqua ardens" beschreibt. (S. a. 64 D.) Dasselbe wird bis spät in das 16. Jahrhundert als eine dem Wein« geist ähnliche Substanz betrachtet und auch statt des letzteren angewendet. — Der arabische Astronom Nastlr-EMn al Thusl behandelt in seiner Schrift „Über die Figur der Schneidenden'* (d. h. über den Satz des Menelaos — s. 100) die sphärische Trigonometrie in ihren Fundamentalaufgaben am schiefwinkligen Dreieck in vollendeter Weise. — Nastlr-EM« al Thutl fertigt als Vorstand der von dem Mongolenfürsten Hulagu (Ilek-Khan) gegründeten Sternwarte zu Meragah in Persien den in den ilekkhanisohen Tafeln niedergelegten Fixstemkatalog nebst Planeten- tafeln an. — Willem de RufenN|ult (Ruysbroek) gelangt auf einer etwas südlicheren Route als Piano Carpini (s. 1245) bis Karakorum und kehrt durch Persien und die Türkei nach der Heimat zurück. — 53 — 1250 1250 Jordanug RuffoSv Obeistallmeister des Kaisers Friedrich II., gibt in seinem Werke „De medicina equorum" eine genaue Anleitung zum Hufbeschlag und eine Beschreibung der chirurgischen Krankheiten der Extremitäten der Pferde. Eine große Zahl seiner sanitären Vorschriften hat bis zur Gegenwart ihre Gültigkeit behalten. — Vlncenz von Boauvalt spricht zuerst von den allerdings schon früher be- kannten belegten Spiegeln und h< die gl&semen mit Blei überzogenen Spiegel für die besten. — Vlncenz von Bonuvalt veröffentlicht sein „Speculum majus", das eine den Kenntnissen der Zeit entsprechende, sehr vollständige Beschreibung der bekannten Tierwelt gibt, im wesentlichen aber wie die Schriften von Thomas von Cantimpr^ und Albertus Magnus auf Aristoteles fußt. 1252 Alfons X. von Castilien läßt durch christliche und jüdische Gelehrte, die er nach Toledo beruft (darunter den Rabbiner Isaak Aben Said), die Alfonsinischen Tafeln herstellen, die von da ab an die Stelle der Ptole- maeischen Tafeln (s. 150 Ptolemaeus) treten. Die alfonsinischen Tafeln werden zuerst i. J. 1483 durch Ratdold in Venedig (s. 1487) gedruckt. 1253 Wlihtim von Holland läßt den ersten bekannten Bau einer Kammerschleuse bei Spaamdam ausführen. Demnach sind weder Leone Battista Alberti noch Simon Stevin als deren Erfinder anzusehen. 1256 Nachdem schon in den heiligen Büchern der Inder der Magneteisenstein zum Ausziehen von Pfeilspitzen empfohlen worden ist (s. 500 v. Chr.), gibt der Araber Hallfa aus Aleppo dies Mittel an, um beim Abbrechen der Spitze der Aderlaßlanzette diese aus der Wunde zu ziehen. — Joannes dt Sacrobutto (John Holywood) gibt seinen „Traotatus de sphaera mundi" heraus, der für mehr als drei Jahrhunderte das Hauptlehrbuch der mathematischen Geographie bildet. 1259 Die Annalen der chinesischen Sanf-Dynatllt beschreiben eine Feuerlanze (Lanze des ungestümen Feuers, To-huo-tsiang), ein Bambusrohr, das mit abwechselnden Lagen von einem schießpulverähnlichen Brandsatze und „Körnern** geladen war, welche letzteren unter heftiger Flammenentwick- lung 150 Schritte weit geschleudert wurden. Anscheinend sind diese „Kömer** keine Geschosse (Schrot u. dgl.) gewesen, sondern Brandsatzklümpchen, so daß der Apparat etwa wie eine heutige Leuchtkugelrakete gewirkt haben mag, andrerseits aber die Elemente der Pulver- Schußwaffe deutlich er- kennen läßt. 1260 Alktrtut Magnus schildert als zu seiner Zeit bereits üblich die Scheidung des Goldes vom Silber durch Salpetersäure (Scheidung durch die Quart). Die Legierung wird auf das Verhältnis von 1 Teil Gold zu 2 Teilen Silber gebracht, granuliert und mit der 1^/2 fachen Menge starker Salpetersäure erwärmt. Die entstehende Lösung wird verdünnt, um ein Auskrystalli- sieren des Silbemitrats zu verhindern, am nächsten Tage abgezogen und das zurückbleibende Gold mit heißem Wasser gewaschen. — Albortus Magnus reinigt das Gold durch Zementation und stellt zuerst regu- linischen Arsenik durch Erhitzen des weißen Arseniks mit reduzierenden Körpern (Seife) dar. — Albortus Magnus erörtert das zu seiner Zeit wieder in Gebrauch kommende Veredelungsverfahren der Bäume usw. durch Pfropfen (vgl. 1228 Freidank), wobei er freüich sehr wunderliche Kombinationen in Vorschlag bringt, z. B. das Pfropfen einer Rose auf einen Kohlstrunk zur Erzielung grüner geruchloser Blumen. — Roger Bacon bespricht das Verlöschen brennender Körper in verschlossenen Gefäßen und schreibt dies dem Umstand zu, daß die Luft fehle. — 54 — 1280 1260 Roger Bacon gibt zuerst die Lage des Brennpunktes bei einem sph&nschen Hohlspiegel richtig an und weist nach, daß die von einem leuchtenden Punkt stammenden Lichtstrahlen nach ihrer Reflexion von einem Hohl- spiegel sich nicht in einem Punkte des Hauptstrahls, sondern in vielen nebeneinander liegenden Punkten treffen. (Sphärische Aberration.) — Die venetianischen Kaulleute Marco und Ma£feo Polo» Oheime des berühmten Marco Polo (s. 1271) reisen über Konstantinopel nach Kiptschak und Turkestan, um mit den Tataren Handel zu treiben. — Viacom von Boaiivalt spricht bei der Geburtshilfe zum ersten Male in zweifel- loser Weise von der Wendung des Foetus auf den Kopf durch direkten inneren Handgriff. 1269 Petrus Peregrinus do Maricourt macht die ersten bekannten experimentellen Forschungen über den Magnetismus, indem er die beiden Pole unter- scheidet und die verteilende Wirkung des Magneten, wie auch die An- ziehung ungleichnamiger Pole nachweist. 1270 Der Kanonikus Giovanni Campano (Johannes Campanus) von Novara be- wirkt eine Ausgabe der „Elemente" des Euklid, und lehrt in den von ihm gemachten Zusätzen die Berechnung der Winkelsumme im Stemfünfeck. Auch beweist er die Irrationalität des goldenen Schnitts. — Raymundus LullHt entdeckt das kohlensaure Ammoniak, das er durch Destillation aus gefaultetn Harn darstellt, und verbessert die Destillations- vorrichtungen, indem er zum ersten Male behufs besserer und schnellerer Kondensation der Dämpfe eine besondere Kühlung der Vorlage anwendet. Er kennt auch das ätzende Ammoniak. — Raymimdus Lalliit berichtet zuerst über die Verwendimg des Astrolabiums zu astronomischen Ortsbestimmungen auf See. — Nachdem die Canarischen Inseln (s. 40 v. Chr.) im Mittelalter zuerst- bei den Arabern erwähnt worden waren, gelangt Lancelot Malocollo dorthin imd errichtet ein Kastell auf Lancerote. — Der polnische Physiker Wllolo spricht für die Optik den Satz aus, daß die Natur stets nach der Richtung der kürzesten Linie wirke. 1271 Marco und Maffeo Polo unternehmen, von ihrem siebzehnjährigen Neffen Marco, dem nachmals berühmten Reisenden, begleitet, eine zweite Reise (s. 1260), auf der sie Persien durchqueren, das Pamirplateau über- schreiten, ins Tarymbecken niedersteigen und ganz China durchziehen. Der jüngere Marco Polo tritt in die Dienste des Kaisers Kublai und lernt auf seinen Kreuz- und Querzügen den größten Teil Chinas kennen. Im Jahre 1292 begeben sich die drei Reisenden über Cochinchina, Sumatra imd Ceylon nach Ormuz, von wo sie über Trapezunt und Konstantinopel im Jahre 1295 Venedig wieder erreichen. Der jüngere Marco legt die Er- fahrungen dieser Reise in einem ausführlichen Bericht (s. 1298) nieder. 1272 Der Bologneser BorgNtano vervollkommnet den Seidenhaspel und kon- struiert die erste maschinelle Vorrichtung zum Zwirnen der Seide in dem sog. runden Mulinierstuhl (Seidenmühle). Bis dahin war die Drehung der einfachen und die Zusammenzwimung mehrerer Fäden stets mit der Hand erfolgt. 1279 Guilelmus do Sallcoto fördert mit seiner „Summa conservationis et cura- tionis** die Chirurgie. Seine Wimdbehandlimgsmethode ist, wie die des Hugo von Lucca (s. 1220) eine einfache und rationelle; er reinigt die Wunde mit öl und legt nach der »Blutstillung sehr sorgfältige Ver- bände an, wie überhaupt seine Theorie mustergültig ist. Er weist zuerst auf die giftigen Eigenschaften faulender tierischer Substanzen hin. 1280 Christophoro BrianI in Venedig erfindet den künstlichen Aventurin, ein von zahllosen goldglänzenden Krystallen durchsetztes, meist lichtgelb- — 55 — 1280 braunes bis grünliches Glas, das den natürUohen Aventurin, eine üimmemde Quarzmodifikation, an Glanz übertrifft und in neuerer Zeit von Bizaglia in Venedig (1872) wieder unübertrefflich hergestellt wird. Wöhler spricht sich dahin aus, daß die Krystallblattchen in diesem Produkt ausgeschie- denes metallisches Kupfer seien. 1280 Petrus de Cmetnlllt schreibt ein Werk „Opus ruralium commodorum", das in 12 Abteilimgen da« gesamte Gebiet der Landwirtschaftslehre behandelt. — Der chinesiBche Kaiser OuUlal-chaii (Kublai) vertieft und verlängert den Kaiserkanal (großen Kanal), der sich von Peking bis Hangtschou durch zehn Breitengrade erstreckt und den Pei-ho mit dem Hoang-ho und Jangtse-kiang in Verbindimg setzt. Der Kanal war im 7. Jahrhimdert n. Chr. begonnen worden. — KazwInI hebt hervor, daß die Wasserdämpfe der Luft sich an hohen Bergen zu Regen kondensieren. Er weiß, daß die Gießbäche allmählich Berge abtragen und den Schutt ins Meer befördern, während der Schlamm auf dem Meerboden sich ausbreite und fest werde. — Amoldus Vlllanovanus lehrt die Bereitung der ätherischen öle in seinem Traktat „De vinis". — Amoldus Vlllanovanus spricht zuerst von den Heilkräften des Waldmeisters. 1285 In dem von dem Araber Hassan-al-Rammah verfaßten Feuerwerksbuche wird der Salpeter als die Grundlage der gesamten Feuerwerkerei bezeichnet. Al-Rammah lehrt die Läuterung des Salpeters durch ein wiederholtes Krystallisations verfahren, hat aber von den eigentlichen Feuerwaffen noch keinerlei Kenntnis. 1290 Während Dioskorides zuerst des aus Rosen und Olivenöl bereiteten Rosen- öls £rwähnimg getan hatte, wird das destillierte Rosenöl zuerst von Johannes Actuarlus beschrieben. Es scheint zu dieser Zeit schon in Nisibis in Mesopotamien bereitet worden zu sein. — Die älteste Glashütte, deren Existenz nachweisbar ist, ist die durch van LMmpotl angelegte Flaschen- und Grünglasfabrik zu Quiquengrogne bei La Chapelle. — Giovanni de Monte Corvino geht über Persien nach Indien und besucht von da China, das er eingehend beschreibt. 1292 Die Ingwerpflanze (Zingiber), ' welche auch Marco Polo gekannt zu haben scheint, wird zuerst beschrieben von Giovanni de Monte Corvino. 1295 Lanfranchl fördert durch seine „Chirurgia magna", in welcher er zahlreiche von ihm ausgeführte Operationen beschreibt, die praktische Chirurgie. 1298 Marco Polo (s. 1271) berichtet von der von ihm besuchten Landschaft Badachschan am Nordabhange des Hindukusch, einem Hauptfundorte des von alters her bekannten Lasursteins (Lapis lazuli), aus dem durch Pul- verisieren und Schlemmen der natürliche Ultramarin gewonnen wird. — Marco Polo spricht bei Beschreibung der chinesischen Provinz Fo-kien von dem Anbau der BaumwoUe und deren technischer Verwendung als von etwas längst Bekanntem. Trotzdem muß Indien als die Heimat der Baumwolle angesehen werden. (S. auch 800 und 327 v. Chr.) — Marco Polo bringt die ersten ausführlichen Nachrichten über die chinesische Porzellanfabrikation nach Europa. Seine Darlegungen beruhen indes in ihrem technischen Teil auf unrichtigen Informationen. — Marco Polo gibt die ersten Nachrichten über den großartig organisierten chinesischen Staatskurierdienst, eine Art von Post, die sich bis auf den heutigen Tag erhalten hat. Möglicherweise hat Marco Polo das Wort „Poste" — zur Bezeichnung der chinesischen Relaisstationen — zuerst gebraucht. (Vgl. jedoch 1464 Ludwig XI.) — 56 — 1810 1300 Nachdem die Kunst, in Stnkko, einer aus Gips, Kalk und Sand hergestellten Masse zu arbeiten, bereits von den Alten, namentlich von den Äthiopiern und später in Syrien, Cypem imd in Rom geübt, aber allmählich in Ver- gessenheit geraten war (vgl. auch 460 v. Chr. Herodot und 330 v. Chr. Lysistratos) , erneuert MargarHoM dieselbe in Italien, wo sie alsdann von dem Maler Nani um 1514 wesentlich vervollkommnet wird, wie die Stuck- arbeiten der Loggien des Vatikans beweisen. — Giovanni PItaiil erfindet den Farbenschmelz im Tief schnitt (EmaU de basse-taiUe). — Der Florentiner RucctIIal entdeckt den Farbstoff der Orseille, der nach ihm Roccella genannt wird. — Alessandro de Spina aus Pisa verfertigt, wie die Chronik des S. Caterina- Klosters zu Pisa meldet, Augengläser, die indes, wie die Chronik gleichfalls sagt, schon vor ihm erfunden worden seien. Ob der wirkliche Erfinder, wie aus seiner Grabschrift in der Kirche Santa Maria Maggiore in Florenz hervor- geht, Salvino dtgll Armall war, läßt sich mit Sicherheit nicht nachweisen Sicher ist nur soviel, daß die konvexen Brillen um 1300 erfunden, und daß sie in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts allgemein bekannt sind. (S. in dieser Beziehimg 1363 Guy de Chauliac). — Hugo von TrimNrf erwähnt in seinem Lehrgedicht „Der Renner" zuerst Fiedelbogen aus Roßhaaren. 1301 Der italienische Maler Qlotto dl Bondont bringt mit seinen Schöpf imgen in Florenz, Padua u. a. a. 0. die Freskomalerei durch sorgfältige Ausbildung ihrer Technik zu neuer Blüte und weiter Verbreitimg. 1302 Flavio Qloja aus Amalfi hat mutmaßlich zuerst die nach den Windstrichen geteilte Kompaßrose mit der schwingenden Magnetnadel verbunden und dadurch den Kompaß für die Seeschiffahrt brauchbar gemacht. 1306 Der Waffenschmied Rudolf zu Nürnberg erfindet die Drahtziehmaschine, die von besonderer Bedeutung für die Herstellimg der Ritterrüstungen (Ringelpanzer) wird. 1307 Der Gebrauch des Wachstuchs, eines mit Leinölfirnis überzogenen Zeuges, ist mindestens seit Anfang des 14. Jahrhunderts bekannt, wie daraus hervorgeht, daß man beim Offnen des Grabes des 1307 gestorbenen Königs Eduard 1. von England im Jahre 1774 dessen Leiche mit feinem Wachs- tuch umwickelt fand, das so konservierend eingewirkt hatte, daß man die Bildung der Hände und des Gesichts noch vollkommen erkennen konnte. 1310 AtaNMa lehrt, daß, wenn zwei Leute, der eine gegen Osten, der andere gegen Westen um die Erde wandern und an ihrem Ausgangspunkt zu- sammentreffen, der erste der Kalenderfolge um einen Tag voraus, der andere um einen Tag hinter ihr zurück sein müsse. — AtaNMa berechnet zuerst die Größe der gesamten Erdoberfläche auf 20360000 Quadratparasangen. — Matthaeus Sylvatlcus, Verfasser des dem Könige Robert von Sizilien ge- widmeten pharmakologischen Werkes „Pandectae medicinae'* legt in Salemo den ersten europäischen botanischen Garten an. Ihm folgt 1333 die Stadt Venedig mit Anlage eines öffentlichen medizinisch- botanischen Gartens. — Der Mönch Tlioodoricot Toatonicas bahnt, ohne das eigentliche Refraktions- gesetz zu kennen, zum ersten Male eine richtige Erklärung des Haupt- und Neben- Regenbogens an, während ihm die Deutung der Farbenfolge noch mißlingt. E. Wiedemann schreibt die erste richtige Erklänmg des Regenbogens dem' arabischen Gelehrten AI Färisi zu, der um das Jahr 1280 gewirkt haben muß. — 57 — 1811 1311 Jean PItari, nacheinander Wundarzt Ludwigs des Heiligen, Philipps des Starken und Philipps des Schönen, fördert die praktische Chirurgie und errichtet das erste chirurgisch-medizinische Institut. 1312 Das Sternbild „Südliches Kreuz*' wird im Abendlande zuerst von Dautt AUfhM erwähnt, der es wahrscheinlich aus arabischen Quellen kennen gelernt hatte. (Purgatorio I.: „Jo mi volsi, a man destra, e posi mente all' altro polo, e vidi quattro stelle non viste mai fuor che alla prima gente. — 0 settentrional vedovo sito, poich^ private sei di mirar quelle!**) Die erste Beschreibimg des Sternbildes auf Grimd eigener Beobachtung gibt in Europa Amerigo Vespucci (1501). 1313 Nachdem in der bisherigen Entwicklung der Eriegsfeuerwerkerei (vgl. u. a. 424 V. Chr. Thukydides; 678 Kallinikos; 1232 Tung-kiang-kangmu; 1260 Marchus Graecus; 1259 Sung • Dynastie) sämtliche Elemente der Pulver -Schußwaffe gegeben waren, wird in Deutschland der letzte ent- scheidende Schritt getan, indem nunmehr das Schießpulver als Treib- mittel des Geschosses verwendet und damit die wirkliche Feuerwaffe ge- schaffen wird. Die Überlieferung knüpft diesen Schritt an den Namen des BmHioM Schwan (eigentlich Bertholdus niger, d. i. der schwarze — Schwarzkünstler — Berthold), eines Mönchs aus dem westlichen Deutschland (vielleicht Köln oder Freiburg). Die Genter Annalen berichten dazu: „In dit jaer (1313) was aldereerst ghewonden in Duutschland het ghebruuk der bussen (Büchsen) von einem mueninck.** 1314 Baimondo de Luzzl aus Bologna, genannt Mondinus, begründet durch die Sektion menschlicher Leichen die wissenschaftliche Anatomie. Sein Werk über die Anatomie wird grundlegend für die Universitäten des Mittelalters. . 1316 Odorico de PordenoM segelt von Ormuz über Ceylon, die Nikobaren, Sumatra und Java nach Nanking. Seine Bückreise scheint durch West- china, Tibet und Persien gegangen zu sein. 1317 Das Brasilienholz (Botholz), das zuerst aus Sumatra nach Europa gelangt, wird von Matthaeus Syhraticus in seinen „Pandectae medicinae** unter dem Namen „Lignum presillum*' erwähnt. 1318 Dante Allghterl erwähnt in seiner „Divina Commedia** die Schlaguhren. (Paradiso X: „Indi come orologio, che ne chiami nell* ora . . . tin tin sonando co si dolce nota.'*) — Pietro Vtseonte entwirft die älteste datierte Seekarte. 1320 Henri dt Mondtvllte zeichnet sich als Chirurg und Anatom aus. Er kennt die Geschoßextraktion mittels des Magneten. (S. 1256.) Er tritt insbe- sondere mit Entschiedenheit für die einfache imd schonende Wimdbehand- lung des Hugo und des Theoderich von Lucca ein. (S. 1220.) 1321 Levl bin Qerson beschreibt in seinem hebräisch geschriebenen Buche, das 1342 von Petrus de Alexandria unter dem Titel „De sinibus, chordis et arcubus*' übersetzt wird, zuerst die Camera obscura, d. i. nahezu 200 Jahre vor Leonardo, dem bisher diese Erfindung zugeschrieben wurde. Das Prinzip der Camera obscura war bereits von Aristoteles ausgesprochen worden. 1325 Levl bin Qerson erfindet den Jakobsstab, der durch das ganze Mittelalter zu geographischen Ortsbestimmungen auf See dient. 1325—1352 Ita Batate besucht die Inseln des Persischen Golfs, die bis dahin unbekannten Gegenden des innem Arabiens, Syrien, Mesopotamien, Persien, Klein-Asien, die Bucharei, Chorasan, Kandahar, die Malediven, Ceylon, Sumatra, Java und China und führt 1352 eine Mission des Sultans von Marokko ins Innere von Afrika bis Timbuktu. 1330 Thomas de Bradwardina veröffentlicht seine „Geometria speculativa*', in der er sich mit den Stern Vielecken , der Lehre . von den isoperimetrischen — 58 — 1808 Figuren, der Lehre von den irrationalen Größen und der Stereometrie beschäftigt. 1330 Philippe de Caeqiitnil stellt zuerst Mondglas her, eine Art Butzenscheibe Ton 8 — 10 cm Durchmesser mit einem Nabel in der Mitte. Das Mondglas wurde im Mittelalter vielfach neben dem Tafelglas (s. 1050 T.) als Fenster- glas verwendet imd ist neuerdings wieder stark in Aufnahme gekommen. 1331 Wie Muratori berichtet, erscheinen zwei deutsche Ritter, von Cnisfetrf und von SplllmbtTf , bei der Belagerung von Cividale in Friaul mit Geschütz und Handfeuerwiuffen. („Ponentes vasa versus civitatem, balistabant cum sdopo".) Es ist dies die erste geschichtlich beglaubigte Erwähnung eigent- licher Feuerwaffen. 1340 Jan van Eyek macht die Ölmalerei für größere Aufgaben verwendbar, in- dem er durch Zusatz von Harzflmis eine gleichmäßige Trocknung der Pigmente ermöglicht, Leuchtkraft, Glanz und Tiefe der Farben steigert und die Dauerhaftigkeit der Bilder sichert. — Jean do Moors schreibt eine Arithmetik, die Jahrhunderte lang ein vielge- brauchtes Schulbuch bleibt. Er macht als einer der Ersten Vorschläge für eine Kalenderreform, die darin gipfelt, man solle, um den wirklichen imd den kalendermäßigen Frühlingsanfang in Übereinstimmung zu bringen, 40 Jahre lang die Schalttage ausfallen lassen. 1341 Donato Gontllo da Follgno tut zuerst eines Gallensteins Erwähnung, den er bei einer Sektion entdeckt. Die erste chemische Untersuchung solcher Steine geschieht 1748 durch Galeotti; wissenschaftlich werden die Steine zuerst durch Fourcroy imd Th^nard bearbeitet. 1350 Der deutsche Kaiser Karl IV. erteilt den Imker-Innungen besondere, zum Teil sehr weitgehende Privilegien, und wird damit zum Begründer der deutschen Yolksbienenzucht. — Conrad von MegonNrf gibt in seinem „Buch der Natur*' eine Schilderung zahlreicher Tierformen. Dies Buch, das sich an Cantimpr^ (s. 1233) an- schließt, findet als erste naturgeschichtliche Enzyklopädie in deutscher Sprache eine sehr weite Verbreitung. — Der englische Geistliche Morlo führt ein Beobachtungsregister, welches als das älteste Wetterjoumal anzusehen ist und wirkliche Nachweise über die Wittenmg enthält. — In der Weltchronik des Rudoiff von HohonomlM findet sich die erste Zeich- nung einer Taucherglocke. (Vgl. allerdings 210 v. Chr. Philo.) 1354 Potir IV. von Aragonien läßt zum Schutze gegen die feindlichen Waffen einige seiner Schiffe mit einem Lederbezuge versehen. Übrigens sollen schon die Normannen im 12. Jahrhimdert einen Versuch zur Schiffspanzerung gemacht haben, indem sie ihre Schiffe mit einem Eisenbeschlage in der Wasserlinie versahen. (Vgl. auch 1782). 1360 Der französische Schriftsteller und Mathematiker Nicole Orotmo gibt ein Verfahren an, die Zu- imd Abnahme der Temperatur, die Änderung des Feuchtigkeitsgehalts der Luft, und die bei anderen Naturerscheinungen vor sich gehenden Veränderungen durch Kurven darzustellen. Er wendet in seinem Werke „Algorismus proportionum'* Potenzen mit gebrochenem Ex- ponenten an, die erst in viel späterer Zeit wissenschaftliches Gemeingut werden. — Johann von Rocquoteillado stellt zuerst schwefelsaures Quecksilberoxydul dar und erhält zuerst den Kalomel auf nassem Wege aus Quecksilber, Salpetersäure und Salmiak. 1363 Guy do Chtullac schreibt sehr wertvolle wissenschaftliche Abhandlungen über Chirurgie. Er gibt u. a. neue Methoden für die Operation der Nasen- — 59 — 1B68 polypen an und bläst bei Kehlkopfkatarrhen adstringierende Pulver in den Kehlkopf ein. 1363 Guy dt CiNUiliac behandelt in seiner „Chirurgia magna'' das Kapitel der Wundheüung, die Verbandweise, die verschiedenen Formen der Naht, die er namentlich ab Blutstillungsmittel anwendet. Er ist der erste» der, wenn Augenwässer bei Sehschwäche nicht helfen, Brillen empfiehlt. 1364 Heinrich von WIck versieht die Räderuhr mit Hemmung und Unruhe und stellt eine so verbesserte Uhr, die auch mit Schlagwerk versehen ist, auf Bestellung von Karl V. in Paris auf. Als früheste, mit Schlagwerk versehene Uhr wird die 1288 auf Westminster Hall in London aufgestellte erwähnt. (S. a. 850, 1232, 1318.) 1375 Catalanl entwirft eine Erdkarte, welche als die bedeutendste ihrer Zeit galt. Sie gibt die Mittelmeerküsten in einer verhältnismäßig sehr genauen Darstellung, während die übrigen Länder skizzenhaft behandelt sind. 1376 Nicholas Batallle in Arras stellt in den Jahren 1376—79 für Louis I. von Anjou den sog. „Gobelin von Angres" her, den größten jemals gewebten Gobelin teppich. Derselbe hat 156 m Länge und 6 m Höhe, und stellt Szenen aus der Apokalypse dar. (Wegen des Namens „Gobelin** vgl. 1662 Colbert.) 1378 Während die Geschütze anfänglich nur Steinkugeln (in der Regel aus Granit oder Marmor) verfeuerten, werden zuerst i. J. 1326 in Florenz schmiedeeiserne Kugeln angefertigt. Besondere Verdienste um den Guß eiserner und eherner (kupferner) Kanonenkugeln erwirbt sich seit 1378 der Stückgießer Hans Aarau in Augsburg. Aber erst unter den franzö- sischen Königen Ludwig XI. (1471) und Karl VIII. (1494) kommen die eisernen Geschosse allgemein in Gebrauch. 1380 Damensättel w^den zuerst im 12. Jahrhundert n. Chr. erwähnt, während die Frauen bis dahin nach Männerart zu Pferde saßen. Eine allgemeine Ver- breitung erhält der Damensattel mit Quersitz durch Anna von Luxembarf, Gemahlin Bichards II. von England. — Isaak Hollandiis stellt zuerst durch Erhitzen von Salmiak mit Kalk Chlor- calcium dar, welches er als „Sal ammoniacum fixum** bezeichnet. Er gewinnt auch zuerst aus dem Rückstand der Scheidewasserbereitung das schwefel- saure Kali, das von Paracelsus zuerst medizinisch angewendet wird. — ValMCUt tft Taranta gibt die erste eigentliche Klassifikation der Verbrennungen nach ihrer Intensität, und zwar nach 3 Graden: Schmerzempfindung, Blasenbildung, Uiceration, die im wesentlichen später von Alexis Boyer (1814) wieder aufgenommen wird, während Guillaume Dupuytren (1830) eine Skala von 6 Graden aufstellt. 1387 Der Leibarzt König Wenzels, AlMch fördert durch seinen „Tractatulus de regimine hominis** die Diätetik. 1390 Ulman Stromer in Nürnberg soll zuerst zur Zerkleinerung des Stoffes für die Papierfabrikation Stampfen angewendet haben. 1392 Spielkartenähnliche bemalte Täf eichen waren bei den Chinesen und Japanern schon in früher Zeit bekannt. In Europa ist der erste nach- weisbare Verfertiger von Spielkarten der Maler Jacquemin Qrlngoiiiitur, wie dies aus einem Ausgabebuche des Schatzmeisters Karls VI. von Frankreich hervorgeht, in welchem die Auszahlung eines Betrags an den genannten Maler für die Anfertigung von 3 Spielen Karten in Gold und Farben gebucht ist. Die erste Erwähnung der Spielkarten in Deutschland überhaupt geschieht i. J. 1321 in einem gegen dieselben gerichteten Ver- bot des Bischofs von Würzburg. — Nicolo Zmio gelangt, nachdem er 1390 die Faröer und 1391 die Shetlandsinseln besucht hatte, nach Island und wahrscheinlich auch nach Grönland. — 60 — 1420 1399 Die VIteontI in Mailand erlassen die erste bekannte Desinfektionsordnung für Pestkranke, woran sich 1403 die erste Quarantäneanstalt anschließt. 1400 MotehOfNilM beschäftigt sich eingehend mit dem schon den alten Indem bekannten magischen Quadrat, wodurch dasselbe allgemeiner bekannt wird. Unter einem magischen Quadrat versteht man ein in mehrere kleinere Quadrate geteiltes Quadrat, in dessen Felder eine Anzahl von Zahlen so eingeschrieben sind, daß alle Quer-, Längs- und Diagonalreihen die gleiche Summe ergeben. Auch Dürer, Lahire, Sauveur, Euler u. a. beschäftigen sich später mit dem magischen Quadrat. 1402 Johann von BMiencoart gelangt als erster nach Malocello (s. 1270) wieder nach den Canarischen Inseln. 1403 Wie Pitti angibt, ist der Ingenieur Domenico tf Matito der erste gewesen, der — in dem Kampfe der Florentiner gegen Pisa — Kriegssprengminen vorgeschlagen hat. Die ersten Zeichnungen und Beschreibungen von Sprengminen gibt (1430) Mariano. 1405 Der Kriegsbaumeister Konrad Kyaitr gibt die Abbildung eines Schiffes, das an jeder Seite ein Schaufelrad trägt. Diese Bäder sollten durch die Strömung gedreht werden und dadurch ein flußaufwärts befestigtes Seil aufwinden, wodurch das Schiff den Strom hinaufgezogen werden sollte. In diesem (Vorschlag sind die Anfänge der Tauerei und Kettenschiffahrt zu erblicken. — Konrad Kytur erwähnt in seinem Buche „Bellifortis" (Handschrift in der Universitätsbibliothek zu Göttingen) zuerst Hohlgeschosse, die mit fest- gestampftem Pulversatze gefüllt sind, und aus Hinterladern im Bogen- würfe verfeuert werden, die erste geschichtlich beglaubigte Erwähnung der Sprenggeschosse. 1411 Seilbahnen zur Beförderung von Lasten und Menschen über Flüsse und Schluchten wurden in China schon im Altertume benutzt. Die erste Erwähnung derselben in der Literatur geschieht in einer Handschrift der Wltner HofMMIotliek vom Jahre 1411, in welcher eine Seilbahn mit Hanfseil und Förderkörben aufgezeichnet ist. (Vgl. indes auch 100.) 1419 Die Insel Madeira war wahrscheinlich schon den Alten bekannt und wurde von den Portugiesen unter genueetsehen Kapitänen schon früh be- sucht. (Auf einer florentinischen Karte vom Jahre 1351 erscheint die Insel unter den Namen „Isola di legname*')* I^i^ eigentliche Entdeckungs- geechichte beginnt mit dem Jahre 1419, wo die Portugiesen Joäo QonzalM und Martin Vaz daselbst landen. 1420 Wilhelm BMktlsi erfindet das Einsalzen der Heringe, wodurch dieselben transportfähig und zur Handelsware gemacht werden. Hierdurch ent- wickelt sich der Heringsfang für Holland zu einem sehr lukrativen Er- werbszweige, der fortan durch strenge (jresetze über die Zeit des Fangs, die Weite der Netzmaschen, das Einsalzen usw. geregelt wird. Beukelsz» dessen Name häufig auch in Bökel oder Pökel umgewandelt wird, soll zu- erst auch das Salzen des Fleisches mit Kochsalz oder Salpeter ausgeführt haben, das nach ihm Pökeln genannt wird. — Filippo Bruntlltielil knüpft an die Kuppelbauten des klassischen Altertums, insbesondere an die Kuppel des Pantheons (s. 27 v. Chr.) an und erbaut mit Hilfe neuer technischer Methoden die gewaltige 39^/^ m weite Kuppel des Doms zu Florenz, die das Vorbild für die von Michelangelo ent- worfene Kuppel der Peterskirche in Rom (s. 1646) wird. — Der italienische Ingenieur Giovanni dt FontMia soll (nach Romocki, „Oe- schichte der Explosivstoffe") der erste gewesen sein, der treibende See- minen (Streuminen) in Vorschlag bringt. — 61 — 1424 1424 Johann ZItka von Trocnow, Feldherr der Hussiten, verwendet zuerst die Haubitze (Hauffnitz), ein hinsichtlich der Bohrlänge zwischen den Mörsern und den Kanonen stehendes Wurfgeschütz, welches Steinkugeln verfeuert. 1426 Wie berichtet wird, soll Maorco Polo einige dem Blockdrucke ähnliche Holztafeln von China nach Italien gebracht haben. Der Italiener Pamfilo Oattaltf habe dieselben gesehen, Nachahmungen zum Buchdruck verwendet und i. J. 1426 sogar Druckversuche mit einzeln in Holz geschnittenen Typen unternommen. Für die Bichtigkeit dieser Annahme fehlt indes jeder beglaubigte Nachweis. 1431 Der Portugiese Gonzalo Velho Oakral entdeckt die Formigasgruppe der Azoren. Die übrigen Azoreninseln werden in den Jahren 1432—1453 auf- gefunden. Da man daselbst auf punische Münzen gestoßen ist, müssen die Azoren schon den Karthagern, wahrscheinlich auch den Arabern und Normannen, bekannt gewesen sein. 1433 Gil EaniMS gelingt es, im Auftrag des Prinzen Heinrich des Seefahrers, nach 20 jährigen vergeblichen Versuchen das Cap Bojador zu umfahren. 1435 Der italienische Künstler Leon Battista Alktrtl, von seinen Zeitgenossen wegen seiner alles umfassenden Bildung ein „enzyklopädischer Mensch" genannt, erfindet einen Apparat zur perspektivischen Abzeichnung bez. zur Verkleinerung von Zeichnungen, der aus einem durchsichtigen, mit dicken Fäden quadrierten Schleier besteht (Alberti nennt seinen Apparat auch „Velo", Schleier) und demnach mit dem Storchschnabel (s. 1631 Scheiner) nicht identisch ist. 1436 BaMaya gelangt bis zur Mündung des heutigen Rio d'Ouro. 1438 MarfaniM Jacobut von Siena bildet ein Boot ab, dessen zwei Schaufelräder von vier Mann bewegt werden, sowie einen Taucheranzug mit Helm und Bleisohlen. (Kodex der Münchener Bibliothek. — Vgl. auch 1405.) — Luca dalla RoMMa bringt die vermutlich schon von den Arabern gehand- habte Kimst, die Majolika mit einer zinnox](^dhaltigen Glasur zu über- ziehen, zu hoher Vollendung. — Dom Henrique Herzog von VlMU errichtet in seiner portugiesischen Residenz Sagres eine Steuermannsschule, auf welcher namentlich die Weiterentwick- lung des Kompasses in hervorragender Weise gefördert wird. , 1439 MianiMi von QmOMI (de Gamundia) gibt den ersten gedruckten deutschen Kalender heraus. Es ist dies ein in Blockdruck (Holz tafeldruck) her- gestellter immerwährender Kalender mit Planetentafel. Derselbe befindet sich im Kupferstichkabinett des Kgl. Museums zu Berlin. 1440 Lourens Janszoon Goslar in Haarlem soll (nach dem von Junius verfaßten, i. J. 1688 in Leiden erschienenen Werke „Batavia") seit dem Jahre 1440 mit hölzernen und metallenen Lettern gedruckt haben. Später sei sein Druckgerät gestohlen und nach Mainz übergeführt worden. Auf Grund dieser Darstellung wird Coster in Holland vielfach als der Erfinder der Buckdruckerkunst betrachtet, und einzelne holländische Forscher haben die Erfindung sogar bis in das Jahr 1423 zurückverlegt. Neuere Unter- suchungen lassen indes. keinen Zweifel, daß die Angaben des Junius auf einem Irrtum beruhen. — Nicolaus von Cusa (eigentlich Nikiaus Krebs aus Cues a. d. Mosel) zählt zuerst den Puls mit einer Uhr (Wasseruhr). — Nicolaus von Cvsa gibt die erste Anregung, das Senkblei beim Loten mit einem spezifisch leichten Körper zu verbinden, der sofort, wenn ersteres am Grunde angelangt ist, sich abtrennt und nach oben zurückkehrt. Ähnliche Vorschläge machen Alberti in seinem Werke „De architectura" und der um 1550 lebende Mathematiker Puehler. — 62 — 1450 1440 NicolauB von Cusa konstruiert das erste rohe Hygrometer aus trockener Wolle und bestimmt den Feuchtigkeitsgrad der Luft aus der Feuchtigkeits- zunahme der Wolle. — Nioolaus von Cusa faßt das Weltganze als eine unendliche, unbegrenzte Einheit auf und lehrt, daß die Erde schon darum nicht im Mittelpimkte der Welt stehen könne, weil der unendliche Raum keinen Mittelpunkt habe. Seine Auslassungen über die Achsendrehung der Erde (in der Schrift ,,De docta ignorantia") sind dunkel. — Martamit Jacotat gibt die erste Beschreibung von fahrbaren Kranen und Winden. — Giovanni Miohele Savonarol« verfaßt eine ausführliche Schrift über den Branntwein und lehrt die Prüfung desselben auf den Gehalt an Alkohol. — Der Tatarenfürst Uloch-Btlgh errichtet in Samarkand eine Sternwarte von außerordentlicher Größe, und verbessert auf Grund eigener Beobachtungen die Angaben des Ptolemaeischen Stemkatalogs. (S. 150 Ptolemaeus.) 1441 Nunc Trittam erreicht das Kap Blanco und zwei Jahre später die Bucht von Arguin. 1445 Dinis DIaz entdeckt das Kap Verde. 1446 Die erste bekannte Datierung eines Kupferstichs befindet sich auf einem Blatt „Die Geißelung", das zur Passionsserie von sieben Blättern gehört und sich im Berliner Kupferstichkabinett befindet. Es rührt von einem Diutwlion Milttir her und beweist, daß schon eine längere Praxis in diesem Druckverfahren, das offenbar auf Goldschmiede, die mit dem Stichel in Metall stachen, zurückzuführen ist, bestanden haben muß. — Prokop Waldvogol in Avignon scheint nach seiner „Ars artiücialiter soribendi*' ein Verfahren geübt zu haben, das darin bestand, daß er linksseitig ge- schnittene Buchstabenstempel einfärbte und einzeln auf das Papier ab- drückte. Es ist somit in dem Vorschlage Waldvogels kein eigentlicher Buchdruck, sondern lediglich eine besondere Methode des Schreibens zu erblicken. 1447 Alvaro Foraamlez erreicht das Nordende der Küste von Sierra Leone. 1450 Bamarte tf RaiMlIo erfindet die Steinoperation mit der großen Grerätschaft .,Apparatus magnus*', auch Perinealschnitt genannt, die von ihm auf Giovanni di Komani und schließlich auf Mariano Santo di Barletta über- geht, welcher sie 1637 bekannt macht. — Antonio Branca in Catania führt zuerst die seit Celsus verlassenen Trans- plantationen gesunder Haut aus Gesicht und Oberarm zum Ersatz ver- stümmelter Nasen wieder aus. — Flnlgaarra pflegt in hervorragender Weise das schon seit einiger Zeit be- kannte Niello, d. i. eine Verzierung auf Silber, die in eingravierten, mit einer Art schwarzer Farbe ausgefüllten Zeichnungen besteht. — Johann QntMborf tritt mit seiner Erfindung der Buchdruckerkunst in die Öffentlichkeit. Der große Gedanke Gutenbergs spricht sich vornehmlich aus in der Erfindung der mechanischen Vervielfältigung der Buchstaben, mit der er sich schon seit 1436 getragen hatte, in der Herstellung einer Druckerpresse und in der Erfindung eines Gießinstruments 7.ur Erzielung völlig gleicher Kegelhöhen. — Die Kupfergewinnung aus deutschen Kupferlagerstätten (Harz) beginnt um das Jahr 968. Einen besonderen Aufschwung nimmt die Kupfer- gewinnung in Deutschland, seit der Schmelzer NtBlor aus Joachimsthal lehrt, kiesige Erze zu verarbeiten, indem er dieselben röstet, aus dem ge- wonnenen Stein den Vitriol auslaugt und aus der gewonnenen Lauge das Kupfer durch Eisen fällt. — 63 — 1460 1450 Georg von Pourfeaeh erfindet das ,, geometrische Quadrat", welches als der älteste Distanzmesser anzusehen ist, dem 1750 der von Pacecco ab Uoedos erfundene Pantometer, ein Distanzmesser ohne Latte folgt. — Ptoro d0llt FnuiCMca macht in seinem Werke „De prospectiva pingendi" zuerst auf die Bedeutung des Verschwindungspunktes (Fluchtpunktes) aufmerksam. — W&hrend im Altertum und frühen Mittelalter die Behandlung der Krampf- adem (Varicen) vorzugsweise eine operative (Incision — Hippokrates, Glüh- hitze— Celsius, Ätzung — Guy de Chauliac, Excision — Oribasius imd Aetius) war, verwendet Giovanni Michele Stvonarola lediglich einen festen Verband und läßt dabei ruhige Lage mit erhobenen Füßen einhalten. Er wird da- mit der Vorläufer der neuzeitlichen, überwiegend palliativen Behandlung mit elastischen Strümpfen und Binden. 1452 Die freie Stadt RagMMtai erläßt eine Hebeammen- Ordnimg, die jedoch noch nichts über die Ausbildung der Hebeammen und über die Ärzte als Geburtshelfer enthält. Erst eine im Jahr 1555 im Druck herausgegebene Ordnung spricht von Prüfung der Hebeammen und weist dieselben an die Doktoren der „Arzney**. 1454 Georg von Pourfeaeh entwirft eine Sinustafel von 10 zu 10 Minuten und für den Halbmesser 60 10', welche zwar noch eine Vermengung des sexagesi- maJen und des dezimalen Systems enthält, aber doch das reine Dezimal- system vorbereitet, wie es Peurbachs Schüler Regiomontanus in seiner Trigonometrie bald darauf planmäßig durchführt. (S. 1463 Regiomon- tanus.) 1455 Alvise da Oada Motto entdeckt auf seiner im Auftrage des Prinzen Heinrich des Seefahrers unternommenen Reise die Insel Arguin und den Senegal und gelangt bis an die Mündung des Gambia, von wo er 1456 bis zum Rio Grande kommt. 1456 Ludwig van Borqutm zu Brügge begründet eine neue Art der Edelstein- Schleiferei, indem er sich nicht darauf beschränkt, die natürlichen Flächen der Steine weiter zu bearbeiten und zu glätten, sondern durch zweckmäßig angeordnete künstliche Flächen außerordentliche, bis dahin unbekannte Effekte erzielt. (Rosettenschliff.) 1457 Diogo Ckmoi gibt bei seiner Rückkehr aus dem Innern von Afrika die erste Andeutung von einem gegen Osten strömenden Flusse, dem Niger. — Diogo Qomoi und Antonio do Noil entdecken gleichzeitig die Inseln des grünen Vorgebirges (Kapverdische Inseln). — Der Camaldulensermönch Fra Mauro zeichnet die im Dogenpalast zu Venedig befindliche Weltkarte, welche durch die Fülle ihres Inhalts und die über- aus sorgsame Darstellungsweise das hervorragendste Denkmal der mittel- alterlichen Kartographie darstellt. — Peter SchMfor hat zuerst den Gedanken, die aus Stahl geschnittenen Patrizen in Messing oder Kupfer zu treiben und auf diese Weise eine schärfere und dauerhaftere Matrize für den Guß herzustellen. (Vgl. sein in dieser Weise gedrucktes Psalterium von 1457.) 1460 Der maurische Mathematiker Abul Hasan Ali ben Mohammed AlkalsM verfaßt eine Arithmetik, in welcher sich zum ersten Male eine Art von Wurzelzeichen und von Gleichheitszeichen vorfindet. (S. a. 1524 Riese und 1556 Recorde.) — Nicolaus von Cvsa verfertigt eine Karte von Deutschland, die erst nach seinem Tode 1491 erscheint und die erste gedruckte Karte von Deutsch- land darstellt. Er verwendet dabei die konische Projektion des Ptolemaeus. (S. 150.) — Der Glasmaler Jacob Qrioiingor aus Ulm, genannt Jacobus Alemannus, fördert die Glasmalerei, indem er der von Theophilus (s. 1050) erfundenen — 64 — 1470 ersten metallisolien Farbe, dem „Schwarzlot'S eine zweite Metallfarbe, das ,,Eun8tg€lb'% hinzufügt, welches er aus schwefelsaurem Silber und ge- branntem Ocker darstellt. Um diese Zeit kennt man auch schon das Überdecken (Überfangen) des gewöhnlichen Glases mit einer dünnen farbigen Glasschicht, welche zur Erzeugung der Nuancen und Schatten- wirkungen alsdaim nach Bedarf mehr oder weniger wieder abgeschliffen wird. 1460 Heinrich von PfolspiuiMIt gibt in seiner „Bünd-Aerzney"' Vorschriften über den Verband bei Verletzungen imd Verwundungen und erw&hnt darin als erster Arzt die durch Feuerwaffen bewirkten Verletzimgen. — Giovanni Michele Savonarola schreibt über Geburtshilfe und spricht zuerst von einer Raumbeengung des Beckens für ein großes durchtretendes Kind bei einer Kreißenden mit schmalen Hüften. Er empfiehlt demzufolge den Hebammen, sich über etwa schon früher stattgehabte Geburten zu unterrichten. 1463 Rtfloiiioiitenut (Johannes Müller) behandelt in seinem Werke „De triangulis omnimodis libri V'% das nach seinem Tode von Johann Schöner 1533 herausgegeben wird, die ebene und sphärische Trigonometrie in so um- fassender Weise, daß er als Schöpfer der modernen Trigonometrie be- zeichnet werden kann. Das Werk enthält u. a. den Sinussatz und die Formel für die Dreiecksfläche: Va ^^ ^ y* ^^^ besonderer Bedeutung ist der von Regiomontanus zuerst aufgestellte Hauptsatz der sphärischen Trigonometrie, daß sich aus den 3 Winkeln des sphärischen Dreiecks die 3 Seiten berechnen lassen. 1464 König üidwlf XI. von Frankreich ruft einen umfangreichen ständigen Reit- botendienst ins Leben, dessen Inanspruchnahme indes für Private bei Todesstrafe verboten war. Karl VIII. bezeichnet in einem Patente vom Jahre 1487 die Kuriere dieses Botendienstes als „Chevaucheurs en poste*', — die erste geschichtlich sicher beglaubigte Verwendung des Wortes „Post" im heutigen Sinne. (VgL jedoch 1298 Marco Polo.) 1467 Claudius Claviis stellt die erste Karte her, auf der Grönland in richtiger Lage westlich von Norwegen und Island wiedergegeben ist. — Der Glockengießer Bartholomäus KiMCk zu Alost in Flandern erfindet die durch Räderwerk getriebenen Kirchturm -Glockenspiele. Der berühmteste spätere Erbauer von Glockenspielen ist der Holländer Matthias van den Gheyn (1721— 178Ö). — Konrad Swtynhtim und Arnold Pannarli, welche im Jahre 1464 die Buoh- druckerkunst in Italien einführten, drucken Ciceros Briefe mit einer Schrift- gattung und Lettemgröße, welche seitdem den Namen „Cicero" führt. 1468 Der Arzt und Geograph Paolo Totcantlll errichtet einen 277 Fuß hohen Gnomon an der Kirche St. Maria del Fiore in Florenz, mit dem sich der Mittag bis auf eine halbe Sekunde genau bestimmen läßt. Toscanelli be- nutzt den Apparat zur Berichtigung der Alfonsinischen Tafeln. (S. 1262 Alfons). 1470 Bamhari in Venedig erfindet das Pedal an der Orgel, durch welches die für das Spiel der Füße bestimmte untere Klaviatur gehandhabt wird. — Die deutschen Buchdrucker Ulrich Qaring» Martin Crantz und 3lichael Frf- tarfMr errichten auf Wunsch der Pariser Universität die erste Buchdruckerei Frankreichs in der Sorbonne. — Der aus Deutschland gebürtige Buchdrucker Johannes da Spira (Johann von Speier) in Venedig stellt die erste Ausgabe des Tacitus in Buchdruck her. Das Buch ist das erste mit arabischen Blattziffem versehene Druck- werk. DarzDstaedter. 6 — 65 — 1471 1471 (Der auB Tours gebürtige Stempelschneider Nikolaus Jmm in Venedig fuhrt an Stelle der gotischen oder Mönohsschrift die römische oder Antiaua- Type, den sogenannten „lateinischen*' Druck, in den Buchdruck ein. (über die Fraktur oder »»deutsche" Druckschrift s. 1522 Dürer). — Joäo dt Sanfartm und Pedro dt Eatovar entdecken unter Beihilfe des Piloten Alvaro Esteves die Goldküste und dringen über die Nigermündungen und den Äquator hinaus bis zum Kap Santa Katarina (l®6rs. Br.) vor. — Der Nürnberger Patrizier Bernhard Watthtr begründet auf Veranlassung von Rtclomtnlanut (Johannes Müller) in seiner Vaterstadt die erste deutsche Sternwarte» wahrscheinlich überhaupt die erste Sternwarte im christUchen Europa. Die zweite Sternwarte in Deutschland wird von Wilhelm IV., Landgrafen von Hessen, i. J. 1561 in Kassel errichtet. 1472 Femao da Po entdeckt an der westafrikanischen Küste die nach ihm be- nannte Insel Fernando Po, die er selbst aber Formosa nennt. — Robertus VaHurfut gibt die Abbildung zweier Galeeren, welche als Be- wegungsmechanismus Schaufelrfider (fünf an jeder Seite des Schifte) zeigen. Doch datieren die ersten Versuche mit einer Schaufelradbewegung der Schiffe aus einer viel früheren Zeit, und es sollen sich die Römer schon um 260 y. Chr. mit dieser Idee befaßt haben. (Vgl. auch 1405 Kyeser). — Robertus VaHuriiit gibt die Zeichnung eines unterseeischen Fahrzeugs in der Form eines vom und hinten zugespitzten Zylinders, welches durch Ruderräder mittels Handbetriebes fortbewegt werden sollte. Aus der Skizze geht die praktische ünausführbarkeit des Gedankens ohne weiteres hervor. Doch wird hier, soweit geschichtlich nachweisbar, zum erstenmal die Idee eines Unterseebotes ge&uBert. 1474 Paolo ToiCilitin bezeichnet in einem schriftlichen Gutachten an den Dom- herrn Femäo Martinez den atlantischen Seeweg nach Indien um vieles kürzer als die Seefahrt um das afrikanische Festland, und fügt eine Karte bei, auf der er diesen Weg einträgt. Von diesem Gutachten und von dieser Karte erhält Columbus Kunde und nimmt eine Kopie der Karte mit auf seine Entdeckungsfahrt. — Karl dtr Kflhnt, Herzog von Burgund, verwendet zuerst in der Kriegführung ein Flußkanonenboot, welches bei der Belagerung von Neuß zur Be- schießung der Stadt von der Rheinseite her in Tätigkeit tritt. (Das Rhein- bett lag damals der Stadt Neuß näher als jetzt.) — Nachdem zuerst Pierre d*Ailly und Nikolaus von Cusa auf den Übelstand der stetig zunehmenden Abweichungen des julianischen Kalenders (s. 46 V. Chr.) hingewiesen hatten, nimmt der Papst SIxtlit IV. eine Kalender- reform in die Hand, die indes infolge des Todes des mit den Berechnungen beauftragten Regiomontanus nicht zustande kommt. (Vgl. 1582 Gregor XIII.) 1475 Rtfltintiiteniis (Johannes Müller) gibt neue astronomische Tafeln heraus, die bald die seit der Mitte des 13. Jahrhunderts im Gebrauch befindlichen alfonsinischen Tafeln (s. 1252 Alfons X.) verdrängen , auch für Ent- deckungsreisen ein wichtiges Hilfsmittel werden imd nachweislich von Columbus und Vasco da Gama benutzt worden sind. — Rtflomtiiteniit (Johannes Müller) konstruiert ein verbessertes Astrolabium, das er „Torquetum" nennt und dessen Orientierung und Gebrauch im wesentlichen dieselben sind wie beim älteren Astrolabium. 1476 William Caxton, der, ursprünglich Kaufmann, in Cöln die Buchdrucker- kunst erlernt hatte, führt dieselbe in England ein. — Der Buchdrucker Ulrich Hahn in Rom, gebürtig aus Ingolstadt, erfindet den Musiknotendruck. Sein Druckverfahren besteht darin, daß er zunächst die fünf (roten) Notenlinien und in einem zweiten Gange die Noten selbst — 66 — 1487 druckt. (Sog. zweifaches Druckverfahren.) Hahns Noten sind Choralnoten, noch keine Mensuralnoten. Eine weitere Verbreitung findet das Verfahren durch Jörg Reyser in Würzburg (1481). 1476 Der Buchdrucker Johannes VsMwur zu Löwen und Utrecht wendet in dem Buche „Fasciculus temporum" zuerst die als ,,Vignette'' bezeichnete Buch- verzierung an. 1480 Aleesandro Acklllhil entdeckt im menschlichen Ohr das knöcherne Labyrinth, sowie den Hammer und den Amboß. — Der italienische Maler, Architekt und Bildhauer Ltonartfo da Vinci ent- wickelt auf fast allen naturwissenschaftlichen Grebieten eine epoche- machende Tätigkeit. Die Malkunst vervollkommnet er durch Ausbildung der zuerst von Alberti (s. 1435) angewendeten Perspektive. — LMNiarte da Vlntl spricht zuerst die Idee des Lampenzylinders aus, der als Rauchfang der Flamme Oelegenheit geben soll, zu exhalieren und sich durch Luftzufuhr zu em&hren. (S. 1756 Quinquet.) Er beschreibt zuerst den Fallschirm, mit dem sich jeder von beliebiger Höhe, so groß sie auch sei, herunterlassen könne. — Lifiiizo von iMIcl gibt den Anstoß zur allgemeinen Neubelebung einer um- fassenden Gartenkultur. — Der König Mnttlilt Gorvinttt fuhrt den Maroquin-£inband ein. Er h< sich stets eine Anzahl Künstler, die seine Bücher in Maroquin binden, ver- golden und bemalen. Jeder Band erh< den Stempel eines Raben (Cor- vinus) mit einem Ring im Schnabel. — Der Büchsenmacher Kaspar ZANnor in Wien schneidet zuerst Züge in die Seelenwand des Grewehrlaufe ein. Die Züge verliefen geradlinig (ohne Drall); die erwartete Steigerung der Schußleistungen blieb daher aus. Doch sind derartige gerade Züge, besonders in der Form der sogenannten Haar- züge, auch bei neueren Handfeuerwaffen mehrfach angewendet worden, aber nur noch zu dem Zwecke, das Laden (Eintreiben des Greschosses in den Lauf) zu erleichtern. 1483 Domenico Maria il«vnni da Ftrrara bemerkt zuerst, daß seit Ptolemaeus der Pol der Weltachse sich dem Zenit um l^ gen&hert hat. — WtncMlMn von Olmütz erfindet die Radierkunst auf Kupfer. 1484 Diogo Ci« gelangt zur Mündung des Kongo 6®6's. Br., zum Cap Santo Agostinho (jetzt Santa Maria) 13^27' 15'' s. Br. und zum Cap Negro 15<» 40'30"s. Br. — Nicolas Ohuftt veröffentlicht ein Rechenbuch „Le Triparty en la sdence des nombres'% welches die Potenzen zum ersten Male in der heutigen Schreibweise enthält. Er hat eine klare Einsicht in das Wesen einer un- bestimmten Gleichung. Er wendet zuerst die Bezeichnungen „Million", „Byllion", „Tryllion" an, die aber erst durch Paciolus (s. 1487) allgemein gebräuchlich werden. — Bernhard Watthtr in Nürnberg versucht zuerst die Verwendung von Uhren mit gezähnten Rädern zu astronomischen Beobachtungen Doch hat dieser Versuch infolge des unregelmäßigen Ganges der damaligen Räderuhren keinen wesentlichen Erfolg. 1486 Der König Jaktb III. von Schottland kauft ein in Mons in Belgien ge- fertigtes schweres Geschütz an, dessen Rohr aus aufgewickelten Eisen - Stäben („wie man ein Tau aufwickelt*') hergestellt ist — ein Vorläufer der heutigen Longridge- Geschütze. (S. 1884 L.) Das Geschütz befindet ^ich noch jetzt in Edinburg. 1487 Der Buchdrucker Hanns Brlffmaltr in Nürnberg (auch Maler Hans Sporer oder Hans Buchdrucker genannt) verfaßt das erste „Visierbüchlein", — 67 — 1487 eine Anleitung zur Bestimmung des Bauminhalts von Hohlmaßen und F&ssem. 1487 Bartolomeo Diaz umfährt zuerst das Kap der guten Hoffnung, das er als Kap der Stürme benannte und das seinen jetzigen Namen erst vom König Joäo von Portugal erhält. — Der Mathematiker Lucas PaddiM zu Perugia verfaßt ein im Jahre 1494 in Venedig gedrucktes epochemachendes Werk „Summa de Arithmetica, Greometria, Proportioni et Proportionalitä'% welches fast die gesamte Mathe- matik umfaßt. Bemerkenswert sind die algebraisch gelösten Angaben der Geometrie» die den Zusammenhang von Creometrie und Algebra zum ersten Male klar zum Ausdruck bringen. Auch enthält das Werk eine Anleitung zur doppelten Buchführung und einen Münz-, Maß- und Cre- wichtstarif. — Der aus Augsburg gebürtige Buchdrucker Erhard RaMoM ( Rathold) in Venedig führt die mit Blumen verzierten oder aus Blumen gebildeten, namentlich als Initialen verwendeten Kunstbuchstaben ^Litterae florentes) in den Buchdruck ein. Er wendet zuerst den Golddruck an und druckt zuerst geometrische Figuren in einem mathematischen Werke. (S. auch 1252 Alfons.) Von anderer Seite wird Johann Zainer als derjenige genannt, der zuerst die eingedruckten Initialen verwendet habe. 1489 Johann WMmann in Eger verfaßt eine mathematische Schrift „Behennd imd hübsch Kechnung uff allen kauffmannschaften'*, in welcher zuerst die Zeichen -f ^^d — erscheinen. 1490 Paul Eck von Salzbach spricht in seinem „Gavis philosophorum'* bestimmt davon, daß die Metalle bei der Verkalkung schwerer werden und beschreibt seine über diesen Gegenstand am Quecksilber und Quecksilberamalgam angestellten Verkalkungsversuche. — Ltonartfo da Vlnd erklärt das aschgraue Licht des Mondes, welches auftritt, wenn die Sichel nur noch eine sehr schmale ist, für doppelt reflektiertes Licht, nämlich solches, welches von der Sonne kommt, von der Erde nach dem Mond und von diesem zur Erde geworfen wird. Er erwähnt zuerst die Kontrasterscheinungen, die sich in simultane Farbenkontraste und in sukzessive Kontraste (komplementäre Nachbilder) scheiden lassen. — Ltonartfo da Vlnd beobachtet zuerst das Ansteigen der Flüssigkeiten in engen Bohren. Es muß demnach ihm und nicht Aggiunti die Entdeckung der Capillarität zugeschrieben werden. — Ltonardo da Vlnd konstruiert ein Hygrometer. 1492 Martin Bthalm, Kaufmann aus Nürnberg und lange Zeit als Geograph in Diensten des Königs Joäo II. von Portugal, zeichnet am Vorabend der Entdeckung der Neuen Welt seinen Erdapfel, den ersten vollkommenen Erdglobus. (S. auch 159 v. Chr.) — Christoph Cdumtat beobachtet am 13. September auf seiner Fahrt 300 Meilen westlich von Ferro eine Abweichung der Magnetnadel in nordwestlicher Richtung, die 6° beträgt und sich am nächsten Tage noch vergrößert. Es ist dies die erste bekannte Beobachtung der Deklination. Allerdings gibt der Befund von Taschensonnenuhren, welche, obwohl sie aus der Mitte des 15. Jahrhunderts stammen, bereits eine Art von Deklinationsmarke aufweisen, der Vermutung Raum, daß die magnetische Deklination mög- licherweise schon ein halbes Jahrhundert vor Columbus bekannt gewesen ist. — Christoph CdnmNit erreicht am 12. Oktob^ die Insel Guanahani, eine der Bahama-Inseln, und entdeckt damit die Neue Welt. — Christoph CotamlNit entdeckt am 27. Oktober 1492 Cuba, dessen Insel- nätur jedoch erst i. J. 1508 durch Ocampo festgestellt wird. Am 6. De- - 68 — 1498 zember 1492 entdeckt Columbus die Insel Haiti (von ihm Espanola genannt). 1492 Der Reisende Lto Affrlaniit (AlhuBan Ibn Mohammed Alwazzan) bereist Nordafrika und gibt Aufschlüsse über die Geographie des Sudan. — Christian Mummt in Braunschweig erfindet das nach ihm benannte, sehr würzreiche dunkle Bier. („Sohiffsmumme" und », Stadt mumme'*.) 1493 Christoph CohmikM schildert das Ereignis der Entdeckung Amerikas in einem Briefe an den Schatzmeister Kafael Sanchez. Dieser Briet fast in alle europäischen Sprachen übersetzt und überallhin in einer zeitungsähn- lichen Form durch den Druck verbreitet, kann als erstes Glied in der Entwicklung des Zeitungswesens angesehen werden. — Christoph CoHmikM entdeckt auf seiner zweiten Beise am 15. November 1493 die Insel Portorico, die er „Isla de San Juan*' nennt. 1494 Der Arzt Cliiiica, ein Begleiter des Columbus, erwähnt zuerst den spanischen Pfeffer. — Christoph Cotamiut entdeckt am 5. Mai 1494 auf seiner zweiten Reise die Insel Jamaica, von ihm „Santiago'* genannt. 1495 — 96 Das erste Trockendock in England und vermutlich das erste der Welt wird auf Befehl des Königs Hthirich VII. von England in Portsmouth errichtet. Es wird aus Holz gebaut und sein Eingang durch zwei Pfeiler- reihen, deren Zwischenraum mit Steinen und Kies ausgefüUt wird, ge- schlossen. Naturgemäß wird durch diese Einrichtimg des Dockeinganges, an dessen Stelle erst später die beweglichen Docktore treten, das Docken der Schiffe sehr umständlich und zeitraubend. 1495 Der Gelehrte und Buchdrucker Aldus Mandtiiis in Venedig verbessert die von Jenson (s. 1471) eingeführte Antiqua- oder „lateinische** Druckschrift. Er unterscheidet zuerst die stehende lateinische (eigentliche Antiqua-) Type und die liegende (Kursiv-) Schrift. Sein Druckwerk „Bembus. de Aetna** ist für den Antiquadruck vorbildlich. Er ist der Urheber der heutigen Art der Interpunktion (Komma, Kolon). (Vgl. 200 v. Chr.) — Pedro NaYarro bildet die Technik der Sprengminen weiter aus, die unter anderm bei der Einnahme des Castel Nuovo in Neapel eine Rolle spielen. 1497—98 Der Seefahrer Giovanni Cabot entdeckt Neu-Fundland und befährt auf einer zweiten Reise die Küste bis Florida. 1497 Vasco da Qama wird im Juli 1497 von König Manuel mit der Aufsuchung des Seewegs nach Indien betraut. Er umschifft am 22. November 1497 das Kap der Guten Hoffnung, erreicht im Januar 1498 die Mündung des Sambesi und gdiangt über Mosambik und Mombas am 20. Mai 1498 nach Kalikut an der Küste von Malabar. — > Das Benzoeharz (Myrrha troglodytica) gelangt zuerst nach Europa, nach- dem Vasco da Qam« den Seeweg nach Indien gefunden hatte. Der Baum wird später von Garoias de Orta (s. 1560) beschrieben. — Nachdem schon Columbus auf seiner ersten Reise die Eingeborenen von Guanahani zylinderförmige, mit einem Maisblatte umwickelte Rollen von Tabaksblättem hatte rauchen sehen, gibt der von ihm bei seiner zweiten Reise au( Haiti zurückgelassene Mönch Fra Romano Pano die erste Nach- richt von der Tabakspflanze nach Europa, die er „Herba inebrians'' (berauschendes ELraut) nennt. (S. 1565.) 1498 Christoph ColrnnkM entdeckt auf seiner dritten Reise das Festland von Südamerika (Golf von Paria). — Nachdem durch die Einführung der Druckerpresse auch die Ausbildung des Kunstdruckes ermöglicht war, pflegt und verbessert Albrecht Dflror den Holzschnitt sowohl in technischer, als auch in künstlerischer Beziehung. — 69 — 1498 Als Druckplatten dienen gut geglättete, gehobelte und abgeschliffene Holz- platten von Birnbaum, Kirschbaum oder Ahorn. 1498 Der Italiener Ottaviano d0l Ptlraecl da Fossombrone wendet im Musiknoten- , druck an Stelle der Choralnoten (s. 1476 Hahn) zuerst die M^isural- noten an. 1499—1500 Alonso tft Hojtda bef&hrt die Küste Südamerikas zwischen der Halb- insel Guajira und 6^ s. Br., wobei er den Amazonenstrom entdeckt. Unter seinen Begleitern befindet sich VespuocL 1499 Alonso dt Hojtda entdeckt Pfahlbauten an der Nordküste von Südamerika. Hiemach wird der ganze Küstenstrich, nach Analogie des ebenfalls auf Pfählen erbauten Venedig, „Venezuela" genannt. — Amerigo Vttpnttl macht den Vorschlag, die Abstände des Mondes von ge- wissen Fixsternen zur astronomischen Längenbestimmung anzuwenden. Ob der 1514 von Johann Werner gemachte gleiche Vorschlag unabhängig hiervon war, ist nicht zu entscheiden. 1500 Jacopo Btrtiicar von Carpl wendet zuerst die Schmierkur mit Unguentum cinereum gegen Syphilis an. Über den Ursprung der Krankheit selbst ist man noch im unklaren. Einzelne nehmen an, daß sie durch die Mann- schaft des Columbus in Europa eingeschleppt worden sei, weU ihr erstes heftiges Auftreten in die Zeit der Entdeckung Amerikas fällt; andere glauben, daß die Syphilis seit den ältesten Zeiten bekannt sei und wollen bei Hippokrates, C^us, Galenus, Aetius und Aretaeus mehr oder weniger genaue Beschreibungen finden. Die erste systematische Anwendung von Quecksilber gegen die Syphilis ist in der Chronik des Matarazza aus Perugia 1494 erwähnt. — Der portugiesische Seefahrer Pedro Alvarez Oaknd entdeckt, indem er auf einer Fahrt ums Kap verschlagen wird, Brasilien. — M. Giovanni CavalllM von Bologna erfindet die Reihensäem aschine, 150 Jahre vor Locatelli, dem diese Erfindung fälschlich zugeschrieben wurde. — Konrad Ctittt findet die im Jahre 375 entworfene Karte der weströmischen Militärstraßen auf, die er Konrad Peutinger überläßt und die daher „Ta- bula Peutingeriana" heißt. — Die Portugiesen Gaspar und Miguel Oorttffttl unternehmen in den Jahren 1500 und 1501 zwei Reisen zur Aufsuchung der nordwestlichen Durchfahrt, wobei sie Labrador (Terra del lavorado) entdecken. (S. auch 1001 Leif.) — Der spanische Seefahrer Juan dt la Gota« ein Begleiter des Columbus auf dessen erster Amerikareise, verfaßt die für die Entdeckungsgeschichte der neuen Welt wichtige, im Museo naval in Madrid aufbewahrte „Mapa mundi**. — Der französische Ingenieur DtiCliargtt in Brest schneidet zuerst Geschütz- scharten in die Bordwände der Kriegsschifife ein. Während die Schiffs - geschütze bis dahin nur auf dem Oberdeck, und daher nur in beschränkter Anzahl, aufgestellt waren, wird durch die Einführung der Stückpforten die Möglichkeit einer massenhaften und dabei besser gesicherten Geschütz - aufstellung auf mehreren Decks übereinander gegeben. Die Bestückung der Fregatten steigert sich infolge dieser Anordnung mit der Zeit bis auf 130 Kanonen. — Paul Qrommtiittttttr aus Schwaz in Tirol erfindet das Handsetzsieb, das 1519 in Joachimsthal eingeführt wird und dessen Prinzip sich mit dem der Naß-Setz-Siebmaschine deckt, in wdcher durch den Stoß der Wasser- strahlen die Gemenge geringeren Eigengewichts mehr gehoben werden, als die schwereren, so daß eine Trennung der leichteren Bestandteile von den schwereren rasch vor sich geht. — Jacob Nufftr aus Siegershausen macht den ersten Kaiserschnitt an einer Lebenden, und zwar an seiner eigenen Frau, mit voDem Erfolge. (S. a. 64.) — 70 — 1600 1500 Der venezianische Klavierbauer Giovanni Splnttli stellt ein Elavicymbal in Tafelform her, welches nach ihm den Namen „Spinett" erhält. — Der Abt Johannes Trlthtmliit gibt die ersten Andeutungen einer Allgemein- Schrift (Pasigraphie), welche, von der Lautsprache völlig unabhängig, sich als Begriffsschrift darstellt und sich ledighch durch bestimmte Zeichen, in der Begel mit Hilfe der Zahlen, allen Völkern verständlich machen solL (Vgl. seine Schrift „Polygraphiae libri \V\) Diesem Gedanken sind später auch Bacon (s. 1605), Descartes, Leibniz (s. 1666), Wilkins u. a. näher getreten. Doch hat der Vorschlag weniger Aussicht auf Verwirklichung, als eine Weltsprache im engeren Sinne. (S. 1652 L,, 1879 S., 1887 S., 1906 M.) — 71 — Sechzehntes Jahrhundert. 1501 Girolamo Fracastoro beschreibt den Flecktyphus als ein neues, zuerst in Cypem aufgetretenes und von da nach Italien eingeschlepptes Leiden. Es ist dies die erste sichere Kunde dieser Krankheit. — Der Name „Anthropologie" als der der Wissenschaft vom Menschen in zoolo- gischer Beziehung kommt zuerst durch das von Magnus HuiMI verfaßte Werk „Anthropologia de natura hominis" auf. — Joäo da Nova entdeckt die Insel Ascension. 1501 — 1502 Eine portugiesische Expedition bei der sich auch Amerigo VMpucel befindet, befährt die Küste Südamerikas vom Kap San Boque bis an- geblich 52^ s. Br., sicher bis zur Mündung des La Plata. 1502 Nicolaus da Canorlo veröffentlicht die erste bekannte nautische Karte „Por- tulan", die am Rand eine Breitenskala trägt. — Christoph Columkut entdeckt auf seiner vierten Reise das Festland von Zentralamerika. — Joäo da Nova entdeckt die Insel St. Helena. 1504 Laoiiardo da Vlnd entwirft eine Feilenhaumaschine, deren Hauptwelle er mechanisch bewegen will, und sucht gleichzeitig den Schmiedehammer selbsttätig herzurichten. 1505 Der italienische Mathematiker Scipione dal Forro löst zuerst die Gleichungen dritten Grades von der Form: x3-|-ax=^b. (S. 1545 Cardanus.) — Antäo Qon^alvos entdeckt Madagaskar, dem er zuerst den Namen San Lou- ren9o gibt. — Der Ritter CMtz von Borllchliigtil läßt sich zum Ersatz der ihm im Jahre 1504 vor Landshut abgeschossenen rechten Hand nach seinen eigenen An- gaben die bekannte künstliche „eiserne Hand" anfertigen. Dieselbe, 1,60 kg schwer und noch jetzt in Jagsthausen aufbewahrt, ist eines der ältesten Beispiele künstUoher Gliedmaßen. Übrigens erwähnt auch schon Cajus Plinius Secundus den Gebrauch einer eisernen Hand im zweiten punischen Kriege. — Peter Holo (Henlein) in Nürnberg setzt bei der Uhr die Feder an die Stelle des Gewichts und stellt so kleine Uhren her, daß dieselben in der Tasche getragen werden können. Johannes Coclaeus sagt im Jahre 1511 darüber; „Aus Eisen machte er kleine Uhren mit vielen Rädern, die 40 Stunden anzeigen und schlagen und im Busen oder Geldbeutel getragen werden können." Diese ersten Taschenuhren erhalten, da sie in Eiform gefertigt werden, den Namen „Nürnberger Eier**. — Sigismund von Maltiz erfindet das Naßpochwerk und die Mehlführung und legt dadurch den Grund zur bergmännischen Aufbereitung von Gruben- klein und armen Erzen. — 72 — 1510 1505 RymiMum gibt ein Wetterbuoh heraus, das sich als eine Siunmlong prognosti- scher Bauemregeki darstellt und in 34 Jahren 17 Auflagen erlebt. 1507 Pero tft MMcaranhat entdeckt die Inseln Mauritius und Beunion und be- schreibt die dort massenhaft vorkommenden Dronten (Taubenvögel), die jetzt gänzlich ausgerottet sind. — Martin WaMtetmOlltr (Hylacomylus) veröfifentlicht eine große aus zwölf exakt ausgeführten Holzschnittbildem bestehende Weltkarte, in der an Stelle des heutigen Südamerika der Name „Amerika" sich zum ersten Male findet. Wahrscheinlich ist es Waldseemüller, der den Anstoß ge- geben hat, daß der neu entdeckte Weltteil diesen Namen erhält. 1508 Francisco dt AliiMMt entdeckt die Lakkadiven. — Die DMülnllauMr gründen in Santa Maria Novella in Florenz wohl die älteste Anstalt zur Gewinnung wohlriechender Wässer und öle, die sich bis auf den heutigen Tag erhalten hat. — Htlnl von Uri soll die Bauempraktik verfaßt haben, die aus der Witterung des Christtags und der 12 Tage von Weihnachten bis Epiphanias die Witterung des ganzen Jahres voraussagt und den Wetteraberglauben nach allen Ländern verbreitet. — Der Portugiese Lop« dt FlfMlni bringt 1. J. 1508 die erste Kunde von der Insel Sumatra nach Europa. (Vgl. auch 1325.) — Jobst dt Ntcktr pflegt mit Erfolg den Holzschnitt-Farb^idruck. Er fügt außer der die Zeichnung ergebenden schwarzgefärbten Platte eine andere hinzu, aus der die Lichter ausgeschnitten werden und die mit graugelben oder graugrünen Tönen eingewalzt wird; manchmal fügt er eine dritte Platte hinzu, die mittlere Schattentöne in abweichender Farbe enthält. (Helldunkelschnitt — Clair obscur.) — Nachdem schon Julius Caesar eine Buchstaben- Geheimschrift angewendet hatte, indem er die Buchstaben in einer anderen als ihrer eigentlichen Bedeutung verwendete, erfindet der Abt Johannes Trlthtmliit eine ähnliche Geheimschrift, indem er unter Benutzung mehrerer Alphabete mit wechseln- der Buchstabenfolge jedes neue Wort nach vorheriger Verabredung in einem anderen Alphabete ausdrückt. (S. seine „Steganographia".) 1509 Uoiiardo da Vlnd erhält als Belohnung für die von ihm beim Triumph- einzuge Königs Ludwig XII. in Mailand ausgeführten Schmuckanlagen eine Strecke Wasser aus dem Naviglio bei San Christoforo als Eigentum, wo er einen Schleusenbau ausführt, der als technisches Meisterwerk weithin be- rühmt wird. (VgL auch 1253.) — Vicente Yanez Plinoil und Juan Diaz dt Solli befahren die Küste Süd- amerikas von der Cananeabucht (26® 3' s. Br.) bis zu dem heutigen Rio de la Plata. 1510 Der Neapolitaner Alessandro dtfll Altitaiidrl spricht (in einer Rhapsodie) zuerst die Ansicht aus, daß alle Versteinerungen ausschließlich von der Sintflut herstammen. Diese von der Kirche ausdrücklich unterstützte Hypothese beherrscht, trotz lebhaftem Widerspruche vieler Gelehrter (s. 1517 Fracastoro), die nächsten Jahrhunderte. . — Paolo AalmliMi (der nach Fioravanti eigentlich Paolo Rizzo hieß) erneuert die im Mittelalter in Europa verloren gegangene Kunst des Tauschierens, die er durch Aufschlagen von dünnen Fäden von Gold und Silber oder durch Auslegen von eingegrabenen Linien mit Gold, Silber oder Messing bewirkt. Nach ihm werden derartige Arbeiten „Lavoro all* Azzimina*' genannt. — Paul Dox erfindet die Reliefkarte, d. i. die plastische Nachbildung von Teilen der Erdoberfläche als Ersatz der weniger anschaulichen ebenen Landkarte. Dox' Reliefkarte umfaßt die Umgebung von Kufstein. — 73 — 1510 1510 Greorg Hartournn aus Nürnberg macht während eines Aufenthaltes in Rom die erste Beobachtung der Abweichung der Magnetnadel (Deklination) auf dem Festlande und bestimmt diese Abweichung zu 6® östlich. ^ Uoiiardo da Vlad erfindet die horizontalen Wasserräder. — Jacobus Sylvlut erfindet die anatomische Injektion der Gefäße und beschreibt die nach ihm 'benannte Spalte im Gehirn — Fossa Sylvii — , sowie die Klappen der Venen. — Victor Trlncavalla, Arzt in Bologna, stellt fest, daß erbliche Krankheiten oft Generationen überspringen. 1511 Antonio i'Abrtu und Francisco Sarrio versuchen mit drei Segeln die Ur- sprungsländer der Muskatbäume und Gewürze aufzufinden. Sie gelangen nach den Bandainseln und nach Amboina, einer der Molukken, welch letztere 1506 zuerst von dem Bologneser Barlaina besucht worden waren. — Wer die Kunst der Intarsia begründet hat, ist nicht festzustellen. Der erste aber, der dabei gefärbte Hölzer in Anwendung bringt, ist Qlavaaal da Varana» Schöpfer der noch jetzt vorhandenen Tafeln im Dom und in der Kirche San Benedetto in Siena. — Sebastian VIrdang in Basel beschreibt in seinem Werke „Musica getutscht" (d. i. „deutsche Musik*') alle zu seiner Zeit gebräuchlichen Musikinstru- mente, imd unterscheidet bei den Streichinstrumenten die Groß- und die Klein- Geige, welche letztere der heutigen Violine ähnelt, aber bei Virdung noch die mandolinenartige Wölbung des Körpers zeigt. Die mondsichel- förmigen Schaulöcher weisen auf mohammedanischen Ursprung hin. 1512 Simon d'Andradt entdeckt die Malediven wieder. (Vgl. auch 1325.) — König Halnrldi VIII. von England läßt in Erith bei London den Zwei- decker Henry-Gräce-ä-Dieu, genannt „Great Harry" (Verdrängung 1000 Tonnen, 70 Geschütze) bauen, als erstes KriegsschifF nach dem Typ der Segellinienschiffe. — Panca da Laan entdeckt den Golf von Mexiko und die Halbinsel Florida. 1513 Der spanische Seefahrer Vasco Nufiez da Baibaa überschreitet die Land- enge von Panama und entdeckt die Südsee. — Albrecht Dflrar fördert technisch und künstlerisch den Kupferstich. Er versucht sich auch im Kaltnadelstich und gleichzeitig mit Urs Graf (s. 1513) im Ätzen von Metallplatten. — Urs Qraff scheint der Erfinder der Radierung zu sein, die sich vom Kupfer- stich darin unterscheidet, daß zum Eingraben der Zeichnung neben dem Stichel auch das Ätzwasser dient. (S. a. 1513, Dürer.) — Martin Waldtaamflilar (Hylacomylus) fügt der Straßburger Ausgabe des seit einem Menschenalter wieder bekannten „Almagest" des Ptolemaeus 20 von ihm gezeichnete „Tabulae modemae" hinzu, welche den ersten modernen Atlas darstellen. 1514 Jacob K5M von Heidelberg verfaßt in den Jahren 1514 — 1531 verschiedene Rechenbücher, in welchen die römischen Zahlzeichen noch vielfach ange- wendet, und als die „gewenlich teutsch Zal*' — im Gegensatz zu der „Ziffern Zal**, d. i. der arabischen Ziffer — bezeichnet werden. — Giovanni da VIga scheint zur Blutstillung zuerst das Verfahren der Umstech ung geübt zu haben, welches bis zum 18. Jahrhundert im Schwünge bleibt und 1861 von Middeldorpf als perkutane Umstechung aufs neue empfohlen wird. 1515 Der portugiesische Admiral Affonso d'AlNiquarqua, genannt der Große, er- weitert die portugiesische Seeherrschaft durch zahlreiche Erwerbungen und Entdeckungen. Von besonderem Interesse ist das damalige Aufblühen der heute in deutschem Besitze befindlichen ostafrikanischen Küste mit der Hauptstadt Kilwa — Kisiwani. Dieser jetzt unbedeutende Ort, die über- — 74 — 1518 haupt älteste europäiBche Niederlassung in Ostafrika, wird schon unter der altarabischen und persischen Herrschaft (987—1498) als eine blühende Handelsempore (mit 300 Moscheen) erwähnt. 1515 Ijiomrio tfl VIncI löst das Problem des schiefen Hebels und erkennt bei der Erforschung der Hebelgesetze die Wichtigkeit des allgemeinen Begrifte der statischen Momente. 1516 Mrus ÜMtyr it AnghlMra erkennt, daB die Verschiebung der Schneegrenze von verschiedener Erwärmung und Befeuchtung abhängig ist. — Franz mm TliMni mtf Taxis errichtet die erste wirkliche (öffentliche) Post zwischen Wien xmd Brüssel, welche durch reitende Boten betrieben wird. Für die Zwecke der königlichen Hofhaltung bestand eine derartige Post- verbindimg schon seit dem Jahre 1504. Neben dem Postkurse zwischen Wien und Brüssel werden alsbald ähnliche Verbindungen noch nach Rom und Neapel, Nürnberg, Frankfurt a. M., Schaffhausen, Paris und Süd- frankreich geschaffen. 1517 Albrecht DQrtr entwickelt unter Berücksichtigung der Wirkung der Pulver- geschütze ein polygonales Befestigungssystem mit Basteien und umfang- reichen Kasemattierungen, in welchem die Grundgedanken der späteren preußischen Befestigung bereits deutlich enthalten sind. — Girolamo FrMMtoro wendet sich scharf, wie auch schon vor ihm Leonardo da Vinci, gegen die Lehre Avicenna's von der Vis plastica (s. 1020), sowie gegen die Sintflut- Hypothese Alessandri*s (s. 1510). Er erklärt die Verstei- nerungen als Überreste von Tieren, welche nicht herbeigeschwemmt sind, sondern da gelebt haben, wo sich die Überreste finden. — Hans von QsnJorlt gibt sein „Feldbuch der Wundarzney'* heraus, welches den ganzen Umfang der Chinirgie mit Einschluß der in den Bereich des Wundarztes fallenden Hautaffektionen umfaßt und namentlich in bezug auf die Behandlung der Schußwunden neue Gesichtspunkte enthält. — Ulrich von HutiMl gibt in seiner klassischen Schrift „De Guajaci medicina et morbo Gallica liber unus'* nach eigenen Erfahrungen eine eingehende Beschreibung der syphilitischen Affektionen und hält der Kur mit dem Guajakholz eine begeisterte Lobrede. Über die Heilkraft des Guajak, das 1508 aus Amerika nach Spanien gekommen war, hatte Kicolaus PoU zuerst geschrieben. — Der Nürnberger Uhrmacher Johann Klfffut („Kuhfuß**) erfindet (oder ver- bessert) das Radschloß für Feuergewehre, bei welchem die Zündung da- durch erfolgt, daß ein in Drehspannung versetztes, beim Abdrücken rasch rotierendes Stahlrad an einem Stück Feuerstein Funken bildet. Durch das Radschloß wird das bis dahin gebräuchliche Luntenschloß, bei wel- chem die Ladung durch eine in den Hahn eingeklemmte Lunte entzündet wird, allmählich verdrängt. Andererseits tritt an die Stelle des Rad- schlosses das um das Jahr 1630 erfundene, aus dem Schnapphahnschloß entstandene Stein- oder Batterieschloß, bei dem ein in den Hahn geklemmter Feuerstein durch seinen Schlag gegen den Pfannendeckel Funken erzeugt xmd so die Pulverladung in Brand setzt. — > Ein von Raffael gemaltes Porträt des Papstes Lio X. zeigt, daß um diese Zeit die Konkavgläser für Kurzsichtige bereits bekannt sind, da der Papst mit einem solchen Glas dargestellt ist. 1518 Jacopo BsronfV von Garpl gibt auf Grund eigener Beobachtungen eine ein- gehende Darstellimg der menschlichen Anatomie, wobei er u. a. zuerst den Blinddarm und die Conjunctiva beschreibt. Er erkennt auch zuerst die Zusammensetzung des Beckens. — > Pierre BriMOt tritt mit Entschiedenheit für den Aderlaß nach altgriechi- scher Art (Aderlaß in der Nähe der Entzündung, Derivation) ein und — 75 — 1518 kämpft gegen den Aderlaß an entfernten Stellen (Revnlsion), der von Galen nnd den Arabern empfohlen worden war. Er tr> doroh sein Wirken weBentlich zur Befreiung der Medizin yon den scholastischen Fesseln bei. 1518 Ijionirio tfi VIncI stellt zuerst ausgedehnte Versuche über die Reibung an und beschäftigt sich nicht allein mit der gleitenden Reibung, sondern auch mit der drehenden (Zapfen-) Reibung. — Der Rechenmeister und Bergbeamte Adam RItM, dessen Name in der Rechenkunst jetzt noch sprichwörtlich ist» verfaßt sein Lehrbuch „Rech- nung auff der linihen'', sowie später (1550) „Rechnung nach der Lenge auff der Linichen und Feder". 1510 Nachdem bereits Ponce de Leon 1513 den Golfstrom gekreuzt hatte, ohne ihn zu erkennen, entdeckt ihn Francisco dt Alamhiai, der Steuermann des Cortez, nahe an seiner floridanischen Enge und nennt ihn Floridastrom. Den Namen Gol&trom erhält er 1772 durch Benjamin Franklin. (S. d.) 1519—21 Fernando Cortez unternimmt einen Eroberungszug nach Mexiko, der mit der gänzlichen Unterwerfung des Aztekenreiches endet. Teils persönlich, teils durch seine Unterbefehlshaber gliedert er dem großen neuspanischen Kolonialreich Mexiko, Guatemala und Honduras an. Er gibt die Anregung zu zwei 1530 und 1532 zur Erkundung Kaliforniens unternommenen See- fahrten. Der erste Europäer, der Mexiko betreten hat, war Juan de Grisalva 1518. 1510 Die 8p«iitr finden den Gebrauch des Kakaos bei den Mexikanern vor und bringen das Jahr darauf den ersten Kakao nach Europa. 1520 Der portugiesische Missionar Francisco Alvaiiz bereist Abessinien und gibt die ersten ausführlichen Berichte über dieses Land. — Joäo dt Castro soll den ersten Orangenbaum nach Portugal gebracht haben, von wo er sich weiter über Europa verbreitet. Den Griechen und Römern war nur die bittere Orange bekannt, während die veredelte und eßbare durch künstliche Zucht in China entstanden zu sein scheint. — Girolamo Fraeastoro leitet mit seiner Schrift „De morbis contagiosis" eine neue Periode in der Epidemiographie ein. Er ist der Urheber der Be- zeichnung „Syphilis** für die bis dahin als „Lues venerea" bezeichnete Krankheit. — Femäo de MagalhStt entdeckt die Magalhäesstraße sowie die Ladronen und erreicht am 16. März 1521 die Philippinen, womit der unmittelbare Beweis, daß die Erde rund ist, erbracht ist. Nach seinem am 27. April 1521 auf der Insel Matan erfolgten Tode fahren zwei Schiffe des Geschwaders weiter und erreichen nach Entdeckung von Bomeo die Molukken. Von hier tritt die allein noch seetüchtige Viktoria, geführt von Sebastiane d*Elcano, die Heimfahrt an und erreicht am 6. September 1522 die Heimat wieder. (Erste Erdumsegelung.) — Theophrastus Paractitiit bezeichnet zuerst mit Bestimmtheit das Zink als ein eigentümliches Metall. — Theophrastus Paraottovs unterscheidet zuerst den Alaun von dem Eisen- vitriol nach der darin enthaltenen Basis. Er lehrt bereits die Bestimmimg des Eisengehalts im Wasser durch Gallussäure. — Der Astronom Johann Schöntr in Nürnberg stellt einen Erdglobus her, bei welchem Nordamerika und Südamerika als zwei durch eine Meeresstraße voneinander getrennte Inseln dargestellt sind. Auf seinem Globus vom Jahre 1533 sind die beiden Stücke vereinigt. Dagegen ist das ganze Amerika als ein großer halbinselartiger Ansatz dem asiatischen Kontinente angehängt. — 76 — 1526 1522 Albreoht DQrtr, und etwa gleichzeitig Yinzenz RMuitr, Hofsekretär des KaäBers Maximilian I., sowie Johann Greorg Nwdörtor in Nürnberg, der Begründer der deutschen Kalligraphie, führen die Frakturschrift, d. i. die sogenannte »»deutsche" Druckschrift (im Gegensatz zum „lateinischen" oder Antiqua-Druck [s. 1471 Jenson, und 1495 Manutius]) in den Buch- druck ein. (VgL auch 1760 Breitkopf.) — Der Nürnberger Astronom Johann WtriMr legt ein meteorologisches Beob- achtungsbuch an, in dem er regelmäßige Notizen über den jeweiligen Stand der Witterung gibt. 1523 Alonzo Alvarez 4$ PiMdo dringt tief in das Delta des Mississippi ein, den er „Fluß des heiligen Geistes" nennt und der yon Hemando de Soto ge- nauer erforscht wird. (Vgl. 1530.) 1524 Adam Rleit (s. 1518) versieht das bis dahin in der Arithmetik als Wurzel- zeichen dienende Viereck rechts oben mit einem schrägen Haken, und wird so der Urheber des noch heute gebräuchlichen Wurzelzeichens. (Vgl. auch 1460 Alkalsäd!.) — Gioyanni tfi Vframwo entdeckt die Mündung des Hudsonstromes und gelangt zuerst nach Bhode Island, der Narrangasettbai und nach Neu- Fundland. 1525 Albrecht DQrtr entwickelt in seinem Werke „TJnderweysung der messung mit dem zirkel xmd richtscheyt in linien, ebnen vnd gantzen corporen" in exakter Weise die Kegeln der Perspektive. Er erwähnt daselbst auch die Epizykloide. — Jean FmtimI ermittelt die Größe eines Meridiangrades der Erde, indem er den Breitenunterschied zwischen Paris und Amiens astronomisch bestimmt und die Entfernung beider Orte vermittels des Meßrades mißt. Er er- hält, durch den Zufall begünstigt, den nahezu richtigen Wert von 56 746 Toisen, was einem Erdumfange von fast genau 40000 km entspricht. (Vgl. auch 220 v. Chr.) — Lopez dt Qoimni gibt die erste Beschreibung der in Mexiko schon lange vor der Entdeckung Amerikas durch die Eingeborenen benutzten und gezüchteten Cochenille. Er hält die Cochenille noch für ein vegetabilisches Produkt; erst der Holländer Ruyscher beseitigt in seinen Berichten aus Mexiko 1729 diese irrtümliche Ansicht und legt dar, daß dieser Farb- stoff aus den getöteten und getrockneten Weibchen einer Schildlausart, Coccus cacti, bestehe. — Der Apotheker Felipe Qiillltn in Sevilla konstruiert ein sonnenuhrartiges Instrument mit Magnetnadel (Brujula de variaciön) zur Bestimmung der Deklination auf dem Meere, das 1537 durch Pedro Nunez noch wesent- liche Verbesserungen erfährt. — Pierre Haiilllii in Paris verbessert den Musiknotendruck, indem er an Stelle des doppelten Druckverfahrens (s. 1476 Hahn, 1496 Petrucci) den ein- fachen Typendruck einführt, bei welchem jede Type eine Note nebst einem Stücke des Liniensystems enthält. — > Gonzalo Hemandez Ovledo it Vallti erwähnt zuerst in seiner Geschichte von Amerika den Orleanbaum unter den Namen Bixa. Als offizinelles Mittel wird der Orlean erst um 1650 eingeführt, dagegen dient er schon früh zum Färben der Wolle imd Seide, der Butter, des Käse und der Seifen. 1526 BlackaMtr erfindet das Nachsicht, das aus einem Glas- oder Messingschäl- chen besteht, durch dessen tiefsten Punkt eine in einem Stöi>sel befestigte kurze feine Glasröhre hindurchgeht. Setzt man das Schälchen auf öl, so steigt dieses in der Röhre wie in einem Dochte infolge Capillarwirkung in die Höhe, läßt sich oben entzünden und zum selbständigen Fortbrennen bringen. — 77 — 1526 1526 Der Brauer Kurt BroIhM (Broyhan) in Stöcken bei Hannover erfindet das nach ihm benannte Bier, angeblich als Ergebnis eines Fehlversuchs, Weicenbier nach englisch -hamburgischer Art in Hannover nachzubrauen. Aus dem „Broihan** entwickelt sich gegen das Ende des 16. Jahrhunderts das Berliner Weißbier. — Benvenuto Mllnl leistet Hervorragendes in der aus dem Altertum stam- menden, durch ihn aber zur höchsten Blüte entwickelten Glyptik, d. i. der Kunst, aus Schmiedeeisen oder Stahl Verzierungen und Figuren mit Meißel und Grabstichel herauszuarbeiten. — Jorge dt MtMMt entdeckt Neuguinea, und benennt die Insel nach den Bewohnern „Papua'*. Den jetzigen Namen empfängt sie von dem Spanier de Ortiz wegen ihrer vermeintlichen Ähnlichkeit mit der afrikanischen Guineaküste. — Theophrastus ParaMitiit betrachtet die Krankheit nicht, wie Galen, als die Folge einer Mischungsänderung, sondern als einen von der Norm ab- weichenden Lebens Vorgang. Er schafft durch Einführung der eigentlichen Chemikalien in die Therapeutik für die Arzneimittellehre eine ganz neue Aera. Er setzt den Wert des äußerlichen Grebrauchs von Quecksilber bei Syphilis (s. 1500 Berengar von Carpi) in das richtige Licht und wendet unter anderem Bleipräparate, spießglanzhaltige Arzneien, Schwefelmilch, Kupfervitriol und Eisenpräparate zuerst als Heilmittel an. — Das neutrale weinsteinsaure Kali (Weinstein) ist vermutlich zuerst durch Theophrastus Parictltiit dargestellt worden; dahin deutet vor allem seine frühere Bezeichnung als Samech Paracelsi. Das saure weinsteinsaure Kali war bei den Griechen als Tqv^ oXvov^ bei den Römern als Faex vini bekannt. Auch stellt Paracelsus durch Erhitzen von weißem Arsenik mit Salpeter- säure Arseniksäure dar und wendet dieselbe als „Arsenicum fixum" arznei- lich an. — Nachdem schon Isaac Hollandus im 14. Jahrhundert Vorschriften zur Herstei- lung von schwefelsaurem Kali gegeben hatte, wendet Theophrastus Paraotitiis dieses Salz zuerst arzneilich an. In der Folge wird dasselbe mit dem Namen „Speoiflcum purgans Paracelsi" belegt. — Theophrastus ParaMitiit nimmt zuerst das Dampfbad in Gebrauch, das um 1600 von Johann Costaeus zur Destillation der feineren aromatischen Wässer empfohlen wird. — Christofif RudoNf von Jauer gibt ein epochemachendes Bechenbuoh heraus, welches das Vorbild für alle späteren Rechenbücher ist. Das von Riese ein- geführte Wurzelzeichen (s. 1524) bildet er in der Weise weiter aus, daß er mit einem einfachen Haken an dem Viereck die Quadratwurzel, mit einem zweifachen Haken die vierte, mit einem dreifachen die dritte Wurzel be- zeichnet. Die Beifügung einer Potenzzahl zum Wurzelzeichen stammt von Michael Stifel. 1527 Der Italiener MteMI in Verona macht im Hinblick auf den ausgedehnteren Gebrauch der Pulvergeschütze Vorschläge für eine Umgestaltung der per- manenten Befestigungen. (Sog. altitalienische Befestigung.) — Alvarado it Siavodra entdeckt die Sandwichinseln. 1528 Alvarado it Saavtini entdeckt die Karolinen und im folgenden Jahre die Marshallinseln, die 1788 von Gilbert und Marshall wieder aufgefunden werden und von diesen ihren Namen erhalten. 1529 BSMITU und CMJalva entdecken Kalifornien. 1530 Otto Bninlilt veröffentlicht ein Kräuterbuch mit von Künstlerhand nach der Natur entworfenen naturgetreuen Bildern. — Hans Bullnumii in Nürnberg soll angeblich das Kombinationsschloß ohne Schlüssel (Vorlegeschloß) erfunden haben, welches 1557 vqn Hieronymus — 78 — 1585 CardanuB eingehend beeohrieben wird. Vielfach wird diese Erfindung auch dem Nürnberger Meister Hans EhMlNUiii zugeschrieben, der um die gleiche Zeit wie Hans Bullmann wirkte. 1530 Girolamo FrMMtoro spricht zuerst vom magnetischen Pol der Erde. {Ygl. 1588 Sanuto.) — Der Bildschnitzer Johann ilQrgMt in Wattenbüttel bei Braunschweig führt die Tretvorrichtung am Spinnrad ein, das bis dahin mit der Hand ge- dreht wurde. — Johannes RmIIIm gibt dem Spinat, der vermutlich von den Arabern in Spanien eingeführt wurde imd der sich erst von dort nach den anderen euro- päischen Ländern verbreitete, dieses. Ursprungs wegen den Namen „Olus hispanicum". In England wird er 1568 von Sweet eingeführt. 1531 Peter Apiairas erkennt, daß die Schweifachse der Kometen vom Sonnen- körper abgekehrt erscheint. Er ist der erste, der vorschlägt, zur Beob- achtung von Sonnenfinsternissen Blendgläser zu verwenden und verbessert die Planisphären und Quadranten. 1532 Wie Penzig in seinen Beiträgen zur Geschichte der Botanik berichtet, werden in Rom zwei Herbarien des Gherardo Mbo aufbewahrt, die 1442 Pflanzenarten enthalten und als die ersten Herbarien zu betrachten sind. Somit ist weder Luca Ghini, der 1540 getrocknete und aufgeleimte Pflanzen an Matthiolus sendet, noch auch John Falconer, der 1545 eine große Sammlung von getrockneten Wurzeln, Kräutern und Früchten, die in der Medizin benutzt werden, anlegt, der Erfinder des Herbariums. Herbarien im heutigen Sinn, das sind Sammlungen gepreßter Pflanzen, kommen erst im 17« Jahrhundert auf. — Eobanus Hettus erwähnt bei Beschreibung der Nürnberger Eisenmühle, daß „durch das Gewicht der sich drehenden Bäder das Eisen mit Kraft gestreckt werde'* und erwähnt auch die Werkzeuge, mit denen das Schwarz- bleoh geschnitten wird. Es ist dies die älteste Beschreibung eines Walz- werks mit Streck- und Schneidewerk. — - Die ersten gesetzlichen Bestimmungen über Zuziehimg von Ärzten zur Ermittelung des Tatbestandes bei Tötungen, Verletzungen usw. flnden sich in der peinlichen Halsgerichtsordnimg des Kaisers Karl V. (der sogenannten Carolina). 1532—34 Francisco PIzarro, der i. J. 1529 zum Statthalter des von Spanien be- anspruchten, aber bis dahin noch nicht unterworfenen Peru ernannt worden war, schifft sich 1531 dahin ein xmd nimmt 1532 bis 1534 von dem ganzen Gebiete Besitz. Er gründet Lima als zukünftige Hauptstadt des Landes. 1533 B^onaMt tritt als erster Lehrer der Arzneimittellehre in Padua auf. 1534 Jean Fsrntl bekämpft den Galenismus und das scholastische Treiben und verlangt, daß man sich nicht auf Autoritäten, sondern nur auf die Natur und auf Beobachtungen stützen solle. Er tritt mit scharfer Kritik gegen die überhandnehmende Uroskopie auf, bei der der Arzt seine Diagnose oft au&tellte, ohne den Kranken zu sehen. Er schildert in durchaus zutreffen- der und selbst vom heutigen Standpunkt noch richtiger Weise das Wesen der Syphilis. — F. FHilMTfetrl verfaßt „The book of husbandry*', das erste englische Werk über Landwirtschaft. 1534 — 36 Cabe^a dt Vaca durchquert den amerikanischen Kontinent von Texas bis zum Golf von Kalifornien. 1535 Diego dt AtaMfro durchzieht das Hochland von Chile. — Jacques OaiHtr, der 1534 den St. Lorenzgolf befahren hat, ent- deckt den St. Lorenzstrom, auf dem er bis zu einer Indianeransiedelung, der er den Namen Mont Royal (jetzt Montreal) gibt, hinauffährt imd — 79 — 1535 sucht in den Jahren bis 1644 wiederholt die für die französische Koloni- sation ausersehene Landschaft Canada auf. Er gibt die erste Kunde von dem Vorhandensein des großen Seenkomplexes. (S. 1635 C.) 1535 Der französische Seefahrer Jean FMtailMll aus Saintonge verbessert das Hochsee- Segelschiff in mehrfacher Beziehung. Er ist der Erfinder der Bramstenge. — Die erste Erwähnung der Ananas geschieht durch Petrus Martyr (L J. 1514), der die Frucht mit einem Tannenzapfen vergleicht, aber noch keinen Namen für sie hat. Die erste eingehende Beschreibung, Benennung und Abbildung gibt Gonzalo Hemandez it OvMo y VaMat in seiner „AUge- gemeinen Geschichte Indiens". 1536 Gonzalo Hemandez dt OvMo y VaMat erw&hnt zuerst in seiner ,, Aligemeinen Greschichte Indiens, Band Y, Kap. II, S. 165" den Kautschuk als Material der bei dem Batosspiel der Inder benutzten Bälle. Der Name „Gummi" kommt zuerst in der gegen 1560 erscheinenden „Allgemeinen Geschichte der Beisen und Eroberungen der Kastilianer" von Antonio de Herrera Tordesillas vor. — Ambroise Pari führt die erste Exartikulation im Ellenbogengelenk aus, die 135 Jahre später von Christoph Bamphtun zum zweiten Male vor- genommen wird. 1537 Der Mathematiker Niccolo Fontana, genannt TartagHa. gibt in seinen Schriften „DeUa nuova sdenza" xmd „Quesiti et inventioni diverse" ein- gehende Berechnungen der Flugbahn der Geschosse (SchuBtafeln). Ent- gegen der damaligen Meinung, daß die Geschoßbahn aus 2 geradlinigen, durch eine Scheitelkurve verbundenen Ästen bestehe, nimmt er eine kreis- bogenförmige Flugbahn an. (Vgl. 1602 GalileL) Die größten Schußweiten werden nach seiner Angabe bei einer Erhöhung des Rohres von 45^ erreicht. 1538 Joäo dt Cattro macht die erste größere Reihe von Deklinationsbestimmungen mit dem von Nufiez verbesserten GuiUen'schen Instrument und entdeckt den Geeteinsmagnetismus an frei und hoch gelegenen Felsen der Ilha de Chaul bei Bombay. 1539 Der Kanonikus Afranlt dtfll Albontil zu Ferrara stellt aus dem Bomhart, einem Holzblasinstrumente von imförmlicher Länge, ein handlicheres Instrument, das Fagott — im 16. xmd 17. Jahrhundert auch Doldan genannt — her. — Robert Bnikt, ein Sekretär Heinrich VIII. von England, erfindet die Her- stellung gegossener Bleiröhren für Wasserleitungen. (Vgl. 97 Frontinus.) — Nachdem sich schon Bhaskara (1150), Paciolus (1487), Buckley (1530) und Tartaglia (1534) mit der Lehre von den Kombinationen und Permutationen beschäftigt hatten, tritt namentlich Hieronymus Cardanut der Lösung von Wahrscheinlichkeitsproblemen näher. (Vgl. seine Schrift „Practica Arith- meticae et mensurandi generalis' '.) Er erörtert das einen Streit zwischen zwei Schülern behandelnde, später als „Petersburger Aufgabe'* bezeichnete Problem und berechnet die Gesamtzahl aller Kombinationen aus n Ele- menten zu allen möglichen Klassen von der ersten bis zur n-ten auf 2" — 1. Er zeigt, wie man ein beliebiges Glied einer arithmetischen Reihe bilden kann, ohne die dazwischen liegenden Glieder zu berechnen. — Alessandro PIcctItillliil veröffentlicht die erste Sternkarte. — Der Astronom Rhatticut (eigentlich Greorg Joachim von Lauchen) gibt die erste Anweisung, die Kompaßnadel durch Streichen zu magnetisieren. 1539—41 Hernando dt 8oto erforscht den Südosten der Vereinigten Staaten und das Gebiet des Mississippi. 1540 Antonio Btnlvltiii führt mit bestem Erfolg die Resektion eines großen Teils des Unterschenkelknochens ohne Narkose aus. - 80 — 1540 1540 Vanuccio BirinfHCCio aus Siena lehrt in Beiner „Pirotechnia'' die Herstellung von Modellen und Gußformen für den Gesohützguß, da« Bohren der Ge- schütze, die Lafettierung derselben und den Guß der eisernen Kugeln, sowie den Glockenguß in der heute noch üblichen Art. Zur Anfertigung der Formen bedient er sich ausschließlich des Lehms. — > Vanuccio Blrtafucelo sagt in seiner „Pirotechnia'S daß Legierungen aus Kupfer und Zinn mit dem Namen „Bronzo*' bezeichnet werden, ohne jedoch eine Begründung dieser Benennung zu geben, die kurz vorher ein- geführt zu sein scheint. Bis dahin war nach dem Vorgang der Alten die Bronze als „Erz** bezeichnet worden. — Vanuccio Blrlngiicelo beschreibt die Entsilberung von Schwarzkupfer durch den Saigerprozeß. Das Verfahren stammt wahrscheinlich aus dem 12. Jahr- hundert xmd sötzt sich aus folgenden Operationen zusammen: 1. Frischen (Zusammenschmelzen) des silberhaltigen Kupfers mit Blei, 2. Saigem auf dem Saigerherd, wobei silberhaltiges Blei mit einem Kupfergehalt von 2 — 3 Prozent ausfließt, 3. Darren, d. i weiteres Erhitzen unter Luftzutritt, wobei ein stark silberhaltiges Gemenge von Bleioxyd und Kupferoxydul erhalten wird, und 4. Verarbeitung des Gemenges, der sog. Darrlinse auf Handelskupfer. — Vanuccio BMiifaccIo gibt eine genaue Beschreibung des technischen Vor- ganges bei der Holzverkohlung, von der er zwei Arten, die in Meilem und die in Gräben, unterscheidet. Auch gibt er eine Beschreibung des damals üblichen Stahlfrischprozesses. — Hieronymus CardanM macht die ersten Versuche, das Gewicht der Luft zu bestimmen. — Valerius CortM entdeckt den Schwefeläther (Äthyläther) bei Behandlxmg von Weingeist mit Vitriolöl und beschreibt denselben unter dem Namen „Oleum dulce vitrioli**. Er erklärt zuerst die Entstehung der Braunkohle und Steinkohle aus Pflanzen. — Der Bitterklee (Menyanthes trifoliata) taucht als Heilmittel zuerst im Mittelalter auf. Näher beschrieben wird er zuerst von Valerius Corpus. 1540 — 43 Francesco it Coronado erforscht den Südwesten der Vereinigten Staaten bis zu den heutigen Staaten Kansas imd Arkansas. 1540 Philibert Dtlonilf, Architekt in Paris, erfindet das Bohlendach, eine neue Art des Dachgerüsts. — Conrad QMiitr führt die Belladonna, die, wie es scheint, Dioskorides und Oribasius schon gegen Krebsgeschwülste verwendet hatten, wieder in den Arzneischatz ein, und zwar als schmerzstillendes Mittel bei Buhr. — Georg Hartmann in Nürnberg erfindet den Kaliberstab (Kalibermaßstab), ein zirkelartiges Instrument zur einfachen Ermittelung des Verhältnisses zwischen dem Durchmesser und dem Gewichte der steinernen, eisernen und bleiernen Rundgeschosse. Durch den Kaliberstab, der sich in fast allen deutschen Artillerien einführt, wird das Nürnberger Maß und Gewicht weit verbreitet. Die Erfindimg wird oft, jedoch mit Unrecht, dem Tar- taglia zugeschrieben. — Peter Andreas MattllMut wendet zuerst das Quecksilber in der Medizin innerlich, und zwar bei Syphilis an. — > Bemard Palltty entdeckt die Kunst, farbige Emails auf Tonwaren anzu- bringen und stellt die nach ihm benannten hoch reliefierten Fayencen her. — Ambroise Pari macht die ersten ausführlichen Mitteilungen über die zuerst von Paracdsus beobachtete Erblichkeit der Syphilis, über die später Maxi- mihan Stoll, Nils Rosen von Rosenstein und Joseph Jacob von Plenck, sowie insbesondere Antonio Ribeiro Nunez Sanchez eingehende Unter- suchungen anstellen. Darmstaedter. 6 — 81 — 1540 1540 Giovanni Ventura Roiilti publiziert das erste Kompendium über die F&rbe- kunst unter dem Titel „Plieto dell* arte de' tentori". Das Buch ist da- durch bemerkenswert, daß es ein Urteil über den Zustand der Färberei in Europa vor ihrer Neugestaltung durch Einfuhr amerikanischer FarbstofiFe gestattet. — Der Glasmacher Christoph SchQrtr in Neudeck erhält durch Zusatz von geröstetem Kobalterz zur Glasmasse das blaue Kobaltglas. Dieses gerostete Kobalterz, das aus wechselnden Mengen von Kobaltoxydul und Kobalt- oxyduloxyd, zum Teil mit anderen Metallen gemengt, besteht, wird ZafiFer, Saflor oder Kobaltsaflor genannt. Das gemahlene Kobaltglas kommt unter dem Namen Smalte in den Handel und wird späterhin zum Blauen des Papiers und der weißen Zeuge benutzt. — Nachdem Mondino de Luzzi 1316 die erste Andeutung 'gemacht hatte, daß das Blut vom Herzen nach den Lungen geschickt werde, spricht Miguel Stnmto zuerst bestimmt aus, daß das Blut durch einen merkwürdigen Kunstgriff (magno artificio) von der rechten Herzkammer auf einem Um- weg durch die Lunge geführt und von der Vena arteriosa in die Arteria venosa geleitet wird (kleiner Blutkreislauf). Realdo Colombo bestätigt dies ausdrücklich im Jahre 1559. 1541 Francisco dt Ortllana befährt den ganzen Amazonenstrom von Ekuador aus. (S. a. 1499.) — Die Türken sind unter den Völkern Europas dasjenige, das seit dem Alter- tum zuerst wieder von der Einrichtung der Taubenpost Gebrauch macht. So läßt der Sultan Sollmaii zwischen Konstantinopel und dem von ihm er- oberten Ofen eine Taubenpost einrichten. (Vgl. auch 300 und 1167.) 1542 Leonhard Fuchs macht in seiner „Historia stirpium*' den ersten Versuch einer botanischen Nomenklatur. — Der Portugiese Mendez Pinto erreicht Japan, über das bald die Missionare weitere Nachrichten geben. 1543 Blaico dt Garay führt dem Kaiser Karl V. im Hafen von Barcelona ein Schiff vor, das sich ohne Segel bewegt. Mißverständliche Berichte, in denen von „einem großen Kessel mit siedendem Wasser** die Bede ist, haben dahin geführt, daß dieses Schiff lange Zeit hindurch als der erste Fall einer Verwendung der Dampfkraft zur See angesehen worden ist. Neuere Forschungen, und namentlich auch die aufgefundenen Original- berichte Garay's, lassen keinen Zweifel, daß hier lediglich eine Schaufelrad- konstruktion im Sinne der Vorschläge von Kyeser (s. 1405) und Valturius (s. 1472) vorliegt. — Die Stadt Bunzlau richtet eine Kanalisationsanlage mit Bieselfeldem ein. — Nikolaus Kopernlkut lehrt, daß die Sonne den Mittelpunkt des Planeten- systems bildet, um den sich die Erde mit den andern Planeten dreht. Kopernikus hat seine neue kosmische Lehre bereits um das Jahr 1507 auf- gestellt. Eine Verbreitung erfolgt zunächst nur mündlich und handschrift- lich. Die Drucklegung des Werkes „De revolutionibus orbium coelestium*' erfolgt erst unmittelbar vor Kopernikus' Tode. — Nikolaus Koparnlkut findet die Ursache der von Hipparch entdeckten Präzession in der Anziehung, die Sonne, Mond und Planeten auf das an den Polen abgeplattete Erdsphäroid ausüben. — Andreas Vtiallut begründet durch sein großes Werk „De humani corporis fabrica**, das herrliche Zeichnungen von Tizian und Johann von Calcar enthält, die neuere menschliche Anatomie. Nur der eigenen Beobachtung vertrauend, liefert er die erste, fast durchaus zuverlässige, systematische Anatomie, die zugleich zahllose neue Angaben enthält. Insbesondere — 82 — 1545 wendet er sich gegen die Lehre Galen's, daß die Herzseheidewand für das Blut durchlässig sei. 1543 Andreas Vtsalliit beschreibt in seinem vorgenannten Werke u. a. den Vorhof des Lab3nrinths, die Kiefer-, die Stirn- und die Keilbeinhöhle, die Grelenk- manisken von Unterkiefer, Hand und Kinn, und den langen Fortsatz des Gaumens und gibt eine gute Schilderung des anatomischen Baues des Auges. — Andreas VMallat liefert als erster eine genaue Darstellung der mensch- lichen Beckenhöhle, ihrer Knochen, B&nder usw., und demonstriert zuerst die anatomische Unmöglichkeit eines Auseinanderweichens in der Scham- bein Verbindung während des Geburtsaktes. Er beobachtet zuerst vorzeitige Atembewegungen am Säugetierfötus. 1544 Oronce Finte erfindet die Methode, die geographische Länge durch Bestim- mung der Rektaszension des Mondes in seiner Kulmination zu bestimmen. — Die Herstellung gußeiserner Gegenstände beschränkte sich im Mittelalter zunächst auf die Verfertigung der Kanonenkugeln. In größerem Umfange und zur Herstellung von Geräten verschiedener Art soU das Gußeisen zuerst von den Engländern Ralph Hagt und Peter Bowte i. J. 1544 ver- wendet worden sein. — Georg Hartmanii entdeckt die Neigung der Magnetnadel gegen den Horizont (Inklination), ohne jedoch Messungen auszuführen. (S. seinen Briefwechsel mit dem Herzog Albrecht von Preußen. — Vgl. auch 1676 Norman.) — Sebastian MQnster, Professor in Basel, gibt die „Cosmographia universalis** heraus, deren 26 neue Karten mit den Waldseemüller'schen „Tabulae modemae" (s. 1513) die Grundlage und den Ausgangspunkt des deutschen Kartenwesens bilden. Er ist der erste, der nach Strabo der Gletscher wieder Erwähnung tut. — > Der Augustinermönch Michael WM (sein Hauptwerk ist die „Arithmetica integra") gibt der Algebra mittels planmäßiger Durchführung der Zeichen- sprache diejenige Gestalt, die seitdem fast unverändert dafür beibehalten worden ist. Er entwickelt eine neue Summierungsmethode für geometrische Reihen, die auch Tartaglia in seiner Schrift „General trattato** v. J. 1556 wiedergibt, ohne jedoch Stifel zu nennen. Femer entdeckt er unabhängig von Alchaijami (s. 1078) die additive Bildung der Binomialkoeffizienten und untersucht die Diametralzahlen. (Vgl. auch 1526.) 1545 Hieronymus Cardanat beschreibt das nach ihm benannte Universal- oder Kreuzgelenk, das er zuerst zur Aufhängung der Schiffskompasse anwendet. (S. a. 210 V. Chr.) Er veröffentlicht im gleichen Jahre eine Formel zur Lösung der kubischen Gleichungen, die indes von dal Ferro (s. 1605) zu- erst aufgefunden worden und auch Tartaglia schon vorher bekannt ge- wesen war. — Nachdem schon im Altertum (s. 20 Celsus) zur Lokalanaesthesierung die Kompression der Nervenstämme geübt worden war und die arabischen Ärzte die Abschnürung mittels eines Knebels vorgenommen hatten, ver- wendet erst Ambroise Pari wieder die Unterbindung sowohl hierfür, als auch bei Amputationswunden, an Stelle der bis dahin gebräuchlichen blut- stillenden GlüheisenappUkation. — Nachdem Celsus und Abulcasis zuerst in roher Weise die Heilung der Hasenscharte versucht hatten, unternimmt es Ambroise Par6 zuerst, sie zu operieren, indem er die Spaltränder reseziert. Die Operation wird späterhin u. a. namentlich von Malgaigne und Bernhard I^angenbeck wesentlich ver- vollkommnet. — Ambroise Pari verbessert neben der Amputation die Behandlung der Frak- turen und lehrt als erster die rationelle Chirurgie der Schußwunden. Er 6* — 83 — 1546 bekämpft zuerst die Irrlehre, daß die erhitzte Kugel Vergiftungen bewirke; schlagende Beweise gegen diesen Irrtum werden 1550 von Bartolomeo Maggi auf experimentellem Wege erbracht. Par^ verwendet vielfach die seit Abulcasia (s. 1100) in Vergessenheit geratene Trepanation. 1546 Georg Afrlctta gibt zuerst in seiner Schrift „De re metallica" eine genaue Aufklärung über die Chemie der Metalle und lehrt die Zubereitung der Erze durch Rosten. Er gibt genaue Anweisungen für die Reinigung des Kupfers, für das Auslaugen des Silbers aus Kupfer und Eisen mittels Blei, für die Gewinnung des Spießglanzes und des Wismuts. Er beschreibt die Probierung der Erze und die dazu nötigen Geräte, wie Muffeln, Tiegel und AschenkapeUen. — Georg Afrlctta stellt die Markscheidekunst auf geometrische Grundlagen. Er erfindet den Grubenkompaß, wobei er zuerst erwähnt, daß sich die Bergleute bei ihren Arbeiten der Deklinationsnadel zu bedienen wissen, und gibt eine Reihe von Ventilatoren für Bergwerke an. Im 6. Buche seines Werks „De re metallica" findet sich die älteste Abbildung einer Kettenpumpe (vertikales Patemosterwerk, Püschelkunst) und die Empfeh- lung dieser Maschine zur Wasserförderung in Bergwerken. Er erwähnt femer, daß die Pferdegöpel seit 1504 in den Bergwerksbetrieb eingeführt seien. (Die Einführung der Wassergöpel erfolgt um 1556.) — Greorg Afrlctta erwähnt die Entstehung des Eisenvitriols aus Eisenkies und kennt den weißen Vitriol oder Erzalaun, d. i. Zinkvitriol, der bereits seit dem 14. Jahrhundert in Kärnten gesotten werde. Daß dessen Basis Zink sei, wird jedoch erst im Jahre 1735 gleichzeitig von Heilot, Neu- mann und G. Brandt mit Bestimmtheit erwiesen. Auch gibt Agricola Beschreibungen des Salpetersiedens sowie der Bereitung der Schwefelblumen durch Kondensation von Schwefeldämpfen an kalten Wandungen, und kennt das beim Erhitzen des Wismuts entstehende gelbe Wismutoxyd, das als Farbe benutzt worden zu sein scheint. — Georg Afrlctta erklärt es in seinem Buche „De re metallica*' für wahr- scheinUch, daß man aus der Färbung einer Flamme die darin verbrennende Substanz zu erkennen lernen werde. Er beschreibt das zu seiner Zeit schon viel gehandhabte Verzinnen des Eisens (s. auch 1551) und gibt eine genaue Beschreibung des Stahlfrischprozesses, die so große Ähnlichkeit mit der von Biringuccio (s. 1540) gegebenen Darstellung aufweist, daß Ludwig Beck in seiner „Geschichte des Eisens** zu der Annahme neigt, daß Agricola's Beschreibung von Biringuccio entlehnt sei. — Peter BfkNi entdeckt den Kirschlorbeerbaum und bezeichnet ihn bereits mit „Laurocerasus**. Auf die giftige Wirkung des aus Kirschlorbeerblättem destillierten Wassers wird man sehr früh aufmerksam, offizinell wird das- selbe insbesondere durch den Arzt Thilenius. — Antonio Musa Brtnavola führt die seit dem Altertum (s. 70 v. Chr.) ver- lassene Tracheotomie wieder aus. Diese Operation wird 1590 von Santorio und 1610 von Nicolas Habicot wesentlich verbessert und fortan als eine berechtigte Operation angesehen. — Valerius Corwin schreibt auf Verlangen des Nürnberger Rates sein „Pharma- corum conficieihdorum ratio, vulgo vacant, Dispensatorium*', das als die erste deutsche Pharmakopoe angesehen werden muß, und lehrt die arznei- lichen Rohstoffe in eingehender Art kennen. — Giovanni Filippo IngrasilftS entdeckt das dritte Gehörknöchelchen, das er als Steigbügel bezeichnet. (S. 1480.) — Nachdem 1506 der Neubau der Peterskirche in- Rom von Bramante be- gonnen und später von Raffael und Peruzzi fortgeführt worden war, über- nimmt Mlchtlaiictlo BuMarroll die Bauleitung und entwirft für die Kuppel — 84 - 1550 ausführliche Pläne und ein großes Hilfsmodell. Die Kuppel, die bei einem Durohmesser von 42^/2 m 127 m Höhe aufweist, wird erst nach Michelangelo' s Tod vollendet. 1546 Pedro Nufi« (Nonius) untersucht die Linie doppelter Krümmung (von ihm „Linea rhombica**, von W. Snellius später „Loxodrome" genannt), welche auf der Erdkugel alle Meridiane, denen sie begegnet, unter gleichem Winkel schneidet und sich in schraubenförmigen Windungen dem Pole immer mehr nähert, ohne ihn jemals zu erreichen. 1547 Der Mediziner Rainer Qtmma-FrtolM spricht zuerst die Idee aus, Längen - imterschiede mittels der Uhr zu bestimmen. — CHarMMut sucht in seinem „Dodeka chordon'* die in den Kirchentonarten unter dem Einfluß der polyphonen Musik eingerissene Verwirrung wieder zu lösen und unterscheidet 12 Tonarten, und zwar 6 authentische und 6 plagaHsche. (S. auch 370 Ambrosius.) — Der Dominikaner Georges Bemard Ptnot in Toulouse verfaßt eine Schrift „De aquae naturalis virtute", in welcher bereits die leitenden Grundsätze der heutigen Kaltwasserkur (Umhergehen mit nackten Füßen im feuchten Gras usw.) klar enthalten sind. 1548 D. C. PiccolpMSO gibt in seinem Werke „I tre libri dell* arte del Vasajo** die Mittel an, um metallisohe Reflexe auf Töpferware zu erhalten. Seine Arbeiten werden den in neuerer Zeit von Ginori in Doccia u. a. gemachten Versuchen zur Erzielung solcher Metallreflexe auf Majoliken zugrunde gelegt. 1549 Sigmimd von H«rb«rstilii fügt seinem Werke „Rerum Moscovitarum Com- mentarii'* eine Karte bei, die einen Teil von Sibirien umfaßt imd zu ihrer Zeit für die Kenntnis des nördlichen Rußlands von großer Bedeutung war. Das Weiße Meer führt auf dieser Karte den Namen „Marc glaoiale'*. — Zoccartllo und Floravanll, zwei neapolitanische Bader, machen die erste Milzexstirpation bei einer wassersüchtigen Frau, und zwar mit voUem Er- folg. Es kommt daher nicht Viard, der erst 32 Jahre später diese Operation ausführt, die Priorität zu. 1550 Georg Agricola gibt in seiner Schrift „De natura fosBiüum'* die erste syste- matische Beschreibung der Mineralien und bezeichnet das fossile Holz und die Fischabdrücke des Mansfelder Kupferschiefers als Überreste von Organismen. Er untersucht die geologische Tätigkeit des Windes und hebt hervor, daß ähnliche Verhältnisse, wie bei der Dünenbildung, in kleinem Maßstabe auch in der Lüneburger Heide vorliegen. — BlaslM von Villafranca soll zuerst die Erscheinung, daß sich die Lösung gewisser Stoffe im Wasser stark abkühlt, am Salpeter erkannt haben. — Thomas Oandl bringt den Stern -Anis von den Philippinen nach Europa. Die Frucht beschreibt zuerst Clusius, den Baum Plukenet und Kaempfer. — Hieronymus Cardamit gibt eine Theorie des Verbrennungsvorganges, wobei er die Notwendigkeit der Anwesenheit der Luft betont. (S. 1260 Bacon.) Er verbessert die Einrichtung der Öllampen durch Höherlegen des Öl- behälters. In seiner Beschreibung einer Mehlsichtmaschine weist er auf die sichtende Wirkung der Luftbewegung hin, ein Gedanke, der in neue- ster Zeit von Friedrich Georg Winkler in Zschopau wieder aufgenommen worden ist. — Bartolommeo Euttachio entdeckt die Tuba Eustachi! (Eustachische Röhre), die Spindel der Schnecke, die häutige Schnecke, den Ursprung der Seh- nerven und beobachtet die Zahnentwicklung. — . Gabriele Falloppla, Anatom in Padua, macht wichtige Beobachtungen auf dem Gebiet der Osteologie und der Muskellehre. Er entdeckt die Bogen- gänge, den nach ihm benannten Kanal des Schläfenbeins, \md den Schließ- muskel der Blase. Er beschreibt femer die Muskeln des Kehlkopfes in — 85 — 1550 richtiger Weise. Er verwendet seit den Zeiten der Griechen und Araber zuerst wieder in der Medizin das Arsen äußerlich, und zwar in Form von Realgar. 1650 Wie mehrere im Qwimnitcheii Mimmuii in Nürnberg ausgestellte Kästchen und Schachteln beweisen, beginnt man um die Mitte des iß. Jahrhunderts, das Papier mit kleineren Mustern in häufiger Wiederholung zu bedrucken, um verzierte Flächen zu erlangen, die sich zum Überziehen großer und kleiner Gegenstände eignen. Die Vorläufer dieser Technik sind die bunten Holzschnitte, die zu solcher Verzierung schon vor dem 16. Jahr- hundert benutzt wurden. — Konrad QMiitr erfaßt in seiner „Historia animalium'' das Tierreich nicht nur als Gegenstand der Naturbetrachtung, sondern auch in seiner Be- ziehung zur Medizin und Kulturgeschichte und trägt dadurch zur Begrün- dung der neueren Zoologie bei. — HollMiM ist der erste Arzt, der den Kurzsichtigen regelmäßig Brillen verordnet. — Das iloachimtthalK 8llktrfetrfw«rfc benutzt für Bergwerkszwecke, insbesondere zur Wasserhaltung, Pumpwerke mit sogenannten Stangenkünsten. Die Triebkraft wird durch ein oberschlächtiges Wasserrad geliefert, mit dem die Lenkstange verbunden ist, die ihre Bewegung auf die Schwinge eines Doppelgestänges überträgt, von wo sie durch ein sogenanntes Kunstkreuz auf die Schachtgestänge fortgepflanzt wird. — Adam Lonlctrut beschreibt zuerst die Amica, die er an Matthiolus sendet, der sie unter dem Namen Alisma abbildet. Ihren Gebrauch bei Koliken und äußeren Verletzungen veranlaßt zuerst Tabemaemontanus. (S. 1613.) — Hans LobthigMr zu Nürnberg verbessert die im Jahre 1430 von einem Nürn- berger Bürger Guter erfundene Windbüchse. Er soll auch an Stelle der seit alters her üblichen Lederbälge (s. 1475 v. Chr.) die ersten hölzernen und kupfernen Blasebälge mit ununterbrochenem Windstrom für Schmelz- hütten, sowie für Orgeln, und die erste Messinghobelmaschine verfertigt haben. — Nicolaus MasM beschreibt die Muskeln des Antlitzes und speziell des Unter- kinns, die Lymphgefäße der Nieren und die Lagerung des Magens. Er nennt zuerst die Syphilis als Ursache von Geisteskrankheiten. Er liefert gleich- zeitig mit Berengario die erste Beschreibung der Bindehaut des Auges (Conjunctiva). — Bemard Palltty spricht sich entschieden dafür aus, daß die im Kalk und anderen Gesteinen gefundenen Muscheln „versteinerte** Reste von Tieren seien. Er weist darauf hin, daß manche dieser Versteinerungen den noch lebenden Gattungen vollkommen gleichen. — Bemard Palltty macht zuerst darauf aufmerksam, daß der Dünger durch seinen Gehalt an löslichen Salzen den Boden verbessere und daß der Boden durch fortgesetzten Anbau unfruchtbar werde, weil ihm dadurch alle lös- lichen Stoffe entzogen würden. — Bemard Palltty soll nach der Angabe des Vicomte H^ricourt de Thury den £rd- oder Bergbohrer erfunden haben. — Andrea Palladlo baut die erste bekannte Hängebrücke (über den Fluß Cismone). — Victnllno erfindet das Archicembalo, ein Klavierinstrument mit 31 Werten innerhalb der Oktaven, das für alle Töne der drei antiken Tongeschlechter (diatonisch, chromatisch und enharmomsch) besondere Tasten und Saiten zur Verfügung hat. 1551 Pierre Btlon erweitert die spezielle Tierkenntnis durch Herausgabe seiner auf seinen zahlreichen Reisen gesammelten Erfahrungen, die sich nament- — 86 — 1554 lieh auf die Fische beziehen, die zum Teil durch gute Holzschnitte wieder- gegeben werden. 1551 Erasmus RtlniMM» Professor der Mathematik in Wittenberg, berechnet auf Grund der neuen Kopemikanischen Lehre die ersten Planetentafeln, die er zu Ehren des Herzogs Albrecht von Preußen die prutenischen (Tabulae prutenicae coelestium motuum) nennt. Sie werden der gregorianischen Kalenderreform zugrunde gelegt. — Der Astronom RIUMlIeus verfaßt zehnstellige, von 10 zu 10 Sekunden fort- schreitende Tafeln der trigonometrischen Funktionen, die genauesten und umfangreichsten trigonometrischen Tafeln des Mittelalters. Er berück- sichtigt darin zum ersten Male sämtliche 6 trigonometrische Funktionen. Die Herausgabe des Werkes imter dem Titel „Opus Palatinum de trian- gulis'* erfolgt im Jahre 1596 durch Valentin Otho. — > Freiherr Hans llBfnad, Landeshauptmann von Steiermark, erhält vom König Ferdinand am 5. August die Gerechtsame, zu Waltenstein Hammerwerke anzulegen, daselbst schwarzes Blech zu schlagen und dasselbe zu verzinnen. (Älteste Erwähnung des Weißblechs. Vgl. indes auch 1546.) 1552 Der französische Stempelschneider Antoine Bnilltr konstruiert ein Walz- werk zum Strecken der Gußstücke (Zaine) imd eröffnet dadurch die Mög- lichkeit, gleichwichtige Münzen zu erhalten. — Edward WottM verfaßt ein zoologisches Werk „De differentüs animaUum**. Das Buch zeichnet sich namentlich dadurch aus, daß darin versucht wird, die verwandten Formen in möglichst natürliche Vereinigung zu bringen. Er wendet in diesem Buche als erster die Benennung „Zoophyten** (Tier- pflanzen) an. 1553 Hieronymus Cardanat nimmt zuerst die Gewichtszunahme des Bleies bei der Verkalkung wahr, schreibt dieselbe jedoch der Entweichung der Feuer- materie zu. Ähnliche Ansichten werden 1660 von Lefövre und 1666 von Taohenius geäußert. — Nachdem Sebastian Cabot um 1550 mit der Idee eines nordöstlichen See- weges hervorgetreten war, wird unter dem Oberbefehl von Sir Hugh Willoughby eine Expedition entsandt, die aus drei Schiffen besteht. Zwei der Schiffe gehen auf der Fahrt zugrunde, während das dritte, „der Edward Bonaventure" unter dem Befehl von Kichard Chanccllor den Seeweg nach dem Weißen Meere entdeckt. — Nach Emil Naumann ist die aus den älteren unvoUkommneren Streich- instrumenten Rota, Giga, Kebecchina und den verschiedenen Arten der Viola hervorgegangene heutige Violine zuerst von Caspar Tlaffenbrucktr (GaspardDuiffoprugcar) in Lyon, einem Tiroler von Geburt, gebaut worden. Antoine Vidal hebt demgegenüber in seinem Buche „La lutherie et les luthiers" hervor, daß die Violine das Ergebnis der Arbeit vieler Instrumenten- macher sei und kein einzelner Erfinder dafür namhaft gemacht werden könne. (Vgl. auch 1585 da Salö.) 1554 Gerhardt Hannailii, Geschäftsträger des Kheingrafen Philipp Franz von Dann, sendet aus London am 3. August 1554 an seinen Herrn ein Doku- ment, an welchem sich ein Siegel aus rotem Siegellack befindet, das älteste bekannte Beispiel von dem Gebrauche des Siegellacks heutiger Be- schaffenheit. — Gerhard Mtrcator verbessert die konische Projektion des Ptolemaeus (s. 150), indem er die Längengrade nicht auf dem mittleren Parallelkreis aufträgt, sondern zwei in der Mitte zwischen diesem und den Rändern der Karte ge- legene Parallelkreise abweitungstreu zieht, wodurch die Abweichung der Projektion vom Kugelnetz auf die halbe Fehlergröße verringert wird. Auch — 87 — 1554 Delisle macht erneut 1745 auf die Wichtigkeit dieser Art der Projektion aufmerkBam. 1 554 Guillaume Rpiitftlat liefert in seinem „Fischbuch" eine sorgfaltige Beschreibung einer großen Zahl von Fischen xmd gibt für sie gute Unterscheidungs- merkmale. (Vgl. auch 1551.) — Tarlaclla führt den gedeckten Weg im Festungsbau ein. — Franz Traucat in Nimes macht die ersten eingehenden Beobachtungen über die Nahrung, die Krankheiten, die Entwicklung der Seidenraupe, die rich- tige Temperatur und Lüftung der Seidenhäuser und den Anbau des Maul- beerbaumes. 1555 Pierre Mm schreibt eine Monographie über die Vögel xmd weist auf die Übereinstimmung ihres Baus mit dem anderer Landtiere hin. Er macht seit Aristoteles (s. 330 v. Chr.) die erste Andeutung von vergleichender Anatomie, indem er das Skelett eines Menschen tmd eines Vogels mit gleichartiger Bezeichnung der einander entsprechenden Teile abbildet, und, um die Vergleichung zu erleichtem, den Vogel mit derselben Stellung der Glieder, wie den Menschen darstellt. — Leonhart Froiisp«ff«r gibt in seinem „Kriegsbuch*' die erste Beschreibung von mitrailleusenartigen Geschützen, die er Orgel- oder Hagelgeschütze nennt. Ein aus der Zeit zwischen 1480 und 1550 stammendes, aus 5 Eisenrohren zusammengesetztes Orgelgeschütz befindet sich im Berliner Zeughaus. — Konrad Qttntr gibt die erste Beschreibung des Kanarienvogels. Da Belon um die gleiche Zeit (s. oben 1555) ein Verzeichnis aller damals bekannten Vögel liefert, ohne den Kanarienvogel zu erwähnen, so ist anzunehmen, daß diese Vogelart erst zu jener Zeit neu in Europa erscheint. 1556 Stephen Biirrough imtemimmt auf dem Fahrzeug „Searchthrift** die erste westeuropäische Nowaja-Semlja-Fahrt, durch welche erst in Westeuropa bekannt wird, daß das Weiße Meer durch die Inseln Nowaja Semlja und Waigatsch von dem sibirischen Eismeer getrennt wird. — Georg FaMdM beobachtet zuerst die Schwärzung des Chlorsilbers durch das Sonnenlicht. — Cesare Flaichl in Bologna stellt umfangreiche Untersuchungen über den Bau des Pferdehufes an und gründet auf dieselben ein dem anatomischen Bau entsprechendes Beschlagverfahren, da« lange in Gebrauch bleibt. Das von ihm verfaßte hippologische Werk enthält im 1. Buche die Zaum- kimst, im 2. die Keitkimst und im 3. den Hufbeschlag. 1557 Jodocus Lommliit gelingt es, durch seine klassische Monographie über die Behandlung kontinuierlicher Fieber die Krankendiätetik zu einer bis dahin noch nicht erreichten Höhe zu erheben. — Bartolom^ dt Medina lehrt die Gewinnung von Silber imd Gold aus ihren Erzen vermittels Quecksilber in Form einer Quecksilberlegierung, aus der durch Destillation das Quecksilber abgeschieden wird (Haufenamalgamation, Patioprozeß). Eine vage Andeutung über Gewinnung von Silber aus Erzen unter Anwendimg von QuecksilbersubUmat findet sich in der 1540 erschienenen Pirotechnia des Biringuccio, so daß doch vielleicht die An- regung zu der Erfindimg des Amalgamationsprozesses auf europäischem Boden zu suchen ist. (Vgl. indes auch 77 und 750.) — Robert Rtcordt führt die systematische Anwendung des Gleichheitszeichens (=) in die Mathematik ein. (Vgl. 1460 Alkals&di.) — Hieronymus ROMlIo (Alexius Pedemontanus) lehrt zuerst im Abendland die Bereitung einer Mischimg von Auripigment und Kalk, die im Orient seit lange zwecks Enthaarung von FeUen unter dem Namen Rhusma an- gewendet wurde, bereiten. Die Tatsache, daß Schwefelarsenik ein Aus- fallen der Haare bewirke, berichtet bereits Dioskorides. — 88 — 1560 1558 Antoine Bnrtitr erfindet das Stoß- oder Spindelwerk zum Prägen der Münzen, welches später von H. Bonlton nnd I. P. Droz (1781) und Ph. Gengembre (1810) vielfach verbessert wird. — > Giambattista MIa Porta verbessert die Camera obscnra durch Anbringung einer Sammellinse, die er in die erweiterte Öffnung der Camera einsetzt und vergleicht zuerst das Auge seinem Bau und seiner Funktion nach mit der Camera obscura. 1559 Hiinrldi II., König von Frankreich, trägt auf der Hochzeit seiner Tochter Elisabeth (er findet dabei im Tumierkampfe mit dem Grafen Montgomery seinen Tod) gestrickte [seidene, wahrscheinlich in Spanien angefertigte Strümpfe. Es ist dies die erste Erwähnung gestrickter Strümpfe. (Vgl. 1564 Rider.) — Matteo RmMo Golombo gibt zuerst eine korrekte Beschreibung von der Lage und Haltung des Foetus im Uterus und bezeichnet ihn als längliche Kugel (Ovoid). — Graf Reinhardt zn Solins beschreibt im 7. Buch seiner „Kriegsregierung" ein „Khartenspiel'% mit welchem die Marsch- und Schlachtordnungen zweier gegeneinander kämpfender Heere (Römer — rot, Karthager — schwarz) dargestellt werden können. Es ist dies die erste Erwähnung des Kriegsspiels. (Vgl. 1824 R.) 1560 Hieronymus Boek (Tragus) unterscheidet in seinem „Kräuterbuch** zuerst die Familien der Lippenblütler, Kreuzblütler und Korbblütler. — Hieronymus Bock (Tragus) beschreibt zuerst den Seidelbast unter dem Namen „Mesereum germanicum**; eine eingehendere Beschreibung liefert 1609 Peter UiTenbach. Andere Daphnearten waren den Römern und Griechen bekannt tmd sind u. a. gegen Wassersucht und ak Brechmittel verwendet worden. — Die in Armenien, Kurdistan und der Krim heimische Tulpe wird um die Mitte des 16. Jahrhunderts von Buibaeq. Gesandten Ferdinands I. in Kon- stantinopel, nach dem westlichen Europa gebracht. Im Jahre 1560 blüht sie in Augsburg. — Pietro Franco bildet den hohen Steinschnitt (Lithotomie) aus und verbessert den von Bernardo de Rapallo angegebenen Apparatus altus. Er verbessert auch die Radikaloperation der Unterleibsbrüche. — Franciscus MaiurolykM erklärt unter Benutzung von Vesals Beschreibung des Baues des Auges (1543) die Wirkung der KrystaJllinse im Auge in rich- tiger Weise, indem er darlegt, daß sich die Strahlen hinter derselben schneiden. Er gibt eine Erklärung der Kurz- und Weitsichtigkeit. — Nicolo Monanlti beschreibt die Gewinnung des Perubalsams, die bei der Entdeckung Amerikas schon unter den Eingeborenen im Gebrauche war. Der Baum gelangt erst 1781 durch Mutis in die europäischen botanischen Gärten. Auch der Tolubalsam wird zuerst von Monardes beschrieben. — Garcias dt Orta gibt gute Beschreibungen vieler in Indien gebrauchter Drogen und bereichert dadurch die Arzneimittellehre. Er beschreibt u. a. auch zuerst den Benzoebaum (Styrax Benzöin). — Garcias §$ Orta gibt die erste Nachricht über Catechu, das in der Medizin und mehr noch in der Färberei und Gerberei angewendet wird. Das in den Handel kommende Produkt ist der aus den Blättern erhaltene ein- gedickte Extrakt. — G. P. A. Pierluigi tfi Paltstrhia vereinfacht die polyphone Musik, indem er durch passende Abschnitte und Einteilungen die Masse der Töne imd die Masse der Stimmen gliedert, welche letztere bei ihm meist in Chören ge- sondert erscheinen. — Erasmus RtlnhoM erkennt die Eiliptizität der Mond- und der Merkurbahn. — 89 — 1560 1560 Josias Simtor begründet die wiBsenschaftliche Kunde der Alpen und ihrer Gletscher. (S. a. 1544 M.) — Daniel Spoeklt, Kriegsbaumeister in Straßburg, fordert Befestigungsanlagen mit stark entwickelter Feuerkraft und völliger Deckung der Grabenmauem gegen Sicht. Er, führt den gedeckten Weg sägeförmig (en oremaill^re). — Pergamentblattchen, mit Namen und Wohnort versehen, haben zuerst die in Italien studierenden deutschen Studenten in Gebrauch genommen. Die älteste derartige Besuchskarte (Visitenkarte), die bekannt ist, befindet sich im Staatsarchive zu Venedig und lautet auf den Namen eines i. J. 1560 zu Padua studierenden Rechtsbeflissenen Johannes WtitMlior aus Westfalen. 1561 Gabriele Falloppla beschreibt zuerst die später nach ihm benannten Tuben (Eileiter), die Ligamenta rotunda und die Ovarien. Er führt die Namen Vagina und Placenta ein. — Gabriele Falloppla zeigt zuerst, daß sich die Hornhaut des Auges nicht nur durch das ihr eigentümliche Gewebe, sondern auch durch ihre sphärische Krümmung von der Sklera unterscheidet und daß der Ciliarkörper keine Membran, sondern ein die Uvea mit der Linse verbindendes Band ist. Er beschreibt auch zuerst die Hyaloidea. — Konrad OauiMr gibt die erste eingehendere Beschreibung eines Nordlichts. (S. 320 V. Chr. Pytheas.) — Adam Lonlctnif macht die ersten Angaben über den Gebrauch des, wie es scheint, schon von den Chinesen als geburtf orderndes und blutstillendes Mittel angewandten Mutterkorns. — Ambroise Part zieht die Orthopädie, die seit der Römerzeit geruht hatte, wieder ans Tageslicht. Er gibt Apparate zur Klumpfußbehandlung an und schreibt das erste Werk über die Ursachen und Behandlung der Spinal- deformitäten, wobei er ein Korsett von durchlochtem Eisenblech zur Auf- rechthaltung des Körpers empfiehlt. — Ambroise Part fertigt aus Gold- und Silberplatten Obturatoren zum Ver- schluß von Gaumendefekten, nachdem eine Veröffentlichung über solche Obturatoren das Jahr vorher von Amatus Lusitanus gemacht worden war. Es scheint nach J. Christas Mitteilungen, daß beide selbständig auf diese Idee gekommen sind. — Barbara Uttmann führt die Klöppelspitzenfabrikation im sächsischen Erz- gebirge ein. Ob sie die Fabrikation der Klöppelspitzen erfunden hat, ist nicht sicher zu erweisen. Daß diese Kunst in Brabant vorher existiert habe, will Mrs. Palliser aus einem Bild von Quentin Messys von 1495 schließen, auf dem ein spitzenklöppelndes Mädchen dargestellt sei. 1563 Der spanische Seefahrer Juan FarnaiNltz entdeckt die nach ihm benannte Insel im Stillen Ozean, welche später durch die Abenteuer des Schotten Alexander Selkirk (Robinson Crusoe) berühmt geworden ist. 1564 Aufutt, Kurfürst von Sachsen, gibt in seinem „künstlich Obstgarten Büch- lein** eine auf eigener Erfahrung beruhende Anweisung zur Obstkultur. — Bartolomeo Euttaehio entdeckt den Hauptstamm der Milchgefäße bei einem Pferde (Ductus thoracicus). Er gibt die erste richtige Abbildung des weib- lichen Uterus und entdeckt die Nebennieren. — Das im Altertum unbekannte Strumpfetricken ist wahrscheinlich im 16. Jahr- hundert zuerst in Spanien aufgekommen. (Vgl. auch 1559 Heinrich II.) Von da gelangt diese Fertigkeit nach England, wo William RM«r i. J. 1564 als erster Strumpfstricker genannt wird. 1565 Giulio Cesare Aranilo, Arzt in Bologna, untersucht die Veränderung des Blutlauls, die bei der Geburt im Foetus vor sich geht und entdeckt den Ductus venosus Arantii und die Muskeln des oberen Augenlids. — Peter Andreas Matthiollis gibt die erste Nachricht vom Roßkastanienbaum, - 90 — 1568 der durch ihn nach Wien gelangt und der eingehender 1588 von Clusius beschrieben wird. Die Frucht wird 1768 von Heideloff als Kaffeesurrogat empfohlen. 1565 Jean NIcot französischer Gesandter in Portugal, bringt die Tabakpflanze nach Frankreich. (Vgl. auch 1497.) Bereits im gleichen Jahre gelangt sie durch den Stadtphysikus Occo nach Augsburg. Nach Nicot heißt die Tabakpflanze Nicotiana, ihr Alkaloid Nicotin. (S. 1828 P.) — Während alle früheren Versuche, vom westlichen Stillen Ozean nach Osten zu segeln, mißlungen waren, weil der entgegenwehende Passat dies hinderte, segelt der spanische Mönch und Seefahrer Fray Antonio dt Uriantta von Manila erst nach Norden, wo er unter 32 <* n. Br. günstigen Westwind an- trifft, der ihn binnen 4 Monaten durch die Südsee bis in den mexikanischen Hafen Acapulco befördert. Diese Beiseroute trägt Jahrhunderte lang Urdanetas Namen. 1566 Der englische Schriftsteller Thomas Bluadrrlll veröffentlicht sein Werk „The foure chiefest Offices belonging to horsemanship**, das durch seine gründlichen, wenn auch zum Teil auf Kompilation beruhenden Angaben bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts seinen Ruf als Musterwerk auf dem Gebiet der Pferdekunde behauptet. — Konrad Oiintr in Zürich gibt in seinem Werke „De omni rerum fossilium genere". woselbst er auch das Reißblei erwähnt, die erste Abbildung eines Bleistifts. Er bemerkt dazu : Stylus inferius depictus ad scribendum f actus est, plumbi cujusdam genere, in mucronem derasi, in manubrium ligneum inserti. — Theophrastus Paractitlis gibt sein Buch von den Meteoren heraus, das sich als eine Art Meteorologie kennzeichnet. — WUMm IV., Landgraf von Hessen, gibt einen Stemkatalog heraus, bei dem zum ersten Male die Zeit als eigentliches Beobachtungselement benutzt imd die Uhr zu einem brauchbaren astronomischen Instrument erhoben wird. (S. 1484 W.) 1567 Herzog von Alta führt an Stelle der Arkebuse oder des halben Hakens den ganzen Haken imter dem Namen „Muskete** ein, welche an Stelle der bisherigen vierlötigen Kugeln achtlötige Geschosse zur Durchbohrung der verstärkten Ritterrüstungen verfeuert, aber zu ihrer Handhabung der Gabel bedarf. — Die G^wehrpatrone wird zuerst i. J. 1550 erwähnt. Zur regelmäßigen Aus- rüstung des Fußvolks wird dieselbe durch den Herzog von All« i. J. 1567 gemacht. 1567 — 69 Alvaro de Meniana entdeckt die Salomon-, die Marquesas- und die St. Cruz-Inseln. 1568 Auf Veranlassung des Herzogs von Alta werden an der niederländischen Küste zuerst die sog. Duc d' Alben angelegt, das sind Gruppen eingerammter Pfähle, die als Seezeichen und zum Festlegen der Schiffe dienen. Mög- licherweise ist indes die Bezugnahme auf Alba eine irrige, und es sind die betreffenden Vorrichtungen besser als „Dukdalben** zu bezeichnen, nieder- deutsch „Dickdollen**, d. i. Deichpfähle. — Philipp Apiannt, Professor in Tübingen, der erste Topograph der neueren Zeit, liefert in seinen 24 „bayrischen Landtaffeln** das topographische Meister- werk des 16. Jahrhunderts. Diese Karte ist auch von großer Bedeutimg für die Greländedarstellung. — Der Danziger Zeugmeister Veit Wulff von Sonfftenbtrf beschreibt in seinem Buche „Von alleriei Kriegsgewehr und Geschütz** in ausführlicher Weise Pulverminen mit Fem- und Zeitzündung, Selbstschüsse, Sprengbriefe, torpedoartige Sprenganlagen u. dgl. — 91 — 1568 1568 Bemardino TfMo begründet eine neue Natnrlehre, wobei er die gesamt« Erscheinungswelt auf drei Hauptprinzipien zurückführt, nändicb ein pas- sives körperliches (die Materie) und zwei tätige unkörperHche (Wärme und Kälte). Durch den Kampf der Prinzipien bilden sich Himmel und Erde und alle Einzeldinge. (Vgl. sein Hauptwerk „De rerum natura juxta propria principia".) — Constantin Varollo von Bologna bearbeitet die Anatomie des Zentralnerven- systems. 1 569 Egnatio Dantl von Bologna entdeckt die Vermindenmg der Schiefe der Ekliptik. — Gerhard Mtreator erfindet die nach ihm „Mercator- Projektion" benannte winkeltreue Zylinderprojektion mit wachsenden Breiten, die noch heute die Projektion aller Seekarten ist. 1570 Die Königin ElitaMh von Enfland beruft behufs der Verhüttung des Zinns deutsche Unternehmer und Arbeiter und versieht dieselben mit Privilegien. Von dieser Zeit datiert der Aufschwung der Zinngewinnung in Comwall. Der Zinnstein wird dort in sog. Handkrählöfen, später in rotierenden Telleröfen und Zylinderöfen geröstet, das Röstgut durch Waschen und Behandlung mit Salzsäure oder verdünnter Schwefelsäure, welche die fremden Metallozyde lösen, angereichert und das angereicherte Zinnerz mit Kohle in Schachtöfen oder Flammöfen reduziert. Das rohe Zinn (Werkzinn) wird einem BaMnationsprozeß unterworfen. — Hieronymus Fakricilis ab Acquapendente entdeckt, daß alle Klappen in den Venen sich nach dem Herzen hin öffnen, erkennt aber deren Bedeutung für die Erleichterung des Blutstromes zum Herzen zurück noch nicht. — Foarntor führt die Fabrikation der Leonischen Ware (d. s. aus feinem Draht hergestellter Tressen, Borten, Stickereien, Fransen, Quasten usw.) in Nürnberg ein, das von da ab der Hauptsitz dieser zuerst in Leon in Kastilien betriebenen Industrie wird. In neuerer Zeit ist diese Fabrikation durch Benutzung der Galvanoplastik, durch Erfindung der Überspinn- maschine und der Vergoldmaschine wesentlich vervollkommnet worden. — Der Arzt Volcker Koyttr fördert die beschreibende und vergleichende Ana- tomie der Tiere, äußert richtige Ansichten über den Nutzen des äußeren Ohrs als reflektierenden Organs, über das Trommelfell und die Gehör- knöchelchen als Schallleiter und die Leitung der Gehörsempfindimg durch den Nervus acusticus ins Gehirn. — Abraham Orttilut veröffentlicht in seinem „Theatrum orbis terrarum'* 53 Karten in Kupferstich, die für die Geschichte der Kartographie von großem Werte sind. — Felix Piatsr macht zuerst den Versuch einer Systematik der Greisteskrank- heiten und tritt für eine psychische Behandlung der Irren und gegen Zwangsmaßregeln, namentlich gegen die Einsperrung in Gefängnisse ein. — Der Benediktinermönch Petro dt Poiict zeigt zuerst, daß die Taubstumm- heit nicht auf einer mangelhaften Bildung der Sprachorgane beruht, sondern daß die Stummheit nur eine Folge der Taubheit ist und liefert den prak- tischen Beweis hierfür, indem er Taubstummen zeigt, wie artikulierte Töne gebildet werden und ihnen so die Sprache wieder schenkt. 1571 Konrad HtrtifciCh aus Speyer schreibt sein berühmtes Buch „Bei rusticae libri quatuor*', das erste deutsche Buch über Landwirtschaft, das den Keim der späteren kamer alistischen Richtung der landwirtschaftlichen Studien enthält. 1572 Der Italiener Raffaele Bombtlll zu Bologna lehrt in seiner 1572 zu Venedig erschienenen „Algebra** ein Verfahren zum Quadratwurzelausziehen, das auf die Berechnung von Näherungswerten mittels Kettenbrüchen hinaus- — 92 — 1576 kommt. Pietro Antonio Cataldi (s. 1613) und Daniel Schwenter (s. 1618) verbeesem diesee Verfahren. (Vgl. auch 1659 Brounoker.) 1572 Tycho BralM beobachtet am 11. November einen neuen Stern im Sternbild der Kasdopeia, der im M&rz 1574 wieder unsichtbar wird. 1572—74 Isaao Habridit aus Schaffhausen erbaut die berühmte Kunstuhr im Straßburger Münster, welche bis zum Jahre 1889 im Gange war. 1572 Nicolo Monarits erwähnt zuerst die Sabadilla, aus deren oMzinell an- gew^idetem Samen das Veratrin hergestellt wird. — Leonhard TliiirMytMr macht die ersten systematischen Mineralwasser- analysen und hebt in seiner Schrift ,,De frigidis et caüdis aquis minera- libus et metalliois*' zuerst die Möglichkeit der Darstellung künstlicher Mineralwässer hervor. — WUMm von OtmIm bedient sich während der Belagerung von Harlem durch Herzog Alba der Brieftauben, um sich mit seinen Landsleuten außerhalb der Stadt zu verständigen. Dasselbe tut er im folgenden Jahre bei der Belagerung von Leiden. 1573 Lorent Jufetrt entdeckt die Blinddarmplatte und die knorpelige Rolle für den oberen schrägen Augenwinkel — Ambroise Pari ist der erste, der den objektiven Nachweis von Kindes- bewegungen zur Diagnose des Lebens der Frucht verwertet. (S. a. 1543 VesaUus.) Er gibt eine genaue Darstellung der Wendung auf die Füße mit nachfolgender Extraktion. (S a. 536 n. Chr.) — Jacques Palttitr erfindet einen Distanzmesser, den er in seiner Schrift „De l'usage de la g^ometrie" beschreibt. — Samuel ZkniMniianii in Augsburg gibt in seinem „Dialogus** eine ausführ- liche Beschreibimg der Kartätschgranate, die danach mit dem spätem Schrapnell (s. 1803 S.) fast völlig identisch ist. 1574 Lazarus Erdcer gibt in seiner „Probekunst'* an, „wie das Eysen in lang- wieriger starker Hitze mit harten oder buchenen Kohlen ohne Abgang geglühet zu hartem Stahl kann gemachet werden"; es handelt sich aber dabei nur um eine Härtung kleiner geschmiedeter Gregenstände. (Erste Erwähnimg des Zementstahls.) (Vgl. auch 1627.) Er gibt Anweisung zu einer partiellen Mineralanalyee auf trockenem Wege und weist auf die Wichtigkeit einer feinen Wage hin, die er beschreibt. 1575 J. ÜMioia gibt in seinem Kompendium, in dem er die Winde, Meeres- strömungen, Schiffskurse usw. abhandelt, bereits besondere Segelanweisungen für einzelne Meere und Meeresteile. — Ambroise Pari spricht zuerst von der Anwendung künstlicher Augen, die aus Gold und Silber gefertigt werden. Nächst ihm gedenkt Geronimo Fabrido (1617) der Anwendung künstlicher Augen und hält gläserne Augen für die am meisten geeigneten. — Ambroise Pari bespricht in seinem „Tractatus de renimciationibus et ca- daverum embaumatibus" die Lehre von den Wunden, deren Gefahr und Tötlichkeit, ihre gerichtliohe Feststellung usw. und gibt 1583 eine An- leitung zur Erstattimg von gerichtlichen Gutachten. — Ambroise Pari beschreibt, nachdem im Mittelalter die Massage vergessen worden war, dieselbe wieder in ihren verschiedenen Arten und Wirkungen und legt großen Wert auf dieses Heilverfahren in Fällen, wo die Patienten lange Zeit das Bett hüten müssen und keine Bewegungen machen können. — Der Bologneser Arzt Caspar Tafllaeosa vervollkommnet die plastischen Operationen noch weiter als es Celsus und Branca vor ihm getan hatten imd bildet namentlich auch künstliche Ohren. 1576 Tycho Brabe bewirk t eine wesentliche Verbesserung der astronomischen Instru • mente und fügt am Okularrande der Alhidade ein besonderes Visier hinzu, — 93 — 1576 das ihm gestattet, sein Instrument mit größter Genauigkeit auf einen Stern einzustellen. Obwohl seine Apparate mit Femrohren noch nicht versehen sind, verleiht er seinen astronomischen Messungen auf der Insel Hveen (Uranienburg und Stemenburg) einen bis zu seiner Zeit noch nicht gekannten Grad von Genauigkeit und schafft dadurch die Grundlagen für die weiteren astronomischen Fortschritte, namentlich für Kepler's Be- rechnungen. 1576 Tycho Braht verbessert die Armillarsphäre und benutzt dieselbe zur Be- obachtung der Stunden Winkel und Deklinationen der Sterne. (S. 150 P.) Er stellt im gleichen Jahre das gleichförmige Wachsen der Präzession fest. 1576—78 Der englische Seefahrer Sir Martin FroMihMr macht auf drei Beisen den Versuch, die nordwestliche Durchfahrt zu finden, doch gelangt er von der Ostküste Grönlands nur bis Baffinsland, das man in England „Meta incognita" nannte. Er entdeckt die Hudsonstraße, die er jedoch nicht weiter verfolgt. 1576 Matthias Lobelliit (de TObel) aus Lille ordnet die Pflanzen habituell, und zwar nach der Blattform. Er unterscheidet bereits die Monokotylen imd Dikotylen, eine der vorzüglichsten Abgrenzungslinien in der Botanik. — Der englische Seemann Bobert Norman erfindet den Inklinationskompaß zur Messung der Neigung der Magnetnadel gegen den Horizont. Für London ermittelt er eine Inklination von 71® 50®. (Vgl. seine i. J. 1580 erschienene Schrift „The new attractive". — S. auch 1544 Hartmann.) 1577 Nachdem schon Nicolaus von Cusa den Vorschlag gemacht hatte, die Schiffsgeschwindigkeit nach derjenigen Zeit zu bestimmen, in der das Schiff an einem kleinen über Bord geworfenen Gegenstande vorbeiläuft, beschreibt zuerst William Bournt das Log in der noch jetzt üblichen Grestalt. Die Ansicht Humboldts, daß Magalhäes schon 1520 das Log benutzt habe, ist durch Breusing widerlegt. 1577 — 80 Sir Francis Drakt vollführt mit einem Geschwader von 5 Schiffen die zweite Erdumseglung. (Vgl. 1520 Magalhäes.) Er durchfährt die Magalhäes- straße, erblickt Kap Hoom und segelt an der Westküste Amerikas entlang bis 43® n. Br. Er durchquert alsdann den Stillen Ozean, erreicht im Jahre 1579 die Insel Ternate, läuft Java und das Kap der Guten Hoff- nung an und gelangt im September 1580 nach England zurück. 1577 Guido UMdl (Guidobaldo del Monte) findet das Gesetz, daß Last und Kraft zueinander im umgekehrten Verhältnis der Wege stehen, welche sie in derselben Zeit durchlaufen, geht aber über die Anwendung beim Flaschenzuge und dem Rad an der Welle nicht hinaus. (Vgl. 1594 GalileL) 1578 Guillaume dt Balllou beschreibt unter dem Namen „Quinta" eine in Paris vor- wiegend unter den Kindern aufgetretene Hustenepidemie, die sich mit dem Krankheitsbilde des Keuchhustens deckt und die früheste Erwähnung dieser Krankheit ist. Die nach M^zerai im Jahre 1414 aufgetretene Coqueluche- Epidemie stellt sich eher als Influenza dar. — Jacques Besson beschreibt in seinem „Theatrum instrumentorum et machi- narum" eine Passigdrehbank und eine Drehbank zum Gewindeschneiden, welche mit einer Art Leitspindel versehen ist. Eine Drehbank zum Gewindeschneiden, die mit 2 Leitspindeln ausgestattet war, war schon von Leonardo da Vinci beschrieben worden. — Egnatio Dantl in Bologna konstruiert zuerst „durchgehende" Windfahnen, bei denen die Windrichtungen zu jeder Zeit auf einer im Hause selbst be- festigten Windrose abgelesen werden können. — Marx FufStr aus der Familie der Fugger zu Augsburg, Rat Kaisers Rudolf II., gibt der Züchtimgs- und Gestütskunde durch sein Werk „Von der Gestüterei" eine wesentliche Bereicherung. Er betont in seinem Buch — f 94 — 1580 auch die Notwendigkeit einer Pflege der Tierheilkunde für die Landwirt- schaft und Viehzucht. 1578 Der Kosake Jermak Umotojtw dringt in Sibirien ein, begründet die Herr- schaft Rußlands vom Uralgebirge bis zum Irtysch und trägt durch seine Kriegszüge viel zur Kenntnis des Landes bei. — Gerhard MertaAor verwendet in seiner Ausgabe der ptolemaeischen Karten - Sammlung sowohl die ab weitungstreue unechte Kegelprojektion mit kon- zentrische Kreise bildenden Breitenlinien, die vielfach Bonne zugeschrieben wird, als auch die ab weitungstreue unechte Zylinderprojektion mit gerad- linigen parallelen Breitenkreisen, die 1650 Sanson und 1729 Flamsteed anwenden und die häufig die Sanson-Flamsteedsche Projektion genannt wird. — Die Erd walze oder völlige Sappe (d. i. die Ausführung der Laufgräben derart, daß der gegen die Festung vorarbeitende Pioniertrupp eine Erd- deckung vor sich errichtet und diese beim Weiter vortreiben der Sappe stetig weiterwälzt) ist eine türkische Erfindung. Im Abendlande wendet zuerst der niederländische Oberst Sonnoy bei der Belagerung von Deventer die Erdwalze an. 1579 Nachdem bereits bei den Römern eine gelegentliche Verwendung kupferner und bronzener Schreibfedem erwähnt wird, die aus dünnem Bleche ge- schnitten und dann hohl gebogen waren, versucht Andreas Lodwlfi ge- bürtig aus der Umgegend von Reichenhall in Oberbayern, eine HersteUung von Schreibfedem aus Messingblech. Auch Johann Neudörffer aus Nürnberg soll ähnliche Versuche gemacht haben, die jedoch ebensowenig wie die Ludwig'schen praktische Folge hatten. (Vgl. 1780.) — Mathaeus Meth, ein Arzt aus Langensalza, erfindet die Gradierhäuser zur Anreicherung der Salzsolen behufs Gewinnung von Kochsalz und baut das erste Gradierhaus in Nauheim. (Vgl. auch 1726 B.) — Der italienische Architekt Giacomo MIa Porte macht den Vorschlag, die menschliche Stimme durch Röhren auf weite Entfernungen fortzuleiten. (Akustische Telegraphle.) — Francis VMl begründet durch seine Schrift „Universalium inspectionum ad canonem mathematicum Über singularis" innerhalb der Trigonometrie die Goniometrie als vorbereitende Wissenschaft. 1580 Prosper AlUniit veröffentlicht die erste Abbildung und Beschreibung der KafFeepflanze in Europa. — Prosper ANMniit lernt im Orient die Moxen kennen und bringt dieselben nach Europa. Die Moxa ist ein kleiner aus leicht verglimmendem Stoffe angefertigter Kegel oder Zylinder, der bei Gicht, chix>ni8chem Rheumatis- mus usw. zum Zweck energischer Ableitung auf der Haut verbrannt wird. Jetzt sind die Moxen allgemein durch Brennapparate verdrängt. — Nachdem nächst Kleomedes (s. 100 n. Chr.) auch von Alhazen und Bernhard Walther einzelne Beobachtungen der astronomischen Strahlenbrechung mitgeteilt worden waren, behandelt Tycho Braht dieselbe wissenschaftlich und bestimmt zum ersten Male auf empirischem Wege ihre Größe. — Der Botaniker Fabio Mumna führt den bereits Plinius dem Älteren be- kannten offizineilen Baldrian in den Arzneischatz ein, nachdem er ihn an sich selbst gegen Epilepsie angewandt hatte. — Rembertus Doioiiatiit führt die Tomate, die den Griechen bereits als Genuß- pflanze bekannt war, in die medizinische Praxis ein. — Rembertus Dodonaaut beschreibt die Kapuzinerkresse, die zu seiner Zeit gegen Skorbut verwendet wird. — O bschon die Stärke seit den ältesten Zeiten bekannt und auch schon 800 V. Chr. zu Appreturzwecken verwendet worden war, wird sie doch in — 95 — 1580 England erst um die Mitte des 16. Jahrhunderts eingeführt. Das Stärken der Wäsche ebensowohl, wie das Blauen derselben wird durch die Hollän- derin Abigail Quilham, die Frau eines königlichen Leibkutschers, zuerst be- wirkt. Das Blauen wird derart zur Modesache, daß die Königin Elisabeth, in der Absicht, sich dasselbe allein zu reservieren, durch ein Manifest vom 23. Juni 1596 es ihren Untertanen verbietet. 1580 Arthur Ptt dringt auf dem Schiffe „Georg** bis in das Karische Meer vor und fördert die Lösung der Frage eines nordöstlichen Seewegs nach dem Stillen Ozean in nicht unbedeutendem Maße. — RatcHfft in Plymouth begründet zum ersten Male, seitdem die Tironischen Noten (s. 63 v. Chr. Tiro) außer Gebrauch kamen, ein Kurzschriftsystem (Stenographie), das jedoch zur Andeutung der einzelnen Wörter bestimmte Zeichen einführt, daher große Anforderungen an das Gedächtnis steUt, und nicht zur allgemeinen Anwendung gelangt. Ein ähnliches System stellt 1688 Timothy Bright auf. — Paolo Sarpl^weiß, daß ein Eisenstab durch Influenz seitens eines Magneten selbst zum Magneten wird. — Pompeo Tarfont, Ingenieur des Marchese Ambrogio Spinola, erfindet die Feldmühlen. (Wagenmühlen, fahrbare Mühlen.) — Garcilaso dt la Vaft spricht von dem Gebrauch der Inkas, auf den Hoch- eben^i von Peru zum Schutz der Pflanzungen gegen Frost durch Verbrennen von Mist Bauch zu erzeugen, der wie eine Wolkendecke wirke und den Frost abhalte. (S. a. 1757 und 1867 T.) — Fran^ois VMl begründet die Buchstabenrechnung, indem er, wenngleich auch schon vor ihm Buchstaben zur Bezeichnung von Zahlengrößen gelegent- üch verwendet worden waren (s. 330 v. Chr., 150 n. Chr.), die folgerichtige und systematische Anwendung der Buchstaben in die Algebra einführt und dieses Verfahren auch auf die Geometrie ausdehnt. 1582 Tycho Bribt führt in Uranienburg 15 Jahre hindurch ein meteorologisches Tagebuch, in dem er regelmäßig den Gang der Witterung verzeichnet. Ähnliche Aufzeichnungen werden von Kepler gemeldet. — Der Papst Qrtfor XIII. führt nach sechsjährigen Verhandlungen mit den katholischen Mächten mittels der Bulle „Inter gravissimas** die nach ihm benannte Kalenderreform durch, zu welcher der italienische Arzt Luigi Lilio die Anregimg gegeben (vgl. jedoch 1474 Sixtus) und der Bamberger Mathematiker Clavius die Berechnungen ausgeführt hatte. Die i. J. 1682 gegen das tropische Jahr bestehende Abweichung von 13 Tagen wird da- durch beseitigt, daß nach Donnerstag d. 4. Oktober gleich Freitag d. 15. Oktober gezählt wird. Femer wird in Abändenmg des julianischen Kalenders (s. 46 v. Chr.) bestimmt, daß für die Folge nur diejenigen Säkular- jahre Schaltjahre sein sollen, die durch 400 teilbar sind. — Der aus Deutschland gebürtige Techniker Peter Maurice legt unter der London Bridge ein durch ein Wasserrad getriebenes Pumpwerk an, das als die erste Anlage dieser Art in England bezeichnet wird imd lange Zeit hindurch für die Wasserversorgungseinrichtungen der Städte vorbildlich gewesen ist. — Paul Wlttfch findet das als Prosthaphaeresis bezeichnete Rechnungsverfahren, das vor Erfindung der Logarithmen sehr gebräuchlich war, um Multi- plikationen durch Additionen und Subtraktionen zu ersetzen. 1583 G^org Bartisch gibt seinen „Augendienst" heraus, in welchem er sich als tüchtiger Beobachter und geschickter Augenarzt zeigt, und in dem er auch verschiedene neue Instrumente und neue Operationen beschreibt. — Andreas Oaiialplnui sucht die Pflanzen nach ihren Fruktifikationsorganen in ein System zu bringen und gibt eine inhaltreiche theoretische Botanik. — 96 — 1584 1583 Andreas Oatsalphiiit bemerkt zuerst das Anschwellen der Venen unterhalb des Verbandes und zieht daraus den Schluß auf ein Zurückfließen des Blutes in den Cref&ßen. — In der in Basel gedruckten „Greometria rotundi*' des Mathematikers Thoma» Plnck aus Flensburg finden sich zuerst die Namen „Tangente** und »»Sekante**. (Die Einfuhrung der Sekante in die Trigonometrie erfolgt durch Kopernikus.) — Pieter van Forittt fördert die Medizin durch die Herausgabe seiner Be- obachtungen und tritt gegen die sehr verbreitete Uromantie auf, indem er hervorhebt, daß Temperatur. Lebensalter, Lebensart usw. auf die Be- schaffenheit des Harns großen Einfluß äußern. (Vgl. auch 1534 FemeL) — Galileo QallM beginnt seine bedeutsame, fast sechs Jahrzehnte fortgesetzte Tätigkeit als Physiker und Astronom. Er legt die Ergebnisse seiner For- schungen in den in den Jahren 1612, 1623, 1632 und 1638 verfaßten, erst nach seinem Tode herausgegebenen vier Hauptwerken nieder. Dieselben enthalten viele von ihm schon lange vorher erkannte Tatsachen, so daß es bei den meisten Entdecktmgen Galileis nicht möglich ist, eine bestimmte Jahreszahl anzugeben. Die hier folgenden, auf Galilei bezüglichen Artikel sind deshalb hinsichtlich der Jahreszahlen, obwohl auf Grund der besten Quellen geprüft, trotzdem zum Teil unsicher. — Galileo QallM soll — bei Beobachtung der Schwingungen einer Lampe im Dom zu Pisa — den Isochronismus der Pendelschwingungen erkannt haben. Doch ist das Jahr unsicher und der ganze Vorgang historisch nicht scharf nachweisbar. Auch soll Galilei auf Grund jener Entdeckung einen Apparat zur Messung der Häufigkeit des Pulsschlages ersonnen haben. — Felix Plalar spricht klar aus, daß die Krystalllinse des Auges die Bilder der äußern Gegenstände auf der Netzhaut entwirft, daß die letztere also den Hauptteil des Sehwerkzeuges darstellt. (S. a. 1160.) Der Irrtum Platers, daß die Bilder auf der Netzhaut vergrößert werden, wird von Kepler (vgl. 1604 K.) richtig gestellt. — Joseph JustuB Scallfar veröffentlicht sein Werk „De emendatione temporum**, ein bahnbrechendes Lehrbuch der Chronologie, das Ordnung und Licht in diese Wissenschaft bringt und ihm den Namen des Vaters der Chronologie einbringt. — Joseph Justus Scallfar schlägt eine, die ganze bekannte Greschichte um- fassende Zeitrechnung vor, indem er durch Multiplikation der zyklischen Zahlen 28, 19 und 16 eine Periode von 7980 Jahren bildet, die er „julia- nische Periode" nennt. Das 4713. Jahr dieser Periode entspricht dem ersten unserer christlichen Zeitrechnung. 1584 Sir Walter RaMfh bringt zuerst das Curare, das im wesentlichen aus dem eingedickten Saft gewisser Strychnusarten besteht, nach Europa und be- richtet, daß dasselbe unter dem Namen Ourari von den Indianern Guyanas benutzt werde, um die Pfeilspitzen zu vergiften. Nähere Mitteilungen über das (Ihirare macht insbesondere Appun (1871). — Die Kartoffel soll um 1565 bereits durch einen Sklavenhändler Hawkins nach Irland gebracht worden sein, ohne jedoch Beachtung zu finden. Nach- dem sie inzwischen durch die Spanier auch nach Italien und Burgund gebracht worden war, fuhrt sie 1584 Sir Walter RaMfh zum zweiten Male, und zwar aus Virginien nach Irland ein. Von da an datiert ihre allgemeine Verbreitung, um die sich u. a. auch Drake verdient gemacht hat. Dagegen ist, wie schon Humboldt nachgewiesen hat, die Annahme irrig, daß Drake die Kartoffel nach Europa eingeführt habe. — Johann Schtnck van QrafMibtrf wendet zuerst bei asphyktisch Verunglückten nach Entfernung aller Atmungs-Hindemisse künstliche Respiration an. Darmstaedter. 7 — 97 — 1584 1584 Michael Varro äußert in seinem ,,Tractatu8 de motu" richtige Vorstellungen von der mechanischen Kräftezusammensetzung. — Nikolaus Zorklndtn in Bern verfertigt ein Schnellladegewehr, an dem eine drehhare Ladetrommel, ähnlich wie bei dem heutigen Revolver, angebracht ist. Die Versuche mit dem Schnellladegewehr fallen zwar nicht besonders günstig aus, doch hat die Idee eine entwicklungsgeschichtliche Bedeutung. 1585 William Borough gibt ausführliche Anweisungen zur Bestimmung der Dekli- nation und bespricht ihre Wichtigkeit für die Navigation. — Tycho Bribt stellt ein Weltsystem auf, bei dem die Erde den Mittelpunkt der Welt bildet. Sie wird von Sonne und Mond umkreist, während die Planeten sich um die Sonne bewegen. 1585—87 John Dawls unternimmt drei Reisen zur Auffindung einer nordwestlichen Durchfahrt, sichtet den südlichsten Abschnitt von Ostgrönland, das er „Land of Desolation" nennt, und kommt an der Westküste von Grönland durch die nach ihm benannte Davisstraße bis über 72" n. Br., worauf er quer über den Meerbusen zur Hudsonstraße steuert. 1585 John Dawls erfindet den Davis -Quadranten (Backstaff), welcher sich in der Seeschiffahrt rasch einbürgert, ohne indes den Jakobsstab (s. 1325) ganz zu verdrängen. — Von Philipp II. abgewiesen, begibt sich der italienische Kriegsbaumeister Federigo QlanlMII nach Antwerpen, wo er mit den von ihm erfundenen Minenschiffen die Brücke sprengt, mit der die spanischen Belagerer die Scheide gesperrt hielten. Anderen Nachrichten zufolge hat GianibeUi Spreng- ladungen von 60 und 75 Zentnern zum Wegräumen der Sperren angewendet. Hiemach hätte man es mit einer Art von Seeminen zu tun. — Durch den aus der Grafschaft Buckingham gebürtigen Engländer Qmivllte, welcher den Gebrauch der Tonpfeife bei den Eingeborenen Virginias kennen gelernt hatte, wird die tönerne Tabakspfeife in Europa bekannt. — Jaques Quillfiiitaa liefert in seinem Buche „Des maladies de Toeil qui sont en nombre de cent treize auxquelles il est subject" das beste Lehrbuch der Augenheilkunde des Mittelalters. -~ Christoph Rothmann in Cassel beobachtet zuerst das Zodiakallicht (Tierkreis - licht), das 1661 im Druck von Joshua Childrey beschrieben wird und dessen räumliche Verhältnisse 1685 von Jean Dominique Cassini bestimmt werden. — Gasparo Bertolotti aus Brescia, genannt da 8al6, hat einen wesentlichen Anteil an der technischen Ausbildung der heutigen Violine, deren Erfindung ihm bisweilen zugeschrieben wird. (Vgl. 1553 Tieffenbrucker.) Unter den späteren VioUnenmachem sind namentlich Niccolo Amati in Cremona und — als berühmtester und in der Folgezeit nicht wieder erreicht — Antonio Stradivari zu nennen. — Wenn auch nicht mehr zu ermitteln ist, wer die erste Zinseszinstafel auf- gestellt hat. so sind doch als erste derartige, im Druck erschienene Tabellen die von Simon Sttvlnut in seiner „Practique d*Arithm6tique" gegebenen anzusehen. 1586 Galileo QallM konstruiert eine hydrostatische Wage (Bilancetta), die, auf dem archimedischen Prinzip von dem Gewichtsverlust eines in die Flüssig- keit eintauchenden Körpers beruhend, das spezifische Gewicht fester Körper zu bestimmen erlaubt. — Simon Sttviniit stellt die erste richtige Theorie der schiefen Ebene auf und deutet den Satz vom Parallelogramm der Kräfte an. — Simon 8tevlnut spricht, unter Anlehnung an Ubaldi (s. 1577) bei Grelegen- heit der Untersuchung des Gleichgewichtszustandes der RoUen und Rollen - Systeme das Prinzip der virtuellen Verschiebungen aus. — 98 — 1689 158<( Simone Vtrovio führt den Kupferstich in den Musiknotendruok ein, welcher sich seitdem dauernd neben dem Typendruck (s. 1476 Hahn, 1498 Petrucci, 1525 Haultin und 1755 Breitkopf) erhalten hat. 1587 Giulio Cesare Aranilo demonstriert zuerst das Netzhautbildchen an einem ausgeschnittenen Tierauge nach Abpräparieren der Lederhaut und Aderhaut. (S. 1625 S.) — Giulio Cesare Aranilo weist zuerst auf eine DifFormität des Beckens hin, eine Beobachtung, die der eigentliche Ausgangspunkt der Lehre vom engen Becken wird. (S. a. 1460.) — Giovanni Battista BMtMtl ahnt die Ursache der Fallbeschleunigung und hat eine gewisse Kenntnis von der Beharrung der Körper, nicht bloß in Ruhe, sondern auch in Bewegung. Er spricht aus, daß ein im Kreis geschwungener Gegenstand beim Aufhören der Zentralbewegung sich in tangentialer Richtung fortbewegt. — Tjcho BralM stellt in Uranienburg seinen „Quadrans muralis sive Tichonicus" auf, der mittels Transversaleneinrichtung Sechstelminuten abzulesen er- laubt und viele Ähnlichkeit mit dem Quadranten des Nassir-Eddin (s. 980) aufweist. Später werden große Mauerquadranten namentlich von Bird (1775), Ramsden (1780), Troughton, Reichenbach (1819) u. a. gebaut. — Nachdem der Gedanke, Winkelinstrumente mit zwei zueinander senk- rechten Kreisen zu konstruieren, an welchen sich beliebige Visierrich- tungen nach Höhe und Azimut festlegen lassen, zuerst von den Arabern verwirklicht worden war, konstruiert Tycho Bnüit einen Quadran^ azimu- talis, der aus einem Höhenquadranten von V/2 Ellen Höhe besteht, dier über einem horizontalen VoUkreis von 2 Ellen Durchmesser spielt. — Simon Stevlniit entwickelt aus den Sätzen des Archimedes das sogenannte hydrostatische Parodoxon, wonach Flüssigkeiten einen viel größeren Druck als ihr eigenes (jrewicht auf den Boden der Gefäße ausüben können, und bestimmt auch den Druck der Flüssigkeiten auf vertikale und geneigte Seitenwände. Er stellt femer den Satz vom Gleichgewicht des Wassers in kommunizierenden Röhren auf. 1588 Carolus Clotiiit pflanzt in Wien und Frankfurt a. M. Kartoffeln als bota- nische Seltenheit an. (S. 1584 Raleigh.) Ihren botanischen Namen Sola- num tuberosum erhält die Kartoffel durch Caspar Bauhin. — Der Jesuit Giovanni Pietro MaM in Florenz beschreibt in seiner Schrift „Historiarum indicarum libri XVI** die Teepflanze. Der Name „Tee** stammt von den Arabern, welche die chinesische Bezeichnung „Tscha** über- nahmen, das Wort aber „Tiä" aussprachen. (Vgl. 150 v. Chr.) — Livio Sanuto spricht zuerst von zwei magnetischen Polen der Erde. (Vgl. 1530 Fracastoro.) 1589 GaUleo QallM weist nach, daß Körper verschiedenen Gewichts, die er von der Höhe des schiefen Turmes in Pisa herabfallen läßt, ihren Weg in bei- nahe gleichen Zeiten zurücklegen. — Der englische Student der Theologie William Lm baut den ersten Hand- kulierstuhl für Strumpfwirkerei in solcher Vollkommenheit, daß der- selbe auch heute noch in seiner ursprünglichen Form Verwendung finden kann. — Giambattista MIa Porte gibt an, daß man mit Eis und Salpeter eine weit höhere Kälte als mit Wasser und Salpeter (s. 1550) erzeugen könne. — Giambattista Mte Porte gibt in seiner „Magia naturalis*' die älteste Be- schreibung eines Wassertrommelgebläses. In seinem Werke schildert er, wie Eisenfeilicht vom Magneten angezogen wird, an diesem wie ein Bart hängen bleibt und selbst, solange es nicht a\is seiner Lage gebracht wird, ?• — 99 — 1689 magnetische Wirkungen äußert, daß diese Wirkung aber gestört wird, so- bald man es vom Magneten abschüttelt. 1589 Daniel Speckit beschreibt in seiner „Architeotura" den ersten Proportional- zirkel. Der Zweck des Proportionalzirkels, welcher aus zwei nach Zirkel- art miteinander verbundenen, in mannigfacher Weise mit Marken ver- sehenen Linealen besteht, ist der einer graphischen Tabelle. Mit der Verbesserung des Proportionalzirkels hat sich im Mittelalter eine große Anzahl Mathematiker beschäftigt. 1590 Der Jesuit G. dl Acotta gibt die erste Beschreibung der Bergkrankheit und führt dieselbe auf die Dünne der Luft zurück. — Tycho Braht entdeckt die dritte große Ungleichheit des Mondes, die jähr- liche Gleichung, die daraus entspringt, daß die Erde sich nicht immer in der gleichen Entfernung von der Sonne befindet. (S. 150 und 980.) — Nachdem sich die Wasseruhr (s. 450 v. Chr.) im Mittelalter auch im Hausgebrauche eingebürgert hatte, verbessert Tycho BralM diese Kon- struktion zu astronomischen Zwecken, indem er das Wasser durch Queck- silber ersetzt. — Domenico Fontana soll zur Hebung des ägyptischen Obelisken auf dem Petersplatze in Rom von der Verkürzung der Taue durch Benässung Ge- brauch gemacht haben. — William Gilbert stellt sich — nach der von Lasswitz herrührenden, aller- dings sehr freien Deutung — die Wärme als Bewegung eines sehr feinen materiellen Äthers vor. Gilbert selbst bezeichnet in seinem posthumen, erst 1651 veröffentlichten Werke die Wärme nur als „Actio corporis**. — Der holländische Optiker Zacharias JaiMMn erfindet das zusammengesetzte Mikroskop, welches aus der Vereinigung einer Bikonvexlinse (Sammel- linse) und einer Bikonkavlinse (Zerstreuungslinse) besteht, von denen die erstere als Objektiv, die letztere als Okular dient. — Johann Prattorlut, Professor in Altdorf bei Nürnberg, erfindet das Diopter- lineal und den Meßtisch. (Mensula Praetoriana.) — Simon Stevlnut legt mit seiner „Hylocynesie" den Keim zur tellurischen Morphologie. Er behandelt darin bereits den Bau der Ebenen und Berge, den Lauf der Flüsse und die Beziehungen zwischen festem und flüssigem Element. — Simon Stevlnut stellt eine Theorie der Gezeiten auf, die es ihm ermöglicht, für gegebene Erdorte die Eintrittszeiten für Ebbe und Flut mit Rücksicht auf den Mondlauf vorauszubestimmen. 1591 Johannes Coler gibt einen ökonomischen Kalender heraus, der neben den in Kalendern üblichen Angaben über Tage, Monate, Sonnenaufgang und Sonnenuntergang ausführliche Angaben über die Arbeiten enthält, die während eines jeden Monats im Hause, in den Ställen, auf den Feldern usw. ausgeführt werden müssen und der die Veranlassung zu dem 1593 von Coler veröfifentlichten Werke „Oeconomia oder Hausbuch des Johannis Colers'* wird, das den Weinbau, Gartenbau, Obstbau, Waldbau, Ackerbau, die gesamte Viehhaltung, Jagd, Vogelfang und Fischerei behandelt. — Federigo Qianlbelll bietet dem Lord Burleigh eine Erfindung an, durch welche er das Wasser der Londoner Straßengossen klären imd für eine anderweitige Verwendung geeignet machen will. Der Vorschlag — eines der ersten geschichtlich nachweisbaren Beispiele des Versuchs einer Klärung der städtischen Abwässer — bleibt unbeachtet. — Faustus Varantlut baut die erste bekannte Baggermaschine, bei welcher die auf Stielbagger übertragene Kraft durch eine Anzahl in einem Laufrade tätiger Menschen hervorgebracht wird. Er entwirft eine Hängebrücke, die jedoch nicht zur Ausführung gelangt. — 100 — 1595 1592 Hieronymua Faferldiis ab Acquapendente erw&hnt zuerst das Leuohten des Schlachtfleisches (Lamm- und Bockfleisch). Das Leuchten an dem Schleim, den Köpfen, den Augen, sowie den Schuppen der Fische hatte zuerst Aristoteles erwähnt. Bobert Boyle stellt 1667 fest, daß diese Eigenschaft im luftleeren Baume aufhört, im lufterfüllten Räume aber wieder beginnt. — Georg Hotffnagtl in Frankfurt a. M. macht die ersten bekannten mikro- skopischen Beobachtungen und veröffentlicht auf 60 Kupfertafeln eine größere Anzahl von Abbildungen von Insekten als Ergebnis seiner Beob- achtungen. — Der Holländer Comelis Comelisz van Uilfttit erbaut die ersten durch Wind- räder getriebenen Holzsägemühlen, nachdem bis dahin solche Mühlen nur durch Wasserräder betrieben worden waren. 1593 StrvMre erfindet die Kapselpumpe, bei der die Wasserbewegung durch zwei entgegengesetzte Drehbewegungen oder durch die Verbindung einer Drehbewegung mit einer geradlinigen Bewegung der an Stelle der Kolben wirkenden Scheiben und Platten bedingt wird. Trotz der Schwierigkeit, eine haltbare Dichtung für die Drehscheiben und Platten herzustellen, wird diese Art von Pumpen in der Folge vielfach angewendet und auch noch vervollkommnet. 1594 Wie durch eine Regensburger Handschrift neuerdings festgestellt worden ist, bezeichnet es Galileo QallM als einen allgemein gültigen Satz, daß bei allen mechanischen Vorrichtungen in demselben Verhältnisse an Weg und Zeit verloren, wie an Kraft gewonnen wird. (Vgl. 1577 Ubaldi.) 1595 Wer zuerst den Calomel in der Medizin angewandt hat, ist nicht zu er- mitteln; so viel aber steht fest, daß Joseph du GlMiiit (Quercetanus) den- selben öfters benutzt hat, weshalb er im 17. Jahrhundert auch Panchy- magogum Quercetani hieß. — Andreas Jttmtr gibt in seiner „Kunstkammer" an, der Wein bleibe süß, wenn man 3 — 4 Pfund Blei in das Faß lege. Die Verfälschung des Weines mit Bleiglätte ist neueren Datums und zuerst in Frankreich aufgekommen, wo man ihr durch eine Verordnung von 1696 zu steuern sucht. — Andreas LitewNis gibt das erste Lehrbuch der Chemie „Alchemia e dispersis passim optimorum auctorum etc. coUecta." heraus und entdeckt bei Destillation von Quecksilbersublimat mit Zinn das Doppelt - Chlorzinn (Spiritus fumans libavii). — Andreas Ukavliit beschreibt das wahrscheinlich schon früher bekannte neu- trale essigsaure Bleioxyd und bezeichnet dasselbe zuerst als Bleizucker. — Andreas UteYliit macht zuerst auf die Reaktion zwischen Salzsäure und silberhaltigen Lösungen aufmerksam. — Andreas LIlAVIliS erwähnt zuerst das schwefelsaure Ammoniak, dessen Dar- stellung aus Schwefelsäure und Spiritus Urinae er beschreibt. G^gen Ende des 17. Jahrhunderts wird das Salz ein beliebtes und viel ge- brauchtes Arzneimittel und späterhin, nachdem die Gasbeleuchtung sich allgemein verbreitet und man das Teerwasser (Gaswasser) zur Bereitung der Ammoniaksalze anzuwenden gelernt hat, ein großer Handelsartikel. — Bartholomäus PNItciit veröffentlicht seine „Trigonometria**, welche Be- zeichnung bei ihm zum ersten Male vorkommt. Er gibt derselben trigonometrische Tabellen bei, und zwar in der Auflage vom Jahre 1612 mit Dezimalstellen, welche durch einen Pimkt von den übrigen Stellen getrennt sind. (Vgl. aber 1600 B.) Sein Hauptverdienst ist die im Jahre 1613 imter dem Titel „Thesaurus mathematicus** erfolgte Herausgabe des großen Kanon des Rhaeticus. — 101 — 16M 1596 — 97 Nachdem Willem Barents bereits im Jahre 1594 eine Expedition eot Auffindung des nordöstiichen Seewegs unternonunen hatte, die ihn bis 77^ nördlicher Breite führte, und nachdem im Jahre 1595 eine zweite holl&n- dische Entdecknngsfahrt gemacht worden war, die ergebnislos verlief, unternehmen Willem BavMHi, Jacob van lltsw ifcsrfc und Jan Comelisz R^p eine neue Expedition, auf der sie unter 74^30' die Bäreninsel und unter 80^ Spitzbergen entdecken. 1596 Willem BtfMHi und Jacob van HttnMktrfc (s. vorigen Artikel) beobachten auf ihrer Reise im nördlichen Eismeer, daß die Bamakel- (Bemakel-) g&nse Eier legen und bebrüten wie andere VögeL Die Annahme der klerikalen Schriftsteller, welche, um diese Gänse als Fastenspeise zulassen zu können, dieselben aus der Entenmuschel (Lepas anatifera) entstehen lassen, ist damit endgültig widerlegt. — Andreas OantlplnM bespricht in seiner Schrift „De metalliciB'*, daß Alaun, Salpeter, Vitriol, Zucker usw. aus ihren Auflösungen immer in denselben Formen anschießen und dürfte damit wohl der erste Beobachter der Tat- sache sein, daß Salze eine verschiedene Krystallgestalt haben. Er hält indes die Krystallgestalt nicht für ein konstantes Kennzeichen der Körper, weil er die vorgefaßte Meinung hat, daß nur die organisierende Kraft be- stimmte Gestalten erzeugen könne, was bei leblosen Substanzen nicht der Fall sei. — Der Mathematiker LnMff van CmIm in Leiden berechnet die nach ihm be- nannte Kreisumfangszahl st auf elementarem Wege (aus dem umschrie- benen und eingeschriebenen 1073,741284-£ck) auf 35 Dezimalstellen. — David Faferldiit entdeckt den 13. August an dem Fixstern o Ceti eine auf- fallende Lichtverändenmg und nennt diesen veränderlichen Stern, der im Oktober wieder verschwindet, später aber mit wechselnder Helligkeit wiederholt beobachtet wird, „Mira Ceti**. — Sebastian Hilto regelt zuerst die Brennzeit des Zünders nach der Flugzeit des Geschosses und wendet einen Fall- und Aufechlagzünder an. — Simon Mtviniit führt die Dezimalbruchrechnung in die Rechenkunst ein, indem er volle Klarheit über das Wesen der Dezimalbrüche schafft und die vorhandenen Keime (s. 1140) zu einem klar durchgebildeten System vereinigt. Stevinus hatte schon i. J. 1585 in seiner Abhandlung „La Disme** ausgesprochen, daß sich alle Berechnungen des Geschäftslebens ohne Brüche, nur mitteb ganzer Zahlen ausführen lassen. (VgL 1600 Bürgi.) 1507 William Barioivt in Easton bei Winchester erkennt zuerst den störenden Einfluß der im Schiffskörper befindlichen Eisenmassen auf den Kompaß: Deviation. (S. seine Schrift „The navigator's supply**. — Vgl. auch 1798 Flinders.) — Oapo Blaneo erwähnt zuerst in seiner Schrift „Corona e palma militare*' die Anwendung der Kartusche in der Artillerie, welche das bis dahin unbequeme, zeitraubende und gefährliche Laden der Geschütze mit losem Pulver aus einer Ladeschaufel entbehrlich macht. — Htlnridl IV. von Frankreich soll vor Amiens das erste Feldlazarett er- richtet haben. — Andreas LUtavIiit macht die erste bestimmte Beobachtung über die blaue Färbung des Ammoniaks mit Kupfer. — Buonajuto Lorini beschreibt in seinem Werke „Delle fortificationi" Hinter- ladungsgesohütze, die auf Galeeren und Kriegsschiffen zur Bequemlichkeit der Kanoniere sehr gebräuchlich seien. Er gibt u. a. auch die Beschreibung einer Seilbahn zur Bewegung von Erdmassen. (S. a. 1411.) — Sir Walter RaMgh benutzt das Mahagoniholz auf Trinidad zur Ausbesserung — 102 — 1600 seiner Schiffe, doch wird das Holz in England erst 1724 eingeführt. Die Rinde wird 1787 von Wright in Jamaika als Chinasurrogat empfohlen. 1598 Fortun ato F«M« in Palermo ist der erste, der den Wert der Sektion zum Erweise eines Giftmordes erk^mt und zu dem Behufe die Eröffnung und Untersuchung der Leichen vorschlägt. — Der Senator Carlo Ruini in Bologna gibt die „Anatomia del Cavallo*' her- aus, ein Werk, das durch die anschauliche Beschreibung der Krankheiten des Pferdes und deren Heilung einen großen Ruf erlangt. Neuerdings wird bezüglich des genannten Buches die Autorschaft Ruinis, der ein Jurist war, in Zweifel gezogen. — Nach William Shakatptart ist es eine zu seiner Zeit bereits allgemein be- kannte Tatsache, daß der Mond die Ursache von Ebbe und Flut ist. (S. Heinrich IV. [1. Teil, I. 2]; Lear [V, 3: „Wir überstehen List und Zwist der Großen, die Flut und Ebbe haben nach dem Mond**]; Wintermärchen [I, 1]; Sturm [V, 1]). 1599 Ulisses AMravantfi gibt die drei ersten Bände seiner großen Tiergeschichte heraus, die der Naturgeschichte der Vögel gewidmet sind. Die ferneren Bände werden erst nach seinem Tode von Uterverius, Dempster und Bartholomaeus Ambrosinus herausgegeben. Das Werk geht wenig über G«sner (s. 1550) hinaus, der im allgemeinen kritischer als Aidrovandi ist. — Dirk Qtrrlte wird auf einer Fahrt durch die Magalhäes-Straße durch einen Orkan angeblich bis 64 <* s. Br. verschlagen, wo er schneebedecktes Land (Grahamland f) erblickt haben will. Doch haben Rüge und Wichmann nachgewiesen, daß er nur bis 56® s. Br. gelangt ist und den nach ihm be- nannten Dirk Gerritsz-Archipel nie gesehen hat. — Der Italiener Ferrante Imptrato erwähnt in seiner „Naturgeschichte** das Reißblei, das er „Grafio piombino** nennt. Die Bezeichnung „Graphit** stammt von Abraham Gottlob Werner. 1600 Tycho BralM entdeckt die säkulare Beschleunigung der Mondbewegung. — Tycho BralM berechnet die erste Refraktionstafel und benutzt dieselbe, um die astronomischen Beobachtungen zu korrigieren. — Just Bllrgl erfindet imabhängig von Stevinus (s. 1596) die Dezimalbruch- rechnung. Er wendet zuerst einen Punkt zur Abgrenzung der Dezimal- stellen an. (Vgl. aber 1595 Pitiscus.) Er konstruiert ein Triangularinstrument, das aus 3 Linealen mit Dioptern besteht und zur Verwendung bei den Feldmeßarbeiten bestimmt ist. — Hieronymus Faferldiit ab Acquapendente macht hervorragende entwicklungs- geschichtliche Arbeiten und gibt die ersten Abbildungen von Embryonen, von der Decidua, dem schwängern Uterus und der Placenta. Er stellt auch als Erster die Lage der Krystalllinse in einer Umrißzeichnung richtig dar. — Hieronymus Fakrldut ab Acquapendente gibt in seiner Schrift „De larynge vocis organo** die erste Monographie über den Kehlkopf. — William Qilktrt erforscht die Eigenschaften der natürlichen Magnete, gibt der Lehre vom Magnetismus eine wissenschaftliche Grundlage und be- 'gründet die Lehre vom Erdmagnetismus (vom großen Magneten Erde). Durch die Annahme des Erdmagnetismus gelingt es ihm, die Deklination und Inklination zu erklären. Er behauptet schon, daß jeder unmagnetische, aber durch seine Richtung im Räume der Erdeinwirkung zugängliche Eisenstab mit der Zeit selbst zum Magneten werden müsse. (Vgl. auch 1330 und 1588.) — William Qllbert betrachtet zuerst die Anziehungskraft des Bernsteins als eine neue selbständige Naturkraft und gibt ihr nach dem ""HIbxxqov (Bern- stein) den Namen „elektrische Kraft**. Neben dem Bernstein führt er eine Menge Körper an, die durch Reiben elektrisch werden. Er ist der Erfinder — 103 — 1600 des ersten elektrischen Meßinstruments (Elektrometers) zum Nachweis der Elektrisierung durch die Anziehung eines schwingenden Metallst&bchens. 1600 Hans Htydtn in Nürnberg baut ein Klavier (Greigen - Klavizimbel) , bei welchem die Klaviersaiten nicht durch Hämmeranschlagen, sondern durch kleine mit Kolophonium bestrichene Räder zum Tönen gebracht werden. Ähnliche Versuche, den Effekt von Streichinstrumenten vermittels einer Klaviatur zu erreichen, werden später u. a. gemacht von G-leichmann in Ilmenau, Le Voirs in Paris, Hohlfeld in Berlin, Kunze in Prag und RöUig in Wien. -~ Fabriz von HIMm erneuert die alte Kunst der Inder imd Araber (s. 500 V. Chr. und 1256), Eisen mit dem Magneten auszuziehen, indem er mit dem Magneteisenstein einen kleinen Eisensplitter aus der äußeren Schicht der Hornhaut entfernt. — Die erste Nachricht über Feldapotheken, die man mit in den Krieg führte, stammt von Fabriz von HIMm, der erwähnt, daß der Marschall Moritz von Sachsen einen sogenannten „Feldkasten" mit sich geführt habe. — Fabriz von HiMon beschäftigt sich mit der Untersuchung des äußeren Gehör- ganges und mit dessen krankhaften Zuständen und erfindet das erste Speculum auris zur Erforschung des Gehörganges. — Anton Moltor in Danzig erfindet die Bandmühle, die es ermöglicht, daß ein Arbeiter auf dem Webstuhl 16 oder auch mehr Bänder gleichzeitig herstellen kann. — Olivier dt 8omt behandelt in seiner Schrift „The&tre d'agrioulture" die Obstzucht in methodischer Weise. Auch beschreibt imd empfiehlt er die seit dem Altertume (s. 60 Columella) nicht mehr angewendete Drainage. — Simon Stoviniit baut einen Segelwagen, welcher, nur durch die Kraft des Windes getrieben, mit 28 Personen besetzt günstig verlaufende Probe- fahrten zwischen Scheveningen und Petten unternimmt. — Johann TliMtfin in Frankenhausen konstruiert ein Skalenaraeometer zum Spindeln von Salzlauge, das jedoch die Grenzen der Frankenhausener Saline nicht überschritten zu haben scheint. Thölden ist wahrscheinHoh der Verfasser der früher dem Erfurter Mönch BasiUus Valentinus zuge- schriebenen Schriften, welche von Thölden untergeschoben worden sind, während Basilius Valentinus überhaupt keine geschichtliche Person ist;. — Guido UMdi fördert durch seine „Perspectivae libri sex" die Perspektive. Er beweist, daß die Bilder aller mit der Tafel nicht gleichlaufenden Parallel- linien des wagerechten Grundrisses im Horizonte des Auges zusammenlaufen. ~ 104 - Siebzehntes Jahrhundert. 1601 Der Portugiese Godinho dt ErMHa landet an der Nordwestküste Australiens in der Gegend des Vandiemen - Golfs und ist der erste Europäer, der Australien betreten hat. Die Westküste wird 1616 von Dirk Hartog, die Südkuste 1627 von Nuyts erreicht. (Vgl. 1606 J. und T.) — Der Ostindienfahrer James Lancattir leitet die erste Expedition der 1600 gegründeten Ostindischen Kompagnie und legt den Grund zu dem Verkehr mit Ostindien. Die Holländer, deren ostindisohe Kompagnie 1602 ge- gründet wird, beteiligen sich besonders an der Erforschung von Ostindiens Inselwelt. — Giambattista Mla Porta macht den frühesten bekannten Versuch zur quan- titativen Bestimmung, in wieviel Dampf eine bestimmte WassermengQ sich auflöst. — Giambattista Mla Porte macht den Vorschlag, zur Überleitung des Wassers in Wasserleitungen über Berge hinweg den Heber zu benutzen. — Nach William Shakispoara zeigt sich das St. Elmsfeuer unter Umständen auch an einem Menschen. (Julius Caesar, I, 3: „Ein Sklave hob seine linke Hand empor; sie flammte wie zwanzig Fackeln auf ein Mal, und doch, die Glut nicht fühlend, blieb sie unverletzt.") 1602 Trotz der Einführung der FeuerwafFen erfährt das Bogenschießen imd die Konstruktion von Pfeil und Bogen auch im späteren Mittelalter eine stete Vervollkommnung. Oarow berichtet in seiner Geschichte von Comwallis, daß sich die Bogenschützen seines Landes darauf verstanden, mit Pfeilen von Ellenlange eine Rüstung auf 500 Schritt zu durchschießen. — Julius CaatorliM macht zahlreiche anatomische Entdeckungen im Grehör- organ imd fördert dessen Kenntnis, sowie die des Gehirns und der Nerven durch seine im vierten Buche seines „Pentaesthesion" enthaltenen vortreff- lichen Zeichnungen imd Beschreibungen. -^ Galileo GallM, der die Tatsache des Isochronismus der Pendelschwingungen kennt (s. 1583), beweist das Gesetz des Falls durch die Sehnen des vertikal gestellten Kreises. Er weist nach, daß der Fall durch den Bogen kürzere Zeit erfordert, als durch jede zum gleichen Bogen gehörige Folge von Sehnen. — Galileo Qalllol findet für die Wurflinie eine parabolische Gestalt, die sie indes, was Galilei nicht erkennt, tatsächlich nur im luftleeren Räume be- sitzt. (Vgl. 1537 Tartaglia.) — Das Jahr 1602 ist ganz unsicher. — Der Bakkalaureus der Theologie John Willis stellt das erste stenographische Alphabet auf (vgL 1580 Ratcliffe), welches indes noch der Einfachheit und Leichtigkeit der Darstellung entbehrt. William Maioii verbessert dieses System wesentlich, indem er 1672 auf alphabetischer Grundlage die Worte nach ihrem Laute schreibt, daneben aber eine Anzahl von symbolischen — 105 — 1608 Charakteren einführt. Sein System wird von Thomas Gumey vereinfacht und danach zeitweise viel benutzt. Die Bezeichnung „Stenography" ist zuerst von John Willis gebraucht worden. 1603 Johann Baytr veröffentlicht den ersten Sternatlas „Uranometria"; die Sterne werden zum ersten Male der Helligkeit nach in jedem Sternbilde mit den Buchstaben des griechischen Alphabets bezeichnet. Diese Bayerischen Be- zeichnungen sind noch heute gebräuchlich. — Carolus dudot gibt die erste eingehendere Kunde von dem Gummigutt, das 1295 bereits aus China nach Europa gelangt, aber wenig beachtet worden war. Seine medizinische Einführung als drastisch wirkendes Abführ- mittel erfolgt gegen 1610. — Joseph tfu Choiiie ( Quercetanus) nennt zuerst in seiner Pharmakopoe ein aus spießglanzhaltiger Schwefelleberlösung mit Säure niedergeschlagenes Präparat Goldschwefel (Sulphur auratum). Das Präparat wird später als Fünffach- Schwefelantimon erkannt. — Marino Qhttaltf stellt in seinem „Promotus Archimedes etc.*' die ersten Tabellen der Volumgewichte von Flüssigkeiten und Metallen zusammen. 1604 Galileo GallM versucht, das von ihm schon vorher erkannte Gesetz der Fallräume durch die (unrichtige) Annahme zu erklären, daß die Gesch win- digheiten des fallenden Körpers den zurückgelegten Wegen proportional seien. Die richtige Erklärung, daß die Geschwindigkeitszunahme der Zeit proportional ist, fällt in die Zeit nach 1604 und vor 1609. — Johann Ktpltr hat eine klarere Vorstellung von der Brechung der Strahlen im Auge als Maurolykus (s. 1560) und Plater (s. 1583). Kepler läßt auf der Netzhaut ein umgekehrtes Bild entstehen tmd stellt als Bedingung des deutlichen Sehens hin, daß die Strahlen eines leuchtenden Punktes auf einem Punkt der Netzhaut vereinigt werden. Er gibt eine vollstän- dige und richtige Theorie von dem Nutzen der Brillen. Er untersucht femer den Durchgang der Lichtstrahlen durch brechende Medien und streift nahe an die Erkenntnis des Brechungsgesetzes. — Johann Ktpltr bestimmt auf theoretischem Wege die astronomische Strahlen- brechung und steUt Formeln dafür auf, die 1661 von Jean Dominique Cassini auf geometrischem Wege vervollständigt werden. Er erkennt mit voller Klarheit, daß nur ZenitaLstrahlen ganz ungebrochen zur Erde kom- men können. — Johann Ktpltr entdeckt im Sternbild des Ophiuchus einen neuen Stern. Derselbe übertrifft an Glanz alle Fixsterne 1. Größe, nimmt zu Anfang des folgenden Jahres an Glanz ab und verschwindet zu Anfang des Jahres 1606 spurlos. — Garcilaso dt la Vtga bringt mit seiner Schrift „Comentarios reales** die erste Kunde von dem Vorkommen des Guano (huano) nach Europa. Er berichtet, daß der Guano im Inkareiche von alters her als Düngmittel im Gebrauch gewesen sei, und die einzelnen Guanolager auf die Provinzen des Landes verteilt waren. 1605 Francis Bacon von Verulam schlägt die Beschaffung einer europäisichen Universalsprache nach dem Muster des Chinesischen vor. Es sollen durch Formeln, welche die Ideen der Dinge repräsentieren, die Gedanken in etwa derselben Weise zum Ausdruck gebracht werden, wie man die Ideen durch die artikulierte Sprache wiedergibt. — Pedro dt Quiros entdeckt Tahiti und andere Südseeinseln. — Simon Sttvinus ist der Erste, der seit al Mamun (vgl. 827) die Meßkette wieder erwähnt und sie abbildet. — Der französische Minister Maximilien dt Sully veranlaßt den Bau des Kanals von Briare, der die Loire mit der Seine verbindet. Der Kanal, dessen — 106 — 1608 Länge 59 km ist, wird 1642 unter Ludwig XI IL beendet; er stellt den ältesten französisoben Kanal dar. 1606 Sir Bevis BnlmiT erbält ein Patent für das erste Eisenscbneidewerk in England, bei dem das Schneiden durch Schneidescheiben geschieht. (S. auch 1532 Hessus.) — Der Florentiner Antonio Carltlll, welcher die Herstellung der Schokolade in Westindien kennen gelernt hat, führt diese Fabrikation in Italien ein. — Willem «lami entdeckt mit seinem Schiffe „Duyfken" die Ostseite des Carpentariagolfs. — Der Spanier Luis Vaz dt Tmtm entdeckt die Niedrigen Inseln und durch- fährt die nach ihm benannte Torresstraße. Die von Torres befahrene Linie ist wegen der zahlreichen Korallenriffe gefährlich. Für die Schiffahrt wichtiger ist daher der 1802 von Flinders gefundene Prince of Wales- Kanal. 1607 Galileo CMdlM versucht eine Messung der Lichtgeschwindigkeit, indem er zwei mit Laternen versehene Beobachter in der Dunkelheit einige Kilo- meter voneinander entfernt aufstellt, von denen der eine seine Laterne zu bedecken hatte, sobald er das Licht des anderen verschwinden sah. Aus dem Zeitunterschiede der Bedeckung sollte die Lichtgeschwindigkeit er- mittelt werden. Diese rohe Methode konnte zu einem brauchbaren Er- gebnisse nicht führen, enthält aber den Grundgedanken des Meßverfahrens von Fizeau (s. 1849) und Foucault (s. 1854). 1607 — 11 Der englische Seefahrer Henry Hudson entdeckt und erforscht bei seinen vier Versuchen, eine nordwestliche Durchfahrt zu finden, den Hud- sonfluß, die schon von Frobisher (s. 1576) befahrene Hudsonstraße und die Hudsonbai, wo er von seinen meuternden Matrosen in einem Boote ausgesetzt wird und verschollen bleibt. 1607 Claudio MoiHivordt gestaltet die Tonarten des Glareanus (s. 1547) in die moderne Molltonart um. 1608 Bogvln erwähnt in seinem „Tirocinium chimicum*' das mittels Schwefel, Kalk und Salmiak hergestellten „Oleum sulphuris" oder „Liquor Beguini'*, das im wesentlichen aus Polysulfureten besteht. Auch van Helmont und na- mentlich Boyle (1663) tun dessen Erwähnung; der letztere mit dem Zu- satz, daß die Dämpfe jener Komposition Blei- und Silberlösimg schwärzen. — Thomas Coryali sucht die (nach Petrus Damianus) gegen 1080 in Italien aufgekommenen, aber auch dort wenig gebräuchlichen Gabeln in England einzuführen, erntet aber nur Hohn und Spott. In Frankreich werden die Gabeln 1589 am Hofe Heinrichs III. eingeführt, aber ebenfaUs als weibische Ziererei insbesondere in der 1589 erschienenen Schrift (L'isle des Henna- phrodites) verspottet. — Oswald Groll führt durch seine „Basilica chimica*' eine große Anzahl or- ganisch chemischer Präparate in den Arzneischatz ein. — Oswald Oron erwähnt in seiner „Basilica chimica*' das Knallgold-Ammoniak, dem Beguin den Namen „Aurum fulminans*' gibt und dessen Zusammen- setzung von Kunckel um 1700 angedeutet und von Bergmann (1769) tmd Scheele (1777) bestätigt wird, während seine Konstitution erst von Dumas (1830) ermittelt wird. — Oswald Groll gibt dem geschmolzenen Chlorsilber den Namen „Luna comea, Homsilber*'. Die Löslichkeit des Chlorsilbers in Ammoniak wird zuerst 1648 von Glauber erwähnt. — Galileo CUdlM erkennt (etwa in der Zeit zwischen 1604 und 1609), daß der Fall auf der schiefen Ebene eine gleichförmig beschleunigte Bewegung ist. — Im Jahre 1608 gelangen durch Vermittelung der hollindlKNii Ottlndltn- fcompogwlo zum ersten Male indische bedruckte Katttme in das Abendland. Dieses Ursprungs halber erhalten solche Kattune den Namen „Indiennes''. — 107 — 1608 1608 Der holländische Brillenmaoher Johann UpptrlMy in Middelburg sucht am 2. Oktober um ein Patent für das sogenannte holländische Femrohr nach, das ans einer bikonvexen und einer bikonkaven Linse zusammengesetzt ist. — Ludovico Mwfto beschreibt in seinen „Opera medica*' zuerst die per- niziösen dreitägig intermittierenden Fieber. — Blaise dt Vlfüitn entdeckt die Benzoesäure, die er aus Benzoeharz in krystallinisch sublimiertem Zustande herstellen lehrt. Iß09 Alonzo Saavedra Barta führt die warme Amalgamation der Silbererze unter Benutzung von kupfernen Kesseln ein. Er erwähnt auch die Ver- arbeitung geschwefelter Erze und macht auf den Nutzen des vorherigen Röstens derselben aufmerksam. (Cazoprozeß.) — Vie Caspar Baahlii berichtet, ist die Jalape, die als Drastikum viel ge- braucht wird, unter dem Namen „Bryonia mechoacanna nigricans'* aus Mexiko zuerst nach England eingeführt worden. — Galileo GallM erkennt im Jahre 1609 (vielleicht jedoch schon sehr viel früher) das Prinzip der Trägheit, wonach ein Körper, auf welchen keine Kräfte wirken, in Ruhe oder gleichförmig geradliniger Bewegung verharrt. — Als Galileo GallM im Frühjahr 1609 von der holländischen Erfindung des Femrohrs (s. 1608 Lipperhey) Kunde erhalten hatte, gelingt es ihm, in kürzester Zeit (nach seiner eigenen Angabe in einer Nacht) ein drdmal vergrößerndes Femrohr selbständig zu fertigen. Doch behaupten Zeit- genossen, wie Fontana, Galilei habe in Venedig ein holländisches Femrohr gesehen und dasselbe zum Muster genommen. — Karl IX. beginnt mit dem Bau des Karlsgrabens, der Wener- und Wettersee mit dem Kattegat verbindet, die Reihe der Kanäle, die sich von der Ost- see zur Nordsee erstrecken und deren Hauptglied der Trollhättakanal bil- det, der bezüglich der Stauhöhe seiner Schleusen auch heute von keiner anderen Kanalanlagc überholt worden ist. Die Verbindung zwischen Hjelmar- und Mälarsee, der Kanal von Arboga, wird unter Gustav Adolf und Christine erbaut; der ganze Kanal wird 1832 vollendet. — Johann Ktpltr entdeckt durch sechsjährige Rechenarbeit auf Gnmd von Tycho Brahe's Beobachtungen die ersten beiden seiner drei Gesetze: Die Planeten beschreiben Ellipsen um die Sonne als Brennpunkt; und: Die Verbindungslinie (Radius vector) zwischen Sonne tmd Planet bestreicht in gleicher Zeit gleiche Flächenräume. — Johann Ktpltr gibt in seinem Buche „De Stella Martis" zuerst zahlen- mäßige Angaben von den Anziehungskräften, welche nach Verhältnis ihrer Massen Erde und Mond gegeneinander ausüben tmd führt Ebbe und Flut als einen Beweis an, daß die anziehende Kraft des Mondes sich bis zur Erde erstrecke. — Johann Upptrlity führt auf Wunsch der holländischen Generalstaaten, die ihm nur unter der Bedingung der Einrichtung eines Femrohrs zum Ge- brauch für beide Augen ein Privileg erteilen wollen, die Verbindung zweier Femrohre zu binokularer Benutzung aus. (Doppelfemrohr.) 1610 Der französische Baumeister Louis tft Foix beendet den im Jahre 1584 begonnenen Bau des Leuchtturms auf Cordouan. Dieser jetzt noch tätige Leuchtturm war lange Zeit hindurch für derartige Bauten vorbildlich. (Vgl. auch 1821 Fresnel.) — FranzMtclit BuchMiNltr verwenden zuerst an Stelle der hölzemen Buchdeckel Pappe, die anstatt mit Maroquin, Saffian oder Schweinsleder mit Kalb- leder überzogen wird. An den Ursprung erinnern die Namen „Franzband" und „Halbfranzband". — Galileo CUdlM entdeckt am 7. Januar 1610 drei Jupitertrabanten und bald darauf den vierten. (Vgl. 1610 Marius.) — 108 — 1612 1610 Galileo CMdlM entdeckt den Ring des Saturn, den er jedoch für eine Drei- teilnng des Planeten hält. (Vgl. 1657 Huygens). Er hat zuerst eine richtige Vorstellung von der Natur der Mondoberf äche und schätzt aus den Gebirgsschatten die Höhe der höchsten Mondberge auf 8000 m. — Galileo GallM spricht zuerst die Ansicht aus, daß die Milchstraße eine An- häufung unzähhger nahe aneinander befindlicher Sternchen sei. Er teilt die teleskopischen Sterne in sechs Größen ein. — Johann Baptist vm Hatanont kennzeichnet zuerst die bis dahin nicht für wesentlich verschieden von der Luft angesehenen luftförmigen Körper als verschiedenartig von der Luft und untereinander und gibt ihnen den Namen „Gase". Namentlich lehrt er den Wasserstoff, die schweflige Säure, die Kohlensäure usw. kennen. Er spricht zuerst aus, daß die Wirkimg des Pulvers auf einer Gasentwicklung beruhe. — Johann Baptist van H«lmont spricht zuerst aus, daß bei der Atmung die Luft eine ähnliche Holle spiele, wie bei der Unterhaltung der Flamme. — Simon Marlut bezeichnet sich als den Entdecker der vier Jupitertrabanten. Doch tritt er mit seiner angeblichen Entdeckung erst im Jahre 1614, also 4 Jahre nach Galilei (s. d. 1610) in die Öffentlichkeit, wobei er als Datum der Auffindung den 29. Dezember 1609 alten Stils, d. i. 8. Januar 1610 neuen Stils, angibt. — Raymund Mlntfortr führt das essigsaure Ammoniak als „Spiritus ophtalmicus Minderen" in den Arzneischatz ein. — Trautnumn gibt die erste genaue Beschreibung eines Kaiserschnittes, den er am 21. April an einer Lebenden ausgeführt hat. (S. a. 1500.) Par6 hatte auf Grund eigener Erfahrung und der Resultate seines Schülers Guillemeau sowie derjenigen von Viart, Brunet und Charbonnet ausdrück- lich vor dieser Operation gewarnt. 1611 Die Sonnenfiecke (s. 1160 Averrhoes) werden von Johann Fabrteiiit, Galileo CUdlM und Christoph ScMntr fast gleichzeitig wieder entdeckt, ein Zu- sammentreffen, welches sich aus der kurz zuvor erfolgten Erfindung des Femrohrs (s. 1608 Lipperhey und 1609 Galilei) erklärt. — Galileo QallM spricht zur Unterstützung der Kopemikanischen Lehre die Tatsache öffentlich aus, daß die Planeten keine selbstleuchtenden Himmels- körper seien imd daß Venus und Mars sich um die Sonne drehen. Er lehrt im folgenden Jahre die Achsendrehung der Sonne. — Johann Ktpltr erfindet das astromomische oder Kepler* sehe Femrohr, das in seiner einfachsten Gestalt eine Bikonvexlinse als Objektiv und eine ebensolche als Okular hat imd umgekehrte Bilder liefert. Er beschreibt das Femrohr in seiner „Pioptrik", in der er diese Wissenschaft so darstellt, wie wir sie auch heute noch behandeln. Die Begriffe „Prisma, Linse, Meniskus usw." werden hier zum ersten Male aufgestellt. — Nachdem schon Aretaeus, Severinus und Foreest Notizen über die Diph- therie gegeben hatten, gibt Villa Real mit der Schilderung des in Spanien herrschenden Jarotillo ein wohl zu erkennendes Bild dieser Krankheit. Insbesondere erwähnt er auch die zähe Membran als Characteristikum. 1612 Afalionlus (Fran^ois Aguillon) begründet die Horopterlehre, die nament- lich von J. Müller 1826, Pr^vost 1843, Helmholtz 1862, Hering 1863 und Volkmann 1863 gefördert wird. Horopter ist für eine bestimmte Augen- stellung der Inbegriff aller derjenigen Ptmkte im Raum, deren Abbildungen bei dieser Augenstellung auf identische Punkte der beiden Netzhäute fallen. — Gaude Gaspard Baehtt da Mtelrlae kündigt in seinen „Probl^mes plaisants et d^lectables qui se fönt par les nombres*' die Auflösung der unbestimmten Gleichungen vom ersten Grade an, die er 1624 allgemein und vollständig gibt. (Vgl. auch 1484 Chuquet.) — 109 — 1612 1612 Button und Ingram unternehmen eine Hilfeexpedition zur Aufsuchung des verschollenen Hudson. (S. 1607.) Sie schließen aus den Erscheinungen der Ebbe und Flut auf einen Zusammenhang des von Hudson aufgefundenen Meeres mit einem westlichen Weltmeere tmd leisten dadurch den Be- strebungen für die Auffindung einer Nordwestpassage Vorschub. — Johann FaulliabMr fördert die Lehre von den arithmetischen Reihen, indem er Summenformeln für die Potenzen der aufeinanderfolgenden Zahlen der natürlichen Zahlenreihe bis zur Summe der 11 Potenzen einschließ- lich gibt. — Simon Marios entdeckt als ersten Nebelfleck den Nebelfleck in der Andro- meda, zu dem Hartwig 1885 eine Nova findet. — Der Florentiner Antonio NtrI trägt durch sein Buch „De arte vitraria** zur Entwicklung der Glasbereitung bei. Er kennt bereits das Blei- krystallglas, das er von allen Gläsern das aUerschönste und edelste nennt. 1613 Christoph Schelntr bestimmt aus der Beobachtung der Sonnenflecke die Kotationszeit der Sonne und die Lage ihres Äquators und beobachtet zuerst die Sonnenfackeln. — Jacob Theodor Tabemaemontanus gebraucht zuerst die Amica medizinisch gegen die Hämorrhoidalkoliken; größere Verbreitung findet dieselbe jedoch erst seit 1667 durch Johann Michael Fehr. (Vgl. auch 1550.) 1614 Robert Bylot und William BaHln machen eine Expedition zur Auffindung der Nordwestpassage tmd gelangen aus der Hudsonstraße in den Foxkanal, wo sie indes durch Packeis an der Weiterfahrt verhindert werden. (S. a. 1616B.) — Koderich a Castro beschäftigt sich in seinem „Tractatus Medice -Politicus sive de ofliciis medico-politicis tractatus" sehr eingehend mit den Auf- gaben des Gerichtsarztes und muß als der Schöpfer der wissenschaftlichen gerichtlichen Medizin bezeichnet werden. — Der Grieche Demltelanus wendet zuerst die Benennungen „Teleskop" und „Mikroskop" an, an Stelle der für diese Instrumente bis dahin gebräuch- lichen Bezeichnungen „Perspicilia", „Conspicilia" und „Occhiali". — Der schottische Mathematiker John Naplsr off Morchlston wird mit seinem Werke „Descriptio mirifici logarithmorum canonis" der geschichtliche Er- finder und zugleich Namengeber der Logarithmen, welchen Ruhm sich Bürgi hat entgehen lassen. (S. 1620.) Er stellt die als Napier'sche Ana- logien bezeichneten Formeln zur Berechnung sphärischer Dreiecke auf. — Der italienische Arzt Santorio Santoro weist die Perspiration (die unmerk- liche Stoff ausgäbe durch Lunge und Haut) und andere Erscheinungen des Stoffwechsels und Wachstums durch jahrelang fortgesetzte Wägungen nach. 1615 William Baffln wendet zu Ortsbestimmungen zuerst die Methode der Mond- kulminationen an, welche sich auf die Beobachtung der Meridianduroh- gangszeit des Mondes gründet. — Fabrizio Bartolottl entdeckt den Milchzucker, den er durch Eindampfen von Molken gewinnt. Die Herstellung des Milchzuckers wird seit den letzten Dezennien des 18. Jahrhundert« ausschließlich in der Schweiz be- trieben und bleibt bis gegen 1880 das Monopol der Berggemeinde Marbach im Kanton Luzern. Erst seitdem entstehen auch Fabriken in Deutsch- land und Amerika. — Der Werkmeister an der Pariser Münze Nicolas Briot konstruiert ein Präge- werk, welches in seiner Einrichtung einem Walzwerk gleicht, auf dessen Walzenbahnen sich die Gravierungen der Münzen befinden. Er verkauft später seine Erfindung an Warin, der sie noch verbessert und zur Ein- führung bringt. (S. a. 1552.) — 110 - 1616 1615 Johann Baptist VM H«lmoiit weiß, daß die Dämpfe des brennenden Schwefels die Flamme erlöschen machen. — Johann Baptist vm H^lmoiit bewirkt durch sein „Pharmacopolium ac dis- pensatorium modemum'% in dem viel Belehrung über die richtige Dar- steUung der Arzneien und über die Schädlichkeit mancher damals ge- brauchter Mittel enthalten ist, einen wesentlichen Fortschritt der Arznei- mittellehre. Er macht zuerst auf die stärkende, erhitzende Kraft des Mohnsaftes aufmerksam. — Johann Baptist vm H^lmont erwähnt zuerst die Feuererscheinung, unter welcher sich der Schwefel mit den Metallen vereinigt. Er gibt an, beim Rösten von Blei mit Schwefel Feuer wahrgenommen zu haben, ohne daß ein brennender Körper die Mischung berührt habe. Deimann, Paets von Troostwyk, Nieuwlandt, Bondt und Lauwerenburgh zeigen 1793, daß die Feuererscheinung auch dann eintritt, wenn die Verbindung von Schwefel mit Metallen in sauerstofffreien Gasen stattfindet. — Andreas Utavlus schreibt eine „Chirurgia transfusoria", aus der hervor- geht, daß er es für möglich hält, zu Heilzwecken Blut von einem jugend- lichen Individuum in die Gefäße eines älteren zu leiten. Ähnliche An- sichten waren vor ihm schon von Hieronymus Cardanus und Magnus Pegelius geäußert worden. — Christoph ScMiier beobachtet, daß durch zwei im Abstand von 1— P/2 mm in ein Kartenblatt gestochene feine öffnimgen, welche dicht vor das Auge gehalten werden, eine Nadel sowohl in sehr geringer, als auch in sehr weiter Entfernung vom Auge, d. h. über den Nah- und über den Fem- punkt hinaus, doppelt, innerhalb dieser beiden Grenzen aber einfach ge- sehen wird. Auf dieser Beobachtung, dem Scheinerschen Versuch, beruhen die Methoden der Optometrie, der Messung der Sehweite, für welche man Optometer (s. d.) konstruiert hat. 1616 William Baffln erforscht bei Versuchen, einen Wasserweg zwischen Hudson - bai und Stillem Ozean zu finden, die Baffinbai und entdeckt den Smith-, St. Johns- und Lancaster-Sund. Er beobachtet in der Baffinbai die größte damals bekannte Deklination von 56^ westlich. — Fabio Monilt unterscheidet bei den Fossilien scharf zwischen den Resten von Süßwasser- und Seewasser-Tieren. — Galileo CMdlM formuliert seine Theorie der Ebbe und Flut, die er im wesentlichen auf die doppelte Bewegung der Erde (Umdrehung um sich selbst und Umlauf um die Sonne) zurückführt. — In einem Briefe des Thomas Bartholinus an J. L. Hannemann aus der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts findet sich folgende Stelle: „Singulare instrumentum invenit descripsitque Franciscus KMitr Wetzlariensis 1616, quod „Wasserhamisch" vocat, quo tuto ambulemus in fundo maris, legamus ibidem, scribamus, edamus etc. sine periculo vitae longiori tem- pore." Ob der damit gemeinte Apparat, der nach der beigefügten Figur eine wirkliche Taucherglocke darstellt, nur theoretisch entworfen, oder auch praktisch erprobt ist, wird nicht gesagt. (Vgl. a. 210 v. Chr.. 1350 und 1664.) — Jacob Lt Rialrt und Willem ComeUsz Scfcouten entdecken die Le Maire- Straße und umsegeln das nach ihrem Schiffe „Hoom** Kap Hoorn benannte Südende von Feuerland. Sie stellen zuerst die Gestaltung der Südspitze Amerikas fest. — Cesare Magali tritt für eine einfachere und mehr exspektative Wundbehand- lung, insbesondere bei Schußwunden und Fisteln ein und spricht sich gegen die zu häufigen Verbanderneuerungen als eine schädliche, die Heilung verzögernde Maßregel aus. — 111 — 1616 1616 Jean Baptiste Morin macht zuerst in ungarischen Bergwerken die Ent- deckung, daß die Temperatur mit der Tiefe zunimmt. (S. a. 1763 Ott). 1617 Der Mathematiker Henry Bfifgs (latinisiert Briggius) in Oxford, bestimmt die Werte der von Napier of Merchiston (s. 1614) erfundenen Logarith- men bis zu großer Genauigkeit und gibt die ersten Tafeln 8 -stelliger Logarithmen heraus, die er später zu 14-8telligen vervollständigt. Briggs wählt die Zahl 10 als Basis der Logarithmen, weshalb die dekadischen Logarithmen auch als „Briggs'sche Logarithmen" bezeichnet werden. — Napltr off MMVlilttoii erfindet ein Rechenbrett (Abakus) mit beweglichen Gliedern (Napiers bones. — Napier'sche Rechenstäbchen). (Vgl. seine Schrift „Rabdologiae seu numerationis per virgulas libri duo".) — Willebrord Snelllus in Leiden schafft durch Einführung der Triangulations- methode die Grundlage der heutigen geodätischen Erdmessüng, indem er zeigt, daß die Entfernung zweier weit entfernter Punkte mit EUIfe einer verhältnismäßig kurzen (20 bis 30 km langen) Standlinie, nur durch Winkelmessung und trigonometrische Ausrechnung, bestimmt werden kann. (S. 1822 Schwerd). — Willebrord Snelllus stellt gleichzeitig mit Wilhelm Schickhart die fälsch- lich „Pothenotsche Aufgabe** genannte geodätische Aufgabe auf und gibt deren Lösung. — Simon Sttvinus schafft mit Hilfe von Schleusen tmd unter weitgehender Anwendung der Bewegung des Wassers neue wertvolle Mittel des Festungs- baus. — Eine der frühesten Abbildungen und Beschreibungen einer Hebelade findet sich in dem „Recueil de machines** von Fran9oi8 ThybourtI und Jean Appltr. Von hier ist dieAbbOdung in Leurechons „Recreationes** und aus diesen in Schwenters „Mathematische Erquickstunden*' übergegangen. (S. 1723 L.) 1618 Während das Tierheil wesen im Mittelalter in der Hauptsache in den Händen der Hirten und Schmiede lag und im besonderen ein Militär- veterinärwesen nirgends organisiert war, verfaßt zuerst der kurbranden- burgische Militärroßarzt Martin Bdhmf ein, wenn auch vom heutigen wissenschaftlichen Standpunkte aus sehr unvollkommenes Werk über die Pferdearzneikunde („Ein Neu Buch von bewehrten Roß-Artzeneyen**), welches fast 100 Jahre (1618—1710) im Gebrauch bleibt. ' — Johann Baptist Cysat entdeckt bei Gelegenheit der Beobachtung des Kometen vom Jahre 1618 den OrionnebeL — Galileo QallM konstruiert ein Perspektiv für zwei Augen, das vollkommener als das Lipperhey'sche Instrument (s. 1609) ist. — Johann Ktpitr stellt sein drittes Gesetz der Planetenbewegungen auf: Die Quadrate der Umlaufezeiten der Planeten verhalten sich wie die Kuben ihrer mittleren Entfernungen von der Sonne. — Begeistert fügt er hinzu: „Endlich habe ich es ans Licht gebracht und über all mein Hoffen als wahr befunden, daß die ganze Natur der Harmonien in den himmlischen Bewegungen vorhanden ist.** — David Ramsey und Thomas Wlld^ooM nehmen ein Patent auf eine land- wirtschaftliche Maschine, die ohne Anwendung von Pferden oder Ochsen pfiügt, „as well as to ploughe grotmds without horses or oxen**. Dem- selben Ramsey wird 1630 ein Patent auf eine Vorrichtung, „durch Feuer Wasser in Bergwerke zu heben**, erteilt. — WiUebrord 8ii«lllus entdeckt das Gesetz des konstanten Verhältnisses zwischen dem Sinus des Einfallwinkels und dem des Brechungswinkels der Lichtstrahlen. — 112 — 1620 1619 Der Engländer Dud DaMy verwendet zur Eisengewinnung zuerst Stein- kohle an SteUe der bis dahin gebräuchlichen Holzkohle. — John Elliariiiftoil stellt die erste Ziegelformmaschine her. 1619 Christoph ScMner führt den Beweis, daß die Netzhaut das eigentliche Sehorgan ist und die Krystalllinse und der Glaskörper nur dazu dienen, die Lichtstrahlen dergestalt zu brechen, daß der Gregenstand sich auf der Netzhaut darstellt. (S. a. 1160.) Er bemerkt die mit der Akkommodation verbundene Pupillenveränderung imd gibt die erste Abbildung des Auges, mit welcher auch die heutige Anschauung sich befriedigt erklären kann. 1620 Francis Bacon von Verulam definiert in seinem „Novum Organum'* die Wärme als eine Bewegung der kleinsten Körperteilchen. — Francis Baeon von Verulam* bezeichnet in seinem „Novum Organum'* die Südspitzen Afrikas und Südamerikas als homologe Bildungen (Similitudines physicae in configuratione mtmdi). (Vgl. auch 1772 C.) — Caspar Baahlii bewirkt eine neue Anordnung der Pflanzen nach habituellen Ähnlichkeiten. Er stellt die ersten wissenschaftlichen Speziesdiagnosen auf und benennt die Gattungen, ohne jedoch für diese eine Diagnose zu geben. — Nachdem Danner in Nürnberg etwa 100 Jahre nach Gutenberg die Buch- druckpresse verbessert hatte, indem er die bisher aus Holz angefertigte Spindel durch eine solche aus Messing ersetzte, bringt der Holländer WiUem Janszoon BliMi wesentliche Verbessenmgen an der Presse an, indem er nament- lich unter der sog. Brücke eine nach unten gebogene stark federnde Platte anbringt, die durch ihr G^radewerden beim Druck demselben seine stoß- itftige Plötzlichkeit nimmt und ihn verstärkt, zugleich aber bei dessen Nachlassen den Preßbengel zurückschnellt. — Just Bflrfi veröffentlicht seine Schrift „Arithmetische und Geometrische Progress-Tabulen", eine Logarithmentafel, die in den Jahren 1603 — 1611 entstanden ist, zu deren Herausgabe sich aber Bürgi trotz Kepler's Auf- forderung nicht früher entschließen konnte. Bürgi hat sich damit den Ruhm, der geschichtliche Erfinder der Logarithmen zu sein, entgehen lassen. (Vgl. 1614 Napier.) — Fmi^ols in Ronen stellt zuerst die sogenannten Flocktapeten her, das sind Tapeten aus Leinwand, auf die das Muster durch Schablonen oder Stempel mit einem Klebemittel aufgetragen und mit Scherwolle der Tuchmacher, oder auch mit Seidenstaub bedeckt ist. 1634 wird diese Industrie von Lanyer nach England überführt. — Edmund Giinttr berechnet die trigonometrischen Logarithmen und ver- öffentlicht die ersten Tafeln der Logarithmen für Sinus und Tangenten für die Grade und Minuten im ersten Quadranten. Er gebraucht zuerst an Stelle der bis dahin üblichen Bezeichnung „Sinus complementi** die durch Wortumsetzung und Abkürzung entstandene Benennung „Cosinus". — Johann Baptist van Helmont lehrt das Weiterbestehen eines Körpers in seinen Verbindungen, wie der Kieselerde in dem Wasserglas, des Silbers in seinen Salzen, erfaßt demnach den Satz von der Erhaltung des Stoffes klarer als seine Zeitgenossen. — Johann Baptist van Helmont verwirft die Idee Galen's, daß die Verdauung im Magen durch die Wärme geschehe und setzt an ihre SteUe die bessere Vorstellung, daß das an die Magensäure gebundene Fermentum die Ver- dauung bewirke. Er betrachtet die Galle nicht mehr, wie Galen, als bloßes Exkrement, sondern als wichtigen Faktor der Verdauung, der im Duodenum auf den Speisebrei einwirke, und da sie alkalisch sei, diesem die Säure nehme. — Fabriz von HIMtn macht in seinen „Observationes" darauf aufmerksam, daß Schädelverletzungen häufig die Ursache von Geisteskrankheiten seien. Darmstaedter. 8 — 113 — 1620 1620 Der Kupferstecher Theodor Meyer erfindet den weichen Ätzgrund, der im wesentlichen aus Wachs und Asphalt besteht. (Für den bisher ausschüeB- lich benutzten harten Ätzgrund war ein hoher Prozentsatz von hartem Pech verwendet worden.) Der Grund wird durch Lampenruß geschwärzt, damit die durch die Nadel bloßgelegten Striche der MetaUfl&che deutlich sichtbar werden. 1621 Der neulateinische Satiriker John Barelay in Rom spricht in seinem zu Pans gedruckten Romane „Argenis" von künstlich gefrorenem Weine und in Hohlformen gefrorenen Fruchtsäften als Tafelgenüssen. (Vgl. 1660 Couteaux.) — Pierre QasMiMll begründet mit der Beobachtung des großen Nordlichts vom 12. September 1621 — er nennt die Erscheinung ,, Aurora borealis" — die wissenschaftliche Nordlichtbeobachtung. ' — Francesco PlazzonI beschreibt zuerst die Ausführungsg&nge der heute ge- wöhnlich nach Bartholinus benannten Drüsen. (S. 1661.) 1622 Gasparo Atelll aus Cremona, Anatom in Pavia, entdeckt die Mesenterial- drüsen, die als „Pancreas Asellii" bezeichnet werden und beschreibt die schon dem Erasistratos (s. 300 v. Chr.) bekannten Chylusgef&ße in ein- gehender Weise. — Cornelius Drabbel konstruiert ein Unterseeboot, mit welchem er zwei Stunden lang unter dem Themsespiegel mit zwölf Ruderern herumf&hrt. Die Ruder- grifte sind durch wasserdichte Lederschläuche ins Innere des Fahrzeugs geleitet. Eine Spiere am Bug sollte einen Torpedo gegen den feindlichen Schiffskörper stoßen. Sobald das Deck geschlossen war, konnte das Fahr- zeug 15 Fuß tauchen. Doch bewährte sich das Boot ebensowenig als die Spieren- und Treibtorpedos, die 1628 von den Engländern bei La RocheUe versucht wurden. 1623 Der Landgraf Harmann von Hesien-CaMil (Uranophilus Cyriandrus) macht tägliche, regelmäßig gebuchte Wettemotierungen durch 23 Jahre hin- durch. 1624 Francis Baeon von Verulam schlägt vor, die Schallgeschwindigkeit durch Abfeuern von Geschützen (Messtmg des Zeitunterschiedes zwischen dem Blitz des Geschützes und dem Knalle) zu ermitteln. — Philipp ClOvtr bereitet durch seine „Introductio in Geographiam univer- sam" den Boden für die später „Historische Geographie" benannte erd- kundliche Disziplin. — Pierre Qationtfl begründet aufs neue die atomistische Naturerklärung, indem er an die Atomenlehre des Epikuros anknüpft. — Der Jesuit Jean Ltnrichon gebraucht zuerst (in seiner Schrift „R6cr6ations math^matiques") das Wort „Thermometer". 1625 Als Erfinderin des tmter dem Namen „Aqua Tofana" bekannten Gift- trankes, welcher mit Sicherheit wirkte, ohne den Verdacht einer Ver- giftung zu erregen, wird die Italienerin Teofania 4\ Aiamo genannt (hin- gerichtet 1633 zu Palermo). Das Gift soll durch Kochen von weißem Arsenik mit Blei und Antimon hergestellt worden sein. — W. Beate schlägt zum Schutze von hölzeren Schiffsböden gegen den Bohr- wurm Schießpulver, Zement und einen Auszug aus Kupferarsenerzen vor, die er zusammen verkocht. Ihm folgt anfangs des 18. Jahrhunderts Emerson mit einem aus gekochtem Leinöl, Glaspulver und Sand be- stehenden Überzug. — Christoph Sdielntr liefert den experimentellen Nachweis des umgekehrten Netzhautbildchens. (Vgl. 1587.) — Francesco SttIlutI verwendet das Mikroskop zur Untersuchung von Teilen der Bienen. (S. a. 1592.) — 114 — 1628 1625 Der kaiserliche, später schwedische Oberst von Wnimbrantf konstruiert leichte Kartätschgeschütze aus dünnen Kupferrohren mit Tauumwicklung und Lederumhüllung, die sog. ledernen Kanonen Gustav Adolfe. Die Greschütze wurden bereits 1631 wieder abgeschafft, weil die zu rasche Erhitzung der Rohre eine Selbstentzündung der Ladung herbeiführte. Doch wurde der Gredanke, wenn auch in veränderter Gestalt, später von Hannoteau und alsdann von Longridge (s. 1884 L.) wieder aufgenommen. 1626 Der König Gustav AMff vermindert das Gewicht der Muskete auf 5 kg, wodurch die Gabel entbehrlich und die Beweglichkeit der mit der Mus- kete bewaffneten Truppen eine größere wird. (S. Iö67 Alba.) — Jean RMaii entdeckt, daß die Ursache der Hautfarbe der Neger in dem Pigmentreichtum der Epidermis liegt, welche mit der Rasse wechselt. — Santorio SMtoro gibt in seinem Kommentar zum Kanon des Avicenna an, daß man zur Kälteerzeugung das Gemisch von Eis und Salpeter durch ein Gemisch von 3 Teilen Schnee und 1 Teil Kochsalz ersetzen könne. 1627 Bei der Belagerung von La Rochelle durch Richelieu werden von der Ar- tiUerie an Stelle der Rundkugeln zylinderförmige Langgeschosse verwendet, eine Erfindung von ClariMT in Nürnberg. Da diese Geschosse aus glatten Geschützen verfeuert werden und ihnen daher die Drehung um eine sta- bile Längsachse fehlt, ist ihre Trefffähigkeit gering. Doch hat der Vor- schlag Clamers eine entwicklungsgeschichtliche Bedeutung. — Mathurin «lovtM tft la Flldit erwähnt in seiner „La fidelle Ouvertüre de Tart du serrurier** ein in Piemont gebräuchliches Verfahren zur Umwand- lung von Eisen in Stahl, welches darin besteht, daß mit Holzkohlenpulver bestreute schmale Stücke weichen Eisens lagenweise in einen feuerfesten, gut verschlossenen Tiegel eingeschichtet werden, worauf das Ganze längere Zeit der Weißglühhitze ausgesetzt wird. Danach ist zu Anfang des 17. Jahr- hunderts die früher bekannte Tatsache der Zementstahlbereitung fabrik- mäßig ausgenutzt worden, wie auch aus Athanasius Kirchers „De Magnete" (1641) und Dud Dudley's „Metallum Martis*' (1666) hervorgeht. — Nach langen Verzögerungen erscheinen Johann Ktplar's astronomische, auf Grund der Beobachtungen Tycho Brahe's berechnete Tafeln unter dem Titel „Tabulae Rudolphinae" zu Ulm im Drucke. Sie treten an die Stelle der prutenisohen Tafeln. (S. 16öl Reinhold.) — Der Tiroler Caspar W«liidl führt am 8. Februar die erste erweisliche Sprengung in Bergwerken im Oberbieberstollen zu Schemnitz aus. 1628 Benedetto Cattolll verfaßt das erste wissenschaftliche Werk über die Be- wegung des Wassers in Flüssen und Kanälen („Della Misura dell' acque correnti*') und findet den Satz, daß in einem Kanal von konstantem Querschnitt die Flüssigkeitsquerschnitte des im stationären Zustande fließenden Wassers sich umgekehrt wie die entsprechenden Geschwindig- keiten verhalten. — William Hanrty findet, daß die Venen bei der Unterbindung unterhalb des Bandes, d. h. dem Herzen am fernsten, anschwellen, während die Arterien auf der dem Herzen nächsten Seite aufgetrieben werden. Er kombiniert diese Beobachtung mit der des Fabricius ab Acquapendente, daß sich die Klappen der Venen nach dem Herzen öffnen (s. 1570) und spricht aus, daß das Blut von der linken Herzkammer in die Arterien bis an deren Ende getrieben wird und von da durch die Venen zur rechten Herzkammer zurückkehre. Er beweist in seiner Schrift „Exercitatio anatomica de motu cordis et sanguinis in animalibus**, daß der Lungenkreislauf nur eine Fortsetzung dieser großen Bewegung ist und zeigt, daß seine Entdeckung durch die Pulserscheinungen imd die Resultate bei Öffnung der Adern be- stätigt wird. (Großer Blutkreislauf.) 8* — 115 — 1628 1628 Jean LMtealt berichtet in seinem Werke „Quatre livres de Secrets de M6decine et de la Philosophie chimiqne", daß Puder, Schminken und Pomaden sich am französischen Hofe einzuführen beginnen. In Italien hatte sich deren Grebrauch ungefähr von 1550 an verbreitet, nachdem die seit den ältesten Zeiten geübte Anwendung von Parfüms, die von den Juden über Griechenland nach Rom gekommen tmd dort große Aus- breitung gewonnen hatte, seit der Völkerwanderung fast ganz ver- schwunden war. 1629 Der Franziskanermönch ü% la Roche tf'Allloii gibt die erste Nachricht über das Erdöl in Amerika. — Albert Qlrard verfaßt eine Schrift „Invention nouveUe en l'alg^bre'', in der zum ersten Male Formeln für den Inhalt sphärischer Dreiecke und Polygone entwickelt werden. Er weiß, daß jede Gleichtmg so viele Wur- zeln hat, als ihr Grad anzeigt, und daß die Koeffizienten aus den Kombi- nationen der Wurzeln sich darstellen lassen. Gleichfalls neu ist die Be- rechnung symmetrischer Funktionen der 'Gleichungswurzeln (bis zur 4. Potenz) [aus den Koeffizienten. Auch führt er den Gebrauch der Klammem in die Buchstabenrechntmg ein. — Wilhelm Sdilddiart gibt in seiner „Kurzen Anweisung, wie künstliche Land- tafeln aus rechtem Grund zu machen", im Anschluß an Snellius' Methode (s. 1617) an, zur Anfertigung von Karten das aufzunehmende Gelände mit einem zusammenhängenden trigonometrischen Netz von Dreiecken zu über- ziehen, diese nach astronomischen Beobachtungen zu orientieren und nach- her mit dem topographischen Detail auszufüllen. 1671 werden diese An- weisungen von Jean Picard, unter dessen Namen sie vielfach gehen, wiederholt. — Marco Aurelio Saverlno macht die erste Resektion des Handgelenks, die nach ihm von Breschet und Gooch mehrfach ausgeführt wird. (S. auch 1786 M.) 1630 Der engUsche Ingenieur BMUimont soll zuerst Holzbahnen auf den Stein- kohlengruben von Newcastle upon Tyne für Kohlen- und Steintransporte angewendet haben. — Vincenzo Cascarlolo entdeckt den Bononischen Leuchtstein, indem er einen am Berg Paterno bei Bologna gebrochenen Schwerspat, den er zwischen Kohlen kalziniert hatte, im Finstern leuchten sieht. (Phos- phoreszenz.) — Cornelius Drabbel lehrt die Scharlachfärberei mittels Cochenille unter Zu- satz von wässerigem Zinnchlorid, das er durch Auflösen von Zinn in Königswasser erhält. Durch seine Methode erhält man Fabrikate, die dem Purpur des Altertums an Schönheit gleichkommen. — Der Niederländer Freytag macht Vorschläge über eine rasche und bUlige Herstellung von Festungswerken mit Benutzung des Wassers als Hindernis und unter Verzicht auf Mauerwerk. (Altniederländische Befestigung.) — Nach dem Zeugnisse von G. P. Harsdörfer und A. Böhm (Magazin für Ingenieure tmd ArtiUeristen, 1782) ist der König Qutlav Adolf der Urheber einer, der Dürer' sehen Befestigung (s. 1517) ähnlichen „kreisrunden Be- festigungsmanier*', bei welcher bereits das Eisen als Panzermaterial zur Herstellung von Panzerschirmen in Vorschlag gebracht wird. Die Schirme sollen mit Hilfe von Gegengewichten hebbar oder versenkbar sein, — ein in der Gegenwart tatsächlich praktisch nutzbar gemachter Gedanke. — Samuel HafMireffer gibt in seinem „Nosodochium in quo cutis afPectus tractantur" der Dermatologie bereits einen reichen und umfassenden In- halt und berücksichtigt bei Diagnose und klinischer Betrachtung der ein- zelnen Hautkrankheiten sogar Temperatur, Puls und Urin. — 116 — 168S 1 630 Zur Zeit Karl's I. yon Großbritannien werden dort bereits Düngungsyersuche mit Salpeterlösnngen ausgeführt; doch wird die Verwendung salpetersaurer Salze in der Landwirtschaft erst etwas allgemeiner, nachdem der Chili- 8ali>eter auf den Markt kommt, was etwa um das Jahr 1831 geschieht. — Der Büchsenmacher Augustin Kntlir in Nürnberg schneidet zuerst schrauben- förmig gewimdene, also mit Drall geführte Züge in den Büchsenlauf ein. Die Rundkugeln werden zur Beseitigung des Spiebaums in getalgte Lein- wandpflaster gehüllt und gewaltsam in den Lauf eingekeilt. Noch die preußischen freiwilligen Jäger von 1813 führen solche Büchsen. (S. 1480 Z. und 1826 D.) — Jean Rey beobachtet, daß Zinn und Blei beim Kalzinieren an Grewicht zu- nehmen und leitet diese Grewichtszunahme von dem Zutritt der Luft zu dem Metallkalk her, erkennt also nicht, daß der Metallkalk eine Verbindung von Metall imd Luft ist. — Christoph ScMmt, einer der ersten Beobachter der Sonnenflecke (s. 1611), fertigt zu seinen Sonnenbeobachttmgen ein Femrohr mit Blendglas an, das er Helioskop nennt. Ein verbessertes Helioskop wird später von Merz hergestellt. — Der franzosische Arzt Thulllltr weist zuerst nach, daß der unter dem Namen „Igms sacer" seit dem Altertum bekannte Ergotismus (Kriebelkrankheit) durch das Mutterkorn verursacht ist, dessen Giftigkeit er bei Tieren dartut. 1631 Pierre Qtmmll und Johann Baptist Cytat beobachten am 7. November 1631 zum ersten Male einen Vorübergang des Merkur vor der Sonne. — Thomas Harrlot (gest. 1621) wendet in seinem (erst 10 Jahre nach seinem Tode gedruckten) Werke „Artis analyticae präzis'* zuerst die mathema- tischen Zeichen für „größer** und „kleiner** (> und <) an. — Adrian van Mynticht führt den Brechweinstein in den Arzneischatz ein. — Jean Ray scheint zuerst die Ausdehnung des Wassers zur Temperatur- bestimmung verwendet zu haben. — Christoph Sdiahiar beschreibt in seiner „Pantographice seu Ars delineandi res quaslibet per parallelogrammum'* zuerst den Storchschnabel (Pantograph), ein aus einem Systeme drehbarer Lineale bestehendes Instrument zur Ver- größenmg und Verkleinerung von Zeichnungen. (Vgl. 1435 Alberti.) — Der französische Mathematiker Pierre Vamlar erfindet eine Einrichtung zur Ablestmg sehr kleiner Teile an den Maßstäben mathematischer Instrumente. Die Vorrichtung wird meist nach dem Mathematiker Pedro Nunez „Nonius** genannt, obwohl dieser nur eine imklare Andeutung jenes Hilfsapparats (in seiner Schrift „De crepusculis liber**, v. J. 1542) gemacht hatte. 1632 Jean Tootlii vervollkommnet die Technik der Emailmalerei, indem er lehrt, auf weißem Schmelzgrund mit verglasbaren Farben zu malen. Der Haupt- vertreter dieser Technik, die bis zu Anfang des 19. Jahrhunderts für Uhren, Dosen usw. sehr beliebt war, war Jean Petitot in Genf (1607 — 1691). 1633 Alonzo Saavedra Barta zu HuancaveUca in Peru erfindet den Aludelofen zur Destillation des Quecksilbers, der in Almaden von Bustamente ein- geführt wird. Die Kondensation der Metalldämpfe erfolgt in sog. Aludeln, etwas ausgebauchten Tonröhren von ca. 40 — 45 cm Länge und 20—25 cm größtem Durchmesser, welche zu 40—45 Stück aneinander gesteckt imd gedichtet, einen Strang bilden, der nach der Mitte zu geneigt ist. Die Aludeln der absteigenden Hälfte des Stranges haben an der Unterseite der Ausbauchung kleine Löcher, durch welche das kondensierte Quecksilber in eine Sammelrinne und aus dieser in Behälter gelangt. — Johannes JoRStonas gibt in seiner „Thaumatographia** und später in seinem „Theatrum universale** eine enzyklopädische Darstellung des Tierreichs, die indes nicht über Gesner (s. 1550) und Aldrovandi (b. 1599) hinausgeht. — 117 — 168S 1633—36 Richard Norwood stellt die Entfernung zwischen London nnd York vermittels der Meßkette fest und ermittelt dadurch die Länge eines Meridiangrades auf 57300 alte Toisen, woraus sich, die £rde als voll- kommene Kugel angenommen, ein Erdumfang von 40437 km errechnet. 1633 Balthasar Rdtstor erfindet das H&ngezeug zum Grubenkompaß, wodurch dessen Verwendbarkeit im Bergbau eine wesentliche Erweiterung erfährt. (Vgl. 1786 S.) — Der Marquis von WortMttr erfindet einen optischen Telegraphen und teilt dies in der Schrift „A Century of inventions" mit. 1634 König Ludwlf XIII. von Frankreich setzt auf Grund eines vom G«o- graphenkongresse in Paris am 25. April gefaßten Beschlusses die Westspitze der westlichsten can arischen Insel, Ferro, als Ausgangspunkt der Meridian - Zählung für die Kartographie fest. Übrigens hatte schon Ptolemaeus den Nullptmkt der Längengradzählung auf die Glückseligen Inseln (Canara) verlegt, ebenso auch Mercator. — Nicolas Claude Fabri PtlTMC beschreibt zuerst die positiven und negativen Nachbilder, aus denen Newton die Dauer des Lichteindrucks berechnet. — Giles Persone dt Rofetrval vollzieht die Quadratur der Zykloide mit Hilfe der etwas später als Sinuslinie erkannten Kurve. — Philipp White führt auf den Schiffen Ankerketten anstatt der Ankertaue ein. Allerdings berichtet über eine Verwendimg von Ankerketten schon im Altertume Caesar (De hello gallico, III, 13), sowie Strabo (Greographica, I V, 4). 1635 Niccolo Acfluntl stellt zu wissenschaftlichen Zwecken Gefrierversuche mittels Wassers und verschiedener Salze an imd bestätigt, daß das Wasser beim Frieren sich nicht zusammenziehe, sondern ausdehne, wie dies Galilei daraus, daß Eis auf Wasser schwimmt, gefolgert hatte. — Der Mathematiker Francesco Buonaventura Gavallerl gelangt bei den Untersuchungen über die von krummen Linien und gekrümmten Flächen eingeschlossenen Räume zu dem Begriffe der nach ihm benannten „unteil- baren Elemente*', indem er annimmt, daß beispielsweise die Linie nicht aus einer unendlichen Menge von Punkten, sondern aus unteilbaren Linien - dementen besteht. Seine Auffassung streift mehrfach den Grundgedanken der Infinitesimalrechnung. (Vgl. seine „Geometria indivisibilium con- tinuorum nova quadam ratione promota**.) — Samuel tft Cliamplaln, der Gründer Quebecs, entdeckt den großen cana- dischen Seenkomplex, von dem die erste Kunde von Cartier (s. 1635) ge- geben worden war. Nach ihm wird der 1608 vom ihm entdeckte See „Champlainsee" benannt. — Henry Mllbrantf gibt den ersten sicheren Nachweis von der Säkularvariation der magnetischen Deklination. — Robert Mansall schmilzt zuerst das Glas mit Steinkohle anstatt mit Holz und wendet zum Schutz des Glases vor Verunreinigung durch den Kohlen- ruß bedeckte Tiegel an. Zu seiner Zeit kommt zu dem Zweck, das Schmelzen in den Tiegeln zu erleichtem, die Verwendung von Bleioxydzusätzen auf, woraus sich allmählich die Bleiglasindustrie entwickelt. 1636 William Brigp beschreibt als erster die Papilla nervi optici und stellt fest, daß sich die Retina bis an das Ligamentum ciliare erstreckt. — Pierre Farmat braucht in seinem „Methodus ad disquirendum maximum et minimum" zur Bestimmung des größten oder kleinsten Wertes einer Funktion eine Rechnung, bei der er die Differenz zweier Größen und da- durch mittelbar auch die Differenz zweier zugehöriger Größen verschwindend setzt. Er wird so der Erfinder eines Teils der Infinitesimalrechnung. — Galileo GallM setzt in einem Briefe vom 5. Juni den Gredanken, ein Pendel mit einem Zählwerk zu verbinden und das Ganze zur Zeitmessung zu ver- — 118 — 1687 wenden, dem Gouverneur von Niederländisoh-Indien, Louren^o Reaal aus- einander und ändert 1641 seine Idee dahin, daß er das Räderwerk wie bisher durch Gewichte in Bewegung setzt und das Pendel als Regulator benutzt. Der Gedanke wird aber infolge der Erblindung Galilei's und des vorzeitigen Todes seines Sohnes Vincenzo nicht vollständig durch- geführt. 1636 Der Mathematiker Marin MtriMilt ermittelt die Gesetze der Vibration der Saiten, entdeckt das sympathetische Mitklingen gleichgestimmter Saiten und bestimmt, einem Vorschlag von Bacon entsprechend (vgl. 1624 B), die Creschwindigkeit des Schalls in der Luft durch die Beobachtung des Zeit- unterschiedes zwischen dem Aufblitzen und Hören eines abgefeuerten Ge- schützes zu 1380 Pariser Fuß. Pierre Gassendi findet i. J. 1640 bei einem ganz ähnlichen Verfahren 1473 Pariser Fuß. 1637 Ren6 DtseariM begründet durch seine epochemachende „G^omötrie** die analytlBohe G^metrie. Pierre Farmat soll sich gleichzeitig erfolgreich mit analytischer Geometrie beschäftigt haben; seine Abhandlung „Isagoge ad locos planes et solides" soll, wie ein Nachruf im Journal des s^avans 1665 behauptet, sogar vor Erscheinen des Cartesischen Werkes vollendet gewesen sein. — Ren6 DtseariM eröffnet durch die in seiner „G^om^trie** angegebene Koordi- natenmethode einen neuen Weg zur Untersuchung der Kegelschnitte. (Vgl. auch 166Ö W.) — Ben^ DtseariM erfindet die Methode der unbestimmten Koeffizienten, die sich von größter Fruchtbarkeit erweist, und wendet dieselbe zuerst zur Lösung des Tangentenproblems an. — Ben6 DtseariM bringt durch seine „G6om6trie*' die Anwendung der Buch- staben X, y tmd z zur Bezeichnung unbekannter Größen in allgemeinen Gebrauch. Auch die Bezeichnungen „reell** und „imaginär** stammen aus diesem Werke. — Ren6 DtseariM gibt dem von Willebrord Snellius gefundenen Brechungs- gesetz den heute noch gebräuchlichen Ausdruck. — Ren^ DtseariM gibt eine Beschreibung von Lupen für mikroskopische Unter- suchungen (kleine Organismen u. dgl.), die er „PerspiciUa pulicaria ex uno vitro** (Flohgläser mit einfacher Linse) nennt. Nach den noch vorhandenen Abbildungen waren diese Lupen bereits mit Spiegeln zur Beleuchtung des Objekts versehen. — Ren6 DtseariM weist darauf hin, daß die Akkommodation des Auges —wenig- stens zum Teil — auf Formveränderungen der Linse zurückgeführt werden muß. — Galileo GallM entdeckt die Libration des Mondes in Breite und die pa- rallaktische Libration. — Johann Htvtllui (eigentlich Höwelcke) in Danzig erfindet die Grundform des heutigen WaUspiegels, bez. derjenigen Spiegelinstrumente, welche dazu dienen, den Gegner (Schützen) von einer Deckung (Wall, Anzeigerdeckung u. dgl.) aus imgefährdet imd ungesehen zu beobachten. HeveFs Apparat, den er Polemoskop oder Kriegsperspektiv nennt, ist ein Femrohr, welches am Okular- und Objektivende je einen unter 45® geneigten Planspiegel trägt, so daß die Sehlinie zweimal unter 90® gebrochen wird. — Phineas Pttt erbaut in Woolwich den ersten Dreidecker „The Sovereign of the Seas**, der eine Gesamtlänge von 232 Fuß, eine größte Breite von 48 Fuß und einen Tonnengehalt von 1637 t besitzt tmd 100 Geschütze führt, wovon 30 im tmtem, 30 im mittlem, 26 im obem Deck sich be- finden, während die übrigen auf dem Oberdeck der Back und der Hütte verteilt sind. Bis dahin waren die Kriegsschiffe als Zweidecker gebaut. — 119 — 1688 1638 Nachdem der Copaivabaum zuerst um 1600 von einem unbekannten portu- giesischen Mönch erwähnt worden war, spricht Pater Acttgna zuerst von dem Copaivaöl, das als wundheilendes Mittel angewendet werde. 1677 figuriert das Mittel bereits als „Balsamum copaivae'* in der Londoner Pharmakopoe. — Galileo Qalllel dehnt etwa i. J. 1638 seine Untersuchungen der Pendel- schwingungen (s. 1683) auf Pendel verschiedener Länge aus und findet das Gesetz, daß die Pendellängen sich wie die Quadrate der Schwingungs- zeiten verhalten. — Galileo QallM begründet die Elastizitätslehre und die Festigkeitslehre, in- dem er zuerst die Natur des Widerstandes fester Körper gegen Bruch zu erforschen trachtet. (Vgl. seine Schrift „Discorsi e Dimostrazioni mate- matiche".) — Nicolo Sabatttnl macht in seinem Werke über die italienischen Theater den Vorschlag, die durch die leicht entzündlichen Dekorationen bedingte Feuers- gefahr dadurch zu mindern, daß die zum Anstriche der Hölzer, Gewebe usw. dienenden Farben mit Ton oder Gips gemischt werden. — Watklns und Baught erhalten in England das ausschließliche Becht, Ziegel- steine mit Steinkohlen zu brennen. Bis dahin war für diesen Zweck nur Holz benutzt worden. — Benedetto Castolll führt die ersten Regenmessungon aus, 31 Jahre vor Er- findung des ersten selbstregistrierenden Regenmessers von Robert Hooke. — Der französische Ingenieur G6rard DesargiMt weist darauf hin, daß die ästhetischen Maßverhältnisse in der Kunst vielfach von geometrischen Ge- setzen abhängig sind, omd führt in der Untersuchung der Kegelschnitte eine perspektivische Beweisführung ein. Von ihm stammt die der nicht- euklidischen Geometrie zugrunde liegende Vorstellung, daß sich zwei pa- rallele Linien in unendlicher Entfernung schneiden. — John Horrox und CrafetrM beobachten am 4. Dezember einen Durchgang der Venus durch die Sonnenscheibe. (Vgl. hierzu 839.) — Giles Persone fle Roberval veröffentlicht eine Tangentenkonstruktion, bei welcher er das Parallelogramm der Kräfte verwendet, indem er die Kurve durch Zusammensetzung zweier Bewegungen entstehen läßt. 1643 löst Torricelli dieselbe Aufgabe, ohne Roberval's Lösung zu kennen. 1640 Marcus Banztr substituiert als erster dem verletzten Trommelfell ein künst- liches und beschreibt dies in seiner Schrift „De auditione laesa". — Alonzo Saavedra Barba empfiehlt zuerst die Anwendung der Flammöfen für das Rösten und Schmelzen der Bleierze. Die erste praktische Anwendung erfolgt 1698 durch Wright in England. — William Qascolgnt erfindet den ersten mikrometrischen Apparat, indem er in der Fokalebene eines Femrohrs zwei parallele Lamellen anbringt, deren einander zugekehrte scharfe Kanten durch Schrauben genähert oder ent- fernt werden können. (Schraubenmikrometer.) — Der Goldschmied, spätere Mathematiker Paul QuMln in Wien gibt in seiner Schrift „Centrobaryca" die nach ihm benannte Guldin'sche Regel (bary- zentrische oder zentrobarische Regel) zur Bestimmung des Rauminhalts und der Oberfläche eines Umdrehungskörpers an. Die Regel war indes schon Pappos (s. 300) bekannt. Guldin legt den Grund zur Kombinationa- theorie und berechnet die Anzahl der aus 23 Buchstaben kombinierbaren Wörter. — Johann Baptist van Halmont gibt an, daß bei der Verbindung von Alkalien mit Säuren die charakteristischen Eigenschaften der ersteren sowohl, wie der letzteren verschwinden. — Blaise Pawal verfaßt im Alter von 16.Tahren unter Anlehnung andieUnter- — 120 — 1648 suobungen von Desargues (s. 1639 D.) eine Schrift über die Kegelschnitte, die auch den nach ihm benannten Satz vom „Pascal'schen Sechseck*' (Hexagramma mjsticum) enthält. 1640 Giovanni Battista Riedoll und Francesco Maria Qrlnialdl unternehmen in den Jahren bis 1654 auf dem Turme degli Asinelli in Bologna eine Reihe von Versuchen, mit Hilfe fallender Körper die Wirkung des Luftwider- standes zu bestimmen. — Nachdem das Sezieren von Leichen Jahrhunderte hindurch als sündhaft gegolten hatte, und seit Raimondo de Luzzi (s. 1314) kaum mehr geübt worden war, erhält Werner RoMnk zuerst wieder die Erlaubnis, mensch- liche Leichen — von Verbrechern — sezieren zu dürfen, woher die Bezeich- nung „rolfinken, rolfincare" rührt. — Daniel Stumpfftlt soll angeblich die Steinkohlenverkokung erfunden haben. — Nachdem die Gräfin del Cinchon, die Gemahlin des Vizekönigs von Peru, 1618 durch die in Peru seit langer Zeit benutzte Chinarinde von einem Wechselfieber geheilt worden war, führt Juan M VafOt der Leibarzt der Gräfin del Chinchon, die Rinde in Spanien ein, wo 1642 Peter Barba ein Werk zu ihrer Empfehlung schreibt. 1641 Madame Marion Delorme erwähnt in einem Brief vom Jahre 1641, daß ein Mann namens Salomon fle Caus lange Zeit hindurch den Kardinal Richelieu mit der „verrückten" Idee verfolgt habe, man könne Schiffe durch Dampf fortbewegen. Neuere Forschungen lassen es als sehr wahr- scheinlich erscheinen, daß diese Angabe ihre Richtigkeit hat, so daß dem- nach hier die erste — wenn auch nur theoretische — Erfindomg des Dampf- schiffs vorliegt. — Nach einer Angabe von Christian Kramp in „Hindenburgs Archiv der reinen und angewandten Mathematik" hat Otto von QiMrickt die Erfindung der Luftpumpe i. J. 1641 gemacht und das erste Instrument dem Magistrat von Köln geschenkt. Diese Luftpumpe soll sich 1799 noch in Köln be- funden haben. Eine einwandfreie Bestätigung dieser Kramp'schen Angabe hegt nicht vor. (Vgl. 1654 G.) — Athanasius KlrdMT gebraucht zuerst das Wort „Elektromagnetismus", selbst- verständlich in einem sich mit der heutigen Bedeutung des Wortes nicht deckenden Sinne. Vgl. seine Schrift „Magnes seu de arte magnetica opus tripartitum", woselbst in Lib. III folgende Bemerkung enthalten ist: „"HlexTQOfiayviiTiafios i. e. de magnetismo electri seu electricis attractio- nibus". — In der „Pharmakopeia Medico-Chymika" des Johann Schrddir findet sich die Bemerkung, daß geglühte Granaten in Salzsäure löslich sind: eine der ersten wichtigen Beobachtungen in der Mineralchemie. 1642 Blaise Paical erfindet die erste Rechenmaschine zum Rechnen der 4 Spezies. — Ludwig von SIefMi erfindet die Schabkunst, eine Abart des Kupferstichs, die sich namentlich in England sehr schnell verbreitet; bei ihr werden aus dem mit dem Granierstrahl aufgerauhten Grunde der Platte die mehr oder weniger lichten Stellen herausgeschabt. — Der holländische Seefahrer Abel Jansz Tatman entdeckt Vandiemensland (jetzt Tasmania genannt), umfährt Australien in weitem Umkreis und stellt fest, daß Australien tatsächlich ein neuer Kontinent ist, daß aber das hier an- genommene große Südland nicht existiert. Er entdeckt bei seiner Fahrt die Westküste Neu- Seelands, an welche sich fortan für lange Zeit die Phantasie als an das große südliche Festland anklammert. 1643 duMrow entdeckt den Amur. — DvMc erbaut den Kanal von Dixmünden und Fortknoke nach Ypem. Die bei Boesynge errichtete Doppelschleuse, bei der es gilt, ein Gefälle von — 121 — 1648 über 6 m zu überwinden, wird lange Zeit als ein Meisterwerk der Bau- kunst betrachtet. 1643 Georges Fournltr trägt in seinem großen Werke „L' Hydrographie oontenant la th6orie et la pratique de toutes parties de la navigation** eine große Anzahl von Tatsachen zum Aufbau einer wissenschaftlichen Ozeanographie zusammen. , — Abel Jansz Tarnian erblickt zuerst die Fidschiinseln. Dieselben werden i. J. 1773 von Cook wiedergefunden, aber erst i. J. 1827 durch Dumont d'UrviUe ausführlich beschrieben. — EvangelistaTonrletlllführt, durch Viviani's Erklärung des Luftdrucks (s. 1643 V.) angeregt, den Versuch aus, den Luftdruck mit einer Quecksilbersäule zu messen, und gelangt so zur Erfindung des Barometers. Die Bezeichnung „Barometer" erscheint zuerst in einem anonymen, wahrscheinlich von R. Boyle herrührenden Aufsatz in den „Phil. Transactions" von 1665. — Evangelista TorrIctIII bestimmt den Flächeninhalt der Zykloide und be- schreibt eine von Viviani gefundene Konstruktion der Tangenten an diese Kurve, die auch Roberval (s. 1639 R.) für sich beansprucht. — Vincenzo VWianl erklärt zuerst aus dem Luftdruck, weshalb es nicht ge- lingen will, mit einer Saugepumpe das Wasser hoher als nahezu 32 Fuß zu heben. Er schließt, daß der Luftdruck das Wasser nur bis zu einer Hohe von 32 Fuß = 10,25 m heben kann und deshalb das Quecksilber, das 13^/2 mal schwerer als Wasser ist, nur bis zu einer 13^/2 mal kleineren Höhe, d.i. bis ungefähr 28 Zoll ^=760 mm empor treiben würde. — Der Holländer Maarten Gerritsz fle Yrtot entdeckt die Ostküste Japans, die Kurilen und Sachalin. 1644 Florimond fle BtMiM in Blois bestimmt die Eigenschaften einer Kurve aus ihrer Gleichung. Er lehrt die Grenzen finden, zwischen denen die reellen Wurzeln einer Gleichung liegen. — Ren6 DMcartM führt die Entstehung der hervorragendsten Unebenheiten der Erdoberfläche zuerst auf das Zusammenstürzen innerer Hohlräume zurück und spricht sich über die Entstehung der Erde im wesentlichen in pluto- nistlBchem Sinne aus. Er spricht in seinen „Principia" von der „Beharr- lichkeit des Quantitativen in der mechanischen Aktion' ' und ist damit der Vorläufer des Gesetzes von der Erhaltimg der Kraft. — Ren6 DMcartM begründet die Theorie der Reflexbewegungen, indem er sagt, es würden Impulse von der Peripherie nach dem Zentrum fortgeführt und in letzterem auf motorische Nerven reflektiert. Er betrachtet den Tierkörper als eine Art Maschine, für welche dieselben Gesetze gültig seien, wie für Arbeitsmaschinen von Menschenhand. — Johann Baptist van Htlmont stellt die festen Bestandteile des Harns dar und findet unter ihnen Kochsalz. Er konstatiert das höhere spezifische Gewicht des Fieberhams und erklärt das Entstehen der Harnsteine aus den festen Bestandteilen des Harns. — Evangelista Torrietlll veröffentlicht ein mathematisches Sammelwerk „Opera geometrica*', in welchem er die Rektifikation der logarithmischen Spirale angibt und zuerst den Begriff der „einhüllenden Kurve*' aufstellt. 1645 Ismael Boulllau spricht, wie Newton angibt, zuerst von einer Anziehung»- kj^aft der Sonne, die in umgekehrtem Verhältnis der Entfernung ab- nehme. — Farilnantf II. von Toskana erfindet das Kondensationshygrometer, bei welchem der Feuchtigkeitsgehalt der Luft durch die Verminderung der Temperatur angezeigt wird, die nötig ist, um den atmosphärischen Wasserdampf auf der Oberfläche eines polierten Körpers als Tau niederzuschlagen. (S. a. 1820 D.) — 122 — 1648 1646 Nachdem schon Kepler darauf hingewiesen hatte, daß man das in seinem Fernrohr umgekehrt erscheinende Bild durch Hinzufügung einer dritten Linse zwischen Ohjektiv und Okular wieder aufrichten könne, konstruiert der Kapuziner Anton Maria Schyrlanit «le RMta zuerst ein solches terrestri- sches Femrohr. Er ist der erste, der die Bezeichnimgen Okular und Ob- jektiv gebraucht. 1646 Francesco Fontana beobachtet zuerst die Flecken des Mars und veröffent- licht unter dem Titel „Novae coelestium terrarumque rerum observationes*' die beiden ersten Marszeichnungen, deren erste im Jahre 1636 gemacht ist. während die zweite vom 24. August 1638 herrührt. Die zweite Zeichnung beweist, daß Fontana auch als Entdecker der Phasengestalt des Mars an- zusehen ist. — Der Kurfürst FrMrIch Wllbthii von Brandenburg richtet für die Zwecke der westfälischen Friedensverhandlungen eine Dragonerpost zwischen Berlin, Osnabrück und Münster ein. (Vgl. 560 v. Chr.) — Marco Aurelio Savtrlno bedient sich bei chirurgischen Operationen zur Anästhesierung des Operationsgebietes der Kälte, indem er Schnee und Eis auflegt. — Evangelista Torrietlll weist nach, daß die Geschwindigkeiten des aus der BodenöfFnung eines Grefäßes fließenden Wassers sich wie die Quadratwurzeln aus den entsprechenden Druckhöhen verhalten (Torricelli'sches Theorem). 1647 Buonaventura CavalltrI berechnet die Lage der Brennpunkte aller ver- schiedenen Formen von Linsen. — Johann Htvtllus in Danzig entdeckt die Libration in der Ebene des Mond- äquators (in Länge) und gibt seine noch jetzt wertvoUe Selenographie heraus. Er liefert eine Nomenklatur der Mondflecken, aus der man auch heute noch die Bezeichnung „Marc** benutzt. — Jean PMqiitt entdeckt die Chyluszisteme und deren Zusammenhang mit dem von Eustachio (s. 1664) entdeckten Milchbrustgang und weist nach, daß dieser seinen Inhalt in die linke Schlüsselbeinvene ergießt, der Chjlus also vom Darm durch die Chylusgefäße und Mesenterialdrüsen ins Blut gelangt. — Angelo Sala kennt die Bestandteile des Salmiaks und die Eigenschaften des flüssigen Laugensalzes und lehrt die Anwendung des Sublimats in der Medizin. Er entdeckt das Sauerkleesalz beim Konzentrieren des durch Ei- weiß geklärten Saftes dös Sauerampfers. — Nachdem Moritz Hofmann aus Fürstenwalde schon sechs Jahre zuvor den Ausführungsgang des Pankreas am Truthahn entdeckt hatte, findet ihn Greorg Wlrranf aus Bayern am Menschen. 1648 Simeon DMhMW umfährt das Ostkap von Asien und dringt durch die Beringstraße bis zum Anadyr vor, wodurch die Trennung der Alten Welt von der Neuen Welt bewiesen wird. 1898 erhält das Ostkap durch kaiserliche Verordnung den Namen „Kap Deshnew". — Johann Rudolf CUauNr erwirbt sich große Verdienste um die Darstellung der Mineralsäuren. Die Salzsäure war bisher immer durch Destillation des Eisenvitriols mit Kochsalz, die Salpetersäure durch Destillation des- selben Körpers mit Salpeter erhalten worden. Glauber erkennt, daß die aus dem Vitriol freiwerdende Schwefelsäure es ist, welche die Austreibung der Säure aus Kochsalz und Salpeter bewirkt und versucht nun unmittel- bar die Schwefelsäure auf diese Salze einwirken zu lassen, wodurch er die Säuren reiner und stärker als bisher erhält. Die rauchende Salzsäure er- hält nach ihm den Namen „Spiritus salis Glauberianus". — Johann Rudolf Qlaobtr erhält bei direkter Darstellung von Salzsäure und Salpetersäure die Salze, welche durch die Verbindung der Schwefelsäure — 123 — 1648 mit den Alkalien des Kochsalzes und des Salpeters ent«tehen. Das schwefelsaure Natron namentlich sieht seine Aufmerksamkeit auf sich; seine medizinische Wirksamkeit erscheint ihm so bedeutend, daß er ihm den Namen „Sal mirabile*' beilegt. 1648 Johann Rudolf Qlaobtr stellt zahlreiche Chlormetalle her, indem er das Metall mit Vitriol und Kochsalz destilliert. So erhält er außer den schon bekannten Chloriden, wie Antimonbutter und Spiritus fumans Libavii (8. 1695) das ätzende Arseniköl und das Chlorzink. Auch stellt er wäs- seriges Eisenchlorid durch Lösen von Eisen in Salzsäure und Abdampfen der Lösung dar. — Johann Rudolf Qlaobtr erhält zuerst eine Lösung von salpetriger Säure durch Reduktion von Salpetersäure mit Arsenigsäureanhydrid. Seine Be- obachtung wird 1694 von Kunckel bestätigt. — Johann Rudolf QUuiNr scheint zuerst das Chloräthjl in weingeistiger Lösung erhalten zu haben. In reinem Zustand stellt es Rouelle 1759 durch Destillation von Zinnchlorid mit Weingeist dar. Diese Darstellungsmethode wird vom Marquis de Courtenvaux veröffentlicht, der deswegen öfters als Entdecker des wasserfreien Chloräthyls genannt wird. — Athanasius KlrdMT gibt eine Beschreibung des Hörrohrs. — Jan fle Latt gibt die von Wilhelm Plao und Greorg Marcgrav auf ihrer brasi- lianischen Reise gesammelten naturgeschichtlichen Daten heraus, welche die spezielle Tierkenntnis wesentlich bereichem. — Maglottl erfindet den, fälschlich nach Descartes benannten Cartesianischen Taucher. — Emanuel Malgnan gibt die erste Theorie der Lichtbrechung. — Der Mediziner Johann Marcus Mard von Kronland sieht zuerst die prismatische Dispersion des Lichts, ohne jedoch eine Erklärung derselben geben zu können. Nach Gerland und Traumüller hat auch Descartes 1649 die pris- matischen Farben beobachtet. — Blaise Pawal läßt durch seinen Schwager Parier am 9. September die erste barometrische Höhenmessung auf dem Puy de Dome ausführen, wodiirch das Vorhandensein des Luftdrucks endgültig bewiesen wird. — Francesco Ridl tritt zuerst gegen die Annahme einer Generatio aequivoca in den niederen Tierklassen auf, indem er zeigt, daß, wenn man die Ab- lagerung der Eier in faulende Substanzen verhütet, sich in diesen keine lebenden Wesen entwickeln. Er macht (1664) die ersten methodischen Arbeiten über Schlangengift. — Jean RloUui macht den Versuch, die Hautkrankheiten nach ihrer äußern Form zu klassifizieren. Auch Thomas Willis macht 1670 einen dahin- gehenden Versuch. 1649 Ren6 DMcariM erklärt mit Gilbert (s. 1690) und mit Bacon (s. 1620 B.) die Wärme als Bewegung der KörperteUchen. Je stärker die Vibration der TeUchen ist, um so höher steigt die Wärme. Die Bewegung der Himmels- körper erklärt er durch seine Wirbeltheorie. — Ren6 DMcariM wendet das Refraktionsgesetz (s. 1614 S. und 1637 D.) zu- erst zur Erklärung des Regenbogens an. — Nachdem zuerst 1447 in der Memminger Chronik eine fahrradähnliche Fort- bewegungsmaschine (ein Wagen ohn Roß, Rindter und Leutt) erwähnt worden war, baut der Nürnberger Zirkelschmied Johann Haatoch einen Wagen, der durch die eigene Kraft des Fahrenden getrieben wird, jedoch nur 2000 Schritte in der Stunde zurücklegt. — Nachdem Franciscus de Pedemontinus die erste Beschreibung der Wander- niere gegeben hatte, gibt Jean Rldan auf Grund von Sektionen ein voll- ständiges klares anatomisches Bild davon. Im gleichen Jahre weist er als — 124 — 1650 der Erste bestimmt auf den Zusammenhang des Kropfes mit der Schild- drüse hin. 1649 Während man in der Artillerie bis dahin die Bomben noch „mit zwei Feuern'* warf, indem zun&ohst der Zünder des in das Bohr eingesetzten Greschosses und sogleich darauf die Greechützladung entzündet wurde, lehrt Kasimir Slmltiiawlci in seiner „Ars magna Artilleriae" das Bombenwerfen „mit einem Feuer", wobei der Greschoßzünder von der Flamme der Ge- schützladung gleichzeitig mit in Brand gesetzt wird. 1650 Fran^ois fle !• Boi (Sylvius) begründet das chemiatrische System in der Medizin. £r glaubt an dem Chlorkalium besondere medizinische Eigen- schaften zu finden, nach welchen es lange Zeit als Sal febrifugium oder Digestivum Sylvii bezeichnet wird. Otto Tachenius betrachtet bereits als Bestandteile dieses Salzes Kali und Salzsäure. — Fran^ois fle It Boi (Sylvius) findet zuerst Lymphgefäße in der Leber und gibt die erste Beschreibung von Tuberkeln, deren genetischen Zu- sammenhang mit Phthisis pulmonalis er annimmt. — Maria Cmitta gibt Planetentafeln unter dem Namen „Urania" heraus, die sich auf Keplers rudolphinische Tafeln (s. 1627 K.) stützen. — Honoratius Fakry untersucht die Erscheinungen der Capillarität in engen zylindrischen Röhren und findet, daß die Steighöhen oder Depressionen einer Flüssigkeit dem Halbmesser der Röhren — gleiches Material der Röhren vorausgesetzt* — umgekehrt proportional sind. Dieser Satz wird von Gay Lussac (1799) bestätigt. Auch Brunner (1846), E. F. D6sains (1857), BMe (1861) u. a. gelangen zu gleichen Ergebnissen. — Der englische Anatom Francis QHtMNl gibt in seiner Schrift „De rachitide" die erste erschöpfende, noch heute klassische Darstellung der Rachitis (englischen Krankheit), die eine Entwicklungsstörung des frühen Kindes- alters darstellt und zu eigenartigen Schädigungen des kindlichen Skeletts führt. Er empfiehlt zu deren Behandlung Gymnastik und Unterstützungs- apparate und gelegentlich auch Massage. — Joachim Junflus bemängelt zuerst die altherkömmliche Einteilung der Pflanzen in Bäume und Kräuter als das Wesen nicht treffend und be- zweifelt wie Redi (s. 1648 R.) die Creneratio aequivoca. — Athanasius KlrdMT beschreibt die Aeolsharfe (Anemochord), die aus einem langen, schmalen Resonanzkasten besteht, auf dem eine Anzahl im Ein- klang abgestimmter Darmsaiten über zwei niedrige Stege gespannt sind. Streift ein Luftzug die Saiten, so fangen dieselben an zu tönen. Da das Prinzip der Aeolsharfe bereits im Altertum bekannt war, kann die Er- findung nicht dem heiligen Dunstan zugeschrieben werden. — Fran^ois Mansart erfindet die gebrochenen oder Mansardendächer, die aus einem steilen unteren und einem flachen oberen Walmd achteil bestehen. — Domenico Panaroll beobachtet zuerst Finnen im Corpus Callosum eines epileptischen Priesters in Rom; den Namen „Finnen" führt 1782 Paul Friedrich Christian Werner ein, der auch die Einstülpung des Kopfes in die Blase zuerst beobachtet. — PappMlMliil konstruiert das erste der Kapselpumpe (vgl. 1593) analoge Kapselgebläse mit zwei Drehachsen zur Förderung von Luft und Wasser, das aus zwei Zahnrädern von je sechs an allen Ecken des Profils ab- gerundeten Zähnen besteht und die Grundlage aller derartigen Konstruk- tionen ist. — Nicolas Sanson erfindet die sogenannte flächentreue Projektion, die, weil sie sich in dem Atlas coelestis von Flamsteed 1712 findet, vielfach auch nach Flamsteed benannt wird. — Nicolas Sauvaga hält im Hotel de Fiacre in der Rue St. Martin in Paris — 125 — 1660 zuerst Wagen und Pferde zum Vermieten bereit, die von seinem Hause den Namen „Fiacre" erhalten. 1650 Johann Sptrlhif gibt in seiner erst nach seinem Tode veröffentlichten „Zoologia physica'* die erste Andeutung einer richtigen Auffassung von der Stellung des Menschen innerhalb des Tierreichs, die sp&ter zur Bildung eines besonderen Naturreichs für denselben führt. (Vgl. indes auch 1501.) — Bernhard Vartnlin gibt in seiner „Greographia generalis** die erste allgemeine systematische Darstellung des Formenschatzes der Erde. Er klassülziert zuerst die großen Meere und unterscheidet den Atlantischen, Pazifischen und Indischen Ozean, eine Einteilung, die sich allmählich einbürgert. — Bernhard VarMilHS gibt die erste eingehendere Beschreibung der Wind- verhältnisse auf der Erde. — Thomas Wharton aus Yorkshire publiziert das erste bedeutende Werk über Drüsen, beschreibt darin die Thymus-, Pankreas- omd Submaxülardrüse und entdeckt den Ausführungsgang der letzteren. 1651 Johann Eudolf Qlaobtr macht die erste chemische Analyse von Meteorsteinen. — William Hanrty erklärt in seiner Schrift „De generatione animalium", daß die Theorie der Greneratio aequivoca ein Irrtum sei und jedes lebende Wesen sich aus einem Ei entwickle, welches vom weiblichen Individuum stamme und auf dessen Entwicklung der Same als belebender Reiz einwirke. Der von Harvey aufgestellte Satz „Omne vivum ex ovo** bildet den Aus- gangspunkt aller seitdem auf entwicklungsgeschichtlichem Gebiete unter- nommenen Forschungen. — Nathanael fle Hlfhmort beschreibt die nach ihm Highmorehöhle genannte Oberkieferhöhle, welche bereits Galen als Sinus maxillaris kannte. Es gelingt ihm, viele bis dahin unerklärliche Zahnerkrankungen als Er- krankungen des Antrum Highmori nachzuweisen. — Giovanni Battista Rlcdoll macht die ersten trigonometrischen Höhenbestim- mungen der Wolken. — Der schwedische Arzt Olaus RuibMk entdeckt als Student in Padua die von ihm „seröse Gefäße** benannten Lymphgefäße des Darms und zeigt 1652, daß diese Gefäße mit den Chylusgefäßen identisch sind und daß sie in den Ductus thoracicus einmünden. Die Bezeichnung Lymphgefäße führt 1653 Thomas Barttiollnus ein. 1652 Lt QtiMiri begründet die Spalierbaumzucht und macht wichtige Angaben über Unterlage und Reis in der Obstbaumkultur. — Francis Lodwiek entwickelt in seinem „Groundwork or Foundation laid for the Framing of a new perfect Language** das Programm einer Universal- spräche, das alle die Eigenschaften in sich vereint, von denen spätere Ver- suche (s. 1879 S., 1887 S., 1906 M.) stets nur einen Teü wiedergeben. — Domenico fle MardMtti erkennt zuerst am Herzen und Darm die Fähig- keit aktiver Bewegung. — Isaak MlnnlHS führt zum ersten Male die Durchtrennung des Kopfnickers bei Caput obstipum (Schief hals) aus, eine Operation, die 1668 von Meister Florian in Holland, 1670 von Hendryk van Roonhuyze, 1738 von Tulp und dann öfter wiederholt wird. — Sir Hugh Platt macht zuerst den Vorschlag, den Dampf zum Heizen eines Treibhauses zu verwenden. 1663 Pierre Borel entdeckt die sympathetische Tinte, indem er die Schwärzrmg der mit essigsaurem Blei gemachten unsichtbaren Schriftzüge durch eine Abkochung von Auripigment und Kalk bewirkt. — Andr6 Lt Nötrt ist der Schöpfer des französischen Stils in der Gartenkunst. Er gibt den Gärten das, was ihnen bisher fehlte, die Perspektive, ver- einfacht die Wasserkünste, hebt darin, wie in der Banmformung, alle Spiele- ~ 126 — 1656 reien auf und bringt Symmetrie in die durch Schnitt hergestellten Lauben- gänge, Hecken und Nischen. 1653 Jean RloUui erfaßt zuerst den Gedanken, bei Wassersucht des Herzbeutels diesen zu öffnen. — Johann Seultetus benutzt für den Verband der unteren Gliedmaßen die nach ihm benannte Binde, die aus einer beliebigen Anzahl von Streifen besteht, welche dachziegelartig übereinander gelegt werden, und so lang sein müssen, daß sie das betreffende Glied 1^/2 mal umgreifen. — Der französische Staatsrat M. fle VMaytr erhält von Ludwig XIV. das Privileg, in Paris eine Stadtpost einzurichten. Hierbei führt er zwecks freier Beförderung die „Billets de port pay6" ein, welche um die Briefe herumgeschlagen oder auf irgend eine andere Weise an denselben befestigt werden. Sie ähneln den späteren Streifbändern und sind als Vorläufer der Briefmarken anzusehen. Auch stellt er die ersten Postbriefkasten auf. 1654 Johann Rudolf QUuiNr hat eine annähernd richtige Vorstellung von den Wirkimgen der chemischen Verwandtschaft. Er zeigt, daß die Zersetzung des Kochsalzes und Salpeters durch Schwefelsäure sowie die des Salmiaks durch Kalk oder Kali (s. 1648 G.) darauf beruht, daß der eine Bestand- teil zu dem Zersetzungsmittel eine größere Verwandtschaft hat (es liebt und auch von ihm geliebt wird). Er erläutert, wie Schwefelantimon sich mit Sublimat zersetzt, hat also auch Einsicht von dem Vorgang der dop- pelten Wahlverwandtschaft. — Francis QHtMNl in London bearbeitet die Anatomie und Physiologie der Leber in hervorragender Weise und erwShnt in seiner Schrift „Anatomia hepatis" zuerst die nach ihm benannte Glisson'sche Kapsel. — Otto von QuKlcki führt dem Reichstag zu Regensburg sein berühmtes Ex- periment mit den sogenannten Magdeburger Halbkugeln vor. Diese Halb- kugeln werden durch eine, mit einem Hahn verschließbare Röhre mit der Luftpumpe in Verbindung gesetzt. Nachdem die Luft ausgepumpt ist, haften sie mit solcher Kraft aneinander, daß 16 Pferde kaum imstande sind, den Druck der Luft zu überwinden, während sie ohne Schwierigkeit ausein- anderzuziehen sind, sobald durch öffnen des Hahns die Luft wieder ein- gelassen wird. (Vgl. 1641 G.) — Otto von Quorieki wird durch seine Versuche bahnbrechend für die Lehre von der Aerostatik. Die Elastizität der Luft ist seitdem bewiesene Tat- sache und es ergibt sich der wichtige Schluß, daß die unteren Schich- ten der Atmosphäre dichter als die oberen sein müssen. Er erkennt auch die Bedeutung des Wasserdampfes für die Nebel- und Wolkenbildung. 1664 — 88 Der französische Matrose Henri Hamol, der als Schiffbrüchiger in Korea gefangen gehalten wird, gibt nach seiner Rückkehr die erste aus- führliche Kunde von diesem Lande. 1654 Blaise Pawal baut in seiner erst nach seinem Tode i. J. 1666 gedruckten Schrift „Trait6 du triangle arithmötique" die Kombinationslehre und Wahrscheinlichkeitsrechnung weiter aus, und erörtert im besonderen das nach ihm benannte arithmetische Dreieck, eine Tafel der Binomialkoeffi- zienten zur Auffindung höherer arithmetischer Reihen und der Kombina- tionszahlen. Neben Pascal ist namentlich auch Fermat ein Förderer der Wahrscheinlichkeitsrechnung. 1655 Nachdem schon Anton Platner in Augsburg 1518 die Feuerspritze ver- bessert hatte, versieht, wie aus einem Briefe von Leibniz an Papin vom 4. Februar 1707 hervorgeht, Johann HaiHzsch dieselbe wieder mit dem von Heron (s. 100) erfundenen Windkessel. — Christian Huygons entdeckt den Titan, den größten der acht Satelliten des SaturD. — 127 — 1656 1655 Der Jeeuit Martin Marttnl, der 1651 aus China heimgekehrt ist, publiziert seinen neuen Atlas von China, auf den sich das neuere Wissen von diesem Reiche gründet. In diesem Atlas erscheint auch zuerst das Bild der Halbinsel Korea. (Vgl. auch 1654.) — John Wallis in Oxford baut die Lehre von den Kegelschnitten unter An- wendung der von Descartes angegebenen neuen Methode (s. 1637 D.) weiter aus. Vgl. seine Schrift „Tractatus de sectionibus conicis nova methodo expositis". 1656 Johann Rudolf QUuiNr rät in seinem „Miraculum mundi'S den Nieder- schlag, den kohlensaures Kali in Kupferlösungen bewirkt, statt des seit alters her bekannten Grünspans zum Malen anzuwenden. Proust zeigt 1799, daß diese grünen Niederschläge, die man bei unvollkommener Fällung erhält, basische Salze sind und daß der blaue Niederschlag, der bei vollständiger Fällung entsteht, Kupferoxydhydrat ist. Das salpetersaure Kupfer scheint Glauber bereits 1648 erhalten zu haben. — Christian HHygtns erfindet die Pendeluhr. Hat auch, wie aus dem Artikel unter 1636 G. hervorgeht, schon Galilei den Gredanken gehabt, das Pendel bei Uhren anzuwenden, so ist doch, wie jene Notiz ergibt, eine praktische Ausführung dieses Gedankens nicht erfolgt. — Werner RoMnk führt an den Leichen zweier im Leben mit Katarakt Be- hafteter den anatomischen Nachweis, daß der graue Staar auf einer Trü- bung der Krystalllinse beruht. — John TratfMcant bringt die erste Probe von Guttapercha unter dem Namen „Mazer wood** nach London. — Jsaak VoMlus begründet selbständig die meteorische Quellenlehre durch den von ihm aufgestellten Satz „Omnia flumina ex collectione aquae pluvialis oriri". 1657 Der polnische Feldarzt Janus Abraham a QehMlMl macht zuerst bestimmte Vorschläge, um die Vorbildung, die Leistungen und damit auch die Stellung des militärärztlichen Personals zu verbessern. Er tut Schritte zur Reformierung der bisher mitgeführten Feldapotheken (Feldkästen), die nicht mehr vom Arzt, sondern vom Staat angeschafft werden sollen. — Wolfgang HMr gibt in seinem „Hercules medicus** die erste Beschreibung des Kretinismus. — Johannes Hudile fördert die Lehre von den Gleichungen und gibt eine Methode zur Erkennung der mehrfachen Wurzeln einer Gleichung, die nach ihm die „Hudde'sche Regel** genannt wird. Auch findet er die ein- fachste und übersichtlichste Ableitung der Cardanischen Formel. — Christian Huygtns erkennt die wahre Gestalt des Satiimringes (s. 1610 G.), veröffentlicht jedoch seine Entdeckung, um weitere Beobachtungen ab- zuwarten und sich dennoch die Priorität zu sichern, zunächst nur in folgendem Anagramm: aaaaaaa ceccc d eeeee g h üüüi 1111 mm nnnnnnnnn oooo pp q rr 8 ttttt uuuuu, welches, richtig gelesen, heißt: Annulo cin- gitur, tenui, piano, nusquam cohaerente, ad eclipticam inclinato. 1658 Pierre Feniiat fördert die Zahlentheorie durch Aufstellung einer großen Reihe bemerkenswerter, zum Teil berühmt gewordener Sätze. Hierhin gehört das „Fermat'sche Problem**, welches den elementaren Beweis fordert, daß die Gleichung x» + y° = ^^ ^^r n > 2 nicht in ganzen Zahlen lösbar ist. Fermat behauptet, einen „wahrhaft wunderbaren** Be- weis zu besitzen; doch ist es bisher nicht gelungen, diesen Beweis wieder- zufinden. Andere zahlentheoretische Sätze beziehen sich auf die Polygonal- zahlen, die Primzahlen usw. — Johann Rudolf Qlaobtr beschreibt die Bildung des übrigens schon vorher bekannten Holzessigs durch trockene Destillation des Holzes. — 128 — 1660 1658 Johann Rudolf CUaHbir wendet zuerst die Sioherheitsröhren als Sicherheits- ventile an. Durch Welter (1820), nach dem sie auch benannt werden, kommen dieselben in regelmäßigen Grebrauch. — Der kurfürstlich brandenburgische Ingenieur Johann Gregor MMnhari be- ginnt die Befestigung Berlins nach dem altniederländischen bastionierten System. Die Festungswerke laufen etwa in der Linie der heutigen Ober- wall-, Niederwall- und Neuen Friedrichstraße und bestehen aus 13 durch Eurtinen verbundenen Bastionen und 5 (später hinzugefägten) Bav^elinen. Die Sturmfreiheit beruht auf einem 45 m breiten nassen Graben. — Jan SwamiMTdam entdeckt die roten Blutkörperchen im Froschblut. — Johann Jacob W«|itor gibt in seiner Schrift über die Apoplexie gute Unter- suchungen über das Gefäßsystem des Gehirns und weist zuerst die Ver- narbung apoplektischer Himherde nach. 1650 William Brounckir, Viscount of Castle Lyons, bringt die Faktorenfolge, welche John Wallis (s. d. 1668) in seinem berühmten „Wallis'schen Pro- dukt" zur Darstellung von n verwendet, in die Form eines unendlichen Kettenbruchs. — Oberst Qtntkaiit wendet zuerst Steinminen (Erdmörser) an, indem er bei der Belagerung von Thom schräg in das feste Erdreich eingegrabene röhren- artige Löcher nach Art eines Geschützes mit Pulver ladet und Steine als G-eschosse daransetzt. 1660 Bobert Boylt, der durch Kaspar Schott's Werk von Guericke's Versuch (s. 1641 G. und 1654 G.) Kenntnis erhalten hatte, konstruiert mit Bobert Hooki eine Luftpumpe, die in der Handhabung wesentlich bequemer als Guericke's Pumpe ist. Der Bezipient besteht aus Glas und ist mit einem abhebbaren Deckel versehen, der gestattet, den Versuchskörper bequem hineinzubringen. — Hermann CMrinf wird mit seinem »,Ezamen rerum publicarum" der Schöpfer der Statistik, die bis dahin nur ganz oberflächlich von dem Venetianer Sansovino und dem Franzosen Pierre d'Avity behandelt worden war. — Procope ConiMun, Limonadier in Paris, stellt zuerst gewerbsmäßig durch Kältemischungen gefrorene Limonaden und Fruchtsäfte her. Diese Fabrikation verbreitet sich so schnell, daß sich 1676 eine Innung der Meister der Kunst „des glaces de fruits et de fleurs" mit 250 Mitgliedern bUdet. (S. a. 1621 B.) — John Hanrlngton führt die Wasserklosetts aus Frankreich nach England ein. Doch sind dieselben keine französische Erfindung, und es amterliegt keinem Zweifel, daß die Wasserklosetts schon im Altertum im Orient in Gebrauch gewesen sind. — Blaise Paical wendet das Prinzip der virtuellen Verschiebungen zum Be- weis des Satzes an, daß ein an einem Punkte der Oberfläche einer flüssigen Masse ausgeübter Druck sich gleichmäßig nach allen andern Punkten der Flüssigkeit verbreitet, wofern diese nicht auszuweichen imstande ist (Pascal'sches Gesetz). — Conrad Victor SchmMor in Wittenberg beweist anatomisch und klinisch, daß nicht das Gehirn, sondern die Nasenschleimhaut (Membrana Schnei- den) den Schleim absondert, der in Krankheiten abfließt, und stößt damit endgültig die Lehre der Alten von den zahlreichen katarrhoischen Krank- heiten um. — Nicolaus StoiUMils erkennt die Muskeln als die eigentlichen tätigen Be- wegungswerkzeuge und findet, daß sie sich bei ihrer Zusammenziehung selbst verkürzen, eine Erscheinung, die BoreUi auf die Elastizität der Darmstaedter. 0 — 129 — 1660 Muskeln zurückführt, welche unter dem Einfluß der Nerven in Tätig- keit trete. 1660 Thomas SytlMiham, der .«englische Hippokrates'% faßt zuerst den Gredanken, daß die Krankheit eine Folge eines Krankheitsprozesses sei, ein Begriff, den er als erster streng durchführt. Er betrachtet das Fieber als einen Akt zur Entfernung der Schädlichkeiten, welche Lehre bis gegen Ende des 18. Jahrhunderts die herrschende bleibt. „Fieber ist ein Werkzeug der Natur, durch welches dieselbe die unreinen Teüe von den reinen sondert.** — Thomas SytlMiham gibt diätetische Anordnungen je nach der Konstitution des Patienten und zeigt, daß eine große Zahl von Erkrankungen lediglich durch richtige Lebensweise und verständige Ernährung zum guten Ende geführt werden können. — Thomas SytlMiham gibt der Seuchenlehre einen gewaltigen Umschwung durch die Ausbildung des Begriffes epidemischer Konstitution, bei deren Entstehung kosmische und tellurische Einflüsse, Miasmen, die aus dem Erdinnem emporsteigen, Unreinigkeiten der Atmosphäre und ähnliche Faktoren mitspielen. 1661 Die AcadMüla M ClmMito in Florenz macht Versuche über die Zusammen- drückbarkeit des Wassers in Silberkugeln. Die Versuche ergeben zwar kein brauchbares Resultat, erweisen aber die Porosität des Silbers. — Henry BMlop, Greneralpächter des englischen Postwesens, führt den Auf- gabestempel für Briefe ein. — Der englische Naturforscher Robert Boyit stellt im Anschluß an Demokritos imd Gassendi (s. diese) eine Korpuskulartheorie auf, nach welcher alle Körper aus kleinsten Teilchen bestehen. Durch Aneinanderlagerung der sich gegenseitig anziehenden Teilchen verschiedener Stoffe kommt die Ver- bindung zustande. Tritt mit einem Körper ein anderer in Wechselwirkung, dessen kleinste Teilchen zu denen eines Komponenten mehr Anziehung haben, als die Komponenten unter sich, so erfolgt Zersetzung. — Robert Boyit stellt den Begriff der chemischen Elemente auf, als welche man Stoffe anzusehen habe, die man nicht weiter zerlegen, aus denen man aber die anderen Stoffe zusammensetzen könne. Ähnliche Ansichten hatte Joachim Jungius in seinen 1642 erschienenen „Principia corporum naturalium'* ausgesprochen, die jedoch unbeachtet geblieben waren. — Gegenüber den Alchemisten, welche die Verwandlung von Eisen in Kupfer annahmen, zeigt Robert Boyto, daß Kupfer aus seinen Lösungen durch Zink und durch Eisen metallisch gefäUt wird, und erklärt den Vorgang dahin, daß das Auflösungsmittel ein aufgelöstes Metall faUen lasse, um das die Ausfäüung veranlassende Metall aufzunehmen. — Robert Boyit hebt zuerst ausdrücklich hervor, daß auf die Hervorbringung von mehr oder weniger regelmäßigen Kry stallen langsame oder schneUe Abkühlung der Lösung bedeutenden Einfluß ausübt. — Die Jesuiten Albert Donriilt und Johannes Qruthtr machen einen Zug durch Tibet, erreichen die Hauptstadt Lhassa und steigen von da über den Himalaja nach Agra hinab. — Guichard Joseph Du Vtrnty führt die ITntersuchimgen von Aranzio (s. 1566) über den foetalen Blutlöreislauf weiter, findet im Verein mit Caspar Barthoiinus die nach dem letztern benannten Drüsen (Glandulae Bartho- linianae) und liefert davon eine genaue Beschreibung. — Johann Htvtlius beobachtet 1553 Sterne für die Epochen 1661 und 1701, die nach seinem Tode 1690 in einem Katalog zusammengefaßt werden, der auch 335 südliche Sterne enthält, die Halley auf seiner Expedition nach St. Helena aufgenommen hatte. — 130 — 1668 1661 ChriBtian Huygtns verwendet zuerst ein abgekürztes Heberbarometer zur Beurteilung der Luftverdünnung unter dem Rezipienten der Luftpumpe. (Barometerprobe, Manometer für niedrigen Druck.) — Marcello Malpighl beobachtet zuerst an Lunge und Mesenterium des Frosches den CapillarkreiBlauf. Er setzt den Übergang der Arterien in die Venen ins richtige Licht und liefert damit die wichtigste Ergänzung zu Harvey's Entdeckung des großen Blutkreislaufes. — Marcello Malpighl entdeckt den Bau der Lungen. Das Innere der Lungen besteht aus Säckchen oder Läppchen, welche mit den Ästen der Luftröhre und miteinander in Gemeinschaft stehen. Die Bläschen, die mit Gefäß- netzen umgeben sind, dienen dazu, durch den Druck der in ihnen ent- haltenen Luft das Blut inniger zu mischen; in die Gefäße selbst scheint keine Luft überzugehen. — Giovanni Battista Rledoll stellt eine Berechnung der Größe der Erdoberfläche an, die er auf seine mit Grimaldi ausgeführte Gradmessung gründet und die 170981012 bonomsche Quadratmeilen ergibt. — Der französische Astronom MdcMsedec ThfVMiot erfindet die Röhrenlibelle, auch Wasserwage oder Niveau genannt. 1662 Adrian AiBOut bemerkt zuerst den Schatten des Saturn auf seinem Ring. — Lorenzo MHnl untersucht den Bau der Nieren und findet die Ausführungs- gänge in den Papillen, den „Tubuli Belliniani*'. Er erkennt die Zungen- papillen als Geschmacksorgan und beschreibt deren Verbindung mit den Nerven. — Robert Boylt und Edme Mariotte stellen omabhängig voneinander das Boyle-Mariotte*sche Gesetz auf: „Der Raum, den eine eingeschlossene Gasmenge einnimmt, steht im umgekehrten Verhältnis zum Druck*'; oder „je geringer der Druck, um so größer der Raunünhalt, je größer der Druck, um so geringer der Rauminhalt." An den Boyle'schen Forschungen hat Richard Townley einen hervorragenden Anteil. 1662 — 68 Nachdem schon 1568 vom Kurfürsten Joachim II. die Grabung eines Kanals von der Spree nach der Oder projektiert worden war, läßt der Große Kurfürst durch Philipp fle ChleM dieses Werk ausführen. Anfangs bedient man sich bei demselben hölzerner Schleusen, die aber 1699 durch steinerne Schleusen ersetzt werden. 1662 Jean Baptiste ColNrt vereinigt die bis dahin in Paris zerstreuten Werk- stätten von Haute- und BasseUsse-We^rei in der Teppichfabrik der Nach- kommen des im 15. Jahrhundert verstorbenen Färbers Jehan Gobelin. Die Manufaktur erhält nach diesem den Namen „Aux Gobelins'*, welcher Name sich auch auf die dort fabrizierten Wandteppiche überträgt. — Regnier fle Qraaf entdeckt die nach ihm benannten Follikel im Eierstock und stellt fest, daß die Ovarien die Eier erzeugen und reifen lassen und daß die Eier nach der Befruchtung durch die Tuben in den Uterus gelangen. — John Qnumt in London begründet die medizinische Statistik. — Marcello Malpighl erforscht zuerst die Entwicklung des Hühnchens im Ei mit dem Mikroskop und trägt zur näheren Kenntnis aller Teile des Foetus, seiner Hüllen und seiner Umgebung bei. Er begründet die mikroskopische Anatomie der Tiere. — Der Marquis von Mahrasia beschreibt in seinen „Ephemerides novissimae motuum coelestium*' das Fadennetzmikrometer, dessen Erfindung Venturi zufolge von Montanarl gemacht sein soll. Es besteht aus einem System von mehreren feinen und senkrecht einander durchkreuzenden Silberfäden. 1663 Fran^ois fle It Boi (Sylvius) weist auf die Alkohol- und Essigsäuregärung als die Typen der Vorgänge hin, deren Vorkommen er im Verdauungskanal annimmt. Die Verdauimg ist ihm ein chemischer Prozeß. Die alkalische 9* — 131 — 1668 Galle dient dazu, den Speisebrei zu neutralisieren, und ihn in Chylus und Faeces zu sondern. Zur Bildung des Chylus trägt andrerseits auch der Pankreassaft bei, dem Sylvius saure Reaktion zuschreibt. Er kennt auch bereits den Speichel als Verdauungssaft. 1663 Nachdem Albertus Magnus (1260) zuerst das Zusammenschmelzen von Schwefel mit Alkalien erwl^nt imd libavius (1595) gelegentlich eine Vorschrift für die Auflösimg des Schwefels in wässerigem Alkali gegeben hatte, gibt Bobert Boylt genaue Anweisungen für Bereitung der Schwefel- leber sowohl durch Auflösung von Schwefel in kochendem wässerigem als auch in schmelzendem trocknem Kali. Er weiß bereits, daß sich Metalle in Schwefelleber lösen tmd erwähnt auch die Auflösung des Spieß- glanzes in derselben sowie die Schwärzung des Silbers durch Schwefelleber- lösung. Bei spätem Untersuchungen ergibt sich, daß die Schwefelleber nicht, wie man früher glaubte, aus Schwefelkalium besteht, sondern ein Cremenge von Kaliumsupersulfureten und unterschwefUgsaurem oder schwefelsaurem Kali darstellt. (Vgl. auch 1608 B.) — Robert Boylt spricht in seinen „Experiments and considerations touching colours" von den Niederschlägen, welche Alaun und Pottasche oder Blei- essig mit Farben hervorbringen. Der Grebrauch des Alauns, um die Farben auf Stoffen zu fixieren, war schon lange vorher allgemein bekannt. (S. a. 624.) — Robert Boylt bereitet zuerst das Chlorwismut ( Wismut butter) durch Er- hitzen von QuecksübersubUmat mit Wismut. — Otto von Qutrlckt macht elektrische Versuche mit einer Schwefelkugel, die in schnelle Rotation versetzt und mit der flachen Hand gerieben wird. Er sieht, daß sie leichte Körper nicht nur anzieht, sondern, was Gilbert (s. 1600 G.) noch übersehen hatte, nach einiger Zeit wieder abstößt, und be- merkt zuerst das elektrische Leuchten der Kugel, aber nicht den elektrischen Funken. — Nicolas Ltqaln erfindet die elastischen Bruchbänder. — Gilee Persone fit Robtrval erfindet das Gewichtsaraeometer, welchem Fahren - heit (1724) einen Teller zum Auflegen der Gewichte hinzufügt. Die heutige Form erhält das Instrument durch William Nicholson. (S. 1787 N.) — Hendryk van Roonhuyit veröffentlicht ein Buch über die Frauenkrank- heiten, worin er ausführlich den Scheidenprolaps, die Blaaenscheidenfistel, die er zuerst durch OperaMon (Blasenscheidenfistelnaht) schließt, die operative Öffnung der Vagina u. a. beschreibt. — Nicolaus StMionls weist nach, daß sich das Herz wie ein Muskel verhält und leitet seine Zusammenziehung von der Kontraktion der Muskeln her. Er entdeckt den Ausführungsgang der Ohrspeicheldrüse (Ductus Steno - nianus) und den Ausführungsgang der Tränendrüse. 1664 Robert Boylt beschreibt die Krystalle von wasserhaltigem Kupferchlorid, welche aus einer Auflösung von Kupfer in Salzsäure sich bilden und in Weingeist löslich sind, tmd kennt das Kupferchlorür. — Da die hygrometrische Methode des Nicolaus de Cusa (s. 1440) sich als ungenau erweist, bestimmt Folll ia PoppI den Feuchtigkeitsgrad der Luft mit Hilfe der Längen Veränderung eines Papierstreifens, der in der Mitte mit einem Gewicht belastet ist und den er später durch einen Pergament - streifen ersetzt (Hygrometer). — Regnier fit Qraaf sammelt und untersucht den Pankreassaft aus Fisteln. Die AlkaUnitat des Saftes finden jedoch erst Tiedemann und Gmelin (s. 1823 T.), die Speichelähnlichkeit Leuret und Lassaigne. — Der englische Arzt Htnthaw konstruiert den ersten pneumatischen Apparat in Form einer gemauerten Kammer, in welcher durch von außen wirkende — 132 — 1666 Blaeeb&lge und Ventile die Luft je nach Belieben verdichtet oder verdünnt werden kann. 1664 Der Mathematiker Kaapar Schott in Würzburg beschreibt in seinem Werke „Technica curiosa** eine Taucherglocke. Eine Beschreibung derjenigen Taucherglocke, mit der i. J. 1665 eine Hebung der Schätze der versunkenen spanischen Armada versucht wurde, gibt Sinclair 1669 in seiner „Ars nova et magna gravitatis et levitatis". — Jacques Labessie fle Soltyitlp französischer StaUmeister und Tierarzt, be- handelt in seinem Werke „V^ritable parfait Mar^hal'* ausführlich die Krankheiten des Pferdes. Er verwendet Binge von Blei und Pasten von Arsenik und Kupfervitriol zu Fontanellen, und greift in die gesamte Tier- heilkunde vielfach reformatorisch ein. Sein Werk wird in fast s&mtliche Sprachen Europas übersetzt. — Jacques Labessie fle SoltjfMl weist die Übertragbarkeit des Rotzes von Pferd auf Pferd nach. Die Übertragbarkeit der Krankheit auf den Menschen wird zuerst eingehend von Schilling (1821) begründet. — Nicolaus StMionIs untersucht zuerst das Gefäßsystem der Choroidea und erkennt den venösen Charakter der Venae vorticosae. 1665 Giuseppe Campanl macht sich durch die Konstruktion seiner Femrohre berühmt. Die Brennweite seiner Objektive, die den vollkommensten heutigen Erzeugnissen kaum nachstehen, ist so bedeutend, daß die In- strumente nicht mit Röhren (Tuben) versehen werden können, vielmehr das Objektiv auf der Spitze eines Mastes befestigt werden muß, während der Beobachter das Okular in die Hand nimmt. Campani liefert auch die Gläser, mit denen Giovanni Domenico Cassini seine großen Entdeckungen macht. Er setzt, zur Vermeidung der sphärischen und chromatischen Aberration, seine Okulare und Objektive schon aus mehreren Linsen zusammen. Auch Huygens und Divini zeichnen sich durch den Bau von Femrohren, deren Brennweite ein erhebliches Vielfaches von ihrer Öffnung ist, aus. (Luftfernrohre.) — Francesco Maria QrlmaMl ist der erste, der Interferenzerscheinungen be- obachtet und auf diese hin den Satz ausspricht, daß Licht, zu Licht hinzu- gefügt, Dunkelheit erzeugen könne. Er beobachtet auch zuerst die Beu- gungserscheinungen des Lichtes und beschreibt zuerst das durch ein Prisma erzeugte Sonnenspektrum. — Robert Hookt entdeckt und erklärt die Farben dünner Blättchen, die er auf eine Verwirrung der an den Grenzflächen der dünnen Schicht reflek- tierten Schwingungen zurückführt und erfindet das „Newton'sche Farben- glas''. Er spricht zuerst aus, daß das Licht aus einer schnellen und kurzen, vibrierenden Bewegung bestehe. — Robert Hookt konstruiert ein Mikroskop, dessen Okular und Objektiv aus je einer Sammellinse bestehen, und setzt zwischen diese beiden Linsen nahe dem Okular eine dritte, das sogenannte Kollektivglas. — Robert Hookt bemerkt zuerst den Farbenwechsel in der Szintillation (Fun- keln) der Sterne. — Christian HHygtns macht 29 Jahre vor Carlo Renaldini, dem man bisher diese Idee zuschrieb, den Vorschlag, als Fundamentalpunkte für das Thermo- meter den Schmelzpunkt des Eises und den Siedepunkt des Wassers zu benutzen. — Christian Huygtns beobachtet, daß zwei auf einer gemeinsamen Unterlage befestigte Pendeluhren nach einiger Zeit gleichen Gang annehmen. Spätere Untersuchungen über die „sympathetischen Pendeluhren" werden von EUicot (1739), Breguet, Laplace, Savart, Poisson und Resal (1873) ge- macht. — 133 — 1666 1666 Athanasius KlrdMT gibt die ersten Karten der Meeresströmungen heraus. — Friedrich Ruyich in Amsterdam amtersucht durch künstliche Injektion die GrefäßverteDung in den verschiedenen Organen des Körpers und fertigt mit Hufe seiner Methode eine ausgedehnte Sammlung anatomischer Prä- parate an. — Nicolaus StMionlt entdeckt die Ohrenschmalzdrüsen. — Den dänische Mathematiker Thomas WalgMlSttlil erfindet die Latema magica und die Projektionskunst (s. Prometheus 1904 S. 314). Athanasius Kircher kann somit nicht mehr als der Erfinder gelten, indem er erst in der 1671 erschienenen zweiten Auflage seiner „Ars magna lucis et umbrae*' eine überdies z. T. unklare Beschreibung der Latema magica gibt. — Der Prämonstratensermönch Johann Zahn beschreibt zuerst eine trans- portable Camera obscura. Seine Camera besitzt in Röhren gefaßte Linsen. Er berücksichtigt den Einfiuß der Brennweiten seiner Sammellinsen auf Bildgröße und Bildabstand. Er verwendet auch einen schräg gestellten Umkehrungsspiegel. 1666 Der Ingenieur Fran^ois Andi^oisy baut auf Kosten von Pierre Paul Biquet den Canal du Midi (Languedoc- Kanal), der den Atlantischen Ozean mit dem Mittelländischen Meere verbindet, 20 m breit, 239,5 km lang ist und 100 Schleusen und über 100 Brücken hat. Für diesen Kanal wird von 1679 — 1681 der Malpas-Tunnel als erster Timnel mit Sprengarbeit aus- geführt, der bei einer Breite von 6,9 m und einer Höhe von 8,4 m eine Länge von 157 m hat. — Der englische Rektor John BMd macht die ersten Beobachtungen über die täglichen Barometerschwankungen. — Giovanni Alfonso Borelll spricht zuerst den Gredanken einer parabolischen Form der Kometenbahn aus. Er erfindet den Heliostat, der den Zweck hat, ein Strahlenbündel Lichtes unveränderlich in einer gewissen Richtimg zu reflektieren und dessen Erfindung mit Unrecht W. J. s' Gravesande zu- geschrieben wird. — Das Qtmianischi Muttum in Nürnberg bewahrt das älteste bekannte ein- farbige Buntpapier, das handschriftlich die Jahreszahl 1666 trägt, von braunroter Farbe ist und deutlich das Auftragen der Farbeflüssigkeit mit dem Pinsel erkennen läßt. Es ist aber nach älteren Rezeptbüchem anzu- nehmen, daß solches Papier bereits im 15. Jahrhundert angefertigt wurde. — Jean fle La Qulntlnyt betont die Wichtigkeit des Veredeins der Obstbäume und verbreitet die Kunst des Pfropfens und Okulierens in weiteren Kreisen. — Gottfried WDhelm von Lelbnli erörtert in seinem Werke „De arte combina- toria" neben einer pasigraphischen, nur für wissenschaftliche Zwecke ge- eigneten Begriftsschrift (s. 1500 Trithemius) auch eine auf der Lautsprache beruhende, für den bürgerlichen Gebrauch verwendbare Universalsprache. (Vgl. auch 1652 L.) — Der französische Chemiker Nicolas LMiMry schlägt vor, zur Darstellung der Schwefelsäure Schwefel mit Salpeter gemischt in einer feuchten Flasche zu verbrennen. — Richard Lowtr, der vorher schon an Hunden mit Bier-, Wein- und Milch - infusionen experimentiert hat, führt die nachweislich erste direkte Trans- fusion an Tieren aus, indem er das Blut aus der Arteria cervicalis eines Hundes in die Vena jugularis eines andereren, dem vorher bis zu gänz- licher Ermattung Blut abgeimpft war, leitet. (S. 1615 L.) — Heinrich IMillKNil beschreibt die Augenliddrüsen, die nach ihm die Meibom - sehen Drüsen genannt werden. — Isaac Newton stellt zur Erklärung der optischen Erscheinungen die so- genannte Emissions- oder Emanationstheorie des Lichtes auf, wonach das — 134 — 1667 Idoht ans aehi kleinen, mit ungeheurer Geschwindigkeit yon den leuch- tenden Körpern fortgeschleuderten Teilchen der Idchtkörperchen bestehen sollte. 1666 Isaac NMftfMi stellt, von der Emanationstheorie ausgehend, als erster ein Maß für die lichtbrechende Kraft der Stoffe auf in dem Ausdruck n' — 1 : d, wo n' das Quadrat des Brechungsindex und d die Dichte des Körpers be- deutet. Er nennt die lichtbreohende Kraft „Absolute refractive power*'. — Isaac Ntwtoo findet durch Rechnung die Größe der Abplattung der Erde zu V289- — Otto TacbanliM empfiehlt als das reinste kohlensaure Ammoniak (flüchtiges Laugensalz) das aus Sahniak mit kohlensaurem Kali bereitete. Die Dar- stellung aus Blut oder Urin mit einem Zusatz von Pottasche erwähnt Mayow 1669. — Otto TadMalw erweitert die Kenntnisse in der chemischen Analyse mehr als irgend einer seiner Vorgänger und macht darauf aufmerksam, daß der wesentliche Charakter einer Säure darin bestehe, daß sie sich mit Alkalien zu Salzen verbinde, daß die Benennung „Salz'' also auf die Ver- bindung von Säuren und Alkalien zu beschränken sei. — Isaac VoMlm ermittelt die Depression des Quecksilbers in sorgfältig ge- reinigten Capillarröhrchen. 1667 Adrien Auovt verbessert das von Malvasia angegebene Fadennetzmikro- meter, indem er dasselbe mit der von Gascoigne für Mikrometerzwecke zuerst benutzten Schraube versieht, die gestattet, die auf einem Rahmen befestigten Fäden beliebig zu verschieben. — Robert Boylt vertieft die analytische Untersuchung der Substanzen auf nassem Wege. Er benutzt zum Nachweis von Schwefelsäure und Salzsäure die Lösung von Kalk- und Silbersalzen und macht systematische Unter- suchungen über die Reaktion der Galläpfel und anderer pflanzlicher Stoffe auf die Lösungen der Vitriole. Diese Untersuchungen bilden die Grund- lage der Tintenchemie. Er charakterisiert die Säuren noch genauer als Tachenius nach ihrer auflösenden Kraft, die sie auf verschiedene Sub- stanzen üben und dadurch, daß sie die Farben vieler Pflanzen in andere Farben umwandeln und die durch Alkalien veränderten Pflanzenfarben wieder herstellen. Er wird hiermit der Entdecker der Farbindikatoren und schafft dadurch die Vorbedingungen für die Alkalimetrie. Er schildert namentlich das Verhalten von Blauholz, Femambuk, Cochenille, Cur- cuma, Veilchensirup, welch letzterer durch Säuren gerötet und durch Alkalien grün gefärbt wird. — Robert Boylt veröffentlicht ausführliche Versuchsreihen von Kältemischun- gen. Er erwähnt, daß die Vermischung von Schwefelsäure, Salzsäure und besonders Salpetersäure mit Schnee Kälte erzeugt und daß Salmiak, in Wasser gelöst, dieselbe Erscheinung hervorruft. Er gibt die richtige Er- klärung, daß das Auftreten der Kälte darauf beruhe, daß die Salze den Aggregatzustand des Eises und Schnees ändern, indem sie Schmelzung be- wirken. (S. a. 1650.) — Giovanni Domenico Oasslnl berechnet auf Grund der Beobachtung einiger Flecke auf der Oberfläche der Venus eine Rotation dieses Planeten, die er zu 23 — 24 Stunden findet. — Jean DMb und Emnifrtz führen am 14. Juni die erste direkte Bluttrans- fusion mit Überleitung von Lammsblut an einem entkräfteten Menschen durch, dessen Kräftezustand sich sichtlich gehoben haben soU. (S. 1666 L.) — Robert Hookt äußert in seiner „Mikrographie" klare Anschauungen über das Wesen der Wärme: „Die Wärme ist nichts weiter, als eine sehr lebhafte und heftige Bewegung der Körpermoleküle." Ebenso urteilt er — 135 — 1667 ziemlich klar über die Materie und die Bewegung, von denen er sagt: „Sie aind, was sie sind, Mächte, geschaffen vom Allm&chtigen, zu sein, was sie sind und zu wirken, wie sie tun, welche unveränderlich sind im Ganzen, weder sich vermehren, noch sich vermindern.*' 1667 Robert Hookt konstruiert zuerst das Pendel-Anemometer, welches durch den Winkelausschlag einer dem Winde senkrecht entgegenstehenden pen- delnd aufgehängten Tafel die relative Windstärke zu messen gestattet. Von manchen Seiten wird diese Erfindung Chiistopher Wren oder auch Rooke zugeschrieben. — Robert Hookt beobachtet mit dem Mikroskop den zelligen Bau der Pflanzen und gebraucht zuerst den Ausdruck „Zelle**. — Robert Hookt gibt zuerst die Idee an, die menschliche Stimme durch einen straff gespannten Faden auf entferntere Strecken zu übertragen. — Christian Huygtns beweist die Tatsache, daß sich das Wasser beim Gre- frieren ausdehnt und daß die Kraft, mit der sich daa Wasser beim Ge- frieren auszudehnen bestrebt ist, sehr beträchtlich ist, dadurch, daß er ein eisernes mit Wasser gefülltes Geschützrohr durch die Kraft des Gieren- den Wassers sprengt. (S. 1636 A.) — Gottfried Wilhelm von Ltikiili erfindet eine Rechenmaschine, welche die Pascal'sche (s. 1642 P.) an Leistungsfähigkeit noch übertrifft. — Walter NtoMiam tritt in seiner „Disquisitio de formato foetu** zuerst dafür ein, daß der Foetus nicht durch die lymphatischen Gefäße, sondern durch die Placenta ernährt werde. — Karl Raygtrt Physikus der Stadt Preßburg, macht in einem forensischen Fall die erste praktische Anwendung von der Galen*schen Lungenschwimm- probe, die beim Verdacht eines Kindsmords aus dem Schwimmen oder Niedersinken der Lunge im Wasser dartun soll, ob das Kind nach der Geburt Luft geatmet hat oder nicht. Der zweite praktische Versuch wird 1682 von Johann Schreyer in Zeitz gemacht. — Nioolaus Stononit weist auf das Vorkommen von Eiern in den immer noch als Testes bezeichneten weiblichen Geschlechtsdrüsen der viviparen Tiere und auf deren Analogie mit den Ovarien der eierlegenden Tiere hin. — Richard Townity konstruiert die erste bekannte Teilmaschine. — Thomas Willis erforscht den Bau des Gehirns und entdeckt den nach ihm be- nannten „Circulus** der Himarterien. Er beschreibt den Nervus accessoriuB und den Nervus laryngeus superior und die Funktion des Kehlkopfes. Das schon von Aretaeus gekannte Bronchialasthma erklärt er als Bronchial- krampf. Er versucht die Himfunktionen zu trennen und sie verschiedenen Himteilen zuzuschreiben, womit er ein Vorläufer der Lokaiisation wird. 1668 Unter Benutzung der von Desargues gegebenen Anregungen begründet Boom die räumliche oder Reliefperspektive, die für den Bildhauer das leistet, was für den Maler die gewöhnliche Perspektive bietet. Eine weitere Ausbildung erfährt die Reliefperspektive durch Petitot (1768) und J. A. Breysig (1798). — William Brouncktr, Viscount of Castle Lyons, fördert die Reihenlehre durch seine Abhandlung „The squaring of the Hyperbola by an infinite series of rational numbers'*. Er gibt zuerst eine Quadratur der Hyperbel durch Reihen ( Broun cker* sehe Reihen.) — Eustachio Dlvlnl verbessert das zusammengesetzte Mikroskop, indem er dasselbe mit einem aus zwei plankonvexen Linsen bestehenden Okular ver- sieht, welches die Gegenstände flach anstatt gekrümmt sehen läßt, d. h. die sphärische Aberration vermindert. — Denis Dodart spricht sieh über die Mittel, die Eigenschaften einer Pflanze zu entdecken, aus. Er empfiehlt in erster Linie die Prüfung der Dekokte — 136 — 1669 mit Eisenvitriol und Bleiweiß, in zweiter Linie die Klärung und Ein- dampfung der Säfte. (S. a. 1647 Sala.) Er wendet vielfach auch noch die Pyroanalyse an, gegen welche als unzweckmäßig schon Robert Boyle 1661 zu Feld gezogen war. 1668 Edme Martotli entdeckt gelegentlich seiner Studien über den Gresichtsainn den blinden Fleck der Netzhaut (Mariotte'scher Fleck). (S. a. 1852 L.) — Fran^ois NUiHrletau gibt ein ausführliches Buch über Greburtshilfe heraus, das namentlich auf technischem Gebiete einen großen Fortschritt bedeutet. Er erörtert darin u. a. die Herkunft des Fruchtwassers, die Bildung der Milch in den Brüsten, die Tubengravidität, das Puerperalfieber. — John Wallis in Oxford ermittelt die Stoßgesetze völlig unelastischer Kör- per und tut in seiner Methode der Quadration den ersten Schritt zur Inte- gralrechnung. Er unterscheidet zuerst Potenzen mit gebrochenen und negativen Exponenten. 1669 Erasmus BarthoHnw entdeckt, daß ein Lichtstrahl, wenn er durch isländischen Doppelspat geht, in zwei Strahlenbündel zerlegt wird. (Doppelbrechung des Lichts.) — Johann Joachim BKlitr hebt in seiner „Physica subterranea'' als erster die chemischen Kennzeichen der Mineralien hervor. — Brani entdeckt den Phosphor und stellt ihn aus Harn dar. — Christian Haygtnt gibt in seiner Abhandlung „De motu corporum ex per- cussionC die Gesetze für den Stoß elastischer Körper. — Richard Lowtr schildert in seinem „Tractatus de oorde*' genau die Muskel- fasern des Herzens und deren Bestimmung, leitet die Bewegung des Herzens vom Einfluß der Nerven her und gibt an, daß dasselbe Blut fast dreizehn- mal in einer Stunde durch das Herz hindurchgehe. Er führt die heUe Farbe des arteriellen Blutes auf dessen Mischung mit Luft surück. — John Mayow ermittelt als erster das spezifische Gewicht eines künstlich dargestellten Gases, indem er von dem Rückstand der atmosphärischen Luft, die zur Unterhaltung der Verbrennung gedient hat, soweit er von Wasser nicht au^nommen wird, angibt, er sei etwas leichter als ge- meine Luft. — John Mayow zeigt durch das Experiment, daß bei der Verbrennung wie beim Atmen das Volum der Luft vermindert wird und betrachtet das Atmen als einen dem Verbrennen ähnlichen Prozeß; die Entstehung der Blutwärme betrachtet er als auf einer Gärung beruhend. Die Substanz, die aus der Luft hinweg genommen wird, bezeichnet er als eine salpetrige (Particulae nitro-aereae). — Isaac NtwtM veröffentlicht seine Abhandlung „De analysi per aequationes numero terminorum inflnitas'', deren wesentlichen Inhalt der binomische Lehrsatz bei beliebiger Annahme des Exponenten und die Auflösung von Gleichungen bildet. 1669 — 70 Die durch Jean PIcard zwischen Sourdan bei Amiens und Malvoisine bei Paris durchgeführte Gradmessung, bei welcher zum ersten Male das Femrohr mit Fadenkreuz (s. 1662 M. und 1667 Auzout) Anwendung findet, wird dadurch bedeutungsvoU , daß sie Newton in den Stand setzt, sein Gravitationsgesetz als richtig zu erkennen. 1669 Nicolaus SlMMiilt begründet mit seiner Schrift „De solido intra solidum naturaliter contento" die Krystallographie und die Stratigraphie (Lehre von den Erdschichten) und gibt eine Theorie von der Entstehung der Erde, die ihn als Begründer des Neptunismus erscheinen läßt. Er stellt am Bergkrystall die Konstanz der Kantenwinkel der Krystalle fest, eine Be- obachtung, die nach Q. SeUa schon 1540 Biringuccio am Pyrit gemacht haben soll. - 137 — 1669 1669 Jan Swamnitnlaill macht bahnbrechende Untersuchungen über den Bau und die Entwicklung der Bienen und die Fortpflanzung und Verwandlung der Insekten überhaupt und stellt, indem er die bis dabin bestehende Ansicht von der Urzeugung niederer Tiere beseitigt, die Theorie auf, daß die Ent- stehung der Wesen eine Enthüllung (Evolution) ihrer schon vorhandenen Keime sei. 1670 Der Landwirt von AmMMi in Paddem in Kurland konstruiert eine Mühle, die das Gretreide durch einen runden Boden den durch Wasser angetriebenen Flegeln zuführt, wobei das Dreschgut auch ausgesiebt wird (Dreschmaschine). — Nachdem das Lötrohr zuerst um das Jahr 40 und danach in den Be- richten der Academia del Cimento zu Florenz (1660) flüchtig erwähnt worden war, benutzt Erasmus Bartbollnut das Lötrohr zuerst zu Zwecken der Mineralchemie. — Nachdem bis dahin der Glaube verbreitet gewesen war, daß die im Wasser lebenden Tiere anstatt Luft Wasser atmen , zeigt zuerst Robert Boylt, daß Luft auch für das Leben der Wassertiere erforderlich sei. — Thomas Haie in Deptford baut die erste Walzmaschine zur Herstellung von Bleiplatten. Bis dahin waren die Bleiplatten lediglich, gegossen worden. — HoMm und Montanarl erklären gleichzeitig das Zerspringen der Glastränen beim Ritzen aus den Spannungsverhältnissen. Die Ansicht, daß Asmadei die Tränen resp. die Bologneser Fläschchen 1716 erfunden habe, kann demgegenüber und weil nach dem Bremer Rektor Schulenburg dieselben in mecklenburgischen Glashütten schon um 1625 bekannt waren, nicht aufrecht erhalten werden. — Robert Hookt konstruiert den ersten selbstregistrierenden Regenmesser. Unter den später konstruierten derartigen Apparaten (Ombrographen) findet der von Hottinger die weiteste Verbreitung. (S. a. 1639 C.) — Francesco Lana bildet eine fliegende Barke ab, die durch (luftleer gemachte f) metallene Kugeln getragen wird. — Marcello Malplghl entdeckt die Malpighi'schen Körperchen der Milz, das Malpighi'sche Netz (Rete Malpighü) und die Malpighi'schen Knäuel in der Niere. — Marcello Malpighl entdeckt, unabhängig von Robert Hooke, die Pflanzen- zeUen, die er Utriculi nennt und findet, daß die Blätter diejenigen Organe sind, welche die Nahrung der Pflanzen berwten. (Vgl. 1667 H.) — Samuel Morlanil erfindet das Sprachrohr, das eine Anwendung der Reflexions- gesetze des Schalls darsteUt. Er bringt dasselbe zur Nachrichtenüber- mittelung auf weite Entfernungen, namentlich im Schiffsdienste, zur An- wendung. — Der französische Theologe Gabriel Mouton äußert zuerst die Idee eines natürlichen Grundmaßes. Er will als solches die Minute eines Meridian- grades annehmen und dieselbe „Mille'' nennen. — Isaac NMftfMi zerlegt durch ein Glasprisma das Sonnenlicht in seine farbigen Bestandteile und weist nach, daß Lichtstrahlen von verschiedener Farbe verschieden brechbar und die prismatischen Farben wirklich einfache Farben sind (Dispersion des Lichts). — Der Töpfer Palmar in Burslem erfindet das „Salzen", ein Verfahren zum Glasieren des Steinzeugs, das darin besteht, daß man während des Brandes, namentlich am Ende desselben, Salz in die Feuerung wirft. — Jean PIcard entdeckt, daß alle Pendeluhren im Sommer, wegen der Ver- längerung des Pendels durch die Wärme, langsamer, im Winter, wegen der Verkürzung des Pendels durch die Kälte, schneller gehen. — Giovanni Battista Rlcdoll berechnet zuerst aus der Breite, der mittleren Tiefe und der Geschwindigkeit eines Stromes dessen Wasserfülle. — 138 — 1672 1670 Gfles Peroone it Robtrval erfindet die Roberval'sohe oberschalige Wage. — Heinrich 8€liwankli«rdt (oder Schwanhard) in Nürnberg erfindet die Glas- ätznng mit Flußspat und Schwefelsäure. — Der BirilianiHche Maler Agostino Mlla weist an einer Reihe von Beispielen die nahe Übereinstimmung fossiler Grebilde mit Teilen lebender Tiere nach und tritt entschieden dafür ein, daß sie wirkliche Reste von Tieren seien, die einst gelebt haben. — Jan Swammtnlaiii entdeckt den Muskelton. — Thomas Willlt spricht in seiner Abhandlung „De medicamentorum opera- tionibus" zuerst klar aus, daß der diabetische Harn von wunderbarer Süßig- keit, gleichsam wie von Honig oder Zucker durchtränkt sei, doch schreibt er den süßen Geschmack einer „Veränderung der Salze*' zu. — Nachdem schon Brunfels und Bauhin wahrgenommen hatten, daß aus dem Ameisenhaufen ein saurer Dunst aufsteige, der Pflanzenfarben röte, gewinnt zuerst John Wray die Ameisensäure durch Destillation und ver- gleicht dieselbe mit der Essigsäure. 1671 Giovanni Domenico Oassliil entdeckt im Oktober den achten Satelliten des Saturn, der den Namen Japetus erhält. — Athanasius KIrcNr sucht die Ursache der meisten Krankheiten, insbesondere der Pest, in mikroskopischen Organismen der Luft. — Isaac Ntwtoo schreibt seine Abhandlung „Methodus fluxionum'', die später von John Colson in engUscher Übersetzung herausgegeben wird. Die Fluidonsrechnung ist nichts anderes, als die von Leibniz (s. 1676 L.) selbständig erfundene Differentialrechnung. Newton hat diese Methode im Wesentlichen nur für seine eigenen Rechnungen entwickelt, während erst Leibniz sie der Allgemeinheit zugänglich macht. — Nachdem Zucchius 1608 den Vorschlag gemacht hatte, Hohlspiegel als Femrohrobjektive zu verwenden und Mersenne 1639, Gregory 1661 Instru- mente verfertigt hatten, die aber wegen der verwendeten parabolischen Spiegel keinen Erfolg hatten, gelingt es Isaac NMftfMi, durch Anwendung eines sphärischen Spiegels das erste brauchbare Spiegelteleskop zu kon- struieren. — Thomas VlfllHt betrachtet, wie John Mayow, das Atmen und die Verbren- nung als gleiche Prozesse, erklärt aber die Entstehung der Blutwärme als von der Verbrennung herrührend. Auch er betrachtet den Bestandteil der Luft, der die Verbrennung unterhält, als „Particulae nitrosae". Ähnliche Ansichten äußert 1680 Bobert Boyle, der indes davon spricht, daß es nicht nachgewiesen sei, daß jener Bestandteil der Luft salpeterartig ist. — Jan de Witt, Ratspensionär von HoUand, wendet zuerst die Wahrschein- lichkeitsrechnung auf die Berechnung der Lebensrente an. Vgl. seine Schrift „Waerdye van lyfrenten nar proportie van los-renten". 1672 Andr6 Charles Boallt wird durch seine musivischen Arbeiten mit farbigen Hölzern, die er in die Möbel einlegt und mit Bronzen umgibt, der Be- gründer einer neuen Richtung in der Möbeltischlerei (Boulle-Möbel). — Robert Boylt beobachtet die Krystalhsatio]^ des Wismuts aus dem Schmelzflusse. — Giovanni Domenico Canlill entdeckt am 23. Dezember den fünften Satelliten des Saturn, der den Namen Rhea erhält. — Francis QIISMNI in London lehrt in seiner Schrift „Tractatus de natura substantiae energetica*' die Irritabilität der belebten tierischen und pflanz- lichen Gewebe, d. h. deren Fähigkeit, auf Reize zu reagieren. Glisson schafft damit wichtige Grundlagen für das von Brown (s. 1780 B.) auf- gestellte physiologische System. (S. auch 1757 H.) Er stellt experimentell fest, daß sich das Volumen des Muskels bei der Kontraktion nicht ändert. — 139 — 1672 1672 Otto von Gatrlekt erw&hnt zuerst die farbigen Sohatten, eine Kontrast- erscheinung, die z. B. auftritt, wenn ein Gregenstand von gelbem Lampen- licht und von Mondlioht gleichzeitig beleuchtet wird. — Jan van iler Htyde in Amsterdam erfindet den gen&hten Segeltuchsohlanch, der als Druck- und Saugesohlauch für Feuerspritzen dient. Erst später entwickelt sich hieraus der genähte, dann der genietete Lederschlauch, weiter- hin die gewirkten Hanfeohläuche ohne Naht und endlich die Hanfeehläuche mit Gummieinlage. — Christian Huygint schlägt als Längenmaßeinheit ein Drittel des Sekunden- pendels unter dem Namen „Pes horarius" vor, wobei er die Länge des Sekundenpendels damals noch (ygl. dagegen 1673 H.) unter allen Breiten für gleich hält. (S. auch 1749 B.) — Im Grat führt die von Wilhelm Piso 1648 zuerst als ein in Brasilien ge- bräuchliches Mittel erwähnte Ipecacuanha (Ruhrwurzel) in die Medizin ein. — Gottfried Wilhelm von Lolbnli entdeckt an einer ihm von Otto von Guericke zugeschickten Schwefelkugel den elektrischen Funken. Diese Entdeckung ist also nicht Hawksbee zuzuschreiben, wie dies vielfach geschieht — Isaac Nowton schlägt das mit einem Spiegel als Objektiv ausgerüstete kata- dioptiische Mikroskop vor, das später von Barker, Brewster, Amici u. a. vervollkommnet wird, heute aber nur noch historischen Wert besitzt. — Nach den Plänen des Holländers Rannokon wird in den Jahren 1672—1682 in Marly bei Paris für die Gärten von Versailles eine Wasserleitungsanlage geschaffen, welche zu den größten Leistungen auf diesem Gebiet gehört. Das Hochreservoir liegt 163 m über dem Spiegel der Seine und 6 km davon entfernt. Zum Betrieb sind 14 Wasserräder und 260 Saug- und Druckpumpen erforderlich. Hier werden auch zum ersten Male gußeiserne Flanschenröhren verwendet. Von anderer Seite wird die Erfindung der gußeisernen Flanschenröhren David Zeltner in Nürnberg zugeschrieben. — Jean Rlchir entdeckt, daß ein in Paris genau eingestelltes Sekundenpendel in Cayenne merklich langsamer schwingt. Er muß dasselbe um ^/^ Linien verkürzen, um den richtigen Gang wieder herzustellen. — Pierre Mgnotto entdeckt das „Seignettesalz", Kaliumnatrium-Tartrat, als er zufällig Soda statt Pottasche zur Neutralisation von Weinsäure benutzt. Er verwertet das Salz als mildes Laxans. — Francis Wlllouchby macht umfangreiche Arbeiten über die Naturgeschichte der Vögel und der Fische, die nach seinem Tode in den Jahren 1676 bez. 1686 von John Ray veröffentlicht werden. 1673 Olaus Borrldilw führt das isländische Moos, welches in Island und Lapp- land als Nahrungsmittel bekannt war, als Arzneimittel ein. — Johann Htvollw verbessert den Azimutalquadranten (s. 1576), indem er die vorher mit der Hand ausgeführten Einstellungen durch Mikrometer- schrauben und Schnurzüge bewirkt. Sein Azimutalkreis hat 4 Fuß, sein Quadrant 6 Fuß Eadius und beide sind unmittelbar in Minuten eingeteilt, während Transversalen ermöglichen, noch kleinere Teile bis zu 5 Sekunden abzuschätzen. — Christian Huygtns stellt den Satz auf, daß die Summe der Produkte der Massen und der Quadrate der von ihnen erreichten Geschwindigkeiten dieselben bleiben, die Massen mögen sich verbunden fortbewegen oder getrennt dieselbe Bewegung ausführen. — Christian Huygont begründet die Theorie der Zentrifugalkraft und liefert den Beweis, daß die Zentrifugalkraft wie das Quadrat der Geschwindig- keit zunimmt und in dem Verhältnis kleiner wird, wie der Kadius zunimmt. — Christian Huygont bestimmt durch Pendelbeobaehtungen die Größe der — 140 — 1674 Beeohleunigung für den freien Fall und stellt fest, daß der (reBohwindig- keitszuwachs rund 10 m in der Sekunde beträgt, so daß ein Körper nach Ablauf der 1., 2., 3. usw. Sekunde eine Oesohwindigkeit von rund 10, 20, 30 usw. Metern besitzt. 1673 Christian Huygtnt löst die Ton Mersenne gestellte Aufgabe über den Schwingungsmittelpunkt des zusammengesetzten Pendels, entwickelt idie Theorie des Pendels, insbesondere die Abweichungen vom Galilei'schen Pendelgesetz, entdeckt die wahre Gestalt der Kettenlinie und behandelt die Eigenschaften der Zykloide und die Lehre von den Evoluten. — Christian HaygMit erkl&rt die Beobachtung des Astronomen Riclitr (s. 1672), daß das Sekundenpendel in Cayenne sich langsamer bewegt als in Paris, durch die Abnahme der Schwere von den Polen nach dem Aequator, die davon herrühre, daß die Erde nicht eine reine Kugel, sondern ein an den Polen abgeplattetes Rotationssphäroid sei. 1673 — 87 Robert La Mit erforscht das Stromgebiet des Mississippi, sowie die Gebiete des Illinois und des Ohio. (Vgl. 1623 und 1639.) 1673 Antony Ltaiiwtiihotk entdeckt die roten Blutkörperchen beim Menschen. Er macht seine Beobachtungen mit einem einfachen Mikroskop, das von ihm selbst geschliffene Linsen enthält und mit welchem er nur in durch- fallendem Licht beobachten kann. Ähnliche durch vorzügliche Arbeit aus- gezeichnete einfache Mikroskope stellt insbesondere Jan van Musschen- broek her. — Maniiittlt und ikMHft fahren am 17. Juni vom Obern See aus den Missis- sippi abwärts, wobei sie den Missouri entdecken. — Der Pater Ignatius Gaston PardlM macht zuerst den Versuch, den Wider- stand, den ein Schiff im Wasser zu überwinden hat, rechnerisch fest- zusteUen und die Lehren der Hydrostatik auf den Schiffbau anzuwenden. — Der französische Marschall Sebastien Lepr^tre it Vaiiban wirkt bahn- brechend für das französische und das gesamte europäische Festungs- wesen, indem er den bastionierten Grundriß in einfachster Anordnung aller Teile mit ausschließlicher Grabenflankierung vom hohen Walle, unter Ausschluß der Kasematten, einführt. 1674 Christoph Adolph BaMewiln (Balduinus) bemerkt, als eine Retorte, in der er salpetersauren Kalk zum Trocknen kalziniert, zufällig zerbricht, daß die den Trümmern anhängende Masse im Dunkeln leuchtet, wenn sie vorher den Sonnenstrahlen ausgesetzt wird. (Balduin'scher Phosphor.) — Robert Boylt erforscht die Eigenschaften der Luft in physikalischer und chemischer Beziehung und bestätigt durch zahlreiche Versuche die von Jean Rey gefundene Tatsache, daß die Metalle bei der Kalzination an Gewicht zunehmen. — Robert Boylt erkennt zuerst, daß die Luft durch die Atmung verdorben wird und der Erneuerung bedarf. (Vgl. auch 1669 M.) — Robert Hookt erfindet die Kreisteümaschine, die im Jahre 1776 durch den Mechaniker Jesse Ramsden vervollkommnet wird. — Robert Hookt erfindet die Schwimmerlampe, welche sich auf das von Archimedes (s. 260 v. Chr.) entdeckte Gesetz des hydrostatischen Auftriebs gründet. Es ist dies die älteste Form der sogenannten statischen Lampen (Feder- oder Kolbenlampen), zu welchen auch die Moderateurlampe (8. 1836 F.) gehört. — Die Sehschärfe wird gemessen durch den kleinsten Unterscheidungswinkel, d. h. den kleinsten Winkel, unter dem wir zwei leuchtende Punkte noch etwa als gesondert zu unterscheiden imstande sind. Diese von Euklid schon theoretisch angegebene Untersuchung wird von Robert Hookt zu- erst praktisch ausgeführt. — 141 — 1074 1674 Christian Huygtnt ersetzt die Borstenfeder der Tasohenuhrunruhe durch eine stählerne ebene Spiralfeder, deren Schwingnngszeit regulierbar ist und gibt der bis dahin balkenförmigen Unruhe die runde Kädchenform, auf die der Luftwiderstand weniger Einfluß hat. Der Prioritätsanspruch Ton Hooke ist ungerechtfertigt, da eine Uhr nach seiner Angabe erst 1675 fertig wird. — Der französische Chirurg Morel erfindet die Aderpresse (Toumiquet) zur Blutstillung durch Kompression. — Samuel MortMil wendet zum ersten Male die Taucher- oder Plungerkolben zur Wasserförderung in Pumpen an. — Denis Papin beobachtet, daß die Siedetemperatur yom Druck abhängt und das Wasser viel weniger erwärmt zu werden braucht, wenn es unter nie- drigerem Druck kochen soU als bei höherem. Die Erhöhung der Siede- temperatur durch Druck benutzt Papin 1681 in dem nach ihm benannten Papin'schen Dampfkochtopf, an dem er bemerkenswerterweise schon ein Sicherheitsventil anbringt. — Greorge Ravmncrafft in England erfindet das Bleialkaliglas für optische Zwecke (Flintglas), vermag dasselbe aber nur in kleinen Stücken her- zusteUen. — Der dänische Astronom Olaf Römtr wendet zuerst die epizykloidische Ge- stalt für die Zähne von Zahnrädern an. — Velidi entdeckt die Ursache der seit langer Zeit bekannten Dracunculosis in dem Medinawurm, Dracunculus medinensis, der späterhin von Manson 1893 — 1903 unter dem Namen „Guineawurm** eingehend untersucht und beschrieben wird. 1675 Robert Boylt entdeckt, daß alle Körper eine größere elektrische An- ziehungskraft haben, wenn man sie vor dem Reiben erwärmt und daß die elektrischen Versuche auch im luftleeren Räume von statten gehen. Im gleichen Jahre erfindet er ein Skalenaraeometer, mit dem er das spezifische Gewicht zahlreicher Körper bestimmt. — Giovanni Domenico Cassini entdeckt eine dunkle Linie auf dem Satumringe (die sog. Cassini' sehe Trennung), die sich als ein Spalt zwischen zwei konzentrischen Ringen heraussteUt. Genauere Untersuchungen dieser Er- scheinung hat später F. W. Herschel (s. 1787 H.) vorgenommen. — Dtkkers in Amsterdam erfindet das erste Bronchotom zur Vornahme der Tracheotomie, das aus einem kleinen Troikart besteht, dessen Kanüle am hinteren Ende zwei Handhaben besitzt. — Antony LMUWMihotk entdeckt mit Hilfe des Mikroskops im Süßwasser win- zige Lebewesen, die er „Infusoria** (Aufgußtierchen) nennt, und beschreibt eine Anzahl Formen derselben. — Nicolas Ltmtry erkennt die saure Natur der Bemsteinsäure, die 1550 von Georg Agricola als flüchtiges Bemsteinsalz beschrieben worden war und deren Zusammensetzung später von Berzelius richtig erkannt wird. — Nicolas Ltmtry untersucht das Arsen genauer und stellt es zu den Halb- metallen oder Bastardmetallen. — Nicolas Ltm^ teilt die Chemie ein in mineralische, vegetabilische und animalische. Er unterscheidet die Metalle, Minerahen und Erden als mi- neralische, die Pflanzen, Gummi- und Harzarten, Schwämme, Früchte, Säfte usw. als vegetabilische und die Tiere, ihre einzelnen Teile und Ex- kremente als animalische Substanzen. — Friedrich Martons, Schiffsarzt auf einem hamburgischen Walfischfänger, gibt die erste eingehende Beschreibung der landschafthchen und khmatischen Verhältnisse von Spitzbergen, sowie der Tiere und Pflanzen des hohen Nordens. — 142 — 1677 1675 Samuel Mortand konstruiert ein selbstregiBtrierendes Barometer, auch Wage- barometer genannt, das auf dem Archimedischen Prinzip beruht, daß jeder in eine Flüssigkeit getauchte feste Körper so viel Ton seinem Gewicht ver- liert, als das Gewicht der von ihm verdrängten Flüssigkeit beträgt. Der vergessene Apparat wird 1857 wieder von Pater Secchi in den wissen- schaftlichen Beobachtungskreis gezogen. — Denis Papln trägt durch Erfindung des doppelt durchbohrten Hahns (Wechselhahn), der 1679 von Senguerd noch verbessert wird, wesentlich zur Vervollkommnung der Hahnluftpumpe bei. — Jean PIcard bemerkt zufällig, daß das Quecksilber in der Torricelli'schen Leere des Barometers leuchtend wird, wenn man es im Dunkeln schüttelt. Er nennt diese Erscheinung merkurialischen Phosphor, weiß aber dafür keine Erklärung. Hawksbee erklärt das Leuchten 1708 durch die Eeibung des Glases am Quecksilber, was 1767 von Aepinus und 1772 von Deine bestätigt wird. — Olaf Römtr ersetzt in dem Tycho'schen Azimutalinstrument (s. 1576) den Quadranten durch einen Vollkreis. 1676 Der engHsche Geistliche Isaac Barlow erfindet die Repetieruhr. — Gottfried Wilhelm von Ltibnli legt in einem Brief an Newton die Auflösung des Tangentenproblems mit Hilfe der Differentialrechnung dar. Er ist es, der zuerst der Differentialrechnung eine pädagogisch brauchbare Form gibt und sie auf einfache Regeln zurückführt, was bei Newtons Fluxions- rechnung (s. 1671 N.) noch nicht geschehen war. — Gottfried Wilhelm von Ltlbnli löst (in einem Briefe an Collins) den irre- duziblen Fall der Gleichungen dritten Grades durch eine Reihenentwick- lung. — William Molynoiix konstruiert ein Hygrometer aus Hanfseil, bei welchem die Beobachtung verwertet ist, daß solche Seile sieh mit zu- und abnehmender Feuchtigkeit ausdehnen und verkürzen oder sich auf- und zudrehen. Diese Erfahrung wird auch zur Konstruktion der bekannten Wetterhäuschen verwendet. — Isaac Nowton findet die Gesetze der Farben dünner Blättchen. (Newton'sche Ringe.) — Olaf Römtr (damals in Paris) nimmt bei der Beobachtung des ersten Jupitermondes wahr, daß dessen Verfinsterungen, im Widerspruche zu dem durch die Berechnung ermittelten Zeitpunkte der Verfinsterung, auf der Erde um so später gesehen werden, je weiter der Jupiter von der Erde entfernt ist. Römer schließt hieraus, daß die Geschwindigkeit des Lichtes nicht, wie bis dahin fast allgemein (vgl. indes 78) angenommen, eine unendlich große, sondern daß sie eine endliche sei, und berechnet die- selbe auf 40000 geographische Meilen (etwa 300000 km) in 1 Sekunde. (S. a. 1607 G., 1849 F., 1854 F., 1874 C.) — Johann Christian Sturm erfindet das Differentialthermometer und konstruiert die erste Ventilluftpumpe, die Papin vervollkommnet, indem er an ihr im Gegensatz zu allen früheren Luftpumpen zwei Stiefel, sowie Ventile am Grunde eines jeden Pumpenstiefels anbringt. Er, und nicht wie man bisher annahm Hawksbee, ist also der Erfinder der zweistiefligen Luftpumpe. — Richard Wiioniann gibt das erste genaue Krankheitsbild der tuberkulösen Gelenkerkrankungen. Er faßt unter dem Namen „Tumor albus'* eine Anzahl chronischer Gelenkleiden zusammen, welche auch heute noch die häufigste Form der tuberkulösen Gelenkleiden darstellen. Er führt diese Krankheiten hauptsächlich auf Skrofulöse zurück. Er gibt bestimmte Indikationen für die frühzeitige oder spätere Amputation. 1677 Israel ConradI in Olivence beschreibt zuerst die Unterkühlung des Wassers — 143 — 1677 (Gefrierverzögerung), die sp&ter Ton Fahrenheit (1721), Deluc und Musschen- broek untersucht wird und deren Gesetze von Blagden (s. 1788 B.) ermittelt werden. 1677 J. F. EMiolz erw&hnt zuerst in den „Ephemeriden der Gesellschaft deut- scher Naturforscher*' die Eigenschaft des Flußspats, durch Erw&rmung noch vor dem Erglühen leuchtend zu werden. — Der englische Astronom Edmund Hallty weist bei Gelegenheit der Beob- achtung eines Merkurdurchganges darauf hin, daß Venusdurchgange (s. 1639 H.) noch besser als Merkurdurchgänge zu einer guten Bestimmung der Sonnenparallaxe geeignet seien. (Vgl. 1770 D.) — Ludwig van Hammtii sieht bei mikroskopischer Untersuohimg des tierischen Samens die sich lebhaft bewegenden Samenfäden und teilt seine Beob- achtung an Leeuwenhoek mit, der genauere Untersuchungen anstellt und veröffentlicht. — Edme Marlotlt gibt den noch heute im Crebrauch befindlichen Perkussions- Apparat zum Nachweis der Gesetze über den Stoß elastischer Körper an. — William NoM« und Thomas PIfott entdecken die durch Mitschwingen ent- stehenden Flageolettöne. — Der Anatom J. C. Ptytr entdeckt die Peyer'sohen Drüsen, die sog. ge- schlossenen Lymphdrüsen, die sich von den eigentlichen Lymphdrüsen dadurch unterscheiden, daß sie keine einführenden und ausführenden Lymphgefäße besitzen. Sie stehen jedoch mit den sie umspinnenden Lymphgefäßen der Darmschleimhaut in Verbindung und füllen sich nach den Mahlzeiten mit Chylus, wie auch die in ihnen erzeugten Lymphzellen in das Lymphgefäßsystem auswandern können. 1678 Giovanni Domenioo Cassini beobachtet zuerst Doppelsteme, die er jedoch nur als optisch zusammengehörig ansieht. (Vgl. 1778 M.) — Robert Hookt verkündet in seiner Schrift „De potentia restitutiva'' das Gesetz der Proportionalität von Spannung und Veriängenmg mit den Worten: „Ut tensio sie vis.'* Es ist dies das Gnmdgesetz der Elastizi- tätslehre. — Christian Hnygtns stellt die Undulationstheorie des Lichtes auf, wonach das Licht in einer elastischen Wellenbewegung des Äthers besteht. — Christian Huygtns steUt für den Kalkspat fest, daß die Strahlenfläche des von ihm ausgehenden Lichtes aus einer Kugel und einem Rotations- ellipsoid besteht. Kugel und Rotationsellipsoid berühren einander in den Endpunkten der Rotationsachse. — Domenico it Marchfttl weist zuerst mit Sicherheit durch Injektion nach, daß die feinsten Zweige der Venen und Arterien miteinander kommuni- zieren. — CA. Ramsay begründet mit seiner auf englischer Grundlage aufgebauten „Tacheographia" die erste deutsche Stenographie, ohne jedoch Nachfolger seiner Bestrebungen zu finden. — Olaf Römtr konstruiert ein automatisches Planetarium (zur Darstellung der Bewegung der Himmdskörper) , bei dem er zuerst von seinen konischen Spiralrädern (s. 1674 R.) Gebrauch macht, bei denen die ineinandergreifen- den Radzähne in Spirallinien auf Kegeln von verschiedenem Durchmesser nebeneinander stehen. Das erste Planetarium soll 2697 v. Chr. in China ausgeführt worden sein; später soll Archimedes ein solches aus Glas her- gestellt haben. 1679 Giovanni Alfonso Bortill begründet die Schule der latromathematiker. Er macht hervorragende Arbeiten über die Verdauung, schildert deren mecha- nischen Vorgang und spricht sich über die Existenz eines Magensaftes und dessen Beziehung zu den Drüsen des Magens klar aus. — 144 — 1680 1679 Gioyanni Alfonso Bwtlll gibt in seinem Werke „De motu animalium'' eine bahnbrechende und erschöpfende Theorie der Körperbewegung der Tiere und Menschen. (S. 1644 D.) Er untersucht namentlich auch den Kon- traktionsvorgang der Musk^, dessen Einwirkung auf das Skelett und seine Kraft und bestimmt den Schwerpunkt des menschlichen Körpers bei gestreckter Lage. Er yeröffentlicht in dieser Schrift auch die ersten wissenschaftlichen Untersuchungen über den Vogelflug. — Giovanni Alfonso BwvlH beschreibt die Atembewegung und die Passivit&t der Lungen in richtiger Weise. *- Qrftnbirfir wendet zuerst die sogenannte gnomonische Projektion, und zwar für Sternkarten an. Für Seekarten wird sie zuerst von Sturmy benutzt; ihre Theorie wird 1718 von Borgondio entwickelt. — Der Chemiker Johann Kanck«! von UWwmlim erfindet das echte Rubinglas, aus dem er im Dienste des Großen Kurfürsten auf der Pfaueninsel bei Potsdam farbenprächtige Gefäße (Kunckelgläser) herstellt, die auch bei großer Wandstärke die Rubinfarbe deutlich hervortreten lassen. (Vgl. 1888 R.) Seit der Entdeck img des Goldpurpurs (s. 1685 C.) wird meist dieses Präparat zur Herstellung des Rubinglases verwendet. — Johann Kanckol von LOwontlirn beschreibt in seiner „Ars vitraria experimen- talis" den Glasblasetisch mit dem doppelten Blasebalg und führt an, daß eine derartige Vorrichtung für den Chemiker sehr nützlich sei; so dürfe man, um Metallkalke zu reduzieren, nur eine Kohle aushöhlen, den Metall- kalk in die Höhlung legen und vermittels jener Vorrichtung die Flamme darauf richten. — Antony LMUWMhotk entdeckt die Querstreifung der Muskeln. — Isaac Ntwton erkennt theoretisch, daß frei fallende Körper infolge der Achsendrehung der Erde von der Senkrechten östlich abgelenkt werden müssen. — Samuel RtylMr verwendet für sein Mikroskop Sonnenlicht und erhält, da es mit ihm möglich wird, die vergrößerten Gegenstände auf einer Wand sichtbar zu machen, das Sonnenmikroskop. 1680 Caspar BarthoHnw in Kopenhagen entdeckt den Ausführungsgang der Unterzungendrüse. (S. a. 1661 D.) — Hieronymus Branavola weist aufs neue auf die Wirksamkeit von Nähr- klystieren hin. (S. 20.) — Giovanni Domenico Casilnl entdeckt die Rotation des Planeten Mars. (S. a. 1667 C.) — Der Engländer domont erfindet die Ankerhemmung oder die Hemmung mit dem englischen Haken an Stelle der bis dahin gebrauchten Spindel - hemmung der Uhren. — Tommaso Cornollo in Neapel erkennt zuerst die eigene Irritabilität der Muskeln und die peristaltische Bewegung des Darmes. — Dominique Dudos beschreibt zuerst den Lackmus und dessen Verwendung als Farbindikator in der chemischen Analyse. — Christian Huygont beschreibt in einer Eingabe an die Pariser Akademie seine 1673 erfundene Pulvermaschine. Der Hubzylinder derselben hat Seitenröhren mit Ventilklappen. Durch eine im Zylinder zur Explosion gebrachte Pulverpatrone wird der Kolben bis über die Öffnungen der Seitenröhren geschleudert, aus denen alsdann die Gase entweichen. Fährt nun die Luft zurück, so schließt sie die Klappen und preßt den Kolben mit so großer Kraft herab, daß dadurch Lasten gehoben werden können. Die Hautefeuille'sche Pulvermaschine ist erst 1678, d. i. fünf Jahre nach der Huygens'schen Maschine erfunden worden. Man wird nicht verkennen, DarmstAedter. 10 — 145 — 1680 daß in der Huygens'scheD PulTermaAchine schon die Grundidee der Gas- maschine enthalten ist. 1680 Der Franzose Jacquln erfindet die künstlichen Perlen, die er in der Weise darsteUt, daß er hohle Glaflkügelchen inwendig mit dem silberfarbenen Bodensatz kleiner gewaschener Fische überzieht und die Perlen mit Wachs ausgießt. — Antony LMUWMhotk untersucht die Bierhefe unter dem Mikroskop und findet, daß sie aus kleinen kugel- oder eiförmigen Körperchen besteht, über deren Natur er jedoch nicht ins Reine zu kommen vermag. — Gottfried Wilhelm von Ltlbnli stellt in seiner „Protogaea** eine Theorie über die Bildung der Erde auf, die im wesentlichen ein plutonistisches Gepr&ge trägt und nicht völlig unbeeinflußt von den Descartes'schen An- sichten ist. — Der Engländer Martin Utlir erkennt den Wert der Petrefakten für die Bestimmung der Altersfolge der Sedimente. Er schlägt zuerst die An- fertigung geologischer Karten vor, ein Gedanke, der jedoch erst später von Packe (s. 1743 P.) verwirklicht wird. — Domenico it Marchtttl macht den ersten beglaubigten Nierenschnitt (Nephrotomie) an dem englischen Konsul in Venedig, Hobson, wobei es ihm gelingt, mehrere Nierensteine zu entfernen. — Bemardino Ramaiiliil behandelt in seinem Werke „De morbis artificum diatribe'* als erster die Gewerbehygiene. — J. G. Votekamtr liefert die erste Beschreibung des Bergamottöles und des Bergamottenbaumes. 1681 Johann Joachim BtcNr denkt zuerst an Gewinnung und Verwendung des Steinkohlenteers, wie aus einem von ihm in Gemeinschaft mit Henry Serie am 19. August genommenen Patente hervorgeht. — Der Kapitän Bkmck vom brandenburgischen Schiff „Morian** schließt mit drei Negerfürsten in der Nähe des Dreispitzenkaps an der afrikanischen Goldküste einen Vertrag ab, wodurch die Errichtung einer branden- burgischen Kolonie daselbst eingeleitet wird. (S. 1683 G.) — Giovanni Domenico Cassiiil betreibt in rationeller Weise Bohrversuche auf artesische Brunnen und bespricht sie in seiner Abhandlung „Sur la mani^re de faire des puits et des jets d*eau ä Mod^ne*'. — G^org Samuel DörfM weist an dem Kometen von 1680 die von BoreUi (s. 1666 B.) vermutete parabolische Form der Bewegung nach. — Robert Hookt beobachtet, daß ein musikalischer Ton entsteht, wenn man ein Kartenblatt an die Kante eines schnell rotierenden Zahnrades bringt, und findet damit das Prinzip der Zahnradairene, die 1820 von Savart her- gestellt wird. — Johann Kuncktl von Lftwüittorn entdeckt den Salpetrigsäureäther bei Destil- lation von Alkohol mit Salpetersäure und gibt ihm den Namen Salpeter- naphtha. — Johann Kunck«! von Löwonttirn spricht von der Verbindung des geschmol- zenen Zinnes mit Schwefel, die später unter dem Namen „Musivgold" als Malerfarbe gebraucht und von Peter Woulfe, Proust und namentlich J. Davy und Berzelius näher untersucht wird. — Nachdem Libavius (1600) schon angegeben hatte, daß die Lösung des Wismuts in Salpetersäure durch Wasser gefällt werde, lehrt Nicolas Lomory die Bereitung des „Magisterium bismuti'*, das unter dem Namen „Blanc d'Espagne" als Schminkweiß verwendet wird, durch Auflösen von Wismut in Salpetersäure und Fällen mit kochsalzhaltigem Wasser. Daß kochsalzhaltiges Wasser hierzu nötig sei, wird von Pott (1739) widerlegt. — 146 — 1688 1681 Nachdem bis dahin im allgemeinen die Vorstellung geherrscht hatte, daß auf der Erde das Land gegen das Wasser überwiege, welche Ansicht namentlich Crerhard Mercator (1669), Varenius (1660) und insbesondere Ricdoli (s. 1661 R.) vertreten hatten, zeigt Sir Jonas Moort, daß die be- kannte Wasserfläche größer als die des Landes ist. 1682 BadMr erwähnt zuerst die Möglichkeit, auch aus Kartoffeln Branntwein zu gewinnen. (S. a. 1760 M.) — Johann Joachim Badier gibt eine umfassende Theorie über die Zu- sammensetzung der Körper. Er nimmt in den Metallen und den andern entzündlichen Körpern eine brennbare Erde an, auf deren Vertreibung die Verbrennung beruhe, und legt dadurch den Gnmd zur phlogisti- sehen Theorie. — Johann Joachim Bachor erwähnt in seiner „Großen chymischen Conoordantz" die Brennbarkeit des Steinkohlengases. — Johann Joachim BtcNr behauptet, daß nur zuckerhaltige Flüssigkeiten der alkoholischen Gärung fähig seien und zeigt, daß der Alkohol nicht in dem ursprünglichen Weinmost existiert, sondern erst während des Gärungsprozesses entsteht. — Nehemiah Grew begründet die Pflanzenhistologie. Er erkennt den zelligen Bau der Pflanzen und unterscheidet das parenchymatische Gewebe und die longitudinal gestreckten Faserformen, die echten Gefäße und die saft- führenden Kanäle. — Emanuel Kdnlg teilt die gesamte Natur in die drei Reiche (regna): das Mineralreich, das Pflanzenreich und das Tierreich. — Edme Mariotte macht die ersten Beobachtungen über strahlende Wärme, indem er die Durchlässigkeit Ton Glas für Wärmestrahlen untersucht. — Isaac NMfton spricht, nachdem er bereits 1666 die ersten Versuche gemacht hatte, die Bewegung der Himmelskörper aus den Gesetzen der Mechanik zu erklären, das Gesetz der allgemeinen Gravitation aus, demzufolge sich die Materien gegenseitig im direkten Verhältnis ihrer Massen und im um- gekehrten Verhältnis des Quadrates ihrer Entfernungen anziehen, und er- bringt dafür den mathematisch genauen Nachweis. — Der Holländer van SantM benutzt zuerst zur Bereitung von Wassermörte den am Laachersee, im Nette- und Brohltal vorkommenden Tuffstein, der zu diesem Zweck zu Pulver vermählen wird. Der gemahlene Tuffstein, auch Traß genannt, dient auch heute noch zur Bereitung von Wasser- mörtel. Der Stein ist der schon von Vitruvius (s. 20) erwähnten Puzzolan- erde ähnlich. 1683 Johann Bobn spricht zuerst deutlich von dem würfligen Salpeter (salpeter- saures Natron), der bei der Bereitung von Königswasser durch Destillation von Kochsalz mit Salpetersäure entsteht. — Guichard Joseph Da Verney veröffentlicht das Werk „Trait6 de Torgane de Touie", in welchem er die Anatomie des Ohres ausführlich behandelt und das als erster Versuch einer wissenschaftlichen Abhandlung über die gesamte Ohrenheilkunde anzusehen ist. Er gibt in seinem Werke die ersten genaueren Abbildungen der Bogengänge und der Ohrenschmalzdrüsen. — Der preußische Major Otto Friedrich von dtr Qröbtn hißt die kurbranden- burgische Flagge auf Groß-Friedrichsburg an der Guineaküste. (VgL 1681 Blonck.) Im Jahre 1684 erwirbt Brandenburg die Arguin-Inseln am Weißen Vorgebirge. Aber schon im Jahre 1717 gehen die sämtlichen preußisch-afrikanischen Besitzungen durch Kauf an die Holländer über. — Edmund Hallty entwirft seine Theorie von vier magnetischen Polen oder Konvergenzpunkten und von der periodischen Bewegung der magnetischen Linien ohne Abweichung. 10* — 147 - 1688 1683 it HtNto beobachtet zuerst die Flimmerbewegung an den Kiemen der Muscheln. Diese Bewegung besteht darin, daß die feinen Haare, mit denen die Zellen an ihrer Oberfl&che besetzt sind, in unaufhörlicher schwingender Bewegung begriffen sind. — Antony LMUWMlMtk beobachtet in dem Speichel des Menschen verschiedene sich lebhaft bewegende kleine Tierchen, nach Abbildung und Beschreibung die ersten gesehenen Bakterien. — Manntffftli und Wllllanit erhalten ein Patent sur Anfertigung von gegoss^ien hohlen Zinnknöpfen, in welchem sie sich selbst als deren „erste Erfinder*' bezeichnen. — Der Engl&nder Ptttnt spricht in seiner Schrift „The laws of art and na- ture" zuerst davon, daß das beste Holz zur Einfassung der Bleistifte das Zedemholz ist. — Andrews Snaps, Kurschmied Königs Karl II. von England, verfaßt eine Schrift „The Anatomy of an Horse", in der er kurze, aber wertvolle An- gaben über Rotz und Rehe des Pferdes macht. Seine Darlegungen zeugen von guter Beobachtung, sind jedoch mehrfach durch Ruini (s. 1698 R.) und Soleysel (s. 1664 S.) beeinflußt. — Thomas Syitnhaiii unterscheidet zuerst ausdrücklich die chronischen Formen des Gelenkrheumatismus und erw&hnt auch die charakteristiBchen Ver- krümmungen der Fingergelenke. Er gibt in seinem „Tractatus de podagra et hydrope'' eine auch jetzt noch mustergültige Schilderung des gesamten Krankheitsbildes der Gicht. ^ Thomas Syitnhaiii gibt die erste eingehende Beschreibung des Veitstanzes (Chorea St. Viti), dessen Natur trotz vieler Arbeiten darüber (Romberg, Litten, Westphal, Bright, Seeligmüller, Heubner, Henoch u. a.) noch nicht gekl&rt ist. — Thomas Syiiiihaill bringt zuerst klar zum Ausdruck, daß die Hysterie eine Erkrankung des Nervensystems ist. Er gibt eine genaue Schilderung der konvulsivischen Anf&lle und der intervallaren Symptome. — Wilhelm Ttn Rhynt bringt die seit langer Zeit von den Chinesen und Ja- panern geübte Akupunktur (Einstechen von Nadeln in die Weichteile als Exoitans oder Derivans) nach Europa. — Ehrenfried Walter von TidilrnlMUit arbeitet über das Tangentenproblem, und löst Gleichungen dritten und vierten Grades, indem er alle Glieder zwischen denjenigen höchsten und niedrigsten Grades wegschafft. — Edward Tyson gibt in den „Philosophical Transactions" eine genaue ana- tomische Beschreibung der Eingeweidewürmer. 1684 Der holländische Arzt Bontokos empfiehlt in seiner Schrift „Körte ver- handeling van't menschenleven*' den Teeaufguß als ein untrü^ches Mittel, das menschliche Leben zu verl&ngem. (S. a. 1688.) — F. Bsmler unternimmt einen Versuch, die Menschen in Klassen einzuteilen und unterscheidet die Weißen in Europa, die Gelben in Asien, die Schwar- zen in Afrika und die Lappen im Norden. — Robert Boylt hat klarere und richtigere Ansichten über die verschiedenen Grade der chemischen Verwandtschaft als irgend einer seiner Vorgänger» selbst Glauber. (S. 1664 G.) Er weiß, daß Kali das Ammoniak aus seinen Verbindungen austreibt, weil die Säure zu dem fixen Alkali mehr Ver- wandtschaft hat als zu dem flüchtigen und daß die ätzenden Alkalien die stärkste Affinität haben zu starken Säuren. — Giovanni Domenico Casilnl entdeckt im März den dritten imd den vierten Satelliten des Saturn, welche die Namen Dione und Tethys erhalten. — Der englische Techniker James DolabMlIt konstruiert die erste Rauhmaschine für Stoffe und betreibt die erste Tuchschere mit Wasserkraft. — 148 — 1686 1684 Bobert Hookt legt am 20. Mai der Royal Society ein fertig ausgearbeitetea optisches TelegraphenByetem vor, daa er insbesondere zur Verwendong im Seeverkehr empfiehlt, und bei dem zuerst die Ausnutzung von Fem- rohren zur Aufnahme der Femzeichen vorgeschlagen wird. Der Gredanke findet erst ein Jahrhundert später praktische Würdigung. (S. 1793 C.) — Christian Haygtnt konstruiert ein Femrohrokular, bei welchem er zuerst in bewußter Weise Achromasie anstrebt und zwei mit ihren Krüm- mungen nach dem Objektiv gewandte plankonvexe Crownglaslinsen benutzt. — Der französische Ingenieur LaMon bewirkt zuerst die Verbindung von Fem- rohr und Libelle, aus der die sp&teren Nivellierinstrumente hervorgehen. — Edme Martotli macht die Lehre von dem meteorischen Ursprung des in den Quellen austretenden Wassers durch Experimente und rechnerisch statistische Nachweise seinen Zeitgenossen einleuchtend. — Edme Mirialli konstruiert ein Manometer, bei dem die Flüssigkeit unter der Wirkung des zu messenden Drucks in ein oben geschlossenes, zum Teil mit Luft gefälltes Rohr hineingetrieben und der Druck nach dem Grade der Zu- sammenpressung dieser Luft gemessen wird (Kompressionsmanometer, Ma- riotte'sche Bohre). — Edme Mirialli erfindet die nach ihm benannte Flasche (erst nach seinem Tode 1686 bekannt gemacht), die den Zweck hat, eine größere Wasser- menge ohne Änderung der Druckhöhe ablaufen lassen zu können. 1685 Jacob Birnouli bearbeitet die Kombinationstheorie in so umfassender Weise, daß alles, was den heutigen Inhalt dieser Lehre ausmacht, sich in dem nach seinem Tode i. J. 1713 erschienenen Werke „Ars conjectandi*' — sogar in modemer Form — vorfindet. Er gebraucht zuerst das Wort „Permutation'S während der Ausdruck „Kombination" zuerst von Pascal gebraucht wird. — Der Arzt und Alchemist Andreas Castlnt in Leiden entdeckt den Gold- purpur (Cassius-Gold), welcher durch F&llung von Goldchlorid mit einer dünnen Lösung von Zinnchloriir und Zinnchlorid erhalten wird. (VgL auch 1679 K.) Eine Beschreibung des DarsteUungsverfahrens gibt Cassius' Sohn. — Der französische Ingenieur Cailaliig erfindet die Münzrändelmaschine zur Anbringung erhabener oder vertiefter Schrift auf dem Rande der Münzen, welche in neuerer Zeit (z. B. durch Ludwig Löwe in Berlin) derart ver- bessert worden ist, daß sie in 1 Stunde bis zu 14000 Münzen selbsttätig rändelt. — Der niederländische General Menno von Coohoorn verstärkt die Festungen seines Landes durch Einführung eines bis auf das Grundwasser gesenkten und daher mit der Sappe nicht überschreitbaren Grabens und vermehrt die Anlagen zur Durchführung einer zähen abschnittsweisen Verteidigung. Er ist der Erfinder der kleinen, beweglichen, zum Massengebrauche be- stimmten sog. Coehoom'schen Mörser. — Hendryk van DfVinlir bearbeitet die Lehre vom engen Becken und gibt die erste Einteilung der abnormen Verhältnisse des Beckens. Er erwirbt sich große Verdienste um die Therapie des engen Beckens. — Der gelähmte Uhrmacher Stephan Farfltr in Altdorf macht eine praktische Anwendung von der von Hautzsch (s. 1649 H.) gemachten Erfindung, indem er sich zur eignen Beförderung einen kleinen Wagen baut, dessen Räder er durch eine Handkurbel bewegt. Sein Gefährt ist zuerst vierrädrig, wird aber später dreirädrig umgebaut. — Christian Fömtr erfindet die Windwage, durch die es möglich wird, den Wind für die Orgel zu regulieren und die Dichte der eingeschlossenen Luft zu messen. — 149 — 1686 1685 Johann Hevtllut konstruiert den Oktanten, einen jnit einem geteilten Achtelkreis versehenen Winkelmesser. — Der italienische Arzt Giovanni LancM benutzt als erster die Perkussion des Stemum bei Aneurysma am Herzen. — Giovanni LancM unterscheidet zuerst zrnschen wahrem und falschem An- eurysma und nennt als hauptsächliche Ursache der Aneurysmen mecha- nische Einwirkungen und die Syphilis. — Isaac Ntwton findet den Satz, daß die Dichte der Luft sich in geometrischer Progression vermindert, wenn die Höhe in arithmetrischer Progression wächst und gibt dadurch die Unterlage zu Halleys barometischen For- schungen. (S. 1686 H.) — Verbindet man ein Femrohr so mit einer Achse, daß dasselbe unter jedem beliebigen Winkel zu derselben festgehalten werden kann und bringt so- dann die Achse mit Hilfe der bereits gemachten Bestimmungen in die Richtung der Weltachse, so heißt das Fernrohr parallaktisch montiert, zumal wenn damit ein Uhrwerk, das die Achse in einem Tage einmal umdreht imd anderseits zwei geteilte Kreise, der sog. Stundenkreis und der Deklinationskreis verbunden sind. Ein solches Instrument wird zu- erst von Scheiner und etwas später von Grunberger, in vollkommener Weise aber erst von Olaf RöiiMr in seiner „Machina acquatorea*' verwirklicht. — Der französische Anatom Raymond de Vltutatiit beschreibt zuerst die Pyra- miden und Oliven im verlängerten Mark. — Johann Zahn schlägt vor, statt des Fadenkreuzes (s. 1667 A.) mittels Diamant auf Glas eingeritzte Gitter zu verwenden; dieselben werden 1739 von Benjamin Martin und 1796 von Brander noch wesentlich vervollkommnet und von Lambert warm empfohlen. 1686 Nachdem die erste unzweifelhafte Angabe über das Vorhandensein von kleinen Tierchen in der Haut von Krätzekranken in der „Physica Sanotae Hildegardis'' um 1150 gemacht worden war, weisen Giovanni Cosimo Bonomo und Hyacinth Ctstonl nach, daß die Milben das einzige ursächliche Moment der Krätze sind, eine Angabe, die 1786 durch Wichmann be- stätigt wird. — Johann Conrad Brunner, Anatom in Heidelberg, entdeckt die Brunner^schen Drüsen und stellt (s. 1709 B.) Versuche über partielle Exstirpation von Pankreas und Milz bei Tieren an, die zeigen, daß nach solcher Operation Tiere weiter leben können. — Nachdem Newton (s. 1685 N.) die allgemeinen Regeln für die Abnahme der Dichte der Luft mit der Höhe festgestellt hatte, gibt Edmund Halley eine Barometerformel für die barometrische Höhenmessung, die von Jean Cassini, Celsius, Lambert, namentlich aber von Deluc (s. 1772 D.) wesent- lich verbessert wird. — Edmund Halley entwirft eine Windkarte, zugleich die älteste aller meteoro- logischen Karten. — Henning Hutmann ist nachweislich der erste, der Maschinenbohrung für die Sprengarbeit in Bergwerken einführt. — Gottfried Wilhelm von Lelbnlz begründet mit seiner Abhandlung „De geo- metria recondita et analysi indivisibilium atque infinitorum'' die Integral- rechnung. Hier erscheint zum ersten Male das Integralzeichen / im Drucke, das Leibniz schon i. J. 1676 an Stelle der von Cavalieri herrührenden Be- zeichnung „Omnia" vorgeschlagen hatte. Das Wort „Integral" wird zuerst 1689 von Jacob Bemoulli gebraucht. Auch die Benennung „Funktion" rührt von Leibniz her, desgl. die Einführung des einfachen Punktes als Multiplikations-, des Doppelpunktes als Divisionszeichen. — Marcello Malplghl entdeckt bei der Untersuchung des Seidenschmetterlings — 150 — 1687 das Büokengefäß und das Nervensystem der Insekten, sowie die Spinn- drüsen und die Malpighi'schen Blindsäoke. 1686 John Ray erkennt die Bedeutung der Kotyledonen (Samenlapi>en) für eine natürliche Systematik der blühenden Pflanzen. — John Ray erkennt zuerst das Etiolement (die Vergeilung) von Pflanzen als einen vom Lichtmangel abhängigen Vorgang. Nähere Untersuchungen hierüber werden von Senebier (1785), A. P. de Candolle (1832) und nament- lich von Sachs (1863) gemacht. 1687 Giovanni Domenico Cassini findet das nach ihm benannte Gesetz der Be- wegung des Mondes um seine Achse. — William Cowpsr entdeckt die „Cowper'sche Drüsen" genannten Ham- röhrendrüsen. — Isaac NtMrton spricht in der Einleitung zu seinen „Philosophiae naturalis principia mathematica" klar aus, daß alle Erscheinimgen in der Natur von gewissen Kräften hervorgebracht werden, durch welche entweder die Körper und die Atome der Körper einander genähert oder voneinander entfernt werden. „Da aber diese Kräfte bisher unbekannt gewesen sind, so sind auch alle unsere Bemühungen, die Ursachen jener Erscheinung zu finden, vergeblich gewesen!" — Isaac Nfwton formuliert in seinen „Principia" das Prinzip der Gleichheit zwischen Wirkung und G^enwirkung, das übrigens Huygens bereits be- kannt war und von ihm bei Au&tellung der Gesetze der Zentrifugalkraft benutzt wurde. „Die Wirkung ist stets der G^en Wirkung gleich" oder „die Wirkungen zweier Kräfte aufeinander sind stets gleich und von ent- gegengesetzter Richtung." (Drittes Bewegungsgesetz.) — Isaac NtMrton beweist zuerst auf synthetischem Wege den 1586 von Stevinus nur angedeuteten Satz vom Parallelogramm der Ejräfte. — Isaac NtMrton zeigt, daß gleichlange Pendel aus dem verschiedensten Material im luftleeren Räume gleiche Schwingungsdauer haben, die OsziUations- dauer eines Pendels somit unabhängig von der Natur des schwingenden Körpers ist. Auch gibt er eine Formel zur Berechnung der Schallgeschwindig- keit, die später von Laplace (s. 1816 L.) berichtigt wird. — Isaac NtMrton begründet die Theorie weUenförmiger Bewegungen in elastisch- flüssigen Mitteln und behandelt sehr eingehend den Widerstand des Mittels, der nach ihm dem Quadrat der (jl^sch windigkeit des Körpers proportional ist. — Isaac NtMrton nimmt an, daß zur relativen Verschiebung zweier Schichten einer Flüssigkeit eine gewisse Kraft erforderlich sei, daß somit ungleich schnell bewegte Flüssigkeitsschiohten einander wechselweise in ihren Be- wegungen beschleunigend oder verzögernd beeinflussen. Diese Wechsel- wirkung nennt er Reibung der Flüssigkeitsschichten untereinander und nimmt an, daß, wenn sich zwei unendlich dünne Flüssigkeitsschichten über- einander bewegen, die Kraft, mit welcher die schnellere Schicht verzögert und die langsamere beschleunigt wird, proportional ist der Bewegungs- fläche der beiden Schichten und der Differenz ihrer Greschwindigkeiten. — Isaac NtMrton begründet die statische Theorie von Ebbe und Flut, die durch ihn ein Kapitel der allgemeinen Lehre vom Gleichgewicht und der Be- wegung der Flüssigkeiten wird. — Isaac NtMrton äußert die Vermutung, daß die Stoffe, welche zu einer Grupj)e von Weltkörpem (zu einem Planetensystem) gehören, dieselben seien. — Denis Papln kommt zuerst auf die Idee, Arbeitskraft mittels verdichteter atmosphärischer Luft auf größere Entfernungen fortzuleiten, imd entwirft eine Kompressionsmaschine, die diesem Zwecke dienen soll, von deren Aus- führung jedoch nichts bekannt geworden ist. — Gottfried Sdliili entdeckt die Darstellung des Zinnobers auf nassem Wege — 151 — 1687 durch Schütteln von QueckBÜber mit Boyle's flüchtiger SchweMtinktur ( Schwefelamm onium ) . 1687 Der Pater ttahikoipf erw&hnt im „Sohwetzerischen Botaniker" zuerst die Winteryeredlung, d. h. die Ausführong des Pfropfens im Herbst oder Winter, also zu einer Zeit, wo die BAume ohne Saft imd daher weniger empfind- lich gegen Einschnitte sind. — Ehrenfried Walter von Tichlniham gelingt es, mit Hilfe eines Brennspiegels glasartige Massen zu schmelzen, welche als Voriäufer des Böttger'schen Porzellans gelten können. — Der Marschall Sebastien Leprdtre de Vaotan ändert bei der Befestigung von Beifort und Landau, später auch bei Neubreisach sein sog. erstes System um, indem er einen polygonalen Hauptwall mit flankierenden, durch deta- schierte Bastione gedeckten Türmen einführt. — Die erste Erwähnung eines Personenaufzugs (Fahrstuhls) findet sich in Jablonsky's allgemeinem Lexikon. Hiemach hat der Mathematiker Erhard Wtitil in Jena i. J. 1687 einen „Fahrsessel" erfunden, der in einer 3 Fuß weiten Wandnische derart angebracht ist, daß man sich mit Hilfe von Gregengewichten schnell aus einem Stockwerk in das andere befördern kann. — Carol Zumbe schlägt zuerst vor, statt der Holzpflöcke, die bislang zum Besatz der mit Pulver gefüllten Bohrlöcher benutzt wurden, Letten (Ton) als Besatzmittel zu verwenden, wodurch die bergmännische Schießarbeit wesentlich gefördert wird. 1688 Der Holländer Meeuves Meindertszoon Bakktr erfindet die „Kamel** ge- nannte Hebevorrichttmg für große Schiffe, die dazu dient, tiefgehende Schifte aus der Zuidersee über den Pompus in das T zu bringen. 1688 — 98 QwMlloil erforscht China im Auftrage Rußlands. 1688 Robert Nooke erklärt die Versteinerungen als wertvolle Denkmäler der Natur. Er weist auf den Widerspruch zwischen den in England auf- gefundenen Petrefakten und dem m der historischen Zeit daselbst herr- schenden Klima hin und deutet an, daß die Versteinerungen vielleicht zu einer chronologischen Gliederung der sie umgebenden Ablagerungen dienen könnten. (Vgl. 1680 L.) — Abraham TlMvart in Paris erfindet die Methode des Gießens des Spiegel- glases, welche die bis dahin übliche Methode des Blasens verdrängt. Viel- fach wird als Erfinder dieser Methode auch Louis Lucas de Nehou genannt. 1689 Jacob Bornoulll ist der erste, der nächst Leibniz die Differential- und Inte- gralrechnung (bei seiner Abhandlung über die Isochrone) anwendet. — Johann Bohn beschäftigt sich eingehend mit allen Fragen der gerichtlichen Medizin und führt einen großen Au&chwung derselben herbei. Er führt für diese Disziplin die Bezeichnung „Medicina forensis" ein. (S. a. 1614 0.) — Der große Salzsee in Nordamerika wird zuerst vom Baron La Hoten i. J. 1689 erwähnt. Genauer erforscht wird der See durch H. Stansbury 1849—50. — Antony Loeuwonhook, der das Mikroskop zuerst zum Studium des feineren Baues des Auges verwendet, entdeckt die Stäbchenschioht der Netzhaut, die faserige Zusammensetzung und den Epithelüberzug der Hornhaut und vermutet auch die faserige Beschaffenheit der Linse. — Richard Morton führt an, daß die Lungenschwindsucht stets aus Tuberkeln imd nie auf andere Weise entstehe. — Denis Papin erfindet die Zentrifugalpumpe, die indes nicht zur Verwendung kommt, da es an einem Motor fehlt, der ihr die nötige rasche Bewegung mitteilt. Der Apparat wird jedoch fortan als Ventilator, insbesondere um Wind für Öfen zu geben, und auch als Komreinigungsmaschine benutzt. — Olaf Römor konstruiert das Passageinstrument (Durchgangsinstrument), das — 152 — lese in die Meridianebene eingestellt wird und das Hauptinstrument für die astronomiBohe Zeitbestimmang bildet. Er erkennt auch die Vorzüge des ersten Vertikales für gewisse Bestimmungen und konstruiert ein besonderes Passageinstrument für Bestimmungen im ersten Vertikal. 1690 Nachdem Zambecoari 1670 in einem Briefe an F. Redi erwähnt hatte, daß er zwei Nephrektomien an Hunden vorgenommen habe, von denen der eine den Eingriff überstanden habe, macht Stephen Bbmkaart die gleiche Oi>e- ration an anderen Tieren und spricht davon, daß steinhaltige, in Ver- schw&rung übergegangene Nieren nach Unterbindung der Gef&ße ebenso, wie die Milz, exstirpieört werden können. — Rudolph Jacob GamtrarlM liefert die erste Abbildung des Stechapfels, der, wie er glaubt, aus dem Orient stamme, der aber sicher schon Theophrastos bekannt war. Das Alkaloid aus dem Stechapfel wird 1833 von Geiger und Hesse hergestellt. (S. 1831 M.) — Peter Emony in Amsterdam gibt für den Dreiklang der Kirchenglocken die noch heute gültigen Gesetze an. — John FlamttMd, Astronom an der durch ihn ins Leben gerufenen Stern- warte von Green wich, hat zuerst i. J. 1690, also fast 100 Jahre vor Herschel (s. 1781 H.), und, wie aus seinen Aufzeichnungen hervorgeht, spAter noch viermal den Uranus beobachtet, ohne aber dessen planetarische Natur zu erkennen. — John Fleytr führt als Hilfsmittel zur sicheren Pulszahlung die Sekunden- uhr ein und berechnet das Verhältnis der Geschwindigkeit des Pulses zur Schnelligkeit des Atmens. — Domenico Quglleliiilnl bedient sich zu seinen hydrometrischen Bestimmungen des Stromquadranten, bei dem aus der Richtung, den das Bleilot durch den Wasserstoß erhält, die Stoßkraft des Wassers berechnet wird. Zen- drini (1717), Manfredi (1723), Michelotti (1767) bedienen sich s&mtlich dieses Apparates zu ihren hydrometrischen Messungen. Das Hydrotacho- meter von Raucoart (1828), die Wasserfahne von Ximenez (1780), das Tacho- meter von Brünning (1798) sind sämtlich Abarten des Wasserquadranten. — Der erste Nebdfleckenkatalog, welcher Johann Ht¥tlliit zu verdanken ist, wird im Jahre 1690 posthum veröffentlicht. — Christian H«niM stellt in seiner Schrift „Trait4 de la lumi^re** sein Prinzip der Elementarflächen (einhüllenden Flächen) auf, nach wdchem jeder Punkt eines in Wellenbewegung begriffenen materiellen Systems durch seine Bewegung der Ursprung sogenannter Elementarwellen wird, aus deren Übereinanderlagerung und Interferenz die tatsächlichen Wellen hervor- gehen. Durch dieses Prinzip gelingt es ihm, die Reflexion und Brechung des Lichts auf Grund der Undulationstheorie zu erklären. Auch für die Erdbebenphysik gewinnt dieses Prinzip später fundamentale Bedeutung. — Christian HunMM ist der erste, welcher beim Durchgang des Lichts durch isländischen Doppelspat (s. a. 1669 B.) ein verschiedenes Verhalten der Licht- strahlen beobachtet (Polarisation des Lichts). 1690—92 Der deutsche Mediziner Engelbrecht Kimptar erforscht Japan. (Vgl. sein zuerst in englischer Sprache erschienenes Werk „History of Japan and Slam".) 1690 Denis Papln schlägt vor, in geschlossenen Gefäßen durch Kondensation darin enthaltenen Dampfes ein Vakuum zu erzeugen, wie dies später in der Newcomen'schen Dampfmaschine geschieht. — Dom PMgiioii, der Pater Kellermeister der Benediktinerabtei Hautvillers, erfindet den Flaschen Verschluß durch Korken. Auch zeigt er, wie sich die bei der Gärung in der Flasche gebildete Hefe entfernen läßt, ohne — 153 — 1690 den Kohlensänregehalt des Weins wesentlich zu vermindern, womit er den Grund zur Champagnerfabrikation legt. 1690 Michel Rolle veröff entlieht in seiner Schrift ,,Trait6 d'Alg^bre** außer eine wirklichen Methode zur Auflösung unbestimmter Gleichungen auch Nähe- rungsmethoden zur Bestimmung der Gleichungswurzein, unter denen die Methode der Kaskaden hervorragt. (Die Kaskaden sind, in die heutige mathematische Sprache übersetzt, die aufeinanderfolgenden Ableitungen der gegebenen Gleichimg.) — Der Mediziner Christian Günther SchtUliamiilir spricht zuerst aus, daß der Ton durch Schallwellen entsteht. — Stitstr in Braunschweig führt die Cascarillarinde in den medizinischen Ge- brauch ein. 1691 Jacob Barnoiilll behandelt mit der Integralrechnung die Kettenlinie, die von Nuüez (s. 1546) gefimdene Loxodrome, sowie die logarithmische und paraboUsche Spirale. Er benutzt bei seiner Arbeit über die parabolische Spirale das, was Leibniz 1692 krummlinige Koordinaten nennt. — William Oock gibt seine „Meteorologica" heraus, in welcher er von der Beurteilung der Veränderung der Luft und des Wechsels des Wetters in verschiedenen Ländern spricht. — Nachdem die dionysische Aera (s. 626 Dionysius und715Beda) allgemeinen Eingang gefunden hatte, sich aber trotzdem häufige Widersprüche heraus- gestellt hatten, weil die Kaiser und Päpste in ihren Erlassen und BuUen vielfach den 25. Dezember als Jahresanfang gebrauchten, setzt der PajMt InnocMiz XII. fest, daß das Jahr lediglich mit dem 1. Januar beginnen solle. — Friedrich Ruyidi beschreibt genau die Bronchialäste, welche Galen dunkel erwähnt, und Philipp Verheyen (1705) oberflächlich beschrieben hatte. Er entdeckt das Periost der Gehörknöchelchen und gibt eine genaue Dar- stellung der Gefäßversorgung der Paukenhöhle. — John Tyiackt erhält ein englisches Patent auf eine Waschmaschine zur Be- freiung der Gewebe (Leinen, Wolle usw.) von den durch das Fabrikations- verfahren verursachten Verunreinigungen. 1692 Johann Konrad Amman aus Schaffhausen lehrt Taubstumme sprechen, indem er sie gewöhnt, auf die bei jedem Laut veränderte Stellung der Organe des Mundes zu achten, dieselben mit dem Gesicht aufzufassen und vor dem Spiegel nachzuahmen. Seine Methode wird von Samuel Heinicke 1768 wesentlich vervollkommnet. (Vgl. auch 1570 P.) — Giovanni Domenico Cassini erkennt aus den Flecken der Jupiteroberfläche eine Rotation dieses Planeten, die er zu 9 h 50 m berechnet. — Clopton Havart veröffentlicht in seiner „Osteologia nova" seine Unter- suchungen über die Anatomie und Histologie der Knochen und macht sich namentlich durch die Entdeckung der Knochengefäßkanälchen „Canalculi Haversiani*' sehr bekannt. — Wilhelm HomNrf zeigt die Nutzlosigkeit der trockenen Destillation (Pyro- analyse) für die Pflanzenanalyse, indem er nachweist, daß zwei ganz ver- schiedene Pflanzen, wie Belladonna und Kohl, so ähnliche pyroanalytische Produkte haben, als ob man eine dieser Pflanzen zweimal destilliert hätte. (S. a. 1668 Dodart.) — Denis Papln verwirklicht seine in einem Briefe vom Jahre 1691 an Christian Huygens geäußerte Idee, indem er ein Taucherschiff baut, mit dem er sich im Mai mehrmals unter den Spiegel der Fulda hinab läßt, von wo er ein angezündetes Licht wieder mit hinauf bringt. Die Luftemeuerung be- sorgt er durch einen Zentrifugalventilator. Es scheint damit seine Priorität — 154 — 1694 vor Halley, der die Luftzufuhning in die Taucherglocke (1724) vermittelBt eines Schlauches bewirkt, zweifellos erwiesen. 1692 John Ray ist der erste Schriftsteller nach Strabo, der über die Wirkung der fließenden Grewässer im Binnenlande und die Angriffe des Meeres auf die Küste spricht. — Greorg Ernst Stalil gibt die Anregung zur Erforschung vom Psychischen und Physischen in allen physiologischen und pathologischen Vorgängen, sowie zu deren therapeutischer Verwertimg und bedingt hierdurch einen Fortschritt in der Auffassung und Behandlung der psychischen Krankheiten. — Vincenzo Vhflanl stellt das als „Florentiner Aufgabe'* berühmte Problem: In eine Halbkugel vier gleichgroße Öffnungen derart herauszubrechen, daß der Rest der Halbkugelfläche quadrierbar sei. Die Losung geschieht durch Leibniz, Bemoulli imd L' Hospital mit Hilfe der Differentialrechnung. 1693 Aeoluthut in Breslau führt die erste Resektion am Oberkiefer aus. Daß Oribasius eine solche gemacht habe, ist zweifelhaft, wie auch die angeb- lich um die Mitte des 17. Jahrhunderts von Molinetti gemachte Resektion sich lediglich auf Entleerung von Eiteransammlung bezog. — Edmund Halley macht den ersten Versuch der geographischen Flächen- messung durch Wägung der aus der Landkarte mit der Schere ausge- schnittenen Flächenstüoke, ein Versuch, der von dem Jesuiten Scherer (1710) mit Erfolg wiederholt wird. — Der Engländer J. Hartley erhält das erste Patent auf einen Wellenmotor, bei welchem die Bewegung der Brandung zur Grewinnung von motorischer Kraft in der Weise benutzt wird, daß ein Schwimmgefäß mit der Welle auf und ab geht, wodurch eine Mühle in Betrieb gesetzt wird. — Greorg Hoiyk gibt in seinem Gartenbuche zuerst die Veredelung der Bäume und Sträucher durch Kopulieren an. — Wilhelm HomNrf entdeckt, daß geschmolzenes Chlorcalcium phosphores- zierend ist; das Präparat wird nach ihm als Homberg'soher Phosphor bezeichnet. — John Ray führt in die Zoologie den naturhistorischen Begriff der Art ein und berücksichtigt die Anatomie der Thiere als Grundlage der Klassi- fikation. 1694 Johann Bernoulll weist nach, daß Fische in Wasser, das vorher von Luft befreit ist, nicht leben können. (S. a. 1670 B.) — Jacob Rudolf Camtrarlut weist experimentell die Sexualität im Pflanzen- reiche nach, die schon Grew und Ray vermuteten. — Philippe Dalahlre behandelt zuerst die Theorie der Epizykloide in syste- matischer Weise. — Joäo Ftrriyni da Rota gibt eine genaue Beschreibung des gelben Fiebers und beschäftigt sich mit de^ssen Ursachen, seiner Verbreitimg, seinen Symptomen, der Prognose und Behandlung der Krankheit. Die frühest bekannte Beschreibung des gelben Fiebers rührt von Thukydides her, der selbst von der Krankheit befallen war. — Engelbert Kimirflr beschreibt die Naphthaquellen und die ewigen Feuer der Apscheronhalbinsel an der Westküste des Kaspischen Meeres (Baku), die zuerst um 930 von Massud! erwähnt worden waren. — Gottfried Wühelm von Lelbnlz macht in einem Briefe vom Mai 1694 darauf aufmerksam, daß zur Integration von Differentialgleichungen vor allem die Variablen getrennt werden müssen. — Christopher Polhtill gibt für den Bergwerksbetrieb die Förderung mit starren Gestängen an, die ähnlich wie die Gestänge der Fahrkunst auf und ab be- — 155 — m6 wegt werden, und fuhrt eine solche Förderung in Falun ein. Diese Art der Förderung wird 1776 von Hubert Sarton in Belgien verbessert und neuerdings von M6hu wieder au^nommen. 1695 Nehemiakh Grf« entdeckt im Epsomer Bitterwasser das Bittersalz (Schwefel- saure Magnesia), welches infolge seines Ursprungs auch Epsomsalz heißt und 1710 von Friedrich Hoffmann zur milden Abführung empfohlen wird. » Gottfried Wilhelm von Uibali definiert in den Act. Erud. von 1695 die lebendige Kraft als Produkt aus Masse und Quadrat der Geschwindigkeit imd betrachtet diesdbe als das wahre Eraftmaß eines in Bewegung be- findlichen Körpers. — Der Werkfuhrer Morln in St. Cloud erfindet das Frittenporzellan (Force- laine tendre). — TomplM Äußert die erste Idee der Zylinderhemmung für Taschenuhren. — John Woodwartf in London tritt mit Entschiedenheit der zu seiner Zeit noch verbreiteten Meinimg entgegen, wonach die Versteinerungen nur müßige Naturspiele seien. Er nimmt als Ursache der Sintflut den Ausbruch eines unterirdischen Meeres an. Seine Versuche, die von ihm beobachteten Er- scheinungen mit der heiligen Schrift in Übereinstimmung zu bringen, führen ihn mehrfach zu seltsamen Hypothesen. 1696 Der von Wolodomir Atlanow, Befehlshaber in Anadyrsk, entsandte Kosak Morosko erreicht zuerst Kamschatka. Atlassow selbst folgt im n&chsten Jahre mit einer größeren Trupi>enabteilung und errichtet am 13. Juli 1697 am Kamschatka-Fluß ein Kreuz zum Zeichen, daß das Land von ihm in Besitz genommen sei. — Augustin MlMte rät bei der Behandlung der Wimden vor allem die Luft fernzuhalten, weil dieselbe kleine Atome mit sich führe, welche die An- steckung der Wunden vermittle. Er empfiehlt bei der Wundbehandlung Mittel, welche die Eiterung beschränken und die Zersetzung verhindern und nennt als solches Mittel vor aUem den Alkohol, der später in Batailh^ (1859) einen eifrigen Fürsprecher findet. — Johann Btrnoulll stellt die Aufgabe, die Brachistochrone zu finden, d. h. diejenige Kurve, auf der ein Körper herabfallen muß, um in möglichst kurzer Zeit zu einem tiefer gelegenen Punkte zu gelangen. Mit diesem Probleme beginnt die Entwicklung der Variationsrechnung. — Der französische Akademiker Guillaume Fran9ois tft l'HoipItal veröffentlicht das erste Lehrbuch der Differentialrechnung „Analyse des infiniment petits pour Fintelligence des lignes courbes". — Johann Lottfnc stellt zuerst Fingerhüte fabrikmäßig her, die man aber da- mals auf dem Daumen trug. Die Annahme, daß Nicolaas van Beschooten in Amsterdam (um 1684) den Fingerhut erfunden habe, ist widerlegt. (Vgl. hierzu 1210 Walter von der Vogelweide.) — John Ray liefert die erste Beschreibimg der Pfefferminze, die als Arznei- pflanze zuerst in England und erst viel später (1777) in Deutschland gebraucht wird. Er erwähnt auch zuerst die Senegapflanze, deren Wurzel von den Indianern gegen den Biß der Klapperschlangen verwen- det werde. 1697 Pantaleon Hsfcsmtftlt versieht ein dem Hackebrett ähnliches, mit Darm- saiten und Drahtsaiten überzogenes Instrument mit Dockenaufschlag und wird der Vorläufer der Hammermechanik, indem er durch dies Instrument Schröter (s. 1711 C.) zu seiner Erfindung anregt. — Johann Christian 4acofel verwendet weißen Arsenik mit Pottasche neutra- lisiert und in Wasser gelöst innerlich bei Wechselfiebem. — Richard Morton in London erkennt zuerst, daß die perniziösen Fieber durch die Ausdünstungen sumpfiger Gegenden veranlaßt werden und — 156 — 1700 Bohieibt deren Behandlung mit Chinarinde vor, die auch Sydenham 1723 empfiehlt. 1697 Antonio PaecMonl entdeckt die sogenannten „Paochioni'Bohen Drüsen*' der harten Hirnhaut. 1698 Johann Btrnoulll nimmt zuerst das Problem der kürzesten linie zwischen zwei Punkten einer krummen Fläche mit Erfolg in Angriff. Er gelangt dabei zu Raumkurven, die später als „geodätische Linien'* bezeichnet werden. — LaagfM kennt den Wirbelcharakter der indischen Stürme. — Während das Bajonett im Grebrauohsfalle anfangs in den Grewehrlauf hineingesteckt wurde» und daher ein Schießen mit aufgepflanztem Bajonett unmöglich war, erfindet der englische Greneral Mackey das Düllenbajonett, welches mittels einer um den Lauf herumgreifenden Hülse an dem Grewehre dauernd befestigt ist. — Thomas Sftvery baut eine Dampfmaschine, in welcher er den in einem be- sondem Kessel erzeugten Dampf abwechselnd in zwei Behältern benutzt; während er das Wasser aus dem einen heraustreibt, saugt er gleichzeitig im andern durch Kondensation des Dampfes Wasser an (Wasserhebe- maschine). — Sotttliwell führt in England die kalte Vergoldung durch Anreiben mit Gold- Zunder ein, die angeblich schon vorher von deutschen Groldschmieden ge- übt worden sein soll. — Der Arzt imd Chemiker Greorg Ernst 8talil begründet durch seine Schrift „De venae portae porta malorum etc**, die wissenschaftliche Lehre von den Pfortaderleiden, die seit den ältesten Zeiten bekannt und größten- tdls mit dem Glüheisen oder vermittels Ätzung und Ligatur behandelt worden waren. Nach ihm kann das Blut im Gebiete der klappenlosen Pfortader leicht hin und her versetzt werden und sich bald im Magen,, bald in der Milz, bald im Dünndarm anhäufen. 1699 Guillaume AMontom macht ausgedehnte Versuche über den Reibungs- widerstand und stellt die Gresetze für die gleitende Reibung auf. — Simon BooMoc führt die von Dodart (s. 1668 D.) vorgeschlagene Extraktions - methode für die Pflanzenanalyse durch und wendet dieselbe zuerst auf eine vergleichende Untersuchung der verschiedenen im Handd befindlichen Ipecacuanhasorten an. Als Extraktionsmittel verwendet er bald Wasser, bald Weingeist. 1699 — 1701 Der englische Seefahrer William Damptor imtemimmt eine Ent- deokungsreÜBe nach Australien. Im Jahre 1700 entdeckt er die Dampierstraße und stellt fest, daß das östlich gelegene, von ihm Neubritannien genannte Land von der Küste von Neuguinea getrennt ist. 1699 Wilhelm Homtof sucht zuerst den Säuregehalt einer Substanz durch die Gewichtszunahme einer bestimmten Menge Pottasche zu ermitteln. Er gibt dem Flaschenpyknometer, das er Araeometer nennt, die noch jetzt übliche Form. (S. a. 1121.) 1700 Guillaume AMontom schlägt als unteren Punkt des Thermometers den ab- soluten Nullpunkt vor, den er auf — 239,5^ (umgerechnet auf die heutige hundertteilige Skala) berechnet. Er konstruiert ein Luftthermometer, bei welchem das Volum der eingeschlossepen Luft konstant gehalten wird und die Höhe des erforderlichen Quecksilberdruckes als Maß der Tempe- ratur gilt. — Guillaume Dallsit macht sich als erster völlig frei von den Positions- bestimmungen des Ptolemaeus und legt seiner Weltkarte imd den Karten der Erdteile die neueren astronomischen Bestimmungen zugrunde. Seine Karte von Europa (1725) gibt zuerst ein naturwahres Bild dieses Erdteils. — 157 — 1700 1 700 Johann Christoph Denner in Nürnberg entwickelt die Klarinette aus einer fran- zösisohen Schalmeienart mit neun Tonlöchem. — Hendryk van DtvtntM' fördert die Orthopädie, indem er Beinkrümmimgen, Sehnenverkürzungen und Muskelatrophien mit Bandagen und Maschinen behandelt und Apparate für Bachitische konstruiert. — Der Chemiker Johann Konrad DIppel erfindet das nach ihm benannte öl, auch „Tierisches Stinköl" genannt. — Denis Dodart untersucht die Schwingungen der Stimmbänder, deren Be- dingungen er an dem Lippenverschluß eingehend erörtert, und stellt fest, daß der Ton an der Glottis entsteht imd im Mund und in der Nase sum Klange wird. Nachdem Hutchinson schon 1640 eine unvollkommene Karte von Orten gleicher Deklination (Isogonenkarte nach Humboldts Benennung) gezeichnet hatte, gibt Edmund Halley die erste vollkommene Karte der Isogonen heraus. — Gottfried Kirch in Guben macht regelmäßige Witterungsaufzeichnungen und pflegt sein Thermometer regelmäßig, sogar mehrmals am Tage abzulesen. — Johann Kuncktl von Ltotnsttrn macht in seinem posthum gedruckten „Labo- ratorium chymicum" zuerst auf das kaustische Ammoniak (Salmiakgeist) aufmerksam, das er mit der Ätzlauge vergleicht. Ugtr erwähnt in seinem Werke „La nouvelle maison rustique" zum ersten- mal die Verwendung der Ölkuchen als Futtermittel. Nach der Art der Erwähnung kann angenommen werden, daß diese Verwendung namentlich in Holland schon seit längerer Zeit üblich war. — G^org MtmnMndörfir in Nürnberg ist (nach Doppelmeyer) der erste, der Stahl zu schmelzen und in Formen zu gießen versteht und somit als Er- finder des Stahlgusses anzusehen ist, weiche Kunst aber mit ihm verloren geht. — Antoine Pannt wendet die Koordinatenmethode zuerst auf den Baum von drei Dimensionen an, indem er Oberflächen durch eine Gleichung zwischen den drei Koordinaten eines Baumpunktes darsteUt. Einen weiteren Aus- bau dieses Gebiets bewirkt Clairaut in seinen Baumkurven. (S. 1729 C.) '— Joseph SauvMir stellt die Theorie der Schwebungen auf, stellt die Hörbar- keitsgrenzen fest und erfindet die noch jetzt übUchen Mittel, die Teil- schwingungen einer Saite durch Berühnmg der Knotenpunkte hörbar und durch aufgesetzte Papierreiterchen sichtbar zu machen. Er gibt der Lehre vom SchaU den Namen „Akustik". '— Johann Jacob Sdieachier in Zürich setzt mit seiner Schrift „Historiae hel- veticae naturalis prolegomena" die von Simler (s. 1660) begründete wissen- schaftliche Alpen künde fort und fördert die Versteinerungskunde. Er ist ein Anhänger der Woodward'schen Sintfluttheorie. (S. 1696W.) '— Johann Jakob Sdltuchiar findet im Tertiärschiefer von öningen in Baden ein fossiles Skelett, welches er i. J. 1726 als Sintflutmenschen (Homo diluvii testis) deutet. Das Skelett wird indes später als dasjenige eines Lurchee (Biesensalamanders — später als „Andrias Scheuchzeri" bezeichnet) erkannt. — G^org Ernst 8talil empfiehlt die medizinische Anwendung der moschus- duftenden Schafgarbe, aus der in neuerer Zeit im Engadin der „Iva" ge- nannte Likör bereitet wird. — Als Erfinder des Violoncello wird in der Begel Tardltv (1700) genannt. Doch ist demgegenüber zu bemerken, daß bereits der um 1690 gestorbene Domenico Gabrieli den Beinamen „Del Violoncello'* hatte. Auch schönen die Amati, Magini u. a. schon im 16. Jahrhundert Streichinstrumente von Cellogröße gebaut zu haben. -— Lorenzo TemuMO fördert die Pathologie der Gonorrhöe und gibt eine syste- — 158 — 1700 matisohe Einteilung der vetscliiedenen Arten dieser Krankheit. Seine Be- funde über den Gang des Krankheitsprozesses werden von Cockbum (1713), Morgagni (1710) und Boerhaave bestätigt. 1700 Joseph Pitton §9 Tourntfort gibt in seinen „Institutiones rei herbariae*' ein auf Bau und Form der Blüte begründetes Pflanzensystem, das jedoch lediglich den formalen Vorzug hat, daß in demselben strenge Ordnung herrscht und bestimmt begrenzte Gattungen eingeführt werden. — Raymond tff Vitusteiit entdeckt die „neurolymphatischen Arterien*' und nimmt an, daß dieselben den ununterbrochenen Fortgang des Blutes aus den Arterien in die Venen vermitteln. — Andreas WirkimMMr stellt die gleichschwebende zwölfstufige Tonleiter auf. um die Einbürgerung der gleichschwebenden Temperatur machen sich später verdient J. G. Neidhardt, J. A. Sorge, J. H. Lambert, C. G. Schröter, Rameau, d'Alembert, Bach u. a. — 159 — Achtzehntes Jahrhundert. 1701 Michelangelo AMrloll verwendet den Mohnsaft zuerst bei der Buhr; bei Wechselfiebem wird er 1710 zuerst von Jacob Minot und, um die Gewalt der Schmerzen bei Entzündungen und Ähnlichen Krankheiten zu besänf- tigen» 1739 von John Huxham empfohlen. — Nachdem man, insbesondere seit Galen der Meinung war, daß bei Ent- stehung eines ünterleibsbruches das Bauchfell zerreiße und daher auch die Bezeichnung „Ruptura'* eingeführt hatte, lehrt Jean Mtrey zuerst, daß bei Brüchen das BauchfeU ausgedehnt sei, sonach die Eingeweide in einem Bruchsack liegen. — Isaac Nfwton erfindet den Spiegelsextanten und sendet eine Beschreibung und Zeichnung seines Instrumentes an Hadley. Die diesem zugeschriebene Erfindung des Instruments (1731) beruht somit auf einem Irrtum. — Olaf RöiiMr vereinigt zur Erzielung sicherer Stem-Durchgangsbeobachtungen Mauerkreis und Passageninstrument zu einem einheitlichen Instrument, dem sog. Meridiankreis. Sein eigenes Instrument, die berühmte „Rota meridiana** bleibt bis 1728 im Dienst, wo es bei einem Brand ver- nichtet wird. — William Whlston bringt die erste Isoklinenkarte, die Orte gleicher Inklina- tion verzeichnet, für den Kanal und das südliche England zustande. — Jacob Btrnoulll stellt das „isoperimetrische Problem'* auf, das für die Ent- wicklung der Variationsrechnung von Bedeuttmg ist, und welches ver- langt, unter allen isoperimetrischen Kurven diejenige zu finden, für die ein bestimmter Ausdruck möglichst groß oder möglichst klein wird. Elemen- tare isoperimetrische Untersuchungen finden sich schon bei Zenodotos (um 180 V. Chr.), M. Fabius Quintilianus (70 n. Chr.) und Bradwardina. (S. d. 1330.) 1702 Urban Hliriit bemerkt zuerst eine langsame, aber stetige Veränderung der Küstenlinien zugunsten des Landes, die später von Swedenborg, Cel- sius und Linn6 bestätigt wird, welche daraus auf einen Rückzug des Meeres schließen, während sich viele Stimmen schon damals anders äußern und eine Hebung des Landes über den imverändert bleibenden Spiegel des Meeres annehmen. — Wühelm HomNrf beschreibt zuerst die Borsäure in bestimmter Weise. Über den Borax spricht er sich noch sehr unklar aus. — Gottfried Wilhelm von Lelbnlz äußert in einem Briefe an Johann Bemoulli bereits die Gesamtidee des Feder-(Aneroid-)Barometers, die durch Vidi (s. 1848 V.) ausgeführt wird. 1 702 — 1 0 Johann Jacob SehMicIizir macht zahlreiche der wissenschaftUchen Landes- kunde gewidmete Alpenreisen und führt die Gletscher als Naturerscheinung — 160 — 1704 in die wiasenBohaftliohe BetraohttingsweiBe ein; namentlioh kennt er deren Bewegung und sucht sie zu erklären. 1702 Johann Jacob Sehtudiztr macht auf die Einschlüsse in Krystallen aufmerk- sam und benutzt sie für die Theorie der Genesis der Mineralien. — Greorg Ernst 8talil untersucht die verschiedene Stärke in der Verwandt- schaft der Säuren zu den Alkalien und Metallen und findet, daß unter allen Säuren die Schwefelsäure, dann die Salpetersäure die mächtigsten seien, welche alle anderen Säuren aus ihren Verbindungen austreiben. Er er- weitert die Kenntnis der Abstufungen in der Verwandtschaft der ver- schiedenen Materien zueinander und bereitet so die AufsteUung von Af- finitätstabellen vor. (S. 1718 G.) — Greorg Ernst Stahl stellt die Phlogistontheorie auf, nach welcher bei der Verbrennung aus den verbrennenden Körpern ein hypothetischer Stoff, das Phlogiston, entweicht. (S. 1682 B.) — Greorg Ernst 8talil überträgt Boyle's Ansichten über die Elemente (s. 1661 B.) in die ausübende Chemie und f a£t das, was wir heute „chemische Elemente'* nennen, klar auf, indem er als eigentümliche Körper diejenigen bezeichnet, aus deren Vereinigung untereinander oder mit Phlogiston er alle Substanzen gebildet glaubt. 1703 Johann Btrnottlll erklärt die von Huygens (s. 1673 H.) aufgesteUte Theorie über die Bewegung schwerer Körper für ein allgemeines Naturgesetz und nennt dasselbe „Das Prinzip von der Erhaltung der lebendigen Kräfte'*. — Der Abb6 Jean tft HauMiullle konstruiert einen Apparat (Quecksilber- horizont), um bei Erdbeben die Abweichung der Bodenteilchen von ihrer Ruhelage zu messen (Seismometer). — Antony Lieuwtnhosk entdeckt die parthenogenetische Fortpflanzung der Blattläuse. 1704 Dlübach, Färber in Berlin, entdeckt bei Fällung eines mit Alaun und Eisenvitriol versetzten Cochenilleabsuds durch fixes Alkali das Berlinerblau. Daß er dieses und nicht den erwarteten roten Niederschlag von Florentiner Lack erhidt, erklärt sich daraus, daß er von Dippel (vgl. 1700 D.) ein fixes Alkali erhalten hatte, über welches mehrfach tierisches Stinköl zur Reinigung destilliert worden war. Eine Vorschrift zur Bereitimg des Ber- linerblau durch Kalzinieren von Blut mit Alkali veröffentlicht 1724 Wood- ward. John Brown zeigt in demselben Jahre, daß man auch geröstetes Fleisch verwenden könne und Geoffroy wendet 1726 zu gleichem Zweck Wolle und gebranntes Hirschhorn an. — Gottfried Haiitnch in Nürnberg erfindet das konische Zündloch, bei dem die Pfanne sich selbst beschüttet, imd gibt dadurch seinen Pistolen eine um das Dreifache gesteigerte Ladegeschwindigkeit. — Jean Mtry imtersucht das Augenleuchten an einer unter Wasser gebrachten Katze und sieht dabei sogar die Netzhautgefäße. Delahire erklärt dies 1709 daraus, daß die Brechung der Lichtstrahlen an der Vorderfläche des Auges durch die Bedingungen des Experimentes geändert werde. — Isaac Ntwton zieht zur Erklärung der Entstehung der Farben des Kegen- bogens die Dispersion des Lichtes heran. (S. a. 1649 D.) — Isaac Ntirton interessiert sich zuerst für die Farbe des Wassers und gibt als Grundfarbe desselben „grün" an. — Antonio Maria Valsahrt empfiehlt in seinem „De aure humana Tractatus" als bestes Mittel, Eiter aus dem Ohr zu entfernen, bei verschlossenem Munde und Nase Luft durch die Eustachische Röhre zu pressen. (Valsalva- scher Versuch, s. auch 1741 C.) Er macht darauf aufmerksam, daß die Ursache der Taubheit häufig in einer Verstopfung der Eustachischen Röhre liegt und fördert die Lehre vom Bau, der Funktion und den Krankheiten Darmstaedter. 11 — 161 - 1705 des Gehörorgans, an welchem er u. a. die Muskeln des Tragus und Anti- tragus und das Valsalva*sche Band entdeckt. 1705 Jacob Bcmovlll führt die elastische Linie (Elastica) in die Festigkeits- lehre ein. — Pierre BrtMtau gewinnt auf Grund von Experimenten an der Leiche eines Starblinden die Überzeugung, daß die Katarakt nicht, wie bis dahin an- genommen worden war, auf einer Trübung in der vorderen Augenkammer beruhe, sondern die getrübte Krjstalllinse selbst sei. (S. a. 1656 R.) Dieser Ansicht treten insbesondere Maitre-Jean und Heister bei. welch letzterer namentlich mit dazu beiträgt, daß die Ansicht von Brisseau als richtig anerkannt wird. — Edmund Halley gibt in seiner Schrift „Of Compound interest*' eine syste- matische Behandlung der Zinseszinsrechnung. (S. a. 1202.) — Edmund Halley weist nach, daß der i. J. 1682 erschienene Komet mit den in den Jahren 1456, 1531 und 1607 beobachteten Kometen identisch ist. Seine Voraussage, daß der — später nach ihm benannte — Komet im Jahre 1759 wiederkehren werde, hat sich bestätigt. Auch i. J. 1835 erscheint er wieder. — Gottfried Wilhelm von Lelbnlz äußert in einem Briefe an Papin den Ge- danken, den Dampf in der atmosphärischen Maschine behufe Verstärkung der Expansion der Luft um den Dampfzylinder zu führen, eine Idee, die vonStirling (s. 1816 S.) der Konstruktion seiner Heißluftmaschine zugrunde gelegt wird. — Thomas NaweoRMii und John Gawtoy führen den Papin 'sehen Versuch (s. 1690P.) bis zur wirtschaftlich brauchbaren Betriebsmaschine durch und schaffen die fast anderthalb Jahrhunderte hindurch gebräuchlichste Form der Balanciermaschine. (S. a. 1707 P.) — Der Pater de Sdtia und J. J. Seheiiclizer machen zuerst barometrische Simul- tanbeobachtungen in Zürich und auf dem St. Gotthardhospiz. — Henry Sully erfindet die Friktionsrollen (Friktionsscheiben). — Jacob Walte erwähnt zuerst die sympathetische Tinte aus Kobaltchlorür, die 1731 durch Teichmeyer und 1737 durch Hellet größere Verbreitung findet. Wird das mit der blaßroten Lösung beschriebene Papier erwärmt, so erscheinen blaue Schriftzüge. Durch Tränkung von Fließpapier mit Kobaltchlorür erhält man die bekannten chemischen Wetteranzeiger, die bei nassem Wetter rosenrot, bei sehr trocknem Wetter blau erscheinen. 1706 Pierre Brlweau macht auf Grund seiner anatomischen Untersuchung über die Ursache des grauen Stars (s. 1705 B.) wichtige Arbeiten zur Behandlung dieser Krankheit und veröfientHcht dieselben in seinen „Nouvelles obser- vations sur la cataracte". (8. a. 1656 R.) — Der englische Physiker Francis Hawkifeee bemerkt, daß Glas ebenso, wie Bern- stein, wenn es mit Wollenzeug gerieben wird, Licht ausstrahlt und erhält, indem er eine luftleer gemachte Glaskugel an seiner Hand reibt und einen seiner Finger der Kugel nähert, zolllange Funken. (S. 1672 L.) — Urban Hlirne untersucht seit 1679 eine große Anzahl von Mineralwässern und fördert durch seine Untersuchungen die Mineralwasseranalyse, die von Friedrich Hoff mann noch weiter vervollkommnet wird. — Johann Heinrich HotUnger sieht zuerst die Schichtung oder Struktur im Eise der Gletscher. — William 4oiiei braucht zuerst das Zeichen ^, das von 1737 ab von Euler regelmäßig benutzt wird und namentlich durch Euler's „Introduotio** all- gemein Verbreitung findet. — Luigi Ferdinande tfe Marilll errichtet das erste maritime Laboratorium zum Studium von Me^rtieren in Marseille. (S. a. 1870 D.) -^ 162 — 170» 1706 Der Kapitän Stannyan entdeckt die Chromosph&re der Sonne, d. i. jene zarte rosarot gefärbte Gashülle, die bei Verfinsterungen konzentrisch um die Sonne gdagert sichtbar wird. 1707 William Dwpitr gibt in einem Reisewerk über seine Weltumsegelung eine Fülle von wertvollen Segelanweisungen und beschäftigt sich mit einer Theorie der teUurischen regelmäßigen Windsysteme. — Der sächsische Btabsmedikus DmhiIm beobachtet, daß erhitzter Turmalin Ascheteilchen an sich zieht und wieder von sich stößt. — Philippe Dtlalilre verbindet zuerst die Zugramme mit Laufrädem, Göpeln usw. imd bahnt so den Übergang zu den Kunstrammen an. Wesentliche Verbesserungen der Ramme werden dann von Vanlou^, B61idor (1760) und namentlich von Perronel (1780) ausgeführt. — Domenico QagMmlnl spricht in seiner „Dissertatio de Salibus" aus, daß die kleinsten Partikeln der Salze eine beständige und unveränderliche Form haben und daß die Verschiedenheit von Kochsalz, Vitriol, Alaim, Salpeter auf einer Verschiedenheit der Krystallgestalt ihrer kleinsten Teil- chen beruhen. — Nicolas LtRMry macht eingehende Untersuchungen über das Antimon und dessen Verbindungen. Er ist der erste, der die vulkanischen Erschei- nungen als auf einem chemischen Prozeß beruhend ansieht. — Denis Papin konstruiert nach dem von ihm gefundenen Prinzip (s. 1690P.) eine Hochdruckdampfmaschine zum Pumpen von Wasser. Wegen der Undichtigkeit der einzelnen Teile wird mit der von Papin damals in Cassel aufgestellten Maschine, die in der Schrift „Ars nova ad aquam igni ad- miniculo efficacissime clarandam'* beschrieben und abgebildet ist, nur ein einziger Versuch unternommen. (S. a. 1706 N.) — Denis Papin fährt am 24. September auf einem Boote auf der Fulda von Cassel nach Münden. Da Papin ein Vorkämpfer für die motorische Aus- nutzung der Dampfkraft gewesen ist, hat man in jenem Boote öfters ein Dampfboot erblicken wollen. Es ist indes erwiesen, daß es sich hierbei nur um eine Konstruktion gehandelt hat, wie sie schon vorher von Kyeser, Valturius, Blasco de Garay (s. diese) und anderen in Vorschlag gebracht worden war. 1708 Abraham Darby erfindet für den Eisenguß die Kastenformerei in nassem Sand. Nur für kleine verzierte Gegenstände hatte man bis dahin hier und da das Formen in fetter Erde angewendet, so daß Darby's Ver- fahren einen wesentlichen Fortschritt bedeutet. — William Dtrliaiii untersucht die verschiedenen Einflüsse, welche die Ge- schwindigkeit des Schalls ändern, und findet, daß namentlich die Wind- stärke von Einfluß darauf ist. Er findet für die Schallgeschwindigkeit den Wert von 1071 Pariser Fuß in der Sekunde. — Der englische Physiker Wall hebt in einer Abhandlung in den Philos. Transactions hervor, daß der elektrische Fimke und sein Knistern einiger- maßen Blitz und Donner vorstelle. (S. 1746 W. und 1749 F.) 1709 Nachdem durch die Feststellung, daß der Star eine Krankheit der Linse sei, der Name Glaukom dafür überflüssig geworden war, bezeichnet Pierre Brtmaa als Glaukom eine Sehstörung, die unabhängig von der Linsen- trübung auftritt imd den Augengrund oft bläulich oder grünlich schU- lemd erscheinen läßt und wahrscheinlich von der Entartung des Glas- körpers herrührt. — Johann Maria Farlna, geb. in Santa Maria Maggiore im Tal Vigezza, der sich i. J. 1709 in Köln niederläßt, wird als Erfinder des Kölnischen Wassers (Eau de Cologne) genannt. Zur gleichen Zeit soll in Köln ein ähnliches II* — 163 — 170» Produkt von einem Verwandten Farina's, Panl Feminis»* hergest^t worden sein. 1709 Der Pater Bartholomeo Lonren^o tft tamio baut ein Luftschiff, bestehend aus einem mit Papier überzogenen, unten offenen Korb aus Weidenhok von ca. 8 Fuß Durchmesser. Durch ein unter dem Korb angezündetes Feuer wird in diesem die Luft verdünnt, und so soll es Gusmäo gelungen sein, am 8. August in Lissabon mit seinem Apparat bis auf 200 Fuß Höhe zu steigen und imbesch&digt herunter zu kommen. — La Bon tff Salnt-Hllalre, Präsident der Handelskammer von Montpellier, legt der Pariser Akademie der Wissenschaften einige Bekleidungsstücke (Strümpfe und Handschuhe) vor, die aus den Spinnenfäden verschiedener südfranzösischer Spinnenarten hergestellt sind. Die Hoffnung auf eine praktische Verwertung der Spinnenseide wird freilich durch R6aumur stark herabgemindert, welcher nachweist, daß 18000 Fäden der Kreuzspinne erst einen Faden in der Stärke der Nähseide liefern. Doch ist eine Be- nutzung der Spinnenseide in neuerer Zeit mehrfach wieder versucht worden. — Ren6 Antoine F. tft Rteumur zeigt, daß die Schalen der Schnecken und Muscheln durch Erhärten eines Saftes entstehen, der aus den Poren dieser Tiere hervordringt. — Christian von Wolf gibt der Aerometrie eine wissenschaftliche Gnmdlage und beschreibt in Deutschland das erste Anemometer. 1710 Domlnlqiii Anol führt am 30. Januar zuerst die nach ihm benannte Aneu- rysmenoperation bei einem Aneurysma der Ellenbogenbeuge aus, bei dem er, ohne den Sack zu öffnen, so nahe als möglich oberhalb desselben die Arteria brachialis unterbindet. — Hermann Boirtiatvo beschäftigt sich mit der Anlage von Treibhäusern (die übrigens den Römern schon bekannt waren) im Leidener Pflanzengarten und bestimmt, unter welchem Winkel die Glasdächer unter jeder Breite gegen den Horizont geneigt sein müssen, um möglichst vid Sonnenstrahlen aufzufangen. — Johann Friedrich BMtgtr stellt in Meißen das erste Hart-Porzellan in Europa her. — Roger CotM verfaßt das erste vollständige Werk über die Integralrechnung „Harmonia mensurarum", in welchem sich der nach ihm benannte „Cotes*- sehe Lehrsatz** findet. — William Dorbam beobachtet zuerst das aschfarbene Licht der Venus. — Wühelm HomNrf beschreibt zuerst das Effloreszieren einiger Salzlösungen, das 1722 auch von Fran^ois Petit erörtert wird. — Wilhelm HomNrf gibt das Verfahren zur Verfertigung des aus dem Nieder- schlage des Silbers entstehenden Dianenbaums (Silberbaums) an. '— Jacob Christoph Lo Blon aus Frankfurt a. M. versucht, farbige Bilder mit den sieben Farben des Spektrums zu drucken und findet dabei, daß man mit drei Farben, rot, blau und gelb, auskommen kann. Er ist somit der Erfinder des Dreifarbendrucks, den er in der Weise ausführt, daß er drei Eupferplatten mit den entsprechenden Farben übereinander druckt. — Gottfried Wilhelm von Lolbnlz unterscheidet zuerst zwischen gleitender und rollender Reibung. — Der Astronom Giacomo Filippo MaraMI entdeckt, daß die rautenförmigen Platten der Bienenwaben immer dieselben Winkel zeigen, nämlich 109^ 28^ für den stumpfen und 70® 32' für den spitzen Winkel. — Der Gießer Johann Marltz in Bern gießt massive Kanonen und bohrt sie . mit einer selbst erfundenen horizontalen Bohrmaschine so aus, daß der Kern als ein massives Stück herausgenommen werden kann. . — Der Holländer J. van dir Mey und der deutsche Prediger Johannes — 164 — im in Leiden führen die Stereotypie in den Buchdruck ein. Doch beschränkt sich ihr Verfahren darauf, daß sie den fertigen Lettemsatz auf der Rück- seite mit einem dünnen Überzuge von Mastix, Gips oder leichtflüssigem Metall versehen, wodurch der Schriftsatz zu einer stereotypartigen Druck- platte zusammengekittet wird. 1710 Fran^ois Sauyeur MoraM und Henri Fran^ois U Dran machen die erste Exartdkulation des Schultergelenkes (Exarticulatio humeri). — Thomas üsfcomsii erfindet die Einspritzkondensation und wendet dieselbe sofort bei seiner atmosphärischen Maschine an. — Christopher P«llMiil fördert die praktische Mechanik in allen ihren Zweigen, insbesondere aber die mechanische Bearbeitung des Eisens. — Fran^ois Poorfour du Pttit lenkt zuerst die Aufmerksamkeit auf die psycho- motorische Ldstimg der Hirnrinde. Er sieht bei Trepanierungsexperimenten an Hunden je nach der Lage der verletzten Himmasse stets Lähmung der Extremitäten der gegenüberliegenden Seite auftreten, die dann vollständig war, wenn das Corpus striatum verletzt war, wogegen alleinige Verletzung der Himoberfläche keine eigentliche Lähmimg, sondern bloß Schwäche der kontralateralen Extremitäten hervorrief. Diese Experimente werden 1721 von Pietro Paolo Molinelli bestätigt imd begründen die Lehre von der kontralateralen Innervation (Kreuzung der Fasern). — Der Anatom Giovanni Domenico Santorlnl entdeckt den Lachmuskel und die Santorini'schen Knorpel des Kehlkopfes. — Pierre VvlfnM leitet die statischen Gresetze der einfachen Maschinen aus dem Satz vom Kräfteparallelogramm ab. weist den Zusammenhang von Seilpolygon und Kräftepolygon nach und erfindet die Seilwage. 1711 Bartolommeo Crlslotarl in Padua erfindet angeblich die Hammermechanik des Pianoforte, indem er die Hämmer durch Tasten verbindet, durch welche sie an die Saiten geschnellt werden. Von anderer Seite wird die Priorität dieser Erfindung Christoph Gottlieb SdirtHwr vindiziert. Ins- besondere Pauli tritt in seiner Geschichte des Klaviers für Schröter ein und behauptet, daß Cristofori's Mechanik nur eine Nachahmung der viel voUkommneren Schröter'schen gewesen sei. — Der Gütliche L. D. Hermaiiii in Massel in Schlesien erkennt, daß die Blitzröhren (Fulguritbildungen) nichts anderes sind als unter der Einwirkung des Blitzes zusammengebackene Kömer verschiedenen Mineraloharakters. — Wilhelm Hombtrf stellt durch Verkohlen von Alaun mit Zucker den „Hom- berg's Phosphor** genannten Pyrophor dar, dessen Erglühen, wie Scheele 1777 feststellt, di^er rührt, daß er an der Luft begierig Sauerstoff auf- nimmt und durch die bei dieser Oxydation entwickelte Wärme stark erhitzt wird. — Grottfried Wilhelm von Lslbnli sucht Peter den Großen von Rußland zur Sammlung von Vokabularien der im weiten Umfang seines Reiches zer- streuten Völkerstämme zu veranlassen und wird so ein Vorläufer der Eth- nologie. Er unternimmt einen Versuch, die Menschen in Klassen einzuteilen und unterscheidet eine japetische (die keltischen und szythischen Stämme umfassende) und eine aramäische Hauptvölkergruppe. (S. a. 1684 B.) — Johann Justus ParMt in Zellerfeld im Harz konstruiert einen Aspirations- Ventilator für Bergwerke. Durch seine Idee, die Luft in geschlossenen Räumen durch Abführung der verdorbenen Luft und Zuführung frischer Luft zu erneuern, hat er zweifellos die Priorität vor Stephen Haies und Martin Triewald, die beide erst 1741 die Ventilation für Krankenzimmer und für Schiffe anwenden. — Ren6 Antoine F. it Rtemiar gibt an, daß sich eine Unze Gold zu I46V2 — 165 — 1711 Pariser Quadratfaß auBh&mmem lasse. Nach neueren Angaben kann 1 g zu etwa 5675 qom ausgeschlagen werden. (S. Homer 800 y. Chr.) 1711 John Short in London erfindet die Stimmgabel. 1712 Nachdem der Asphalt schon in Babylon und Ninive als Baumaterial be- nutzt worden, aber seitdem gänzlich abgekommen war, nimmt der grie- chische Arzt Elrlnls dessen Verwendung wieder auf und beutet die Lager- stätten des Val de Travers im Fürstentum. Neuch&tel dafür aus. — John PlMinttt< gibt den ersten umfassenderen Stemkatalog heraus. (S. seine „Historia coelestis Britanniae**.) 1712 — 19 John Flamstttd arbeitet bis zu seinem 1719 erfolgten Tode an dem erst posthum i. J. 1729 herausgegebenen „Atlas coelestis", dessen 27 Karten viel- fach, zuletzt i. J. 1781, neu aufgelegt werden und im 18. Jahrhundert fast allein maßgebend sind. 1712 Engelbert Kimplir erwähnt zuerst die unter dem Namen „Madurafuß** bekannte, in Indien endemische Krankheit, die besonders die Füße, seltener die Hände befäUt und zu elefantiastischen Verdickungen mit Fistel- bildungen führt. Kämpfer beschreibt die Krankheit unter dem Namen „Perical" (großer Fuß). — Jan KniM betreibt zuerst in Wildervank» Provinz Groningen, die Moor- brandkultur mit großem Erfolg und führt dieselbe auch in Ostfrieeland ein. Sie besteht darin, daß vor jeder Ernte die oberste Moorschicht in Stärke von einigen Zentimetern losgerissen, nach dem Trocknen in Brand gesteckt und danach in die geröstete Decke der Same (meist Buch- weizen) gestreut und etwas eingeeggt wird. — Humphry Pottir, ein jugendlicher Arbeiter, welcher das Drehen des Hahnes an der Newcomen'schen Maschine zu besorgen hatte, soll die Selbststeue- rung erfunden haben, indem er die Hähne mit dem Balancier in Ver- bindung setzt, durch dessen Spiel sie fortan geöffnet und geschlossen werden. Ein Beleg für die Richtigkeit dieser Angabe ist nicht zu erbringen. — Nachdem die Chinarinde seit ihrer Einführung in Europa (s. 1640 V.) ab- wechselnde Beurteilung erfahren hatte und infolgedessen nicht in all- gemeine Anwendung gekommen war, zeigt Francesco Tortl in Modena in seiner Abhandlimg „Therapeutice specialis ad febres quasdam pemiciosas'^ den Nutzen derselben bei den Zehr- und Wechselfiebem und trägt dadurch zu ihrer allgemeinen Einführung wesentlich bei. — Laurent Vtrduc weist zuerst darauf hin, daß die bei Flüssigkeitserguß in die Schädelhöhle oder bei Knocheneindruck am Schädel zu beobachtenden schweren Zufälle auf Kompression des Gehirns (Grehirndruck) zurückzu- führen seien. 1713 Dominique Antl führt zuerst den Katheterismus der Tränen wege aus. Er führt eine goldene Sonde täglich durch den obem Tränenpunkt in den Tränennasenkanal ein und injiziert mit der nach ihm benannten Spritze eine adstringierende Flüssigkeit in den Tränensack. — Abraham Darby gelingt es, durch Abschwefeln guter backender Kohle in Meilern brauchbaren Koks zu erzeugen, mit welchem er in Coalbrookdale einen Hochofen betreibt. Diese Erfindung bedeutet für die Roheisen- erzeugung einen der praktisch bedeutsamsten Fortschritte. — Der Zimmermeister Ptrtt zu Dünkirchen erfindet Flutmühlen, die sowohl auf die Verwertung des Ebbe- als auch des Flutstroms eingerichtet sind und die nach B61idor gegen 30 Jahre in vollem Betrieb standen. 1714 Gabriel Daniel Pahrtnhtit konstruiert die ersten brauchbaren Quecksilber- thermometer mit der nach ihm benannten Skala von 212 Graden, bei welchem er die von Huygens 1666 vorgeschlagenen Fundamentalpunkte, — 16(5 — 1716 nämlich den Schmelzpunkt des Eises und den Siedepunkt des Wassers yerwendet. 1714 Der franzosische Grelehrte N. QaugMr verfaßt eine Abhandlung über die Mechanik des Feuers und wird damit der Begründer einer wissenschaft- lichen Behandlung des Gebietes der Ventilation. Er wirkt durch seine Schrift namentlich für die Erkenntnis der sanitären Wichtigkeit einer guten Lüftung der Wohnimgen. (S. a. 1760 H.) — Edmund Halley spricht die Vermutung aus, daß das Nordlicht eine mag- netische Erscheinung sei, welche Hypothese durch Faraday*s Entdeckung der Magnetisation des Lichtes (s. 1846 F.) zur Gewißheit erhoben wird. — Gottfried Wilhelm von Ubnli weist (in einer jetzt in Hannover befind- lichen Wiener Handschrift) darauf hin, wie sehr die großen Lazarett- bauten die Verbreitung ansteckender Krankheiten begünstigen. Er empfiehlt kleinere Einzelbauten, „Baraquen also, daß sie nicht contiffuae sevn oder an einander hengen, sondern von einander geschieden, damit die Luft durchstreiche'*. Leibniz ist somit der eigentliche Vater des Pavillon- systems im Lazarettbau. — Gottfried Wilhelm von Lolbnli erwähnt zuerst den Fleischextrakt. Er er- örtert in den „Utrechter Denkschriften'* die Mittel, Truppen auf langen Märschen bei Kräften zu erhalten und empfiehlt dazu die „Kraft-Com- positiones'* (Konserven) und besonders „das Extrakt aus Fleisch, dessen Komposition mir bekannt**. Die Anregung zu diesen Vorschlägen hat L^bniz wahrscheinlich durch Papin erhalten. — Do lo Ugiffo lenkt zuerst die Aufmerksamkeit auf das 1668 von Glauber be- reitete rote Schwefelantimon (Dreifach-Schwefelantimon), dessen Bereitung er angeblich von eindm französischen Offizier Chastenay und dieser wiederum von einem Schüler Glauber's erfahren hatte. Das Präparat wird als „Poudre des Chartreux*' und später als „Alkermes minerale'* (Kermes) viel verkauft und erst von Berzelius 1821 in seiner wahren Zusammensetzimg erkannt. — Am besten wird es aus dem 1821 von Schlippe dargestellten Natrium- sulf antimoniat (Schlippe'schen Salz) hergestellt. — Henry Mlll nimmt ein englisches Patent auf eine Schreibmaschine, mit deren Hilfe er erhabene Schrift erzeugt. Diese Maschine hat einen prakti- schen Erfolg nicht aufzuweisen, ebensowenig ein 1784 in Frankreich paten- tierter ähnlicher Apparat. 1715 Van Qbolon in Wien gibt in seiner „Aeromanteia** fortlaufende Angaben über Temperatur, Luftdruck und allgemeine Wetterlage. — Johann Thomas Hontinf in Gießen findet Phosphor im Gehirn. — Christian Gottlieb Hortol in Halle führt für das Mikroskop den licht- reflektierenden Spiegel (Beleuchtimgsspiegel ), der die Vorteile der verti- kalen Stellimg und der Beobachtung bei durchfallendem Licht vereinigt, zu allgemeinem (S^brauch ein. (Vgl. 1637 D.) — William Kent verwirft das Symmetrische und geometrisch Berechnete der französischen Gärten (s. 1663 L.) und spricht den Grundsatz aus, daß ein Lustgarten nichts sein dürfe, als eine schöne Landschaft in geschmack- voller, den Formen der Natur angepaßter Gestalt. (Englische Gärten.) — Pittr iar Qraa« veranlaßt den i. J. 1732 beendigten Bau des 110 km langen Ladogakanals , der die Verbindung zwischen der Ostsee und dem K aspi- schen Meere herstellt, indem er die mit der Wolga vereinigte Wolchow von Neu-Ladoga ab mit Sohlüsselburg verbindet. — Jean Louis Pttit spricht sich eingehend über Wtmdheilung aus und unter- scheidet Vereinigimg nach der ersten und zweiten Intention (s. 169), von welch letzterer er vier Arten angibt. Er wendet zuerst den Ausdruck „chairs grenues**, kömige Fleischbildungen , an, woraus die Bezeichnung — 167 — 1716 Granulation entsteht. Er unterscheidet zuerst zwischen Gehirnerschütte- rung und Gehimdruck und betrachtet den letzteren für so gefährlich, daßifer in allen Fällen die Trepanation empfiehlt, die durch ihn große Verbreitiing erlangt. 1715 Der Mathematiker Brook Taylor stellt den nach ihm benannten Satz (Taylor' sehe Reihe) auf, wobei auch schon diejenige Einzelform seiner Reihe, die später den Namen „Madaurin'sche Reihe" erhält, erwähnt ist. (S. seine Schrift „Methodus incrementorum*'.) — Raymond it Ylomtoiit legt den Grund zu einer strengeren wissenschaft- lichen Behandiimg der Herzkrankheiten. (S. a. 1726 A.) 1716 Philippe Dilahlrt erfindet die noch heute nach ihm benannte doppelt- wirkende Pumpe. — Johann Caspar Punek behandelt in seinem Buche „De coloribus coeli'' als erster die Dämmerungsfarben, die 1754 auch Mairan in seinem „Trait4 physique et historique de V aurore bor6ale** beschreibt. Funck beschreibt auch zuerst die Gegendämmerung. — Dr. Hook soll die erste Räder&äsmaschine zum Einschneiden der Zahn- lücken der Uhrräder erfunden haben, die von Henry 8«lly in England eingeführt wird. — Giacomo Filippo ManM bemerkt zuerst einen weißen Fleck an dem einen Pole des Mars. — Abraham it Molvro trägt durch seine „Doctrine of chances" und durch seine später (1724) erschienenen „Annuitiee upon Livee** wesentlich zur Entwicklung der Wahrscheinlichkeitsrechnung bei. — Der Schwede Martin TrItwaM konstruiert die erste Wasserheizanlage für Gewächshäuser in Newcastle on Tyne. 1717 Johann Bornottlll erkennt die allgemeine Bedeutung des Prinzips der virtuellen Verschiebungen für alle Gleichgewichtsfälle. — Nachdem schon Gedetden 1516 die Destillation als ein Mittel, Seewasser trinkbar zu machen, empfohlen und Houton 1670 diesen Vorschlag wieder- holt hatte, konstruiert der französische Schiffsarzt Qauthlor den ersten Destillationsapparat für Bordzwecke. — Lady Moatagoo läßt ihren Sohn in Eonstantinopel zum Schutz vor den Pocken nach orientalischem Brauch mit menschlicher Lymphe impfen und führt dieses Verfahren (1721) in England und dadurch in ganz Europa ein. Zuerst hatten der in Konstantinopel ansässige Arzt Timoni und der venetianische Konsul Pylarini 1714 auf diese im Orient verbreitete Methode hingewiesen. (S. 1797 J.) — Giovanni PolMil veröffentlicht die wichtigen Resultate seiner mehrjährigen Versuche über die Erscheinungen beim Ausfluß des Wassers. 1718 Henry Botfhton gestaltet die selbsttätige Steuerung der atmosphärischen Maschine gebrauchsfähig aus. — Do la Baimo erwähnt in seinen „Machines approuv^ee*' die Sackbagger, Schaufelbagger und Radbagger, welche, wie er hinzufügt, „zur Gattung der Schöpfräder mit sich drehenden Eimern am Radumfang gehören'*. — Jean Th^ophile DoMfullori versieht den Dampfkessel zuerst mit dem von Papin (s. 1674 P.) erfundenen Sicherheitsventil. — Pierre DkNilt gibt ein Buch über Geburtshilfe heraus, in dem er u. a. eine ein- gehende Beschreibung der Tubengravidität gibt (s. a. 1668 M.) und das enge Becken als Geburtshindemis bezeichnet. (S. a. 1587.) Sein Buch steht auf der Höhe der anatomischen und entwicklungsgeschichtlichen Lehren seiner Zeit. — Der französische Chemiker Etienne Fran^ois Qooffroy ordnet die verschie- — 168 — 1720 denen Körper nach ihrem Verwandtsohaftsgrad zu einer bestimmten Substanz und stellt damit die ersten Affinitätstabellen auf. 1718 Edmund Hallty entdeckt auf Grund einer Vergleiohung neuerer Beobach- tungen mit den Stemörtem des Abnagest die Eigenbewegung der Fix- sterne, im besonderen des Sirius, Aldebaran und Arkturus. Die wahre Geschwindigkeit des letztgenannten Sternes hat Kobold in neuerer Zeit auf 674 km in 1 Sekunde bestimmt. — Der Mediziner Friedrich Hofllmanii erfindet die aus 1 Teil Äther und 3 Teilen Weingeist zusammengesetzten Hoffmannstropfen (Liquor anodynus mineralis). — Giovanni Landsl schreibt die Schädlichkeit der Sumpfluft unsichtbaren Tierchen zu, wie bereits Varro vor ihm. — Der Finanzmann John Law erfindet die Banknote als Ersatzmittel des Metallgeldes. — Stnrm erwähnt in seinem Werk „Vollständige Mühlenbaukunst'* als erster in Deutschland die im 17. Jahrhundert aufgekommenen sogenannten hollän- dischen Ölmühlen, in denen der Same vor dem Stampfen erst mittels aufrecht gehender Steine zerquetscht, in Stampflöchem feingepocht, hier- auf in Pfannen erwärmt wird, wonach erst das öl mittels sogenannter Rammeln (Rammpressen) herausgepreßt wird. In England werden diese Mühlen von Smeaton (1770) eingeführt. — Emanuel Swtdwiborg erfindet eine Rollenmaschine zum Transport schwerer Lasten über Berg und Tal. 1719 Johann BsrnoulH macht mit seinem Neffen Nikolaus BemouUi ausgedehnte Versuche über den Widerstand der Luft, namentlich bei Wurfbewegungen. Über den Widerstand des umgebenden Mittels arbeiten später insbesondere Hawksbee (1719), Desaguliers (1721), W. J. s^Gravesande (1721), d'Alem- bert (1762) und J. C. Borda (1763). — Giambattista Morfagnl entdeckt die syphilitische Erkrankung der Gehirn - arterien, schildert die Lungensyphilis, die syphilitischen Knochener- krankimgen, die syphilitische Erkrankimg des Herzens und der großen Gefäße und die Gehimsyphilis. Auch die Leber-, Milz- und Nierensyphilis kennt er bereits. — Kaspar Ntumanii scheidet zuerst das Thymol aus dem Oleum thymi ab. — Christopher PoIhMn erfindet ein Verfahren, um das Holz vor Fäulnis zu schützen, welches darin besteht, daß er es mit Eisenvitriol und Kalk „metallisiert". 1720 Asibary in Bedford entdeckt, daß durch Zusatz von gebranntem gemahle- nem Feuerstein zum Ton sich ein wesentlich besseres Steingut erzielen läßt. — William OhMtMen in London führt die von Woolhouse bereits 1711 an- gedeutete künstliche Pupillenbildung aus, indem er die Iris einschneidet. (Iridektomie.) — John CombtrlaiNl in England erhält ein Patent auf ein Verfahren zum Biegen von Holz für den Schiffbau. — Claude Joseph Qtolffroy macht die ersten Angaben über die quantitative Zusammensetzung des Sal ammoniacum (Salmiak) aus Salzsäure und flüssigem Alkali; das genaue Zusammensetzungsverhältnis wird indes erst festgestellt, als am Ende des 18. Jahrhunderts die quantitative Analyse an der Stochiometrie einen Anhaltspunkt findet. — Greorge QralMin führt die auch heute noch für Taschenuhren sehr gebräuch- liche Zylinderhemmung aus, eine ruhende Hemmung, deren erste Idee von Tompion (s. 1696 T.) herrührt. — Der Wundarzt Lorenz Htittmr erfindet den Mundspiegel. Er gibt das erste — 169 — 17flO vollBtändige und systematische Handbuch der Chirurgie heraus und macht sich namentlich auch als Verfechter des Sitzes des Stars in der Linse bekannt. 1720 Johann Friedrich HmM entwickelt die chemische Analyse, indem er bei der Untersuchung der Schlaokenbäder zu Freiberg Galläpfelaufguß, Veilchen - saft, Säuren und Alkalien anwendet. — Jacob LtupoM erwähnt in seinem „Theatrum maohinarum" den Vierweghahn als Dampf Steuerorgan, wie solcher zuerst von Cugnot bei seinem Dampf - fuhrwerke (s. 1769 C.) praktisch angewendet wird. — Abraham it Mohrrt führt den Begriff und den Namen der rekurrenten Reihen für solche Reihen ein, bei welchen die einzelnen Koeffizienten mit einer bestimmten Anzahl ihnen vorausgehender Koeffizienten in einem von Glied zu Glied unverändert bleibenden Zusammenhange stehen. — Alexander Moaro begründet die wissenschaftliche Kenntnis der beiden Formen des Wasserbruchs, welche dem Hydrops des Zellgewebes am Samenstrang und der zuerst von Abulcasem und Guy de Chauliac erwähnten Hydrocele oystica entsprechen. Er heilt die letztere Form durch Punktion und Ein- spritzung einer starken Auflösung eines Ätzmittels, wie dies 1677 zuerst der Marseiller Wundarzt Lambert angegeben hatte. Jod zur Injektion wird 1839 zuerst von Velpeau verwendet. — Jonathan 8ltMNi macht das Azimutalinstrument (s. 1675 R.) zu einem trag- baren und dennoch leistimgsfähigen Apparat und stellt so den ersten Theodoliten her. — Der spanische Maler Palomino de Castro y Vtlaico macht Versuche zur Wiedererfindung der Technik der bereits im Altertume bekannten, später verloren gegangenen Wachsmalerei (s. 350 v. Chr. Pausias), indem er zur Ausführung der Bildnisse einen Wachsgrund hersteUt, die in denselben eingegrabenen Umrisse der Figuren mit geschmolzenen Wachsfarben füllt und alsdann die Oberfläche des Bildes glättet. 1721 Der norwegische Landpfarrer Hans Egtito gründet Godhavn, die erste dä- nische Kolonie auf Grönland, und widmet sich mit Erfolg der Bekehrung und der Zivilisation der Eskimos. Er gibt die erste genaue Beschreibung des Landes sowie der Gebräuche seiner Bewohner. — Jean Baptiste Ckrtffon sucht die Ursachen der Beulenpest zu ergründen und weist darauf hin, daß die wahrscheinlichste Erklärung für die Verbreitung dieser Krankheit darin bestehe, daß sie durch kleine mit dem bloßen Auge unsichtbare Lebewesen verursacht werde. — George drahani erfindet das QuecksUberpendel, die erste Erscheinung im Gebiete der Kompensationspendel, bei denen die ungleiche Ausdehnung verschiedener Metalle zur Kompensation dient. — Der holländische Chirurg John Palffyn erfindet die Greburtszange, die angeblich schon im 17. Jahrhundert als Geheimnis von den Gebrüdem Chamberlen in England angewendet wurde. Die Zange wird 1724 von Lorenz Heister wesentlich verbessert. (S. a. 1753 L.) — Der Holländer Jacob RocftVMii entdeckt die Samoainseln imd nennt die- selben Beimannsinseln; 1768 werden sie von Bougainville (s. 1766 B.) näher erforscht, der ihnen den Namen „Navigatoreninseln** (Schifferinseln) gibt. 1722 George Qraluuii nimmt zuerst wahr, daß nicht nur die Deklination, sondern auch die Inklination von Stunde zu Stunde variiert. — Der Braumeister Harwood in London erfindet die Porterbrauerei. Das Bier wird Porter genannt, weil dasselbe anfangs hauptsächlich von Lastträgern (Porter) getrunken wird. — Ren6 Antoine F. it Rteumur gibt auf Grund ausgedehnter Versuche genaue Vorschriften zur Bereitung des Zementstahls, für die Mischung des Zement- — 170 — 1785 pulvers, den Grad und die Dauer der Hitze und die Form der Zementöfen. Da bisher das Verfahren, Zementstahl zu gewinnen, geheim gehalten wurde, bedeutet diese Veröffentlichung einen großen Fortschritt für die Eisen- industrie. 1722 Ren6 Antoine F. it Rtennar gibt in seiner Schrift „Nouvel art d'adoucir le fer fondu" ein Verfahren an, zur Gewinnimg von schmiedebarem Guß- eisen das Boheisen durch Glühen in Sauerstoff abgebenden Körpern ohne Schmelzung zu entkohlen. — !Ren6 Antoine F. it Rtaimar gibt in seiner Schrift „L'art de oonvertir le fer forg^ en acier" eine Anweisung, durch Zusammenschmelzen von Gußeisen und Schmiedeeisen Stahl zu bereiten (Tempern). (S. a. 1728 P.) — Jaoopo RIecall fördert die Lehre von den Differentialgleichimgen und macht sich durch die von ihm aufgestellte „Riccaü'sche Differentialgleichung*' bekannt. 1723 Jacob LMpoM unterscheidet in seinem „Theatrum machinarum*' die deutsche Hebelade, die schon 1651 von Daniel Schwenter beschrieben worden sei und bei welcher die veränderlichen Drehpunkte des wirksamen Hebels durch zwei Bolzen gebildet werden, die man in geeignete Löcher steckt, und die französische Hebelade, die zuerst in Frankreich (s. 1617 T.) be- kannt geworden sei und bei welcher die veränderlichen Drehpunkte durch die Einschnitte einer sägeartig auf zwei gegenüberliegenden Seiten ver- zahnten und senkrecht stehenden Stange gebildet werden. — Jean Antoine PtynoMl führt zuerst den Nachweis von der tierischen Natur der Polypen, die bald allgemeine Anerkennung erlangt. — Jean Antoine Ptyiioatl stellt die tierische Natur der Korallen fest. 1724 J. F. LafiteaUf der in Kanada als Missionar wirkt, ist als einer der ersten Vertreter der ethnologischen Ideen anzusehen, indem er nicht nur Einzel- tatsachen über die Sitten der Wilden sammelt, sondern auch die gemachten Beobachtungen imter sich und mit den hypothetischen Schlüssen über das Leben und die Lebensbedingungen der Völker vergangener Zeiten in Ver- bindung bringt. (S. auch 1711 L.) — Ren^ Antoine F. it Rteumur beobachtet zuerst die Entglasung (die Bildung krystallisierter Körper inmitten eines Glasflusses) und führt derartige Glas- flüsse imter dem Namen R^aumur-Porzellan ein. Später beschäftigen sich namentlich d*Arcet, Keir, Kersten u. a. mit diesem Prozeß, der indes für die Technik Bedeutung nicht gewinnt. 1725 Charles FranQois de Cistemay Dufty beobachtet, daß die Luft in der Nähe rotglühenden Metalles elektrisch leitend wird. Entsprechende Beobachtun- gen werden von Du Tour (1745), Watson (1746), Priestley (1767) und Ca- vallo il785) gemacht. — John Harrfton erfindet das Rostpendel, ein Kompensationspendel, das von Greorge Graham noch verbessert wird. — Johann Friedlich Htnktl gibt in seiner „Pyritologia" an, daß der Pyrit bisweilen Silber und Gold enthält. — Stephan Ludwig JaooM zu Hohenhausen in Lippe-Detmold erfindet nach langjähriger Beobachtung des Laichvorganges die künstliche Befruchtung der Fische, indem er reifen Forellen die Geschlechtsprodukte abstreift, die Eier durch Vermischung mit der Milch künstlich befruchtet und sie dann in einem Kasten ausbrüten läßt. Doch bleiben seine Anregungen lange Zeit unbeachtet. (S. 1853 C.) — Samuel MolyiiMn findet, daß der Stern / Draconis seinen Platz scheinbar verändert. Untersuchungen, die er mit James Bradley unternimmt, er- geben, daß der Stern innerhalb eines Jahres eine geschlossene ringförmige - 171 — 1726 Bahn beechreibt und fahren Bradley znr Entdeckung der Aberration dee lichte. (S. 1727 B.) 1725 Die von Ntwcowtn konstruierte Maschine (s. 1705 N.) führt sich, nachdem sie bereits seit 1710 als Bergbaupumpe Verwendung gefunden hat, in den Kohlengruben Englands als Wasserhaltungsmaschine ein und bleibt ohne wesentliche Änderung vorbildlich für den Bau von Wasserhaltungsmaschinen, bis Maudslay (s. 1807 M.) seine erste balancierlose Maschine baut. — Christopher PoIhMn legt auf seinem Eisenwerke zu Stemsjund eine Blech- schere an, die er durch Wasser betreibt. — Der russische Großkanzler und Feldmarschall Graf Bwtmchsit findet die Lichtempfindlichkeit der Eisensalze. 1726 Hippolito Francesco AlfcsrUwl bemüht sich, an der Hand einer umfang- reich pathologisch -anatomischen Erfahrung die Krankheitszustände dee Herzens, der Lungen und die aus ihnen entspringenden pathologischen Verhältnisse dieser Organe während des Lebens naehzuwdsen und die Grundsätze ihrer Behandlung festzustellen. Er führt zuerst pathologische Experimente aus. — Friedrich Constantin von BMSt führt auf der Saline -Glücksbrunnen bei Eisenach statt der für Gradierhäuser bis dahin üblichen Stroh wände (s. 1679 M.) Wände aus Schwarzdom (Prunus spinosa) ein. (Domen- gradierung.) — Guichard Joseph Du Vsnity, Bernhard Siegfried Alklniit und Jacob Benignus Wlntlow beschreiben gleichzeitig die Sehnenscheiden, deren Entzündung — die Tendovaginitis crepitans — zuerst von Boy er, Velpeau und Rognetta charakterisiert wird. — Stephen HalM teilt in seinem Werke „Vegetable Staticks" Versuche mit einem aus Steinkohlen gewonnenen (>ase (Elastic inflammable air of coals) mit. — Stephen HalM macht die erste exakte Messung dee Blutdrucks. — Alexander Monro bearbeitet die Anatomie der Knochen, des Gehirns und der weiblichen Geschlechtsorgane und stellt den muskulösen Bau der Gebär- mutter fest. — Der Musiker Jean Philippe RaiMMi in Paris bildet durch sein „Nouveau Systeme de musique th6orique" eine neue vereinfachte Harmonielehre aus. — Wie Schramm in seinem Werke „Saxonia monumentis viarum illustrata" mitteilt, konstruiert der kursächsische Kartograph Friedrich ZQrn einen „geometrischen Wagen", welcher die Länge dee zurückgelegten Wegee selbsttätig aufzeichnet. 1727 Johann Konrad Amman ist der erste, der die Sprache des Menschen wissen- schaftlich untersucht. — Der englische Astronom James Brailey beobachtet zuerst das Phänomen der Aberration des Lichtes und erkennt sofort, daß die Aberration nicht Folge einer Parallaxe der Fixsterne ist, sondern daß dieselbe durch die vereinigte Wirkimg der Fortpflanzung des Lichts und der Bewegung der Erde zustande kommt. Weil das Licht sich nicht unendlich rasch fort- pflanzt und weil zugleich die Erde sich bewegt, muß eine Verschiebung der Lichtquelle nach der Seite, nach welcher hin sich die Erde bewegt, stattfinden. (S. a. 1726 M.) Er ermittelt aus der Größe der Abweichung der Fixsterne die (resch windigkeit des Lichtes zu der gleichen Größe, wie sie Römer (s. 1676 R.) gefunden hatte. — Leonhard Eultr erhält, 20 Jahre alt, für seine Abhandlung über die beste Art des Bemastens der Schiffe den Preis der Pariser Akademie. — Stephen Qray beobachtet die Fortpflanzung der Elektrizität auf einem auf — 172 — 1728 Seidenf&den aufgehängten 400 Faß langen Draht, der die erste elektrische Drahtleitung darstellt. 1727 Stephen Haltt mißt zuerst die Größe und Kraft des Saftstromes an ange- bohrten oder abgeschnittenen Pflanzenstengeln und Zweigen. — Jacob LtoiMM beschreibt in seinem „Theatri Machinarum Supplementum" Instrumente zur Schrittzahlimg und Wegmessung, Hodometer, Gyrömeter und Pedometer. (S. a. 100.) Er beschreibt auch eine größere Anzahl von Tretr&dem, Tretscheiben und Gröpeln. — Fran^ois Pourfowr du Pttit arbeitet über die Funktionen des Halssympathi- kus, über die später Claude Bemard eingehende Untersuchungen macht. — Der Philologe Johann Heinrich Sdiulit in Halle benutzt die von Fabricius (s. 1656) entdeckte Schwärzung des Chlorsilbers durch das Licht, um aus einer undurchsichtigen Schablone ausgeschnittene Schriftzüge im Licht auf weißen Ereideschlamm zu kopieren. Er ist also der erste, der, wenn auch vergängliche, Lichtbilder erzeugt. — WtMItr schlägt als Längenmaßeinheit den Abstand der Pupillen des er- wachsenen Menschen vor. 1728 Nachdem Ballon zuerst im 16. Jahrhundert über den Keuchhusten be- richtet hatte, gibt Alfetrty ausführliche Mitteilimgen darüber und legt das klinische Bild der Ejrankheit in seinen Hauptzügen richtig dar. — Veit Btffliif unternimmt mit Morton Spangberg und Alexei Tschirikow eine Entdeckungsreise, bei der er die Küste von Kamschatka kartographisch festlegt, die St. Lawrence-Insel entdeckt, an der nordöstlichen Spitze von Asien vorübersegelt und nachdem er bemerkt, daß die Küste sich nach Westen wendet, daß also Asien und Amerika durch einen Meeresarm ge- trennt seien, umkehrt und nach seinem Ausgangspunkt NiBhnij-Kamschats- koj-Ostroj zurückkehrt. (Vgl. auch 1648 D.) — Der niederländische Ingenieur Craqulut verwirklicht zuerst den Credanken der Darstellung des Bodenreliefis durch Niveaulinien in einer Tiefenlinien- karte des Merwedeflusses. — Leonhard Eultr führt in seiner Abhandlung „Nova methodus innumerabiles aequationes differentiales secundi gradus reducendi ad aequationes differen- tiales primi gradus" die Differentialgleichungen zweiter Ordnimg mit zwei Variablen auf die erste Ordnung zurück. Mit dem gleichen Gegenstand beschäftigt sich später von 1747 ab d'Alembert. — Palcoii konstruiert einen Seiden Webstuhl, bei dem nach Vorschrift des Dessins durchbohrte Karten verwendet werden. Schon 3 Jahre vorher hatte Bonchon durchbohrtes Papier zum gleichen Zwecke angewendet, das sich jedoch als nicht haltbar erwies. — Pierre Pauchard wird durch sein Werk „Le Chirurgien dentiste ou trait^ des dents" der Begründer der selbständigen wissenschaftlichen Zahn- heilkunde. — John Paynt schmilzt im offenen Frischherd Roheisen und Eisenschlacke mit Zuschlägen und antizipiert damit eine Grundidee des späteren Martin - Prozesses. (Vgl. 1864 M.) Er führt gleichzeitig mit Major Hanbury das Walzen der Eisenbleche in England ein. — Henri PfM erfindet das Verfahren, die Stromgeschwindigkeit durch die Steighöhe der Flüssigkeit in dem lotrechten Schenkel einer rechtwinklig gebogenen Röhre zu messen, deren wagereohter Schenkel mit der Mündung dem Strom zugewendet wird. — Antonio Vallltiitrl deutet das Auftreten zahlreicher versteinerter Überreste von Wassertieren in den verschiedenen Schichten der Erde dahin, daß das Festland nicht nur einmal (durch die Sintflut), sondern mehrmals vom Meere bedeckt gewesen sei. (Vgl. 620 v. Chr. Xenophanes.) — 173 — 1729 1729 Alexis Claude OMnurt veröffentlicht, 18 Jahre alt, in seinen „Becherohes snr les coorbes ä, double oourbure'' eine bedeutsame Schrift über Baumkurven von doppelter Krümmimg und erörtert darin in systematischer Weise die Gleichungen mit mehreren Unbekannten. — Nachdem schon Galilei und nach ihm Newton über die Bewegung der Saiten Untersuchungen angestellt hatten, ermittelt Leonhard Enltr die Gresetze dieser Bewegimgen. Er gibt an, daß die einfachen Verhältnisse der Saitenlängen auch ebenso für die Schwingungen der Töne bestehen, somit den Tonintervallen aller musikalischen Instrumente zukommen und nicht allein denen der Saiten, an denen die Gesetze entdeckt wurden. ~ Der Goldschmied William CM in Edinburg, welcher seit d. J. 1725 ver- sucht hatte, Schriftsatz in Gips abzuformen und nach den so erhaltenen Matrizen Druckplatten zu gießen, verbindet sich mit dem Schriftgießer fuum und dem Architekten Jamtt in London zur weiteren Ausbildung dieses Verfahrens und wird damit der Erfinder der eigentlichen Stereo- typie. (Als Vorläufer s. 1710 Mey und Müller.) — Stephen Qniy entdeckt den Unterschied zwischen elektrischen Leitern und Nichtleitern und erkennt, daß bei gleich großen Körpern die Menge der Elektrizität unabhängig von der Masse ist. Die Bezeichnung „Konduk- toren" für Leiter führt 1742 DesaguHers ein. — ehester More Hall aus der Grafischaft Essex stellt eine achromatische Linse her, ohne jedoch das Geheimnis der Darstellung derselben zu offenbaren. So kommt es, daß erst durch Dollond (s. 1757 D.) die Herstellung solcher Linsen öffentlich bekannt wird. Der Name „Achromasie" wird erst später von Lalande 1764 erfunden. — Fran^öis Pttit erklärt, warum Salpeter aus einer kochsalzhaltigen Flüssig- keit rein auskrystallisiert und so von dem Kochsalz getrennt werden kann, damit, daß Kochsalz in heißem und kaltem Wasser gleich löslich ist, Sal- peter aber nicht. — Thomas TMiplMiann stellt eine umfassende Messung aller Teile der Erde an, die alle früheren Leistungen (s. 1310 und 1661 B.) bei weitem über- trifft imd für die gesamte Erde 148510627 Quadratmeilen ^Nautical Square miles) ergibt. Seine Berechnung erfolgt in der Weise, daß er die Fläche der Landgebiete in Quadrate einteilt und durch Abzahlung dieser Quadrate die Anzahl der Flächeneinheiten erhält. — Der Ingenieur Ttrral verwendet das Zentrifugalgebläse (s. 1689 P.) zuerst zum Betriebe von Feuerungen. Die erste größere Anwendung zur Ventilation macht Desaguliers (1730) im „House of commons", nachdem sich die zuerst (1715) von ihm angebrachte Aspirationsventilation nicht bewährt hatte. 1730 Johann Philipp Brtyn schreibt ein systematisches Werk über Konchylien und versucht zuerst, die fossilen Formen in das System mit einzureihen. — Magnus von Bromtll führt die verschiedene Schmelzbarkeit als Kennzeichen der Mineralien an. (Fast gleichzeitig, nämlich 1734, tut dies auch J. Fr. Henkel.) — Der spanische Arzt Caspar Oasal gibt die erste Beschreibung der insbesondere in den Heimatsländem des Mais weit verbreiteten Pellagra (Mal de la Bosa), die nach neueren Forschungen als eine chronische und periodisch wiederkehrende Intoxikationskrankheit, verursacht durch eine spezifisch giftige im Mais enthaltene Substanz, aufgefaßt wird. — Jacques DavItI verbessert die Technik der Staroperation, indem er den Lappenschnitt einführt und die dazu nötigen Instrumente konstruiert. — Charles Fran^ois de Cisternay Dufay leitet die Elektrizität durch einen nassen Bindfaden 1256 Pariser Fuß weit fort und unterscheidet zwei - 174 — 1780 Elektmitäten , von denen er die eine Glaselektrizität, die andere Haxz- elektrizit&t nennt. (S. a. 1727 G.) 1730 Professor Eeeardut in Braunsohweig gibt in seinem Werke „De origine Germanorum'* an, daß bei allen Völkern vor der Kenntnis der Metalle Steinwerkzenge im Grebrauoh waren, und daß von den Metallen zuerst die Bronze benutzt wurde. — Leonhard Eultr führt die nach ihm benannten Integrale, die Betafunktion •imd die Gammafunktion, ein, welche auf die Entwicklung der Theorie der Transzendenten von erheblichem Einflüsse sind. — Nicolas Pallo it DulHltr lenkt zuerst die Aufmerksamkeit auf die perio- dischen Seespiegelschwankungen des Genfer Sees, für die er als erster den Namen „Seiches" gebraucht. — Sigismund August Probtnlut beschreibt die Darstellungsweise des zu seiner Zeit noch nicht allbekannten Schwefeläthers und führt dafür die Bezeich- nung „Äther" ein. (S. 1640.) — Thomas Qoiftvy, ein Glaser in Philadelphia, erfindet den Spiegelquadranten. — Die französischen Wundärzte CkNinault und Roland führen die erste Oeso- phagotomie (operative Eröffnung der Speiseröhre) aus. Die Operation war bereits 1611 von Verduc empfohlen worden. — Stephen HalM weist auf Grund seiner Untersuchungen über die Saftbewegung in den Pflanzen (s. 1727 H.) und über die Transpiration und Wasserbewegung im Holz auf die Notwendigkeit hin, die Imprägnierung des Holzes unter Druck vorzunehmen. — Friedrich HofTmanii und Anton Elias BOeimtr klären die Lehre von der Apoplexie durch den Nachweis des Blutergusses auf. — Wie Fauchard berichtet, hat LamNrt, Chirurg bei Ludwig XV., zu^^t die Resektion des Unterkiefers bei einem jungen Edelmann, De Barces, bewirkt. — LiopoM I. von Anhalt- Dessau führt den eisernen Ladestook an Stelle des bis dahin gebrauchten hölzernen ein. Die eisernen Ladeetöoke erlauben ein viel rascheres Laden und tragen 1741 wesentlich zum Siege von Moll- witz bei. — Georges MarMClial und Jan Daniel Sdiltehthif machen gleichzeitig, aber un- abhängig voneinander, die ersten Neurotomien zur Beseitigung der Tri- geminusneuralgie, indes ohne durchgreifenden Erfolg. — Mallilev lehrt zuerst in Frankreich die Hasenhaare zum Zweck des Filzens mit salpetersaurem Quecksilber behandeln. Da er die Methode, die er in England kennen lernte, geheim hält, kommt für diese Arbeit das Wort „Secrötage" auf. Bis dahin war zum Verfilzen nur Salpetersäure ver- wendet worden. — Abraham it Molvrf veröffentlicht in seinem Hauptwerk „Miscellanea ana- lytioa" den nach ihm benannten Moivre'sohen Satz, der einen wichtigen Fortschritt in der Lehre der imaginären Größen bedeutet und die völlige Lösung der kubischen Gleichung gestattet. — Nach dem Vorgang eines gewissen Lummis bauen Pashity und dessen in Rotherham ansässiger Sohn Pflüge von mathematisch berechneter Form, welche den Namen „Rotherhamer Pflüge" erhalten und 1760 von James SmaU noch wesentlich vervollkommnet werden. — Jean Philippe RamtMi in Paris benutzt die Flageolettöne zur Erklärung der Konsonanz, indem er annimmt, daß konsom'erende Töne solche sind, weiche übereinstimmende Flageolettöne besitzen. — Ren^ Antoine F. it Rteumur verfertigt sein Weingeistthermometer mit Tei- lung in 80 Grade, wobei der Eispunkt mit 0^ der Siedepunkt des Wassers mit 80® bezeichnet wird. — 175 — 1780 1730 Servington Savtry gibt die Art des MagnetifiiereDs von Eisenstäben durch einfaches Streichen mit natürlichen Magneten an, eine Methode, die von Gilbert erwähnt, aber wieder in Vergessenheit geraten war. — Jethro Tüll führt die Drillwirtschaft ein, d. i. Reihenbehacknng durch Ma- schinen nach vorhergehender Maschinensaat. Dies führt dazu, daß von jetzt ab mehr auf die Bauart der Ackergeräte geachtet wird. 1731 Qotlz und Tnm führen das von Rumphius zuerst beschriebene Cajeputöl in den Arzneischatz ein. — Henri Fran^ois Lt Dnm verbessert die Operation des ßteinschnitts und die Behandlung der Schußwunden, lehrt die charakteristischen Zeichen des Empyems und gibt Vorschriften über die Behandlung des Krebses. — Johann Joosten van MimcliMkrotk konstruiert das erste Pyrometer, das auf der Ausdehnung eines einzelnen Metallstabes beruht. Der Apparat wird 1736 von Ellicott verbessert. — Jean Louis Pttit erwirbt sich große Verdienste um die Amputation. Er beschreibt die Vorgänge der natürlichen Blutstillung bei verletzten Arterien und gibt dadurch die Anregung zu vielen Forschungen auf diesem Gebiet. (S. a. 1805 J.) Im gleichen Jahr begründet er die chirurgische Therapie bei der Erkrankung der Gallenwege. Er empfiehlt bei Stauung der Galle die Entleerung der Gallenblase durch Punktion, bei durch Steinbildung ver- anlaßten Leiden Eröffnung der Gallenblase durch den Schnitt zwecks Ex- traktion der Steine. 1732 Hermann Boarhaavt hebt den Unterschied zwischen chemischen Verbin- dungen und chemischen Mischungen hervor. Er sagt, chemische Verbin- dungen liegen dann vor, wenn sich in der Ruhe die Bestandteile, auch wenn sie verschiedenes spezifisches Gewicht haben, nicht sondern und wenn dieselben in ihren kleinsten Teilchen überall homogene Zusammensetzung zeigen. Er bespricht die Wärmeentwicklung und das Verschwinden der charakteristischen Bestandteile beim Entstehen einer chemischen Verbin- dung als etwas Bekanntes. — Hermann Boarhaavt beweist die Unrichtigkeit der Annahme einer ponde- rabelen Feuermaterie, indem er große Massen von Metall kalt und glühend wiegt und keinerlei Veränderung des Gewichts dabei wahrnimmt. — Hermann Boarhaavt gibt das Prinzip der Schnellessigfabrikation an. (Vgl. 1823 S.) — Hermann Boarhaavt macht, wie G. Berthold in den Ann. der Phys. und Chemie nachweist, 'die erste ^Beobachtung und Beschreibung des Leiden - frost^schen Phänomens, d. L des sphäroidalen Zustandes verdampfender Flüssigkeitstropfen, den Johann Eller erst 14 Jahre später beschreibt. (S. a. 1756 L.) — Christlieb von Clausbarf gibt in seiner „Demonstrativen Rechenkunst" eine eingehende Behandlung der Wechsel- und Arbitragerechnung. Der Name „Arbitrage" hat sich von da ab im Börsenverkehr dauernd erhalten. — Stephen Qray erfindet den Isolierschemel, indem er einen Knaben, mit dem er elektrische Versuche unternimmt, zur Isolierung auf einen Harzkuchen stellt. — Auf Veranlassung des Marschalls Moritz von Saehton werden die ersten Ver- suche mit der Eettenschif fahrt imtemommen. 1733 Hermann Boorhaavo prüft die Frage der Fixierung des Quecksilbers zu einem feuerbeständigen Metalle, die den Gegenstand der Bemühung der Alchemisten gebildet hatte und nimmt, nachdem er Quecksilber 16 Jahre lang in einem offenen Gefäß bei wenig erhöhter Temperatur gehalten hatte, keine Veränderimg wahr. Auch in verschlossenen Gefäßen bleibt Quecksilber, das 6 Monate lang stärkerer Hitze ausgesetzt wird, unverändert. Dies gibt - 176 — 17S4 Boerhaave Veranlassung, die Fixierung des Quecksilbers für unmöglich und die Prozesse der Alchemisten, die darauf beruhen, für unrichtig und be- trügerisch zu erklären. 1733 Der schwedische Chemiker Georg Brandt entdeckt das metallische Kobalt, das in ganz reinem Zustand jedoch erst 1780 von Bergman erhalten wird. Er lehrt im Verein mit J. F. Henckel die Herstellung des Arsens durch Sublimation. — Jacques Casatol und Giovanni Domenico MaraMI messen das Stück des Parallel- kreises zwischen Brest und Straßburg und finden dasselbe 1037 Toisen kleiner, als es bei vollkommener Kugelgestalt der Erde hätte sein müssen. (Erste eigentliche Längengradmessung.) — John Kay verbessert den Webstuhl durch Einführung des mechanisch be- wegten Schnell -Schützen an Stelle des Hand- Schützen oder -Schiffchens. — John Kay konstruiert eine Schlagmaschine zur Auflockerung der WoUe. — Jean Jacques Mtlran spricht in seinem „Trait6 physique de Taurore bor6ale" von einem wahrscheinlichen und engen Zusammenhang zwischen dem an die Ekliptik gebundenen Zodiakallicht und dem auf polare und subpolare Bezirke beschränkten Nordlicht. — Der Mathematiker Girolamo tecditrl entwickelt in seinem Werk „Euklides ab omni naevo vindicatus", das lange vergessen war imd dessen Be- deutung erst Beltrami 1889 hervorgehoben hat, eine große Anzahl von Sätzen der nichteuklidischen Geometrie, obwohl er schließlich doch die euklidische Geometrie als die einzig wahre erklärt. — Johann Andreas von Scgntr kommt auf den Gedanken, Newtons Unter- suchungen über Ebbe und Flut auch auf die Lufthülle der Erde an- zuwenden. Der von ihm behauptete Einfluß des Mondes auf die Baro- meterschwankungen, der insbesondere auch von Toaldo 1774 verfochten wird, ist nach neueren Untersuchungen für unsere Breiten wenigstens nicht nachweisbar. — Der schwedische Gymnasiallehrer VaMMlut erwähnt zuerst die Protuberanzen der Sonne. 1734 Frltirich WIIMm I. von Preußen erläßt eine eingehende Instruktion über die Ausrüstung der Feldlazarette und die Verpflegung der Kranken, mit dem Befehl, auf alles, was der Gesundheit der Soldaten nachteilig sein könne, zu achten. (Erstes Feldlazarettreglement.) — Da durch Verwilderung des Flußlaufes der Weser bei Hameln die Schiff- fahrt eine gefahrvolle war, wird von der Stadt Hamelii neben dem Hamelner Wehr eine Schleuse gebaut, durch welche die Weser gleichsam den Cha- rakter eines kanalisierten Flußlauf es erhält. — UMloM spricht zuerst aus, daß die Blitzsteine (Lapides fulminis der Römer) die Waffen der vorsintflutlichen Menschen seien, welche Ansicht nach ihm auch von Mercati geteilt wird. — D'Om-M-Bffay, der Generalpostdirektor von Frankreich, konstruiert in seinem Anemographen (Windgeschwindigkeitsmesser) den ersten Apparat zur selbst- tätigen graphischen Registrierung der zeitlichen Aufeinanderfolge von Er- scheinungen. 1734 — 42 Ren6 Antoine F. it Rteimiir gibt in seinen „Abhandlungen zur Natur- geschichte der Insekten" wertvolle Mitteilungen über die Lebensweise, das gesellige Leben der Insekten, die Pflanzen, auf denen sie leben, über ihre Feinde usw. 1734 Der schwedische Theosoph Emanuel VM Swtdwiborg entwickelt in seinen „Opera philosophica et mineralogica*' ein System der Natur, dessen Mittel* punkt die Idee eines notwendigen mechanischen und organischen Zusammen- DArmitsedter. 12 — 177 — 1786 banges aller Dinge ist. In demselben Jabr scbreibt er sein Bucb „De Ferro*\ das älteste Handbncb der Eisenbüttenkunde. 1735 Peter Artodl bringt durcb seine nacb seinem Tode fl738) von Linn6 publi- zierten Arbeiten über die Fiscbe eine Reform in der zoologiscben Systematik und Terminologie bervor. — Jobann Friedrieb Cmthoh« faßt die Anatomie des Obres in einer aus- fübrlicben Monograpbie zusammen und gibt zuerst die Einteilung des äußern Gebörgangs in einen knorpeligen imd einen knöcbemen Teil. Er erwirbt sieb große Verdienste um die genaue Erforscbung der Scbnecke und be- ricbtigt die frübem Irrtümer über eine angeblicbe Verbindung zwiscben Sobädel und Paukenböble. — Von den imzäbligen Versnoben, das Feilenbauen auf mecbaniscbem Wege auszuf übren und dazu Mascbinen zu konstruieren, ist der erste bekannte der von Duvtrgtr in Paris, dessen Mascbine jedocb ibrem Zweck niebt vollständig entsprocben zu baben scbeint. Ebenso wie die Unzabi der nacbber er- fundenen Mascbinen berubt sie auf dem Prinzip, eine den Meißel tra- gende, vertikal gefübrte Stange durob einen Daumen zu beben und durcb eine Feder abwärts scbnellen zu lassen, so daß der Meißel in dem auf dem Scblitten rubenden Feilenkörper einen Hieb bervorbringt, worauf der Scblitten um den Abstand zweier Hiebe vorrückt. (S. 1504.) — Nacbdem sobon Halley 1686 eine Tbeorie der Passatwinde aufgestellt batte, die ungenügend war, da er auf die Rotationsablenkung keine Rücksiebt nabm, findet der Pbysiker George Hadley das Hadley'scbe Gesetz der Passate, wonacb alle Windströmungen durcb die Erdrotation abgelenkt werden, und zwar auf der nördlicben Halbkugel nacb recbts, auf der südlicben nacb links. — Nacbdem Dr. Willis in London 1688 ein Sauerwasser bereitet batte, das gleicbe Wirkungen wie das natürlicbe gebabt baben soll (s. a. 1672 T.), stellt Friedrieb Hoffmami verscbiedene künstlicbe Mineralwässer ber und gibt Vorscbriften zur Herstellung von Säuerlingen, Bitterwässern und von Karls- bader Salz. Ibm folgt 1750 Gabriel Fran^ois Venel in Paris, bei dem es jedocb ebensowenig, wie bei Hoff mann, zu einem regelmäßigen Absatz kommt. Äbnlicbe Vorscbläge werden 1772 von Priestley und 1774 von Bergman gemacbt, welcb letzterer auf Grund von Analysen Vorscbriften zur Nacbabmung der Wässer von Selters und Pyrmont gibt. — Roland Houchton in Massacbusetts verbessert den Tbeodolit soweit, daß er fortan für die Zwecke des Landmessers ein bandlicbes Instrument dar- stellt. Er erbäJt für seine Konstruktion ein siebenjäbriges Patent. — Wennscbon die Römer den Meerscbaum, ein aus kieselsaurer Magnesia be- stebendes Mineral, zur Herstellung kostbarer Gefäße bier und da benutzt batten, so wird dessen Verarbeitung erst eine allgemeine, als Kowatodi in Budapest seine Bebandlung mit Fett lebrt, wodurcb er fester, dauerbafter und politurfäbiger wird und sieb zu Pfeifen verarbeiten läßt, die sieb gleiobmäßig anraucben. Die Kunst, die Meerscbaumabfälle durob Zer- reiben und Scblämmen nutzbar zu macben, wird von Cbristopb Dreiß in Rubla erfunden. — Karl von Llnn^ teilt in seinem „Systema naturae" die Tiere in secbs Klassen ein: Säugetiere, Vögel, Lurcbe, Fiscbe, Kerbtiere und Würmer, und fübrt die scbärfere morpbologiscbe Definierung der Gatttmg allge- mein durcb. — Karl von Llnn^ weist in seinem „Systema naturae'* dem Menseben seinen Platz in der Klasse der Säugetiere (Mammalia) an. Er versnobt es, die gesamte Menscbbeit in ibre natürlieben Gruppen zu zerlegen und unt^r- acbeidet nacb der Farbe vier Menscbenrassen , den scbwarzen Afrikaner, — 178 — 1786 den roteD Amerikaner, den gelben Asiaten und den weißen Europäer. (VgL 1684 B. und 1711 L.) 1735 Jean Jacques MalnM schlägt zur Bestimmung der Größe der Beschleuni- gung beim freien Fall die Methode der Koinzidenzen vor, die darin be- steht, daß man die Sohwingungsdauer eines Pendels beobachtet, die Länge eines mathematischen isochron schwingenden Pendels berechnet und aus diesen Werten die zu prüfende Größe herleitet. — Riaiicliart in Tübingen bezeichnet in einer i. J. 1735 geschriebenen Disser- tation die Kakaobutter als ein „Novum medicamentum''. Hieraus geht hervor, daß die Verwendung der Kakaobutter zu Heilzwecken erst um (Uese Zeit aufgekommen ist. 1736 Daniel Bemoulll entwickelt zuerst die Theorie des Wasserstoßes, die dann von Coriolis (1829), Kavier (1838) und Weisbach (1846) weiter ausge- baut wird. — Daniel Btrnoalll beschäftigt sich zuerst mit Untersuchungen über den Aus- fluß von elastischen Flüssigkeiten aus Gefäßmündungen. — Hermann Botrhaavt begründet die wissenschaftliche Medizin mit dem Satze: der Arzt ist Diener der Natur. Er untersucht systematisch bei Krank- heiten den Harn, benutzt das Thermometer in rationeller Weise, ins- besondere auch bei Fieber, und vereinfacht die Rezeptur. — Der französische Mathematiker Charles Marie de la Condamlne sendet von seiner Gradmessungsreise aus Peru der Pariser Akademie einige Rollen einer schwärzlichen, harzigen Masse, die unter dem Namen Kautschuk be- kannt war, ein, gibt nähere Mitteilungen über deren Gewinnung und setzt seine Untersuchungen über den Kautschukbaum mit dem französischen Ingenieur Fresneau (s. 1751 F.), der sich in Cayenne niedergelassen hatte, in eingehender Weise fort. — Henri Louis Duhamtl du MoncMUi erkennt zuerst die besondere und vom Kali verschiedene alkalische Natur der Basis des Kochsalzes, die er als identisch mit der Basis des ägyptischen Natrum und der spanischen Soda bezeichnet. Seinen Beweis für die Eigentümlichkeit der Soda gründet er hauptsächlich auf ihre von der Pottasche verschiedene Löslichkeit. Er stellt zuerst das essigsaure Natron dar. ~ Henri Louis DuiiaiiMl du MoncMu stellt fest, daß die alkalische Basis des Borax Natron ist. Er findet femer das Natron in geringer Menge im Harn und dem Blute, in großen Mengen dagegen in der Asche der Strand- gewächse. Er gibt 1747 an, daß bei der Verpflanzung solcher Gewächse ins Binnenland deren Natrongehalt abnehme, der Kaligehalt dagegen zu- nehme, was von Cadet später bestätigt wird. — Leonhard Eultr wendet in seiner „Mechanik" die Analysis zuerst auf die Untersuchung der Bewegung an. — Die in Königsberg seiner Zeit als Scherzaufgabe gestellte Frage, ob man die dortigen 7 Pregelbrücken hintereinander überschreiten könne, ohne eine derselben zweimal zu passieren, veranlaßt Leonhard Eultr zu einer wissenschaftlichen Behandlung dieser Aufgabe („Brückenaufgabe''), und auf diesem Wege zum weiteren Ausbau der Kombinatorik und Wahr- scheinlichkeitsrechnimg. — Albrecht von Halltr gibt in seiner „Dissertatio de vasis cordis proprüs'' eine eingehende Beschreibung des Mechanismus der Bewegung des Herzens. — Albrecht von Hallor betont den Nutzen der Galle für die Fettverdauung. — Nachdem Huygens 1660 eine durch Federkraft bewegte Pendeluhr zum Gebrauch auf See konstruiert imd SuDy seit 1703 sich vergebens mit der Anfertigung von Längenuhren mit Unruhe abgemüht hatte, verfertigt John Harrfton nach Vorschlägen des holländischen Uhrmachers Massy 12» — 179 — 1786 vorzügliche, zur Längenbestiminang geeignete Seeuhren (Chronometer), die allerdings von der Temperatur noch nicht unabhängig waren. Harrison erhält für seine Chronometer einen von der englischen Regierung aus- gesetzten Preis. 1736 Der Engländer Jonathan Hüllt nimmt ein Patent auf ein durch eine New- comen'sche Dampfmaschine bewegtes Ruderradschiff, welches indes nicht zur Ausführung gelangt. — Nachdem Bouguer, de la Condamine und Grodin auf der Hochebene von Quito 7300 Fuß über dem Meere i. J. 1735 eine Gradmessung ausgeführt hatten, die die Länge des Meridianbogens zu 56753 Toisen ergab und zur Einführung der Toise von Peru führte, unternimmt Pierre LfOuis Moreau tft Maupertult mit Clairault, Lemonnier, Outhier und Celsius eine Grad- messimg in der Gegend von Tomeä in Lappland, bei der die Länge des Meri- dianbogens zu 57 437 Toisen festgestellt wird. Mit der Picard'schen Messung (s. 1669 P.) verglichen, ergibt sich das Resultat, daß die Breitengrade vom Äquator nach den Polen zu wachsen, womit der Beweis geliefert ist, daß die Erde nach den Polen zu abgeplattet ist. — Jean Louis Pttit eröffnet zuerst zur Entleerung von Eiter aus der Mittel- ohrhöhle den Warzenfortsatz. Diese Operation wird 1776 von dem preußi- schen Militärarzt Fasser wiederholt, gerät dann aber völlig in Vergessenheit. — Caspar Franz tft Retl fördert die Rechenkunst durch sein Buch „Allge- meine Regel der Rechenkunst", das insbesondere durch die nach ihm be- nannte Rees'sche Regel (Kettenregel, Kettensatz) bekannt wird. Doch stammt die Kettenregel nicht von ihm selber; sie wird schon von Fibo- nacci (1202) erwähnt. — Der praktische Arzt TMinailt in Philadelphia führt Radix Senegae in den Arzneischatz ein. (Vgl. 1636 R.) 1737 — 80 Jean Baptiste Bourguignon d'AnvIlIf gibt eine Anzahl von Landkarten heraus, die sich durch kritischen Scharfsinn in der Benutzung des Quellen- materials auszeichnen. Er zuerst säubert die Karte von Afrika von den fabelhaften Gebirgen und Flüssen, die auf früheren Karten das Innere erfüUen. 1737 Bernard Forrest tft Mlldor berichtet in seiner „Architectura hydraulica" von Maschinen zur Vertiefung der Seehäfen, insbesondere von denen, welche man zu Toulon braucht. Die von ihm erwähnten Baggermaschinen ge- hören zur Gattung der Stielschaufel — und der Stiellöffelbagger. (S. a.l718D.) Er berichtet femer über die Anwendung horizontaler Wasserräder in der Provence und dem Dauphin^. — Philippe Biiaclif entwirft eine Karte des englischen Kanals, in der er die Pimkte gleicher Tiefe durch Kurven (Isobathen) darstellt. — Leonhard Eutor begründet in seiner Schrift „De fractionibus continuis*' eine eigene Theorie der Kettenbrüche und zeigt, daß jeder rationeUe Bruch sich in einen endlichen, jeder irrationelle Bruch sich in einen unendlichen Kettenbruch verwandeln läßt. (Das Wort „Kettenbruch" rührt überhaupt erst aus der Verdeutschung der von Euler zuerst angewendeten Bezeich- nung „Fractio continua" her.) 1737 — 43 Johann Georg Qintlln erforscht Sibirien. Er stellt fest, daß der Spiegel des K aspischen Meeres tiefer liegt als der des Schwarzen Meeres. Er macht zuerst auf den sibirischen „Eisboden** aufmerksam, d. i. die das ganze Jahr hindurch vorhandene, auch im Sommer nur oberflächlich auftauende Frostschicht in der Erde, welche z. B. in Jakutsk bis zu 186 m Tiefe reicht. Er rückt die natürliche Grenze zwischen Asien und Europa bia zum Jenissei, wo eine neue Fauna und Flora an die Stelle der bisher be- — 180 — 1788 obachteten tritt. Gmelin wird hiermit der Schöpfer der yergleichenden Greographie. 1737 Jean Hallot benutzt Silbemitrat als sympathetische Tinte und läßt die damit auf Papier gebrachte Schrift durch das Sonnenlicht schwärzen. ^ Nicolas Louis tft Lacalllt macht zuerst auf die Vorteile der EreisUnie für mikrometrische Zwecke aufmerksam, die unabhängig von Lacaille auch von Boscovich 1739 für diesen Zweck empfohlen wird. Das darauf ge- gründete Kreis- und Bingmikrometer wird insbesondere von J. G. Bepsold und Fraunhofer wesentlich vervollkommnet und seine große Brauch- barkeit namentlich von Olbers und Bessel erwiesen, die besondere Regeln für seine Benutzimg auf theoretischem Wege ableiten. 1738 Daniel BtrMMlII spricht zuerst die Ansicht aus, daß die Gasmolekeln ganz unabhängig voneinander nach allen Richtungen im Raum umherfliegen und daß es dabei zu mannigfachen Stoßen derselben gegeneinander, wie gegen die sie einschließenden Wände kommt, von denen sie wie elastische Kugeln zurückgeworfen werden (kinetische Gastheorie). — Daniel BmikniIII schlägt zuerst vor, die Reaktionswirkung des aus Rohren ausströmenden Wassers zum Antrieb von Schiffen zu verwenden. (Reak- tionspropeller.) ^ Daniel BMHoaHl veröffentlicht seine „Hydrodynamik'', in der er die Theorie der Wasser- und Windräder, Wasserpumpen und -Schrauben zum Wasser- heben eütwickelt. Er unterscheidet zuerst zwischen dem Druck der ruhenden Flüssigkeit (hydrostatischem Druck) und dem der bewegten Flüssigkeit (hydrodynamischem Druck). Bezüglich der Windräder ist zu bemerken, daß sie wahrscheinlich am £nde des 11. Jahrhunderts in Deutschland erfunden worden sind. Die früheste Erwähnung derselben geschieht in einem Diplom vom Jahre 1 105, in welchem einem französischen Kloster die Erlaubnis zur Anlage von Windmühlen (Malendina ad ventum) erteilt wird. — Cmtel tft Thury. ManM imd Lacalllf machen auf Veranlassung der Aca- demie des sciences Versuche zur Messung der Geschwindigkeit des Schalls. Als Stationen werden das Observatorium, der Montmartre, Fontenay-aux- Roses und Monthlery gewählt. Von 10 zu 10 Minuten wird auf einer bestimmten Station eine Kanone gelöst und auf den andern Stationen die Zeit zwischen Wahrnehmung des Lichtblitzes und der Ankunft des Schalles beobachtet. Die sich ergebende Geschwindigkeit ist 332 m/sec. — Friedrich HoffRiMin unterscheidet zuerst zwischen dem Sitz des Fiebers (den fieberhaften Symptomen) imd dem Ausgangspunkt der febrilen Krankheit; erstere verlegt er ins Herz und in weiterer Verfolgung ins Zentralnervensystem, letztere findet er in den verschiedensten Organen, namentlich im Magen- und Darmkanal. Er betrachtet die vermehrte Pulsfrequenz als das wichtigste Fiebersymptom. 173g_41 Der deutsche Botaniker Georg Wilhelm Stoltor bereist im Dienste der russi- schen Regierung Kamschatka und gibt eine treffliche Beschreibung des Landes. Durch ihn wird die Kenntnis der Organisation und Lebens- wdse der seitdem ausgerotteten Seekuh (Rhytina Stellen) erhalten. 1738 Der spanische Staatsmann Don Antonio da Ulloa entdeckt in dem gold- führenden Sand des Flusses Pinto in Neugranada das Platin. — Jacques dt Vaacanson konstruiert durch Uhrwerk betriebene Automaten, einen Flötenspieler, einen Pfeifer und eine Ente, welche den Anstoß zu einer großen Anzahl von Nachbildungen im 18. und zu Anfang des 19. Jahrhunderts geben. — John Wyttt erfindet das Spinnen mit Walzen, wobei mehrere neben - und übereinanderliegende kleine geriefte Walzen (Streckwalzen) die Baum- — 181 — 1789 wolle zwischen sich hinziehen und ausdehnen. Mangel an Kapital hindert ihn, die Idee im Großen auszuführen, was dann durch Lewis Paul von 1741 ab geschieht. 1739 Bemard Forrest tft MIdor wendet zuerst die Differential- und Integral- rechnung für technische Zwecke, namentlich zur Berechnung der Ausfluß- geschwindigkeit des Wassers aus senkrecht stehenden Bohren von kreis- förmigem Querschnitte an. — John Clayton erhält bei der Destillation der Steinkohle ein brennbares Gas, dessen Brennbarkeit, wie Richard Watson 1767 konstatiert, auch beim Durchleiten durch Wasser und lange Rohren erhalten bleibt. Er macht über den Steinkohlenteer ausführliche Angaben. (Vgl. auch 1681 B.) — Leonhard Eutor führt den Buchstaben e zur Bezeichnung der Reihe: 1 + ^_ + 1 4- ^ ^ _ + . . . = 2,7182818 ... in die Mathematik ein. — Fran^ois Sauveur Morani macht die erte Exartikulation des Oberschenkels (Hüftgelenks) und gibt die erste Beschreibung der Osteomalacie, die von Lobstein 1819 ergänzt wird. — Johann Heinrich Pott bearbeitet eingehend das Wismut und seine Prä- parate; die hüttenmäßige Gewinnung des Metalls erfolgt indes erst zu An- fang des 19. Jahrhunderts in Sachsen aus sächsischen und österreichischen und in England aus südamerikanischen und australischen Erzen. — Der Dubliner Arzt Riitty gibt die erste verläßliche Beschreibung des Rück- fallfiebers. (Febris recurrens.) 1740 Jean Mannt schreibt ein Werk „De morbis venereis libri novem**, in welchem er die Geschichte, die Ätiologie und die Therapie der Syphilis so behan- delt, daß diese Schrift auch heute noch für den medizinischen Geschichts- schreiber unentbehrUoh ist. — Der Bergrat Johann Christian Barth in Freiberg macht die Beobachtung, daß Indigo sich mit Schwefelsäure zu einem wasserlöslichen Farbstoff ver- einigt, welcher alsbald zur Erzeugung von Sächsischblau und Sächsischgrün Verwendung findet. 1740 — 42 Veit B«rliif unternimmt mit Tschirikow eine weitere Reise (s. 1728 B.). auf der er, von Ochotsk ausfahrend, den Peter-Pauls-Hafen in der Avatscha- Bai zur Überwinterung anläuft. Die Gesellschaft, die durch Greorg Wil- helm Steller vergrößert wird, verläßt ihr Winterquartier am 4. Juni 1741, durchfährt die Beringstraße und erreicht am 15. Juli die nordwestliche Küste Amerikas zwischen 58 imd 59® n. Br., entdeckt den Mount St. Elias, die Aleuten, tunfährt dann Alaska imd ankert am 5. November 1741 bei der Beringinsel. Nach dem am 8. Dezember eingetretenen Tode von Bering kehren die übrigen Teilnehmer auf einem aus den Resten des alten Schiffs selbstgezimmerten Fahrzeug nach Kamschatka zurück. 1740 Charles Marie tft la Combunlnf mißt in Quito die Schallgeschwindigkeit zu 339 m, in dem beträchtlich wärmeren Cayenne zu 357 m. (Vgl. 1738 C.) — William CullMi, Professor in Edinburg, gründet die gesamte Lehre von den Erkrankungen auf die Neuropathologie. — Domallltt führt in seinen unter dem Pseudonym „Telliamed** erschienenen „Entretiens d'un philosophe Indien*' die Idee aus, daß das Festland durch Ablagerung aus dem Meere entstanden sei, dessen beständiges Zurück- weichen die Kontinente frei gelegt habe (Neptunismus). — Thomas Dovtr erfindet das nach ihm benannte, aus Opium, Ipecacuanha und Milchzucker bestehende Dover*sche Pulver, welches gegen Durchfälle imd als schweißbringendes und schlafbef orderndes Mittel angewendet wird. — Henry Louis Duhamtl du Monceau macht zuerst auf die Beziehungen zwischen der Entwicklung der Vegetation und dem Klima aufmerksam. — 182 — 1741 1740 Jean Charleg rraa^li erfindet die Kreidetechnik (Mani^re du crayon), eine Abart des Kupferstichs, mittels welcher eine Zeichnung ähnlich der Kreide- zeichnung erzielt werden kann. — Jean Paul tft Qoa tft Nlalvtt veröffentlicht seine „Usages de l'Analyse de Descartes'S worin er u. a. die Anzahl der komplexen Gleichungswurzeln auf geometrischem Wege bestimmt. ^ Die Brüder Havart zu Ronen erfinden den Baumwollsamt (Manchester oder Velvet). — Jean Haitot in Paris gibt die erste Theorie des Färbeprozesses. — Benjamin Huntsman in Sheffield erzeugt zuerst Tiegelgußstahl, indem er Schweißstahl, den er durch Zementieren (Glühen weicher Schmiedeeisen - Stäbe in Holzkohle) erhält, in Tiegeln umschmilzt. — Jean Jacques MalraN bestimmt die Höhe des Nordlichtes, die er auf mehr als 100 Meilen berechnet. — Der Pariser Möbelfabrikant Martin, dem auch die Vemis-Martin- Arbeit (d. i. eine Art japanischer Lackmalerei auf Kutschwagen usw.) zu verdanken ist, erfindet das Papier mach^. — Der Marschall Moritz von Sachian erfindet die Amüsetten, einpfündige, der Infanterie als Regimentsgeschütze beigegebene Kanonen. — Lazzaro Moro führt, von der Neubildung einer Insel im Golf von Santorin im Jahre 1707 ausgehend, alle Veränderungen der Erdoberfläche auf die durch unterirdische Hebungskräfte bewirkte Auftreibung einzelner Teile der Erdrinde zurück. — Christopher PallMni erfindet den Support der Drehbank und die schwe- dische Hebelade. — Esaias Ward errichtet die erste Schwefelsäurefabrik in Richmond. Er er- hitzt ein Gemenge von Schwefel und Salpeter in eisernen Kapseln und fängt die Sohwefelsäuredämpfe in gläsernen Vorlagen auf. — Josias WiHbraclit erforscht in methodischer Weise die Gelenke und Bänder des menschlichen Körpers. Er macht darauf aufmerksam, daß die Pulswelle in den dem Herzen näher gelegenen Arterien etwas früher auftritt als in den entfernteren, wie namentlich in der Arteria dorsalis x>edis. — Der Mediziner Paul GottUeb Worlhoff macht die Blutfleckenkrankheit zum Gegenstand eines besonderen Studiums und schildert zuerst die nach ihm benannte Krankheit „Morbus maculosus Werlhofii". Im Anschluß an die Torti'schen Arbeiten über Wechselfieber (s. 1712 T.) bemüht er sich um die weitere Einführung der Chinarinde. 1741 Nicolaus An^ bewirkt durch sein Werk „Die Kimst bei den Kindern die Ungestaltheit des Körpers zu verhüten und zu verbessern" einen großen Aufechwung der Orthopädie, der er auch den Namen gibt. — Der englische Militärarzt Archibald CMantf führt bei Ohrenkranken eine ailbeme Röhrensonde durch die Nase in die Eustachische Röhre ein, um Luft oder Flüssigkeit einzuspritzen. Eine derartige Katheterisierung an sich selbst, und zwar vom Munde aus, hatte vorher (1724) der Postmeister Guyot in Versailles gemacht. (S. 1704 V.) — Pierre Domourt untersucht die Struktur des Glaskörpers an gefrorenen Augen und findet, daß derselbe* aus muschelförmig aneinander gelagerten Teilchen besteht, welche sich schichtenartig an die hintere Fläche der Linse anlegen und durch eine sehr feine Membran von ihr getrennt sind. — Henry Louis Duhamol du Monotau betont zuerst, daß die Neubildimg von Knochengeweben vorzugsweise aus dem Periosteum (Knochenhaut) statt- finde, eine Ansicht, die auch von Flourens (1847) geteilt wird. — Antoine Ftrrtln stellt zuerst akustische Experimente an dem heraus- geschnittenen Kehlkopf an und entdeckt, daß die Vibration der Stimm- — 183 — 1741 bänder der hauptBäohlichste Faktor bei der Erzeugung der Stimzne ist. Er vergleicht die Stimmbänder mit den Saiten der Streichinstrumente und bezeichnet sie als Chordae vocales. 1741 Claude Joseph QMffroy zeigt, daß sich die medizinische Seife in dem drei- fachen Gewicht Weingeist löst und die Auflösung bei niedriger Temperatur zu einer durchscheinenden Masse — Seifenspiritus — gesteht. Bergman führt den Gebrauch dieses Seifenspiritus zur Untersuchung von Mineral- wässern ein. — Olaf Peter HJ6rter in Upsala erkennt den störenden Einfluß des Nordlichts auf die Magnetnadel. — Mlddtoton stellt zuerst außer Zweifel, daß die Hudsonbai ^n Mittelmeer des Atlantischen Ozeans ist. — Lewis Paul verwendet zum Lockern der Baumwolle an SteUe der bisher verwandten Stockkarden zylindrische Karden, denen er eine drehende Be- wegung gibt, und vereinigt durch eine sinnreiche Vorrichtung die erhaltenen, der Breite des Eardenbeschlags entsprechenden Locken zu einem Bande von beliebiger Länge. — Johann Peter SQBnillcli begründet durch sein Werk „Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, dem Tode und der Fortpflanzung desselben erwiesen*' die statistische Sozial- wissenschaft. 1742 Thomas Boltovtr erfindet die Kunst des Silberplattierens, die 1758 von Joseph Hancock in Sheffield zuerst in großem Maßstabe betrieben wird. Eine Süberplatte wird auf eine etwa achtmal so starke Kupferplatte ge- legt, nachdem die Berühnmgsflächen der beiden Platten gut gereinigt und mit Borax bestreut worden sind. Nun werden sie ausgeglüht und so lange zwischen starken Stahlwalzen gestreckt, bis sie die gewünschte Dünne er- langt haben. 1742 — 1753 Johann Gottfried BrmM imd Johann Gottfried Zhm machen im An- schluß an die Cassebohm'schen Arbeiten über die Schnecke (s. 1735 C.) epochemachende Forschungen über den Nervenapparat der Sohnecke. 1742 Anders Mtlut schlägt die heute für wissenschaftliche Zwecke allgemein adoptierte hundertteilige, nach ihm benannte, Celsius'sche Thermometer- skala vor. Er setzt den Siedepunkt bei 0^ und den Gefrierpunkt bei 100^, welche Skala 1745 von Linn6 umgekehrt wird. Daß Morton Strömer die Skala verändert habe, ist irrtümlich. — Louis tft Comontalgnt verbessert Vauban*s sog. 1. System (s. 1673 V.) durch Vergrößerung der Bastione imd Haveline, vöUige Sichtdeckung der Graben- mauern imd Verminderung des Kommandements des Hauptwalls. Er be- herrscht mit seinen Ideen auf lange Zeit den Festungsbau Europas. — Albrecht von Haltor führt die in Surinam schon lange arzneiUch verwendete Quassia in den europäischen Arzneischatz ein. — Joseph LItutaud begründet durch seine anatomischen Werke die sog. chirur- gische Anatomie. Er entdeckt das nach ihm benannte Dreieck am Grunde der Harnblase. — Roger Lonf versucht nach der zuerst von Halley (s. 1693 H.) angewendeten Wägemethode das Verhältnis von Wasser und Festland auf der Erde fest- zustellen. Er nimmt von einem Erdglobus die Papierbedeckung ab, trennt Land imd Wasser voneinander und findet so das Verhältnis von Land zu Wasser = 124: 349, also imgefähr 1: 3. — Colin Maclaurln stellt die Maclaurin'sche Formel zur Entwicklung der Fimk- tionen in Reihen auf und macht bahnbrechende Untersuchungen über den Stoß und über Ebbe und Flut. Vgl. seine Schriften „Geometria organioa'' (1720) und „Treatise of fiuxions" (1742). — 184 — 1748 1742 Andreas von Swai stellt Zink durch Reduktion Ton Galmei und Destillation aus geschlossenen Gefäßen her und macht hierdurch dieses Metall der Industrie zugänglich. Er gibt Anweisungen für rationelle Herstellung von Messing durch Zusammenschmelzen von Zink und Kupfer. — TtcMJosIdn umwandert die Nordspitze Asiens, die nach ihm Kap Tschel- juskin genannt wird und erst 1878 wieder von Nordenskjöld erreicht wird, der am 19. und 20. August dort mit der Vega verweilt. 1743 Jean le Hond D'AltmNrt stellt den Satz auf: Wirken auf ein System mit- einander verbimdener Punkte Kräfte, die eine gewisse Beschleunigung hervorrufen, und fügt man solche Kräfte hinzu, welche, wenn die Punkte frei wären, die entgegengesetzten Beschleunigungen bewirken würden, so tritt Gleichgewicht ein (D'Alembert'sches Prinzip). — Daniel BtrMMlII veranlaßt den Baseler Mechaniker Johann DMIch Huf- eisenmagnete herzustellen und entdeckt Beziehungen zwischen der Trag- kraft solcher Magnete und ihren Oberflächen imd Gewichten. — Alexis dairiult entwickelt in seiner „Theorie de la figure de la terre tir^ desprincipes de Thydrostatique*' zuerst die partiellen Differentialgleichungen, durch welche man die Gesetze des Gleichgewichts einer flüssigen Masse ausdrücken kann, wenn auf ihre Teile beliebige Kräfte einwirken. Er stellt das Clairault'sche Theorem auf, wonach die Änderung der Schwere auf der Oberfläche der als elliptisches Sphäroid gedachten Erde von der Art, wie die Dichte der inneren Schichten sich ändert, unabhängig ist, somit bloß von der Form der Oberfläche abhängt und zeigt, wie man mittels einer einfachen Formel aus dem Unterschied der Schwerkraft am Äquator und an den Polen der Erde deren Abplattung berechnen kann. » FrMrldi to Grolt erläßt ein Fßldlazarettreglement (vgl. auch 1734 F.). in welchem er die Hauptlazarette von den mobilen oder fliegenden Ambu- lanzen scheidet. — Christian August HautM führt auf Veranlassung seines Schülers Litzendorf eine Elektrisiermaschine aus, die aus einer durch eine Kurbel drehbaren Glas- kugel besteht, welche mit der Hand gerieben wird. Diese Maschine gibt schon wesentlich bessere Resultate als Guericke*s Schwefelkugel (s. 1663 G.) und Hawksbee*s Glaskugel. (S. 1706 H.) — R. Mmlngl legt bei Howden York die ersten Überschlämmungswiesen an. Rieselimgswiesen existierten schon vorher in England, und zwar in Wiltshire, wo von 1690 bis 1700 gegen 20000 Acres berieselt und unter Aufsicht eines Wässerungsvorstandes gestellt wurden. — Andreas Sigismimd Marggntf bestreitet Stahl's Ansicht, daß die Phosphor- säure phlogistierte Salzsäure sei und zeigt, daß sie durch Erhitzen mit brennbaren Stoffen stets wieder zu Phosphor wird, worin er einen Beweis sieht, daß Phosphor aus Säure und Phlogiston besteht. Er gibt ein Ver- fahren der Phosphorfabrikation an, indem er gefaulten Harn zur Honigdicke verdunstet, 10 Teile des Rückstandes mit 1 Teü Homblei imd Ve T^^^ Kohle mischt und das Ganze erhitzt, bis es sich in ein schwarzes Pulver ver- wandelt hat, aus dem alsdann der Phosphor abdestilliert wird. — Christopher Packt veröffentlicht die älteste, überhaupt existierende, aller- dings noch unvollkommene geologische Karte, die ein Areal von 32 eng- lischen Meilen im Osten der Grafschaft Kent umfaßt. — Prlngla und Huxliani bezeichnen zuerst die bis dahin mit Catarrhus epide- micus, Tussis epidemica usw. bezeichneten Krankheit mit dem Namen In- fluenza (influxus). Bemerkenswert ist, daß Christian Calenus in Greifs- wald, der die Ansteckungsfähigkeit der Krankheit schon hervorhebt, die- selbe „Ob occulta quadam coeli influentia" hervorgehen läßt. — Servington 8a¥iry gibt das für die Entwicklung der Mikrometrie ungemein — 185 — 1748 wichtige Prinzip der Doppelbilder an, auf Grund dessen das erste Doppel- bildmikrometer 1752 von John DoUond konstruiert wird. Andere Doppel- bildmikrometer werden von Amici (gegen 1820), Airy (1840), Steinheil (gegen 1840), Clausen (1841), Bigourdan (1896) imd vielen anderen angegeben. 1743 Thomas SlmpMii stellt zur Korrektion des durch die astronomische Strahlen- brechung gegebenen Fehlers Formeln zusammen, die durch Zusammen- wirken von Theorie imd Empirie erhalten sind und von Lalande (1792) und Hennert (1796) verbessert werden. 1744 Auf Empfehlung des Bischofs Barkfity wird das Teerwasser erst in Eng- land imd dann auf dem Kontinent vielfach zu Heilzwecken angewendet. — Greorg Matthias BoM bemerkt, daß man die elektrische Wirkung der Hausen *schen Elektrisiermaschine (s. 1743 H.) verstärken kann, wenn man die Elektrizität von der Kugel durch eine blecherne Bohre (Konduktor) auf- sammelt. — Pierre Boufmr teilt in den „Memoires de TAcad^mie royale" seine Beob- achtungen über die Schneegrenze in den Anden mit und knüpft wichtige Betrachtungen über die Gesetze, denen ihr Verlauf unterworfen ist, an. Er faßt diese Grenze im wesentlichen als eine klimatische auf. (S. 1516 M.) — Leonhard Eutor behandelt die ersten Probleme der Variationsrechnung und gibt das erste Lehrbuch der Variationsrechnung heraus. („Methodus in- veniendi curvas maximi minimive proprietate gaudentes'*.) — Johann Heinrich LamNrt findet, 16 Jahre alt, bei der Berechnung des Kometen von 1744 das „Lambert'sche Theorem**, den für die parabolische Bahn eines Himmelskörpers gültigen Satz, daß die Zeit, in der ein Bogen durchlaufen wird, nur von der Sehne des Bogens und der Summe der zu- gehörigen Badienvektoren abhängig ist. Auf das Lambert*sche Theorem gründet Olbers seine berühmte Methode zur Berechnung der Kometen- bahnen. — Jean Ph. Loys tft OhMMUX behauptet zuerst die Absorption des Lichtes beim Durchgang durch den Weltraum, welcher Behauptung 1823 Olbers beitritt. — Pierre Louis Moreau dt Maupertult stellt das Prinzip der kleinsten Wirkung auf: „Wenn in der Natur eine Veränderung vor sich geht, so ist die für diese Veränderung notwendige Tätigkeitsmenge die kleinstmöglichste.** Dieses nach Maupertuis benannte Prinzip wird durch Euler (1753) noch weiter ausgebaut. — Alexander Monro veröffentlicht das erste Handbuch der vergleichenden Anatomie. — Der Organist Georg Andreas Sorgt in Hamburg entdeckt die Kombi- nationstöne, die 1754 unabhängig von ihm von Tartini entdeckt und nach dem letzteren „Tartini'sche Töne** genannt werden. Den Namen Kombinationstöne erhalten sie 1805 durch G. ü. A. Vieth. — Der Naturforscher Abraham Tramklty in Leiden erkennt die Süßwasser- polypen als tierische Organismen, und entdeckt, daß sich dieselben ohne Beeinträchtigung ihrer Lebensfähigkeit zerschneiden, beispielsweise der Länge nach halbieren lassen. Auch zeigt er die Möglichkeit einer dauernden Vereinigung verschiedener getrennter Teile, indem er den abge- schnittenen Tentakelteil eines kleinen Süßwasserpolypen Hydra mit der entgegengesetzten Hälfte eines anderen Exemplars verwachsen läßt. — Antonio da Ulloa und Pierre Boufuer geben die erste Beschreibung der von ihnen auf dem peruanischen Hochland beobachteten, später „Brocken- gespenst** genannten Erscheinimg, sowie die des weißen Regenbogens. — Johann Heinrich Winkler in Leipzig konstatiert zuerst, daß die Erde als — 186 — 1745 Leiter der Elektrizität zu gelten hat und daß das Wasser ein guter Leiter ist, was beides später für die Telegraphie von Wichtigkeit wird. 1745 Bernhard Siegfried AIMnut, Anatom in Leiden, entwirft die von Wandelaar gestochenen anatomischen Tafeln, von denen Haller sagt „Albinus seu natura". Seine Untersuchungen über das Muskelsystem bilden für lange Zeit die Grundlage der Kenntnis dieses Organsystems. — Der englische Techniker Barker erfindet, wie Desaguliers angibt, das Re- aktionswasserrad. — Jacopo Bartolommeo Baccarl zeigt zuerst, daß das Mehl aus Stärkemehl und Kleber, dem Eiweißkörper der Getreidearten zusammengesetzt ist. Spätere Forschungen ergeben, daß das Weizenmehl ungefähr 12, das Boggen mehl 9 — 10 Prozent Kleber enthält. Die Hauptmenge des Klebers befindet sich in der Kleie. — Charles BfMitt stellt den Satz auf, daß eine ununterbrochene Stufenfolge zwischen dem vollkommensten Tier imd dem niedrigsten pflanzlichen Lebewesen bestehe. — Charles Bounet weist durch zahlreiche exakte Versuche nach, daß bei ge- wissen Würmern zerschnittene Stücke wieder zu vollständigen Tieren aus- wachsen und untersucht eingehend die zuerst von Leeuwenhoek (s. 1703 L.) beobachtete, ohne Befruchtung durch Männchen stattfindende Fortpflan- zung (Parthenogenesis) der Blattläuse. — Der Oberst William Oookt gibt im Anschluß an den Vorschlag von Sir William Platt (s. 1652 P.) ein Schema für eine Dampfheizung, bei welchem durch ein schlangenförmig angeordnetes System von Kupferröhren der Dampf durch sämtliche Zimmer eines Hauses geleitet werden soll. Die erste Anwendimg dieser Heizung macht 1784 James Watt zur Heizung seines Arbeitszimmers. — Gread erfindet den Melograph, eine Vorrichtung am Pianoforte, die alles, was auf demselben gespielt wird, zu Papier bringt, so daß beispielsweise Improvisationen damit festgehalten werden können. Der Apparat, seit- dem in den verschiedensten Formen ausgeführt, hat bisher noch keinen durchschlagenden Erfolg gehabt. (S. a. 1900 K.) — Der Dekan Ewald Jürgen von KMst in Cammin erfindet die elektrische Ver- stärkungsflasche, die 1746 durch Musschenbroek in Leiden allgemein be- kannt und infolgedessen als Leidener Flasche bezeichnet wird. In ihrer frühesten Form besteht sie aus einem Fläschchen, das zum Teil mit Wasser gefüllt ist und in der Hand gehalten wird. Die Hand bildet die äußere, das Wasser die innere Belegung ; ein hinein gestellter Nagel macht die innere Belegung von außen zugänglich. — Der Arzt Christian Gottlieb Krafztnstoin verwendet die Leidener Flasche zu Heilzwecken, indem er versucht, die Lähmung eines Fingers durch elek- trische Schläge zu heilen. — Johann Nathaniel LtobtrkQhn erfindet das sogenannte Korrosionsverfahren zur Herstellung anatomischer Präparate. Er füllt die feinen Grefäße mit gefärbter Harzmasse aus und ätzt das die Gefäßausgüsse trennende Ge- webe mit Schwefelsäure fort. Diese Methode wird von Hyrtl noch verbessert. — Johann Nathaniel UetorkOhn entdeckt die Lieberkühn*schen Drüsen, welche den für den Verdauungsvorgang wichtigen Darmsaft absondern. — Nachdem die Academia del Cimento in Florenz bereits i. J. 1667 Ver- öffentlichungen über die elektrische Leitungsfähigkeit der Flamme gemacht hatte, die aber wieder in Vergessenheit geraten waren, entdeckt Henry MIlM, Pfarrer zu Tovting in der Grafschaft Surrey, i. J. 1745 die Leitungs- fähigkeit der Flamme für die Elektrizität wieder. — 187 — 1746 1745 Percival Pott erfindet für die Mastdarmfistel » die früher meist durch Ätzung oder Ligatur, später auch mit dem Messer behandelt worden war, ein besonderes Bistouri und verbessert dadurch die chirurgische Behandlung wesentlich. Er studiert im gleichen Jahre die Caries der Wirbelsäule, die nach ihm „Malum Pottii** genannt wird. — Benjamin RoMm konstatiert bei seinen umfangreichen, mit Hilfe des von ihm erfundenen ballistischen Pendels unternommenen Versuchen, daß sich das Newton'sche Luftwiderstandsgesetz für mit großer Anfangsgeschwin- digkeit abgeschossene Körper nicht anwendbar zeigt, weshalb Leonhard Euler L J. 1753 die Einführung geeigneter Hilfstafeln zur Korrektur der Resultate vorschlägt. (S. a. 1859 N. und 1863 B.) — Johann Christian Anton ThodMi macht bei Operationen die Glieder durch feste Umschnürung unempfindlich. — Antonio da Ulloa sieht zuerst ein SüdUcht (Aurora australis) am Kap Hoom. Späterhin werden solche SüdUchter von Cook und seinem Begleiter J. R. Forster als eine fast alltägliche Sache beschrieben. — Johann Heinrich Wlnktor verbessert die Elektrisiermaschine, indem er, statt die Kugel mit den Händen zu reiben, auf den Rat des Leipziger Drechslers Giessing Kissen als Reibzeuge verwendet, welche er durch Federn gegen die Glaskugel drückt. 1746 Pierre Boufmr veröffentlicht sein Werk „Trait6 de navire", welches als die eigentliche Grundlage des theoretischen Schiffbaues anzusehen ist. — Antoine Ptpardmx erwirbt sich durch sein Buch „Essai sur les probabilit^ de la vie humaine'* große Verdienste um die Statistik. Er führt in diesem Buche zuerst den Begriff der mittleren Lebensdauer eines Neuge- borenen ein. — Albrecht von Haitor gibt in seiner Abhandlung „De respiratione experi- menta anatomica'* eine Darstellung der Mechanik d^r Atembewegungen, die von Georg Erhard Hamberger bekämpft wird, der in der Folge be- züglich der Rippenbewegung Recht behält. — Henry Haikint nimmt ein englisches Patent, um aus Teer (Holzteer?) eine Essenz (Spirit) zu extrahieren imd das Pech aus dem Rückstande zu gewinnen. — Pierre Joseph Macquir zeigt, daß sich der weiße Arsenik mit wässerigen Alkalien verbindet und nennt die so entstehenden arsenigsauren Salze irr- tümlich Arseniklebem. — Johann Heinrich Pott entdeckt bei Untersuchung der im Feuer verglas- baren Steine eine eigentümliche Erde, die wie Carthäuser, Scheele und Bergman nachweisen, sich weder in Kalk noch in Tonerde verwandeln läßt. 1811 wird dieselbe von L. M. Smithson als Kieselsäure erkannt. (S. 1811 S.) — Johann Heinrich Pott fördert die chemische Analyse durch seine „Chymischen Untersuchungen, welche vorzüglich von der Lithogeognosie, ingleichen vom Feuer imd dem Licht handeln". — John Roefevck wendet zuerst zur Fabrikation der Schwefelsäure Blei- kammem an, in welchem er ein Gemisch von Schwefel und Salpeter verbrennt. — Nachdem Varenius schon erkannt hatte, daß ein Fluß sein Bett bei ge- steigerter Strömung tiefer einschneiden kann, spricht sich zuerst der Ästhetiker Johann G^org Sufaetr für die Talbildung durch fließendes Wasser aus, welcher Ansicht 1774 Guettard, 1791 J. L. Heim folgen, worauf dann 1795 James Hutton mit aller Bestimmtheit die Theorie der Talbildung durch fließendes Wasser erörtert, eine Lehre, die 1849 durch J. D. Dana und 1857 durch George Greenwood zu allgemeiner Geltung gebracht wird. — 188 — 1747 1746 Benjamin Wllsoil erkennt, daß die auf der Leidener Flasche angesammelte Elektrizitätsmenge mit der Größe der Belegungen direkt proportional, mit der Dicke der isolierenden Zwischenschicht umgekehrt proportional ist, wobei er gleiche Spannung voraussetzt. Dies Gresetz wird 1773 von H. Cavendish experimentell bewiesen. — Johann Heinrich Wlnkltr weist durch Analogieschlüsse überzeugend nach, daß Schlag und Funken der verstärkten Elektrizität für eine Art des Donners und Blitzes zu halten sind. (Vgl. 1708 W.) — WIrz in Zürich erfindet die Spiralpumpe, eine zur Wasserförderung dienende Maschine, bei welcher ein um eine horizontale WeUe schraubenförmig ge- wundenes Rohr mit dem einen Ende aus einem Wasserbehälter abwechselnd Wasser und Luft schöpft, wobei der Inhalt des Spiralrohrs durch die fort- gesetzte Umdrehung in einem Steigerohre in die Höhe geschraubt imd eine verhältnismäßig große Hubhöhe des Wassers erreicht wird. (S. a. 1897 G.) 1747 — 48 Theodore Baron lehrt zuerst die Konstitution des Borax genauer kennen und stellt denselben aus seinen Bestandteilen dar; er zeigt, daß derselbe an sich nicht flüchtig ist, sondern nur unter Beihilfe von Wasserdampf sublimiert. 1747 Nachdem die große, einen Zeitraum von 26000 Jahren umfassende Fende- limg der Erdachse (Präzession) schon im Altertume (s. 146 v. Chr. Hip- parchos) beobachtet worden war, entdeckt James Bradlty die Nutation der Erdachse, eine durch die Anziehung des Mondes bedingte kleinere Achsen - Schwankung von etwa 19 jähriger Periode. — Greorge Louis Leclerc tft Bvffon stellt einen Brennspiegel von bedeutender Größe dadurch her, daß er 168 kleine, 16 zu 21 cm messende Planspiegel zu einem einzigen Hohlspiegel vereinigt. Es gelingt ihm damit, ein ge- teertes Tannenbrett auf 47 m Entfemimg in Brand zu setzen. Der Vor- schlag zur Herstellung großer Brennspiegel durch Zusammensetzung zahl- reicher kleinerer Spiegel ist zuerst von Anthemios (s; 632) erwähnt worden. ^ Leonhard Eutor entwickelt zuerst in vollständiger Weise die Theorie der Wage. — Leonhard Eutor schlägt zur Erzielung der Achromasie und Verminderung der sphärischen Aberration vor, das Objektiv des Mikroskops aus mehreren geeignet angeordneten einfachen Linsen zusammenzusetzen und schlägt auch schon vor, solche Linsen mit Wasser zu füllen. (S. 1729 H. und 1757 D.) — Laiitingihaiisaii macht in den Abhandlungen der schwedischen Akademie der Wissenschaften die ersten Mitteilungen über die Erzeugung von Alkohol aus Eartoffehi. (S. a. 1760 M.) — Andreas Sigismund MarfKraff entdeckt den Zuckergehalt der Runkelrübe und weist nach, daß der darin enthaltene Zucker Rohrzucker ist. Seine diesbezügliche Abhandlung führt den Titel „Chymische Versuche, einen wahren Zucker aus verschiedenen Pflanzen, die in unsem Ländern wachsen, zu ziehen". ^ Thomas 8lm|N0ii behandelt in seinen „Elements of plane geometry" eine Reihe elementarer Maxima- und Minimaaufgaben auf geometrischem Wege. Er gibt die nach ihm benannte, in der Technik viel verwendete Simpson 'sehe Regel zur angenäherten Berechnung des Inhalts von Flächen und Körpern an. — William Watioa bemerkt, daß die Elektrizität im luftleeren Räume mit glänzenden Strahlen, wie das Nordlicht, und auf größere Abstände als im lufterfüllten Räume von einem Körper zum andern geht und macht den Versuch, die Geschwindigkeit der Elektrizität zu bestimmen, wobei er findet, daß der Entladungsschlag einer Leidener Flasche eine Draht- leitung von ungefähr einer halben geographischen Meilenlänge mit unmeß- — 189 — 1748 barer Geschwindigkeit durchläuft. Ähnliche VerBiiche hatte Le Monnier das Jahr zuvor nntemommen. 1748 Jean le Rond d'AltmNrt behandelt simultane Differentialgleichungen und löst Differentialgleichungen durch Eliminationen zwischen der Gleichung und der differentiierten Gleichung, wobei er auf singulare Lösungen kommt. — Jean le Rond d'AleiwNrt behandelt außer den simultanen Differentialglei- chungen auch die Lehre von den partiellen Differentialgleichungen, die von Euler, der sich zuerst — 1734 — mit den partiellen Differential- gleichungen beschäftigt hatte, in seiner 1762 erschienenen „Investigatio fimctionum ex data differentialium conditione''' weiter geführt, und auch von Condorcet, Monge, Laplace imd Legendre gefördert wird. — Pierre Boufmr bringt die HersteUimg eines Heliometers in Vorschlag. Er wiU übereinstimmend mit der jetzigen Form dieses Instrumentes ein Objektiv mittels eines Schnitt^es durch die optische Achse in zwei Hälften zerlegen und den beiden Linsenhälften eine meßbare Bewegxmg in der Richtung des gemeinsamen Halbmessers geben. — Wie Johann Baptista Du Hakte in seiner Beschreibung des Chinesischen Reiches mitteilt, bedienen sich die Chinesen zur Wasserförderung eines geneigten Patemosterwerkes (Schaufelwerkes). Du Halde hebt hervor, daß der Betrieb dieser Maschine in China ebenso alt sei, wie der Acker- bau selbst. — Leonhard Eutor in seiner „Introductio in analysin infinitorum*', und zwei Jahre später Gabriel Cramtr in seiner „Introduction ä Tanalyse des lignes courbes alg^briques" bauen in systematischer Weise die höhere Eurven- lehre aus. Der von Euler und Cramer bemerkte, und erst von Lam6 (1818) gelöste scheinbare Widerspruch zwischen der Anzahl der eine ebene al- gebraische Kurve bestimmenden Punkte und der Zahl der unabhängigen Schnittpunkte zweier Kurven derselben Ordnung heißt das „Euler-Cramer*- sche Paradoxon**, — FrMrlcli itr Grolt führt im preußischen Festungsbau, im Gegensatz zu der damals fast unbeschränkt herrschenden französischen Befestigung, die kasemattierte Grabenflankierung und die kasemattierte Batterie (s. 1826 H.) ein, und sorgt für permanente Abschnitte zur abschnittsweisen Verteidigung und für gesicherte Unterbringung der Besatzung. — Christian Ludwig Qtrsttn entwickelt zuerst die Anschauung, daß das den Tau bildende Wasser aus dem Boden hervortrete. — Stephen HalM erfindet das Eudiometer, welch^ aus einem oben ge- schlossenen graduierten Glasrohr besteht und zur Bestimmung des Sauer- stoffgehaltes der atmosphärischen Luft dient. — Peter KratsdiiiMr schlägt eine neue Methode des Rajolens vor, die darin besteht, daß er durch Bearbeiten des Bodens in cUe Tiefe abwechselnd den Untergrund, der, wie er meint, fruchtbarer als die Krume sei, nach oben bringt. (Beginn der Tiefkidtur.) — JuUien La MtttrI« weist in seinem Buche „L*homme machine** zuerst auf die Einheit des Bauplans aller Wirbeltiere hin. — Pierre La Roy in Paris erfindet die freie Hemmung für Unruhuhren. — Pierre Joseph Macquar stellt aus dem Rückstand der DarsteUung von Sal- petersäure (durch Destillation von Salpeter mit weißem Arsenik) das arse- niksaure Natron in reinem Zustande dar. — Johann Friedrich Maektl der Ältere entdeckt das „Ganglion Meckelii'* und fördert die Anatomie des Kehlkopfes, des Bauchfells, der Lymph- und Chylusgefäße. — Der Abb6 Jean Antoine Noiltt entdeckt die Diffusion von Flüssigkeiten, — 190 — 1749 welche durch Scheidewände getrennt sind, indem er den AustanBch von Wasser und Alkohol durch eine Schweinsblase beobachtet. 1748 Robert Slmson trägt im Verein mit seinem Schüler Matthew Stowart durch seine elementar-geometrischen Untersuchungen und durch Neuherausgabe der Euklidischen ,,Porismata** und der „Loci plani" des Apollonios zur Weiterentwicklung der Geometrie in hervorragender Weise bei. — Jacques tft Vaucanton führt dem König Ludwig XV. einen Wagen vor, der vom Wagenlenker durch Eurbeldrehung in Bewegung gesetzt wird — ein Vorläufer der Selbstfahrer. 1 749 Jean le Bond d'AtomNrt macht die Bewegungen der Erdachse, welche daher rühren, daß der Erdkörper nicht rein sphärisch, sondern ein abgeplattetes Ellipsoid ist, zum Gegenstand einer eingehenden Untersuchung, die auch für die Folgezeit maßgebend bleibt. (Vgl. 1747 B.) — Durch William Watsons Beobachtung, daß der Schlag der Leidener Flasche um so stärker sei, an je mehr Punkten man die Außenfläche berühre, kommt Dr. Btvls auf den Gedanken, die Außenfläche anfangs mit dünnen Bleiplatten und dann mit Zinnfolie zu belegen. Wafioii fügt dann noch die innere Belegung mit Zinnfolie hinzu und gibt so der Flasche ihre end- gültige Grestalt. Dr. Bevis erkennt dann, daß die Form der Flasche nicht wesentlich ist, belegt Glasscheiben auf beiden Seiten bis einen Zoll breit vom Rande mit Zinnfolie und erhält mit diesen Tafeln dieselben Wir- kungen wie mit Flaschen. Diese Tafeln werden später Franklin 'sehe Tafeln genannt. — Pierre BougiMr schlägt imter Berichtigung des Huygens*schen Vorschlags (s. 1672 H.) die Pendellänge unter dem 46. Breiten^ade als Längenmaß- einheit vor. De la Condamine will die Pendellänge am Äquator als Maßeinheit angewendet wissen. (Die von ihm nach Beendigung der peruanischen Grad- messung daselbst veranlaßte Denkmalsinschrift lautet „Mensurae naturalis exemplar, utinam et universalis*'.) 1749 — 88 Georges Louis Leclerc tft Buffon gibt seine „Histoire naturelle generale et particuli^re" heraus, die, wenn ihr auch diie streng wissenschaftliche Methode Linn6's fehlt, doch in bezug auf die Wahrheit der Beschreibung und die Schönheit der Bilder so anregend wirkt, daß sie in fast alle leben- den Sprachen übersetzt wird. 1749 Georges Louis Leclerc tft Bvffon betont zuerst die wesentliche Artver- schiedenheit der (süd)amerikanischen Tierarten von den altweltlichen. — Georges Louis Leclerc tft Buffon macht auf den Parallelismus in der Gestalt der einander zugewendeten Grenzen der Alten und Neuen Welt aufmerk- sam, auf den Humboldt (1845), der von einem atlantischen Tale spricht, ein großes Gewicht legt. — Georges Louis Leclerc tft Bvffon macht die von Descartes, Stenonis und Leibniz (s. d.) bereits geäußerte Idee eines zentralen Wärmeherdes zur Basis eines Systems der Entstehung der Erde, das er in seiner „Theorie de la terre" eingehend auseinander setzt und erklärt damit die auf der Erdoberfläche vor sich gehenden mechanischen Veränderungen, wie nament- lich die Erdbeben und vulkanischen Erscheinungen. — Georges Louis Leclerc tft Buffon bekämpft in seiner „Theorie de la terre" die Hypothese einer universellen Sintflut. (S. 1510 A. und 1517 F.) Er rechnet der Erde ein viel höheres Alter als das biblische nach und erblickt in den Fossilien die Beste erloschener Arten von Lebewesen. In seinen 1778 erscheinenden „fipoques de la nature" führt er seine Theorien im einzelnen noch weiter aus. — John EHIt unternimmt es als erster, die Wärme größerer Seetiefen zu messen. — 191 — 1749 1749 James Ftrgotoii konstruiert die erste Schwang- oder Zentrifugalm aschine, bei welcher die Rotation einer Kurbel vermittels eines Treibriemens auf eine vertikale Achse übertragen wird, mit welcher allerlei Hil&apparate in Verbindung gebracht werden können. — Benjamin Franklin schlägt — von der schon von Wall (s. 1708 W.) und später von Grey, Nollet, Beccaria und Winkler (s. 1746 W.) geäußerten Ansicht der Ähnlichkeit zwischen dem elektrischen Funken und dem Blitz ausgehend — in einem Briefe an Peter Collinson in London Versuche über die Elektri- zität der Gewitterwolken vor, zu deren Ausführung er den elektrischen Drachen empfiehlt. (S. 1762 D.) — Der französische General Jean Baptiste Vaquette tft QrlbMirral erfindet die hohen Rahmenlafetten für Belagerungs- und Festungsgeschütze. — Der Tierarzt Etienne GuiUaume Latotit in Paris stellt durch seine Unter- suchungen den Sitz des Rotzes fest. Vgl. die Schrift „Trait6 sur le veri- table si^ge de la morve**. Er wirkt bahnbrechend auf dem Gebiete des Hufbeschlags und betont die Wichtigkeit der schon von Apsyrtus (s. 340), Vegetius (s. 380), Ruini (s. 1698) und Soleysel (s. 1664 S.) erwähnten Fon- tanelle, sowie des Haarseils. — Pierre Joseph Macquer stellt zuerst durch Einwirkung von Ätzkalilauge auf Berliner Blau das gelbe Blutlaugensalz dar, in dem Berthollet 1787 das Eisen als notwendigen Bestandteil erkennt. — Der Schweizer Arzt Mtycr verordnet bei Lungenkranken Gebirgskuren, in- dem er dieselben nach Appenzell sendet, wo er sie neben der Luftkur auch Milchkuren brauchen läßt. (Vgl. auch 1750 S.) — Caspar Ntamann vervollkommnet die analyüsche Chemie und veröffentlicht seine Forschungen in einem Werke „Chymiae medicae dogmatico experi- mentalis Tomi primi Pars prima et secunda". Von ihm rühren die An- fänge der Acidimetrie her. — Plumler beschreibt in seiner „Art de toumer" eine Patronendrehbank. — Der Arzt Fran^ois SauvafM tft la Crolx macht umfassende Anwendung von der Elektrizität in der Medizin. (Vgl. 1746 K.) — Jean Baptiste Sonac behandelt in seinem klassischen Werke „Trait^ de la structure du coeur, de son action et de ses maladies** die Anatomie, die Physiologie und namentlich auch die Pathologie und Therapie des Herzens. — James Short verbessert das Äquatoreal (s. 1686 R.), indem er ein tragbares, auch imter jeder Breite brauchbares Instrument konstruiert, das er durch Beigabe von vier geteilten Kreisen für Azimut, Höhe, Stimdenwinkel und Deklination sehr vielseitig gestaltet. Eine wesentliche Verbesserung des Instruments erfolgt 1793 durch Ramsden, der für G. Shuckburgh ein Äqua- toreal mit 6V2 Müßigem Femrohr und zwei vierfüßigen Vollkreisen baut. — Alexander Wllsoil soD zuerst an Drachen Thermometer angehängt haben, um die Temperatur der oberen Luftschichten zu messen, was die erste wissenschaftliche Verwendung des Drachens darstellen würde. (Vgl. auch 1749 F.) — Charles Wood beschreibt zuerst das Platin in eingehender Weise, worin ihm Lewis, Marggraf und Maoquer folgen. 1760 George Adams in London erfindet den Winkelspiegel, der aus zwei kleinen, in einem prismatischen Gehäuse mit ausgeschnittenen Fenstern unter einem Winkel von 46® gegeneinander gestellten Spiegeln besteht und zum Abstecken gerader Linien oder zum Festlegen rechter Winkel dient. — Nachdem Wasserzeichen in Papier schon seit 1301 angewendet waren, führt J. Baiktrvlllo Drahtgewebe als Unterlagen für deren Erzeugung ein. Das Wasserzeichen wird durch die Verschiedenheit der Transparenz — 192 — 1750 der eingepreßten Zeichnung und des Hintergrundes sichtbar und hat Be- deutung namentlich für Banknoten, Schecks, Briefmarken u. dgl. 1750 Andr6 Rhodiwonowitsch Bataieh«! verbessert den zuerst von K^aumur 1722 angegebenen Stürzofen derart, daß derselbe in den Eisengießereien eine gewisse Bedeutung erlangt. — Bordier schreibt dem Gletschereis trotz seiner Sprödigkeit eine gewisse Plastizität zu. — James Brlndlty erfindet die selbsttätige Kesselspeisung. — John Canton und John MIchtll schlagen unabhängig von einander die Methode der Magnetisierung von Eisenstäben durch doppelten Strich mit Magneten vor. — C^ar Frangois Cassini dt Thnry beginnt die Bearbeitung der großen Karte von Frankreich im Maßstab 1:86400, welche auf einer großen und ge- nauen Landesvermessung beruht. Auf den Karten der französischen Alpen - länder zeigt sich hier ein wesentlicher Fortschritt in der Entwicklung der perspektivischen zur SchrafFenzeichnung. — Gabriel Cramtr beschreibt in seiner „Introduction ä Tanalyse des lignes courbes alg^briques*' die Gleichungsauflösung mittels Determinanten, auf die zuerst Leibniz 1693 in einem Briefe an den Marquis de T Hospital hingewiesen hatte. — Der Bürgermeister Drtsler begründet in Deutschland den rationellen Wiesen- bau durch die von ihm im Siegener Lande angewendeten Rüokenbauten. — Leonhard Euler behandelt ausführlich die Theorie der Wasserräder, schlägt gekrümmte Schaufeln vor und erfindet die Leitapparate. — Leonhard Euler beschäftigt sich in seinen Aufsätzen „De serierum deter- minatione seu nova methodus inveniendi terminos generales serierum'* und „Consideratio quarumdam serierum quae singularibus proprietatibus sunt praeditae'* mit den unendlichen Eeihen. Er leitet die Exponential- reihe aus der Binomialreihe her und entwickelt rationale Funktionen in Keihen, die nach sin. und cos. der ganzen Vielfachen des Argumentes fort- schreiten, wobei er die Koeffizienten dieser trigonometrischen Reihen durch bestimmte Integrale definiert. — Nachdem Döring in Breslau 1627, Sydenham und Morton (1661 bez. 1678) zur schärferen Ausschälung des Begriffs Scharlach beigetragen und letzterer den Namen Scarlatina geschaffen hatte, äußert John Fotherglll zuerst klare Anschauungen über die Existenz eines kontagiösen Giftes bei dieser Krankheit. — Oranger, der sich längere Zeit im Orient aufhält, gehngt es, das Verfahren der Darstellung des Saffianleders (Maroquin), eines mit Sumach ge- gerbten, auf der Narbenseite gefärbten Ziegenleders, ausfindig zu machen. Unter seiner Beihilfe wird in Paris die erste Saffiangerberei eingerichtet. — Stephen Haies stellt in den englischen Gefängnissen Versuche mit künst- licher Lüftung her, um der übergroßen Sterblichkeit Einhalt zu tun, und mindert durch verhältnismäßig einfache Ventilationseinrichtungen die Sterbb'chkeit binnen kurzer Zeit von 30 Todesfällen täglich auf einen einzigen. Er liefert damit den augenscheinlichen Nachweis für die damals noch wenig gewürdigte Wichtigkeit einer guten Lüftung der Wohnräume für die Gesundheit. (Vgl. a. 1714 G.) — Nachdem bis dahin die baumwollenen Zeuge, bevor man sie auf die Bleich - wiese zum Bleichen brachte, in saurer Milch eingeweicht worden waren, ersetzt Dr. Home in Edinburg die saure MUch, die das Verfahren sehr um- ständlich macht, durch verdünnte Schwefelsäure. — Andreas Huber in Fürth stellt zuerst Bronzefarben aus Blattmetall her. Anfangs verarbeitete man dazu vier verschiedene Legierungen, Kupferrot, Darmstaedter. 13 — 193 — 1750 Reiohgold, Bleiohgold und Silber, wovon die drei ersteren aus Kupfer mit wechselnden Zinkmengen bestanden, die letztere aus 98 Teilen Zinn und 2 Teilen Zink. In neuerer Zeit werden die Bronzefarben mit Teerfarb^i gefärbt. 1750 Samuel KlIngMitQtnia, Professor in Upsala, wiederholt Newtons Versuche über die Farbenzerstreuung, findet aber im Gegensatz zu letzterem, daß die Zerstreuung für verschiedene Glassorten verschieden ist Diese, sowie Eulers Untersuchungen (s. 1747 E.) geben dem Optiker Dollond Veran- lassung, die Herstellung achromatischer Linsen in die Hand zu nehmen. (S. 1767 D.) — Der Mediziner KMirIk ist der erste, der eine Wucherung aus dem Kehlkopf durch den Mimd herausnimmt und mehrere F&lle von Kehlkopfpolypen eingehend beschreibt. — Joseph Bartholomeus KMChMimfar in Regensburg erwirbt sich durch zahl- reiche Vervollkommnungen an den Handfeuerwaffen einen Weltruf. — Pierre Laloottlt macht eingehende anatomische Forschungen über die auch von Realdo Colombo, Eustachio, Morgagni imd Bidloo erforschte Schild- drüse und beschreibt den Processus pyramidaUs, der nach ihm auch „Pyramide de Lalouette'* genannt wird. (Recherches anat. sur la glande thyroide.) — Johann Georg LMpoMt bemüht sich in seinem Werke „Nützliche und auf die Erfahrung gegründete Einleitung zu der Landwirtschaft" alles das zu geben, was der Landwirt für eine gute Wirtschaftsfühnmg wissen mufi und praktisch verwerten kann und bringt darin viel tatsächliches, nament- lich zahlenmäßiges Material über die verschiedenen Teile der Landwirt- schaft, während dies bei der Hausväterliteratur, die sich im Anschluß an das Coler'sche Werk (s. 1591) entwickelt hatte, sehr mangelhaft war. — Andreas Sigismund Marggnff beweist, daß der Gips aus Kalkerde und Schwefelsäure besteht, durch Zerlegxmg desselben mit Weinsteinsalz und durch Vergleichung der Eigenschaften des Gipses mit dem künstlich er- haltenen Niederschlag von schwefelsaurem Kalk. — Johann Gabriel Msntz verwendet zuerst den Phosphor in der Medizin, und zwar als Erregungsmittel. ^ MdHIncsr errichtet die erste Kartoffelbrennerei in Monsheim. — Jean Louis Pttit führt die zuerst von Fabriz von Hüden gemachte Exarta- kulation im Kniegelenk wieder aus, die nach ihm von Pierre Brasdor (1774) öfter geübt wird. — John Pringla verbessert das Hospitalwesen und macht namentlich auf dea Nutzen frischer und reiner Luft in den Hospitälern aufmerksam. Er stellt die Grundsätze für die Unterbringung und Verpflegung von Truppen- massen und für die Anlegimg von Militärhospitälem auf und gibt eine gute DarsteUung des Flecktyphus, der 1742 und 1745 in den englisohea Armeen stark gewütet hatte. — Ren^ Antoine F. tft Rlaumur fördert die künstliche Brütung, indem er Hühnereier in einen hölzernen, mit frischem Pferdemist umgebenen Kastem bringt. — Georg Wilhelm RIchmann in Petersburg stellt die nach ihm benannte Regel auf, daß beim Mischen von ungleich erwärmten Mengen einer Flüssigkeit die Temperaturen sich im Verhältnis ihrer Höhe imd im Verhältnis der Flüssigkeitsmengen ausgleichen. — August Johann RdMl von Rostnhoff gibt eine Geschichte der Insekten heraus, die eine reiche Fundgrube für die Lebens- und Verwandlungsgeschichte dieser Tierklasse bUdet und einen Fortschritt gegenüber den Kenntnissen von R^aumur (s. 1734 R.) bedeutet. — 194 — 1751 1750 Richard RmmI in London empfiehlt Seetangasche als ,,Aethiop8 vegetabilis'* gegen Drüsenerkrankungen. — RMMI« HatMlquIst, Hotland nnd Votaty beschreiben zuerst die endemische Benlenkrankheit, die sie als Benle von Aleppo bezeichnen. Näher studiert wird die Krankheit von Alibert, Requin u. a. (1820.) — Der Petersburger Arzt A. N. R. SanelMi führt die Sublimatbehandlung der Syphilis ein. Er erweist die Existenz der erblichen Syphilis, die zuerst von Paracelsus behauptet worden war. — Der sächsische Pfarrer Schlrach in Elein-Bautzen, Reformator der Bienen- zucht, entdeckt, daß die Bienen durch Vergrößerung der Zellen willkür- lich aus jeder befruchteten (Arbeitsbienen-) Larve eine Königin machen können. — Johann Andreas von 8tgMr konstruiert das nach ihm benannte Reaktions- Wasserrad, welches das Vorbild für die Reaktionsturbinen abgibt, von denen insbesondere Burdin (s. 1824 B.), Poncelet und Foumeyron (s. 1827 F.) neue Konstruktionen liefern. (Vgl. a. 1746 B.) — Der englische Architekt John Smaaton macht nachdrücklich auf den großen Wert des Eisens für Bau- und Maschinen- Konstruktionen aufmerksam. — Archibald Smith läßt sich in Lima nieder und findet dort die Tatsache vor, daß seit alters her die Ärzte die Lungenleidenden aus den Niedenmgen in die Berge schicken. Er findet selbst die Methode bewährt und tritt in der Literatur für sie ein. — Major von Trou in Braunschweig schlägt vor, das Holz zur Entfernung der Saftstoffe durch Dampf auszulaugen. Eine rationelle Auslaugung nach dieser Methode wird aber erst 1815 durch den Pianofortebauer Andreas Streicher ausgeführt. — Jacques dt Vaucantpn erfindet die Bandketten zum Antriebe von Maschinen und konstruiert eine Maschine zu deren Verfertigung. — Thomas Wrlfht aus Durham gibt in seinem Werke „An original theory or new Hypothese of the Universe*' eine Ansicht über die Entstehung des Sonnensystems, welche die Anregung zu Kants Hypothese gibt. Er sagt in seiner Abhandlung, daß die Sonne aus flammender Materie bestehe. — Johann Friedrich Zlttmann stellt ein Dekokt aus Sarsaparüla her. das sich in der Syphilistherapie unter dem Namen „Decoctum Zittmanni" dauernd einbürgert. 1751 Der Botaniker Michel Adanioa aus Paris tut die elektrische Natur des Schlages des Zitterwelses dar und vergleicht denselben mit dem Schlage einer Leidener Flasche. Bezüglich des Zitteraales erfolgt der gleiche Nach- weis 1755 durch L. S. van s*Gravesande. — Axel Fredrik CronttMIt entdeckt das Nickel, das 1775 von Torbem B«f- flUM in reinem Zustand erhalten wird. — Axel Fredrik Cronstodt steUt Nickeloxydul und den demselben entsprechen- den Nickel Vitriol dar. Das Nickeloxyd wird 1803 von Proust hergestellt und 1824 von Berzelius genauer untersucht. — Der Astronom Joseph Jerome Delalamlt macht eine genaue Bestimmimg der ParaDaxe des Mondes. — Diptty, ThMirty-QMUvIii, Bouchon •! Compagnlt begründen die erste Mühlstein - fabrik in La Fert6-sous-Jouarre (Seine et Marne), dessen poröse Süßwasser- quarzsteine nach Piot seit Jahrhimderten in der Müllerei für die besten Mühlsteine gelten imd denen sonst nur noch die Steine von Fony in Ungarn an die Seite gestellt werden können. — Der Ingenieur Frttnaau macht eingehende Mitteilungen über den kautschuk- liefemden Baum imd vervollständigt die Angaben von De la Condamine — 195 — 1751 (8. 1736 C.) über das Verfahren, welches die Indianer bei Gewinnung des Kautschuks einschlagen. 1751 Jean Etienne QuetAard erkennt in dem zu Straßen- und Baumaterial ver- wendeten schwarzen Crestein von Volvic vulkanische Lava, geht der Spur nach und findet die bis dahin unbekannten erloschenen Vulkane der Auvergne. Er lernt am Mont d'Or den säulenförmigen Basalt kennen, dem er neptunischen Ursprung zuschreibt. 1751—53 Nicolas Louis dt Laealllf nimmt eine Gradmessung am Kap der guten Hoffnung vor, welche in Übereinstimmung mit den von Maupertuis an- gestellten Untersuchungen (s. 1736 M.) dartut, daß die Erde die Gestalt eines Rotationsellipsoids hat. 1751 Karl von Unn^ stellt in seiner „Philosophia botanica*' zuerst die Zeiten des Eintritts einer Pflanze in eine maßgebende Entwicklungsphase als Funktion des Klimas hin und muß danach als Begründer der Phänologie, d. i. der Lehre von der Gesetzmäßigkeit zwischen den Entwicklungsstadien der Organismen und der ihnen entsprechenden Klimaphasen angesehen werden. Er äußert auch bereits den Gedanken phänologischer Karten. — Andreas Sigismund Margfraf weist zuerst das Vorkommen der Salpetersäure im Regen Wasser nach und glaubt, dieselbe auch im Schneewasser zu finden. 1761 gelingt ihm auch der Nachweis der Salpetersäure im Bnmnenwasser, den unabhängig 1767 auch Cavendish liefert. — Der Ästhetiker Johann Georg Sulztr bemerkt, daß bei der Berührung der Zunge mit zwei verschiedenen Metallen eine eigenartige Geschmacks- empfindung hervorgerufen wird, welche nicht entsteht, wenn nur eines der MetaUe an die Zunge gebracht wird. Er entdeckt damit den charakte- ristischen Geschmack des Galvani'schen Stroms, wenn auch ohne Ver- ständnis des wissenschaftlichen Zusammenhangs. 1752 Der Pariser Arzt Th^ophüe d§ Bordeu begründet den Vitalismus, die Lehre von der Lebenskraft. — Im Anschluß an Franklins Brief (s. 1749 F.) an Collinson stellen Thomas Fran^ois Dallbard durch einen am 10. Mai während eines Gewitters in Marly bei Paris mit einem Metallgestänge unternommenen Versuch und Benjamin Franklin durch einen im Juni unternommenen Drachenversuch die Identität der Luftelektrizität mit der Scheibenelektrizität außer Zweifel. — Der Repetitionstheodolit beruht auf dem von Johann Tobias Mayer an- gegebenen Verfahren der doppelten Repetition oder Multiplikation und unterscheidet sich von dem einfachen Theodolit dadurch, daß er bei ein- maliger Aufstellung und zweimaliger Ablesung ein beliebig großes Viel- faches eines gegebenen Winkels zu messen gestattet, aus dem man durch Division leicht den einfachen Winkel bestimmen kann. Dies Verfahren vermindert den Einfluß der Beobachtungsfehler. — Louis Guillaume Lt Monnler bestätigt die von Cassini de Thury beiläufig gemachte Beobachtung, daß die Luft, auch wenn kein Gewitter am Himmel steht, elektrisch ist. — Ren6 Antoine F. de Rtaimur macht Experimente über die Verdauungs- kraft bei Vögeln, indem er denselben kleine mit verschiedenen Nahrungs- mitteln gefüllte Metallröhren zu schlucken gibt, und erzielt durch diese Versuche eine wesentliche Aufhellung der Natur und der Leistungen des Magensafte>8. Ähnliche Versuche werden 1777 von Stevens iü Edinburg an einem ungarischen Künstler vorgenommen, dem er mit Nahrung ge- füllte kleine durchlöcherte silberne Kugeln zu verschlucken gibt, deren Nahrungsinhalt unter dem Einfluß des Magensaftes aufgelöst wird. — John Smeaton in England fördert durch Versuche die Lehre vom Bau der Wasserräder und Windräder. — 196 — 1768 1753 John Canton entdeckt die elektrische Influenz und konstruiert zum Nach- weis derselben sein Korkkugel-Elektroskop. Die Theorie der Influenz wird im gleichen Jahre von Wilcke aufgestellt. — Antoine Deparcltvx weist nach, daß Wasser durch Druck viel mehr leistet, als durch Stoß, daß daher oberschlächtige Räder den unterschlächtigen vorzuziehen sind. — Edward Dlghton wendet das beim Eattundruck übliche Druckverfahren mit gestochenen oder geätzten Eupferplatten, die aus freier Hand mit dem Pinsel ausgemalt werden, an, um Papiertapeten herzustellen. Die Papiertax>eten, die in China schon lange üblich waren, kamen in Europa erst im 18. Jahrhundert auf; anfangs hatte man die Muster mit Hilfe von Papierschablonen gemalt. — John Dolloiid stellt nach den Vorschlägen von Bouguer (s. 1748 B.) das erste Heliometer her. Die ersten lunfangreicheren Beobachtungen mit diesem Instrument, die sich namentlich auf die Stellung der Jupitertrabanten gegen den Planeten beziehen, macht 1796 Franz von Paula Triesnecker in Wien. — Leonhard Ealtr berechnet unter dem Gresichtspunkt des Problems von den drei Körpern die Bewegung des Mondes imd ermöglicht dadurch Johann Tobias Mayer (s. 1760 M.) die Herausgabe seiner berühmten Mondtafeln. — Leonhard Eultr fördert durch seine „Principes de la trigonom^trie sph6- rique tir6s de la m^thode des plus grands et des plus petits*' die sphärische Trigonometrie. Er geht darin von den Eigenschaften kürzester Linien auf krummen Flächen aus imd spezialisiert die gefundenen Sätze für die größten Kreise der Kugelfläche. Er macht femer zuerst auf den Zusammen- hang der Formeln in der sphärischen und ebenen Trigonometrie aufmerk- sam, der 1765 von Lambert in seinen „Beyträgen zum Grebrauch der Mathematik" genauer auseinander gesetzt wird. — Leonhard Eultr wirkt bahnbrechend in der Kartographie, indem er all- gemeine Regeln für das Projizieren aufstellt imd vor allem auch die Größe der Verzerrung in gewissen Fällen mathematisch bestimmen lehrt. — Benjamin Franklin zeigt, daß man ein Grebäude mit Hilfe einer dasselbe überragenden und andrerseits bis in die leitenden Schichten der Erde reichenden Metallstange vor dem Einschlagen des Blitzes sichern kann und erfindet damit den Blitzableiter. (Vgl. jedoch 1170 v. Chr.) — Nachdem Denisard \md De la Douaille 1731 eine Wassersäulenmaschine projektiert hatten und B^lidor in seiner „Architecture hydraulique" 1736 von einer solchen gesprochen hatte, führt H5II die erste nach ihm benannte HöU'sche Luftmaschine (Wassersäulenmaschine), bei welcher durch nieder- fallendes Wasser Druckluft erzeugt wird, im Amaliaschacht zu Schemnitz in Ober-Ungarn aus. Im gleichen Jahre bringt (nach Calvör) der Artillerie- major Winterschmidt eine kleine Wassersäulenmaschine auf der Grube Carls- gnade in Gang, erbaut dann aber 1761 eine größere Maschine mit wesent- lich verbesserter Steuenmg auf dem „Treuer Schacht" bei Gausthal. — Andr6 Ltvrtt vervollkommnet die geburtshilflichen Operationen, die er vielleicht zu häufig anwendet, so daß durch seinen Schüler Boer (s. 1791 B.) eine Einschränkung erfolgt. Er verbessert die Geburtszange, vervoll- kommnet die Operation der Wendung und den Kaiserschnitt, und wagt es zuerst, die Polypen des Uterus zu operieren. — Karl von Linn< führt die schärfere Bestimmung der Arten und ihre binäre Benennung für alle ihm bekannten Pflanzen durch (Species plantarum). — Nachdem Schlafbewegungen einzelner Pflanzen schon von Plinius und Albertus Magnus erwähnt worden waren, weist Karl von Unn^ zuerst auf die Häufigkeit solcher Bewegungen bei Blättern und Blüten hin. — 197 — 1758 1753 Karl von Umii fuhrt die bereits den Griechen und Römern bekannte Pfefferwurzel „Pimpinella*' als Medikament ein. — Pierre Joseph Maeqvir erkennt die Bedeutung der Beizen für die Färberei imd unterscheidet in seinem Buch „Art de la teinture*' deutlich zwischen Substantiven und adjektiven Farbstoffen, eine Unterscheidung, welche den ferneren Untersuchungen über den Zeugdruck die Wege ebnet. — Greorg Wilhelm Rtehmami wird am 6. August vom BUtz erschlagen, als er sich bei einem aufsteigenden Grewitter einer auf seinem Hause angebrachten isolierten Eisenstange, die ohne alle Ableitimg war, auf einen Fuß Ent- fernung genähert hatte. Die Grefahren der Frankün'schen Experimente werden durch dieses Vorkommnis erwiesen. — Der Schotte Dionysius Robortfon. Bereiter und Tierarzt in englischen, öster- reichischen, württembergischen und sächsischen Diensten, gibt ein Pferde- arzneibuch heraus, in welchem viele neue Beobachtungen niedergelegt sind. Er ist namentlich auch als Operateur (d. h. als Kastrator) tätig und er- findet die Methode der Kastration mit Kluppen. 1754 Anton Friedrich BQidiliiC giht in seiner „Neuen Erdbeschreibung*' den ersten grundlegenden Versuch einer wissenschaftlichen Behandlung der politisch-statistiBchen Geographie. — John Canton und 1757 Franz Ulrich Theodor Atplniis erweisen, daß Tur- malin (s. 1707 D.) durch Erwärmen tatsächlich elektrisch wird, was später, insbesondere von Hankel (1839), auch für Krystalle von Kalkspat, Gips, Feldspat usw. nachgewiesen wird (Pyroelektrizität). — Der Pfarrer Prokop Dlvitcli in Brenditz in Mähren kommt unabhängig von Franklin auf die Idee, durch die Wirkung vieler Metallspitzen einen ruhigen Ausgleich der Elektrizität herbeizuführen. — Nachdem das Schießpulver bis dahin in Stampfmühlen hergestellt worden war, errichtet Ftrrl die erste Walzmühle in Essone (Frankreich). Im gleichen Jahre gibt Karl Knutttrc die KoUermühlen an, die zum Kleinen der einzelnen Bestandteile 1787 von Cossigny allgemein eingeführt werden. — Immanuel Kant in Königsberg weist zuerst darauf hin, daß die Umdrehungs- geschwindigkeit der Erde durch die der Erdrotation entgegenwirkende Kraft von Ebbe und Flut stetig verkleinert werden muß. Robert Mayer führt diesen Gedanken später weiter aus. — Jean Jacques Malran spricht zuerst die Ansicht aus, daß die Nebelflecke gasförmiger Natur sind. — Nachdem J. H. Pott 1744 aus Ton und Schwefelsäure Alaun dargestellt hatte, zeigt Andreas Sigismund Marfiraff. daß die Alaunerde von Kalk verschieden imd im Ton mit Kieselsäure verbunden ist. Er gibt die Flammenreaktion der Kaliumsalze (violett) und Natriumsalze (gelb) an. — Guillaume Fran9ois RoiMlIf in Paris unterscheidet zuerst zwischen sauren, neutralen und basischen Salzen. Er steUt zuerst das saure schwefelsaure Kali dar. — William SüMlIlf erwirbt sich unvergängliche Verdienste um die Lehre von der natürlichen Geburt und vom Geburtsmechamsmus. Zum Unterricht ver- wendet er zuerst ein Phantom, dessen Grundlage ein natürliches Becken darstellt. 1755 James Andarson führt die Trockenlegung nasser Acker- und Wiesengrund- stücke in großem Maßstabe in ähnlicher Weise durch, wie dies bereits von ColumeUa (s. d.) i. J. 60 n. Chr. beschrieben worden ist, indem er unterirdische Abzugskanäle anlegt. Drainröhren kennt er noch nicht. — Johann Christian Barahardt beschreibt die fabrikmäßige Gewinnung des Vitriolöls (Schwefelsäure) aus Eisenvitriol. Er stellt zuerst die wasserfreie Schwefelsäure dar, die er „Sal volatüe olei vitrioli" nennt imd von der — 198 — 1766 wässerigen Yitriols&nre unterscheidet, welche schon über dem Grefrierpunkt des Wassers fest wird. 1756 Jos^h Black untersucht die Kanstizität der Alkalien nnd erklärt zuerst richtig den Unterschied zwischen milden und ätzenden Alkalien und ihre Umwandlung ineinander. — Joseph Black beweist die Yerschiedenheit der Magnesia, welche er durch Präzipitation aus Bittersalz darstellt, von der Kalkerde. Als unter- scheidende Merkmale betrachtet er die verschiedene Löslichkeit der schwefel- sauren Salze sowie des gebrannten Kalks und der gebrannten Magnesia im Wasser. Die Verschiedenheit an sich war bereits 1724 von Friedrich Hoff- mann behauptet worden. — BöuNsHa gibt zuerst an, daß Kupfemiederschläge die Flamme des darüber abbrennenden Weingeistes grün färben. — Der Buchhändler und Buchdrucker Johann Gottlob Immanuel BriHko^ in Leipzig erfindet den Musiknotendruck mit beweglichen und zerlegbaren Typen, welcher sich von dem bisherigen Verfahren (s. 1476 H., 1498 P. und 1526 H.), das gleichfalls als „beweglich'' („Caratteri mobili") be- zeichnet wurde, dadurch unterscheidet, daß alle einzelnen Teile der Note (z. B. an einer Achtelnote der Kopf, die Cauda und das Fähnchen) für sich getrennt gesetzt werden. «- Der Schweizer Mich^ly du Grwtj der lange Jahre auf der Feste Aarburg als Staatsgefangener interniert ist, ist der erste, der ein Landschaftspanorama (Gresamtansicht der Alpen) nach geometrischen Regeln richtig darstellt. — Jean Andr6 D«tae beobachtet zuerst, daß, um Eis zu schmelzen, es nicht ausreichend ist, dasselbe bis auf seine Schmelztemperatur zu erwärmen, sondern daß noch eine gewisse Quantität Wärme hinzugefügt werden muß, um die Arbeit, welche die Überführung in den zweiten Aggregatzustand bedingt, zu leisten. Clausius hat vorgeschlagen, die hierzu verbrauchte Wärme als Schmelzungswärme zu bezeichnen. — Leonhard Eultr gelingt es, die Clairault'schen partiellen Differentialgleichungen auf einfachere Weise abzuleiten und in diejenigeForm zu bringen, in der sie heute noch zur Beantwortung der wissenschaftlichen Gleichgewichtsfragen flüssiger Körper angewendet werden. — Leonhard Eiltr gibt in seiner Schrift „Institutiones calculi differentialis" die nach ihm benannten Zahlen (Euler'sche Zahlen, Sekantenkoeffizienten) an, gewisse Zahlen, die als Koeffizienten auftreten, wenn man sec x in eine Potenzreihe von x entwickelt. Die sechs ersten sind: 1, 5, 61, 1385, 60521, 270716. — Immanuel Kant in Königsberg entwickelt in seiner „Allgemeinen Natur- geschichte und Theorie des Himmels*' eine neue Anschauung von der Ent- stehung des Sonnensystems, wobei er die mechanische Theorie mit der teleologischen zu vereinigen sucht. (Vgl. 1760 W. und 1796 L.) — Während Galilei (s. 1610 G.) die Ansicht ausgesprochen hatte, daß die Milch- straße eine Anhäufung unzähliger, nahe aneinander befindlicher Sternchen sei, spricht Nicolas Louis dt LacalHt bei Gelegenheit der Durchmusterung der Nebel des Südfirmaments den Gedanken aus, daß dieselbe teils aus kleinen Sternen, teils aus unauflösbaren Nebeln bestehe, auf denen sich die Sterne projizieren, ein Gedanke, der durch die neuesten Forschungen, be- sonders die von Kapteyn Bestätigung findet. — Der schweizer Physiker Martin von Planta erfindet die Glasscheiben -Elek- trisiermaschine, elf Jahre vor Jesse Bamsden, dem mit Unrecht diese Er- findung zugeschrieben wird. — Percival Pott führt zuerst eine Exstirpation beider Ovarien wegen irreponib- 1er doppelseitiger Ovarialhemie aus. ~ 199 — 1756 1755 Johann Gottfried Zinn macht Untersuchungen über das Gefäßsystem im Auge imd über den Glaskörper und bestätigt Demours' Befund. (S. 1741 D.) Er beschreibt zuerst das vom Rande der Retina zum Rande der Linsen- kapsel gehende, nach ihm „Zonula Zinnii" benannte Aufhängeband der Linse, über das später DöUinger, M. F. Weber (1827) \md Eugen Schneider (1827) Untersuchungen machen. 1756 Marco Antonio CaManI beobachtet 33 Jahr vor Galvani das Zucken der Froschschenkel in der Nähe der Elektrisiermaschine, ohne die Wichtigkeit dieser Beobachtung zu ahnen. — Nicolas Dtunarett untersucht die Verhältnisse der Vulkane der Auvergne, bekämpft die Meinung Guettards (s. 1751 G.), wonach der säulenförmige Basalt neptunischen Ursprungs sei, und erkennt zuerst mit Bestimmtheit die vulkanische Natur des Basalts, wie des Porphyrs und Granits. — Leonhard Euler vervollkommnet die Theorie der Windräder (s. 1738 B.) und entwickelt namentlich auf analytischem Wege den Ausdruck für die vom Winde auf eine doppelt gekrümmte Fläche übertragene mechanische Arbeit, wobei er zeigt, wieviel vorteilhafter eine solche Fläche ist, als eine Ebene. Zu ähnlichen Resultaten war Maclaurin 1752 auf geometrischem Wege gelangt. Die Theorie wird später von Coriolis (1829) und von Weisbach (1836) noch vervollkommnet. — Während bisher die Umwandlung des Bleiweißes, die hauptsächlich nach dem holländischen oder deutschen Verfahren erfolgte, in großen Töpfen vorgenommen wurde, schlägt Michael von HerMri in Klagenfurt dafür zu- erst begehbare Kammern vor. Der imter Anwendung solcher Kammern vor sich gehende Prozeß heißt von da ab die „Klagenfurter Methode". — HohlfMd aus Hennemdorf konstruiert die erste Häckselschneidemaschine. — Immanuel Kant stellt in seiner „Theorie der Winde** das Drehungsgesetz des Windes auf, das später von Dove (s. 1835 D.) weiter entwickelt wird. — Johann Gottlieb Mdenfrott wiederholt das von Boerhaave angegebene Experiment des sphäroidalen Zustands der Flüssigkeitstropfen, der nach ihm Leidenfrost'sches Phänomen genannt wird. (Vgl. 1732 B.) — Thomas Macaulay führt die erste künstliche Frühgeburt mit glücklichem Erfolge aus. — Pieter van Mutsciitnkroek macht bemerkenswerte Arbeiten über die Festig- keit der Baumaterialien. — Nachdem seit Hippokrates (s. 400 v. Chr.) die Kenntnisse der Skrofulöse wenig Fortschritte gemacht hatte, obschon Ärzte, wie Cullen, Wise- mann u. a. sich damit befaßt hatten, erläßt die Parltar Akadamlt ffOr Chlrurslt ein Preisausschreiben, das Studien von Faure, Borden, Majault u. a. her- vorruft. Aber auch sie tragen ebensowenig wie die infolge eines zweiten Preisausschreibens der Acadömie de m^decine i. J. 1786 gemachten Arbeiten von Hufeland, Weber u. a. zur Klärung der Frage bei. — Philipp Pfaff in Berlin veröfifentUcht ein epochemachendes Werk über die Zähne und deren Krankheiten. Er kennt drei Füllungsmaterialien, Blei, Gold und Stanniol, von denen das Gold das beste, seiner Kostspieligkeit wegen aber nur wenig zu brauchen sei. Er spricht auch von künstlichen Zähnen aus Kupfer, auf die er ein zartes Email aufträgt, und von Gips- modellen nach Wachsabdrücken des Kiefers. (Vgl. auch 400 v. Chr.) — Der Pariser Apotheker Quinquat verwendet zuerst den gläsernen Lampen- zylinder, dessen Idee schon zwei Jahrhunderte vorher von Leonardo da Vinci ausgesprochen wurde. — Der Londoner Architekt Ravehead bringt bei dem Krankenhaus für alte Seeleute zu Stonehouse bei Plymouth zuerst das Pavillonsystem zur Durchführung. (S. a. 1714 L.) — 200 — 1757 1756 Benjamin RoMnt macht in La F^re den Versuch, eiförmig gestaltete Gra- naten an Stelle der Rundkugeln aus glatten Geschützen zu verfeuern. Der Versuch mißlingt aus dem gleichen Grunde, wie bei Clamer. (S. 1627 C.) Doch gelangt das eiförmige Geschoß später bei dem Langblei des Dreyse- schen Zündnadelgewehrs (s. 1836 D.) zu praktischer Bedeutung. — Nach einer Aufzeichnung des preußischen Majors von Scheele a. d. J. 1756 hat der Regimentsfeldscher Schmackert von der Garde ein Pulver erfunden, „davon man ohne Brot und ander Essen 14 Tage leben kann". Der vom König Friedrich II. angeordnete Versuch, wobei man das Pulver in Wasser einige Minuten aufkochen ließ, hatte ein günstiges Ergebnis. Die An- regung zur Herstellung seines „Pulvers wider den Hunger** scheint Schmuckert aus Frankreich erhalten zu haben. Man wird dieses Fabrikat als Vorläufer der Erbswurst (s. a. 1867 G.) und ähnlicher Eonserven an- zusehen haben. — John Smeaton macht die Beobachtung, daß der aus tonhaltigen Kalksteinen gebrannte Kalk die Eigenschaft besitzt, imter Wasser zu erhärten, und benutzt einen solchen Kalk mit Zuschlag von Sand und Eisenschlacken als Mörtel beim Bau des Eddystone-Leuchtturms. (S. 1757 S.) 1757 Michel Adanioa konstatiert, daß Schwalben und andere Zugvögel im Oktober an der Westküste des tropischen Afrika eintreffen, aber nicht da- selbst brüten. — Michel Atfamon berücksichtigt bei der Beschreibung der am Senegal ge- fundenen Conchylien zum ersten Male nicht bloß die Schalen, sondern auch das Tier. Er teilt die Conchylien in Schnecken und Muscheln, in welcher Einteilung ihm 1767 Geoffroy und 1774 Otto Friedrich Müller folgen. — Joseph Black lehrt die von Helmont zuerst charakterisierte Kohlensäure, die er als fixe Luft bezeichnet, näher kennen und hebt deren saure, Alkalien neutralisierende Eigenschaft hervor. Er beobachtet auch zuerst die Ausscheidimg von Kohlensäure bei der Atmung. — Friedrich August Carthtuser stellt das doppeltkohlensaure Kali dar, dessen Natur durch G. F. Rouelle, Cavendish und Bergman aufgeklärt wird. — Charles Cavtndlsh konstruiert das erste Maximumthermometer, sowie das erste Minimumthermometer. — Nachdem durch ehester More HaD (s. 1729 H.) die Möglichkeit der Herstellung einer achromatischen Linse gegeben war, beschäftigt sich John Dollond mit der Herstellung von Objektivgläsem , die er aus bikonvexen Crownglas- imd konkaven Flintglaslinsen in vorzüglicher Qualität herstellt und durch die er seinen dioptrischen Femrohren eine große Überlegenheit über die bisherigen Instrumente gibt. — John Fotliaiflll empfiehlt Kino als „Novum gummi rubrum adstringens gambiense'* zur Aufnahme in den Arzneischatz. — Albrecht von Halltr beschäftigt sich eingehend mit der Emährungsfrage und sucht die Mengen der Einnahmen und Ausgaben des Körpers zu er- mitteln. Er spricht klar aus, daß durch die Arbeitstätigkeit Stoffe des Körpers aufgezehrt werden, welche durch Nahrung wieder ersetzt werden müssen. — Albrecht von Haller macht Beobachtungen über die Entwicklung des Keims im bebrüteten Ei und über das Knochenwachstum. Er vertieft die Anschauungen von Glisson (s. 1672) und Comelio (s. 1680) in bezug auf die Kontraktionsfähigkeit der Muskeln und Gewebe und zeigt, daß die Lebensleistung eines jeden Organs ihren Sitz in dem Organ selbst hat, und daß die Kräfte, welche die charakteristische Tätigkeit eines Organs bedingen, in diesem selbst gegeben sind. Er trägt durch diese seine Irri- — 201 — 1767 tabilitätalehre dazu bei, daß die Lehre von der Lebenskraft aUm&hlich an Boden verliert. (Vgl. auch 1780 B.) 1757 Peter HopMoi macht in seiner Abhandlung „Von der Verwahrung des Gretreides und der Crew&chse vor Frost durch Rauch*' den Vorschlag» Ge- treidefelder u. dgl. vor den Übeln Folgen der Nachtfröste durch Rauch- erzeugung zu schützen, wie dies in alten Zeiten vielfach geübt wurde. (S. 1580.) — John SmtatM erbaut in den Jahren 1757 — 1759 einen steinernen Leuchtturm auf den Eddystone Rocks, etwa 14 englische Meilen südlich von Plymouth. Der Bau, unter großen Schwierigkeiten ausgeführt, darf als eines der kühnsten Werke der Wasserbaukunst gelten. Von der Brandung mit der Zeit unterspült, ist der Turm später abgebrochen und 1878 — 82 durch einen 51 m hohen Neubau ersetzt worden. (Vgl. a. 1756 S.) — Alexander Wlltoil erfindet die araeometrischen Glasperlen, kleine hohle Glaskugeln von ungleichem Grewicht, numeriert nach den Abstufungen der Dichte der Flüssigkeiten, in welchen sie einen ihrem Grewicht Reichen Gewichtsverlust erleiden. Wirft man eine Anzahl solcher Kugeln in die zu untersuchende Flüssigkeit, so sinken sie teils zu Boden, teils steigen sie empor, teils erhalten sie sich schwebend in der Flüssigkeit. Die letztem geben die gesuchte Dichte an. 1758—71 James Brindtoy baut auf Kosten des Herzogs von Bridgewater d^i 61 km langen Bridgewater- Kanal, der die Steinkohlengruben des Herzogs mit Manchester und Liverpool verbindet und dadurch besonders bemerkens- wert ist, daß er vermöge eines 183 m langen und 12 m hohen Aquädukts über den schiffbaren Irwell und den Mersey führt. 1758 Der englische Militärarzt BrocklMby macht die ersten Versuche einer Be- handlung der Kranken in behelfsweise hergestellten Hütten leichtester Bauart. Er konstruiert zu diesem Zwecke auf einer Art von Pfahlrost in Holzbau ausgeführte kleine Feldlazarette (für 24 — 30 Kranke), welche zur Unterstützung der Luftzirkulation mit Öffnungen im Dach versehen sind. Er ist damit der erste, der die Dezentralisation bei den Krankenhaus- anlagen anbahnt. (Vgl. indes auch 1714 L.) — John Gliamploil in England ermöglicht die Verarbeitung der Zinkblende auf Zink, indem er die Röstung derselben einführt, bei welcher der Schwefel ausgetrieben und das Zink oxydiert wird. — Nachdem E. Bartholinus (s. d. 1670), sowie der schwedische Bergrat Andreas von Swab (1738) gelegentlich das Lötrohr bei mineralogischen Unter- suchungen angewendet hatten, begründet Axel Frednk OroMMt in Stock- holm die planmäßige Anwendung des Lötrohrs in der Mineralanalyse. Er gibt eine Klassifikation der Mineralien, in welcher er dem Sand keine besondere Klasse zuerkennt, da derselbe ein Grenüsch kleiner Steine sei. — Jean Pucsimt entdeckt die hintere Basalmembran der Hornhaut, die nach ihm „Membrana Descemetü*' genannt wird. Auf die Priorität dieser Entdeckung machte auch Pierre Demours, indes mit weniger Recht, An- spruch. — Henri Louis Duhamtl da MonCMM begründet mit seiner „Physique d'arbres" die wissenschaftliche Epoche des Forstwesens. — Henri Louis Duhamsl du MonCMUi macht die ersten Versuche, Pflanzen in destilliertem Wasser zu kultivieren, dem er die Nährstoffe in passender Form und abgewogener Menge zusetzt. Es gelingt ihm, wie später Theodore de Saussure (1804), Humphry Davy (1804), Julius Sachs (1859) und Knop (1861) auf diese Weise Pflanzen in vollkommen normaler Ausbildung und mit reifem, fortpflanzungsfähigem Samen zu gewinnen. — 202 — 1759 1758 Leonhard EoImt veröffentlicht den nach ihm benannten Satz: In jedem von Ebenen begrenzten, einfach zusammenhängenden Körper („Enler'schem Polyeder") ist die Anzahl der Ecken, vermehrt nm die der M&chen, gleich der nm 2 vermehrten Anzahl der Kanten. Indes haben Descartes und vermutlich auch Archimedes diesen Satz schon gekannt, da der letztere sonst schwerlich die Stempolyeder vollständig hätte angeben können. — Der Engländer Evmtt baut <üe erste durch Wasserkraft betriebene Tuch- Schermaschine, deren Scheren den Handscheren nachgeahmt sind. — Benjamin Pnuikllii studiert in eingehender Weise und auf streng wissen- schaftlicher G-rundlage den durch den Schornstein hervorgerufenen Luftzug und empfiehlt die Schornsteine zur natürlichen Lüftung und Kühlung der Wohnungen. Eine Erweiterung seiner Untersuchungen findet sich in seiner L J. 1785 erscheinenden Schrift „Beobachtungen über die Ursachen und die Abhilfe von rauchenden Kaminen". — Der Wiener Arzt Anthony dt Hasn verwendet das Thermometer in größerem Maßstab in der Medizin und benutzt dasselbe namentlich zur Messung der Fiebertemperatur. — Karl von Limit führt die schärfere Bestimmung der Arten und ihre binäre Benennung für alle ihm bekannten Tiere durch. (10. Auflage seines „Sy- stema naturae*\) — Andreas Sigismund Margfriff weist nach, daß die Farbe des Lasursteins (Lapis lazuli) nicht von einem Gehalt an Kupfer herrühre, daß das färbende Prinzip vielmehr Eisen sei. Klaproth findet 1795 als seine Bestandteile Kieselerde, kohlensauren Kalk, Alaunerde, schwefelsauren Kalk, Eisenoxyd und Wasser. — Jedediah ttmtt baut den HandkuUerstuhl von Lee (s. 1689) zur Erzeugung von durchbrochenen Wirkwaren (Derby-rib machine) um. — Andreas von taafe macht bei Gelegenheit der Untersuchung eines Zeoliths zuerst auf das Gelatinieren der Kieselsäure (Kieselgallerte) aufmerksam, über das Bergman 1777 genaue Angaben macht. 1759 Franz Ulrich Theodor Aoplnus eliminiert aus der Elektrizitätslehre die Cartesianischen Vorstellungen von Ausflüssen und führt in dieselbe die Newton'sche Anschauungsweise derKraftäuße]*ung, die „Actio in distans** ein. «- Giovanni Ardulno teilt zuerst in seiner Abhandlung über die Gebirge von Padua, Yicenza und Verona die Berge nach ihren Lagerungsverhältnissen tmd nach ihrer Entstehung in primitive (ohne Versteinerungen), sekundäre und tertiäre (mit Überresten von Pflanzen und Tieren) und in vulkani- sche ein. — Nachdem bereits 1736 zu Irkutsk in Sibirien bei strenger Kälte ein Ge- frieren des Quecksilbers im Thermometer beobachtet worden war, gelingt es zuerst Josias Adam Brauii in Petersburg, das Quecksilber durch eine künstliche Kältemischung (Schnee imd verdünnte Salpetersäure) zum Ge- frieren zu bringen. — Johann Heinrich Lanibtrt gibt in seiner Schrift „Die freie Perspektive" die Grundlehien der Zentral- und Parallelprojektion. — L. L. F. dt Laaragiuüs entdeckt, den Essigäther bei Destillation starker Essigsäure mit Weingeist, wobei vermutlich eine Mineralsäure zugegen war. — Andreas Sigismund Marfsraff bestätigt, daß die Magnesia eine besondere Erde ist (vgl. auch 1766 B.) und erkennt deren Vorkommen in verschie- denen Mineralien, wie im Serpentin, Speckstein, Amianth und Talk. Das Vorkommen der phosphorsauren Magnesia in den Knochen stellen 1803 Fourcroy und Vauquelin fest. — Jos4 Celestino Mutlt wendet zuerst die Angosturarinde als Heilmittel an. — 203 — 1759 Nach Deutschland gelangt sie erst 1788 durch die englischen Ärzte Ewer und Williams, die sie von Trinidad mitgebracht hatten. 1759 William PortMlMd gründet auf den Scheiner'schen Versuch (s. 1615 S.) ein Optometer, d. i. ein Instrument, welches durch Bestimmimg des Fem- punktes des Auges den Refraktionszustand und durch gleichzeitige Be- stimmung seines Nahepunktes die Akkommodationsbreite festzustellen gestattet. — John Roblton ist der erste, der die Anwendung der Dampfkraft für Straßen- wagen, und zwar seinem Freunde James Watt vorschlägt. — Fran^ois Sauvafes de U Crdx bringt den Ausdruck „Typhus'* für eine be- stimmte Gruppe von Affektionen, und zwar einerseits den nervösen, gastri- schen und Abdomin altyphus, andererseits den Flecktyphus zur allgemeinen Anwendung in der Pathologie, doch werden Abdominal- und Flecktyphus erst 1810 durch Hildenbrand imd namentlich 1836 durch Gerhard imd Pennock genauer unterschieden und gegeneinander abgegrenzt. — Johann Heinrich von SchQlf in Augsburg scheint zuerst die gestochenen Kupferplatten zum Drucken in der Kattundruckerei verwandt zu haben. — John Soieaton findet in seinen Untersuchungen über die Friktion beim Ein- griff von Rad- und Getriebezähnen als beste Gestalt der Zähne für die Kammräder die zykloidische, für die Stirnräder die epizykloidische. — Robert Symmer begründet die dualistische Theorie der Elektrizität, in welcher die auch heute noch vielfach benutzte Hilfsvorstellung von den zwei elektrischen Fluiden zum Ausdruck gebracht ist. — Josiah Wtdfwood gelingt es, unter Vervollkommnung der Astburyschen Ent- deckung (s. 1720 A.) aus weißem Tone von Devonshire und gemahlenem Feuerstein milchweißes Steinzeug und Geschirr herzustellen, das er mit einer glänzenden Glasur versieht und unter dem Namen „Queen -Ware** in den Handel bringt. — Josiah WtdfWOOd erhält durch Brennen einer mit verschiedenen Metalloxy- den gemischten Tonmasse Nachahmungen von farbigen Steinen (namentlich Achat) imd erfindet die sog. Jaspistöpferei, welche auf der Herstellung einer besonders zarten und schönen weißen Masse beruht, die sich durch Zusatz von Metalloxyden in der ganzen Substanz färben läßt. Durch Anbringung von Reliefs in weißer Masse auf gefärbter Unterlage stellt er die nach ihm benannte „Wedgwood-Ware** her. — Johann Heinrich Zlegler bestimmt die Spannkraft des Wasserdampfe, indem er Dampf in einem abgeschlossenen Raum erzeugt und feststellt, welcher Druck bei einer bestimmten Temperatur entsteht. Von gleichem Prinzip gehen Watt (s. 1764 W.), B6tancourt (s. 1792 B.) und G. Schmidt bei ihren Bestimmungen aus. 1760 Robert Baktwall bewirkt durch sein Züchtungsverfahren die Verbesserung des Leicesterschafes imd des „Longhom**- Rindes in so vollendeter Weise, daß er eine ausgezeichnete Grundlage zu allen weitem Fortschritten le^. — Johann Gottiob Immanuel Brtitkopf in Leipzig unterzieht die Formen der Fraktur- oder sog. „deutschen** Druckschrift (vgl. 1622 Dürer), welche im 17. Jahrhundert alle Schönheit verloren hatte, einer durchgreifenden Ver- bessenmg. Durch seine Bestrebungen, die im Anfang des 19. Jahrhunderts durch die Schriftschneider Gebrüder Walbaum fortgesetzt werden, hat der Frakturdruck seine heutige Form erhalten. — Pieter Camper weist zuerst nach, daß die Linse des Auges, wie Leeuwen- hoek vermutet hatte, aus Fasern besteht. — Pieter Camper stellt den Gesichtswinkel als Rassenmerkmal auf und macht die ersten Versuche der Messung von Schädeln, über welche er in seiner Schrift „über die Verschiedenheit der Gesichtszüge des Menschen** berichtet. — 204 — 1760 1760 Domenico Cotusno entdeckt beim Kochen des Harns von Wassersüchtigen und Diabetikern eine gerinnbare Substanz, die sich als Eiweiß erweist. Er entdeckt den „Aquaeductus Cottunnii" im Felsenteü des Schläfen- beins und liefert zuerst den sicheren Nachweis, daß das Labyrinth Flüssig- keit enthält, während bis dahin die aristotelische Ansicht galt, daß das- selbe Luft enthalte. ^ Qoulanl führt eine Lösung von basisch essigsaurem Blei als äußerlich zu be- nutzendes Mittel in den Arzneischatz ein. (Goulard'sches Wasser.) — Wer der erste Erfinder der Kunsthefe ist, läßt sich nicht mit Sicherheit feststellen. Die ersten Nachrichten darüber gibt Ferdinand Justi in seinen „ökonomischen Schriften über die wichtigsten Gegenstände der Stadt- und Landwirtschaft". — Robert Kay, Sohn von John Kay, ermöglicht durch die Doppel- oder Wechsellade im Webstuhl das Einschießen verschiedenfarbiger Fäden. ^ Knoop in Holland behandelt in seinem „Hortulanus mathematicus" die Obstzucht und gibt eine ausführliche Beschreibung der europäischen Obstsorten. — Der Mathematiker Joseph Louis La^rangt in Turin gibt ein Verfahren zur Lösung der Aufgaben der Variationsrechnung an, das im wesentlichen noch heute benutzt wird. Eine weitere Förderung hat die Variationsrechnung ge- funden durch Jacobi, Weierstraß, Schwarz und A. Mayer. — Johann Heinrich Lambert zeigt, daß die durch einen Körper hindurch- gehende Lichtmenge in geometrischer Reihe abnimmt, wenn die Dicke des Körpers in arithmetischer Reihe wächst. Dieses nach Lambert be- nannte Gesetz wird 1828 von J. F. W. Herschel und 1853 von Beer (s. d.) bestätigt. (S. a. 1867 B.) — Johann Heinrich Lambert erfindet gleichzeitig mit Pierre Bouever das Photo - meter (Schattenphotometer) und begründet die Lehre von der Messung des Lichts (Photometrie). — Martin Frobenius Ledermflller gebraucht zuerst die Bezeichnung „Infusions- tiere", die später in Infusorien abgekürzt wird. — Anne Charles Lorry macht die ersten Untersuchungen über das Atmungs- zentrum. (S. a. 1812 L.) — Johann Tobias Mayer der Ältere gibt seine auf die Theorie der Mond- bewegung (s. 1753 £.) gegründeten Mondtafeln heraus, aus welchen man den Ort des Mondes am Himmel für jede gegebene Zeit ohne Schwierig- keit herleiten kann. Diese Mondtafeln ermöglichen erst die Ausführung der von Vespucci vorgeschlagenen Längenbestimmung nach Monddistanzen. (Vgl. 1499 V. und 1766 W.) — John MIdiell stellt eine Hypothese über die Fortpflanzung der unterirdischen Bewegungen auf, wobei er annimmt, daß die Ursache dieser Bewegungen in den im Erdinnem erzeugten Dämpfen zu suchen ist. Er hat eine rich- tige Vorstellung von dem Wesen der geologischen Schichtung und weiß, daß die Schichten in der Niederung meist wagerecht, im Gebirge dagegen vielfach gebogen und gebrochen sind. — Johann Joosten Miissehenbroek erwähnt zuerst den Farbenkreisel, der auf ähnHchem Prinzip wie die stereoskopischen Scheiben (s. 1832 P.) beruht. — Der französische Chirurg Hugues Ravaton benutzt zuerst einen an vier Ringen aufgehängten Stiefel aus Blech zur „schwebenden" Lagerung ge- brochener Beine, eine Erfindimg, die gewöhnlich Sauter zugeschrieben wird. — John Smeaton erfindet das Zylindergebläse und führt zuerst ein solches mit vier gußeisernen Zylindern für den Hochofen des schottischen Eisenwerkes Carron aus. — Lazzaro Spallanzanl macht Forschungen über die Infusionstierchen, den — 205 — 1760 Kreislauf des Blutes und die Zeugungdehre und führt insbesondere den Nachweis, daß die Befruchtung durch die Samenkörper stattfindet. 1760 Anton von Mrfc wendet zuerst den Schierling, den man bis dahin durch- gehends als Gift betrachtet hatte, in der Medizin und zwar innerlich gegen Rhachitis, Beinfraß und gegen Kachexie an. — Clifton WlatrliiflUM« Arzt in London, führt die von Borelli begründete Jatromathematik in bahnbrechender Weise weiter. 1761 Jean Attanie bearbeitet die Hautkrankheiten und sucht schon fast ganz im modernen Sinne den anatomischen Sitz der einzelnen Hautaffektionen fest- zustellen. Er unterscheidet Epidermis, Schleimmembran, Cutis, Schweiß- drüsen, Talgdrüsen, Haarbälge und NervenpapiUen. — Joseph Leopold AnMbrugctr begründet in seinem Buche „Inventum novum ex percussione thorads humani ut signo abstruses intemi pectoris mor- bos detegendi" in wissenschaftlicher Weise die Perkussion des Thorax, die er systematisch zur Diagnose der Krankheiten der Brusthöhle benutzt. (S. a. 1685 L.) — Johann Ullrich BlIgMT liefert den Nachweis, daß sehr viele Gliederverlet- zungen, die nach den bis dahin geltenden Grunds&tzen dem Amputations- messer verfallen waren, zur Heilung zu bringen sind und wird damit der Yorl&ufer der konservativen Chirurgie. — Der Wagner Blrntr in München konstruiert die erste Schubfeuerleiter, bei der zwei gleich breite und ^eich lange Leitern aufeinander liegen und durch eiserne Hülsen verbunden sind. Die Verlängerung geschieht durch Aus- ziehen der obem Leiter und Befestigung derselben in ihrer Lage durch eine einfache Hakenkonstruktion. — Henri Louis Duhamtl du MoncMM erwähnt zuerst, daß im Norden Frank- reichs und in England Ölkuchen (besonders Raps-, Lein-, Hanf- und Rizi- nuskuchen als Düngemittel Verwendung finden; doch wird diese Art der Düngung erst um 1860 allgemeiner. — Die MiflMM AdmlralHit beginnt mit der Kupferbeplattung der Schi£Fe zum Schutz gegen Bohrmuscheln. — Der französische Orientalist Joseph dt QuIfMl weist in seiner „Histoire g^n^rale des Mogols" auf die Möglichkeit hin, daß vielleicht schon im 5. Jahrhundert n. Chr. von China aus über Kamtschatka und die Aleuten Ver- bindungen mit Amerika stattgefunden haben können. Er sucht zu be- weisen, daß die Chinesen Amerika unter dem Namen „Fusang** gekannt hätten. Nach neueren Forschungen ist indes Fusang identisch mit Sachalin. — GottUeb Kdimilir macht die ersten Untersuchungen über die Bastard- befruchtung und über die Bestäubungseinrichtungen der Pflanzen. — Der auch sonst um die Schiffshygiene verdiente Dr. James Und befürwortet dringend die Wasserdestillation an Bord der Schiffe (s. a. 1717 G.) und gibt die erste Idee zur Vereinigung des Kochapparates mit dem Destilla- tionsapparat; er stellt zuerst die Behauptung auf, daß kein Zusatz von Salzen nötig sei, um destilliertes Seewasser trinkbar zu machen. — Andreas Sigismund Marfsraff fördert durch seine „Chymischen Schriften" die analytische Chemie in allen ihren Zweigen. — Nevil Maiktlyiif beobachtet zuerst beim Venusdurchgang am 6. Juni die Er- scheinung einer dunklen brücken artigen Verbindung zwischen Venus- und Sonnenwand an der Stelle, wo die innere Berührung stattfindet, den sog. „Schwarzen Tropfen". — Giambattista Morgagni stellt , die pathologische Anatomie des Ohres auf eine feste wissenschaftliche Grundlage. Er beschreibt das Antrum mastoi- deum, den Inhalt der Paukenhöhle der Neugeborenen und die Bedeutung — 206 — 1762 der Tuben und verbreitet sich über die Beziehungen der Mittelohreiterungen und Grehimabszeese und über den Wert der Enoohenleitung. 1761 Giambattista Morgigiil handelt in Beinern Buche „De sedibus et causis mor- bomm per anatomen indagatis" in epochemachender Weise von den Frauen- krankheiten und gibt Mittel zu deren Bekämpfung an. — Giambattista Mtrgacnl beechreibt das nach ihm benannte Taschenband im Kehlkopf, erw&hnt dessen Appendix, die Drüsen im Ventrikel und präpariert den später nach Wrisberg benannten keilförmigen Knorpel. Er untersucht als erster den Kehlkopf pathologisch-anatomisch. — Carsten NlifcalM' bereist im Auftrage der dänischen Regienmg Arabien, Per- sien, Palästina und Kleinasien und wird durch seine Schilderungen und Karten, die Fülle von Beobachtungen und die Aufnahmen von Denk- mälern der Bahnbrecher für das tiefere Eindringen in die Kunde des Orients. — Johann Gottskalk Waütrlnt stützt in seiner Schrift „Agriculturae funda- menta chemica" die Grundsätze des Ackerbaus auf die Vergleichung der Bestandteile der Pflanzen mit den Bestandteilen des Bodens. 1762 Charles BoMMt untersucht in seinen „Consid^rations sur les corps organiste'* die Zeugungstheorien und nimmt eine Präformation der Keime an, welche namentlich auch durch Albrecht von Haller und Spallanzani vertreten wird. — Auf Anregung des französischen Tierarztes Claude Bourgeklt wird zu Lyon die erste europäische Tierarzneischule gegründet. Bourgelat schreibt über die Proportionen des Pferdekörpers und erfindet das Hippometer zur Be- stimmung derselben. — James Bradtoy gibt einen mustergültigen Stemkatalog mit 3222 Stern- örtem heraus. — John OMtM gelingt der Nachweis, daß das Wasser durch einen äußeren Druck eine Verminderung des Volums erfährt, daß es also kompressibel ist. (S. a. 1661 A.) Im gleichen Jahre verbessert er das Reibzeug der Elektrisiermaschine, indem er das dazu dienende geölte Seidenzeug mit einer Mischung von Zinnamalgam und Kreide bestreicht und so die Wir- kung erheblich erhöht. Dies Amalgam wird 1788 von Kienmayer in Wien noch verbessert und nach ihm benannt. — FNUn in Northwich macht die erste Resektion des Kniegelenks, die dann von Park (1781), Moreau (1792) und namentlich von William Fergus8on( 1850) wesentliche Verbesserungen erfährt. — Der Geolog G. Christian FOdittl stellt eine scharf ausgeprägte Ter- minologie der Greologie auf und definiert zuerst die Begriffe „Schicht'% „Lager" und „Formation". Sein Hinweis, daß jede Schicht (sowie Forma- tion) zu^eich eine bestimmte Periode in der Entwicklung der Erde be- zeichne, ist in der Folge grundlegend geworden. — Charles Lt Roy widerlegt die durch das ganze Mittelalter verbreitete Lehre, daß der Tau von oben herabkomme und deutet den später bestätigten Gedanken an, daß bei der Kälte der Nacht die Luft den bei Tage ver- schluckten Wasserdampf nicht bei sich zu behalten vermöge. — Elisabet Christina von UnN berichtet an die schwedische Akademie der Wissenschaften über die von ihr gemachte Entdeckung des Leuchtens der Blüte der Kapuzinerkresse, das sie zuerst im väterlichen Garten in Upsala beobachtet hat. — Marcus Antonius PlOHdi stellt die erste, der heutigen sehr ähnliche Theorie der ätiologischen Bedeutung der Mikroorganismen für die Entstehimg der Infektionskrankheiten auf und erklärt die Fäulnis durch die Entwicklung und Vermehrung der Keime „wurmartiger" Wesen. ^ Anton von Mrk wendet den Eisenhut (Aconitum) zuerst medizinisch gegen Wechselfieber, Geschwülste und gegen rheumatische Zustände an. Er führt — 207 — 1762 daß von den Alten bereits angewendete Bilsenkrant wieder ein, wie er auch zuerst den Stechapfelextrakt und im Jahre 1763 ^uch das Colchicum autumniüe medizinisch anwendet. 1762 Johann Karl Wllcke spricht das Prinzip des Elektrophors aus, dessen Wirk- samkeit auf der Influenz (vgl. 1753 C.) beruht. 1763 Der vom Gouverneur von Sibirien, Tschitscherin , auf eine Entdeckungs- fahrt nach Norden ausgesandte Sergeant Andrejtw erreicht die südwestliche Fortsetzung des jetzt als Wrangeil -Land bezeichneten, aus zahlreichen kleineren und größeren Inseln bestehenden Landkomplexes. — Joseph Black bestimmt zuerst die spezifische Wärme einer Anzahl von Körpern nach der Mischungsmethode. Ausgedehnte Versuche nach dieser Methode machen auch Wilcke (1764) und Crawford (1778). — Joseph Black bestimmt zuerst die Verdampfungswärme (latente Wärme) in roher Weise, indem er ein kleines eisernes Grefäß mit Wasser auf einen mög- lichst gleichmäßig brennenden Ofen stellt und die Zeit beobachtet, in welcher das Wasser auf 100® steigt, und die, in der es verdampft. 1763—67 Nachdem Pardies (s. 1673 P.), Newton (1687), Jean Bemoulli (1742) und Leonhard Euler (1747) die Probleme des Schiffswiderstandes zu lösen ver- sucht hatten, ohne jedoch befriedigende Resultate zu erzielen, macht Jean Charles Bonia ausgedehnte Experimente mit Schiffsmodellen, Prismen und Zylindern, die den Weg zur Aufstellung einer Widerstandsformel zeigen sollen, jedoch ebensowenig als die Nachprüfung dieser Versuche durch Th6venard, Bezout, Condorcet und Bossut (1775 — 78) zum Ziel führen. 1763 Richard Lovell Edftwortli, Mitglied des englischen Parlaments, läßt einen optischen Telegraphen zwischen London und Newmarket zu seinem Privat- gebrauche herstellen, soweit bekannt die erste neuzeitliche Anwendung der optischen Telegraphie. (Vgl. 400 Vegetius und 1793 Chappe.) — Albrecht Yon Hallcr spricht in seinen „Elementa physiologiae'' die Über- zeugung aus, daß man aus den anatomischen Veränderungen, die man an den Leichen Tobsüchtiger und Blödsinniger^ finde, manchen nützlichen Schluß auf die Funktionen der verschiedenen Hirn teile ziehen könne. — Nachdem die Zichorie schon längere Zeit hindurch am Harze als Ka£Fee- Hurrogat verwendet worden war, lenkt der Major von Haliit die Aufmerk - sarnkoit weiterer Kreise auf dieses Präparat. Seitdem bürgert sich die goröHtote Zichorie als Zusatz zum Kaffee und als Ersatz desselben immer mehr, zunächst in Norddeutschland, ein. — Hulot konstruiert einen Schraubstock, der sich um eine horizontale Achse drohen und sich außerdem in der Vertikalebene neigen läßt, wodurch dem oingt^Hpannton Arbeitsstück die verschiedenste Lage gegeben werden kann. — Johann Heinrich Lambert gibt eine Theorie des Sprachrohrs und schlägt vor. da« konische Sprachrohr durch ein anderes zu ersetzen, das aus einem KIlipHoid und einem Paraboloid zusammengesetzt ist. — (HambiittiHta Morfafiil behandelt zuerst in umfassender Weise die patho- logiHche Anatomie der Geisteskrankheiten und teilt sowohl Kranken- grrtchiohton als auch Leichenbefunde mit. — Dor Kaufmann Johann Jacob Ott in Zürich macht die ersten konsequenten Mmiu»chine zur Winderzeugimg bei metallurgischen Operationen. — Johann (lott.Hkalk Walltrlas gibt eine umfassende Kritik der Kennzeichen der Mineralien, die dem mineralogischen Studium eine neue Richtimg gibt und die systematische Einteilung der Minerahen erleichtert, — John Wltoon aus Ainsworth verbeesert die Baum wollsam tfabrikation, indem er das die Samtstoffe charakterisierende Haar aus einem Polschusse bildet. — 208 — 176& Um daB Haar abzudeichen, bearbeitet er zuerst den Stoff ans freier Hand mit dem Rasiermesser, führt aber dann das Absengen, erst mit der Weingeistflamme, dann mit glühendem Eisen ein. In neuerer Zeit wird statt dessen das Abscheren auf der Schermaschine angewendet. 1764 Lonis Qande GtM dt GanlCMrl entdeckt die ranchende arsenikalische Flüssigkeit, flüssiger Pyrophor genannt, von der Bunsen bei seiner Arbeit über das Kakodyl ausgeht. — Domenico Migii« beschreibt zuerst die Neuralgie der Hüftnerven, Ischias, die nach ihm „Malum Cotunnii" genannt wird. — Während man in der Buchdruckerei den „Kegel" (d. i. die St&rke des Typenkörpers in der Richtung der Höhe des Buchstabenbildes) bis dahin in willkürlichen Abstufungen wählte, stellt zuerst der französische Schrift- gießer Fswlif If JMM bestimmte Regeln auf und gibt in seiner Schrift „Manuel typographique*' eine nach sog. typographischen Punkten ge- staltete Einteilung der Typen. (Y^ 1879 B.) — Die Brüder Qrifialitnt in Braunschweig erfinden das Braunschweiger Grrün (basisches Kupfercarbonat). — Erik LaxMaan in St. Petersburg benutzt zuerst in rationeller Weise das Glaubersabs als Flußmittel bei der Glasbereitung. Durch Baader (1803), Scholz und Kim (1839) wird die Verwendung des Glaubersalzes weiter gefördert, doch erst durch Pelouze's Bemühungen, der das Glaubersalz völUg eisenfrei herstellt, wird dessen Verwendung auch für weißes Glas ermöglicht. «- Antoine L&uH empfiehlt bei Blutimgen nach Amputationen statt der Toumiquets die Digitalkompression. — David MaeMis erkennt die bei der Gärung auftretende Gasart als Kohlen- säure. Die Quantität der entstehenden Kohlensäure wird zuerst 1766 von Cavendish bestimmt. «- Andreas Sigismund Mtfgsraff führt den exakten Beweis für die viel be- strittene Präexistenz des Alkalis in der Pflanze, der 1774 durch Wiegleb noch vervollkommnet wird. Urban Hiäme hatte diese Präexistenz schon 1707 behauptet, während Helmont, Boyle, Lemery und Stahl sie ge- leugnet hatten. — James Walt macht Versuche über die Abhängigkeit der Spannkraft des Wasserdampfs von der Temperatur und über den Dampfverbrauch der Newcomen'schen Maschine. 1765 Im Cregensatz zu der 1604 erschienenen Karte Tirols von Warmund T^ und den Kartenbildem der Alpen von Matthias Seutter gibt Peter Anteil in seinem „Atlas Tirolensis" die Berge und Gletscher in richtiger Weise und in naturtreuer Darstellung wieder. — Der engUsche Techniker Graftr erfindet die Kettenspulmaschine. — Leonhard E«tor, der 1736 eine Theorie der Präzession gegeben hatte, gibt in seinem Werke „Theoria motus corporum solidorum seu rigidorum" eine grundlegende Theorie der Hauptachsen der Drehung im allgemeinen, sowie die Darstellung der Bewegungen um beliebige Achsen in spezielleren Fällen. Er entwickelt daselbst zuerst den Begrifi des Trägheitsmoments und gibt ihm auch den Namen. („Momentum inertiae.'*) — Feiice FMrtaiui publiziert eine wertvolle Arbeit über das Vipemgift und beobachtet die nach ihm benannte Bänderung an den Nervenstämmen. — Albrecht VM Halter lehrt auf experimentellem Wege die große Schädlichkeit faulender Substanzen kennen und führt die seit dem Altertum bekannten und von Hippokrates, Celsus und Boerhaave beschriebenen „Fibrae pesti- ferae*' (Septichaemle) auf Fäulnisstoffe der Luft zurück. — Francis Hmm beschreibt — unter dem von Patrik Blair 1713 geschaffenen Darmitaedter. 14 — 209 — 1765 Namen Cronp — die Diphtherie als eine Krankheit entzündlicher Art und weist auch wie Villa Real (s. 1611 V.) auf die oharakteriBtiBche Membran- bildong hin. So vorzüglich die Abhandlung ist, so trftgt sie doch zu Verwechslungen zwischen Croup und Diphtherie bei, die erst durch Bre- tonneau's Eingreifen (s. 1818 B.) beseitigt werden. 1765 La Salto erfindet das Papier, auf welches man die Muster für Weberei und Stickerei zeichnet (Patronenpapier) und bemüht sich, den Zugstuhl für größere Dessins, namentlich auch für Möbelstoffe, zu verbessern. — Otto von MflnchhautMi entwickelt in seinem „Hausvater** die Theorie des Pfluges. — Jakob Christian Schiflir, evangelischer Prediger in Begensburg, erfindet das Holzstoffpapier, das er aus feinen, mit Wasser zu Brei verriebenen Sägespänen herstellt. Seine Erfindung verfällt der Vergessenheit. Doch ist seine Priorität gegenüber Keller (s. 1843 K.) unbestritten, wie dies durch seine Schrift „Sämtliche Papierversuche, sechs Bände, nebst 81 Mustern« Begensburg 1765" klar bewiesen wird. Schäffer hat auch zuerst ein un- verbrennliches Asbestpapier hergestellt, und die Verwendung des Papiera zu Kleider- und Wäschestoffen empfohlen. — Lazzaro Spallamanl erfindet im Laufe seiner Untersuchungen über die von John Tuberville Needham (1745) behauptete Greneratio spontanea (Ur- zeugung) die Methode, zersetzungsfähige Flüssigkeiten dadurch vor der Zersetzimg zu schützen, daß er sie kocht imd nur erhitzter Luft den Zm- tritt gestattet. — James Watt trennt bei der Dampfmaschine den Kondensator mit der Luft- pumpe vom Zylinder, befreit dadurch den Zylinder von der schädlichen Abkühlung durch das Einspritzwasser und gibt dem Zylinder einen schüt- zenden Mantel. 1766 Der schwedische Chemiker Torbem Btrfman setzt die Experimente von Canton und Aepinus über Pyroelektrizität fort und erkennt das Umspringen der Pole beim Abkühlen des Turmalins. 1766—69 Louis Antoine 4$ Bovgtiiivlllt macht die eiste von Franzosen ausge- führte Weltumsegelung, entdeckt die Korallenriffe an der Ostküste Austra- liens und die Louisiaden und findet einige der Salomoninseln wieder aul 1766 Henry Gavtaiish entdeckt, daß das Wasserstoffgas eine eigentümliche Luft- art ist, welche entsteht, wenn man Eisen, Zinn oder Zink in verdünnter Schwefelsäure oder Salzsäure auflöst. (S. a. 1783 L.) Er untersucht die Kohlensäure noch eingehender als es Black (s. 1757 B.) getan hatte und konstatiert namentlich auch, daß sich bei der Weingärung Kohlensäure entwickelt, und daß dieses Gas identisch mit dem aus Marmor und Salz- säure erhaltenen ist. (Vgl. a. 1764 M.) — Henry Cavtntflsh macht eingehende Untersuchungen über die spezifischen Gewichte der bekannten Gasarten, wie der Kohlensäure und des Wasser- stoff. In umfangreichem Maße werden solche Bestimmungen 1787 von Kirwan unternommen. (S. a. 1669 M.) — Johann Gottlieb Qahn entdeckt, daß die Knochen größtenteils aus phos- phorsaurem Kalk bestehen. Diese Entdeckimg erst ermögUcht die Dar- stellung des Phosphors in größerem Maßstabe. — Johann Heinrich LamNrt wird durch seine (erst i. J. 1786 veröffentlichte) „Theorie der Parallellinien" ein Vorläufer der nichteuklidischen Creometrie. (S. 1826 L.) Er führt die hyperbolischen Funktionen ein und beweist die Irrationalität der Zahl Jt. — Am^d^ Lullln beschreibt in seiner „Dissertatio physica de electricitate'* den nach ihm benannten Versuch der Durchbohrung eines Kartenblattes durch den Entladungsschlag einer Franklin'schen Tafel, wobei der Funke — 210 — 1767 von der Spitze, die mit der poeitiT elektrischen Belegung verbunden ist, über die Fläche der Karte fortgeht und dieselbe in der Nähe der nega- tiven Spitze durchbohrt. 1766 Peter Simon Pallat bahnt zuerst eine mehr naturgemäße Einteilung der Linn^'schen Tierklasse Vermes an, indem er die Nacktsohnecken und Sepien mit den Schaltieren, die Ringelwürmer mit Gordius und den Ein- geweidewürmern zusammenstellt und eine eigene Hauptabteilung „Centro- nias*' für die strahlig gebauten Tiere, wie Seeigel, Seesteme imd Aktinien au&tellt. Es ist dies die erste Andeutung der später von Cuvier, Leuckart u. a. aufgestellten Hauptkreise unter den wirbellosen Tieren. 1766 — 85 Ludwig Pffyflir verfertigt die erste auf geometrischen Grund- sätzen beruhende, in Wachs ausgeführte Beliefkarte, und zwar der Zentral- Schweiz. (VgL auch 1510 Dox.) 1766 John Piirn«!! nimmt das erste Patent auf Herstellung von Draht durch Walzen. Ungefähr gleichzeitig wird die Walzendrahtzieherei von Meur, Direktor der Münze in Besan9on, in Frankreich eingeführt. — Der österreichische Stallmeister und Tierarzt J. von SliNI gibt in seinem Werke „Der im Felde und auf der Beise geschwind heilende Pferdearzt" viele zweckmäßige, wenn auch — der Zeitrichtung entsprechend — noch sehr umständliche Bezepte und ist als Autorität in bezug auf den Hufbe- schlag zu bezeichnen. — Der Wittenberger Professor Johann Daniel THhN weist darauf hin, daß der Abstand der Planeten von der Sonne annähernd durch die Formel 4-f 3 • 2n ausgedrückt wird, wobei der Wert von n für Merkur = 0, für Venus = Vs> för die Erde= 1, für Mars = 2 und so weiter für jeden ent- fernteren Planeten das Doppelte des vorhergehenden beträgt. Die Beihe läßt erkennen, daß für n = 4 ein Planet (der Ort der tatsächlich später entdeckten Planetoiden) fehlt. Auch hat sich die Formel bei der Auf- findung des Uranus, dagegen nicht mehr bei dem Neptun bewährt. Die Titius*sche Begel, erst durch Bode 1772 aUgemein bekannt geworden, heißt daher auch Titius-Bode*sche Beihe. 1766—68 Samuel Wallis führt auf seiner in Gemeinschaft mit Philipp Carttrtt unternommenen Weltumsegelung die erste Längenbestimmung nach Mond- abständen aus, die schon 1499 von Vespucci (s. d.) vorgeschlagen worden war, aber erst praktisch ausgeführt werden konnte, nachdem die Mond- tafeln von J. T. Mayer (s. 1760 M.) erschienen waren. Im Verfolg dieser Beise wird die Pitcaim-Insel entdeckt, die Carteret-Straße durchfahren und die Lage der Salomons- und der Gesellschaftsinseln festgestellt. 1767 John Bsrkmhoiit führt die Musierung der Spielkarten auf der Bückseite ein; bis dahin war dieselbe stets weiß geblieben. — Henry Cavtntfish entdeckt die Loslichkeit des kohlensauren Kalks in kohlen - säurehaltigem Wasser. — Joseph Louis Lagnuig* wendet die Kettenbrüche auf die Losung unbestimmter Gleichungen und auf die näherungsweiae Berechnung der Wurzelwerte höherer algebraischer Gleichungen an. — Timothy UuM bildet die Leidener Flasche zu der nach ihm benannten Maßflasche aus, indem er beide Belegungen mit Funkenkugeln verbindet, die in einen beliebig bestimmten Abstand gebracht werden können. Sobald die Maßflasche mit einer bestimmten Elektrizitätsmenge geladen ist, findet Selbstentladung statt, so daß man durch die Zahl dieser Selbstentladungen ein Maß der entwickelten Elektrizitätsmenge gewinnt. — RtynoMt, Mitbesitzer der Coalbrookdale-Eisenwerke, baut die erste eiserne Spurbahn. Die gußeisernen Schienen, 1,6 m lang, 11 cm breit und 14* — 211 — 1767 beiderseits in LJ-Form anfgekrempt, werden auf hölzernen Längs- schwellen verlegt. (Vgl. 1776 C.) 1767 James Watt konstruiert die doppeltwirkende Dampfmaschine, indem er beide Kolbenhübe als Arbeitshübe benutzt und erreicht dadurch, wenigstens bei geringen ümdrehzahlen, eine größere Gleichförmigkeit des Ganges der Maschine als bisher. 1768 William Atoxandtr imtersucht die Wirkung der verschiedenen antiseptiBchen Mittel, wie Chinarinde, Salpeter, Sublimat, Kalomel, Campher, Kalkwasser auf Infusorien und erwähnt, daß es außer diesen Stoffen noch viele gibt, womit man diese Tierchen töten könne. Er geht jedoch nicht dazu über, seine Untersuchungen in der Praxis der Wundbehandlung zu verwerten. — Antoine BtaiN konstruiert ein Skalenaraeometer, welches späterhin in der chemischen Technik so große Verwendung findet, daß die Bezeich- nung der Konzentration der Flüssigkeiten nach Baum^graden eine ganz allgemeine wird. — Der italienische Physiker Giacomo Battista Btccarl« weist bei G^egenheit einer in Piemont ausgeführten Gradmessung den Einfluß der Alpen auf die Pendelabweichungen nach. 1 768 — 73 Der Schotte James BruM unternimmt die erste wissenschaftliche Afrika- reise, hält sich drei Jahre in Abessinien auf und entdeckt 1770 den Ur- sprung des blauen NUs aus dem Tanasee wieder, nachdem bereits Ptole- maeus den Urspnmg des Blauen und Weißen Nils angegeben hatte, diese Kunde jedoch in Vergessenheit geraten war. (Vgl. seine Schrift „Travels to discover the Sources of the Nile".) 1768 Nachdem schon Marggraf 1750 ein Leuchten des mit brennbaren Sub- stanzen kalzinierten Gipses hatte wahrnehmen wollen, bereitet John Ganton durch Glühen von Austernschalen mit Schwefel den nach ihm be- nannten Canton'schen Phosphor (Schwefelcaicium). — Michel Ferdinand Duo tft Ohtulnsi wendet zuerst das Mikroskop zur Be- stimmung von Brechimgsindices an. 1768 — 71 James Cook umf&hrt auf seiner ersten Reise Neuseeland, entdeckt die Cookstraße und die Ostküste Australiens imd findet die Torresstraße wieder auf. Außerdem schafft er Klarheit über die Inselwelt der Südsee. Unter anderem entdeckt er die Botanybai, die er nach der reichen botanischen Ausbeute seiner Begleiter Banks und Solander benennt. 1768 Leonhard Eulor führt in die Undulationstheorie die Periodizität der Schwin- gungen ein (Begriff der Wellenlänge). — Johann Heinrich Hactn findet, daß Natron weniger Affinität zu Säuren hat, als das Alkali der Pottasche, und zeigt, daß bei der Zersetzung von Glaubersalzlösung mit Pottasche zuerst schwefelsaures Kali und dann Soda auskrystallisiert. Die Methode, die für die Sodadarstellung bestimmt war, ergab indes dafür keinen praktischen Nutzen. — Der englische Weber James Hargreavos erfindet die Mule- Jenny Spinn- maschine. — Hirlttaiit und Macquor teilen der Pariser Akademie der Wissenschaften mit, daß es ihnen gelungen sei, den Kautschuk in DippelÖl, Terpentinöl und reinem Äther aufzulösen. Sie machen den Vorschlag, denselben zur Herstellung medizinischer Sonden und kleiner Röhren, wie solche in Laboratorien ge- braucht werden, zu verwenden, welche Idee von Grossart in die Praxis übersetzt wird. 1768 — 73 Peter Simon Pallas erkennt während seiner auf Befehl der Kaiserin Katharina gemachten wissenschaftlichen Reise durch Sibirien die allge- meine Übereinstimmimg der Tier- und Pflanzenwelt des nördlichen und gemäßigten Asiens bis zum Baikalsee mit der europäischen und ist damit — 212 — 1769 der Begründer des Begriffs eines paläarktischen Kelches für Tier- und Pflanzengeographie 9 wenn er auch diesen Ausdruck noch nicht gebraucht. 1768 Peter Simon Pallas konstatiert während seiner Beise (s. vorstehend) die auffallende Häufigkeit der Überreste vom Mammut, Bhinozeros und Bison in der sibirischen Ebene, wobei er u. a. eine noch mit Haut und Haaren erhaltene, am Wilniflusse gefundene Bhinozerosleiche beschreibt. Pallas bezeichnet den Granit als den Kern aller Hauptgebirge. — Pawtrt in Coventry faßt zuerst den Gedanken, Leder seiner Dicke nach derart zu spalten, daß die Narbenseite von der Fleischseite getrennt wird und zwei Blätter entstehen, deren jedes für sich zu geeigneten Zwecken verwendet wird — Jean Ben6 SIgaylt macht zuerst den Vorschlag, bei Beckenenge die Sym- physeotomie vorzunehmen und führt 1777 die erste derartige Operation an einer Kreißenden mit relativ günstigem Erfolge aus. — Johann Daniel THIlit empfiehlt zur Bepflanzung der Dünen das Sandrohr (Arundo arenaria), und äußert hinsichtlich des Dünenbaus in einer durch die naturforschende Gresellschaft in Danzig veranlaßten Preisschrift eine Beihe von G^anken, die später von Björn etersäure und bemerkt, daß das KaUsalz in der Hitze verpufft. Den Namen „Pikrinsäure*' gibt dem Produkte Dumas 1836.. 1772 AMtrtQO und Sttwarl in Northumberland bauen eine Dreschmaschine mit einer größeren und mehreren kleineren gerippten Trommeln, zwischen denen die Kömer ausgerieben werden. — Nachdem P. Leroy in Paris für das Chronometer (s. 1736H.) eine bessere Kompensation eingeführt hatte, die dasselbe unabhängiger von der Tempe- ratur machte, gelingt es AnioM und Ksntlalt Chronometer herzustellen, welche die Länge auf 0,2® genau angeben. — Johann Ptolimiiin in Göttingen begründet die Technologie als Wissen- schaft und gibt derselben ihren Namen. — Charles Bmmt fördert durch seine Untersuchungen imd durch sein Buch „Trait^ elementaire d*hydrodynamique" die Hydrodynamik. 1772 — 1775 James Cook umfährt auf seiner zweiten Reise auf der „Resolution" den ganzen Erdball zwischen 55® imd 60® südlicher Breite, überschreitet dreimal den Polarkreis und dringt imter 106® 54' westlicher Länge bis 71® 10' nach Süden vor. £r findet überall, abgesehen von kleineren Inseln, wie den von ihm entdeckten Cookinseln, freien Ozean und zerstört die Vorstellung von dem großen Südland (vgl. 1772 K.) gänzlich. Seine Begleiter sind Johann Reinhold Forster imd dessen Sohn Georg, in deren Reisebeschreibung Australien zuerst als fünfter Kontinent auftritt, dessen große Ähnlichkeit mit den Umrissen von Südamerika und Afrika Johann Reinhold Forster speziell hervorhebt. 1772 — 75 James Cook» Johann Reinhold Forslir und Georg Forslir sammeln zuerst planmäßig Geräte, Waffen, Kleidungsstücke usw. fremder Völker, legen dadurch deren Eigentümlichkeiten fest imd begründen so die beschreT- bende Ethnographie. 1772 Der Botaniker QortI entdeckt die Zirkulation, d. i. die kontinuierliche Be- wegung der von Purkinje 1840 Protoplasma genannten zähflüssigen Sub- stanz in der Zelle^der Chara. (S. a. 1846 M.) Seine Beobachtungen werden von Meyen 1827 an Vallisneria und von R. Brown an Tradescantia ergänzt. ^~ Jean Andr6 DtiM Tscheint die Anomalie in der Ausdehnimg des Wassers (d. h. die größte Dichte nicht unmittelbar am Grcfrierpunkt, sondern bei 4® Wärme) zuerst erkannt zu haben. ^~ Jean Andr6 Dtlac betont die Notwendigkeit, in der barometrischen Höhen- — 217 — 1772 meBsungsformel (s. 1686 H.) der Temperaturverschiedenheit innerhalb der die beiden Stationen trennenden Lofts&ule gerecht zu werden. Er macht eingehende Versuche über die Abhängigkeit dee Siedepunktes vom Luft- druck und legt dadurch den Keim zur thermometrischen Höhenmessung. 1772 Leonhard Eul«r sucht für die Folge der artikulierten Töne, welche ein £cho wiedergibt» ein Gesetz auszumitteln, in dem er die Schwingungen einer in eine Röhre von beliebiger Gestalt eingeschlossenen Luftsäule mathematisch untersucht. — Beinhold Fortttr macht die ersten ernstlichen Versuche, die Tiefen des Ozeans zu messen, wenn auch mit unzulänglichen Mitteln; ebensowenig Erfolg wie er hat das Jahr darauf Kapitän C. J. Phipps in der Nähe von Spitzbergen. — Benjamin Franklin lehrt durch Thermometerbeobachtungen die Ufer des Golfstroms bestimmen und veröffentlicht 1786 die erste genauere Karte desselben. (S. 1519.) — Der Schriftgießer Wilhelm Haas in Basel konstruiert eine fast ausschließlich aus Eisen bestehende Buchdruckpresse, die einem Prägewerk nachgebildet ist, und bei der sich der den Druck ^vermittelnde Bengel oberhalb des gußeisernen Preßgestells befindet. — William Hsfcartlon gibt zuerst ein genaueres Krankheitsbild der 1768 von Bougnon beobachteten Brustbräune (Angina pectoris). — Ives Joseph de Ktrfmlen-TrMiarac entdeckt im südlichen Indischen Ozeask die später nach ihm benannte Kerguelen-Insel und erklärt, das große Süd- land gefunden zu haben, das er „La France Australe" nennt. (VgL 1772 C.) — Der französische Tierarzt Philippe Etienne Laffont. Sohn von E. G. Lafosse (s. 1749L.), zeichnet sich durch sein Wirken auf dem Grebiete der Pferde- heilkunde aus und gibt in seinem „Cours d*Hippiatrique" eine vortreffliche Beschreibung der Krankheiten des Pferdes. Er erörtert u. a. die Durch- schneidung der Fascien und die Behandlung der Homwarzen der Pferde. — Johann Heinrich LamNrt stellt in seinen „Beyträgen zum Gebrauch der Mathematik und deren Anwendung'* die ersten aUgemeinen Unter- suchungen über Kartenprojektionen an und stellt gewisse Normen auf, denen die Abbildungen entsprechen müssen, wie insbesondere bezüglich der Winkelsumme oder Konformität imd der Flächensumme oder Äquivalenz. — Antoine Laurent Lavolsltf weist nach, daß bei der Verkalkung von Metallen ebenso, wie bei der Verbrennung von Phosphor und Schwefel, eine Ge- wichtszunahme stattfindet, die von der Absorption einer großen Menge Luft herrührt, und daß bei der Beduktion von Metallkalken sich andrer- seits Luft in großer Menge entwickelt. — John Lms ermöglicht den ununterbrochenen Betrieb der Kratzmaschine (s. 1741 P.), indem er das endlose Speisetuch zur Zuführung der Baum- wolle hinzufügt. Der mechanisch bewegte Kamm zum Abnehmen der Baumwolle nebst Trichter wird von Arkwright angegeben. — Der Schotte Andrew Mdkle in Tyrringham versieht die ganze Flügelfläche der Windräder mit rektangulären , jalousieartigen Klappen, die durch den Wind geöffnet und durch Federkraft geschlossen werden. Cubitt ver- bessert diese Anordnung noch, indem er die Federn durch Zahnstange und Getriebe ersetzt. — Joseph PriMtley stellt das Stickoxyd durch Erhitzen von Kupfer mit Sal- petersäure her und schlägt es unter dem Namen „Salpetergas'' zur Eudio- metrie vor. Seine Zusammensetzung wird jedoch erst aus Cavendish's Entdeckung der Elementarkonstitution der Salpetersäure (s. 1784C.) erkannt. — J. B. L. Roni^ de Pltle beschäftigt sich mit dem KrystaUisaüonsvorgang. — 218 — 1773 Er erkennt das Vorkommen psendomorpher Krystalle, die sich über andern gebildet und deren Form angenommen haben. Er macht Versuche über das Krystallwasser der Salze. 1772 Valentin Rom der Ältere erfindet die nach ihm „Rose*s Metall" genannte leichtflüssige, bei 93,75® C schmelzende, aus 2 Teilen Wismut, 1 Teil Blei» 1 Teil Zinn bestehende Metalllegierung. — Daniel RutlMrfori entdeckt den Stickstoff. — John Swooton bestimmt zuerst die Verdampfungskraft der Steinkohle und findet, daß 1 kg Kohle 7,88 kg Wasser von 100<> C verdampft. — James Wttt erfindet den Indikator, einen selbsttätigen Begistrierapparat zur Darstellung der vom Wasserdampf bei Dampfmaschinen geleisteten Arbeit. Es ist dies die erste verbürgte Anwendung des Begistrierapparats in der Mechanik. (S. a. 1806 £.) — Johann Karl Wllcko bestimmt zuerst die Schmelzwärme des Wassers, in- dem er Wasser und Schnee miteinander mischt, und kommt zu dem Besultat, daß, um 1 kg Schnee in^Wasser von 0® zu verwandeln, 72 Wärme- einheiten nötig sind. Lavoisier und Laplace finden nach der gleichea Methode die Zahl von 75 Einheiten. (Vgl. a. 1755 D.) — Thomas Wootf bringt an der Watermaschine Arkwright's (s. 1769 A.) eine Tretvorrichtung an, um den Faden längs der Spule auf und nieder zu führen, wodurch das bisher nötige Stillstehenlassen der Maschine während des Weiterhängens vermieden wird. Andere um die gleiche Zeit gemachte Verbesserungen betreffen die bessere Lagerung der Spindeln, um dem Schleudern derselben vorzubeugen und die Abnutzung zu vermindern, spätere Verbesserungen den Ersatz der die Spindeln treibenden endlosen Schnüre durch Friktionsscheiben. (S. 1846 D.) 1773 Peter Christian AbIMgaard zeichnet sich durch sein Wirken in der Veterinär- kimde aus und begründet die später zur großen Blüte heranwachsende Königliche Veterinär- und landwirtschaftliche Hochschule zu Kopenhagen. Seine Hauptverdienste liegen auf dem Grebiete der Tierpathologie. — Charles Augustin Goalwiik entwickelt seine lange Zeit maßgebend gebliebene Theorie der Brückengewölbe, sowie seine Theorie des Erddrucks auf Stütz- mauern. 1773—79 Abraham Darfey III, ein Enkel von Abraham Darby (s. 1713D.), erbaut als erste eiserne Brücke der Welt die jetzt noch vorhandene Straßen- brücke über den Sevem bei Coalbrookdale (Gußeisen). 1773 Johann Ignaz von FolMgir gibt mit seiner Schrift „Anleitung, jede Art von Witterung genau zu beobachten und in Karten zu verzeichnen" die An- regung zur Herstellung synoptischer Karten, die heutzutage die Grundlage der Wettervorhersage sind. — John Fothtrslll beschreibt sehr genau die nach ihm benannte Form der Neuralgie des Trigeminus, von der zuerst Nicolas Andr6 in Versailles 1756 unter der Bezeichnung „Tic douloureux" gesprochen hatte. — John Hunttr veröffentlicht Untersuchungen über das elektrische Organ der Zitterfische. — Joseph Louis Lagnuig* schafft den mathematischen Begriff der Invariante. (Über den weiteren Ausbau dieses Gebiets s. 1846 C.) — Nachdem schon 1694 und 1695 auf Veranlassung des Großherzogs Cos- mus III. von Toskana Averani und Targioni konstatiert hatten, daß der Diamant im Fokus eines starken Brennglases völlig verschwinde und d*Arcet 1766, Macquer und Bouelle 1771 ähnliche Experimente unternommen hatten, stellt Antoine Laurent Lavoliltr im Verein mit Macquer, Cadet, Brisson und Baum6 fest, daß der Diamant zu seiner Verbrennung des Zutritts von Luft bedarf, daß er wirklich verbrennt und sich nicht etwa — 219 — 1778 verflüchtigt, und daß bei der Verbrennimg ebenso» wie bei der Verbrennung der Holzkohle» fixe Luft (Kohlensäure) entsteht. 1773 James Bennett Woafcoüo macht zuerst auf die Verwandtschaft im Bau des Menschen und des Orang-Utangs aufmerksam. — Der Engländer Nootti erfindet die Taftflügel am Beibzeug der Elektrisier- maschine, nachdem Beccaria auf das Zurückströmen der Elektrizität von der Scheibe nach dem Isolator hingewiesen hatte. — Fr. P. Savary untersucht das Sauerkleesalz, das seit lange bekannt (s. 1674 S.), jedoch meist mit Weinstein verwechselt worden war, imd erhält durch dessen Destillation eine saure Flüssigkeit, mittels deren er das neutrale Oxalsäure Kali darstellt. Die Säure in reinem Zustand stellt erst Scheele dar. (S. 1776 S.) — Fr. P. 8«¥ary erhält zuerst Oxaläther bei Destillation der aus Sauerkleesalz durch Destillation erhaltenen sauren Flüssigkeit mit Weingeist. Aus reiner Oxalsäure und Weingeist stellt den Oxaläther zuerst 1776 Bergman her. — Johann Gottlieb WotoMn» ein Hauptförderer der wissenschaftlichen Tier- heilkunde in Deutschland, bekämpft den Mißbrauch des Aderlassee und fördert die Tierheilkunde durch Begründung eines Instituts zur Ausbildung von Militärtierärzten und Militärhu&chmieden. Er behandelt das Ver- halten der Kriegspferde in Winterquartieren, die Pferdeseuchen, Krank- heiten der Füllen, Leisten- und Nabelbrüche u. a. 1774 Karl Samuel Anäifich untersucht die Himnerven, den Halsteil des Nervus sympathicus, die Herznerven und entdeckt den Nervus glossopharyngeus. — Der Chemiker Pierre Bajftn in Paris zeigt, daß Quecksilberoxyd nur durch Temperaturerhöhimg, ohne Zusatz von phlogistonhaltigen Substanzen reduziert werden kann, und unterstützt dadurch Lavoisier in seinem Kampfe gegen die Phlogistontheorie. — Torbem Btrgman zeigt in seiner Abhandlung „De acido aereo", daß Blei- weiß nur kohlensaures Blei (Calx plumbi aerata) sei. — Louis Cotto gibt sein Werk „Trait6 de m^t^rologie'* heraus, das für alle Gebiete der Meteorologie reichliches Beobachtungamatenal liefert. — Der Naturforscher Eugen Johann Christoph El|Mr deutet in seiner Schrift „Nachricht von den neu entdeckten Zoolithen" die in der Gailenreuther Höhle gefundenen fossilen Tierknochen richtig und begründet, damit die in geologischer, zoologischer und anthropologischer Beziehung wichtige wissenschaftliche Höhlenkunde, wenn auch zunächst nur in elementarem Sinne. — Feiice Fontana bestimmt gemäß Priestley's Vorschlag (s. 1772 P.) mittels des Salpetergases (Stickoxyd) die Menge des Sauerstoffgases in der Atmo- sphäre und bedient sich dazu des von Haies (s. 1748 H.) angegebenen Eu- diometers. — Benjamin Franklin stellt Versuche zur Beruhigung der Meereswellen durch öl an und legt die gemachten Eriahrungen in einer besonderen Schrift („Of the stiUing of waves by the means of oil") nieder. (Vgl. 78 Plinius.) — Jean Etienne Guettard führt die „Degradation" der Berge und die Model- lierung der gesamten Erdoberfläche auf Abspülung und Erosion durch Hegen, Flüsse und den Ozean zurück. — Der englische Chemiker Jame^ Hunttr führt Enochenschrot als Dünge- mittel ein. — Der englische Anatom William Hnnttr» Erfinder des Hunter*schen Ver- bands, veröffentlicht sein epochemachendes Werk über die Anatomie des schwangeren Uterus. — Johann Heinrich Junf-Stfillnf , zuerst Kohlenbrenner und Schneider, später Lehrer und Arzt in Elberfeld, zeichnet sich durch Staroperationen aus. — 220 — 1774 1774 Martin Heiniich Klaproth erfindet ein Verfahren, aus bedrucktem Papier die Druckerfarbe völlig heranszuwasohen und daraus neues Papier herzu- stellen, und läßt dieses Verfahren bei dem Papiermüller Schmidt in Kleinen-Lengden ausarbeiten. — tft La Follit verbessert die Schwefelsäurefabrikation, indem er während der Verbrennung des Schwefels durch den beigemischten Salpeter gleichzeitig auch Wasserdampf in die Bleikammem einströmen läßt. — Joseph Louis Lagnnfi veröffentlicht als Ergebnis seiner üntersuchimgen auf dem Grebiete der Zahlentheorie die Fundamentalsätze der quadra- tischen Formen. — Pierre Simon de LiptaM vertieft die Newton'sche Theorie von Ebbe und Flut dadurch, daß er nicht allein die Niveaufläche des Meeres ins Auge faßt, sondern die von Euler und Lagrange aufgestellten hydrodynamischen Grundgleichungen auf die Vorausbestimmimg der OsziUationen des Meeres anwendet. Er weist nach, daß die Erdrotation als ein wesentlicher Faktor der Grezeiten anzusehen ist. — Antoine Laurent Lavoltltr stellt durch die Wage fest, daß die Gewichts- zunahme bei der Verkalkung der Metalle (s. 1772 L.) dem Gewicht der ab- sorbierten Luft genau gleich ist. Er äußert sich bei Gelegenheit der Ver- öffentlichung dieser Arbeit zuerst bestimmter über die Zusammensetzung der Luft aus zwei verschiedenen Gasen. — Antoine Laurent Lavoliiar behandelt in seinen „Opuscules physiques et chymiques" die Kaustizität der Alkalien und entwickelt darin vollständig die Ansichten, die Black bereits früher (s. 1765 B.) geäußert hatte. — Georges Louis LiMift versucht die von einer Beibungselektrisiermaschine gelieferte Elektrizität zum 2toichengeben zu verwenden, scheitert aber an der Unmöglichkeit einer bei jedem Wetter genügenden Isolierung. — Nevil Matkdynt und Charles Hutton bestimmen durch ihre am Berge She- hallien in Schottland angestellten Messimgen der Ablenkung des Bleilote» die mittlere Dichte der Erde auf 4,929, einen Wert, der durch spätere Mes> sungen (s. 1887 W. und 1896 K.) wesentlich korrigiert wird. — Scipione PlaMII empfiehlt die Wiederaufnahme der im Altertum üblichen Leichenverbrennung. — Der Wiener Arzt Posch gibt eine als Fußbett bezeichnete Aufhängevorrich> tung zur Behandlung des Beinbruchs an. (S. a. 1760 R.) — Joseph Prititlay wendet zuerst Quecksilber zum Absperren von Gasen an und erfindet die pneumatische Wanne. — Joseph Pritstlsy stellt Ammoniakgas durch Erhitzen von Salmiak mit Ätz- kalk und Auffangen der entweichenden Luftart über Quecksilber dar. — Karl Wilhelm SdiMlt entdeckt bei der Digestion von Braunstein mit Salzsäure das Chlor, das von Helmont und Glauber als Exhalation aus Königswasser beobachtet, aber nicht als eigentümlicher Körper erkannt worden war. Im gleichen Jahre stellt er aus einem barythaltigen Braun- stein die Baryterde rein dar, die Jahn dann als Basis des Schwerspats er- kennt. Bei Gelegenheit dieser Untersuchungen bringt er genügende Be- weise für den Gehalt des Braunsteins an einem eigentümlichen Metall dar, dessen Reindarstellung ihm aber nicht gelingt. Er macht wieder auf die von Jacob Waitz 1705 zuerst beobachtete Farbenänderung der Lösung der Schmelze von Braunstein und Salpeter aufmerksam und nennt da& Schmelzprodukt mineralisches Chamäleon. — Der Landwirt Johann Christian Schubart von KiMfM führt den Kleebau in die mitteleuropäische Landwirtschaft ein. Er schafft Brache und Weide- gang ab und führt Kunstfutterbau und Stallfütterung ein. — J. C. Ph. TriNlaiM de Montifny verfertigt ein aus einer Hohllinse bestehen- »>oi 1774 des Brennglas, welches er anfangs mit Weingeist, später aber mit Terpen- tinöl anfüllt imd bei welchem der durch die bedeutende Dicke der mas- siven Glaslinsen verursachte Strahlenverlust vermieden werden sollte. Die damit von Lavoisier, Macquer u. a. im Jardin de Tlnfante in Paris unter- nommenen Versuche ergeben sehr gute Resultate. 1774 Anne Bobert Jacques Tvrfvt, Finanzmimster Ludwigs XVI., erfindet die Turgotine, das Vorbild der späteren Postkutsche. 1775 Richard Arfcwrlght konstruiert zum Vorspinnen die Eannenmaschine (La- temenband), die jedoch wie alle nach ihr erfundenen Vorspinnmaschinen durch den Flyer (s. 1821 C.) verdrängt wird. — Btacrofft bringt zuerst die „Querdtronrinde" genannte Rinde von Quercus tinctoria nach England, die bis zur Entdeckung der Amlinfarben eine sehr große Bedeutimg zum Grelbfärben von Wolle und Baumwolle und zum Grundieren von Stoffen, die man später braun oder grün färben oder bedrucken will, erlangt. Der in unreiner Form daraus hergestellte Farbstoff kommt auch unter dem Namen „Flavin" in den Handel. — Jean Louis BtaMocqM macht sich um die Lehre vom Becken und ins- besondere um dessen Messimg sehr verdient, lehrt die Unterstützung des Dammes zur Vermeidung von Dammrissen und stellt Indikationen für die Entfernung der Placenta auf. — Torbem Btrgnuui erkennt den Einfluß der Wärme auf die chemische Ver- wandtschaft und stellt Affinitätstabellen auf, die allgemein als die rich- tigsten und vollständigsten anerkannt werden. Er führt den Begriff der doppelten Wahlverwandtschaft ein, deren Wirkimgen zuerst Glauber (s. 1654 G.) richtig aufgefaßt hatte. — Nachdem N. Lemery schon auf die Verschiedenheit der kalt und heiß be- reiteten Lösung von Quecksilber in Salpetersäure aufmerksam gemacht hatte, zeigt Torbem Btrgmau, daß in der kalten Auflösung Quecksilber- oxydulsalz, in der heißen Quecksilberoxydsalz vorhanden ist. — Johann Friedrich Blwwsnfcach fügt in seiner Dissertation „De generis humani varietate nativa" zu den vier Rassen Linn^ (s. 1735 L.), die er, wenn auch zum Teil unter anderer Bezeichnung als Kaukasier, Mongolen, Äthiopier, Amerikaner anerkennt, für die durch Ck>oks Entdeckimgen erschlossene Inselwelt des fünften Erdteils noch eine fünfte Rasse, die malaiische hinzu. Er fördert durch seine mit Sömmering herausgegebenen „Ck>llectionis cra- niorum diversarum gentium decades*' die Kraniologie. — Burrowt konstruiert die erste bekannte Spiegelschleifmaschine, mit der er eine Vorrichtung zum Polieren verbindet. Welche Arbeitserspamis die- selbe bewirkt, geht daraus hervor, daß man vor ihrer Erfindung zum Rauh- und Klarschleifen von 2 qm Ebenfläche 41 Stunden, nachher 10 Stunden« zum Polieren vorher 72 Stunden, nachher nur noch 12 Stunden Zeit brauchte. — Fredrik äff Chapman in Stockholm gibt eine vollständige Theorie des Schiff- baus sowie Regeln für die Ermittelung des Schwerpunkts der Schiffe, für deren Ausmessung und Belastung. — Goaradl entdeckt in der Galle das Cholesterin, das von Chevreul 1824 n&her charakterisiert und beschrieben wird. — Craiie in Edmonto« gelingt es, den Handkulierstuhl so zu verändern, daß er auf demselben Eettentüll (Warp laces) erzeugen kann, der dauerhafter ist, als die von Strutt (s. 1758 S.) und Frost (s. 1769 F.) hergestellten Grewebe. Der Kettenstuhl wird auch zur Erzeugung von Modewaren aptiert und 1791 von William Dawson noch verbessert. — Der Weber Samuel Crompton in England konstruiert durch Verbindung der Streck Vorrichtung Arkwrights und des Spindelwagens von Hargreaves seine Mule-Spinnmaschine. — 222 — 1776 1775 William GmlMiaiik, Anatom in Edinburg, gibt eine Anatomie der Lymph- gefäße heraus. Er teilt infolge der Ck>tagni'schen Entdeckimg (s. 1760 C.) die Fälle von Wassersucht ein in solche mit und solche ohne Eiweiß im Urin. — Pierre Joseph DMMlt fördert die von Lieutaud erforscht die Nordwestküste Amerikas und das Beriogsmeer und gelangt durch die Beringstraße bis zum £iakap. Auf der Rückkehr wird er in Hawaii ermordet. 1776 William CrulkihMk beobachtet am Menschen, daß durchschnittene Nerven wieder zusammenwachsen. Dies wird von Fontana und MichaeUs auch an Tieren bestätigt. — Ben j amin Gvrr verbessert die Reynolds'sche Schienenkonstruktion (s. 1 7 67 R. ), bei welcher die Wagen leicht entgleisten, indem er den gußeisemen Schienen den Querschnitt des einfachen Winkeleisens, mit senkrecht stehender äußerer Flansche, gibt. — DvdialMO, Apotheker in St. Germain, läßt künstliche Zähne aus Porzellan in der Porzellanmanufaktur von Guerhardt und Dihl in Paris herstellen. (S. a. 1766 P.) — Der englische Ingenieur HttlOR erfindet die Holzhobelmaschine. — H. F. HMr entdeckt die Borsäure in den Lagunen von Toskana, aus denen sie seit 1818 fabrikmäßig gewonnen wird. — Jonathan HornMowtr führt die erste, sehr kleine zweizylindrische Zweifach- Expansions-Dampfmaschine aus, auf die er 1781 ein Patent erhält. 1790 baut er eine größere Zweifach-Expansionsmaschine für die Wasserhaltung einer Grube in ComwalliB. — Antoine Laurent LavoblMr zersetzt die Salpetersäure in Sauerstoff und Stickoxyd, erkennt jedoch nicht die Zusammensetzung des letzteren; doch folgert er aus seinen Versuchen, daß die roten Dämpfe der Untersalpeter - säure eine in der Mitte zwischen Stickoxyd und Salpetersäure stehende Verbindung seien. (S. a. 1786 L.) — > Antoine Laurent LavoMtr arbeitet über die Phosphoreszenz der Mineralien, über die späterhin Macquer (1777) und Wedgwood (1792) Untersuchungen anstellen. — LtfllMr i'Apüfiiy beschreibt in seinem Werke „L'art de la teinture des fite et Stoffes de coton*' zum ersten Male die Türkischrotfärberei (Rouge des Indes), die zuerst in Indien aufgekommen ist und von da ihren Weg durch Asien und alle Länder der Levante nach Westen genommen hat. — Der französische Marschall Marc Ren6 von MontaltmbMl betont die Not- wendigkeit eines überlegenen Geschützfeuers der Festungen, entwickelt dazu anfangs das tenaillierte, später das polygonale Trac6, fordert zahlreiche Kasematten sowie die Anlage einer einfachen oder doppelten Kette deta- schierter Forts um die Kemumwallung. — > Der Ziegelbrenner Johann Georg MQIlMr überreicht dem Königlichen Ober- baudepartement in Berlin den Entwurf eines Ziegelbrennofens, der aus 6 Einzelöfen besteht, die der Reihe nach derart angeheizt werden sollen, daß die abziehenden Gase zum Vorwärmen der noch nicht angeheizten Abteile dienen. In diesem Vorschlage ist der Grundgedanke der späteren kontinuierlichen Ziegelöfen (s. 1839 A. und 1857 H.) enthalten. — Joseph Prititity entdeckt das Stickstoffoxydul (Lachgas) bei Einwirkung von Eisen auf salpetrige Säure. — Alexis Marie tft Rochon erfindet das nach ihm benannte doppelbrechende Prisma, das eine Anwendung der Doppelbrechung des Lichts in einach- sigen Krystallen darstellt und als Mikrometer und Distanzmesser verwendet werden kann. Darmstaedter. 15 — 225 — 1776 1776 Karl Wilhelm Schttit erhält bei Einwirkung von Salpetersäure auf Zucker eine eigentümliche S&ure, die er 1784 als identisch mit der von Savary (s. 1773 S.) aus Sauerkleesalz erhaltenen Säure erkennt und Zuckersäure nennt» welcher Name später durch Oxalsäure ersetzt wird. Im gleichen Jahre entdeckt er in den Harnsteinen die zuerst Blasensteinsäure, dann Harnsäure genannte Säure und veröffentlicht seine Untersuchungen über den schon lange bekannten Schwefelwasserstoff, dessen Bereitung aus Schwefeleisen mit Säuren er lehrt. — Alessandro Volta untersucht das Sumpfgas, entdeckt dessen Entzündlich- keit und findet, daß es bei der Verbrennimg Kohlensäure liefert. — Thomas Wood konstruiert eine unter den Namen „Billy** bekannte Spinn- maschine, die sich von Hargreaves' Jenny (s. 1768 H.) dadurch unterscheidet, daß ihre Spindeln auf einem aus- und einfahrenden Wagen stehen, die Presse aber an ihrem Platz bleibt, während es bei der Jenny umgekehrt ist. 1777 Johann AnrMion (Afzelius) stellt zuerst Ameisenäther in unreinem Zustande her; rein erhält ihn 1782 W. H. S. Bucholz, indem er ihn aus dem Destillat von konzentrierter Ameisensäure mit Weingeist durch Wasser abscheidet. — In der Abhandlung „De Terra Gemmarum'* gibt Torbem BorsmM die Härte (ermittelt durch Ritzen der Mineralien mit Stücken von bekannter Härte) und das spezifische Gewicht der MineraUen als beachtungswerte Kennzeichen an. — Nachdem Haas in Basel i. J. 1770 die ersten Versuche zur Herstellung von Landkarten auf typographischem Wege gemacht hatte, bringt Johann Gottlob Immanuel BrtHkopr in Leipzig dieses Verfahren zu weiterer prak- tischer Brauchbarkeit. (Vgl. 1840 R.) — George Louis Leclerc do Buffon steUt das mathematische Nadelproblem auf. Hierzu wird eine Tafel mit gleichweit voneinander entfernten Parallel- linien bedeckt und eine Nadel von bestimmter Länge darauf geworfen. Mit Hilfe der Wahrscheinlichkeitsrechnung ist nun zu ermitteln, wie oft die Nadel die Parallelen schneidet und wie oft sie dazwischen zu liegen kommt. Durch das Nadelproblem läßt sich ein Annäherungswert von x empirisch finden. — Tiberius Cavallo macht das von John Canton angegebene Elektroskop erst zu einem wirklichen Elektrometer, indem er die pendelnden Kügelchen in ein Glasgefäß einschließt und sie so gegen Luftzug und andere zufällige Störungen schützt. — Wüliam Culloii gibt zuerst die richtige Erklärung für die Erscheinung, daß das Quecksilber im Thermometer infolge des Wärmeverbrauchs bei der Verdunstung sinkt, wenn die Kugel befeuchtet wird. (S. 1825 A.) — QoNon bereist das südafrikanische Dreieck und entdeckt den Orangefluß. — Der englische Chemiker Bryan Hlfglns erfindet die chemische Harmonika. Indem er in ein an beiden Enden offenes Glasrohr von unten eine Flamme einführt, gibt die Röhre, wenn die Flamme entsprechend weit ein- geschoben ist und eine passende Größe hat, einen kräftigen Ton, der in Höhe gleich ist dem Grundton, den die Röhre als offene Pfeife gibt. — John HowanI erreicht teils durch persönliche Bemühungen, teils durch seine Schriften, deren erste „State of the prisons in England and Wales** namentlich großes Aufsehen macht, die sanitäre Reform der Gefängnisse. — Johann Heinrich Lambort dehnt sein für das Licht gefundenes Gesetz (s. 1760 L.) auch auf die Wärmestrahlcn aus, für die es 1837 von Melloni mit dem ThermomultipUkator bestätigt wird. ~~ Antoine Laurent Lavoislor zeigt, daß der Sauerstoff der einzige Bestand- teil der Atmosphäre ist, der das Atmen unterhält und daß er sich hierbei in Kohlensäure umwandelt, daß somit der Atmungsprozeß der Verbren - — 226 — 1777 nung organischer Substanzen analog ist» und folglich auch als Wärmequelle angesehen werden kann. (S. a. 1669 M.) 1777 Antoine Laurent LivoMtr macht zuerst eine strenge Unterscheidung der organischen Körper von den anorganischen, und zeigt, daß bei vollstän- diger Verbrennung organischer Körper, wie Alkohol, öl, Wachs usw. sich nur Kohlensäure und Wasser bilden, daß diese Körper somit nur aus Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff bestehen können. Er legt den Grund zur quantitativen Analyse organischer Körper und benutzt schon für schwer verbrennliche Substanzen statib freien Sauerstoffs Stoffe, wie Quecksüberoxyd und Mennige, welche in der Hitze ihren Sauerstoff abgeben. — Antoine Laurent LivoMtr entdeckt durch exakte Versuche, daß die Schwefel- säure sich von der schwefligen Säure nur durch einen größeren Crehalt an Sauerstoff unterscheidet und gibt eine Erklärung über die Umwandlung, die der Eisenkies an der Luft erleidet. — Nachdem Marggraf (s. 1743 M.) zuerst die Eigenschaften der Phosphorsäure angegeben hatte, stellt Antoine Laurent Lavoltitr bemerkenswerte Unter- suchungen über die Phosphorsäure an, indem er dieselbe als aus Phosphor und Sauerstoff bestehend betrachtet. Er lehrt die Herstellung der Phosphor- säure durch Behandlung von Phosphor mit Salpetersäure, die auch Scheele in^seiner „Chemischen Abhandlung von der Luft und dem Feuer" erwähnt. (S. 1777 S.) Die Pyrophosphorsäure unterscheidet zuerst Clark. (S. 1828 C.) — Der Physiker Georg Christian Llchtenbtrf entdeckt die auf elektrischen Isolatoren (Harzkuchen) entstehenden elektrischen Staubfiguren (Lichten - berg'sohe Figuren), die zur Untersuchung der elektrischen Natur pulver- förmiger Körper führen. — Nachdem bis dahin die formale und systematisierende Richtung in der Dermopathologie obgewaltet hatte, die auch noch J. J. von Plenck in seiner 1776 erschienenen „Doctrina de morbis cutaneis" vertrat, gibt Anne Charles Lorry das erste, echt moderne Lehrbuch der Dermatologie heraus, in welchem er die Haut nicht bloß als Decke betrachtet, sondern in der von Astruc (s. 1761 A.) inaugurierten Richtung sie als ein physiolo- gisches Werkzeug, ein Organ des Körpers ansieht, das die innigsten Be- ziehimgen zum Darmtraktus und zum Nervensystem hat. — Simon Peter Pallas gibt die erste eingehende geognostische Beschreibung des Baus der Gebirge, sowie Andeutungen über deren Entstehung und Altersbestimmung. (S. 1760 M.) — Joseph Priaitity zeigt, daß sich die roten Dämpfe, die sich bei VermiBchung von Stickoxyd mit Luft bilden, wie eine Säure verhalten, und nennt die- selben „Nitrens acid air*'. — Josse Ramtdan verbessert den Sextanten (s. 1701 N.), indem er nicht bloß der Bewegung der Alhildade und des drehbaren Spiegels einen gleichmäßigen und sichern Gang verleiht, sondern den Limbus und Nonius mit seiner Kreisteilmaschine (s. 1775 R.) viel feiner und genauer teilt, als es früher der Fall war. — August Gottlob Rlchtor, der sich auch in der Augenheilkunde auszeichnet (8. a. 1804 R.), bearbeitet in hervorragender Weise das Gebiet der Schuß- wunden, gibt eine gediegene Darstellimg der Lehre von den Unterleibs - brüchen, und vervollkommnet die Hemiotomie ganz wesentlich. — Karl Wilhelm Sdiaala macht umfangreiche Untersuchungen über strahlende Wärme. — Karl Wilhelm Sdiatlf lehrt gleichzeitig mit Lavoisier (s. 1777 L.) die Dar- stellung der Phosphorsäure aus Phosphor und Salpetersäure und gründet auf Gahns Entdeckung (s. 1766 G.) ein neues Verfahren der Phosphordar- stellung, indem er weißgebrannte Knochen durch Digerieren mit verdünnter — 227 — 1777 Salpetersäare löst, durch SchwefeLsäure den Kalk entfernt, die Flüsaigkeit zur Sirupsdioke verdunstet, mit Kohlenstaub mischt und in^ irdenen Destillationsgef&ßen glüht. Das Verfahren wird 1780 durch Nicolas und Pelletier und 1797 durch Fourcroy und Yauquelin noch verbessert. 1777 Karl Wilhelm Schttit benutzt mit Chlorsilber überzogenes Papier, um die chemische Wirkung des Sonnenspektrums zu prüfen, und findet, daß das violette Licht am stärksten darauf einwirkt. — Karl Wilhelm Schttto und Feiice Fontana entdecken gleichzeitig die Absorption der Gase durch starre Körper, insbesondere durch frisch geglühte und imter Quecksilber erkaltete Holzkohle. ~~ Der Generalstabsarzt Johann Christian Anton Tbatfan in Berlin läßt elastische Bougies und Katheter aus Draht mit Kautschuk überzogen herstellen (Theden*sche Katheter). Der Goldschmied Bemard in Paris nimmt 1780 zu diesem Zweck Kamelhaargeflecht, das er mit Kautschuk überzieht. Die Anregung hierzu ging von Macquer aus. (Vgl. 1768 H.) — Carl Friedrich Wanzal erklärt die Fortdauer der Neutralität bei wechsel- seitiger Zersetzung neutraler Salze damit, daß die verschiedenen Mengen der verschiedenen Basen, welche ein und dasselbe Gewicht irgend einer Säure neutralisieren, auch von jeder anderen Säure ein und dasselbe Ge- wicht zur Neutralisation bedürfen. Er beobachtet, daß die Geschwindig- keit, mit der ein und dieselbe Menge Metall von einer Säure gelöst wird, von deren Menge und Konzentration abhängt und zieht hieraus den Schluß, daß die Stärke der chemischen Wirkung von der Konzentration und Menge des wirkenden Stoffs abhängt. — Eberhard August Wilhelm von Zlmmamiann entwirft die erste Erdkarte für die Verbreitung der Säugetiere und gibt das erste zoogeographische Lehr- buch heraus. Er schließt auf Grund seiner Untersuchungen über die geographische Verbreitung der Tiere auf vormalige Ändenmgen der Ver- teilung von Land und Meer. 1778 Benjamin MI zeichnet sich durch die Behandlung der Geschwülste und insbesondere deren Exstirpation aus. Er macht die Brustparacentese bei Em- pyem, Brustwassersucht und bei der Wassersucht des Herzbeutels zu einer Spezialität und übt die Drainagebehandlung der Wunden, bei der er sich zur Ableitung des Eiters silberner oder bleierner Röhrchen bedient, die übrigens auch schon von Bnmus von Longoburgo 1252, Guy de Chauliac 1363 und von Par6 1550, von letzterem unter dem Namen „Tentes cannul^es** be- nutzt worden waren. — Georges Louis Leclerc tft Buffon erklärt im Anschluß an Mahudel (s. 1734 M.) die Blitz- oder Donnersteine für die ältesten Kunstprodukte des Urmenschen. — Charles Augustin CoukNnb erfindet den Taucherschacht, der die Taucher- glocke vielfach in den Hintergrund drängt. — Barth^lemy Faiijat tff Saint- Foni liefert in seiner Schrift „Recherches sur les volcans ^teints du Vivarais et du Velay" entscheidende Beweise für den vulkanischen Ursprung des Basalts. (S. 1751 G. und 1756 D.) — Der Engländer Qrttn erfindet die „Tachymetrie** genannte Methode der Distanzmessung und konstruiert dazu das Tachymeter, einen Theodolit, der außer zum Messen von Horizontal- und Vertikalwinkeln auch zum Messen von Entfernungen (vermittels einer Distanzlatte) bestimmt ist. Die Methode wird insbesondere von Porro (s. 1847 P.) und Kaltbrunner (1882) weiter ausgebildet, in neuester Zeit aber durch die Photogrammetrie (s. d.) in den Hintergrund gedrängt. 1778—89 Der Schweizer Johann Ullrich Grubanmann erreicht beim Bau der hölzernen Straßenbrücke über die Limmat bei Wettingen die größte bisher im Holzbau ausgeführte Spannweite von 118,90 Metern. — 228 — 1778 1778 Der ehemalige kurheBsische Roßarzt Johann Adam Ktrttiiif organisiert in Hannover ein vorbildlich gewordenes tierärztliches Unterriohtswesen und ist auf verschiedenen Crebieten der Tierheilkunde von bahnbrechender Bedeutung. — Der Chef des preußischen Mineurkorps Heinrich von dtr Lilir erfindet ein Verteidigungsminensystem für den Festimgsbau, welches für alle späteren Festungsminen anlagen vorbildlich wird. — Antoine Laurent LavoMtr erkennt, wie das Jahr zuvor in der Schwefel- säure, so auch in den wichtigsten anderen Säuren (Phosphorsäure, schwef- lige Säure usw.) den Sauerstoff als Bestandteil und erklärt den Sauerstoff für das säurebildende Prinzip. — Greorg Christian Uditeilbtrf führt für die beiden Elektrizitäten (s. 1730 D.) die Namen positive und negative Elektrizität ein und bezeichnet dieselben mit den Zeichen -|- und — . — Der Benediktiner Pater Malhirfe« macht den ersten industriellen Versuch zur Herstellung von künstlicher Soda. Er geht vom Glaubersalz aus, das er mit metallischem Eisen und Holzkohle glüht und nach dem Erkalten durch Auslaugen auf Soda verarbeitet. Im wesentlichen hiermit überein- stimmend ist das 178 1 von Bryan Higgins in England patentierte Ver- fahren, wonach Glaubersalz mit Kohle geschmolzen und dann Blei oder Eisen zugesetzt wird. (S. a. 1775 S.) — Während die Doppelsteme bis dahin nur als optisch einander nahestehend angesehen wurden, weist der Astronom Christian Mayor in Mannheim zu- erst auf die Wahrscheinlichkeit einer physischen Zusammengehörigkeit der Einzelsteme hin. Eine genauere Untersuchung dieser Frage wird von Herschel (s. 1781 H.) angesteUt. — Nachdem zuerst Appius Claudius (312 v. Chr.) und später die Päpste Bonifacius VIII. (1300), Martin V. (1417) und Sixtus V. (1585) die Urbar- machung der Pontinischen Sümpfe ins Auge gefaßt hatten, führt der Papst Plus VI. seit dem Jahre 1778 die Trockenlegung derselben durch. Zur Be- seitigung der Mängel, die sich hinsichtlich der Entwässerung mit der Zeit herausstellten, hat neuerdings (1887) v. Donat ein Projekt aufgestellt. — PlMtr und TromniMlorf stellen zuerst die Übereinstimmung der blauen Farbe im Waid mit dem Indigo fest und bemerken an der Farbe aus dem Waid auch die Sublimierbarkeit, die bald darauf für den Indigo O'Brien in seiner Schrift „On caUco printing" erwähnt. — Joseph Prititity untersucht zuerst die Absorption der Gase durch Flüssig- keiten und weist nach, daß unter gewöhnlichem Barometerdruck ein ge- gebenes Volum Wasser ein gleiches Volum Kohlensäure absorbiert. — Benjamin Thompson Graf von Rumfofd läßt zur Widerlegung der zu seiner Zeit herrschenden Ansicht, daß sich Wärme nur bei Luftzutritt zu ent- wickeln vermöge, ein Metallstück (Kanonenrohr) bei völligem Luftabschlüsse unter Wasser bohren und beobachtet die damals überraschende Erschei- nung, daß das bei der Bohrarbeit den Metallkörper umgebende Wasser bis zum Sieden erhitzt wird. Er gelangt dadurch zu der Erkenntnis, daß alle Wärmeerscheinungen in Wirklichkeit Bewegungserscheinungen sind. — Karl Wilhelm SdiMle lehrt arseniksaures Kupfer durch Fällen einer Kupfer- vitriollösung mit einer Lösung von weißem Arsenik in Pottasche herstellen (Scheele'sches oder schwedisches Grün). — John SniMitoii wendet bei der Brücke von Hexham in Northumberland zum ersten Male die Gründung der Pfeiler mit Luftdruck (Luftdruckgründung oder pneumatische Gründung) an. — Samuel Thomas von SSmmoring fördert die Anatomie des Zentralnerven- systems und der Sinne. — 229 — 1778 1778 James Watt führt für ein Londoner Wasserwerk eine Expansionsmaschine mit '/, Füllung aus. 1779 Leonhard Euler stellt die Gresetze der Fortpflanzung transversaler Wellen in gespannten dünnen Schnüren oder Saiten auf, wonach die Fortpflanzungs- geschwindigkeit der Bewegung der Quadratwurzel aus dem spannenden Gewichte direkt, derjenigen aus dem Querschnitt der Saite und ihrem spezifischen Gewicht umgekehrt proportional ist. — Friedrich Wilhelm HancM beginnt die planmäßige Erforschung der Nebelflecke. ^ Carl Friedrich HlndMfeurf in Leipzig zeigt, wie Kombinationen und Varia- tionen an sich nach sicheren einfachen, rein kombinatorischen Gesetzen in Klassen und Ordnimgen vollständig aufgestellt werden und lehrt die Kombinationen und Variationen zu bestimmten Summen aussondern und aufzählen. Er wird damit der Schöpfer der kombinatorischen Analysis und der einflußreichste Vertreter der sog. kombinatorischen Schule. Doch wird dieser Schule der ihr früher beigemessene Wert in der Gegenwart nicht mehr zuerkannt. — Jan Infanhoutl entdeckt die Kohlenstoff assimilation und Atmung der Pflanzen und weist nach, daß die grünen Blätter und Schößlinge im Sonnenschein und hellen Tageslicht Kohlensäure aufnehmen und Sauerstoff abgeben, während sie bei Nacht Kohlensäure abgeben und Sauerstoff auf- nehmen. (S. 1771 P.) ~~ James Kelr zu Westbrom wich beobachtet zuerst, daß Messing bei einem hohen Zinkgehalt sich im Glühen strecken läßt. Er und nicht Muntz, der dieselbe Beobachtung 1832 wieder macht, ist als Erfinder des schmiede- baren Messing« anzusehen. — Joseph Louis tft Lagnuigt verallgemeinert die Euler'sche Verzerrungsformel (s. 1763 E.) und studiert auch bereits die Abbildung des Umdrehungs- eUipsoides. — Otto Friedrich MQIIer bedient sich zuerst des mit Gewichten beschwerten Schleppnetzes, um die Tierarten des Meeresgrundes ans Licht zu ziehen, doch beschränkt er seine Versuche nur auf mäßige Tiefen an der Küste. — Ruiz entdeckt die Krameria triandra, deren Wurzel unter dem Namen Katanhia in Huanako längst als zahnkonservierendes Mittel im Gebrauch war und empfiehlt dieselbe als Adstringens. — Karl Wilhelm SchMit erkennt zuerst, daß der Graphit mineralische Kohle ist. — John Smaaton führt die direkte und kontinuierliche Luftzuführung für die Taucherglocke mit der Luftpumpe aus. Eine aus Gußeisen hergestellte Glocke mit Luftzuführung, unter der zwei Mann Platz haben, wird zuerst beim Bau des Hafens in Kamsgate benutzt. — Zainniar zum Thurn beleuchtet das Wesen der Wildbäche, gibt die Regeln für eine rationelle Wildbach verbauung und eine Erklärung für die Ent- stehung der Erdpyramiden durch erosive Aktion des Wassers auf Schutt oder Lehmanhäufüngen, welcher Erklärung sich Lyell anschließt. (Vgl. auch 1897 K.) 1780 Torbem Btrfman gibt die erste vollständige Anleitung zur Prüfung von Mineralien, insbesondere von Erzen. Er schließt unlösliche Mineralien zum Zweck der Analyse durch Schmelzen mit Alkali auf und führt in die ana- lytische Chemie das Verfahren ein, einen Mischungsteil nicht isoliert, sondern in einer genau bekannten konstanten Verbindung zu bestimmen. — Torbern Bersman beschäftigt sich eingehend mit Untersuchungen über das metallische Wismut und dessen Verbindungen, von denen er eine große Anzahl darsteUt. (S. a. 1546, 1663, 1672, 1681, 1739.) — Torbern Bersmtn benutzt die löslichen Barytsalze als Reagens auf Schwefel- — 230 — 1780 1780 BWBtwialii verbessert das von Böaumnr vorgeschlagene künstliche Brut- verfahren (s. 1750 B.)> indem er die Warmwasserheizung des Brutapparats einführt. — Jean Charles Boria spricht die Meinung aus, daß die Kenntnis der Tat- sachen, durch welche die Wetterveränderung bewirkt wird, gestatten werde, diese Änderungen vorherzusagen. — Der Mediziner John Brown in Edinburg entwickelt in seiner Schrift „£le- menta medidnae'* die Grundsätze eines neuen Systems (Brownianismus), nach dem sich die belebten Organismen von den leblosen Substanzen allein durch die Eigenschaft der Irritabilität (Beizbarkeit, vgl. auch 1672 G.) unterscheiden. Browns Lehre hat sich in der Folge zwar als einseitig und vielfach irrig erwiesen, aber doch ein klareres Erkennen des tierischen und pflanzlichen Lebens angebahnt. — OarangMt, Gehilfe des Mineralogen Bom6 de Tlsle, erfindet das Anlege- goniometer, eine einfache Art von Winkelmesser, bestehend aus einem Transporteur mit einem im Mittelpunkte angebrachten radial drehbaren Lineale. Das Anlegegoniometer findet namentlich in der Krystallographie zur Winkelmessung der Krystallkanten Anwendimg. — Ovctl konstruiert die Carcel-Uhrlampe, bei welcher neben der Anwendung eines zur stetigen Kolben Verschiebung dienenden Triebfederwerks die Ein- richtung getroffen ist, daß ein Überfließen und Zurückkehren des über- flüssigen Öls in den Lampenfuß stattfindet. Eine unvollkommenere Pump- lampe soll 1765 von Grosse in Meißen konstruiert worden sein. — Jacques Alexandre C^ar GharlM nimmt Schattenrisse in der Camera auf Chlorsilber auf. — Andrea GomiMrottl macht vergleichende und anatomische Beobachtungen über das Gehörorgan und entdeckt das Ganglion nervi vagi im Foramen lacerum sowie den Bamus auricularis nervi vagi, dessen beide Äste er angibt. — Hapel tff la Ghtnayt legt die erste Speichelflstel an einem Pferde an und macht eingehende Untersuchungen über den so erhaltenen Spei(;hel. — Ohver Evant in Amerika erfindet den Elevator. — Feiice Fontana entdeckt das Wassergas (Hydrocarbongas), indem er Wasser- dampf auf glühende Kohle einwirken läßt. — Benjamin Franklin gibt ein Brillenglas an, das aus zwei in einer wagerechten Scheidelinie zusammenstoßenden Hälften derart zusammengesetzt ist, daß die obere Hälfte des Glases zum Sehen in die Feme, die untere zum Sehen in die Nähe, namentlich zum Lesen, benutzt wird. Hieraus haben sich die heutigen Augengläser mit Doppelfokus entwickelt. — FflntanNrgtr in Basel erfindet das elektrische Feuerzeug, bei welchem aus Zink und verdünnter Schwefelsäure Wasserstoff gas entwickelt wird, das in dem Augenblicke, wo es beim öffnen eines Hahns entweicht, durch den elektrischen Fimken eines Elektrophors entzündet wird. Die entstandene Flamme überträgt sich auf den Docht einer Kerze. — Johann Gottlieb CMin weist zuerst die Phosphorsäure im Mineralreich, und zwar an Bleioxyd gebunden nach; 1788 finden sie Klaproth und Proust auch an Kalk gebimden. — Luigi QalvanI entdeckt die Berührungselektrizität (1796 von Volta „Gal- vanismus*' genannt), indem er zufällig beobachtet, daß ein frisch prä- parierter Froschschenkel in starke Zuckungen gerät, wenn man einen Muskel und einen entblößten Nerv mit zwei verschiedenen Metallen be- rührt, die ein leitender Bogen verbindet. Galvani erklärt in einer 1791 erscheinenden Mitteilung diese Erscheinung irrtümlich aus der tierischen Elektrizität. (S. a. 1756 C.) — Nachdem schon Avicenna (l^^O) und der deutsche Arzt Stockmann auf — 231 — 1780 die gefährlichen Wirkangen der Bleiverbindungen hingewiesen hatten, be- schreibt Louis Bemard Quyton tft MorvMa eingehend die Griftigkeit des Bleiweißes, welche Warnung jedoch unbeachtet bleibt, bis Tanquerel des Planches 1830 aufe neue eindringUch darauf hinweist und gesetzliche Rege- lung der Herstellung von Bleifarben verlangt, die 1849 zuerst in Frank- reich erfolgt. 1780 Hamblln und David Avtry errichten bei Nore an der Mündung der Themse eine schwimmende Leuchte. (Leuchtschiff, Feuerschiff.) Anderen Nach- richten zufolge sollen die ersten Feuerschiffe schon i. J. 1732 in England in Grebrauch gekommen sein. — Harriton in Birmingham fabriziert die ersten, noch sehr mangelhaften Stahl- federn, die von 1803 ab von Wise in London zuerst zu 5 Shillings das Stück in den Handel gebracht werden, deren Preis jedoch bald auf 6 Pence das Stück reduziert wird. Die neuerdings öfters auftretende Behauptung, daß Alois Senef eider der Erfinder der Stahlfedern sei, ist somit irrig. Die vor Harrison von Johann Janssen in Aachen (1748) und Johann Heinrich Bürger in Königsberg (s. 1808 B.) gemachten Versuche ergaben ebensowenig, wie die Versuche des 16. Jahrhunderts (s. 1579) praktische Resultate. — Nachdem der Kurfürst Karl Theodor von der Pfalz der seit 1783 in Mann- heim bestehenden Akademie der Wissenschaften eine meteorologische Klasse zugefügt und dieselbe mit geeigneten Instrumenten ausgestattet hatte, errichtet der Hofk aplan Johann Jacob HtHNlMr mit Hilfe dieser Instrumente ein Beobachtungsnetz von 39 Stationen, die von Bologna bia Grönland, vom Ural bis nach Nordamerika reichen. (S. 1771 L.) — John Huntor fördert die wissenschaftliche Chirurgie nach jeder Richtung hin und übt zu dem Behufe in ausgedehnter Weise die Vivisektion und das Tierexperiment. Er schreibt den Entzündungsvorgängen einen reorgani- sierenden Einfluß zu, beschreibt zuerst die Phlebitis (Venenentzündung) und macht ausgedehnte Untersuchungen über die Muskelschicht der Iris. — John LandM zeigt durch die nach ihm benannten Substitutionen, daß ein EUipsenbogen durch einen andern EUipsenbogen und einen Kreisbogen, sowie ein Hyperbelbogen durch zwei EUipsenbogen dargestellt werden kann. Mit der Zurückführung der Lemniskate (der Cassini'schen Kurve) auf die Ellipse und Hyperbel hatte sich vorher 1718—1760 bereits Graf Fagnano beschäftigt. — Nachdem die Definition des Begriffes „Salz", die Tachenius (s. 1666 T.) gegeben hatte, völlig in Vergessenheit geraten und die Bedeutung dieses Wortes von den verschiedenen Chemikern, wie Lemery, Stahl, Boerhaave, Eorwan u. a. in willkürUcher Weise aufgefaßt worden war, trennt Antoine Laurent Lavoltitr durch seine Entdeckungen über die Natur der Säuren (s. 1777 L. und 1778 L.) diese als eine eigentümliche Klasse von Verbindungen scharf von den Salzen ab und gibt zu einer gesonderten Betrachtung derSäuren, Alkalien und Salze Veranlassung, die sich jedoch nur langsam Bahn bricht. — A. L. Lavolslar und P. S. dt Laplact stellen die ersten genaueren Versuche über die Ausdehnung fester Körper an und schließen aus diesen Versuchen, daß ein Körper, wenn er vom Nullpunkt bis zum Siedepunkt des Wassers erhitzt und nachher wieder bis zum Nullpunkt abgekühlt wird, genau seine frühere Länge wieder annimmt, und daß zwischen Nullpunkt und Siedepunkt die Ausdehnung des Körpers der am Quecksilberthermometer gemessenen Temperatur proportional ist. — A. L. Lavolsitr und P. S. dt Laplact bestimmen die spezifische Wärme einer größeren Anzahl von Körpern nach der zuerst von Black angegebenen Methode des Eisschmelzens und konstruieren dafür einen eigenen Apparat, das Eiskalorimeter. — 232 — 1780 1780 A. L. LavoMtr und P. S. tft Laptaet leiten als Besultat ihrer gemeinsamen Studien über spezifische, latente und Yerbrennungswärme den Satz ab: „Die bei einer Verbindung oder Zustands&nderung frei gewordene Wärme wird bei der Zerlegung oder Kückkehr in den ursprunglichen Zustand wieder verbraucht und umgekehrt." — Antoine Laurent L«volsl«r macht den ersten Versuch, zu beweisen, daß die Summen der dem tierischen Organismus in der Nahrung zugeführten, und der vom Organismus produzierten Energiemengen einander genau äqui- valent sind. Ähnliche Versuche werden 1824 von Despretz und 1841 von Dulong unternommen. — A. L. Lawolitor imd P. S. tft Laptaet finden bei Gelegenheit ihrer Versuche, die Gewitterelektrizität zu erklären, die Elektrizitätserregung durch Ver- dampfung. Es ergibt sich, daß bei der Verdampfung von Wasser in Metallgefäßen der Dampf positiv, das Gefäß negativ elektrisch wird. Daß auch die Reibung hierbei eine Rolle spielt, wird 1843 von Faraday nach- gewiesen. (S. a. 1840 A.) — Der französische Techniker Lavritr-Dtlltit stellt Papier aus Pflanzen und Rinden her. — Während man sich bei der DarsteUung des Geländes auf Karten und Plänen bis in das 18. Jahrhundert darauf beschränkte, die Berge und Gebirgs- züge ohne Rücksicht auf ihre wirkliche Gestalt durch gleichförmig an- einander gereihte, schräg beleuchtete Pyramidensignaturen („Heuhaufen- signaturen") zu skizzieren, versucht zuerst der preußische Ingenieur- Kapitän Mfliler eine der Wirklichkeit näher kommende G^ländedarstellung, indem er die Bergabhänge ihrer Neigung nach in 9 Klassen (sanft, flach, prall, steil usw.) einteilt, und jede Neigung durch eine besondere Art von „Schwung- strichen" kenntlich macht. — Jos^ Celestino Muilt in Bogota macht nachdrücklich auf die Kultur des Chinarindenbaumes aufmerksam. — Während das von Charles Taylor und Thomas Walker (s. 1770 T.) auf eine Walzendruckmaschine genommene Patent Erfolge nicht gezeitigt hatte, ge- lingt es Christian Philipp Oberkampf in Jouy bei Versailles, den Walzen- druck in die Praxis der Kattunfabrikation einzuführen. — Der französische Mechaniker Rtlgnltr stellt zuerst handgedrehte Seile aus Eisendraht her und verwendet sie namentlich für Blitzableiter. Wenige Jahre darauf werden dieselben vom Berghauptmann von Reden zu Zwecken der Grubenförderung in den Harzer Bergwerken eingeführt. — Sven RlnnUMii stellt zuerst das nach ihm benannte Rinmann'sche Kobalt- grün her, indem er kohlensaures Kobaltoxydulhydrat mit Zinkweiß ver- mischt, trocknet und anhaltend glüht. — Der italienische Anatom Antonio Scarpa macht sich durch seine Arbeiten über Augenkrankheiten und über die Brüche (1809) einen unvergänglichen Namen. Insbesondere macht er die Discission und die Abreißung der Iris an ihrer Randinsertion (Iridodialyse). — Karl Wilhelm SchMlf stellt zuerst schwefelsaures Manganoxydul her. — Karl Wilhelm SdiMlt entdeckt in der sauer gewordenen Milch eine besondere Säure, die er als Milchsäure bezeichnet. Bei der Einwirkung von Salpeter auf Milchzucker erhält er neben Oxalsäure ein weißes, schwer lösliches Pulver, daß er als eigentümliche Säure erkennt und dem Fourcroy den Namen Schleimsäure gibt. — K. W. SdiMle imd F. A. C. Qrtn beobachten gleichzeitig, daß, wenn meh- rere Salze zugleich in Wasser gelöst sind, bei verschiedenen Temperaturen verschiedene Produkte herauskrystallisieren. — 233 — 1780 1780 Graf Charles von StanhOH stellt das Prinzip vom Rückschlag bei Ge- wittern auf. — Jean Baptiste TMfeMt tft GhMvakit stellt fest, daß die regelm&ßigen Baro- meterschwankongen (s. 1666 B.) in keinem Zusammenhang mit der Witte- rung stehen. — Der Italiener Vtri erfindet eine Vorrichtung, durch ein Seil ohne Ende Wasser in großen Mengen auf beträchtliche Höhen zu heben (Vera's Funi- kularmasohine). (S. a. 1597.) ~~ James Watt erfindet die Schreibkopiermaschine und die Kopiertinte. — Der Schwede Wlniholm erfindet das nach ihm benannte schwedische Wind - holmgebläse, einen hölzernen Blasebalg mit beweglichem Unterkasten und festem Oberkasten. — Heinrich August Wrisborf studiert die Anatomie des Peritonaeums , des Netzes und der männlichen Greschlechtsorgane. 1781 Felix tft Azara erforscht in siebenjähriger Reise die Pampas von Süd- amerika vom atlantischen Gestade bis zu den Anden. — Henry Cavtndlsli zeigt, daß bei der Vereinigung von Wasserstoff imd Sauer- stoff ausschließlich Wasser entsteht und liefert so den Beweis für die Zu- sammensetzung des Wassers. Gleichzeitig mit Cavendish gelangt auch James Watt zur Erkenntnis der richtigen Konstitution des Wassers. — L. F. F. von Croll teilt in den „Neuesten Entdeckimgen in der Chemie*' mit, daß die Stärke, welche bis dahin nur aus Weizen gewonnen wurde, auch aus knolligen Wurzeln (d. i. Kartoffeln) bereitet werden kann. — Nicolas Dtyiax weist zuerst das Vorkommen des Schwefels in Pflanzen nach. — Graf Archibald DunionaM erhält am 30. April ein Patent auf einen ge- schlossenen Verkokungsofen mit gleichzeitiger Gewinnung der Neben- produkte. In dem Patent werden neben Cinders (Koks) als zu gewinnende Produkte aufgeführt: Teer, Pech, ätherische öle (essential oils), flüchtigea Alkali, mineralische Säuren imd Salze. Praktische Verwendung finden die Öfen aber nur, um neben dem Schmelzkoks den Teer zu gewinnen. Bemerkenswert ist, daß sowohl Lord Dundonald als auch seine Arbeiter das sich entwickelnde Gas gelegentlich auffangen, um es zu Beleuchtungs- zwecken zu benutzen. — Nachdem Swabs Vorschlag, Messing durch Zusammenschmelzen von Kupfer und Zink herzustellen, fast vergessen worden war, nimmt Jacob Emtrson denselben wieder auf und stellt zuerst im großen Messing nach dieser Methode her; doch hält man auch dann noch das nach uralter Methode durch Schmelzen von Kupfer mit Galmei imd Kohle erhaltene Messing lange Zeit für vorzüglicher. — Feiice Fontana erkennt den Zellkem als gesonderten Inhaltsbestandteil der Zellen. — Renö Just Hauy und Torbem Bersman erkennen gleichzeitig die Konstanz der Spaltungsgestalt des Kalkspats und ermitteln deren Zusammenhang mit den äußern Formen. — Friedrich Wilhelm Htrtchtl entdeckt am 13. März einen neuen Planeten, den Uranus. Das Jahr darauf veröffentlicht er seinen ersten Doppelstem- katalog und nimmt eine wahre Eigenbewegung der Sonne mitsamt ihrem ganzen Systeme nach der Richtung des Sternbildes des Herkules und der Leyer an. Noch im Jahre 1781 gibt Delambre die ersten Tafeln des Uranus heraus. — Nachdem K. W. Scheele 1778 in der von ihm entdeckten Molybdänsäure ein eigentümliches Metall erkannt hatte, gelingt es Peter Jakob NJOhNv dieses — das Molybdän — zu isolieren. - 234 — 178g 1781 W. Hwrtir konstruiert eine DifFerentialsohraubenwinde, der dasselbe Kon- Btniktionsprinjdp, wie beim Weston'schen DifferentiaMaschenzuge (s. 1861 W.) zugrunde liegt. Aucb Prony wendet dieses Prinzip für eine Mikrometer - schraube an. — Antoine Laurent Lavobitr sucht zuerst die beim Verbrennungsprozeß ent- wickelte Wärme zu messen, indem er bestimmte Quantitäten der ver- schiedenen Körper in dem Eiskalorimeter verbrennt und die Menge des geschmolzenen Eises beobachtet. Ähnliche Versuche werden von Crawford (1788), Rumford (1813) und Dalton (1818) mit HUfe des Wasserkalori- meters unternommen. — Antoine Laurent LavoMtr macht kalorimetrische Messungen der Wärme- produktion des Tieres. 1849 werden solche Messungen von Scharling auf den Menschen ausgedehnt, wobei derselbe findet, daß der menschliche Körper in 24 Stunden etwa 2400000 Kalorien zu erzeugen vermag. — Philipp Friedrich Theodor Mtektl gibt in seiner Schrift „De labyrinthis auris contentis'* wertvolle Aufschlüsse über das Gehörorgan und erkennt die „Zonae sonorae", die Valsalva für Nerven gehalten hatte, als Periost der Bogengänge. Er stellt hervorragende anatomische Präparate her, zu deren Füllung er Quecksilber benutzt. — Ritlvlllf macht in den „Philosophical transactions'* eine Verbesserung der von W. Hunter (s. 1781 H.) erfundenen Differentialschraubenwinde (Doppel- schraube) bekannt. Diese Winde wird für besondere Fälle zum Heben und Senken von Lasten benutzt, doch ist ihr Wirkungsgrad wegen des bedeutenden Reibungswiderstands ein geringer. — Peter Simon Pallas weist nach, daß die Eier der Eingeweidewürmer von außen in den Körper ihrer Wirte gelangen. — Henry Park macht die erste Resektion des Ellenbogengelenks an einer Leiche. — Raavst in Chesterfield stellt zuerst aus Eisen gegossene Messer, Gabeln und Scheren her, die nach dem Guß noch einer Adoucienmg unterworfen werden. Sein Unternehmen hatte wenig Erfolg und es bHeb der neuesten Zeit vorbehalten, diese Idee, jedoch nur für bülige Artikel und auf Kosten der Qualität (u. a. auch für Rasiermesser), durchzuführen. — John SOMaton konstruiert eine Mehlbeutelmaschine (Dressing machine). — James Watt führt in die Dampfmaschine die Kurbel und das Schwimgrad zur Umsetzung der auf und ab gehenden Bewegung in drehende Bewegung ein und erfindet das Planetenrädergetriebe. — James Watt gibt seinen Dampfkesseln eine rechteckige Gestalt. Nach ihrer einem Koffer oder Lastwagen ähnlichen Form werden sie als Koffer- oder Wagenkessel bezeichnet. 1782 Nachdem schon seit dem 12. Jahrhundert Versuche zur Schiffspanzerung gemacht worden waren (s. 1354 Peter von Aragonien), und auch Karl V. 1535 eine mit Blei gepanzerte Fregatte, die „Santa Anna", mit Erfolg gegen Txmis verwendet hatte, baut bei der Belagerung von Gibraltar der französische Ingenieuroberst Jean Claude Eleonore d*Ar9on zehn schwim- mende, mit Eisenplatten gepanzerte Batterien, die aber schließlich der Wirkung der glühenden Kugeln erliegen. — Torbem Bargman sucht an der Hand seiner zahlreichen Mineralanalysen in seiner „Sciagraphia regni mineralis" eine Klassifikation der Mineralien nach rein chemischen Prinzipien durchzuführen. — Jean Pierre DavM weist zuerst mit Nachdruck darauf hin, daß die von alters her unter verschiedenen Namen, wie Spina ventosa, Paedarthrocace bekannte Nekrosis der Knochen (Knochenbrand) durch konservative Maß- — 235 — 1782 nahmen, wie Eröffnung der Totenladen und Entfernung der Sequester zu heilen ist. 1782 Der Apotheker J. H. FlOfltr in Cassel erfindet das Casseler Grelb (Blei- oxychlorid). — Nachdem bereits Montanari (1667) einen periodischen Lichtwechsel beim Algol (ß im Stern bilde des Perseus) wahrgenommen hatte, stellt John Qoodrikt fest, daß der Fixstern jedesmal 59 V2 Stunden hindurch seine größte Helligkeit (2. Größe) behält, dann in 4Va Stunden zur 4. Größe herabsinkt und ebenso rasch zur 2. Größe wieder aufsteigt, eine Erschei- nung, die das Vorhandensein eines den Algol umkreisenden dunklen Begleiters wahrscheinlich macht. — Louis Bemard Quyton tft MorvMa entdeckt das Zinkweiß (Zinkoxyd), das schon 1786 von Courtois im großen fabriziert wird. -^ A. HagtHMUin in Bremen erhält zuerst bei Einwirkung von Chlor auf Schwefel ein Gemisch von Schwefelchlorur und Schwefelchlorid, welch beide Körper 1816 gleichzeitig von Humphry Davy und von Christian Friedrich Bucholz isoliert werden. — A. HagtHMUin in Bremen findet die Lichtempfindlichkeit des Guajakharzes. — Ren6 Just Hauy entdeckt das Vermögen einiger Mineralien, durch Druck elektrisch zu werden (Piezoelektrizität) und benutzt diese Eigenschaft des Doppelspates zur Konstruktion eines sehr einfachen und doch empfind- lichen Elektroskopes. — Georges Louis Laiaft spricht aus, daß die kosmische Schwere auf den Stoß von Ätheratomen zurückzuführen sei. Seine Gravitationstheorie wird 1872 von W. Thomson wieder aufgenommen und weitergeführt. — Joseph Etienne MontfoHier in Annonay stellt mit seinem Bruder Joseph Michel MontgoNItr einen Luftballon — Montgolfi^re — her, der seine Steig- kraft durch warme Luft (Entzündung eines Strohfeuers an der unteren offenen Basis des Ballons) erhält. (Vgl. auch 1709 G.) — J. H. MQIIer erfindet eine Rechenmaschine, die für Addition, Subtraktion und Multiplikation geeignet ist. Die Maschine ist im Museum von Darm- stadt aufbewahrt. — Der Chemiker Franz Joseph MQIItr von RtlchMittoln in Wien entdeckt das Tellur. — Karl Wilhelm SchMlf zeigt, daß sich das färbende Prinzip des Blutlaugen - Salzes isolieren läßt, wenn man das Salz mit Schwefelsäure destilliert. Er nennt die übergehende Luftart Berlinerblau -Säure oder abgekürzt Blau- säure und stellt die Verbindung dieser Säure mit Kalium, das Cyan- kalium her. — Karl Wilhelm SchMit stellt durch Destillation von Benzoesäure mit Wein- geist und Salzsäure den Benzoeäther her. — Der Physiker Jean Senoliltr findet bei seinen Untersuchungen über den Ein- fluß des Lichtes auf die Pflanzen, daß das Chlorophyll schon nach wenigen Minuten durch das Licht gebleicht wird. Er bestätigt im wesentlichen die von Ingenhouss gefundenen Tatsachen (vgl. 1779 1.) und verwertet seine Befunde über den Einfluß des Lichtes auf die Vegetation in seiner Emäh- rungstheorie, die er in seiner „Physiologie v^getale** veröffentlicht. — Jean SonfMtr wird durch Hagemanns Arbeit (s. 1782 H.) angeregt, die Veränderungen der Harze im Lichte zu untersuchen. Einige Harze, wie Mastix, Sandarak usw. bleichen aus, andere, wie Gummigutt, Ammo- niakharz, Guajakharz werden dunkler. Er findet femer, daß verschiedene Harze durch Belichtung ihre Löslichkeit in Terpentin und flüchtigen ölen verlieren, welche Tatsache später in den Reproduktionsverfahren der Au- totypie und des Asphaltzinkprozesses Verwendung findet. — 236 — 178S 1782 James 8U konstruiert den Thermometrograph (Begistrierthermometer)» ein Instrument zur selbsttätigen Aufzeichnung der höchsten und tiefsten Temperatur für einen beliebigen Zeitraum. (S. a. 1757 C.) Das Registrier- thermometer wird 1794 von Daniel Kutherford in eine bequemere und hand- lichere Form gebracht, in welcher es aus einem Quecksilberthermometer (Maximum thermometer) und einem Weingeistthermometer (Minimum - thermometer) besteht und ist in dieser Form heute noch gebräuchlich. — James Watt projektiert die erste rotierende Dampfmaschine, die später von Murdoch (1799), Bider (1821) u. a. verbessert wird, aber an dem Fehler leidet, daß die Gleitflächen nicht dauernd dicht halten. (Vgl. auch 1899 H.) — > Josiah Widgwood erfindet ein speziell für die Steingutfabrikation geeig- netes Pyrometer, welches auf der Eigenschaft mancher Tonarten, beim Erhitzen zu schwinden, beruht. Das Pyrometer besteht aus einer Anzahl kleiner Tonzylinder und einer Vorrichtung, deren Dicke zu messen. — William Witts in Bristol erfindet die Herstellung des Patentschrots. In- dem das geschmolzene Blei von der Höhe eines Schrotturms 30—40 Meter tief in ein untenstehendes Wassergefäß fällt, wird erreicht, daß die Tropfen sich in der Luft runden und abkühlen. 1783 Der Schweizer Aim6 Argand erfindet den nach ihm benannten Bundbrenner für Leuchtflammen mit röhrenförmigem Docht und innerer Luftzuführung, der eine vorher ungekannte Stetigkeit des Lichtes und volle Unabhängig- keit desselben von der Luftbewegung bewirkt. — Pieter tanptr veranlaßt, nachdem die erste, 1777 von Sigault (s. 1768 S.) an Madame Somhot ausgeführte Operation zwar mit der Erhaltung des Kindes, aber mit dem Tode der Mutter geendet hatte, auf Grund von Tier- versuchen, den Greburtshelfer Damen im Haag, in einem Falle von engem Becken die Symphyseotomie zu machen, was auch vollen Erfolg hat. — Henry Cavmdlth bestimmt die quantitative Zusammensetzung der Luft und stellt deren Gehalt an Sauerstoff auf 20,85®/o fest. — Jacques Alexandre C6sar CharlM ersetzt die erwärmte Luft der Montgolfi^re (s. 1782 M.) durch Wasserstoffgas und läßt am 27. August die erste Char- li^re in die Lüfte steigen. Er ist der erste, der meteorologische Beobach- tungen mittels des Luftballons ausführt, indem er am 1. Dezember am Barometer den Wert von 500,8 mm, am Thermometer — 8,8® abliest und daraus die vom Ballon erreichte Höhe auf 3467 m berechnet. — Nachdem infolge der Powers*schen Entdeckung (s. 1768 P.) Crowley eine Lederspaltmaschine, die sich jedoch nicht bewährte, angegeben hatte, konstruiert dioumtrt in London eine solche Maschine, die von Parr und Bevington (1806), Newberry (1808), Dyer (1811) und vielen späteren ver- bessert wird. — James Opokt erfindet die mit Löffeln (Bechern) versehene Säemaschine (Löffelsystem). — Henry Cort in Lancaster erfindet das unter dem Namen „Puddeln" be- kannte Verfahren der Verarbeitung von Roheisen zu Schmiedeeisen und Stahl, das an die Stelle des Herdfrischens tritt. Durch die Verwendung von Steinkohle wird nicht nur die teurere Holzkohle, sondern auch ein Teil der Menschenarbeit entbehrlich. — Henry Cort schafft Einrichtungen, durch welche es ihm zuerst gelingt, Luppeneisen unter gefurchten Walzen zu verarbeiten und trägt dadurch zur Entwicklung der Formwalzerei bei. Seine Einrichtungen geben Ver- anlassung, auch den Draht in Walzwerken herzustellen. — Nachdem Scheele 1781 in der von ihm entdeckten Wolframsäure ein — 237 — 1788 eigentümliches Metall konetatiert hatte, isolieren die Brüder Fausto und Juan Jos6 d'Elhuyar daraus das Wolfram. 1783 Philippe GtngMiibrt entdeckt das selbstentzündliche Phosphorwasserstoffgas beim Erhitzen von Phosphor mit Kalilauge. — Jean Paul tff Qua tff NUÜVM beweist den schon 1727 von F. C. Maien auf- gestellten Satz, daß man die ganze Trigonometrie aus dem Kosinussatz herleiten könne, ein Beweis, den Lagrange (1799) und Gauß (1810) ver- einfachen. — Nachdem die 1774/75 von Jacques Constantin Parier und dem Grafen Auxiron auf der Seine in Betrieb gesetzten Dampfboote ihrer Langsam- keit wegen verworfen worden waren, unternimmt der Marquis Claude it Joiifiroy einen neuen Versuch auf der Sa6ne bei Lyon, wobei es ihm ge- gelingt, mit seinem Dampfboot eine volle Stunde stromaufwärts zu fahren. Trotzdem wird die Erfindung, deren hoher praktischer Wert unverstanden blieb, vergessen. — Antoine Laurent Lavoisitr unternimmt es, an der Hand seiner Erfahrungen über die Verbrennung die Phlogistonlehre zu stürzen, und errreicht, daß um 1785 seine antiphlogistische Lehre allgemein anerkannt wird. — Antoine Laurent Lavoltitr betrachtet diejenigen Körper als einfache, die, wie Lichtstoff, Wärmestoff, Sauerstoff, Wasserstoff, Stickstoff, nicht weiter zerlegt werden können, und diejenigen als zerlegbare, deren Zerlegung wahrscheinlich ist, wie die Alkalien, die Erden und die Metalle. — Antoine Laurent Lavoisitr zerlegt das Wasser, indem er Wasserdampf über glühendes Eisen streichen läßt, mit dem sich der Sauerstoff des Wassers verbindet, während Wasserstoff frei wird. — Loftr in Paris schlägt an Stelle des bis dahin angewandten massiven Dochtes den bandförmigen Flachdocht für die Brennlampe vor. (Vgl. 1783 A.) — Sebastian LMormand verwirklicht den Gedanken Leonardo's (s. 1480), indem er den Versuch macht, sich mit einem aufgespannten und gegen Umkippen gesicherten Regenschirm von seiner Wohnung auf die Straße herabzulassen. Infolge dieses Experimentes konstruiert er einen kegelförmigen FaUsohirm, mit dem sich am 22. Oktober 1797 Jacques Gamerin aus einer Höhe von 1000 m herunterläßt. — Marsehall in Straßburg exstirpiert zum ersten Male einen carcinomatösen prolabierten Uterus mit Erfolg. — Jan Pieter MlncktlMrs stellt aus Steinkohle erzeugtes künstUches Gas zu Beleuchtungszwecken und technischen Zwecken her und begründet damit die Industrie des Leuchtgases. Er berichtet darüber in einer 1784 erschie- nenen Denkschrift, in der er auch die Reinigung des Gases durch Kalk be- schreibt. 1785 erleuchtet er damit seinen Hörsaal in Louvain. — Jan Pieter MlncktlMrs füllt den ersten Luftballon mit Leuchtgas und laßt denselben am 21. November im Park des Herzogs von Arenberg zu Heverl6 bei Louvain aufsteigen. (Vgl. 1783 C.) — J. E. und J. M. Montfolfltr lassen am 5. Juni den ersten größeren Luft- ballon in Annonay aufsteigen, der mit erwärmter Luft gefüllt ist. (S. a. 1782 M.) — Josse Ramtden verbessert das Femrohrokular und benutzt für dasselbe zwei plankonvexe Crownglaslinsen, die mit ihren konvexen Flächen ein- ander zugewandt sind. — Sven Rlnmann in Eskilstuna versucht zuerst das Emaillieren gußeiserner Gefäße, ohne jedoch eine hinreichende Haltbarkeit zu erzielen. Die Her- stellung haltbarer emaillierter Geschirre gelingt erst Adolph Pleischl. (S. 1836 P.) — J. B. L. Roini tft l'lil« spricht das Prinzip aus, daß jedem festen Körper von — 238 — 1784 bestimmter chemischer Zusammensetzung eine eigene Krystallgestalt zu- komme und erkennt das bereits (s. 1669 S.) von Stenonis ausgesprochene Grundgesetz der Krystallographie, das Gresetz von der Konstanz der Kanten- Winkel« in seiner allgemeinen Gültigkeit. 1783 Der französische Naturforscher Pil&tre tft RoziMr und der Marquis tf'ArlandM wagen es, am 19. Oktober von den Gärten von La Muette aus in einer Montgolfi^re selbst in die Lüfte zu steigen. Bis dahin hatte man nur versuohsweiBe Tiere in K&figen mit in die Lüfte genommen. — Horace Benedict tft Saimort erfindet ein Haarhygrometer, welches dem 1774 von Deluc konstruierten Hygrometer, zu dem letzterer erst Elfenbein, dann Fischbein verwandte, wesentlich überlegen ist und später von Koppe und namentlich von Klinkerfues verbessert wird. — Karl Wilhelm SchMit entdeckt, daß bei Einwirkung von Bleioxyd auf Brennöl eine eigentümliche süße Substanz ausgeschieden wird, und zeigt 1784, daß diese Substanz, das ölsüß oder, wie Chevreul es später nennt, das Glycerin auch in andern Fetten und ölen enthalten ist. — Lazzaro Spallanzanl stellt die eiweißlösende Wirkung des Magensaftes fest imd weist nach, daß der Magensaft unter geeigneten Bedingungen auch außerhalb des Körpers dieselben Umwandlungen wie im Körper bewerk- stelligt. Er erkennt auch die saure Eeaktion des Magensaftes. — Alessandro Volta gelangt vom Elektrophor (s. 1762y.) durch Verringerung der Dicke der Isolierschicht zum sog. Kondensator, der aus zwei Metall- platten mit schwacher Isolierschicht, am besten Firnis, besteht und zum Nachweis geringer Elektrizitätsmengen dient. Das Instrument wird 1847 von Kohlrausch wesentlich verbessert. — Die im Jahre 1543 entdeckten und im Jahre 1710 von dem Spanier Padilla wieder aufgefundenen, jetzt deutschen Palauinseln werden in Europa erst bekannt im Jahre 1783 durch A. Wlltoil, der dort Schiffbruch erleidet und längere Zeit verweilt. — William WlthMrlüf entdeckt den aus kohlensaurem Baryt bestehenden Witherit (dem Werner den Namen gibt) bei Leadhills in Schottlands. — £. A. W. Zimmermann schätzt auf Grund der Cook'schen Entdeckungsfahrten das Verhältnis von Wasser zu Land auf der Erde wie 2,7 : 1. (S. a. 1681 M.) 1784 Nachdem Graf Karl von Sickingen 1772 die Schweißbarkeit des Platins erkannt hatte, stellt Franz Karl AchanI zuerst Platin tiegel her, indem er durch Zusammenschmelzen mit Arsen schmiedbares Platin erzeugt. — George Atwood beschreibt in seiner Schrift „On the rectilinear motion and rotation of bodies'* die nach ihm benannte Fallmaschine, die im Prinzip schon 1746 von C. G. Schobar in Wieliczka angegeben worden war. — Joseph Bramah erfindet ein Kombinationsschloß mit Schlüssel, das schneU eine große Verbreitung erlangt und nach seinem Erfinder „Bramah-Schloß'' genannt wird. Zur Bearbeitung der Teile dieses Schlosses verwendet er Fräsen. — Nachdem der französische Seeoffizier De Genne (1678) einen mechanischen Webstuhl entworfen hatte, der ebenso wie die von Jacques de Vaucanson (1745) erfundene Webemaschine sich nicht als gebrauchsfähig erwies, baut Edmond Cartwricht den ersten brauchbaren mechanischen Webstuhl. — Jean Dominique Cassini da Thury zeigt, daß im Keller der Pariser Stern- warte im Verlaufe eines Jahrhunderts die Veränderungen des Thermometer- standes sich auf wenig über 0,02^ beliefen; der stabile Stand war 11,82®. — Henry Cavantfitli beobachtet, daß auf reine dephlogistierte Luft (Sauerstoff) und auf reine phlogistierte Luft (Stickstoff) der elektrische Funken nicht wirkt, daß dagegen in einem Gemisch von beiden eine chemische Verbindung entsteht, die er als identisch mit Salpetersäure erkennt. — 239 — 1784 1784 Charles Augustdn Coulomb untersucht die Gesetze der Torsionselastmtat an feinen Fäden und Drähten und wendet zu seinen Versuchen die Methode der sogenannten Oszillationen an. Er findet, daß die Torsionskraft dem Torsionswinkel proportional ist, was mit gewissen Einschränkungen (für einige Metalle) von Warburg 1880 bestätigt wird. — Oliver Evans baut ein vielfach in Anwendung gebrachtes G^treidereinigungs- Siebwerk (ßolling Soreen and Fan). — Johann Peter Franz Xaver Faukiii macht Reformvorschläge für die Hospi- täler und verlangt namentlich Evakuation und Lüftimg der längere Zeit mit Kranken belegt gewesenen Räume. — Johann Wolfgang von CkM hi entdeckt gleichzeitig mit Felix VIcq d'Azyr den Zwischenkiefer am Schädel des Menschen. Durch diese Entdeckung wird Goethes Überzeugung von der Kontinuität des osteologischen Typus durch alle Gestalten hindurch bestätigt, eine Idee, auf der die vergleichende Anatomie beruht. (Goethe: Osteologie.) Diese Entdeckung soll übrigens 1626 schon von dem Holländer S. van den Spickel gemacht worden, aber imbeachtet geblieben sein. — Christian Friedrich Samuel Hahnomann stellt den Grundsatz auf, daß bei chemischen Prozessen die verschiedene Löslichkeit die wechselseitige Zer- setzung bedinge, indem stets die für die statthabende Temperatur schwer- löslichsten Salze herauskrystallisieren. (S. a. 1780 S.) In BerthoUet's Af- finitätslehre wird dieser Satz sehr erweitert. — Ren6 Just Hauy stellt das Gesetz der Symmetrie (nach dem die Verände- rung einer Krystallform durch Kombination mit andern Formen sich stete auf alle gleichartigen Teile erstreckt) und das Gesetz der Achsen Verände- rung durch rationale Ableitungskoeffizienten auf. — Friedrich Wilhelm Hortdiol stellt in seinem Buche „On the construction of heavens*' die Theorie auf, daß die sichtbaren Sterne samt der Milchstraße einen linsenförmigen Haufen bilden und die Sonne sich etwas außerhalb der Mitte desselben befindet. — John Joffrlos aus Boston und Nicolas Fran^ois Blanchartf unternehmen in London die erste, ausschließlich wissenschaftlichen Zwecken dienende Luftschiffahrt und erreichen eine Höhe von 2740 m. Sie konstatieren da- selbst eine Temperatur von — 1,9®, während auf der Erdoberfläche eine solche von 10,6" herrscht. — Mikroskopische Präparate werden in der Art aufbewahrt, daß man sie zwischen einem Glasstreifen, auf welchem das Objekt präpariert worden ist und dem Deckglas, einem sehr dünnen Glasplättchen, luftdicht ein- kittet. Das Deckglas ist von Jan Ingonhoutt erfunden. — Christian Kramp unternimmt es zuerst, Ballonbeobachtungen für die Lehre von der barometrischen Höhenmessung fruchtbar zu machen. (Vgl. auch 1749 W.) — Lambert setzt in* St. Cloud den ersten KrystaUglasofen in Frankreich in Betrieb und legt damit den Grund zu der Fabrikation des berühmten französischen Bleikrystallglases. (S. a. 1612 N.) — Antoine Laurent Lavoltlir zeigt, daß der Weingeist aus Kohlenstoff, Wasser- stoff und Sauerstoff besteht. — Der Mathematiker Simon Antoine Jean Lhnilior begründet rechnerisch den zweckmäßigen Bau der Bienenzellen. — Capel Lloft aus Bury konstruiert eine mähmaschinenartige Vorrichtung, die als Schneideapparat einen einfachen Messerkamm enthält, wie solcher bereits von Palladius (s. 78 und 390) beschrieben worden war. — Der Engländer Lionel Lnkln baut das erste Rettungsboot zur Bergung Schiffbrüchiger. Das Boot ist mit Luftkästen, Korkeinlagen und einem — 240 — 1786 schweren Eisenkiel versehen. Ein verbessertes Rettungsboot dieser Art stellt 1789 Henry Greathead her. 1784 John MIcMI erfindet die Torsionswage, die auch Coulomb'sche Drehwage genannt wird, weil Coulomb sie zum Messen magnetischer und elektrischer Kräfte zuerst benutzte. (Vgl. 1785 C.) — James Moore komprimiert bei einer Amputation des Unterschenkels den Nervus ischiadicus und cruralis mit einem Kompressorium, wodurch die Ox>eration schmerzlos verläuft. — William Murdocli verfertigt das Modell eines Dampfwagens imd führt tat- sächlich Fahrten damit aus. Das Fahrzeug hat drei Räder. Aus dem senkrechten Dampfkessel ragt der Arbeitszylinder heraus, dessen Kolben- stange einen einarmigen langen Hebel bewegt, der seinerseits durch eine Lenkstange die Radachse in Umdrehung versetzt. — Der Mechaniker Salsano in Neapel konstruiert einen, wenn auch primitiven, Pendelseismographen und bereitet dadurch der Verwendung des Pendels für seismische Zwecke den Weg. Vor ihm sollen (nach Mario Baratto) Apparate zu seismischen Beobachtungen von Andrea Bina (1751), Graf Catanti (1751), Michele Augusti (1779) und Nicola Cirillo (1781) konstruiert worden sein. (Vgl. auch 1703 H.) — Karl Wilhelm Schsolo erkennt zuerst, daß die aus Weingeist und organischen Säuren entstehenden Äther bei Einwirkung passender Agentien leicht wieder in Weingeist und die angewandte Säure zerfallen, was von Chenevix, Th^nard u. a. bestätigt wird. — Karl Wilhelm Schsolo stellt zuerst die Citronensäure in reinem krystallisiertem Zustand aus Oitronensaft her, und zeigt, daß der Saft der Ribes grossularia neben Citronensäure auch eine Säure enthält, die auch in den sauren Äpfeln vorkommt, imd der er den Namen Äpfelsäure gibt. — James 8lx würdigt zuerst die Bedeutung der nächtlichen Strahlung, über die nach ihm Melloni (1831), PouiUet (1838), Maurer (1887) und viele an- dere arbeiten. Maurer findet, daß die nächtliche Strahlung 0,13 Kalorien beträgt, d. i. ungefähr den zehnten Teil des Strahlimgsbetrags, welchen die Flächeneinheit (1 qcm) bei normaler Bestrahlimg und hohem Sonnenstand in der Zeiteinheit von der Sonne empfängt. — Moritz Gerhard Thiloiilas macht den ersten Versuch, den Klumpfuß durch Durchschneidung der Achillessehne zu heilen, der jedoch keinen vollen Erfolg hat. — James Watt erfindet die Parallelogrammführung imd wendet für die Dampf- maschine den Zentrifugalregulator an, der vereinzelt schon im Mühlen- betrieb gebraucht worden war. Mit diesen letzten Vervollkommnungen ist die Dampfmaschine nunmehr befähigt, ihren Siegeszug durch die Welt anzutreten. — James Watt spricht zuerst den Gedanken des Dampfhammers aus, indem er ein Projekt entwirft, ein Gewicht durch Dampfdruck wiederholt auf gewisse Höhe zu heben, um es wieder auf das Schmiedestück zurückfaUen zu lassen. Ein ähnlicher Entwurf wird 1806 von W. Deverell gemacht. 1785 Franz Karl Achartf beschreibt zuerst den Siedeverzug (die Erscheinung, daß Flüssigkeiten erst bei höherer Temperatur, als dies ihrem normalen Siedepunkt entspricht, zu sieden beginnen). Eingehendere TTntersuchungen darüber werden von Gay-Lussac (s. 1818 G.), Rudberg (1837), Marcet (1842), Donny (s. 1843 D.), Dufour (1865), von welch letzterem auch der Name Siedeverzug (Retard d*6bullition) herrührt, angestellt. — Der Architekt Ango führt in einem Hause in Boulogne die erste bekannte schmiedeeiserne Deckenkonstruktion aus, die sprengewerkartig 6,50 m über- Darmitaedter. 10 — 241 — 1786 spannt und als Vorläufer der eisernen Balkendächer anzusehen ist, aber zunächst wenig Beachtung findet. 1786 Der französiBche Chemiker Claude Louis Barlholltt erfindet die Chlorbleiohe und entdeckt 1792 das unterchlorigsaure Kali. Im gleichen Jahre ver- öffentlicht er seine Untersuchungen über das Ammoniak; er zeigt, daß die Volum Vergrößerung, die der elektrische Funke beim Durchschlagen durch Ammoniakgas bewirkt, durch die Zerlegung des Gases bedingt ist und findet in dem entstehenden Gasgemenge Stickstoff und Wasserstoff als alleinige Bestandteile, deren Mengeverhältnis er feststellt. ~^ Nicolas Fran9ois Blanchartfi der erste berufsmäßige Luftschiffer, fährt nach einem vorher überlegten Plane am 7. Januar im Luftballon von Dover nach Calais: die erste Luftreise nach einem bestimmten Ziele. (S. a. 1784 J.) — Joseph Branudi erfindet die Flügelpumpe, bei welcher sich die Kolben in einem zylindrischen Gehäuse, mit dessen Mittelachse die Schwingungsachse des Kolbens zusammenfäUt, schwingend bewegen. — Charles Augustin Coulomb führt mittels der Drehwage (s. 1784 M.) die für die Elektrotechnik fundamentalen Untersuchungen über die ponderomotorischen Wirkungen elektrisch geladener Körper aus und findet als Ergebnis das auch für die heutige elektrische Meßtechnik noch den Ausgangspunkt bildende, seinen Namen tragende Grundgesetz, wonach zwei elektrische Teilchen sich gegenseitig anziehen oder abstoßen mit einer Kraft, die im geraden Verhältnis der wirkenden Elektrizitätsmengen und im umgekehr- ten Verhältnis des Quadrats ihrer Entfernung steht. — Charles Augustin Coulomb konstruiert das erste Magnetometer zur Ermitt- lung der Änderungen der Deklination. — Charles Augustin Coulomb untersucht mittels der Drehwage, welcher Art die Kräfte sind, die auf den Magneten einwirken, nach welcher Richtung dieselben tätig sind und bestimmt mittels dieses Apparates auch die Größe des Drehtmgsmoments, welches den Magnet in den Meridian zurückführt. — Charles Augustin Coulomb untersucht die Femwirkung magnetischer Massen aufeinander mit Hilfe der Drehwage und gelangt bei dieser Unter- suchung zur Auffindung der nach ihm benannten Grundgesetze der Fem- wirkung, wonach die magnetischen Anziehungen und Abstoßungen dem Quadrate der Entfernungen umgekehrt proportional sind. — Charles Augustin Coulomb stellt Untersuchungen über den Elektrizitäts- verlust eines geladenen und isoliert aufgehängten Körpers in Luft an. — Charles Augustin Coulomb ermittelt durch ausgedehnte Versuchsreihen, bei denen er sich des von ihm erfundenen Tribometers bedient, die Greeetze der gleitenden und der drehenden Reibung und erlangt mit seiner Arbeit den 1779 von der Acad6mie des sciences ausgesetzten Preis. — Thomas Fowler führt an Stelle der bisher gebrauchten Arsensäure (s. 1697 J.) eine Lösung von arseniksaurem Kali in die Medizin ein, die imter dem Namen „Fowler*8che Lösung" das am meisten angewandte Arsenikpräparat darstellt. — Friedrich Wilhelm Htnchol vervollkommnet das Spiegelteleskop (s. 1666 N.), indem er behufs Steigerung der Helligkeit den Auffangspiegel wegläßt und dem Hauptspiegel eine geringe Neigung gegen die einfallenden Büschel gibt. Er konstniiert ein derartiges Instrument von 12,2 m Länge bei 1,22 m Öffnung. — John Hunter entdeckt den Kollateralkreislauf, der sich nach Unterbindung oder Verstopfung einer größeren Arterie entwickelt, indem das Blut dann mit größerer Kraft und in größerer Menge in die Seitenäste des ge- schlossenen Gefäßes eingetrieben und auf Seitenwegen zu dem Teil ge- — 242 — 1785 langt» der eigentlioh von dem geschlossenen Gefäß versorgt werden sollte. Er gründet hierauf seine Anenrysmabehandlong durch proximale Ligatur in größerer Entfernung vom Aneurysma, die bis zur Periode der Antisep- tik das vorherrschende Verfahren bleibt» während alsdann die Exstirpation immer mehr in den Vordergrund tritt. 1785 Richard Klrwan fördert durch seine physisch-chemischen Schriften die ana- lytische Chemie. 1785 — 88 Der Seefahrer Jean Fran^ois de Galaup Lm De Cmirt, Creneral-Inspekteur des franzosischen Wegebaus, gibt die erste Anregung zur Konstruktion und Verwendung schwerer, und zwar hohler gußeisemer Walzen für Wegebauzwecke. — Ernst Friedrich Ohladnl gelingt es, die Tatsache, daß eine Platte niemals als Ganzes schwingen kann, sondern sich immer in mehrere durch Knoten- linien getrennte schwingende Teile zerlegt, durch die nach ihm benannten Klangfiguren sichtbar zu machen. Er bestreut die Platte mit trocknem, staubfreiem Quarzsand, der von den schwingenden Teilen der Platte fort- geworfen wird und sich auf den ruhenden Stellen, den Knotenlinien, ansammelt, wodurch auf der Platte scharfe, regelmäßige Figuren ent- stehen. — GoUliigir erfindet die Patentachse, eine auch noch heute bei Luxusfuhr- werken angewendete Konstruktion der Achsen und Naben, bei der ein dichter Abschluß der Achsenschenkel nach außen hin und infolgedessen die Anwendung flüssiger Schmiere ermöglicht und das Eindringen von Schmutz und Staub verhindert wird. Er konstruiert auch die erste Patent- buchse für Fuhrwerke. — G. V. M. FafcfcronI zählt in seiner Abhandlung über die Gärungsvorgänge die Hefe den animalischen Substanzen zu. — > Der amerikanische Ingenieur John FItch fährt mit dem von ihm erfimde- nen, zum erstenmal mit einer Schiffsschraube versehenen, durch Dampf betriebenen Boot „Perseverance" auf dem Delaware, ohne daß jedoch dieser Versuch eine Folge hatte. Bemerkenswert ist, daß er bereits einen aus einem großen Schlangenrohr bestehenden Wasserrohrkessel und einen ähnlich gebauten Oberflächenkondensator verwendet. -^ Fr. E. Fotoi veröffentlicht umfangreiche Arbeiten über den Kropf und den Kretinismus tmd sieht das Primäre der veränderten Kopfform in einer Verhärtung und Verkleinerung des Gehirns, deren Folge die fehler- hafte Bildung der Kopfknochen sei. — Fowcroy und HahMUMUin empfehlen gleichzeitig zum Nachweis des Bleis das Schwefelwasserstoffwasser. Zum Nachweis des Bleis im Wein empfiehlt Hahnemann dasselbe sauer anzuwenden, damit es nicht Eisen niederschlage. Später (1795) empfiehlt er Probeflüssigkeiten aus Kalkschwefelleber und Weinsäure (Hahnemann*sche Weinprobe). — > Friedrich Wilhelm Hsnclitl entdeckt am 11. Januar zwei Satelliten des Uranus und bestätigt im gleichen Jahre die zuerst von J. D. Cassini (s. 1675 C.) gemachte Beobachtung, daß der Satumring in zwei Ringe von ungleicher Breite geteilt ist. — > Bernhard Friedrich Kolra erklärt in seiner Schrift „Versuch über den Mechanismus der Gletscher" die Bewegung durch den Druck der oben liegenden Fimmassen, erörtert die Entstehimg der Moränen und verfolgt alte Moränen weit über das jetzige Eisgebiet hinaus. Er schließt aus seinen Befunden auf eine frühere ungewöhnlich große Ausdehnung der Gletscher. — Antoine Laurent LavoMK untersucht quantitativ die Beziehungen des Zuckers zu den während der Gärung gebildeten Produkten und kommt zu dem Schlüsse, daß der Vorgang in einer Spaltung des Zuckers in zwei — 247 — 1787 Teile beruht, von denen der eine zu Kohlensäure oxydiert, während der andere in Alkohol umgewandelt wird. 1787 Antoine Laurent Lavoiiltr vergleicht den Wert einer Anzahl Brennmate- rialien in Beziehung auf die durch gleiche Grewichtsmengen erzeugte Wärme. — LmrolslMr, Barlliolltt und Fowcroy geben gemeinsam mit Guyton tfe MorvMM die „Nomenclature chimique" heraus, in der bereits die Prinzipien der heutigen chemischen Sprache enthalten sind. — LeithüMr in Idria führt an Stelle der Aludelöfen zur Destillation des Queck- silbers (s. 1633 B.) gemauerte, innen zementierte Kondensationskammem ein, welche zu mehreren zu beiden Seiten des Ofens, abwechselnd oben und imten miteinander in Verbindung stehen. Später wird dann der konti- nuierliche Betrieb mit Schachtofen und in neuester Zeit mit Fortschaufe- lungsöfen eingeführt. — Paolo Mascagnl gibt in seiner Schrift „Vasorum lymphaticorum corporis humani historia et iconographia" die Kesultate seiner Forschungen über das Lymphgefäßsystem aUer Tierklassen wieder. — Der Schotte Patrick Miller baut ein Doppelboot, das durch zwei von Men- schenhand gedrehte Schaufelräder bewegt wird. Auf Anraten von James Taylor benutzt er zum Antreiben der Kader später eine von WiUiam Symington gebaute atmosphärische Maschine, und imtemimmt in den Jahren 1788 tmd 1789 mehrere gut gelungene Probefahrten. Trotzdem hat sein Vorschlag keinen dauernden Erfolg. (Vgl. a. 1783 J. und 1787 F.) — William Nlcholsoii konstruiert ein Gewichtsaraeometer, das aus einem zylin- drischen oben und unten zugespitzten Schwimmer aus Messingblech be- steht, der an seinem oberen und unteren Ende mit Wagschalen versehen ist, so daß man einen Körper unter oder über Wasser von dem Schwimmer tragen lassen kann. Durch oben aufgelegte Gewichte wird der Schwimmer beide Male bis zur gleichen Marke versenkt. Indem der Körper so über und unter Wasser gewogen wird, erhält man sein spezifisches Gewicht. — Nachdem das Mutterkorn in der Bekämpfung von Frauenkrankheiten 1661 bereits von Lonicerus erwähnt worden war, berichtet Pauiltzky in Kim zuerst über dessen Anwendung als Pulvis ad partum. — Der irische Maler Robert Pwrku führt zuerst ein Panorama zu Zwecken der Schaustellung aus, indem er in London eine 45 Fuß im Durchmesser haltende Rotunde errichtet, in der die russische Flotte auf der Reede von Spithead dargesteUt ist. (Vgl. 1792 B.) — Nachdem der Anbau der Kartoffel trotz dec seit 1663 fortgesetzten Be- mühungen der Royal Society nur langsam fortgeschritten war, gelingt es Antoine Augustin PaimtntlMr durch seine Schriften „Instruction sur la con- servation et les usages de la pomme de terre" und „Trait^ sur la culture et les usages des pommes de terre" ihr die weiteste Verbreitimg zu schaffen. — Joseph Louis Proust erkennt zuerst den Silbergehalt des Meerwassers, der 1850 von Malaguti, Durocher und Sarzeaud mit 1 mg in 100 Liter Meer- wasser nachgewiesen wird. — James RnuiMy, ein amerikanischer Ingenieur, wendet zuerst die von Ber- noulli (vgl. 1738 B.) geäußerte Idee des Reaktionspropellers zum Betriebe eines Dampfechiffes an, welchem indes ein praktischer Erfolg nicht be- schieden war. — Nachdem am 8. August 1786 der Montblanc zum erstenmal von Dr. Pacard mit Jacques Balmat bestiegen worden war, macht am 1. August 1787 Horace Benedict dt 8aiitsiirtt seine epochemachende Besteigung dieses Berges, die die alpine Touristik einleitet und gleichzeitig durch die dabei erzielten wissenschaftlichen Resultate von Bedeutung ist. Seine barometrischen — 248 — 1788 Simultanbeobaohtungen auf dem Gipfel und in Ohamouny werden für die Höhenmeteorologie wertvoll. (S. a. 1705 D.) 1787 Horace Benedict dt Sautmrt gibt ein anschauliches Bild des Symptomen- komplexes der zuerst von Acosta (s. 1590) und später (1730) von Bouguer, De la Condamine, Godin und UUoa beschriebenen Bergkrankheit. Auf die Blutungen aus Lippen und Augen, die zuweilen dabei auftreten, macht zuerst Alexander von Humboldt aufmerksam. — John Swuttf erfindet für die atmosphärische Maschine die Kataraktsteuerung, deren Bestimmung ist, bei jedem Hubwechsel eine beliebig lange Pause zu erzeugen und die Anzahl der Hübe nach dem Wasserzufluß in der Grube zu regulieren. Der Katarakt läßt sich auch als Hubzähler benutzen. — > Nachdem fikeberg (1767) in seiner Abhandlung „Die chinesische Ölpresse und Pressimgsart*' das bei den Chinesen übliche Verfahren beschrieben hatte, die Saat vor dem Pressen über kochendem Wasser zu wärmen, führt sich diese Art der Erwärmung anstatt der bisherigen über freiem Feuer, auch in Europa ein. John Swuttf nimmt ein Patent auf einen Wasserheizapparat für Ölsaaten, und vielfach ist von sogenannten Dunst- bädem die Rede. Diese Wärmvorrichtungen fallen jedoch mit der Ein- führung der Dampfmaschinen in die Ölmühlen fort. (S. a. 1830 C.) — Graf Charles von Stanbope in London konstruiert mit Hilfe des Technikers Walker die nach ihm benannte Buchdruckerpresse, eine ganz aus Eisen hergestellte Maschine, deren kräftig wirkender Mechanismus den Druck einer Form mit einer Hand und in einem Zuge gestattet, während die damaligen Holzpressen deren zwei, und überdies das Ziehen des Bengels mit beiden Händen, erforderten. Er verwendet zuerst Walzen zum Ein- färben des Satzes. — Alessandro Volte erkennt unabhängig von Bennet (s. 1786 B.) die Spitzen- wirkung der Flamme und findet, daß das Bestreichen der Oberfläche elektrisierter Körper mit einer Flamme das beste Mittel zur Entfernung der elektrischen Ladung ist. — Adam Walkir empfiehlt zur künstlichen Kälteerzeugung Glaubersalz in verdünnter Schwefelsäure zu lösen. — J. Wllklnton erbaut das erste eiserne Schiff. Doch beschränkt sich in der Folgezeit die Verwendimg des Eisens im Schiffbau auf vereinzelte Fälle, und erst in den Jahren 1812 und 1813 werden wieder eiserne Boote für die Kanalfahrt in Staffordshire erwähnt. (S. 1820 M.) 1788 Claude Louis Borlliollot entdeckt das nach ihm benannte Knallsilber, indem er den Niederschlag, den Kalkwasser in einer Lösung des Silbers mit Sal- petersäure gibt, längere Zeit mit Ammoniak überschichtet. Im gleichen Jahre stellt er fest, daß Schwefelwasserstoffgas keinen Sauerstoff enthält. (S. a, 1787 B.) — Charles BlQgJaii veröffentlicht seine Untersuchungen über die Gesetze der zuerst von J. Conradi (s. 1677 C.) beobachteten Unterkühlung (Gefrierver- zögerung) und steUt quantitative Versuche über Gefrierpunktsemiedrigungen bei Salzen an. Die Beobachtimgen über die Unterkühlung werden 1861 von Dufour noch vertieft. Auf der Tatsache der Unterkühlimg des Wassers beruht die Bildung des Reifes und des Rauhfrostes, die entstehen, sobald das in der Luft befindliche unterkühlte Wasser die leiseste Erschütterung an einem festen Gegenstande erfährt. — Jean Charles Bonta gibt die Methode der doppelten Wägung an, bei welcher das Wägestück zuerst durch beliebiges Material, z. B. Schrot, ausgewogen wird, während nach Entfernung des Wägestücks die leer gewordene Schale mit so viel Gewichten besetzt wird, daß die Wage wieder einspielt. Bei — 249 — 1788 dieser Methode (Tariermethode) ist man von der Gleichheit der Arml&ngen der Wage unabhängig. 1788 Tiberius Gawallo ersetzt das feste Dielektrikum bei Voltaa Kondensator (s. 1782 V.) durch eine Luftschicht und gelangt so zum Luftkondensator, der zwar schwächer wirkt als Volta's Instrument, dafür aber keine Fälschung durch tmfreiwillige reibtmgselektrische Erregung veranlaßt. — Charles Augustin Conlomb macht Versuche über die Menge der erregten Influenzelektrizität und stellt den Satz auf, daß unter sonst gleichen Um- ständen die Menge der Influenzelektrizität der Menge der erregenden Elektrizität proportional ist. — Erasmus Darwin betrachtet zuerst die Domen, Rindengifte, scharfriechen- den Ausdünstungen, Schleimdrüsen und andere Einrichttmgen der Pflanzen als Schutzmittel gegen die Angriffe räuberischer Insekten und den nackten Mtmd der Vierfüßler. — Thomas Dtnman empflehlt nach dem Vorgang Macaulays (s. 1756 M.) die künstUohe Frühgeburt. Er macht die ersten Beobachtungen über die Selbstwendung und spricht zuerst aus, daß das Kindbettfieber durch Arzt und Hebamme verschleppt werden könne. — Während man sich beim Waschprozesse bis dahin zum Einreiben der Lein- wand mit Seife gekerbter Bretter bediente, geht William Firiloii zuerst dazu über, diese Bretter durch einen Mechanismus zu bewegen, was die Anfänge der Seifmaschine vorstellt. — James Hntton veröffentlicht seine „Theory of the Earth", in der er g^;en- über dem von Werner seit 1785 gelehrten Neptunismus eine scharfe Grenze zwischen den sedimentären und den aus magmatischem Glutbrei erstarrten Gresteinen zieht, womit er der Schöpfer der wissenschaftlichen plutonischen Lehre wird. — Nachdem man bis dahin der Ansicht gewesen war, daß Wasser und Luft ^ne chemische Verbindung miteinander eingingen, die sich bei einer gewissen Abkühlung wieder in ihre Urbestandteile trenne, stellt James Hntton die moderne Theorie des Auflösungs- und Kondensations- prozesses auf, wonach das Wasser in der Luft wirkliches Wasser bleibt» das nur dem Auge zeitweilig entzogen ist und erst durch Koagulation sich den Sinnen wieder bemerklich macht, während geeignete Apparate und Beobachtungen von seinem Vorhandensein auch in der Zwischenzeit Bechenschaft geben. (S. a. 1280 K.) — Der Mechaniker Wolfgang von Kompolon baut eine Sprechmaschine, welche die Stimme eines Kindes von 3 bis 4 Jahren nachahmt. (Vgl. 1843 F.) — Joseph Louis Lagmngo stellt in seiner „M^anique analyüque" das Prinzip der virtuellen Verschiebungen als ein Axiom an die Spitze der ganzen Mechanik und leitet aus dessen Verbindung mit dem d'Alembert'schea Prinzip die Hauptprinzipien der allgemeinen Mechanik ab. — Antoine Laurent Lnvoliior behauptet zuerst, daß die Essigsäure aus dem Weingeist durch Sauerstoffaufnahme entstehe. Die quantitative Zusammen- setzimg der Säure wird erst durch Berzelius (s. 1814 B.) bestimmt. — Johann Tobias Lowitz erhält durch wiederholte Destillation der konzen- trierten Essigsäure über Kohlenpulver den Eisessig. — Vincenzo Malacarno begründet die pathologische Anatomie des Kretinismus. (Vgl. 1657 H. und 1787 F.) — Nachdem 1740 Marggraf die ersten Versuche gemacht hatte, durch Er- hitzen der fein zerteilten Metalle mit Phosphor Phosphormetalle herzu- stellen, wobei ihm jedoch nur die Herstellung von Phosphorkupfer und Phosphorzink gelang, stellt Bertrand Mlotlor durch Erhitzen der Metalle - 250 — 178<» mit PhoBphorsäure und Kohle eine gröBere Zahl von Phosphormetallen her. Das Phosphorcaloium erhält zuerst Smithson Tennant 1791. 1788 Pater PHgran giht in seinen „Untersuchungen über das WahrscheinUohe der Wetterktmde" trefOiche Grrundlagen für die Beurteilung der Wärme-, Niederschlags- und Windverhältnisse in Wien während der Jahre 1762 bis 1786 und zieht bereits aus seinen Beobachtungsregistem Schlüsse auf den Normalcharakter der Witterung. — Horace Benedict dt Santiart macht wichtige Untersuchungen über die Luft- bewegung, die eine neue Epoche der Meteorologie einleiten. — Horace Benedict dt Sftiissnrt veröffentlicht die bei seiner Montblanc- besteigung (s. 1787 S.) gemachten Beobachtungen über die Veränderung der Lufttemperatur mit der Höhe, die als Resultat ergeben, daß ein Höhenunterschied von 100 m eine Temperaturemiedrigung um 0,63^ bewirkt. — > Karl Wilhelm Schttlt entwickelt die analytische Chemie derart, daß seine Analysen des Flußspates, des Schwersteins, des Braunsteins usw. auch heute noch schätzbare Unterlagen für den Analytiker bilden. — Jean Andr6 Vtntl fördert die Orthopädie insbesondere durch die in seinem großen Werke „Descriptions de plusieurs nouveaux moyens m^haniques propres ä corriger les courbures laterales etc.** niedergelegten Untersuchungen über die Beschaffenheit und Ursache der Verkrümmungen und Deviationen am menschlichen Körper. Er begründet die erste orthopädische Heil- anstalt in Orb in der Schweiz. 1789 Der Karlsbader Arzt David Btditr macht zur Bestimmung des kohlen- sauren Natrons im Rückstand von Karlsbader Sprudelwasser die nach- weLslich erite wirkliche Titrierung mit einer auf reine Soda gestellten verdünnten Schwefelsäure, wobei er sich des Veilchensaftes (s. 1667 B.) als Indikators bedient. 1789 — 92 Edmond Oartwright nimmt vier Patente auf Wollkämmmaschinen, ohne dieselben jedoch zu einem praktisch brauchbaren Zustande fördern zu können. il 1789 Charles Augustin Coulomb sucht zuerst die Verteüimg des freien Magne- tismus in Stahlstäben experimentell zu bestimmen, indem er eine 16 mm lange Magnetnadel von hartem Stahl sehr nahe bei einem vertikal auf- gestellten Magnete schwingen läßt, erhält hierbei jedoch ein nur sehr angenähertes Resultat. (Vgl. auch 1846 R.) — Der französische Gresandte in Genf, HtmilB, veranlaßt, wie Ramend erzählt, mit Hilfe von Tannen, die er in Gletscherspalten einsetzt, die ersten Messungen über das Vorrücken der Gletscher im Faucigny (Pyrenäen). — C. G. Htmumn beschreibt den ersten selbsttätigen Regenaufzeichner, mit dem der 1842 von C. F. Mohr konstruierte Regenmesser im Prinzip über- einstimmt. — Friedrich Wilhelm Htraditl entdeckt am 28. August den ersten imd am 17. September den zweiten Satelliten des Saturn, welche die Namen Mimas und Enceladus erhalten. — William Jiltop wendet zuerst gußeiserne Eisenbahnschienen in JL-Form mit verdicktem Kopfe an. In dieser Konstruktion sind die ersten Anfänge in der Entwicklung der heutigen Breitfuß -Eisenbahnschienen zu erblicken. (Vgl. 1832S.) Im Jahre 1798 versucht Jessop die hölzernen Eisenbahnschwellen durch Steinwürfel zu ersetzen, eine Konstruktion, die vielfach nachgeahmt worden ist und sich auf einigen deutschen Bahnlinien bis zum Jahre 1880 erhalten hat. — Antoine Laurent dt Jmitii stellt im Anschluß an die Arbeiten seines Onkels Bemard de Jussieu ein natürliches Pflanzensystem (System von — 251 — 1789 Trianon) auf, in welchem er die Gattungen nach ihrer Ähnlichkeit zu größeren Gruppen — natürlichen Familien — vereinigt, die er (etwa 100) durch Merkmale umschreibt. £r macht als einer der ersten auf die Ver- schiedenheit zwischen den fossilen Pflanzen aus Kohlenbergwerken und den Pflanzen unserer Klimate und andrerseits auf deren Analogie zu den äquatorialen Pflanzen aufmerksam. 1789 Nachdem Bösel von Kosenhof 1758 eine Beschreibung der bis zu seiner Zeit bekannten Amphibien und wichtige Notizen über deren Fortpflanzung gegeben hatte, veröffentlicht Bemard Crermain Etienne dt LaeipM» seine „Histoire naturelle des reptiles**, die sich durch sorgfältige Schilderung der einzelnen Arten der Amphibien auszeichnet. — Alexander Macktiizit erforscht den Mackenziefluß in Kanada und verfolgt diesen Strom bis zu seiner Mündung. £r stellt die ersten genaueren Orts- bestimmimgen im amerikanischen Norden an. — Isaac MlliMr entdeckt, daß beim Überleiten von Ammoniak über glühenden Braunstein Stickoxyd und Salpetersäure entstehen. — James Moort empfiehlt die Wundheüung unter dem Schorf. Seine Preis- schrift wird von John Hunter bekannt gemacht imd in Deutschland 1862 von Volkmann der Vergessenheit entrissen. — O'BriM erhält zuerst das Indigblau durch Sublimation aus dem Indigo; in krystallisiertem Zustande wird dasselbe 1843 von Fritzsche aus einer alkalischen Lösung des Indigweiß (Indigküpe) gewonnen. — Josse RamtdM konstmiert für Palermo ein Azimutalinstrument mit Voll- kreis (s. 1675 B.), bei welchem über einem dreifüßigen Horizontalkreis ein fünffüßiger Vertikalkreis spielt. — Humphry Rtpton entfernt alles Mechanische und Formelle aus der Anlage der englischen Gärten imd wird der Schöpfer der Landschaftsgärtnerei, die auch in Deutschland, insbesondere durch den Fürsten Pückler Muskau und durch Skell in großartiger Weise gepflegt wird. — Antonio Scarpa entdeckt das membranöse Ohrlabyrinth, den Nervus naso- palatinus und das seinen Namen tragende Dreieck am vorderen Teil des Oberschenkels. — Der Pianofortefabrikant Schnell in Paris stellt ein „Anemochord" genanntes pneumatisches Musikinstrument her, bei dem mittels k;ünstUch (durch Bälge) erzeugten Windes die Töne der Äolsharfe nachgeahmt werden. Die Idee wird später von Kalkbrenner und von Henri Herz wieder aufgenommen. — Paets van Troostwljk und Mmann beobachten die erste unzweideutige Zer- legung eines zusammengesetzten Stoffes durch die Wirkung der Elektrizität, indem sie Wasser in brennbare Luft und Lebensluft scheiden, wie sie in einem Briefe an Delam^therie mitteilen. — Nicolas Vainnitlin erwirbt sich Verdienste um die analytische Chemie, die er vereinfacht und zu einem hohen Grad von Präzision führt. — Alessandro Volta wiederholt den Galvani*schen Versuch (s. 1780 G.) und findet, daß die Zuckungen des Froschsohenkels nur dann eintreten, sobald derselbe mit zweierlei sich berührenden Metallen verbunden wird. Er schließt daraus, daß die Berührung verschiedener Metalle die Quelle der Elektrizität sei, die sich in dem Froschkörper ausgleiche und ihn in Zuckungen versetze. 1790 Matthew Baillto fördert durch genaue Beobachtung und Darstellung die pathologische Anatomie. — Thomas Bewick setzt an die Stelle des Holzschnitts den Holzstich, indem er anstatt des Schneidemessers den Grabstichel zur Bearbeitung der aus bestem jungem Buchsbaumholz präparierten Platte benutzt. — Jean Charles Bonla bestimmt mit einem Pendel, welches einem mathe- - 252 — 1790 matdsohen Pendel möglichst nahe kommt, nach der von Mairan (s. 1735 M.) vorgeschlagenen Methode der Koinzidenzen die Größe der Beschleunigung, welche ein frei fallender Körper durch die Schwere erlangt imd findet deren Wert für die Breite von Paris und die Höhe der Meeresfläche zu 9,80896 m/sec. (S. 1673 H.) 1790 Wann die Kalander (Glacier- imd Satiniermaschinen) erfunden worden sind, ist nicht festzustellen; jedenfalls findet sich in Leonardo da Vinci*s Papieren die Skizze eines solchen, aus zwei Zylindern bestehenden Apparats. Den ersten dreiwelligen Kalander mit zwei hölzernen und einer Metallwalze mit Glühbolzenheizung hat nach den „Transactions of theSoc. for Encour.'* XV, S. 269 Bunttae konstruiert. — Ernst Friedrich Chladnl erfindet das Euphonium, ein Musikinstrument, welches aus Glasröhren (Gläsern) mit harmonisch abgestimmten Tönen be- steht, die mit benetzten Fingerspitzen zum Klingen gebracht werden. Das Euphonium dient auch zur wissenschaftUchen Untersuchung der Schall- schwingungen. — Der Engländer Thomas CNffortf baut die erste Maschine zur Herstellung von Eisennägeln. Bei derselben wird das glühende Metall zwischen zwei mit entsprechenden Vertiefungen versehenen Walzen zu Nägeln geformt. — Dem Mechaniker Nicolas Jacques Contf in Paris gelingt es, gleichzeitig mit Joseph Hardtmuth, durch Mischen von geschlemmtem Graphit mit Ton eine Komposition von jedem gewünschten Härtegrad zu erzeugen und damit die Bleistiftfabrikation zu begründen. — D^odat G. S. T. Gratet dt Ddomlfii imterscheidet zuerst zwischen gewöhn- lichem Kalk und Bitterspat, der nach ihm Dolomit genannt wird. — H. I^. J. Drei konstruiert ein Prägestoß werk, bei welchem ein aus drei Teilen bestehender, sogenannter gebrochener Prägering dem unter dem Prägedruck stattfindenden Ausbreiten der Platte eine stets gleiche Grenze setzt und so Gestalt, wie Größe der Münze genau bestimmt. Gengembre verbessert diese Vorrichtung, indem er den King nicht teilt, sondern als ein ganzes Stück herrichtet. H. L. J. Droz ist mit seinem Bruder P. J. Droz der Ver- fertiger der unter dem Namen „Androiden** bekannten Automaten, die i. J. 1904 von Emil Frölich in Berlin wieder hergestellt werden. — Oliver Evans konstruiert eine Gipsmühle zum Zerkleinem des Bohgipses. Dieselbe besteht im wesentlichen aus einer horizontal liegenden eisernen Schraube, die sich in einem Trog dreht, dessen Boden rostförmig ge- staltet ist. — Mtort in Freiberg führt die Fässeramalgamation ein, indem er die Erze mit Quecksilber imd Wasser in stehenden hölzernen Fässern mit eisernen oder kupfernen Scheiben lebhaft bewegt. Ruprecht verbessert diese Art der Amal- gamation, indem er um eine horizontale Achse drehbare hölzerne Fässer anwendet und die Erze vor der Behandlung mit Quecksilber und zuge- gebenen MetaUplatten röstet. Später kommt als Vorbehandlung vielfach das chlorierende Kosten der Silbererze in Anwendung, wobei ein inniges Gemisch von Erzteilchen und Kochsalz in Gegenwart von Schwefelsäure abgebenden Sulfaten einer hohem Temperatur ausgesetzt wird. Eine Abart der Fässeramalgamation ist die Bottichamalgamation (Tinaprozeß), die in Südamerika viel angewendet wird imd neuerdings von Francke (1884) da- hin verbessert worden ist, daß er die Erze chlorierend röstet und die Zer- setzung durch Zusatz von Kochsalz, Berührung mit Kupfer und Einleiten von Wasserdampf in die Bottiche befördert. — Der Kunstsammler und Händler Qlomy in Paris erneuert die aus dem 12. Jahrhundert stammende Technik, mittels öl-, Tempera- oder Wasser- farben Bilder auf die Rückseite von Glasplatten oder Glasgefäßen auf- — 253 — 1790 zutragen und durch eine Fimisschicht zu schützen. Derartige Gläser werden seitdem nach ihm ,,Verre8 eglomis^»" genannt. 1790 Der englische Chemiker Charles CkiWMi entdeckt, daß durch Behandlung des rohen Rühöls mit 1 bis l^/o Prozent konzentrierter Schwefelsäure die schleimige Substanz, die das Ol dickflüssig und imdurchsichtig macht, verkohlt wird und daß das so behandelte öl durch Waschen mit Wasser und Filtration klar imd leichtflüssig wird. Das Verfahren wird von Th6- nard, Cogan, Michaud u. a. verbessert und auch für andere öle und Fette angewendet. — Friedrich Albert Carl Qmi braucht zuerst die Bezeichnung „Pharmakologie** für die Lehre von den Arzneimitteln. Später wird das Wort in anderem, speziellerem Sinn für die Lehre von der Wirkung der Arzneimittel auf den tierischen Organismus gebraucht. — James Hall in Edinburg macht die ersten geologischen Experimente und liefert den Nachweis, daß geschmolzene Gesteinmassen glasartig oder kry- stailinisch erstarren, je nachdem sie rasch oderjangsam abgekühlt werden. So erhält er beim Erhitzen von Kreide im verschlossenen Flintenlauf ein krystalliniBches, marmorähnliches Erstarrungsprodukt; so gelingt es ihm, feuerflüssigen Basalt durch langsame Abkühlung krystallinisch erstarren zu lassen. — F. C. Hoffmann entdeckt in der Chinarinde die Chinasäure, deren Formel von Liebig 1837 zu C7H12O« festgestellt wird, und die nach ihrem ganzen Verhalten eine Hezahydrotetraoxybenzoesäure darstellt. — • John Hunter schafft im Anschluß an die Lehren von James Moore, wie aus seinem posthum veröffentlichten Werke „On the nature of the blood, inflammation and gun shot wounds'* hervorgeht, die wissenschaftlichen Grundlagen für die Erkenntnis des Vorgangs der Heilung getrennter Teile und tritt mehr für das unblutige Verfahren mit Anlegung von Binden, Heft- und englischem Pflaster, als für das Nähen ein. — JSfwr wendet zuerst die Polyederprojektion an, die bei der neueren preußi> sehen Landesaufnahme, bei der Karte des Deutschen Reichs 1:100000 und der neuen Spezialkarte der österreichisch - ungarischen Monarchie 1:75000 angewendet wird. — Der englische Fabrikant James Kelr zu Westbromwich entdeckt die von Schönbein 1836 näher untersuchte „Passivität" des Eisens, welche darin besteht, daß das Eisen, welches an sich durch schwache Salpetersäure leicht zersetzt wird, von der schwachen Säure nicht mehr angegriffen wird, wenn es zuvor in konzentrierte Salpetersäure eingetaucht wurde. — Kelth konstruiert eine als Nivellierinstrument dienende Quecksilberwage, bei welcher zwei vierseitige prismatische Gefäße von 3 cm Weite durch eine 50 cm lange Röhre von 1 cm Durchmesser, die mit Quecksilber ge- füllt ist, verbunden sind. Auf den Oberflächen der Quecksilbersäulen schwimmen zwei mit Dioptern versehene Elfenbein Würfel, die, wie die Diopter selbst, gleich hoch und schwer gewählt sein müssen. Das Instru- ment erlaubt sehr genaues Nivellieren. — William Kelly in Lanark betreibt die erste Mulemaschine (s. 1776 C.) mit Wasserkraft. — Martin Heinrich Klaproth entdeckt in der Pechblende ein neues Metalloxyd, das üranoxydul, imd im Zirkon von Ceylon eine neue Erde, die Zirkonerde. — Martin Heinrich Klaprotti bedient sich bei der Analyse des Karlsbader Sprudels, wie Becher das Jahr zuvor (s. d.), der alkalimetrischen Titrie- nmg, deren Methode er wesentlich verbessert. — Die von Antoine Laurent Lavoisitr aufgestellten Grundsätze, daß von dem Gewicht der Materie durch chemische Operationen nichts verloren gehe — 254 — 1790 und nichts neu erzeugt werde, fangen jetzt an, allgemeine Geltung zu ge- winnen und üben einen großen Einfluß auf die quantitative chemische Analyse aus, der vor allem jetzt Kirwan, Richter (1790—1800), Black (1794), Elaproth (1796), Valentin Rose d. J. (1803—06), Bucholz (1803), Vauquelin und Proust (1806) ihre Bestrebungen zuwenden. 1790 Der Oberst-Stallmeister Graf von Untaian gründet in Berlin die erste Tier- arzneischule (die jetzige tierärztliche Hochschule), — Joseph Michel MonlgoHltr äußert bereits den Gedanken der Äquivalenz der Wärme und mechanischen Arbeit. — Der englische Uhrmacher Miidgo erfindet an der Uhr die freie Hemmung mit konstanter Kraft, bei welcher der Regulator seine Oszillationen fortsetzt, während das Hemmungsrad von einem besondern Einfall aufgehalten wird. — Bertrand MMItr entdeckt das im Gegensatz zu dem von Gengembre (s. 1783 G.) dargestellten leichtentzündlichen Gas schwerentzündliche Phos- phorwasserstoffgas, das 1812 von Davy näher untersucht wird. Auf die Analogie des Phosphorwasserstoffs mit dem Ammoniak macht 1826 H. Rose aufmerksam. — Marc Auguste Pldit gibt in seinem „Versuch über das Feuer" eine Er- klänmg der Taubildung, wonach der Boden sich durch nächtliche Aus- strahlung um so ausgiebiger abkühle, je weniger er von einer schützenden Wolkendecke daran verhindert werde xmd wonach der sogenannte Taufall am meisten in mondhellen, klaren Nächten stattfinde. — Edme Ragnltr erfindet das Feder-Dynamometer, das eine praktische An- wendung, namentlich zur Messung der Zugkraft der Pferde, des Wider- stands der Wagen auf Straßen, der Ackergeräte usw. findet, und das 1806 von Burg wesentlich verbessert wird. — Der Engländer Thomas Saint nimmt ein Patent auf eine Kettenstich - maschine, die zur Herstellung von Schuhen und Stiefeln bestimmt und als Yorläuferin der Nähmaschine zu betrachten ist. — Horace Benedict dt Sautiurt konstruiert ein Diaphanometer, um ein Maß für die optische Durchlässigkeit der Luft zu gewinnen und erfindet im folgenden Jahre das Cyanometer, eine Vorrichtung, die es ermöglicht, eine annäherungsweise Messung der Intensität des Himmelsblau zu machen. Andere Cyanometer werden von Parrot (Rotationscyanometer) und Arago (Polarisationscyanometer) konstruiert. — John Slndalr erfaßt zuerst die Aufgabe einer nationalökononuschen Be- trachtung der Landwirtschaft und betritt zuerst den Weg der statistischen Forschung auf diesem Gebiete. — Christian Konrad Sprengtl macht die Entdeckung der Dichogamie, d. i. des ungleichzeitigen Reifwerdens von Staubgefäßen und Narben in Zwitter- blüten, einer Einrichtung, die auf Fremdbestäubung (s. 1793 S.) abzielt. — Der Engländer Thomas Tarnball erfindet das Glätten (Satinieren) des Papiers. — James Watt soll die zum Rauh- imd Klarschleifen der Spiegel noch jetzt viel benutzte Fliegrahmenmaschine (Fly frame machine) erfunden haben. Eigentümlich ist dieser Maschine, die zwei Schleifstände gleichzeitig bedient, die mechanische Führung ihrer, die Obergläser tragenden Schleifkisten, d. i. der Fliegrahmen, durch die Glas auf Glas mit doppelter Drehung in der Horizontale herumgeführt wird. — Nachdem schon 1728 von FayoUe der Vorschlag gemacht worden war, Bleiröhren durch Walzen zu strecken, wird dies Verfahren mit vollem Er- folg und in beträchtlichem Umfang von John Wllklnton durchgeführt. — Robert Wlliaii in London nimmt eine vollständige Reformation in der systematischen Einteilung und Klassifizierung der Hautpathologie auf Grund- lage der primären Effloreszenzen vor. Er beschränkt den Krankheits- — 255 — 1790 begriff „Herpes** zuerst durch exakte Unterscheidung auf gruppenweise auftauchende akut verlaufende Bläscheneruptionen, die sein Schüler Thomas Bateman dann in sechs verschiedene Klassen einteilt. Desgleichen gibt er eine eingehende Charakteristik des Erankheitsbegriffes „Ekzema", der vor ihm vielfach, insbesondere von Aetius von Amida, Paulus Aegineta, Gror- raeus u. a. beschrieben worden war. 1790 Reinhard Woltmann erfindet den nach ihm benannten hydrometrischen Flügel zur Bestimmung der Geschwindigkeit von Wasserläufen und Be- rechnung der Wassermengen daraus. — Peter Woiilfe benutzt zuerst die nach ihm benannte zwei- oder dreihalsige Woulfe'sche Flasche, die als Eondensations-, Waschflasche usw. benutzt wird und in der Technik aus Steingut hergestellt als Bombonne vielfach, namentlich in der Fabrikation der Salzsäure gebraucht wird. — Der Eattundrucker Johann Zubtr in Mühlhausen betreibt zuerst das An- einanderkleben echelonnierter Papierbogen zur Tapetenfabrikation fabrik- mäßig. 1791 Aken empfiehlt ein Löschpulver aus schwefelsaurem Eisen, Alaun, rotem Eisenoxyd und pulverisiertem Lehm, das mit Wasser angerührt zum raschen Löschen des Feuers dienen soll. — Der englische Ingenieur John Barbar erfindet eine Maschine, in welcher er ein Gemisch von Luft und Gas als treibende Eraft benutzt, wobei das Gas in einer besonderen Retorte durch Erhitzen von Holz, öl, Eohle usw. erzeugt wird. (S. a. 1680 H.) Eine ähnliche Maschine gibt 1794 Robert Street an. — Charles Francis BMUtMll|ll-BMU|ir< entwickelt zuerst auf seiner bis 1793 unternommenen Forschungsreise aus perspektivischen Handzeichnungen der von ihm berührten Eüstenstriche topographische Pläne derselben. Auf diese Weise stellt er u. a. eine Earte eines Teiles von Vandiemens- land und von der Insel Santa Cruz her. — Claude Louis Btrthollat erkennt zuerst, daß der Indigo durch Sauerstoff - entziehung löslich wird und die blaue Farbe verliert, an der Luft dieselbe aber durch Sauerstoff absorption wieder erhält. Eingehender wird der Vor- gang 1817 von Döbereiner und Chevreul studiert, die das Indigweiß als aus dem Indigblau durch Zutritt von Wasserstoff entstehend betrachten. — Johann Lucas Boftr, Eaiserlicher Wundarzt in Wien, begründet eine neue Epoche der Geburtshilfe durch Einschränkung der operativen Eingriffe. — Der französische Baumeister Fran9ois Cointsraux führt den bereits im Alter- tume bekannten, seitdem vergessenen Pis6bau wieder in die Bautechnik ein. Der Pisöbau wird mit lehmiger Erde oder einer Mischung von Ealk- brei und Eies in der Weise ausgeführt, daß zunächst doppelte, einander parallele Bretterwände errichtet werden, zwischen denen die Pis6masse fest- gestampft wird. Nach ihrer Erhärtung werden die Bretterwände beseitigt. (S. a. 1828 R.) — Pierre Joseph DeMult erfindet den nach ihm benannten Verband zur Be- handlung des Schlüsselbeinbruches. — Nachdem A. F. Vogel 1771 eine partielle Operation eines Eropfes mit vorausgehender Unterbindung der zuführenden Gefäße ausgeführt hatte, macht Pierre Joseph DeMult am 20. Mai zum erstenmal eine völlig typische Exstirpation einer Eropfhälfte an einer Frau. — Nachdem poröse oder aus Bergmehl (Infusorienerde) hergestellte Steine schon den Alten unter dem Namen „schwimmende Ziegel" bekannt waren, nimmt Giovanni FabbronI deren Fabrikation aus einem bei Santa Fiora in Toskana vorkommenden Bergmehl wieder auf, die dann überall da, wo Infusorienerde sich findet, angefertigt werden. — 256 — 1791 1791 Der französische Kartograph Dupalii-TrM veröffentlicht die erste Höhen- schichtenkarte eines Landes, nämlich Frankreichs. Er gibt in feiner Punk- tierung die Niveaulinien von zehn Toisen Schichthöhe, während er die 50- und lOO-Toisenkurven kräftiger hervorhebt. (Vgl. auch 1728 C.) — Qniigler in Annonay entwirft eine Rauhmaschine, die aus einer schnell umlaufenden zylindrischen Trommel besteht, auf der rundherum reihen- weise Karden angebracht sind. Eine ähnliche Maschine wird von John Douglas 1802 nach Frankreich gebracht imd seit 1807 auch in Deutsch- land viel gebraucht. (S. a. 1684 D.) — William Qrafor entdeckt das Titanoxyd (Titansäure) im Titaneisen (Mena- chanit). — John Hoylt verbessert die Cooke'sche Dampfheizung (s. 1745 C), indem er den Dampf durch Röhren in, rundum oder über den zu erwärmenden Raum führt. Der Dampf steigt bis an den höchsten Punkt und wird, in- dem er langsam niedersinkt, zu Wasser verdichtet, das sich in einer 2^terne sammelt. — Alexander von HumboMt führt die ersten Bestimmungen des Kohlensäure- gehalts der Luft aus, denen später solche von Fourcroy (1801) und Thönard (1813) folgen. (S. a. 1804 S. und 1872 S.) — Michael Kag in Mühldorf am Inn verfertigt zuerst Dachpappe, die er mit einer Mischung von Steinkohlenteer, Firnis und Staubmehl versieht. Un- gefähr gleichzeitig wird dieselbe Erfindung von dem schwedischen Admi- ralitätsrat Faxa gemacht. — Wolfgang von Kompelon beschreibt in seinem „Mechanismus der mensch- lichen Sprache" die Sprech Werkzeuge und die Art, wie die in den euro- päischen Sprachen vorkommenden Laute gebildet werden. — Kiuii in Prag konstruiert ein mit einem Orgelwerke verbundenes Pianoforte, das aus einem flügeiförmigen Kasten mit zwei Manualklavieren von je 65 Tasten und einem Pedalklavier von 25 Tasten besteht, und im ganzen 230 Saiten und 21 Register umfaßt. Kunz nennt sein Instrument Or- chestrion. (Über andere Instrumente dieses Namens s. 1785 V. und 1850 K.) — Dem französischen Chemiker Nicolas Loblanc gelingt es, die Soda auf künstlichem Wege aus dem Kochsalz herzustellen, indem er zu dem Ge- misch von Glaubersalz und Kohle einen Zuschlag von Kreide macht, wo- durch erst die Bildung von kohlensaurem Salz ermöglicht wird. Mit dieser Entdeckung wird nicht nur im allgemeinen dem dringenden Be- dürfnis der Industrie nach erleichtertem Bezug von Soda abgeholfen, sondern namentlich auch der gewaltige Aufschwung der Seifenindustrie bedingt, die jetzt imstande ist, statt vorzugsweise mit Holzasche und Pottasche zu arbeiten, feste Natronseifen herzustellen. Nach St. Maurice Cabany*s in der „Revue generale biographique" 1845 gemachten Angaben wäre nicht Leblanc, sondern Michel Jean J6rome Diz6 der Erfinder des Leblancprozesses. (S. a. den betreffenden Aufsatz von Schelenz, Chem. Ztg. 1906, 1191.) — James Parker verwendet zuerst zum Brennen der Ziegelsteine Torf. (S. 1638 W.) — Nathan Rtad beschäftigt sich mit der Damp&chiffahrt und dem Bau von Dampfwairen. Er erfindet einen stehenden Wasserröhren kessel, bei dem eine Anzahl dünner unten geschlossener Röhren in den Feuerraum herab- hängen. Ein derartiger Kessel wird von George Stephenson in seiner Loko- motive „Rocket" verwendet. Später führt sich diese Art von Kesseln fast ausnahmslos für Lokomotiven und Lokomobilen ein. — James Saditr beschreibt eine nach Art des Segner'schen Rades gebaute Reaktionsturbine, die indes nicht zu praktischer Anwendung gelangt. Darmitaedter. 17 — 257 — 1791 1791 SmithBon Ttmuuit isoliert den Kohlenstoff ans Eoblensänre, indem er Phosphordämpfe über glühenden kohlensauren Kalk leitet. Dieser Versuch bewirkt im Zusammenhang mit Lavoisier's Angaben (1773 L. und 1775 L.)» daß die meisten Chemiker endlich die wahre Zusammensetzung der Kohlen- säure anerkennen. 1792 Georg Joseph Bmr begründet mit seinem Buche ,,Lehre der Augenkrank- heiten" eine neue Aera in der Augenheilkunde. — Th^dore Pierre Btrtlii verbessert das Taylor'sche Stenographiesystem (s. 1786 T.) imd begründet damit die französische Kurzschrift, wie sie in Frankreich, namentlich mit den Umarbeitungen von Pr^vost (1827) und Delauny (1866), noch jetzt angewendet wird. Daneben hat sich neuer- dings das System von Duploy6 (s. 1867 D.) entwickelt. — Augustin dt Bitaneourt publiziert in seinem „Memoire sur la force expan- sive de la vapeur" ausgedehnte Versuche über die Spannkraft des ge- sättigten Wasserdampfes und ist der erste, der seine Untersuchungen auch auf die Spannkraft anderer Dämpfe, wie des Alkoholdampfes ausdehnt. — Bonnamaln konstruiert im Anschluß an Triewald's Vorschläge (s. 1716 T.) ein Warmwassersystem zu Heizzwecken, dessen erste Ausführung 1812 in Petersburg erfolgt, das dann von Braithwaite in seinem Hause in Kendal benutzt und von 1816 ab durch den Marquis de (IQiabannes allgemeiner bekannt wird. — Zu etwa gleicher Zeit wie Parker (s. 1787 P.) stellt Johann Adam Brtyrif — xmter Anlehnung an die Panorama-Zeichnung von Mich^ly du Creet (s. 1755 C.) — ein Panorama- Rundgemälde her. Derartige Rxmdgemälde werden fortan häufig Gegenstand der öffentlichen Schaustellung. — Der Artillerieleutnant MI schlägt dem englischen Gewerbeverein vor, die Verbindung eines gestrandeten Schiffs mit der Küste mittels eines Gre- schützes (Mörsers) zu bewirken, an dessen Kugel ein Seil befestigt ist. Es ist dies die erste Erwähnung des Rettungsmörsers. — Die Gebrüder Claude und Ignace Urbain Ohappt schaffen gemeinsam mit DolMinay und BriciMt ein System optischer Telegraphen, wozu sie behufs Wahrung des Geheimnisses die Modelle in Frankfurt a. M. anfertigen lassen, und legen dasselbe dem Konvente der Französischen Republik vor; sie machen die ersten eingehenden Versuche über die Sichtbarkeit ver- schiedenartig gefärbter Körper und farbiger Lichter und stellen dabei die heute noch geltenden Grundsätze für die Anordnung optischer Signale fest. — Die GhMnlsclM Fabrik in Javtl bringt unterchlorigsaures KaU in Lösung als Bleichflüssigkeit in den Handel, die als „Eau de Javel'' oder „Eau de Javelle" bezeichnet wird. — Ernst Friedrich ChMni zeigt zuerst, daß außer den Transversal- schwingungen bei Saiten Longitudinalschwingungen vorkommen, bei denen die einzelnen Teile der Saite nicht aus der Richtung der Saite heraustreten. — Johann Peter Fnnk legt durch sein „System der medizinischen Polizei" die Grundlage für alle späteren Arbeiten auf dem Gebiete der öffentlichen Ge- sundheitspflege, namentlich auch der Hygiene der Städte, wie er auch als Autorität auf dem Gebiet der gerichtlichen Medizin zu betrachten ist. — Nachdem schon im Altertum Celsus, Aretaeus und Galenus Leidenden geeignete klimatische Gegenden, wie z. B. Ägypten, oder längere Seefahrten vorgeschrieben hatten, tritt Qrtgory mit seinem Buche „De morbis codi mutatione medendis" für die klimatischen Kuren ein, die bald vielfach empfohlen werden, und um die sich in der Neuzeit insbesondere Niemeyer, Beneke und Oertel große Verdienste erwerben. (Vgl. auch 1210, 1749 M.) — 258 — im 1792 Renö Just Hauy macht genaue Versuche über das spezifische Grewicht der Mineralien mit Hilfe der Nicholson'schen Senkwage und berichtigt die bis dahin geltenden Angaben von Brisson. — Thomas Charles Hopi entdeckt in einem 1787 bei Strontian in Argyleshire aufgefimdenen Mineral eine neue eigentümliche Erde, die er nach dem Ursprung Strontianerde nennt. — Fran^ois Hubtr macht wichtige Untersuchungen über die sozial lebenden Insekten, namentlich die Ameisen und Bienen, mit denen sich später auch sein Sohn Jean Pierre (1810) beschäftigt. — Pierre Simon dt LapISM schlägt vor, den Tag in 10 Stunden zu 100 Mi- nuten zu 100 Sekunden einzuteilen. — Johann Tobias Lowiti entdeckt den Traubenzucker. — Der Physiker Martin von Maram bemerkt, daß, wenn durch eine mit Sauerstoff gefüllte Bohre ein elektrischer Funke schlägt, eine Ver- änderung des Sauerstoffes mit eigentümlichem Geruch vor sich geht. (S. 1839 S.) — Nachdem im Anschluß an Mouton's (s. 1670 M.) Ideen Brisson den Vor- schlag gemacht hatte, das ganze Maßsystem auf eine natürliche Länge zu gründen, beschließt eine aus Borda, Lagrange, Laplace, Monge und Con- dorcet zusammengesetzte Kommission der Akademie, den vierzigmillion- sten Teü des durch Paris gehenden Erdmeridians als Maßeinheit festzu- setzen. Im Anschluß hieran beginnen Modialii und Dolamki die Grad- messung zwischen Dünkirchen und Barcelona, die später durch eine größere Kommission, an deren Spitze Laplace steht, beendet wird und 1800 (s. Prieur) zur definitiven Einführung des Meters führt. — William Munloch verwendet das Steinkohlengas zur Beleuchtung der Maschinenfabrik von Boulton & Watt in kleinerem und von 1798 ab in großem Maßstabe. Er hat demnach zweifellos die Priorität vor Philippe Lebon, der das Leuchtgas, welches er durch Vergasung von Holz erhält, 1792 nur in seiner Thermolampe und erst 1799 in dem Feuer eines Leuchtturms des Hafens von Havre anwendet. Wohl aber kann Mincke- laers (s. 1783 M.) als der eigentliche Urheber der Idee bezeichnet werden. — Johann Friedrich Wilhelm Otto erklärt zuerst in seinem „Abriß einer Naturgeschichte des Meeres" eine Zirkulationsbewegung zwischen polaren und äquatorialen Meeresräumen, die sogenannte Vertikalzirkulation der Ozeane, für wahrscheinlich. — Bertrand MMItr zeigt, daß sich das Zinn in zwei Verhältnissen mit Sauerstoff vereinigt und so zwei Reihen von Salzen bUdet. Berzelius nimmt 1812 drei Verbindungen an, widerruft dies aber 1817, so daß die Frage erst 1832 durch Fuchs, der die Existenz von Zinnoxyd nachweist, völlig geklärt wird. — Bertrand PMIttler stellt das Zinnchlorür (Zinnsalz) durch Lösen von Zinn in konzentrierter Salzsäure dar. Später findet dieses Salz ausgedehnte Verwendung in der Färberei. — Jacques Constantin Pirler nimmt ein Patent auf die „liegende** Dampf- maschine. — Der französische Mediziner Philippe PInol spricht zuerst den Gedanken von der analytischen Methode der pathologischen Forschung aus imd wendet denselben praktisch in der Lehre von der Entzündung an. Er iBt als der Reformator der Irrenbehandlung zu bezeichnen. Er beseitigt die Ketten der Geisteskranken, öffnet ihre Kerker und schafft ihnen ein menschenwürdiges Dasein, indem er eine zweckmäßige physische Behand- lung einführt. — Jeremias Benjamin Richter weist für die Vereinigung von Säuren und Basen 17* — 259 — 1792 unter Bildnng von neutralen Salzen die Konstanz der Gewichts Verhältnisse nach. (S. 1777 W.) 1792 Jeremias Benjamin Rlchtir stellt zuerst die relativen Gewichtsmengen, in welchen sich die Säuren und die Basen miteinander verbinden, in Form von Reihen zusammen. Die Gewichtsmengen aller alkalischen und erdigen Basen, welche einerlei Menge einer gewissen Säure, z. B. 1000 Gewichts- teile Schwefelsäure sättigen, nennt er die Ma